Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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Bringgeld in Lũbeck. Durch die Post bezogen oͤhne u iain u.e 9* Acu 
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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund. — — 
Amtsblatt der freien und hansestadt Lübed 16b2. Jahrgang Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die 
Beiblatt: Gesetz und verordnungsblatt : — dũrstentũmer Ratzeburg, Lübed und das angren⸗ 
vαννννν — ν ν νæé jzende medllenburgische und holsteinische Gebiet 
Druc und Verlag: Gebbruder Borchers Gem. b. S m Cũbea. — Geschãrtstelle Adren daus iRniaitt. a4s). Setniptecler 000 u. qnol. 
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Ausgabe . Giete Ausgabe) greitag, den 29. März 1912. Abend⸗Blatt Ur. 165. 
Spitzen eine Wiederherstellung der früheren einheitlichen Or— liberalen Organisation entstanden sind. Mit anderen Worten: 
Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt. ganisation verlangt wird. Dadurch allein ist die Geschlossen- es darf innerhalb der nationalliberalen n 
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7* heit und Schlaägfertigleit der Partei wieder herzustellen und die Politik getrieben werden, durch die die Selbständigkeit der 
— — d bentiuen Nummer Sii— nheinliche Lenung und Zusammenwitung aller Krafie surs offiziellen Parteileitung und der Frattionen beeintrachtigt wird 
Nnichtamtlicher Teil. Wohl der Partei durchzuführen. Der Antrag richtet sich des— und das Ansehen der Partei nach Innen und Auhen geschädigt 
halb auch nicht gegen irgend welche Persönlichkeiten, sondern wird Würde aber die einseitige Organisation der jung— 
ist nur rein sachlich gedacht und will weiter nichts als Mißstände liberalen Vereine nicht beseitigt werden und die Jugend hart— 
Die — in der nationalliberalen Partei. beseitigen, die die einseitige Jugendorganisation innerhalb der näclig darauf bestehen, ihre eigenen Wege innerhalb der Partei 
— Gesamtpartei im Laufe der Jahre hervorgerufen hat. Insbe— auch ferner gehen zu wollen, so würden die Alten sich genötigt 
e esniluen Qenmeg Lubed. 29. Marz. sondere soll Bassermann dadurch in keiner Weise belämpft, sehen. sich gleichfalls selbständig innerhalb der Partei zu 
noncern igen Auseinandersetzungen innerhalb der na— sondern im Gegenteil ganz hervorragend gestützt werden, indem organisieren, damit hierdurch das Gleichgewicht beider Teile 
onalliberalen Partei drehen sich u. E. im wesentlichen um er von diesem einseitigen Druc verderblicher Einflüsse, die die in der Partet wieder hergestellt sein würde. Es ist aber zu 
zwei Punkte. Einmal herrscht in weiten Kreisen der Partei juneliberale Organisation ganz ohne Zweifel ständig und in heffen, daß bei beiderseitig gutem Willen ein Ergebnis er— 
tine tiefe Mibstimmung über die derzeitige politische hohem Maße auf seine Führung ausgeübt hat, befreit wird. reicht wird, durch das die Partei einheitlich und geschlossen 
und Linlsorientierung der nationalliberalen Reichs⸗ Er bekommt dadurch für seine Ideale wieder freie Bahn aus der Krisis hervorgeht. 
e und ihr Verhalten bei der Präsidentenwahl, daß und hat dann die gange Partei geschlossen hinter sich, was ———— 
nationa lliberale Abgeordnete sich nicht gescheut haben, Bebei heute durch die einseitige Ruüͤcgsichtnahme auf die Jungliberalen — 
ihre Stimme Zu geben. Zum anderen macht man für diese nicht der Fall ist. Auch die Klagen, die Friedberg mit Recht Inkrafttreten der Krankenversicherung der Reichs⸗ 
Entwidluns die jungliberalen Einflüsse verantwortlich, und da über die Jungliberalen zu erheben gehabt hat, werden damit versicherungsordnung. 
sich die Alten von den radilaleren Elementen der Jugend, von verssummen und die absolut notwendige Einigkeit in der Partei 
denen sich die Jugendorganisation leider nicht zu trennen wieder hergestellt werden. Es ist nun außer Zweifel, daß die Unfallversicherung nach 
versteht, nicht weiter mehr zurüddrängen lassen wollen, so Bei einigem guten Willen ouf beiden Seiten wird sich die der Reichsversicherungsordnung am 1. Januär 1013 in Kraft 
geht das Bestreben dahin, den Einfluß der nationalliberalen geschlossene Einheit und Einigkeit der Partei erreichen lassen, so tritt. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens des Teiles Kranlen⸗ 
Jugend nicht zu brechen, sondern nur gleichberechtigt daß damit wieder einmal die Prophezeiungen des Berliner persi herung steht noch nicht fest. es darf aber als ausge— 
mit den Alten zu stellen, di h. ihre Organisation mit beson⸗ Tageblattes vom bevorstehenden Untergang der Partei der shlossen gellen, daß es der 1. Januar 1013 sein lann. Zwar 
derer Spitze und Parteitag. die bisher gewissermahen eine Partei Reichsarundung in ihr Nichts verfallen Warum sollen die hat im Reichstage innast Winisterialdirettor Drt. Casp ar mit 
in der Gesamtpartei gebildet hat, zu ändern und den Reichs— Jugendvereine auf einer besonderen Organisation innerhalb der geteilt. daß die Krankenversicherung vielleicht am 1. Zuli in 
derbandsvorstand der Jugendoereine im Zentralvorstand der Partet bestehen? Haben sie doh wie kaum in einer anderen Hraft eten wird nun sind aber zur Inkraftsetzung sehr um. 
Gesamtpartei aufgehen zu lassen. Keine andere burgerliche Partei Gelegenheit, sich innerhalb der Organisationen der ein⸗ fangreiche Vorarbeiten nötig. Es wird auch bald nach Ostern 
Partei hat die Entwicklung ihrer Jugendorganisation fo ge— zelnen Wahlkreise und Landesteile zu betätigen und dort ihre wieder eine Besprechung mit den Ministerialreferenten der ver⸗ 
stellt wie die nationalliberale Partei und Eugen Richter hat Ansichten zum Ausdruck zu bringen und ihnen Geltung zu vwer— schiedenen Bundesstaaten im Reichsamt des Innern abgehalten 
Zeit seines Lebens mit allen Mitteln die Bildung schaffen Auf eine besordere Organisalion aber, werden bei der sich herausstellen wird wie weit die Borberei; 
freisinniger Jugendvereine verhindert, und auch heute duldel wie ße seither bestand, müssen die Jugendvpereine sungen in den ngelnen Bundesstagten gediehen sind. Diese 
die fortschrittliche Vollspartei nicht, daß die nach Richters verzichten im wohlverstandenen Interefse der Vorbereitungen sind Aufaabe der Landesbehörden und lönnen 
Tode entstandenen Jugendvereine eiwa ihre eigenen Wege Gesamtpartei, die eine Spaltung in zwei sich pon der Reichsbehörde nicht in die Sand genommen werden. 
gehen. ihre eigenen Parteitage abhalten und den Alen widerstrebende Teile nicht länger vertragen Aus Bundesratslreisen wird uns dazu mitgeteilt, daß die arö— 
vorschreiben, was sie in politischen Fragen zu tun und zu hann und dulden darf Gegenseitiges Sich-Verstehen- heren Einzelstaaten mit den sehr umfangreichen äußerst schwie— 
lassen haben. Das dürfte sich in erster Linie das Beruner lernen tut not, und das wird nur möglich sein, wenn es in uan Borarprien ri denen die mannigfachsren und viel— 
Tageblatt merken, das lich gegenwärtig als den Anwalt der einer gemeinsamen großen Organsation versucht wird, und nicht gestattigen Verhältnisse unseres wirtschaftlichen Lebens berüd 
angeblich bedrängten Jugend der nationalliberalen Partei auf— in getrennten, verschiedenen Spitzen unterstellten Vereinen, die sichtigt werden müssen, noch ziemlich weit zurüd n Die 
spielt, und das als Leiborgan derienigen Jungliberalen, die nur lose Fühlung miteinander haben. Frankenlassen müssen eine völlig neue äuhere und innere Organi. 
schon längst aus der nationalliberalen Partei ausgeschlossen Um zu diesem wünschenswerten Ziele zu gelangen, müssen sation erhalten. Die Einrichtung der anplranlenen die 
gehören, in der Abendausgabe vom 25. d. M. u. a einen Härten und Schärfen auf beiden Seiten vermieden werden und Versicherung der Sausgewerbetreibenden, der unständigen Ar— 
Artikel bringt, der gegen den hochderdienten Führer und Abge— nüssen vor allem die jungliberalen Auslassungen im Berliner beiter. der in Wandergewerbebetrieben Beschäftigten ufw. setzen 
ordneten Dr. Friedderg, der erst vor hurzem sein 251ähriges Tageblatt unterbleiben, die sicherlich in keiner Weise dagu beir deltaehende Erhebungen und Feststellungen voraus Da s 
Parlamentarier⸗Jubiläum gefeiert hat, solch gemeine tragen können, Einigkeit und Frieden wieder herzustellen. Die aus manchen Zweckmähigkeitsgründen nicht ratsam erscheint, die 
Schmähungen und Verunglimpfungen enthält, wie wertvellen Kräfte in der jungliberalen Bewegung der Partei neuen Verhaltmisse in der Mitte eines Jahres in Geltung treten 
man sie selbst dem Berliner Tageblatt niemals zugetraut hätte. sellen erhalten bleiben, das ist der Wunsch aller, und niemand lassen · wird poraussitlic die Krantenversicherung nach den 
Der Antrag des Zentralvorstandes richtet sich also in keiner denlt daran, die Jungliberalen aus der Partei hiuauszu— enunn det Reichsversicherungsordnung am 1. Januar 
s die lenbeain Jugendvereine, sondern er drängen, aber das Bestreben muß darauf gerichtet sein, die 1914 in Kraft treten. 
egwect nur eine für alle Teile empfehlenswerte Aenderung Geschlossenheit der Partei zu wahren und die Gegensätze aus— —— —— 
der Organisation, indem statt der Organisation mit zwei ugleichen, die durch selbständigen Beschlüsse der jung— 
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Fliege „Machen wir, Teufelsjung, nachen wir! Die Knochen wird aber eins kam zum andern, und da mußte ich darbe be— 
en mir mein Schwager nicht brechen!“ lennen !“ 
Roman von Bor Bodemer. „Wer dann trink jetzt nichts mehr, Onkelchen.“ Glottingk meinte ungehalten: 
(48. Fortsetzung.) Machdrud verboten.) z nahm den Hut ab und „chte kein geistreiches Gesicht. „Ich will nur hoffen, du hast uns nicht ins Gerede 
S iren a Kuaca Dann stülpte er ihn in großem Schwunge wieder energisch auf gebracht!“ 147 
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Aber Onkelhen war vie auß den Hãuschen annst recht haben!. Also machen wir uns dünne, damit von mir?“ 
„Forscher Kerl! Donnerchen donna hen di gefällst mir uns bir undern Bruͤber niht erwisuen — * rna Glottinat zeigte sich als Nuge Evastochter, sie sagte 
sede Minule beffer!“ Sie fuhren in einem Automobil nach dem Hotel zum Prinzen kein Wort. Mochten die Serren sich nur erst einmal gründlich 
Da seufzte Fliege auf Wilhelm und schlossen sich in Meihens Zimmer ein, nachdem verbeihen, und wenn sie ernstlich gneinander gerieten und der 
Schade, daß Erna bun iu der Kellner aber erst ein paar Zaschen Sekt gebracht hatte. Zwed der Uebung ausblieb, suhr sie mit Onkelchen wieder nach 
„Schade, ottingk nicht deine Tochter ist! u2— zn 2e — 
Gerade traten zwei von der gestrigen Tafelrunde an die Und um 9 Uhr waren sie sich klar, wie die Schlacht geschlagen Quaringlenen. k . 
beiden heran, so daß Onlkelchen einer Antwort überhoben werden mußte. „Was ich denle? erwĩderte Glottingt dabß du dich in 
wurde. Nach dem Händeschütteln feierte man das Wiedersehen Onkel setzte sich in eine Droschle, gab dem Kutscher An— Dinge gemischt hast, die dich verdammt wenig angehen!“ 
in den Restaurationsräumen mit einer Anzahl Kognals, nur weisung Fin Pferd nicht zu schonen, vom Automobil wollte „Hast ja gang recht, aber uns tat die Marjell leid! Des- 
Fliege lam er wei nihl hinaug wei er Gabriele nog er nichts wissen, von dem klönne man leicht „seekranl“ werden, halb hab ich mir den Meitzen einmal gründlich begudt! 
slenen muhtee und dazu brauchte er enen Uaren Kopf. behauptete er, und trat bei Glottingks in das Speisezimmer, Und ich muß sagen: ein forscher Kerl, alle Wetter, und das 
Die Kmnpanen danglen Ontelchen, doch hente abend als man sich gerade vom Abendessen erheben wollte. bleibt im Leben die Sauptsache!“ 
wieder zu einer „gemütlichen Sitzung“ zu erscheinen, aber der Der Qerst sagte mit leisen Vorwurf: Ostentativ rückte Erna mit ihrem Stuhl zwanzig Zentimeter 
wollte davon nichts wissen, und das dankte ihm Miege im „Magnus, wir haben bis 199 Uhr auf dich gewartet! näher an Onkelchen heran. Der nidte ihr freundlich zu und 
Stillen. Er mußte heute noch „Fraltur“ mit ihm reden, Die Hausdame erhob sich sofort und verließ das Zimmer. fuhr fort, während sein Schwager Generalmarsch mit dem Brief⸗ 
und das sollte in möglichst nüchternem Zustand unter vier Onkelchen meinte: 4 öffner auf seiner Kniescheibe schlug: 
Augen geschehen! Entschuldigt nur, und nun hat die Bummelei ein Ende!“ Er ist ein Prachtlerl, laß ihm dein Mädel sie will's ja 
Und auch auf „Gabriele“ siegte Meißen! Es war ein Er schüttelte seinem Schwager die Hand und dann Erna, gern! * — 
scharfes Endgefecht gewesen, elf Plierde hatten im Rennen babei zwinkerte er ihr lustig zu. ——5 „Ich lasse mir nichts abtroßen! Sab ihr gesagt, wenn 
gelegen und der Sieg war der denlbar knappste! Dafür war „Nimm Platz und ih, Magnus!“ 55 —5— sie mündig ist, kann sie machen, was sie will, dann sind aber 
das Hallo und Bravo um so größher! „Danke, Eberhard, ist schon besorgt, aber wenn wir drei meine Tochter und ich geschiedene Leute!“ * 
Onlfelchen hatte reichlich viel Kognals zu sich genommen, noch ein Stündchen gemütlich in deinem Arbeitszimmer zusam— „Na na — na na! Sachte mit dem jungen Pferdchen 
er wurde rührselig, Freudentränen perlten ihm in seinen menhocden könnten, wär's nett!“ Eberhard .... da,“ er zog ein blutgetränttes e 
langen Bart. —77 Nachdem sich die Herren Zigarren angebrannt hatten, aus der Tasche: Weibenscher Saft! 
Egal, nl nt 3 u n e n Blechertz erst einmal nachdenklich dem Rauche Um 2 * 
eiern, wie sie fallen! hab auf dich über hun nach, dann sagte er rachh. „Jawoll, rũllte n, „gest — 
beim Totalisator gewonnen, und wenn wir die auch verkümmeln „Alo, Herrschaften, ich hab den Meihzen lennen gelernt!“ auf der Nase!“ 
ennn Rest, g nns recht sein! Aber dann llopfte mit 33 Brieföffner energisch auf h sprang auf. 
schlaf ich diese Nacht im Hotel! eine Kniesheibeee „Onkelchen 
Meihen nahm den gerührten Onkel untern Arm und führte Das hast du mir schon borige Nacht verraten!“ Schrei nicht Mariell! Er ist noch gut weggelommen! 
ihn i lele p Æi verflucht!“ Nun michte er die Sache vor allen Dingen Ml r g te die Visage zer 
„Lan das bitte heute, ich uuß mit dir einen Kriegsplan gemu nehmen. inen mden und das Handge aucht!n .... 
aushecken, wie wir den e e e —35 m Sen e ban „Da siehst du ja, wie recht ich habe, wenn ich Erna 
Bleclert schlug mit der Faust durch die Luft. Wollt mir den Monsteur uur per Distans beschnuppern. die Einwilligung zu dieser Ehe versage!“
	        
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