Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Der Beichs gesundheitsrat wird amm 14. d. M. unter dem 
Vorsitze seines Präsidenten des Geh. Oberregierungsrats 
Dr. Rumm zusammentreten, um Uber die Maßnahmen der 
Reichsregierung bezuglich der Tellnahme an der Er« 
forschung und Bekampfung der Pest in China 
zu beraten. 
Ein neuer Direltor des nautischen Departements im Reichs⸗ 
marineanrt. Wie mitgeteilt wird, beabsichtigt der Direktor 
des nautischen Departements im Reichsmarineamt, Vizeadmiral 
Winkler, nächstens in den Ruhestland zu treten. 
Als sein Nachfolger soll Konteradmiral Grapow, der 
zum Reichsmarineamt kommandiert ist, ausersehen sein. 
Konteradmiral Grapow war von 1909 bis 1910 zweiter 
Admiral der Hoqhseeflotte, hatte vorher die Stellung eines 
Abteilungschefs beim Admiralstabe ime und war vorher Kom⸗ 
mandant eines Linienschiffes. 
Die Zentrumsfraktionen des deutschen Reichstages und des 
vreußischen Abgeordnetenhauses haben beschlossen, am 21. März 
im Reichstagsgebäude zur Feier ihres 40jährigen Bestehens 
eine festliche Zusammenkunft zu veranstalten. 
Werkspensionskalsen uund Angestelltengeseßz. Die Be—⸗ 
ichwer den gegen die Privatbeamtenvorlage, daß sie die Werk⸗ 
pensionskassen zerstöre, haben an den zuständigen Stellen 
zu einer nochmaligen Prüfunag geführt, ob eine andere 
Regelung möglich ist. Für die Knappschaftskassen sind be— 
tanntlich schon in der Vorlage Sondervorschriften enthalten, 
und es liegt daher der Gedanke nahe, eine ähnliche Regelung 
auch für die Werkpensionskassen durchzuführen. Wie ver— 
lautet, sollen diese Erwägungen bereits zu bestimmten Vor— 
schlägen geführt haben, die es möglich machen, ohne Beein⸗ 
trächtigung der Reichsversicherungsanftalt die bestehenden 
Werkspensionskassen als Ersatzkassen zuzulafsen. 
Die Einführung einer dritien Turnstunde qußer den bis— 
herigen zwei Turnstunden ist auf Anordnung des preußiischen 
Kultusministers in der Dber⸗ und Mittelstufe der 
Gemeindeschulen erfolgt. Für diese Stunde war der 
Fortfall einer Unterrichtsstunde im Deutschen angeregt worden. 
Die städtische Schuldeputation in Berlin hielt es indessen für rich— 
tiger, daß dafür in der Oberstufe der Gemeindeschule in den 
Knabenschulen eine Geometrie- und in den Mädchenschulen eine 
Handarbeitsstunde, und in der Mittelstzufe eine Religions— 
tunde in Fortfall käme. Diesem Vorschlage ists betr. der 
Oberstufen vom Provinzialschulkollegium stattgegeben worden, 
betr. der Mittelstufe sollten andere geeignete Vorschläge ge— 
macht werden. Die städtische Schuldeputation in Berlin hat 
in ihrer Sitzung am Mittwoch beschlossen, dem Provinzial— 
Schulkollegium vorzuschlagen, daß in der Miittelstufe der Ge— 
meindeschulen für die dritte Turnstunde eine Schreibstuunde 
abgesetzt und in »der ersten Klasse keine Rundschrift mehr 
gelehrt wird. 
Vorbereitungen zu den Reichstagswahlen. In Rothen— 
burg⸗Hoyerswerda, wo 18907 Abg. Bassermann mit Silfe der 
Konservativen und der Freisinnigen gewählt worden ist, 
haben die Konservativen den Landrat Dr. Hegenscheidt auf⸗ 
gestellt. Die Konservativen rechnen auf die Gut— 
mütigkeit der Nationalliberalen. Die Kreuzztg. 
schreibt: „Bezüglich der durch den Tod des Landtagsabgeord⸗ 
neten v. Lude (Müdenhain) notwendig gewordenen Land⸗ 
tagsersatzwahl sollen mit den Nationalliberalen Verhandlungen 
angeknüpft werden wegen eines Zusammengehens beider Par⸗ 
teien bezw. gegenseitiger Unterstützung bei den be— 
gorstehenden Landtags- und Reichstagsswahlen.“ 
Zur Strafprozeß reformn. Gegenüber einer in der Presse 
aufgetauchten Nachricht, daß die Regierung ein Zustande⸗- 
kommen der Strafprozeßreform in der gegen— 
wärtigen Tagung des Reichstages kaum noch als möglich 
ansehe, wird der „Kreuzzeitung“ von zuständiger Stelle 
erklärt, die Regierung lege nach wie vor den gröhten 
Wert darauf, daß die Strafprozeßvorlage in der 
aufenden Session verabschiedet werde. 
Gegen die Kurpfuschher. Die Kurpfuscher-Kommission er—⸗ 
ledigte gestern die Verbotsbestimmungen des 83 der Re— 
gierungsvorlage, soweit sie sich auf die Seuchen 
und Geschlechtskrankheiten beziehen. Den nicht- 
approbierten gewerbsmäßigen Krankheitsbehandlern wird 
danach verboten die Behandlung von gemein— 
gefährlichen Krankheiten, auf die sich das Reichs— 
seuchengesetz bezieht, sowie die Behandlung aller Geschlechts⸗ 
krankheiten. Die Regierungsvorlage wurde in beiden 
Punkten schließlic angen ommen, mit Rücksicht auf das 
allgemeine Interesse das in diesen Fällen die Rücksicht 
— 
und rief seinem bedächtigeren Freunde zu, ihm zu folgen. 
„Sieh. da hinaus liegt meine Heimat. Kann man irgendwo 
so weit sehen, wie in unserer Marsch? Und dort ist der 
Deich. Eine halbe Stunde noch, und wir haben ihn erreicht.“ 
Die halbe Stunde Wegs war bald zurüchgelegt. „Laß 
uns auf dem Deich gehen. da gibt es eine prächtige Aus— 
sicht“ 
Sie stiegen den sanft abfallenden grünen Abhang hinau 
und erblickten plötzlich den mächtigen Weserstrom vor sich 
in dessen Fluten die Mittagssonne glitzerte. Die hellen Wasser 
brachen sich spritzend an den Schlängen, ehe sie den Fuß 
des Deiches erreichten. Die Freunde gingen auf dem elwa 
dreißig Ellen breiten Deich entlang, an dessen Abhängen die 
Schase und Ziegen der kleinen Kätner grasten. Es war ein 
herrlicher Sommertag. Auf dem Strom fuhren große und 
kleine Kähne, die von Bremen nach Bremerhaven hinab- oder 
zurückgingen. Einzelne hatten auf dem Strom Anker geworfen 
und schaukelten hin und her. Am gegenüberliegenden Ufer hatte 
das viel höher gelegene Land nicht durch Deiche geschützt zu 
werden brauchen. Man sah die von Wald und Ackerfeldern 
umgebenen Dorfschaften liegen und unterschied deutlich einzelne, 
von Parkanlagen umgebene Villen der reichen Kaufherren aus 
der nahen Hansastadt. Es war, als ob der Strom hier zweier 
Kulturen Grenze bilde: am gegenüberliegenden Ufer folgten 
auf die Villen Fabrikschornsteine und größere geschlossene Ort⸗ 
schasten, und hier Bauerndörfer, einzelne größere Gehöfte und 
unmittelbar am Deiche an der Fahrfstraße entlang die rot⸗ 
gededten Schifferhütten und Katen kleinerer Besitzer, der obere 
Teil der zweiteiligen Haustüren stand meistens offen, oft 
auch der untere, davor flachsköpfige, blauäugige Kinder spielten 
oder sich auf dem zurzeit fast staubigen Fahrwege aufstellten, 
der bei trockenem Wetter fest und hart wird wie ein Straßen⸗ 
pflasier, während bei Feuchtigkeit und Regen der fette Klei—⸗ 
boden schlüpfrig, weich und unergründlich erscheint, so daß man 
beim Gehen schon nach wenigen Schritten so viel von dem 
Kleiboden unter den Füßen hat, daß man um einen JZoll 
oder mehrere gewachsen isn — 
worset ung solat⸗ 
auf die eigenen Wunzche und Anschauungen des Patienten 
nuisschltehen musse. Mit besonderer Dringlichleit wurde das 
Verbot der Reklame für sexuelle Mittel ver— 
angt, das in späteren Paragraphen der Vorlage ent— 
jalten ist. Im Stublick auf die Geschlechtskrank⸗— 
saiten wurde verschiedentlich, namentlich auch von ärzt⸗ 
licher Seite, eine Vermehrung der Zahl der 
Aerztinnen gewünscht. 
Der Entwurf für die Ausführungsbestimmungen zum Wert⸗ 
uwachssteuergesez ist in der vergangenen Woche im Reichs⸗ 
chatzamt mach eingehenden Beratungen zum Abschluß ge— 
racht. Er ist insolgedessen bereit dem Bundesrat 
zur Beschlußfassung Uberwiesen. An den Kon— 
erenzen im Reichsschatzamt waren beteiligt Vertreter der 
ustãndigen Ressorts, serner die Oberbürgermeister einer 
keihe von Großstädten und Vertreter verschiedener Grund⸗ 
jesttzervereine. Von seiten der Vertreter derjenigen Ge— 
nein den, in denen die Wertzuwachssteuer schon längere Zeit 
oesteht, wurde eine Reihe wertvoller Anregungen gegeben; 
die für die Ausführungsbestimmungen in weitgehendem Um— 
fang verwertet sin. Es wird Sorge getragen; 
daß die Aussührunagasbestimmungen so recht⸗ 
zeitig fertiggestellt werden; daß vom 1. 
April ab die Ueberleitung in den neuen Zustand 
ich ohne Schwierigkeiten vollzieht. Die Oest 
entlichkeit wird rechtzeitig und in ausführlicher 
Weise über alle Einzelheiten unterrichtet werden. 
Die Verfuche, die Ermnteschätzungen früher als bisher 
porzunehmen, dürfen als gelungen angesehen werden. Meit 
Rücksicht auf die Interessen und Bedürfnisse des Handels, 
der mit festen Gröhen rechnen will und bisber genstigt 
var, die zu erwartenden Beträge durch eigene Organe 
chãtßen zu lassen, hat das Königlich Preubisché 
Statistische Landesamt im vorigen Jahre erstmalig 
den Versuch gemacht, zugleich mit der üblichen Saaten 
tandsberichterstattung um Mitte Juli den vor⸗ 
russichtlichen HSektarertrag an Winterrog— 
gen zu schätzen. Ließ die Mitwirkung der Vertrauens— 
nänner in diesem Zeitpunkt noch zu wünschen übrig. so 
eigte bereits die Schäzung im August Guur Winterroggen, 
Winterweizen und Sommerkorn) eine bedeutende Zunahme 
»er Beteiligung. Bei der letzten Vorschätzung im Septem— 
ber (auch für Kartoffeln) enthielten bereits 93 v. H. 
aller Saatenstandsberichte Schätzungsziffern. Im Novembet 
sind dann die endgültigen Erträge ermittelt worden. Die 
uuf dieser Grundlage vorgenommenen Nachprüfungen 
zaben ergeben, daß eine bessere Ueberein« 
timmung kaum von irgend einer Erhebung 
rwartet werden kann, denn in allen Fällen bleiben 
»ia Unterschiede zwischen den vorläufigen und den end⸗ 
zültigen Schätzungen erheblich unter 10 v. H. Die Ver«— 
uche, wesentlich früher als bisher zu bestimmten An—⸗ 
jaltspunkten über die voraussichtliche Ernte zu gelangen, 
jaben also ein durchaus besfriedigendes Ergeb— 
tis geliefert. 
Defte rreich⸗ Uugarn. 
Das österreichtsche Steuerbulett. Im Budgetausschuß 
es Abgeordnetenhauses gab am Mittwoch der Finanz⸗ 
nin ister ein ausführliches Finanzexposé. Redner erklärte, 
WFmne neue Steuern werde auch bei entsprechender Spar— 
amkeit das Gleichgewichtt im Staatshaushalt nicht herbei— 
uführen sein, weil neben den militärischen Anforderungen 
ie kulturellen und wirtschaftlichen Erfordernisse nicht unbe⸗ 
rücksichtigt gelassen werden dürften. Der Minifter bezeichnete 
als die nächsten dringendsten Aufgaben die Erledigung der 
Reform der Personaleinkommenstener, aus der 
ein Mebrerträgnis von 13 Millionen zu erwarten 
ei, sowie die Resorm der Branntweinsteuer; von 
der man ein Mehrerträgnis von 10 Millionen 
rhoffe. Außer der Roform der Erbschaftssteuen 
verde man auch die Biersteuer sowie die Be— 
zandlung der Zündhölzer und eine Reform' 
»er Weinstener ins Auge fassen müssen. Der Minifter 
varnte auf das entschiedensfte vor einer Vermehrung der 
Defizitanleihen, weil dadurch der Markt irregeführt werde 
und Renten und Kurse durch häufigere Inanspruchnahme 
des Geldmarktes gedrückt würden. 
Großbritannien. 
Die Londoner Seerechtsdeklaration. Das Oberhaus 
setzte gestern die Debatte über die Londoner Seerechtsdekla⸗— 
ration fort. Der Lordkanzler erklärte, England würde 
Theater. Kunit und Wissenschaft. 
Lübech, 10. März. 
Stadttheater. 
VI. Vorstellung im Wagner-Z3yklus. 
Gastspiel des Königl. Kammersängers Alois 
Pennarini und des Serrn Hans Bechstein vom 
3tadttheater zu Bremen. 
„Siegfried“. 
Das war gestern ein Abend voll von Begeisterung derjenigen, 
die das hehre Werk zum ersten Miale sahen und von gesteigerter 
bewunderung für den großen Teutschen und seine Interpreten 
setragen seitens derer, die sich seit angem mit den Intimitäten 
es schwierigen Dramas vertraut gemacht haben. Würdig glie— 
erte sich die glänzende Aufführung des Siegfried“ der der 
Walküre“ an, so daß wir allen Beteiligten Dank sagen möchten 
ür ihre treue Hingebung an die großze Sache. Das war nicht 
zwangvolle Plage“, nicht „Müh' ohne Zweck“ gewesen, was 
in so schönes Resultat zeitigte. — erster Reihe nennen wir 
ier, nicht nur als Titelhelden, sondern als wahrhaft berufe— 
jen Vertreter des Siegfried Herrn Alois Pennarini, un— 
eren hochgeschätzten Gast. Der Sänger dürfte den Siegfried 
u seinen allerbesten Partien zählen, bringt er doch nahezu alles 
lir diese kraftvolle kindlich liebenswürdige und lichtumflossene 
hestalt mit. Dazu kommen die unfehlbare musikalische Sicher⸗ 
jeit und die Kraft und Ausdauer der Stimme, die, bei dem 
rohßen Schlußduett mit Brünnhilde noch ebenso frisch erklang, 
die zu Anfang. Und wie schön wurden die sinnigen WMomente 
diedergegeben: Die Erzählung von dem Familienleben der 
kiere im ersten Att, die Erinnerung an die Mutter im zweiten 
Aft unter der Linde, die zierliche Zwiesprache mit dem Wald—⸗ 
zoͤglein, das alles war von zartester Abtönung des Gesanges 
und des Gefühls. Die machtvoll wiedergegebenen „Schmiede—⸗ 
lieder“ dagegen verkörperten die ungebändigte Kraft des zu 
o grohen Taten berufenen Helden. Wir nahmen von dieser 
Leistung einen großen, unvergeßlichen Eindruck mit nach Hause. 
Als Mime hatte Bremen uns fuür den erkrankten Herrn Saas 
inen hervorragenden Vertreter in Herrn Hansg Bechstein 
ntsandt. Der Künstler meistert den pvon Waagner eingeflührten 
»urch die Ratifizierung der Deklaration nichts verlieren, son— 
dern tatsächlich gewinnen. Wenn Großbritannien sich weigere, 
Ar die aus der Deklaration erwachsenen Vorteile Konzessionen 
u machen, nachdem es selbst die anderen Nationen einge— 
aden habe, über diese Frage zu beraten, so würde seine 
»altung als eigensinnig und feindselig angesehen werden und 
ils eine Mißachtung der Anschauungen der ganzen Welt. 
der andere Weg sei der, mit allen Nachbarn ringsum über. 
inzukommen und sie daran zu erinnern, daß die Punkte, in 
vwelchen Meinungsverschiedenheiten herrschen, nicht so be— 
deutend seien. Geifall.) 
Das englische Flottenprogramm. Der englische Flottenetat 
für 1911/12 beläuft sich auf 44 392 500 Pfund Sterling 
gegen 40 603 700 in 1910/11. Für Neubauten sind 15 063 877 
Pfund Sterling gegen 13279 830 eingesetzt. 
Fraukreich. 
Cruppis Finanzpotitik. Es verlautet, daß Crupi die 
Finanzpolitik Pichons nicht fortsetzen will und 
nächstens die ungarische und die türkische Anleihe ohne wei— 
teres an der Pariser Börse zulassen wird. 
Die Interbellation Gaudin-Villaine. Der Senat hat im 
Einverständnisse mit dem Ministher des Auswärtigen die Be— 
sprechung der Interpellation Gaudin-⸗Villaine über 
die auswärtige Volitik auf den 6. April festgesetzt. 
* 
Cageehoricht. 
Lübeck, 10. März. 
*Voranschlag der Einnahmen und Ausgaben der freien 
zansestadt Lübeck für 1911. Der Bürgerausschuß hat in 
einer am Donnerstag abend abgehaltenen Sitzung mit der 
zeratung des Voranschlages der Einnahmen und Ausgaben 
er freien Hansestadt Lübeck im Rechnungsjahr 1911 und des 
zeneralbudgets der öffentlichen Wohltätigkeitsanstalten be— 
sonnen; die Beratungen werden wahrscheinlich drei Sitzun— 
jen in Anspruch nehmen. Die Budgetkommission des Bürger— 
ausschusses beantragt zum Staatsbudget die Vornahme einer 
wroßen Reihe mehr oder weniger erheblicher Abstriche sowi 
ie Herabsetzung der für Volksschulbauten vorgesehenen Aus— 
jaben von 155 000 Mä auf 100 000 Muund ersucht den 
Zürgerausschuß. er wolle sich gutachtlich dahin erklären, daß 
ur Deckung des unter Berücksichtigung der Abänderungen 
ich ergebenden Fehlbetrages von 775058,69 M, so— 
veit er aus dem auf 330 000 Mizu veranschlagenden Ertrage 
der Gewerbesteuer nicht gedeckt wird, einen Zuschlag 
on 10 600 (der Senat hat 1222 090 beantragt) zur Ein— 
sommensteuer der mit 1200 Mebeginnenden Steuerklasse 
rhoben, der noch verbleibende Rest des Fehlbetrages aber auf 
die Ausgleichskasse angewiesen werde. Ferner beantragt die 
Budgetkommission, der Bürgerausschuß wolle den Senat er— 
uchen, eine mähige Erhöhung der Hundesteuer in 
ẽkrwägung zu ziehen, sowie zu erwägen, 0ob nicht 
zei einer Neubesetzung der Richterstellen die Ge— 
älter für den Vorsitz beim Gewerbegericht, Kauf— 
nannsgericht, Einigungsamt, Schiedsgericht für Arbeiter— 
ersicherung und Seeamt in Wegfall kommen können. In— 
wischen hat der Senat dem Bürgerausschuß die Notwendig⸗ 
eit der nachträglichen Aenderung verschiedener ECinnahme- und 
lusgabepositionen dargelegt, wodurch sich die Ausgaben ohne 
Zzerücksichtigung der Aenderungen, die durch die Versetzung einer 
Anzahl! von Beamten in den Ruhestand eintreten werden, um 
34 854,91 Mevermehren. Die Durchführung des neuen Be— 
amtenetats wird für 1911 einen Mehraufwaund an Ge— 
zältern, Ruhegehältern sowie Witwen- und 
Waisengeldern voninsgesamt 416 623,49 Mer— 
fordern. Diese Summe ermäßigt sich durch die Versetzung 
iner Reihe von Beamten in den Ruhestand um 20 460 M., 
also auf 396 173, —9 M. Um diese 20 450 Muwird aber das 
Budget nicht entlastet, vielmehr freten an ihrer Stelle die Ruhe— 
gehalte für die in den Ruhestand versezten Beamten. Der 
Senat beantragt nunmehr die Einstellung dieser Mehrausgaben 
in das Budget. Der Bürgerausschuß hat in seiner gestrigen 
Sitzung die allgemeine Beratung des Budgets erledigt, sowie 
einen Teil der Einzelberatung, hinsichtlich deren wir auf das Pro— 
tokoll verweisen. 
Bau einer Straßenbahnwagenhalle au der Fintenstraße. 
die Bürgerausschußkommission zur Vorprüsung der Senatsvorlage. 
»etr. Bewilligung von 80 000 Mefür den Bau einer Straßen⸗ 
vahnwagenhalle an der Finkenstraße, hat Bericht erstattet und 
beantragt. indem sie die Herabsetzung einer Anzahl Positionen 
des Kostenenschlages um insgciamt 1951865 M empfiehlt. 
1 
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Sprechgesang, wie wir es selten hörten; kein Wort ist uns ent— 
jangen, was für den Fortgang der Handlung so sehr wichtig 
st. Dazu kommen musikalisches Wesen und vorzügliche 
chauspielerische Eigenschaften. Der etwas näselnde Stimmklang 
var vollbewußt angewandt, und dann paßte derselbe nicht 
ibel zur Charakteristik des schrullenhaften, listigen Zwer— 
jes. Die dritte hervorragende Vartie in dem Drama, die 
brünnhilde, war Frl. Hertha Formes anvertraut wor— 
»en. Die Künstlerin löste ihre große Aufgabe mit über— 
raschendem künstlerischen Erfassen, so daß man fash vergaß, 
eine Sängerin zu hören, die im ersten Jahr an der Bühne 
fätig ist. Die Höhe ist klangvoll und ausgiebig, würde es 
iber noch viel mehr sein, wenn die Sängerin sich bemühen 
pürde, den Ton etwas mehr nach vorne zu bringen. Kommt 
dann noch ein etwas besserer Ausgleich der Register hinzu, 
so dürfte es Frl. Formes, die mit großem Temperament 
ine stattliche Erscheinung verbindet, nicht fehlen, bald in 
iner ersten Stellung zu sein. Herr Langefeld, der als 
„Wanderer“ nur seine schönen Stimmittel entsalten kann, 
hatte damit wieder einen großen Erfolg zu verzeichnen. Der 
eit dem Verstoßen seiner Lieblinastochter völlig gebrochene 
ßott ist jetzt ganz zur Untätigkeit verdammt und wartef 
nur noch das Ende ab. Die Allwissende, Erda, bei Frau 
Daria Krüger bestens aufgehoben, kam zu eindruds— 
oller Wirkung. Mit gewaltigen Stimmitteln, höhnisch und 
oldgierig, entwarf Herr Alfred Fischer ein düsteres 
ßemälde des hinterlistigen, finsteren Schwarzalben Alberich. 
derr Fischer entwickelt sich vor unseren Augen zu einem 
ausgezeichnet füchtigen Spielbariton. Die Stimme des 
Fafner erllang aus Herrn Hugo Vollmers Munde grund⸗ 
jewaltig und überzeugend, so wenig glaubhaft der „schlimme 
Wurm“ selber auch wirken mag. Wir hätten nun noch der 
Stimme des Waldvogels (Fri. Stretten) zu gedenken. 
Bon unserem Platz aus erschien uns der Gesang gar zu schwach 
und die für Siegfried so wichtige „Sprache“ des Vogels 
unverständlich, zwei Eigenschaften, die der tüchtigen Sän—⸗ 
zerin sonst nicht zu eigen sind. Vielleicht sang sie in zu 
veiter Entfernung. Die drei vorkommenden Tiere wirkten 
etwas erheiternd. Des Wurms gedachten wir schon, 
der Bär wmar van ausgelassenster Lustigkeit und
	        
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