Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

* 7 *.3 
Ausqgabe * 
Tagesbericht. — 
Lübeck, 9. März. 
Die St. Lorenz⸗Brüũcke. 
Die in St. Lorenz im Zuge der Wieierstraße über die Geleise 
des Personenbahnhofes führende, von der Lübeck⸗Büchener Eisen⸗ 
bahngesellschaft erbaute Brücke ist seit einer Reihe von Jahren 
sertig, aber der Anschluß der Brücke an die Meierstraße einer⸗ 
eits und dem Steinraderweg andererseits ist noch immer nicht 
hergestellt worden, trotzdem wiederholt, namentlich seitens des 
St. Lorenz⸗Vereins, aber auch öffentlich auf die dringende 
Notwendigkeit der endgültigen Fertigstellung der Brücke hin⸗ 
jewiesen worden ist. Zwar liegt seit dem Spätsommer 1909 ein 
Senatsantrag vor, der für die FSerstellung der erforderlichen 
Rampen von der Bürgerschaft die Bewilligung von 17 400 M 
verlangt, aber er ist über den Bürgerausschuß nicht hinaus⸗ 
gelangt und neuerdings hat dieser es sogar abgelehnt, ihn 
der Bürgerschaft zur Mitgenehmigung zu empfehlen. Welche 
Gründe hierzu geführt und die Vollendung der Brücke bisher 
unmöglich gemacht haben, hat Herr C. Blunch in der Ver⸗ 
sammlung des St. Lorenz⸗Vereins am Dienstag mitgeteilt. 
Wir geben aus seinen weiteste Kreise interessierenden Darlegun⸗ 
gen folgendes wieder: Nach dem Vertrage des Staates mit der 
Lüũbed⸗Büchener Eisenbahngesellschaft üuber den Bau des neuen 
Bahnhofes vom Jahre 1901 habe der Staat es übernommen, 
sür Rechnung der Eisenbahngesellschaft eine Ueberführung der 
Meierstraße über das gesamte Kahnhofsgelände herzustellen, 
doch sei die Ausführung der erforderlichen Bauten zu einem 
Teile der Eisenbahngesellschaft überlassen worden. Nach dem 
Bauvertrage sei eine mäßig ansteigende Aushöhung der Meier— 
und Schützenstraße vorgesehen gewesen, die auf der Kreuzung 
dieser beiden Straßen auf 69 em als größte Aufschüttung fest⸗ 
gesetzt worden sei. Von hier sollte die Meierstraße auf einer 
Länge von 63m mit einer Steigung von 1: 30 zur Brücke 
— 
Die Lübeck Büchener Eisenbahngesellschaft habe nun die von 
hr übernommenen Bauten erheblich abweichend vom 
Vertrage mit dem Staat ausgeführt. Die Kreuzung der 
Schützen- und Meierstraße komme danach nicht, wie 
vorgesehen, auf 10,30mm über Normalnull zu liegen, sondern 
auf 11,07 m, also wesentlich höher. Auch sei die Brüche 
nicht 12, 4„0m, sondern 12, 46ß m hoch geworden und ihr 
Endpunktvertragswidrig um 7,80mweiter nach 
der Hansastraße hin verschoben worden, so daß die 
Rampe von der Kreuzung der Schützen⸗ und Meierstraße bis zur 
VBrüchke nicht 63m, sondern nur 585, 20 mlang und die 
Steigung derselben nicht 1:30, sondern 1: 40 werden 
müsse. Aus der dem Vertrage gemäß zur Ausführung be— 
srimmten Zeichnung, einer Grundriß-Zeichnung, sei die plastische 
Ausführung allerdings nicht klar erkennbar. Sie erwecke sogar 
den Anschein, als ob die Meierstraßen-Kampe erst bei der 
Schützenstraße beginnen solle und für die Schützenstraße zu 
beiden Seiten der Meierstraße überhaupt keine Rampen vor— 
gesehen worden seien. Das sei aber falsch, und am aller— 
wenigsten folge hieraus, daß nunmehr dem lübedischen Staate 
die Aufschüttung der Meierstraße auf der Strecke von der 
Hansastraße bis zur Schützenstrahe und die beiderseitigenKampen 
in dieser Straße zur Last falle, denn im Vertrage heiße es aus⸗ 
drücklich, daß die Eisenbahngesellschaft die Ueberführung der 
Meierstraße über ihren Bahnhof zu bewirken habe. Nach dem 
natürlichen Rechtsempfinden habe die Eisenbahngesellschaft dem⸗ 
gemäß selbstredend auch die durch die Ueberführung notwendig 
gewordenen Straßenbauten auszuführen. Da nach der jetzigen 
tatsächlichen Höhe der Brüche und ihrer Verlängerung in die 
Meierstrahe hinein die Aufschüttung der Kreuzung der Schützen⸗ 
mit der Meierstraße statt 60ß em notwendig 1,45 m hoch werden 
müsse, sei es uwermeidlich, daß die Aufschüttungen in der 
Meierstraße erheblich größere werden müßten, als ursprünglich 
vorgesehen gewesen sei und auch die Aufschüttungen in der 
Schützenstraße in der Länge bedeutend weiter ausgedehnt wer⸗ 
den müßten, als notwendig gewesen wäre. Der Senat sage nun 
in seiner Vorlage, die Steigung von 1: 40 in der Meierstraße 
sei aus Verkehrsrüchsichten gewählt worden und sei bei allen 
neuerdings gebauten Brüchen vorhanden. Die zur Vorprüfung 
der Senatsvorlage eingesetzte zweite Kommission des Bürger⸗ 
ausschusses habe aber gefunden, daß diese Behauptung der 
Senatsvorlage unzutreffend sei und festgestellt, daß bei der 
Puppenbrücke eine Steigung von 1: 60, in der Fackenburger 
Allee solche von 1: 40, 1:39 und 1:27, in der Bahnhofs⸗ 
straße eine Steigung von 1: 35, vor dem Neuen Stadttheater 
eine solche von 1: 40 und von hier bis zur Breiten Straße 
eine solche von 1:25 vorhanden sei. Daher sei in der 
Meierstraße eine Steigung von 1:30 namentlich im Hinblick 
auf die nur kurze Strecke völlig ausreichend gewesen. Ferner 
habe dieselbe Kommission festgestellt, daß bei Ausführung der 
Rampen nach dem Vertrage von 1901 die Aufschüttung der 
Kreuzung der Schützen⸗ und Meierstraße nicht, wie in der 
Senatsvorlage stehe, 95 em, sondern, wie bereits oben erwähnt, 
mur 69 em betragen haben würde und an der bezeichneten 
Stelle jetzt nicht, wie die Senatsvorlage wiederum irrtüm— 
licher Weise annehme, 1,40 m, sondern 1,46 m sein müsse. Durch 
die bedeutend höheren Anschüttungen in der Meierstraße würden 
die Grundstücksanlieger natürlich erheblich geschädigt. Die Se— 
matsvorlage erkenne auch an, daß eine mehr oder weniger 
große Benachteiligung der Grundstücsanlieger eintreten werde, 
jage aber nichts von einer hiersür zu gewährenden Entschä— 
digung. Die erste Bürgerausschußkommission habe eine solche 
bereits für angemessen erachtet und sie auf reichlich 1000 M 
bemessen, so daß die Kosten der Senatsvorlage auf 18 4568 M 
gestiegen seien. Würden die Rampen dagegen so niedrig ge— 
blieben sein, wie ursprünglich geplant gewesen sei, hätte ihr Vau 
mur 7500 Migekostet. Warum die Eisenbahngesellschaft die Brücke 
höher und länger gebaut habe, als vertraglich festgelegt 
worden sei, sei nicht bekannt. Da die Brücke nun aber einmal 
vorhanden sei, habe die Bürgerausschußkommission geglaubt, 
sich hiermit abfinden zu sollen, und beantragt, die Senats⸗ 
vorlage abzulehnen und die Rampe in der Meierstraße 
in der Weise zur Ausführung zu bringen, daß sie bis 
aur Schützenstraße eine Steigung von 1:50 erhalte, die 
Kreuzung der Meierstraße mit der Schützenstraße um 
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Donnerstag, den 9. März 10911. 
. 
Morgen⸗Blatt Kr. 124. 
,05 m aufgehöht werde und von hier eine Steigung 
pon 1: 30 zur Brücke hinaufführe. Die Baukosten seien 
auf 10750 Muveranschlagt. — In der sich dem mit leb⸗ 
haftem Beifall aufgenommenen Vortrage anschließenden Aus⸗ 
prache wurde in der HSauptsache dis Frage aufgeworfen, 
ver nun die Kosten des Baues der Rampen zu tragen 
habe, und man war allgemein der Ansicht, daß die Eisen⸗ 
hahngesellschaft sämtliche Kosten zu tragen habe, zumal sie 
bertragswidrig gebaut habe. Weiter wurde darauf hinge— 
wiesen. daß, wie jahrelange Erfahrungen bewiesen, der 
übeckische Staat allemal den kürzeren gezogen habe, wenn 
r mit der Lübed⸗Büchener Eisenbahngesellschaft Geschäfte ge⸗ 
nacht habe, und nach den der ersten Büurgerausschuß⸗ 
Fommisfion vorgelegten Akten sei es auch in diesem Falle 
weifelhaft gewesen, ob man der Eisenbahngesellschaft werde 
twas anhaben können. Ein großes Glück, dürfe man wohl 
agen, sei es gewesen; daß der Burgerausschuß 
ich seiner ersten Kommission gegenüber auf den 
S„tandpunkt gestellt habe, das Rechtsverhältnis zwischen 
em lübeckischen Staat und der Gesellschast nicht ge— 
ügend berücksichtigt zu haben und eine zweite Kommission 
nder Lage gewesen sei, der Eisenbahngesellschaft ein ver⸗ 
ragswidriges Verhalten nachzuweisen. Bedauern könne man 
jelleicht nur noch, daß die Bürgerausschußkommission nicht 
as Verlangen gestellt habe, daß der Vertrag von 1901 
eitens der Eisenbahngesellschaft zu erfüllen sei. Da aber 
x die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sei, daß die Angelegen⸗ 
jeit nochmals eine Kommission des Bürgerausschusses beschäf⸗ 
igen werde, könne dieses Verlangen wohl noch nachgeholl 
aerden. Die Versammlung dves St. Lorenz; Vereins beschlohz 
instimmig, beim Senat zu beantragen, den Notstand der fehlen⸗ 
»en Anrampung der St. Lorenz⸗Brücke schleunigst zu beseitigen 
ind die Rampen möglichst nach dem Vertrage von 1901 bauen 
zu lassen. M 
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werden könne; im übrigen werde durch den demnächst zu— 
Ausführung gelangenden Bau einer Straße über das Geländ« 
des alten Bahnhofes im wesentlichen dasselbe erreicht, was 
nit dem Brückenprojekt bezwecht werden solle. Weiter komme 
zinzu, daß es sehr zweifelhaft sei, ob die Hafendrehbrücke 
einen erheblich gesteigerten Fuhrwerlsverlehr aufnehmen könne, 
uind als feststehend betrachtet werden müsse, daß die 
Regulierung des Stadtgrabens solange unmöglich gemacht werde, 
ils das Brückenprovisorium vorhanden sei. Trotz dieser Ein— 
wendungen hielt die Versammlung es für zweckmäßig, dem 
Vorstande die vom Vortragenden befürwortete Ermächtigung 
uu erteilen. n 
O Berufung. HSerr Dr. jur. Scheel, bisher wissen⸗ 
chaftlicher Alsistent an der Lübecker Gewerbekammer- 
st vom Vorstande der Handwerkskammer Ersurt zum Sekretär 
zewählt worden. Herr Dr. Scheel wird sein neues Amt vor⸗ 
russichtlich schon am 1. April antreten. 
*Postpersonalien. Landbriefträger Burmester ist von 
ßudow nach Sandesneben, der Landbriefträser Cords von 
Ildesloe nach Lübecdk versetzt. Ebenfalls nach Lübed ver— 
etzt wird zum 1. Juli Postsekretär Fick von Oldesloe. 
x 85 ärztliche Meldungen über anzeigepflichtige Krank— 
reiten wurden dem Medizinalamt im Monat Februar d. J. 
erstattet. Hiervon waren 30 Fälle Diphtherie (2 gestorben), 
4 Masern, 15 Scharlach (1 gestorben), 4 Typhus (1 gestorben) 
und 2 Granulose. 
Betriebs⸗Einnahmen der Eutin⸗Lübecker Eisenbahn süi 
den Monat Februar 1911. Die Einnahmen betrugen: 
aus dem aus dem 
Personen⸗ Guter⸗ Sonstige in Summe 
Verehe Verkehr Einnahmen 
M M M M 
1911 33 016 22 730 2260 58 006 
1910 30 264 20 650 2 000 52 914 
Unterschied gegen denselben Monat 
des Vorjahres 4M 5092 
Finnahme vom 1. Januar bis Ende Februar 1911, 121 658 
19080, 109 523 
Interschied gegen das Vorjahr 4, 12135 
Die vorstehenden Zahlen sind ageschätzt.) 
Zum Bahnbau Lüb d —Neustadt. Die Stadtlollegien 
n Neuftadt beschlossen. suür das Eisenbahnproisekt Neu— 
tadt— Lübeck die letzten 15 Akttien zu 1000 M— 185 000 
Mark zu übernehmen. 
Dit Geselhichaft zur Beforde ug g meinnütziger Täigleit 
iahm bei ihrer Zusammenkunft Dienstag zunächst Wahlen 
dor. Zum Vorsteher Herberge zur Heimat wurde 
an Stelle des ausschei Zaatsanwalts Dr. Eschenburg 
»er Oberbeamte am Siace und Landamt, Dr. Rudolsd 
Bolger gewählt; die Wahl eines Vorstehers des Natur— 
istorischen Museums an Stelle des ausscheidenden Kauf⸗- 
nanns August Siemssen fiel auf Kausmann Friedrich 
Jürgens, und zu Vorstehern der Spar- und Andeihekasse 
zurden Rechtsanwalt Dr. Edmund Plessing und Kaufs— 
aann Georg Reimpell wiedergewählt‘. Herr Oberlehrer 
dr. Häußler —* den Vortrag des Abends über—⸗ 
iommen. Er sprach über „VKichard Wagners Welt— 
unschauung“ und ging hierbei von dem Grundsatz aus,. 
aß wir unsere großen Duͤchter und Meister alle als Erzieher 
er Menschheit zu betrachten hätten. Ebenso wie Goethe 
ind Schiller sei auch Richard Wagner ein hervorragender 
zlatz in der Philosophie einzuräumen. Se'n Leben. seilne 
Berke und Briefe zeugten von einem erns'en und itrengen 
zessimismus, der sich hauptsächlich in einer pelssimistischen 
lnschauung über das Menschentum äuhßerte. Der Verkehr mit 
5chopenhauer und Feuerbach sei indes von keinem Einfluß auf 
Vagners Pessimismus gewesen; Wagners Anschauung rücke von 
»er Schopenhauers nicht nur in den Wurzeln ab, sondern auch 
n verschiedenen fundamentalen Punkten. Von Wagners reli— 
siöser Gesinnung können sein nicht öffentlich aufgeführtes Schau— 
piel „Jesus von Nazareth“ und von seinem Nationalgefühl 
‚Die Meistersinger“ Zeugnis ablegen. Der Vortragende behan⸗ 
elte schließlich noch die „demokratische“ und antisemitische An— 
chauung Wagners, der die Kunst als die lebendiggemachte Re— 
igion betrachtet habe. Mit der Auffassung, die Kunst zu einer 
Kultursache zu erheben (Bühnenfestspielhaus Bayreuth), teile 
Wagner die Auffassung Schillers. — Das außerordentlich zahl⸗ 
eiche Publikum hatte den Ausführungen des Redners mit 
roßem Interesse zugehört. 
Ein neues Diakonissenheim. Schon seit längerer Zeit 
jat es sich als ein fühlbarer Mangel herausgestellt, daß, 
oährend die innere Stadt und die Vorstädte St. Lorenz 
ind St. Jürgen ein eigenes Diakonissenheim besitzen, die 
zewohner der Vorstadt St. Gertrud trotz der weiten Ent— 
ernungen sich um Krankenpflegerinnen an die städtischen Heime 
venden mußten. Durch freundliches Entgegenkommen des 
ztiftes Bethlehem in Ludwigslust ist jetzt die Möglichkeit 
jegeben, diesem Mangel abzuhelfen. Der Vorstand des Ver—⸗ 
ins für Krankenpflege durch evang. Diakonissen hat daher in 
einer letzten Versammlung beschlossen, mit Beginn des nächsten 
Monats die Gründung eines sechsten Diakonissenheims in der 
Borstadt St. Gertrud in Angriff zu nehmen in der festen 
zuversicht, daß er dabei auf die tatktäftige Unterstützung 
ver Vorstadtbewohner werde rechnen können. Erst mit der 
Errichtung dieses Heims wird die Organisation der Diakonissen⸗ 
Doe in Stadt und Vorstädten ihren endgültigen Abschluß 
finden. 
Interimsbrücke ũber den Stadtgraben. 
Zu Anfang vorigen Jahres hat der St. Lorenz-Verein 
ine Kommission eingesetzt, welche dem Verein Vorschläge für 
ie Herstellung einer fsür den Fuhrwerksverkehr geeigneten 
Ztraßenverbindung der nördlichen Vorstadt St. Lorenz mit 
er inneren Stadt entgegenbringen sollte. Die Kommission hat 
us mancherlei Gründen ihre Aufgabe nicht lösen können. Da 
un die Angelegenheit neuerdings wieder in der Bürgerschaft 
rörtert worden ist und die Schaffung dieser Straßenverbin⸗ 
ung in der Vorstadt St. Lorenz als dringend notwendig er⸗ 
schtet wird, hat der Vorstand des St. Lorenz⸗Vereins geglaubt, 
ie Angelegenheit erneut im Verein zur Sprache bringen zu 
ollen, und dies geschah in der Monatsversammlung am Dienstag. 
zerr Kaufmann W. Eschenburg hatte den einleitenden Vor— 
rag übernommen und führte in diesem aus, es sei ein Miß— 
tand, daß zwischen der inneren Stadt und ihrer verkehrsreichsten 
ßorstadt nur eine für den Fuhrwerksverlehr in Betracht kom⸗ 
nende Verbindung bestehe und diese obendrein noch für den 
zerdtehr der Geschäfte und Fabriken in der Vorstadt mit den See 
äsen ein 1* bis 3Km langer Umweg sei. Die Schaffung einer 
weiten kürzeren Zufahrtsstraße zur Stadt und den Häfen sei 
aher eine dringende Notwendigkeit. Da das Proiekt einer 
Ztraßenverbindung im Zuge der Beckergrube über die Trave 
ind den Stadtgraben nach der Marienstrahe mit Recht als 
u teuer und unzweckmäßig verworfen worden sei und an die 
Herwirklichung des Projektes betr. den Bau einer Hochbrücke 
ei der Struckfähre der in die Millionen gehenden Kosten wegen 
nabjehbarer Zeit nicht zu denken sei, diese Brücke auch, weil nicht 
n der inneren Stadt, sondern in einer anderen Vorstadt endi⸗ 
jend, nicht die für St. Lorenz notwendige kürzere Verbindung 
nit den Häfen bringen werde, müsse an dem schon seit Jahren 
rörterten und auch von der Handelskammer vertretenen Pro⸗ 
ekt des Ausbaues der Klappbrücke über den Staditgraben fest⸗ 
jehalten und erneut auf seine Verwirklichung gedrungen werden 
Ddie Baukosten seien, selbst wenn man den vor Jahren aufge— 
tellten Kostenanschlag von 22000 bis 25000 M nicht mehr 
ür zutreffend erachten und die Ausgaben auf 50000 bis 
30 000 Mäannehmen wolle, immer noch mäßige zu nennen, da die 
ierfür zu schaffende Straßenverbindung dem Bedürfnis auf min⸗ 
»estens 15 bis 20 Jahre genügen werde. Seinerzeit sei das 
Projekt fallen gelassen worden, weil die Lübeck-Büchener Eisen⸗ 
ahngesellschaft gegen dasselbe Einspruch erhoben habe mit der 
zegründung. daß sie einen wahrscheinlich recht lebhaften Straßen⸗ 
erkehr über ihre täglich von nahezu 60 Personenzügen sowie 
ahlreichen Rangierzügen befahrenen Geleise ohne ganz besondere, 
nit nicht unerheblichen Kosten verbundenen und den SEtraßen⸗ 
erkehr wieder bedeutend behindernden Vorsichtsmaßregeln nicht 
ulassen könne. Dieser derzeit berechtigt gewesene Einwand sei 
eute nach Verlegung der Lübeck-Schwartauer Bahn ziemlich 
sjegenstandslos geworden, da jetzt nur noch täglich 28 Rangier⸗ 
üge, und zwar zumeist nachts, diie Drehbrücke über den Stadt⸗ 
raben zu passieren hätten. Es ständen daher dem Bau einer 
son der Schwartauer Allee durch die Schlachthofstraße über 
ie Lübeck⸗-Schwartau-Travemünder Bahn, an dieser in einem 
ßefälle von 1:30 hinunter über die Klappbrücke nach der 
zafendrehbrücke führenden Straße irgend welche erhebliche Be—⸗— 
enken nicht mehr entgegen; auch mit den Projekten des Herrn 
Iberbaudirektors a. D. Dr.⸗Ing. Rehder stehe die Straße nicht 
m Widerspruch. Möge daher der Staat einstweilen die Mil⸗ 
ionen, die für große Brückenproiekte in Aussicht genommen seien, 
ort lassen, wo er sie hernehmen wolle, nämlich in den Taschen 
er Steuerzahler, und man sich mit dieser Straße begnügen. 
Er empfehle dem St. Lorenz-Verein, seinen Vorstand zu be— 
uftragen, auf Vereinskosten die Klappbrücke von einem un— 
arteiischen Techniker auf ihren baulichen Zustand prüfen und 
sber die Kosten des Ausbaues einen Entwurf anfertigen zu 
assen, sowie diesen der Handelskammer und dem Industrie-Verein 
u unterbreiten. (Lebhafter Beifall) — An den Vortrag schlohß 
ich eine Aussprache, in der ausgeführt wurde, daß dem Ver—⸗ 
jehmen nach die Schlachthofstraße wegen Anbaues 
ines großen Kühlhauses an das Schlachthaus 
rufgehoben werden solle und damit dieses Strahßen⸗ 
rojekt wohl ziemlich gegenstandslos werden würde. Ihm 
ei überhaupt nur insosern eine Bedeutung beizumessen, 
veil man mit der allerdings höchst unwahrscheinlichen Möglich- 
leit rechnen müsse, daß die Puppenbrücke einmal unpassierbar 
— 
ðv. Stadttheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man 
ins: Heutè (7 Uhr): „Siegfried“ mit Alois Pennarini a. G. 
— Freitag: „Zar und Zimmermann“ und „Alt⸗Wien“. — 
Sonnabend: Wiederholung von „Modelle“, Schauspiel von 
Tralow. — Das für Sonntag angesetzte Gastspiel der Königl. 
Zächs. Kammersängerin Eva von der Osten als Carmen muß 
nsolge Verhinderung der Künstlerin auf einige Tage verschoben 
werden, und geht dafür „Madame Butterfly“ und „Alt⸗-Wien““ 
in Szene. 
b. Stadthalseniheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
nan uns: Heute (8 Uhr): „Kasernenluft“. — Sonntag: 
SHeimat“ von Sudermann.
	        
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