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Dienstag. den 7. März 1911.
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Ausgabe A.
Morqgen⸗Blatt Kr. 120.
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1911. — Und die Festgeber sind die uns liebgewordenen Künstler
unserer Bühne und unseres Orchesters, die mit allen Kräften
alles aufbieten werden, um ihre Gäste auf das beste zu unter⸗
jalten. An den bekannten Verkaufsstellen findet der Vorverkauf
der Eintrittskarten auch heute morgen noch statt. Doch auch am
Abend sind solche an der Kasse der Stadthalle noch zu haben.
Also auf zum Jahrmarktsrummel 1911. Und auf ein fröhliches
Fest in ländlich freiem Koltüm!
b. Arnold⸗Ebel⸗Konzert. Am 13. März veranstaltet der
n Berlin lebende schleswig-holsteinische Komponist Arnold
kbel (gebürtig aus Heide), der auch in unseren musikalischen
Treisen bereils bekannt und geschätzt ist, ein Konzert mit
igenen Kompositionen. Der Kompositionsabend bringt Lieder
ind Balladen sowie eine Klavierkomposition von Arnold Ebel.
Wir sind überzeugt, daß man in den musikinteressierten Kreisen
inserer Stadt dem Ebel⸗Konzert mit besonderem Interesse
entgegensieht, um den jungen erfolgreichen schleswig-hol⸗
teinischen Komponisten in seinen neuesten Arbeiten kennen zu
iernen.
b. Oeffentliche politische Vorträge des Neuen Frauenvere ns.
ks wird darauf aufmerksam gemacht, daß eine Verschiebung der
Reihenfolge stattgefunden hat. Herr von Trotha⸗Kiel, der
Redner der nationalliberalen Partei hat gütigst den ersten
Vortrag übernommen und spricht Mittwoch, 8. März, im
Zaale des Buͤrgervereins.
Hamsestãdte.
Bremen, 7. März. Ein Teilnehmer an den
Ztraßenkrawallen vom Okt. v. J. der 23 Jahre alte
zöhmische Arbeiter Franz Brosch, stand nach viermonatiger Unter⸗
uchungshaft vor der Strafkammer. Er gab zu, sich an den
Zusammenrottungen beteiligt und mit Steinen nach Laternen
eworfen zu haben, was den jüngeren Radaulustigen um
hn her den Ansporn zu gleichen Heldentaten gegeben hat.
Das Gericht erkannte gemäh dem Antrage des Staatsanwalts
ruf sechs Monate Gefängnis, unter Anrechnung von
drei Monaten Untersuchungshaft. — Ungetreuer Lloyd—
heamter. Der Bureauvorsteher der Drucksachen-Abte lung im
Zentralbureau des Norddeutschen Lloyds, Wilhelm Ewe, der
in hübsches eigenes Haus bewohnte, hat sich größere Unter⸗
chlagungen zu schulden kommen lassen. Als er in seiner
Wohnung verhaftet werden sollte, schloß er sich in ein Zimmer
ein, bedrohte erst den Polizeibeamten mit einem Revolver
und tötete sich dann durch einen Schuß in den Kopf.
Schleswig⸗Holstein.
Altona, 7. März. Ein Sensationsprozeß wird
demnächst die Strafkammer des Landgerichts beschäftigen. Ein
Ingenieur H. Sohn eines hohen Militärbeamten in Süd—
deutschland, wird beschuldigt, in Gemeinschaft mit drei weiteren
Personen große Schwindeleien mit Automobilen betrieben zu
aben, indem er solche in Berlin, Hamburg und Altona auf
rredit kaufte und sie sofort versilberte.
Kiel, 7. März. Die dies jährige Uebergabe des
dtektorats von Professor Dr. Martius an den Geheirien
Medizinalrat Prof. Dr. Fischer hat Montag mittag 12 Uhr
m der Aula der Universität in Gegenwart der Spitzen der
Marine-⸗, Militär- und Zivilbehörden, des Lehrkörpers der
Christiana Albertina, der Vertreter der studentischen Korpo—
ationen mit ihren Fahnen, sowie zahlreicher Damen und
Herren in üblicher Weise stattgefunden.
Oldesloe, 7. März. Verkauft ist das Paetowsche
Restaurant neben dem Rathaus (früher Schmalfeldt) mit neu—⸗
erbauten Saal an einen Lübecker Herrn.
Tondern, 7. März. Das Knivsbergfest wird nach
einem Beschluß des Hauptausschusses für Turnen und Spielen
auf dem Knivsberg am 18. Juni stattfinden.
Großherzoaium , Füren um Lũbed.
K. Ahrensbök, 7. März. Seine ordentliche
Beneralversammlung hielt der Militärverein am
Sonntag ab. Aus dem Täatigkeitsbericht ergibt sich, daß
»er Verein jetzt 255 Mitglieder zählt. Die Rechnungsablage
ergab eine Einnahme von 1431,07 M, eine Ausgabe von
345,65 M, mithin einen Kassenbehalt von 45, 44 M. Das
Vereinsvermögen beläuft sich auf 3202,46 M. Aus dem Vor—⸗
tand hatten auszuscheiden der 1. Vorsitzende Postmeister
Riese (wiedergewählt), der stellvertretende Schriftführer Lehrer
Remer (wiedergewählt) und die Beisitzer Kaufmann Dose (wie—
»ergewählt) und Kaufmann W. Steen (wiedergewählt). An
Stelle des Kassierers R. Kneesch, der sein Amt 12 Jahre ver—
valtet hatte, wählte man Th. Christlieb. Infolge der Stärke des
VBereins mußten noch 11 Delegierte gewählt werden. Es
wurden dies außer den 8 Herren vom Vorstand Lehrer Ove,
Postbote Dohm und Gärtner Klocmann.
Tagesbericht. —
Aus der Burgerschaft.
O Lübecdc. 7. März.
Wenn man auch gerade nicht behaupten kann, daß gestern
ogenannte „großze Fragen“ zur Beratung standen, so wurde die
Tagesordnung dafür diesmal doch wenigstens erledigt. Gleich⸗
eitig wurden aber auch durch die Debatte über einzelne Punkte
nehrere wichtige Probleme wieder aufgerollt bezw. neu ange—
chnitten. Wir heben unter ihnen insbesondere diejenigen rein
anitären Charakters hervor. Tas war einmal die winter⸗
iche Badegelegenheit in Lübed, die tatsächlich im Ver⸗
zleich mit anderen Städten von derselben Größe noch recht viel
u wünschen übrig läßt. Die Debatte brachte nicht nur einen
leberblid über die momentanen Zustände und die einzel⸗
ien bisher getroffenen Maßnahmen in dieser nunmehr seit 14
Jahren schwebenden Frage, sondern sie rollte auch Verhältnisse
auf, die beispielsweise beim letzten Besuch von Torpedo—
ooten besonders kraß zutage getreten sind. Im
ganzen schien man im Hinblich auf die Kostenfrage weniger
tinem Sallenbad als einem Vollsbad, bestehend in
Wannen⸗ und Brausebädern das Wort reden zu wollen.
Dadurch, daß einzelne Redner den Stadtteil St. Lorenz als den
geeignetsten für die Errichtung dieses Kades empfahlen, nament⸗
ich aus Rüchicht auf die dort ansässige größte Arbeiterbevöl⸗
erung, wurde gleichzeitig die Lokalfrage aufgerollt, wobei man
aamentlich auf die Verhältnisse in Kiel exemplisierte, wo man
»urch die Errichtung von 3 Vollsbädern in der oben charakteri⸗
fierten Art einen Ausgleich herbeiführte und auch die Kostenfrage
alucklich gelöst habe.
Mit der Besprechung über die Bereitstellung von Mitteln
zu Vorarbeiten für die Verbesserung der Sielver—
hältnifsse setzte ie Debatte über eine zweite sehr wichtige
anitäre Frage ein. Es wurde damit gleichsam der erste Rehboch
des Abends angeschossen, wie launisch bemerkt wurde. Aller⸗
dings handelte es sich hierbei nicht um ein lebendiges Wild,
ondern um die Bastion am alten Bahnhof, deren Abtragung
nan für eine zweckmähige Regulierung und Entwässerung des
Stadtgrabens mit Recht im Hinblick auf die starken Ausdünstun⸗
jen und die Gefahren für die Volksgesundheit möglichst be—
chleunigt sehen wollte. Schließlich ließ man aber diesen Rehbock
is zur nächsten Budgetberatung laufen. Auf den zweiten, dies⸗
nal aber lebendigen Rehboch kam man im Zusammenhang mit
»em Nachtrag zum Jagdgesetz vom 28. Febr. 1900 zu sprechen.
zierbei handelte es sich zur Hauptsache um eine Dehnbarkeit
»er Bestimmung über die Schonzeit, und zwar im Anschluß
in die Jahreszeit, die obwaltenden Verhältnisse im Tierbe—
lande und in den benachbarten preußischen und oldenburgischen
Bebieten. Die Frage eines Redners, ob jeder Rehbock auf den
erslen Schuß fällt, und was man mit einem angeschossenen Rehbock
machen soll bei zu starren gesetzlichen Bestimmungen, mußte,
so komisch sie wirkte, als sie an die Rürgerschaft gerichtet wurde,
natürlich offen bleiben. Schließlich rurde dem Senatsantrage,
m der von der Kommission der Bürgerschaft vor—
jeschlagenen Fassung die Zustimmung erteilt. Eine
Handwerkerrede, ein Versuch, die Räume der Forsthalle für
Maifeiern und Gewerkschaftsfeste zu gewinnen, und die Begrün—⸗
zung eines generellen Antrages, wonach die Gehälter der städti—
chen Arbeiter verbessert werden sollen, boten noch einige inter⸗
ssante Zwischenfälle. Zum Schluß sprach ein Redner vor leerem
Zause nur noch für die Stenographen.
Zum 100fãhrigen Geburtstage (6. März) des Bürger⸗
neisters Dr. Theodor Curtius, der von 1846 bis 1885 dem
Senat angehört hat, und der 1889 verstorben ist, widmet sein
zohn Dr. Paul Curtius in den Lübeckischen Blättern ein „Ge—
»enkblatt“ in Form eines längeren Aufsatzes, in dem die zahl⸗
eichen Verdienste, die sich Curtius um seine Vaterstadt erworben
jat, aufs neue in Erinnerung gerufen werden. In unserer
chnellebigen Zeit sind die Tätigkeit und die Erfolge des einzelnen
jar bald durch neuere Ereignisse verdrängt, das Wirken von
Theodor Curtius aber wird in Lübed nicht vergessen werden, und
nan darf daher dankbar sein, daß die Erinnerung an den wackeren
Mann, der lange Zeit an der Spitze unseres Gemeinwesens
zestanden hat, in so ehrenvoller Weise aufgefrischt wird. Es
mag übrigens daran erinnert jsein, daß im Jahre 1902 von
Paul Curtius ein größeres Werk unter dem Titel „Bürger—
neister Curtius, Lebensbild eines hanseatischen Staatsmannes“,
rschienen ist. — Aus Anlaß des gellrigen 100. Geburtstages
yatten befreundete Hände die Schmückung des Bildes von
Theodor Curtius in der Kriegsstube des Rathauses zu Lübeck
deranlaßt.
Deoeutiche Bank in Berlin. Wie dem B. T. mitgeteilt
vird, ist beabsichtigt, der Generalversammlung der Deutschen
Bbank die Wahl des Herrn Senators Possehl in den Aufsichts-
at in Vorschlag zu bringen.
XIn den Ruhestand versetzt hat der Senat auf ihr An—⸗
uchen die Herren Hauptlehrer C. Chr. J. Ed, F. F. Remmert
und J. H. Maaß und den Beazirksschullefrer Hetrn M. Maack
in Israelsdorf zum 15. April d. J., sowie den Elementarlehrer
herrn C. F. Utermard zum 31. März d. J.
X Die Einnahmen an Staatssteuern und Abgaben be—
rugen vom 1. April 1910 bis 28. Febr. d. J. 5307349 M
13 Pfa. 1080314,20 Mumehr als in dem gleichen Zeit⸗
aum im Vorjiahre. Giehe Zusammenstellung im amtlichen
Teil dieses Blattes.)
X Zu lübedciichen Staatsbürgern wurden vom Stadt—⸗
und Landamt im Monat Februar d. J. 69 Personen an—
denommen. Dieselben leisteten am 26. Febr. vor dem Senat
den Bürgereid. (S. amtl. Teil.)
X Die lũbeckische Staatsangehörigkeit erwarben im Monat
Februar d. J. 48 Personen. (S. amtl. Teil.)
*In die Standesamtsregister wurden vom 26. Febr.
is 4. März eingetragen: 49 Geburten (28 Knaben und 21
bädchen), 24 Aufgebote, 12 Eheschließungen und 35 Sterbe—
älle, darunter 12 Kinder unter 10 Jahren.
Veremigte Staditheater. Das Stadttheater wurde im
kebruar 1911 an 28 Wenden von 16889 Personen besucht,
iso durchschnittlich von 592 gegen 523 im Februar 1010.
»er größte Besuch war am 13. Februar mit 1016 Per⸗
onen (Mignon), der kleinste Besuch am 20. Februar mit 20
dersonen (Der König); an 4 Nachmittags-Vorstellungen von
909 Personen, also durchschnittlich von 727 Personen gegen
92 in 6 Vorftellungen im Februar 1910. Das Stadthallen⸗
heater wurde im Februar an 4 Abenden von 588 Personen
esucht, durchschnittlich also von 147 gegen 335 in 8 Vor⸗
tellungen im Februar 1910.
WMilitãranwärterstellen im Bezirk des 9. Armeelorvs.
. April Hamburg, Oberschulbehörde, Seltion für
ie wissenschaftlichen Anstalten, Bote und 3 Aufseher, 1600
Njährl.,, 5 Alterszulagen, Heizer, 28 Meper Woche, Haus—
iener, 1200 Mujährlich; sofort, Deputation für Handel,
zchtffahrt und Gewerbe, Marineverwaltung, Bureaugehilfe,
400 M, kann bis 1940 Mesteigen; sofort, Baudeputation,
ochbauwesen, Direktionsbureau, ständig beschäftigter Hilfs-
hreiber, 1400 Majährl., kann bis 1940 Misteigen; 1. April
nd später, Hamburg, Polizeibehörde, 30 Schutzleute,
ro Jahr 1950 M, steigend bis 2400 M, abzüglich 50
Nark pro Jahr für Dienstkleidung. — 1. Juni und 1. Juli
n Bezirk der Kaiserl. Oberpostdirektion Ham—
urg bei verschiedenen Postanstalten mehrere Briesträger
ezw. Postschaffner, 1100 MeGehalt und der gesetzmäßige
Vohnungsgeldzuschuthß des Ortes, Gehalt steigt bis 1700
N; 1. Mai, 1. Juni, 1. Juli mehrere Landbriefträger,
zehalt steigt bis 1400 M. — Sofort, Lübeck, Steuerbehörde,
Schreiber (Hilfsarbeiter ohne Pensionsberechtigung), gute
andschrift und Gewandtheit im Rechnen, auf Kündigung,
D00 bis 1600 M, anstellungsberechtigt sind nur Militär—
inwärter, die seit 2 Jahren die lübeckische Staatsange—⸗
örigkeit besitzen.
Geistliches Konzert in der St. Aegldienkirche. Eine
iberaus große Anzahl von Zuhsbrern hatte sich am Sonntag
n der St. Aegidienkirche eingefunden, um dem dort angesetzten
zeistlichen Konzert, dessen Ertrag zum Besten einer neuen Heizungs⸗
inlage Verwendung finden soll, zu lauschen. Als Solisten wirkten
n dem Konzert, wie aus dem Programm zu ersehen war, mit
zrau Berta Vollmer-Nolli (Sopran), Herr Sugo
Bollmer (Baß) und Serr Konzertmeister J. de Ruyter—⸗
dorver Gioline); die Orgel bediente der Organist Herr
zarl Eberding. Mit dem Präludium und Fuge Cmoll
on J. S. Bach wurde das Konzert eingeleitet. Es folgten
ann zwei Sopransolis, Bitten“ von Beethoven und die Arie
us „Elias“: „Höre, Israel!“ von Fel. Mendelssohn-⸗Bartholdy.
Das Programm wies weiter auf an Violinsolis: Adagio aus
er 1. Sonate von J. S. Bach, Air aus dem Violin⸗Konzert
p. 28 von Carl Goldmark und Adagio cantabile für Violine
on G. Tartini. Für die Baßstimme waren die Arie des Caleb
us „Josua“: „Soll ich auf Mamres Fruchtgefild“ von G.
j. Händel und das „Vater unser“ von A. Altmann gewählt,
rährend das Konzert für die Orgel die beiden Choralvorspiele,
p. 122, Nr. 11 und 9, „O Welt, ich muß dich lassen“ und
Herzlich tut mich verlangen“ von Johs. Brahms brachte.
die Solisten leisteten alle ihr Bestes. Frau Berta Vollmer⸗
dolli und Herr Hugo Vollmer bewiesen mit den beiden
duetten „Zu den Bergen hebet sich ein Augenpaar“ von
3. Cornelius und aus „Die Auferstehung des Lazarus“
»on Carl Loewe am Schluß des Konzertes, daß sie nicht
rur im Einzelvortrag sich ihrer geschulten Stimmen sicher
ühlen, sondern auch — und ganz besonders — im Duett sehr
sutes leisten. Der Verlauf des Konzertes zeigte, daß die
Srwartungen in jeder Hinsicht erfüllt wurden.
J Strafkammer III. Sitzung vom 4. März. Wegen
dsie bstahls im Räckfalle hat sich der Barbiergehilfe
Ilfred Fr. aus Liegnitz zu verantworten. Wahrscheinlich
im zu betteln betrat der Angeklagte am 14. Febr. d. Is.
egen Abend das Haus Becergruvbe Nr. 4. Er gelangte
»ort in ein offenes Kabinett, in dem niemand anwesend
var. Hier eignete er sich einen Valetot und ein Jackett,
velche Sachen dort frei an der Wand hingen, einen Wert
»on 70 Muhatten und dem Friseur B. gehörten, an.
der Paletot wurde später bei dem Angeklagten gefunden,
»o er mit dem Jackett geblieben, ist nicht ermittelt. Das
lrteil lautete auf vier Monate Gefängnis. — Wegen
chweren Diebstahls hat sich der Hausdiener Heinrich
zu. aus Lütgendortmund zu verantworten. Erst am 19.
ez. 1910 wurde der Angeklagte nach Verbüßung einer
ßesängnisstrafe von 1 Jahr wegen Diebstahls aus der
ztrasthaft entlassen. Am Abend des 15. Febr. begab
er Angeklagte sich nach einem Grundstüch in der Adolf—
traße, kratzte dort mit einem Nagel von einer Fenster—
cheibe des Krämers Gr. den Kitt los und stieß einen Teil
»er Scheibe heraus. Durch die Oesfnung hindurchlangend,
zffnete er das Fenster und stieg dann in das Haus ein.
Jus verschiedenen Behältern und Räumen eignete er sich
twa 30 Mubares Geld, eine goldene Damenuhr nebst
dette im Werte von 50 M, 100 bis 150 Zigaretten, eine
ziste Zigarren, 12 Rollen Kautabak, ein Paket Tabak,
2 Pfund Wurst, 150 Pfund Schokolade, 11 Schachteln
S5chokolade, 2 Pfund Butter, ein Brot und 5 Pakete
zchreibpapier an. Sodann verließ der Angeklagte das
zaus durch die Haustür, die er von innen aufschloß,
tachdem er zuvor den Draht der elektrischen Glode zer⸗
ichnitten hatte. Das Urteil lautet auf 1 Jahr Gefängnis.
— *
Versammlung der Bürgerschaft
am Montag. dem 6. Mäürz 1911.
Wortführer Konsul Dimpker eröffnete die Sitzung um
8 Uhr 20 Minuten und führte aus, daß der Vorfall am
STchlusse der letzten Sitzung ihm Veranlassung gegeben habe,
zie stenographischen Aufzeichnungen daraufhin durchzusehen, ob
rx verpflichtet gewesen wäre, einen weiteren Ordnungsruf zu
erteilen. Er habe diese Ueberzeugung aber nicht gewonnen,
dagegen müsse er die Behauptung hinsichtlich einer Animosität
jegen Herrn Torkuhl als unberechtigt zurückweisen. — Der
Senat habe dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß seine Vor—
lage nebst Kommissionsbericht, betr. innere Ausstaltung der
Heilanstalt Strecknitz, von der Tagesordnung abgesetzt werde. —
Die Büärgerschaft erklärte sich hiermit einverstanden.
—
b. Staditheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man
ins: Dienstag abend 79 Uhr: Uraufführung „Modelle“,
zchauspiel von Johannes Tralow (Lübech). — Mittwoch abend
Uhr: „Die Förster-Christl“. — Donnerstag abend 7 Uhr:
. Vorstellung im Wagner⸗Zyklus „Siegfried“, zweiter Tag des
zühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“ mit dem Königl.
dammersänger Alois Pennarini vom Hamburger Stadttheater
ils Gast. — In Vorbereitung: Letzter Teil des Bühnen⸗Fest⸗
piels „Der Ring des Nibelungen“: „Götterdämmerung“.
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt
nan uns: Donnerstag abend 8 Uhr: „Kasernenluft“. (Vor⸗
erlauf der Billetts siehe Inserat.)
d. Jahrmarktsrummel 1911. Der ersehnte Tag ist da!
zeute wird das Fest gefeiert, das wir alle Jahre nur einmal
rleben! Die Räume der Stadthalle strahlen im blendendsten
Uicht und im wundervollsten Schmuch.... Jahrmarktsrummel
1.
Errichtung einer Kanzlistenstelle bei der
Hanseatischen Gesandtschaft in Berlin.
Der Senat stellt zur Mitgenehmigung der Bürgerschaft:
daß bei der Hanseatischen Gesandtschaft in Berlin zum
1. April 1911 eine Kanzlistenstelle mit einem Gehalt von
2000 M, steigend nach je 3 Dienstjahren um je 240 Mubis
3200 M. errichtet und daß der auf Lübed entfallende
Anteil mit einem Sechstel des Betrages in den Voranschlag
in gestellt werde.
Der Antrag wurde debattelos genehmigt