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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund.
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübed 61. Jahraan Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die
Beiblatt: Gesetz⸗ und Berordnungsblatt v — — — gurstentümer Katzeburg, Lübeck und das angren⸗
—EEEEE —— —— —& —sE —— zende medlenburgische und holsteinische Gebiet.
Druck und Veriag: Gebrüder Borchers G.m. b. S. in Lübed. — Geschäftsstelle Abreß haus (Khniasftr. 48). Fernidrecher oooo u. MI.
Moragen⸗Blatt Ur. 120.
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Ausgab⸗e
BGroße Ansgabe)
Dienstag. den 7. März 1911.
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Erstes Blatt. hierzu 2. Blat
powie
Gesetz⸗ und Verordnungsblatt
der freien und Hansestadt Lübeck Nr. 11,
enthaltend:
Bekanntmachung, betreffend Aufhebung der Polizeiverordnung
bom 7. Juni 1905, betreffend den Betrieb elektrischer
Straßenbahnen in Lübeckk. — Bekanntmachung, be—⸗
treffend Straßenbenennung. — Dritter Nachtrag zu der
Bekanntmachung vom 31. August 1907, betreffend die
Einfuhr von Wiederkäuern, Schweinen und tiexischen
Erzeugnissen aus Belgien und den Niederlanden.
muß, ehe sie zum Abschluß gelangen könne. Aber geschidt hat
er auf die Vorgänge in der deutschen Vergangenheit hingewiesen
ind danach auch seine Forderungen gebildet: die Errichtung
ines Freihandel-Systenms zwischen den drei
dändern, die Einführung einer einheitlichen Gesetz-
jebung, endlich die Gemeinsamkeit aller Landes⸗—
»erteidigungsfragen, sowie eine einheitliche Lei—
ung in der auswärtigen Politik.
Man sollte eigentlich meinen, daß der Ausführung dieser
Zorschläge keine allzu großen Hindernisse entgegentreten könnten.
Im wesentlichsten wäre dabei aber die einheitliche Führung der
uswärtigen Politik. Nun haben sich allerdings zwei Staaten,
ämlich Dänemark und Norwegen, entschlossen, jeder aktiven
uswärtigen Politik zu entsagen und die strikte Neus trali—
ätt in allen internationalen Fragen zu bewahren. Beide Länder
ind zu einem solchen Programm nur im der Erkenntnis ihrer
nilitärischen Ohnmacht gelangt, indem lie zugleich in
iner neutralen Haltung den besten Schutz ihres Gebietes er⸗
licken. Nur Schweden hat in der Erinnerung vergangener
eiten heute noch nicht darauf verzichtet, auch als autonomer
taat in der auswärtigen Politik zu gelten; und die Kräfte,
ie dem Lande im Heer und in der Flotte zur Verfügung stehen,
ind achtungsgebietend genug, um im Falle eines allgemeinen
uropäischen Krieges eine wertvolle Unterstützung der einen
der der anderen Staatengruppe sein zu können. Das ist ein
Biderspruch, der sich aber, sollte man meinen, leicht lösen
ehe. Denn auch Dänemark und Norwegen würden vermutlich
meinem dauernden Anschluß an Schweden gern eine Wieder—
⸗rstellung ihrer fdrüheren Machtsphäre erstreben, natürlich ohne
tebengedanken an irgendwelche politische Aenteuer oder Rüd⸗
roberungen längst verlorener Landesteile. Wie dem nun auch
ei: Der Gedanke einer skandinavischen Union ist durchaus er—
ägenswert, und seine Durchsührung würde sicher ein bedeuten⸗
»es Kulturdokument der Gegenwart sein.
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brachte seine gesunde Taktik ihm den Sieg in Geitalt der An⸗
nahme des ersten Floktengesetzes von 1898, das trotz seines be⸗
cheidenen Umfanges zum erstenmal kar ein praktisches Schiff⸗
auprogramm enthielt. Von den späteren Zusätzen und Ver—⸗
nehrungen zum ursprünglichen Gesetz brauchen wir hier nicht
u sprechen, wo wir nun die imposante Verwirklichung dessen vor
ins haben, was unlängst noch eine phantastische Vision zu sein
schien. Wenn einmal die ganze Geschichte des Wachsens und der
lusdehnung deutscher Seegeltung zu schreiben sein wird, so
wird der Historiker die Namen des Kaisers und des Großadmi—
als von Tirpitz zusammen nennen als die Namen der Männer,
die die neue deutsche Flotte erdachten und schufen“
der Rekrutenfang der Fremdenlegion in
Algerien.
Die treffende Charakteristik der französischtm Fremdenlegion
n Algerien, die der preußische Kriegsminister General v. Hee—⸗
ingen in öffentlicher Reichstagssitzung gegeben hat, und die
charfe Antwort, die der französischen Presse auf ihre Repli'
n der Nordd. Allg. Z3tg. zuteil geworden ist, wird in der öffent⸗
ichen Meinung Frankreichs dadurch abzuschwächen gesucht, daß
naf mit einer Dreistigkeit, die ihresgleichen sucht, nach wie vot
ie inneren Zustände der Fremdenlegion als völlig unbedenklich
sinstellt und gegen jede abfällige Kritik voller Entrüstung pro—
estiert. Selbstverstäändlich sind derartige Preßäußerungen be—
timmt, in Deutschland den Eindruck der Feststsellung des Kriegs—
rinisters nach Möglichkeit abzuschwächen und zu verhindern,
aß junge Leute aus Deutschland, die ja erfahrungsgemäß den
zauptbestandteil der Legion' bilden, von dem Eintritt in die
igerische Truppe etwa abgeschrect werden. Deshalb ist es
ehr dankbar zu begrühen gewesen, daß die Köln. Zeitung in
inem Telegramm einmal den Deutschen die Augen geöffnet
jat über Grundsätze und Methoden, nach welchen die Rekru—
tierung der Fremdenlegion betrieben wird.
Ueber das aller Vernunft und Humanität hohnsprechende
Berfahren, das von französischer Seite angewendet wird, um
zie Truppenbestände der Fremdenlegion regelmäßig aufzufüllen,
ann man sich ja nicht wundern, da zur Genüge bekannt ist,
aß in Frankreich in groher Zahl Mannschaften zum Heeresdienst
erangezogen werden, die nach deutschen Begriffen längst nicht
nehr diensttauglich sind, und daß bereits allen Ernstes daran
jedacht wurde, in Frankreich selbst Truppenverbände aus
arbigen Soldaten zu bilden. Der französischen Republik in
feser ihrer Notlage zu Hilfe zu kommen, hat wahrhaftig
)eutschland zu allerletzt Anlaß. Es gibt keine furcht—
arere Anklage gegen die französische Frem—
»enlegion und gegen die französischen Behörden, die für die
zustände in ihr verantwortlich sind als die Hunderte von
SFSingaben unglücklicher deutscher Eltern. denen
»urch das unmenschliche und rücksichtslose Versahren der fran—
ösischen Behörden die Möglichkeit genommen ist, ihre verirrten
der verführten Söhne dem sicheren Verderben zu ent—
reihen, dem sie in der Fremdenlegion geweiht sind.
Umfano der heutigen Nummer 10 Setten.
o ò— ιια BS—————————————d ——ü ——————————— ———————
lichtamtlicher Teil.
Ein skandinavischer Staatenbund.
WVon unserem Auslands-Korrespondenten.)
Stodholm, 2. März.
Schon seit geraumer Zeit haben sich verschiedene Ideologen
mit dem Gedanken eines skandinavischen Staatenbundes beschäf—
igt und manches Buch ist bereits über diesen Plan geschrieben
worden. Theoretisch läßt sich der Gedanke auch leicht ver—
wir klichen, denn alles spricht für seine Ausführung, nichts da—
zegen, und auch die Praxis hat ihn schon ausgeführt gesehen,
allerdings in vergangenen Zeiten. Aber die Wirklichkeit, die
damals die drei skandinavischen Reiche unter dänischer Vor—⸗
herrschaft vereinigte, ist eigentlich nicht dazu angetan, die Wieder⸗
holung jenes politischen Zustandes herbeizuwünschen. Denn kaum
reichte einst das Zepter Dänemarks von Kopenhagen bis zum
Torneo, da begannen auch schon die Bestrebungen der Schweden,
ich von der dänischen Herrschaft zu befreien. Diese Tatsache
edoch schließt noch nicht die Möglichkeit aus, daß jetzt ein neuer
kandinavischer Staatenbund von größerer innerer Lebenskraft
zrrichtet werden könnte. Allerdings nur in dem Falle, wenn
eine Herbeiführung durch den freien Willen aller Beteiligten
erfolgt.
Das aber würde auch zugleich der fundamentale Unter—⸗
chied zwischen der neuen Union und der alten sein. Was einst-
nals nur durch das Schwert erobert und durch das
Schwert zusammengehalten wurde, das würde sich jetzt zu—
ammenschließen aus der Erkenntnis heraus, daß die
zröhßere Einheit nicht nur widerstandsfähiger, sondern auch le⸗
zensfähiger ist, eine Erkenntnis, die man bei politisch denkenden
Bölkern des 20. Jabhrhunderts schon erhoffen dürfte.
die Zahl derer, die heute vor der Oeffentlichkeit
ür einen solchen Staatenbund eintritt, ist freilich noch nicht groß,
Immerhin ist es ein beachtenswertes Zeichen, daß vor wenigen
dagen der Bürgermeister Lindhagen aus Stod—
olm dem Reichstage diesen Vorschlag zur Ver—
»andlung unterbreitet hat. Der Antragsteller war sich
elbst hemukt. daß diese Union erst lanasam vorhereitoöt werder
Ein englisches Urteil über Großadmiral
von Tirpitz.
Wie wir dem Märzheft der Marine-Rundschau entnehmen,
at das führende englische Marinefachblatt Navaland Mili-
ary Record der Nachricht von der Beförderung des Staats⸗
kretärs von Tirpitz zum Großadmiral folgende Ausführungen
inzugefügt: „Von Großadmiral von Tirpitz kann gesagt
erden, daß er sein Leben dem Dienste geweiht hat. Schon
or vielen Jahren bewies er sein organisatorisches
rsenie als Leiter des Torpedobootwesens, das
ater seiner Führung den hohen Stand von Tüchtigkeit und voll⸗
o»mmener Kriegsfertigkeit erlangt hat, der seitdem diesen Zweig
er Maxzine kennzeichnet. Als im Sommer 1897 der damalige
tontreadmiral Tirpitz sein Kommando als Chef der Kreuzer⸗
ivision aufgab und die Geschäfte des Staatssekretärs über⸗
ahm, trat er seine neue Stellung unter äußerst entmutigenden
imständen an. Er stellte sich aber der Lage mit dem echten
Mute des Seemanns geoenüher und in weniger als 6 Monaten
Theater, Kunst und Wissenschaft.
Lübechk, 7. März.
Stadttheater.
„Mignon“,
Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas.
Gastspiel Lily Herking.
Dah jemand den Mut haben würde, nach dem so überaus
Nänzend verlaufenen Gastspiel der Dresdener Hofopernsän⸗
jerin Frl. Eva v. d. Osten in der Rolle der Mignon nach
rst kurz verflossener Zeit hier in derselben Partie aufzutreten,
sätten wir kaum für möglich gehalten. Trotzdem sollte es Lily
zerking, die hier viele persönliche Freunde besitzt, vorbe—
jalten sein, mit ihrer „Mignon“ ein ausverkauftes Haus und
odielen Beifall zu erzielen. Wir können dieses Urteil des großen
Publikums nicht ganz teilen und waren erstaunt, anstatt, wie
wir es erwartet hatten, die Mignon nach der leidenschaftlichen
Seite überschäumen zu sehen, sie von Lily Herking mit auf—
'allend matter Tongebung und auch durchaus nicht hervorragen⸗
dem Spiel uns vorführen zu lassen. Das bekannte Lied ‚Kennst
du das Land“ ging durch den monotonen Stimmklang fast ein—
drudslos vorüber, ebenso wie das Lied an die Schwalben. Selbst
n der großen Szene vor dem Theater waren Spiel und Gesang
nicht überwältigend genug. Gerade im Gesange der Mignon
assen sich Schattierungen verschiedenster Art anbringen, wie wir
s von Irl. v. d. Osten geradezu vorbildlich gesehen haben. Wir
vagen nicht zu entscheiden, ob es Lily Herking an Stimme
jebricht, oder ob sie bewußt handelte; in letzterem Falle
önnen wir ihr nur raten, ihre Mignon mit etwas kräftigeren
Strichen zu zeichnen. Unsere Mitglieder und unser Orchester
newährten sich bestens. M. Stiehl.
der kroatischer Abkunft ist, war Prag, von da aus ging er
in die Wiener Hofoper, der er nur drei Jahre lang ange—
örte. Dann widmete sich Steger einträglichen Gastspielreisen.
zm Alter von etwa 52 Jahren zog sich der Künstler von
er Bühne zurück, um sich der Landwirtschaft zu widmen.
Von den Bühnen. Leo Blechs Oper „Alpenkönig
und Menschenfeind“, nach Raimunds „Zaubermärchen“,
rrang bei ihrer Erstaufführung an der Wiener Volks—
»per einen von Akt zu Alkt steigenden Erfolg.
Ein Freiluftiheater. Aus Christiania wird den Hbg. Nachr.
eschrieben: Ein Freilufttheater wird diesen Sommer in
er Umgebung Christianias in unmittelbarer Nähe des könig—
chen Landhauses Oscarshall errichtet. Die Eröffnung soll
m 3. Juni mit J. L. Heibergs patriotischem Schauspiel
Elverhöv“ erfolgen. Das Theater wird 3000 Sitz- und
benso viele Stehplätze erhalten, sein Erlös ist zu wohl—
itigen Zwedden bestimmt. Unter den zur Aufführung in
lussicht genommenen Stücken befindet sich u. a. auch Henrik
bsens „Die Komödie der Liebe“. Die besten Schau—
pieler und Schauspielerinnen Christianias haben ihre Mit—
irkung zugesagt.
Ur⸗ und Erstaufführungen. Der „Rosenkavalier“
and im tschechischen Nationaltheater bei vorzüglicher Auffüh—
ung einen starken aber nicht allgemeinen Erfolg. — Die
raufführung der dreiaktigen Burleslke von Ernst Preczang
ßabriello der Fischer“ hatte Sonnabend im Weimarer
oftheater einen Achtungserfolg. — Edward Lodes drei⸗
ktiger Komödie „Der Sang der Seele“ wurde bei der
lraufführung im Munchener Schauspielhause von einer Minder⸗
eit bescheidener Beifall gespendet, der obendrein stark be—
tritten wurde. — Die Wiener Volksoper veranstaltet Mitte
Nai Tiroler Buhnenfestspiele unter Leitung Karl Schönherrs.
argestellt durch Exls Tiroler Bühne sollen Werke von Brix,
zreinz, Schullern und Schönherr aufgeführt werden. Schön⸗
errs „Glaube und Heimat“ verspricht besonders interelssant
u werden. — Im Berliner Theater des Weltens gelangte
—
Zonnabend „Die lustigenn Nibelungen“, burleske
perette in drei Aklten von Rideamus, Musik von Oskar Straus
um ersten Male zur Aufführung und hatte einen kolossalen
zeiterkeitsserfolg. — In Weimar wurde im Hoftheater
ie komische Oper „FFönig für einen Tag“ von Adolphe
ldam unter starkem Beifall aufgeführt. Die Vorsitel'ung ge—
zährte insofern ein besonderes Interesse, als Kapellmeister
daul Wolff vom Erfurter Stadttheater mit Glück eine durch—
reifende Revision des Textes und der Musik des reizvollen
Perkes v orgenommen hatte. — In glänzender Ausstattung
ing Sonnabend im Hamburger Deutschen Operettentheater
ie dreiaktige Operette „Das Musikantenmädel“ von
Heorg Jarno unter großem Beifall in Szene.
Künstlernachricht. Valesca Nigrini, die erste
Mezzosopranistin der deutschen Oper in Prag, hat einen An—
rag unter glänzenden Bedingungen an das Leipziger Stadt—
heater erhalten und zum Herbst 1912 angenommen.
nͤleine Nachrichten. In Amsterdam ist eine deutsche Opeen⸗
esellschaft gegründet worden, die von Edmund, dem Direktor
er ehemaligen deutschen Operetten-Gesellschaft, geleitet wird.
durch Zeichnungen stehen dem neuen Unternehmen rund 100 000
Mark zur Verfügung. — In Munchen will der Neue Verein
im 1. Mai im Prinzregenten-Theater Hans Pfitzners „Armen
zeinrich‘“ mit dem Orchester des Konzertvereins und den
echnischen Kräften der Hofoper zur Aufführung bringen. Pfitzner
oird wahrscheinlich die Regie fuhren. — Selma Lager—
dfs betannter Roman „Gösta Berling“ ist von dem
cchriftsteller Algot Sandberg dramatisiert worden und
ird im Soenska-Theater zu Stodholm zum ersten Male auf—⸗
eführt werden. — Der Kaiser hat aus Anlaß der Säkular-
eier der Firma B. G. Teubner den Inhabern Hofrat Dr. Ader⸗
nann und Dr. Alfred Giesecke den Roten Adlerorden dritter
dlasse verliehen.
Aus dem Reich des Todes. Franz Steger (ceigentlich
Stasies), der einst gefeierte Tenor, ist im Alter von 86
zahren gestorben. Die Wiege des Ruhmes dieses Sängers,
G—