Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

I Schöffengerigt. Sißung vom 28. Febr. Siner 
Uebertretung nach 8 361 Nr. 5 und 10 des Etr.G.B. 
hat sich der Arbeiter Franz Ge. schuldig gemacht, indem er, 
obschon er in der Lage war, für sein uneheliches Kind zu 
sorgen, trotz Aufforderung der Behörde, diese Sorge der Armen— 
anstalt überließ, auch sich dem Trunke und Müßiggange derge— 
talt hingegeben hatte, daß auch zu seinem Unterhalt die Hilfe 
der Armenanstalt in Anspruch genommen werden mußte. Es 
werden ihm 4 Wochen Haft zuerkannt. — Wegen Körper⸗ 
verletzung haben sich der Arbeiter Heinrich Rü. und der 
Maurerlehrling Franz Rü. aus Schlutup zu veransworten. Am 
16. Januar d. J. trat Heinrich Rü. beim Tanzen dem Maurer⸗ 
gesellen Anton Sti. wiederholt auf die Hacken Das Ersuchen 
des Sti. das Treten zu unterlassen, beantwortete Heinrich Rü. 
mit Faustschlägen und Franz Rü. unterstützte ihn in seiner 
Tätigkeit. Diese Schlagfertigkeit lommt beiden nun etwas 
teuer zu stehen, indem Heinrich Rü. zu 2 Monaten Gefängnis 
und Franz Rü. zu 30 MeuGeldstrafe ev. 6 Tagen Gefängnis 
rerurteilt werden. — Wegen Sachbeschädigung, Wider— 
tandes und Beleidigung hat sich der Kesselschmied 
Hugo Ze. von hier zu verantworten. In der Nacht zum 
23. Januar soll er an einer Straßenlaterne derart gerüttelt 
haben, daß die Laterne im Bügel sich löste. Als Schutzleute 
sich seiner annahmen und ihn zur Wache führen wollten 
widersetzte er sich energisch und beschimpfte einen Beamten. 
Der Angeklagte ist stark betrunken gewesen und ist in seiner 
Trunkenheit gegen die Laterne gelaufen. Er wird bezüglich 
der Sachbeschädigung freigesprochen, im übrigen aber zu 60 M 
ev. 15 Tagen und zu 20 Meev 5 Tagen Gefängnis verurteilt 
— Des Diebstahls hat sich der oft bestrafte Arbeiter 
Johann Un. aus Neuteich schuldig gemacht, indem er am 
15. Februar vom Flur des evangelischen Vereinshauses einen 
der Ehefrau B. gehörigen Pelzkragen im Werte von 12 M 
wegnahm. Er wird zu 2 Wochen Gefängnis verurteilt. — 
Wegen Bettelns und Widerstandes hat sich der 
Schiffszimmermann August Schr. aus Hamburg zu verantworten. 
Am 16. Februar wurde der Angeklagte in der Bäckerstraße von 
einem Schutzmann beim Betteln betroffen und verhaftet. Seiner 
Abführung setzte er sehr großen Widerstand entgegen, indem 
er fortgesetzt mit den Fäusten auf den Schutzmann einschlug 
und ihm das Gesicht zerkratzte. Diesen Widerstand setzte er 
ruch noch fort. als andere Schutzleute hinzukamen. Schr. ist 
ein sehr viel bestrafter Mensch, der sich namentlich auch durch 
Hewalttätigkeiten hervorgetan hat. Er wird nun zu 3 Wochen 
Haft und zu 1 Jahr und 3 Monaten Gefängnis verurteilt. 
o⸗ Gestohlener Kleiderrock. Aus einem Zimmer der zweiten 
Etage des Hauses Holstenstraße Nr. 17 ist am Freitag, dem 
24. Febr. in der Zeit von 52 -824 Uhr nachmittags ein fast 
neuer schwarzer Kleiderrock aus Cheviot abhanden gekommen 
und vermutlich gestohlen worden. 
— — —2 
b. Geistliches Konzert. Am Sonntag, 19. März, ver⸗ 
anstaltet die Vereinigung für kirchlichen Chorgesang in der 
St. Marienkirche ihr zweites Winterkonzert. Das Programm 
umfaßt diesmal Werke neuerer Komponisten, Chorgesänge 
von Brahms, Georg Schumann und Hans Fährmann, sowie 
Orgelwerke von Bossi, Gigout gelangen zur Aufführung. 
Als Solistin ist Frau Prof. Dr. Walte, Hamburg (ggeb. 
Dugoge, hier) gewonnen, die mit ihrer klangvollen Alt— 
stimme Solt von Schubert, Korff, Hildach u. a. vorzutragen 
gedenkt. Der Reinertrag des Konzerts soll wiederum den 
Armen der St. Mariengemeinde zufließen. 
BFBSanfeftädte. 
Hamburg, 1. März. Der Herzog von Sachsen⸗- 
Altenburg besichtigte Dienstag vormittag in Begleitung von 
Bürgermeister Predöhl und Bürgermeister Burchard und unter 
Führung des Wasserbaudirektors Geh. Baurats Bubendey und 
des Baurais Wendemuth den Elbetunnel. Nachher nahm der 
derzog die Gemälde im großen Saal des Rathauses in Augen⸗ 
chein. Im Anschluhß daran wurde im Bürgermeistersaal des 
Rathauses ein Imbiß angeboten. Um 141 Uhr hat der Herzoa 
ßamburg verlasssen. — 
SHamburg;, 1. März. GKleine Nachrichten). Be⸗—⸗ 
vorstehender Lohnkampf in den Bäckereien. Die 
Bäder haben den Beschluß gefaßt, den am 1. Mai dv. J. 
ablaufenden Tarifvertrag nicht zu erneuern, sondern den 
Arbeitgebern eine Reihe von Forderungen zu unterbreiten. 
— Als lästiger Ausländer ausgewiesen ist hier 
der nordamerikanische Mormonenprediger Don Carlos Young 
aus Boise, der für seine Sekte Vroselyten zu machen 
nersuchte. 
Bremen, 1. März. Ergebnis der Bürgerschafts— 
Ersatzwahlen. Von der ersten Klasse wurde Montag Dr. 
med. Liesau gewählt. Im 24. Bezirk der vierten Klasse er— 
hielten Direktor Dr. Böhmert 220, Gewerkschaftsbeamter Karl 
Behle (Soz.) 211, Oberzollkontrolleur Schauerte 110, Dr. F. 
Feldmann 19 Stimmen. Zusammen 560 gültige Stimmen. 
Drei Stimmen sind ungültig gewesen. Es ist also Stichwahl 
zwischen Dr. Böhmert und Behle nötig. 
Schles wig⸗ Hohtein. 
Kiel, J. März. Zwei Blumentage wird Kiel in 
biesem Jahre haben: einen Kornblumentag, der am 22. März 
in Verbindung mit einem großen Wohltätigkeitsfest zugunsten 
der Kriegerwaisenhäuser stattfinden soll, und einen Matgareten- 
blumentag zur Kieler Woche. 
Neumünster, 1. März. Das Kirchen⸗-Kollegium 
genehmigte den Haushaltsplan mit 299 714 M. Davon ent—⸗ 
fallen auf den Bau einer zweiten Kirche 190 000 M. Hiervon 
ahlt das Konsistorium in Kiel eine Beihilfe von 20 000 M. 
kine Anleihe soll 170 000 Mebringen. An Kirchensteuern sind 
bo soo Meaufzubringen. — Selbstmordversuch. Der 
Arbeiter Berger schoß sich eine Kugel in die Brust. Grund: 
zerrüttete Familienverhältnisse. Im städtischen Krankenhause hat 
sich der Zustand des Lebensmüden gefährlich verschlimmert. — 
U n v erbesserlich. Bei seiner Entlassung aus dem Zentral⸗ 
gefängnis bestahl der Strafgefangene Behrens den dortigen 
Werkmeister Herold. Der Dieb geriet erneut in Haft. 
Neumünster, 1. März. Feuer. Bei dem am Montag 
abend ausgebrochenen Großfeuer zu Leckerhölken (Gut Both⸗ 
tamp) wurde der landwirtschaftliche Besit mit Gastwirsschaft 
von Joh. Grothkop vollständig vernichtet. Mitverbrannt ist 
sämtliches Inventar und die noch vorhandene Ernte. Die 
Bewohner konnten nur sich selbst, sowie das Vieh retten. Die 
Entstehung des Feuers wird auf Brandstiftung zurückgeführt. 
Der Gesamtschaden ist sehr groh. 
Nahe, 1. März. Allgemeine Deilnahme erweckt 
das Geschich der Gastwirtseheleute Harms hierselbst. Deren 
verheiratete Tochter, Frau Schwarz, entfsoh nachts in unbe— 
wachtem Augenblick durchs Fenster. Ein Polizeihund, den man 
aus Lübech kommen lieh, nahm die Svour cuf und verfolf. 
ie bis an die Ahßter. Es ist leider anzunehmen, daß die 
Inglückliche, die schwer nervenleidend war, sich ein Leid zu—⸗ 
efügt hat. J R 
Segeberg, 1. März. Der Magistrat hat beschlossen, 
»en Stadtverordneten den chausseemäßigen Ausbau des Weges 
Segeberg-Schieren zu empfehlen. Die Stadt wird zu 
viesem Zweck voraussichtlich einen Betrag von 2000 Mizeichnen 
nüssen. 
Wilstedt, 1. März. Besitzwechsel. Gastwirt und 
dandmann Mertens hierselbst verkaufte seine 300 To. große 
dandstelle mit Inventar an die Parzellantenfirma Maack& Co. 
n Heide für 230 000 M. 
Sonderburg, 1. März. Historisches Andenken. 
der Stamm der vom König Christian II. während seiner Ge— 
angenschaft im hiesigen Schlosse (1832 bis 1549) gepflanzten 
—„teineiche (Stechvalme), die dem Alter zum Opfer gefallen ist, 
owie die an der Turmmauer angebrachte Erinnerungstafel 
ie im Depot der Garnisonverwaltung aufbewahrt wurde, 
ind dem hiesigen Altertumsverein zur Aufbewahrung über⸗ 
viesen worden. Herzog Ernst Günther ist mit dieser Aufbewah— 
ungsart einverstanden in der Voraussetzung, daß das Eigen⸗ 
umsrecht an dem historischen Andenken der Stadt Sonderburg 
»erbleibt. Die Gegenstände werden in der Sammlung des Alter— 
umsvereins aufgestellt. 
Tondern, 1. März. Zweistreifende Hunde haben 
9 Schafe des Hofbesitzers Carstensen-Twedt und 6 Schafe des 
händlers Duus zerrissen bezw. derartig zugerichtet, dab sie 
zetötet werden mußten. Der angerichtete Schaden beträgt min—⸗ 
ʒestens 1800 M. Die Eigentümer der beiden Hunde konnten 
urch den Polizeihund festgestellt werden. 
Großherzogtum Ordenburg, Fürstentunt Lübecd. 
Oldenburg, 1. März. Landtag. Die Fledenge— 
neinde Schwartau übersandte dem Landtage eine Eingabe 
nit der Bitte, der Landtag wolle beschließen, das Staats— 
ninisterium zu ersuchen, daß der Amtsgarten in Schwartau 
ur Aufteilung in Bauplätze freigegeben werde. Der Ver— 
»altungsausschuß stimmte der Begründung des Antrages 
es Abg. Dursthoff betr. Revision des Fischereigesetzes vom 
.7. März 1879 zu, wonach im Interesse der Hebung der 
rischzucht und der Erhaltung des Fischbestandes eine Revision 
—V — — 
ie gesetzlichem Bestimmungen bezüglich des Fischsanges der 
daich⸗ und Schonzeit nicht nur auf die öffentlichen Ge— 
vässer beschränkt bleiben und die Schonzeit in Rücdhksicht 
ruf die verschiedene Laichzeit der Fische geregelt wird 
der Regierungsvertreter erklärte, daß die Regierung berei! 
ei, dem nächsten Landtage eine dementsprechende Vorlagt 
u machen. Da aber die preußische Regierung zurzeit mil 
»iner anderweitigen Regelung des Fischereigesetzes beschäftigt 
und dem preußischen Landtage eine diesbezügliche Vorlage 
interbreitet sei, so wolle sie abwarten, bis in Preußen 
iese Angelegenheit erledigt ist. Da der Antrag auch nur 
vünscht, dah dem nächsten Landtage eine dementsprechende 
Borlage gemacht werde, stimmt der Ausschuß diesem zu 
und beantraat Annahme des onen erwähnten selbständigen 
Antraas. 
Lauenburg. 
Ratzeburg, 1. März. Nach den neuen Bestim⸗ 
nungen über die Abhaltung von Tierschauen 
n Schleswig-Holstein finden Kreis- und Bezirks 
ierschauen statt 1911 u. a. in Pinneberg, Oldenburg, 
S„tormarn, 1912 in Sieinburg, Segeberg, 1913 in Husum— 
Stapelholm, Lauenburg; Plön, Bordesholm. Die Ver—⸗ 
zandsschauen werden abgehalten 1914 im Verband schleswiger 
Pferdezuchtvereine und Verband der Pferdezuchtvereine der 
chlesw.⸗holst. Geestlande, 1918 im Verband schleswiger 
Bferdezuchtvereine und Verband der Pferdezüchter in den 
holsteinischen Marschen. Neu eingeführt ist die Prämiierung 
ganzer Pferdebestände. 
Großherzogtiimer Medlenburg. 
Schwerin, 1. März. Gedenktag. Grohßherzogin 
Marie begab sich Dienstag vormittag 10 Uhr aus Anlaß der 
Wiederkehr des Geburtstages ihres Gemahls, des 18809 
ʒerst. Großherzogs Friedrich Franz II., nach dem Dom und legté 
im Sarkophage des Verewigten in der Heiligenbluts⸗-Kapelle 
rische Blumen nieder.“ 
Malchin, 1. März. Der Landtag wurde am Diens- 
ag vom Landrat Frhrn. v. Maltzahn in Gegenwart des 
ztaatssekretärs Graf Bassewitz und Staatsrates v. Pressentin 
vieder eröffnet. Die Regierung sucht in einer zwölf—⸗ 
eitigen gedruckten Vorlage nachzuweisen, daß sie zu allen 
zeiten größte Sparsamkeit in allen Ressorts hat walten lassen 
ind sagt dann zum Schluß: „Der bisherige Verlauf der 
Berhandlungen über die Bewilligung des Rentereizuschusses aus 
illgemeinen Landesmitteln ergibt eine Bestätigung der von 
der Regierung wiederholt kundgegebenen Auffassung, daß die 
Verhältnisse mit zwingender Notwendigkeit die Einführung de— 
Budgetrechtes und damit die Aenderung der bestehenden Landes 
derfassung erfordern.“ Dem Landtage sind elf Regierungs— 
reskttripte zugegangen. Darunter befinden sich, außer dem schon 
rwähnten Reskript betreffend das Aversum, u. ä noch 
'olgende: Zum Kapitel „Justizkosten“ erklärt die Regierung 
ich mit den ständischen Beschlüssen einverstanden. Die Erhöhung 
der Richtergehälter wird also erfolgen. Weiter schlägt die 
degierung eine Aufbesserung der Pfarrgehälter nach den 
ztrelitzer Sätzen vor. Ferner wird die Erhöhung der Wander—⸗ 
ewerbesteuer vorgeschlagen und sofort angenommen. Die 
fändischen Beschlüsse in bezug auf den Ausbau der Irrenanstalt 
zachsenberg werden von der Regierung angenommen. Die 
ztände hatten bekanntlich den geforderten Zuschuk bis auf 
eine Million Mark gestrichen. 
Güstrow, 1. März. Anglücksfall mit tödlichem 
Dusgange. Als Montag morgen Pferde der 6. Batterie des 
sier garnisonierenden Holst. Feld-Art.-KRegts. Nr. 24 von Be— 
ienungsmannschaften in die in der Nähe der Kasernen liegenden 
»jfenen Reitbahnen geführt werden sollten, schlug ein Pferd 
rus und traf den hinter ihm gehenden und ein anderes Pferd 
ührenden Kanonier Rathcke aus Raden derart nor die Brust, 
»aß R. nach wenigen Augenblicken tot war. 
Gadebusch, 1. März. Verkauft hat Ortsvorsteher 
Ztoltenberg zu Passow durch Vermittlung von E. Linow— 
Lübech seinen Hof von 210 Morgen für 102 000 M an Land⸗ 
mann Claußen aus Gothendorf bei Futin zum 1. April. 
Rehna, 1. März. Feuerlärm erscholl Dienstag 
»ormittag gegen 9 Uhr; es soll in dem benachbarten Kasen—⸗ 
orf Großfeuer ausgebrochen sein. Unsere freiwillige Feuer— 
wehr ist sosort nach dort abgerüct, Der Knecht, der kürzlich 
nach dem Brande in Botelstorf flüchtig wurde und sich durch 
verschiedene Redensarten der Brandstiftung verdächtig machte, 
it in Schwerin verhaftet worden. Er bestreitet seine Täter— 
schaft. — Die Schützenzunft veranstaltete Montag eine 
Ballfestlichkeit im Schützenkause. Das Fest verlief in allen 
Teilen aufs schönste. 
SIportnachrichten. 
Intern ation ales Schachturnier. San Sebastian, 28. Febr. 
In der Dienstag gespielten 6. Runde gewann Marshall gegen 
Vidmar. Die Partien Burn⸗Teichmann und Niemzowitsch— 
Schlechter blieben remis. Die Partien Dr. Tarrasch-Rubinstein, 
Janowski⸗Spielmann, Leonhardt-⸗Capablance und Duras— 
Maroczi wurden in gleicher Stellung abgebrochen. Am Mitt— 
woch kommen die Hängepartien der 5. und 6. Runde zur 
kErledigung. 
sr. Die Schnellaufmeifterschaft von Finnland wurde 
delsingfors von Wichkström⸗-⸗Helsingfors gewonnen. 
sr. Das Verbandsfest des Deutschen Schwimmverbandes 
gelangt in diesem Jahre am 13. und 14. Aug. in Berlin zum 
Austrag, während der Verbandstag am 16. und 17. April 
in Magdeburg vor sich geht 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
W. Berlin, 1. März. Ueber die Ausführung des 
Zuwachssteuergesetzes finden im Reichsschatzamte heute 
und an den folgenden Tagen Beratungen statt, wozu 
umfangreiche Einladungen ergangen sind. 
W. Berlin, 1. März. Die Sozialdemokraten des vierten 
Berliner Reichsstagswahlkreises hielten gestern abend in Kellers 
Festsälen, Koppenstraße, eine Versammlung ab zwecks Auf— 
tellung von Kandidaten für die bevorstehenden Reichstags- 
und Stadtverordnetenersaßzwahlen. An Stelle des verstorbenen 
Abgeordneten Singer wurden für den Reichstag der Vor— 
itzende der Wahlkreisorganisation, Krankenkassenrendant Otto 
Bbüchner und für die Stadtverordnetenversammlung der 
Spediteur Mann als Kandidaten proklamiert. 
An Stelle des ebenfalls verstorbenen Stadtverordneten Voigt 
vurde der Spediteur Böhm als Kandidat aufgestellt. 
W. Halle a. S, 28. Febr. Der bekannte Staatsmann und 
rühere Merseburger Regierungspräsident Gustav von Dienst 
—VV 
gestorben. Als Reichstagsabgeordneter war er Mitglied der 
Abordnung, die 1870 König Wilhelm um Annahme der Kaiser—⸗ 
krone bat. 
W. München, 1. März. Der Reichskanzler richtete an die 
Hinterbliebenen Uhdes ein herzliches Beileidstelegramm. 
W. Nürnberg, 1. März. Der König von Bulgarien, 
der sich auf der Rücreise von Koburg nach Sofia hefand, wurde 
ends von Erlanger Studenten, die maskiert in 
den Speisewagen gekommen waren, belästigt. 
W. Posen, 1. März. Als Termin für die Land— 
tagsersatzwahl anlählich des Todes des Abgeordneten 
Jadszewski ist der 7. April festgesetzt. 
W. Mabrid, 28. Febr. Der Premierminister Canalejas er— 
klärte heute nachmittag, daß er die Information des Liberal 
weder verneinen noch beiahen könne; mithin erscheint diese 
Mitteilung als richtig. Der Minister des Innern ist der Ansicht, 
daß infolge der Haltung der Kurie ein vollkommener Bruch 
mit dem Vatikan bevorstehe, denn Spanien könne sich der For— 
derung des Staatssekretärs Merry del Val, daß jeder gesetzgebe— 
rischen Altion Vereinbarungen mit dem Vatikan über alle Ein— 
zelfragen vorangehen müßten, unmöglich fügen. 
W. Petersburg, 1. März. Eine kaiserliche Urkunde bestätigt, 
Dascht Dorshi Igitelow als Groß-Lama der lamaitischen Geist 
aͤchkeit in Ostsibirien. 
W. Chicago, 28. Febr. Bei den Urwahlen für das Bür— 
germeisteramt kam es zu ernsten Ruhestörungen. Ein Mann, 
der auf einen Anwalt gefeuert hatte und diesen am Bein ver— 
letzte, wurde von dem Anwalt erschossen. Mehrere Personen 
rurden verwundet 
WMW. Berlin, J. März. Die Gläubigerversamm 
lung der Frankfurtertorbankendete mit der Be—⸗ 
willigung eines Moratoriums, womit das Fortbe— 
tehen der Bank vorläufig gesichert ist. 
Von der Kriminalpolizei wurden drei jugendliche Ein— 
brecher in dem Augenblicke festgenommen, in dem sie ver— 
suchten, einen Teil ihrer Beute zu verkaufen. Es handelt sich 
um einen sechzehnjäͤhrigen, einen vierzehniährigen und einen noch 
nicht zwölf Jahre alten Burschen. 
Ein Produktenhandler; der sich schon mehrmals 
n der Irrenanstalt befand, ergriff gestern ein Beil und 
chlug damit auf seine Frau ein, die er im Verdachte 
jatte, daß sie mit einem anderen Manne in einem unerlaubten 
Verhältnisse stehe. Die Frau brach blutüberströmt zu— 
ammen; sie wurde in das Krankenhaus gebracht. Der 
MNamm wurde festgenommen. 
Die Untersuchung des Ungläücdsfalles Kroll 
wird eine Neuregelung der polizeilichen Kontrollmaßregeln bei 
den Vorführungen in den Sälen usw. zur Folge haben. 
V. Wesel, 1. März. In dem Abteil 1. Klasse eines 
)-Zuges wurde ein Regierungsbaumeisteraus Kiel 
schwer verletzt aufgefunden. Er hatte sich mit einer 
Browningpistole in den Leib geschossen und die Pistole 
nus dem Fenster geworfen. Er verweigerte jede Angabe über 
das Motiv zur Tat und starb uf dem Transpvort 
rum Krankenhaus. 
W. Dresden, 1. März. Zum erstenmal genoß die Haupt⸗ 
ladt Sachsens das Schauspiel eines Karnevalfestzuges, der von 
Studierenden der Kunstakademie und der Technischen Hochschule, 
owie von Bühnenkünstlern veranstaltet wurde. 
W. Hirschberg, 1. März. Weil er einen Arrestanten im 
Polizeigefängnis geprügelt hatte, wurde ein Polizeisergeant zu 
wei Monaten Gesängnis verurfteilt. 
W. Rotterdam, T. März. Von drei Knaben, die, während 
ie in einem Boot umherfuhren, Schierlingswurzeln gegessen 
hatten, starben zwei innerhalb weniger Stunden. Der dritte 
Knabe konnte durch Gegenmittel gerettet werden. 
W. Konstantinopel, J. März. Einer der zahlreichen 
VBillenvororte nördlich des Stadtteils Skutari, 
der den europäischen Bewohnern der Stadt als Sommeraufent⸗ 
halt dient — Kusgundschuck — ist gestern durch ein Riesen⸗ 
zeuer fast vollständig vernichtet worden. Der 
ZSultan verfolgte von Dosmabagdsche das Umsichgreifen des 
Feuers auf dem gegenüberliegenden Ufer und entsandte seinen 
Udjutanten zur Berichterstattung. Viele kleine Leute sin* 
rei dem kalten Weftter ohdacblos 
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