zie er im Abgeordnelenhause über dis Dandelsram⸗
erü und vbean a nfabund abgegeben, in oblliger
Uebreretust immung mit ßSerrn v, Bethmann-
ie be and.e Auch Serr v. Bethmann-Sollwes
erkennt das Recht der Handelskammern an, sich dem Hansa⸗
bunde ansuschließen. Infolgedessen ist auch nicht zu erwarten,
dab Herr Sydow insolge seiner Reds zurücktreten wird
FRichtig ist dagegen, daß Herr Kraette in absehbarer Seit
i seinem Amte scheiden durfte, und Herr Sydom
bürfte dann Staatsséekratär des Reichspost⸗
amts werden. Wann dieser Wechsel — auf den mit
diemlicher Sicherheit zu rechnen ist — eintreten wird, läßt
sich im Augenblick nicht sagen; die Entscheidung über den
Zeitpunkt hängt im wesentlichen von Serrn Kraetke ab—
Preußen und die Feuerbestattung. Das B. T. schreibt:
Der Gesebentwurß üAber die Ginführung der
sfakullativen Feuerbestattung in Preußen wird
bekanntlich in den beiden in Frage kommenden Ministerien,
dem des Innern und dem des Kultus, vorbereitet.
Die Arbeiten scheinen auch in erfreulicher Weise gefördert
i sein, denn es steht festz daß der Gesetzentwurf noch in
bieser Sefsion, vermutlich noch in diesem Jahre; an den
Landtag gehen wird. Aber noch etn wesentlicher
Fattor hat in der Frage mitzusprechen: das ist der
König von Preutzen,- und dieser hat, wie versichert
wird, weder prinzipiell der Ginbringung des
Gesetentwurfses,; noch seinen einzelnen Be—
stimmungen; Aber die Stillschweigen bewahrt
wird, seine Genehmigung erteilt.
Der Termin sür die Reichstagswahlen. Wie die M.
P. C. mitteilt, ist eit amtlicher Beschluß über den
Wahltermin noch nicht gefaßt, doch dürften die Reichs-
tagswahlen vorausfichtlich im Spaätherbst statt⸗
finden.
Die einheitliche Regelung der Zeit des Baßtages in ganz
Deutschland und Feststellung eines bestimmten Kalender⸗
termins für Ostern wurde am Montag abend in der
Budgettommission des Abgeordnetenhauses erörtert. Der
Kultusminister erklärte, daß das Ziel wünschenswert sei, aber
Jroße Schwierigkeit aufweise und er eine Erfüllung des Be—⸗
Jehrens noch nicht bestimmt in Aussicht stellen könne.
Veteranen⸗Fürsorge. Durch das Zuwachssteuergesetz sind
bekanntlich 5 Milllonen Memehr fuülr die Veteranen-Fürsorge
bereitgestellt. Unter Berücksichtigung der Abgänge ist es auf
diese Weise möglich 60000 Veteranen mehr zu
unterstützen als bisher. Die zu diesem Zwecke zu
erlassenden Bestimmungen haben daher die Aufgabe, die
desamte Summe dieser Zahl von Kriegsteilnehmern ohne
Einschränkung zukommen zu lassen. Um das zu erreichen,
sollen- die Begriffe „Unterstützungsbedürftig-
keit“ und „Erverbsunfähigkeit“ wesentlich
weiter ausgelegt werden als bisher. Anterstützungsbe—
dürftigkeit wird dann immer als vorhanden anzusehen sein,
wenn der Kriegsteilnehmer infolge von Alter, Krankheit
oder Gebrechlichkeit nicht mehr imstande ist, durch ein«
seͤnen Kräften und Fähigkeiten entsprechende Tätigkeit seinen
Lebensunterhalt zu verdieneee.
Stcminar sür Genofsenschafiswesen. Das neu gegründete
Zeminar für Genossenschaftswesen in Galle, das erfste
Semtnar dieser Art in Deutschland, wird mit Beginn des
fommenden Semesters eröffnet. Es werden dem jetzt auf⸗
restellten Lehrplan zusolge folgende Dozenten lesen: Prof.
dre. Conrad, Prof. Dr. Löhning;, Justizrat Dr.
Crüger (Anwalt des allgemeinen Verbands der auf
Selbstlilfe beruhenden deutschen Erwerbs⸗ und Wirtschafts⸗
genoffenschaften), Oekonomierat Dr. Rabe Wirektor der
sandwirtschaftlichen Kammer der Provinz Sachsen), Prof.
Tr. Brodnitz, Dr. Gehring; Dr. Wolff, Dr.
Felber; Dr. Hein. Neben den Vorlesungen; die
duch an den staatswirtschaftlichen Falultäten der verschiedenen
Unioersitäten delesen werden, kündigt das neue Seminar für
Genossenschaftswesen an: Die vollswirtschaftliche Bedeutung
des Genossenschaftswesens, Genossenschaftsrechte das Genossen⸗
schaftswesen des Handwerks und des Kleinhandels, das land⸗
wirtschaftlicie Genoslenschaftswesen, Konsumvereine
Defte rreich⸗· Ungarn. J I
Graf Aehren har amtsmüde? Graf Aehrenthal wird einen
nehrmonatigen Erholunasurlaub den er wegen einer über⸗
———
Tagen, nachdem ich hier alles geordnet, für immer verlassen,;
und die offizielle Trennung von meiner Frau wird in aller
Kürze erfolgen.“
„Das ist nicht recht, Reimar. Du hättest nicht weichen
sollen. Versuche doch eine Aussöhnung mit Undine.“
„Nie! Sie hat mir deutlich genug gezeigt, daß sie mich
für einen Glüdsjäger hält, für einen Betrüger und wer weiß
wofür sonst noch. Die Akten sind darüber geschlossen. Ich werde
dhne Bedauern aus einem Hause scheiden, in das ich so ver⸗
messen den Fuß gesetzt in dem ündlichen Glauben, ich könnte
das helle Glück hier in die düsteren Mauern hineinzaubern.
mo immer nur kalter Schatten lauerte.“
Stumm hielten sich die beiden Brüder eine Weile umfangen.
Dann schritten sie hinab, wo ungeduldig die Rappen vor
bem Schlitten scharrten. Wie Silberton drang. ihr jeines Ge—
aut durch die Morgenfrühe, als sie Timm im Fluge an der
Seite seines Bruders der Bahnstation zuführten.
Undine, die am Fenster stand, sah dem Gefährt lange nach.
dhr Blich war irübe und von Tränen schwer. Die Hand, die
aoch einen Gruß hinabwinken wollte, sank müde hernieder.
Wbeil sie Reimar nicht grüben wollte, ging Graf Timm
r ein Abschiedszeichen von ihr hinaus in die weite, unbe—
unte Ferne, ein stilles Grab auf Meeresgrund zu finden. das
seine todeswunde Seele so heiß ersehnte.
Das Meer trieb schwere Eisschollen gegen die Deiche und
krachend türmten sich die schimmernden Eisblöcke übereinander,
um mit donnerähnlichem Getöse an der Küste splitternd zu zer⸗
schellen.
Da war es Undine, als ginge auch durch ihre Seele ein
tiefer, unheilbarer Rißk, als wäre auch eine Eiseskruste in
sheem Innern gebrochen, und schluchzend dachte sie:
„So werde auch ich den Gorlingshof verlassen, wie er, der
arme Dimm. Aber ich werde nicht geleitet gehen, sondern
ser einsam, hinaus in das wilde Leben voll Arbeit und
ot, voll Sorge und Pein. Aber ich will nicht klagen, wenn
ich auch Lorl, meine siche, kleine Lorl lassen muß. Ebbo Klas
bat mir ja versprochen, über Lorl zu wachen, und wenn es
mir gelinat. da draußen in der Welt eine Existenz zu finden,
tandenen Infsuenza mit Affekitkon der Gehörnerven nach
Abschluß der Delegationssession antritt, in Abbazia ver—
zringen, und darf auf ärztliche Anordnung nicht arbeiten.
Mit seiner Vertretung wurde der Konstantinopeler
Boischafter, Pallavicint; betraut. Daraus darf aber
nicht auf präsumtive Nachfolgerschaft Pallavicinis geschlossen
werden, pielmehr gilt nach wie vor für einen eventuellen
späteren Rücktritt Aehrenthals der frühere Petersburger Bot—
schafter Berchtold als Nachfolger. Pallavicini wurde mit der
Vertretung als der dienstälteste Botschafter und genaue
Kenner orientalischer Verhältnisse betraut. In Vertretung
Pallavicinis geht der Sektionschef des Auswärtigen Amtes,
Müller, nach Konstantinopel.
Frankreich.
Ein Kabinett Monis? Präsident Fallières ließ den
Senator Monis zu sich rufen und forderte ihn auf,
die Bildung des Kabinetts zu übernehmen. Monis forderte
Bedenkzeit; um sich mit seinen politischen Freunden
zu beraten.
W. Monis als neuer Ministerpbräsident. Paris, 1. Märzs.
Monis entschloß sich, neben der Präsidentschaft das
Ministerium des Innern zu übernehmen. Er kon
serierte mit Berteaux, der sich um den Posten des Kriegs—
ninisters zu bewerben scheint, und mit Delcassée, dem er die
Uebernahme des Marineministeriums antrug. Das Portefeuille
des Aeußern wird er Ribot öoder Poincare anbieten.
W. Paris, 1. März. Die Unterredung zwischen Monis,
Berteaux und Delcassse, welche zwei Stunden dauerte, betraf
Personenfragen und das Programm des neuen
Kabinetts. Berteaux nahm das Portefeuille für das
Kriegsministerium, Delcasso dasienige für das Marinemini-⸗
terium an.
Rußland.
W. Adel und Juden. Petersburg, 1. März. Der
Kongreß der Vertreter des russischen Adels nahm eine Reso—
ution an, in welcher der bedingungslose Ausschluß der Juden
elbst wenn sie die Konfession wechselten, von allen Staats—
imtern und gesetzgeberischer Tätigkeit sowie von der Militär—
pflicht gefordert wird. Der Antrag, die Juden als Ausländer
anzusehen, wurde abgelehnt.
Balkanstagaten.
W. Der Rüdtritt des griechischen Kabinetts. Athen,
l. März. Venizelos erklärte in der Kammer, das Kabinett
werde zurücktreten, wenn die Kammer die von der Verfassungs
kommission an dem von der Regierung eingebrachten Gesetzent⸗
wurf zur Revision der Verfassung vorgenommenen Abänderun⸗
gen annehmen sollte.
Cagesbericht.
Wegweiser für Grundbesitzer durch die neuen
Beftimmungen über die KReichswertzuwachssteuer.
o Luubeck, 1. März.
L.
Wirtschaftliche Schlußbetrachtungen.
In der bisherigen Artikelserie hatten wir verfucht, einen
kurzen Kommentar zu geben für die vielen Einzelbestimmungen
des neuen Gesetzes. Wir möchten uns jedoch nicht von diesewn
Segenstande verabschieden, ohne daß wir eine kurze wirtschaft
itche Schlußbetrachtung angestellt haben.
Es soll zunächst nur hervorgehoben werden, daß — prabl—
tische Erfahrungen vorbehalten — der Versuch im Ganzen ge—
ungen scheint, das flache Land, den bäuerlichen Besitz und da—
nit die Arbeit der ländlichen Bevölkerung in Rücsicht zu ziehen,
zegenüber demjenigen Wertzuwachs, der auf Spekulation und
nderen Momenten beruht. Es ist weiter hervorzuheben, daß
ßauunternehmerund Bauhandwerker ebenfalls be—
orzugt sind, siärker noch, als urfprünglich beabsichtig!
var, und zwar auf Grund eines nationalliberalen
Intrages. Jedoch muß man einer unseres Erachtens irr-
ümlichen Anschauung zunächst noch entgegentreten, und
das ist die, daß angenommen wird, die neue Reichszu—
wachssteuer werde zu einer Verbilligung des
ßrund und Bodens und damit der Mieten bei—
tragen. Das kann gewiß der Fall sein. Es wird aber dann
nicht zutreffen, wenn die Nachfrage nach Grundstücken und nach
Wohnungen größer ist als das Angebot. Ferner wird es vor
allen Dingen durch bden einen Umstand ungünstia— Bhoein fsubt
dann kann ich auch versuchen, Lorl wieder bei mir zu han,
die ja für Fridrun nur eine Last iil.“
Undine fröͤstelte, wenn sie an Fridrun dachte. Fast er⸗
schredt schloß sie das Fenster.
(Fortsetzung folgt.)
Theater, Kunst und Wissenschaft.
Lübeck, 1. März.
Stadttheater.
FSusannens Geheimnis“,
AntermezzöinLAkt von Ermanno Wolf⸗-Ferrari.
Es war ein kleines bijon muskalischer Filigranarbeit voll
prühenden Feuers. Moderne, uns nahestehende Menschen mit
Blut und Nerven führten uns einer unschuldigen Ursache wegen
einen keinen Ehezwist vor. Dieser endete gar bald mit zärt⸗
ichster Versöhnung der sich treu liebenden Gatten. Man mag
zas Libretto etwas recht unbedeutend finden; uns hat es nicht
m mindesten gestört, um der entzückenden geilt- und tempe—
ramentvollen Musik willen und dem mit echt französischer Ele—
janz durchsetzten Spiel der drei in diesem „Intermezzo“ auf—
retenden Personen: Graf GEil (Alfred Fischer), Gräfin
Zufanne (Frau Dr. Bartsch-Tonas) und Sante, Dienen
Robert Scholz). Serr Fischer und Frau Dr. Bartsch
hatten das kleine Werk, in welchem so blitzschnell gesprochen
Jesungen und gehandelt werden muß, mit verblüffender Sicher.
zeit in sich aufgenommen. Sie agierten wie die besten Schau—
pieler in einem feinen Lustspiel. Herr Robert Scholz,
velcher die stumme Rolle des ergrauten Dieners innehatte, be—
vegte sich, wie immer, durchaus in den Bahnen, die einem in
angen Jahren bewährten Angestellten eines gräflichen Hauses
jorgezeichnet sind: Alles sehend, doch mit diskreter Gelassen⸗
heit darüber hinwegsehend. Es war eine von feinster Beob⸗
ichtung zeugende Studie. So hübsch, wie gespielt wurde, so
rreffsicher und schön wurde auch gesungen. Das ist keine Kleinig⸗
eit bei diem für den Lalen so unschuldig aussehenden Werke.
Wunderfein ist dieses illustriert, so der kurze prickelnde Rhythmus
der kleinen Ouvertüre, ferner das lebhafte Gebaren der beiden
Ehegatten. Diesem gesellt sich später das reizende, in Mozart—
scher Weise gehaltene Klavierlpiel hinter der Szene hinzu, das
iich noch des pftaren. auch orchestral. wiederholt. und andere
— —
daß es immer schwerer wird, insbesondere in den größeren
Plätzen — und diese schweben bei derartigen Erörterungen den
Bodenreformern in der Regel vor — zur gesunden Aufschlie,
zung größerer Terrains die nötigen Kapitalien in zweite—
dypothelen zu beschaffen. BHerrscht nun in diesen Plähze
Wohnungsnot und tritt dadurch eine allmähliche Hausse au
»em Grundstücksmarkte ein, so wird der Besitzer in der Lag.
ein, nicht immer, aber in der Regel, die von ihm zu zahlende
Wertzuwachssteuer abzuwälzen auf den Käufer. Aehnliche Ver.
träge werden heute bereits abgeschlossen, und sie werden und
müssen wirtschaftlich am letzten Ende eine Steigerung der Boden—
preise und der Mieten herbeiführen. Die Frage der
zweiten Hypotheken aber ist ebenfalls von einschnei—
dendster Bedeutung. Der Mangel an den hier zur
Verfügung stehenden Mitteln verhindert aber die kleinen Leute
u bauen, und legt besonders in den Großstädten Deutschlands
»en Baumarkt immer mehr in die Hände von Terraingesell—
chaften und macht diese mehr und mehr zu Herren des Grund
tücksmarktes, sodaß sie auf diesem die Höhe der Mieten in ge—
wissem Sinne vorschreiben können. Berlin, Dresden, München
peziell bieten hierfür typische Beispiele. Die Bautätigkeit ist
zegenüber früheren Jahren wesentlich eingeschränkt und die Mieten
siiehen an, weil Wohnungen fehlen. Die Zeit wird nun lehren,
daß die Wertzuwachssteuer zum mindesten ein Heruntergehen
der Mieten nicht zur Folge haben wird.
Wie gelagt, stellt das Gesetz nur einen ersten Versuch dar
Es wird, wenn erforderlich, im neuen Reichstage umgearbeite!
werden müssen. Der erste Schritt aber bleibt zu begrüßen als
—
Außerdem erfüllt es im vorliegenden Falle noch den Neben—
zweck, nämlich den Versuch des Schatzsekretärs Wermuth zu
unterstützen, künftighin zunächst die Einnahmen für den Reichs—
haushaltsetat zu schaffen und erst dann die Ausgaben zu be—
willigen. Mögen nunmehr auch die ausübenden Steuerbehörden
den Wünschen des Reichstages Rechnung tragen und die Ver—
sicherung der verbündeten Regierungen einlösen, daß
ei der Bandhabung des Gesetzes die Steuer—
behörden nach jeder Richtung hin den Wünschen
der Interessentenkreise entgegenkommen
sollen.
(Vergl. hierzu auch die Artikel Ĩ2VIII in Nr. 88, 90, 91.
96, 98, 100 und 107.)
*Bevlkerungsbewegung im Lübeckischen Staate waãhrend
bes Januars. Die Zahl der Eheschließungen betrug 51 (1910:
38), die der Lebendgeburten 202 (258) und die der Sterbefälle
168 (150). Der Geburtenüberschuß belief sich demgemäß auf
nur 34 (108). Uneheliche Geburten kamen 28 (28) mal vor
Totgeburten wurden 8 () mal registriert.
x Die Schließung der Setequarantäne hier ist wieder
wufgehoben, nachdem die dort ausgebrochene Milzbrandseuch
rrloschen ist.
SMit Bergstock und Kamera. Ueber dieses Thema
lauderte am letzten Vortragsabend am Dienstag in der
ßesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger
Tätigkeit Herr Oberlehrer Dr. Binder. Der Vor—
tragende leitete seine Ausführungen mit einer Betrachtung
iber das Nahen des Frühlings ein. In dieser Zeit des
Frwachens der Natur lebe auch der Miensch wieder auf.
Bald sei auch die Zeit herangekommen, wo man an das
Plänemachen zur Verlebung der Sommerfrische denken könne
Wenn man dann den Ruclsack pade, solle man neben allerlei
inderen wichtigen Dingen nicht vergessen, mitzunehmen: eine
rute Dosis Humor und die — Kamera! Daß der Redner selbst
ziese zwei unentbehrlichen Reisebegleiter auf seiner Alpentour
nicht vergessen hatte, bewies sein Vortrag. Er schilderte eine
Reise durch das herrliche Alpengebiet, das er von München
rus bis zu den Dolomiten „mit Bergstock und Kamera“ durch
pandert hat. Seine vielfach humorvollen Aussührungen, zum
röhten Teil Selbsterlebnisse auf dieser Ferienreise behandelnd,
vwuhte der Vortragende durch Vorsührung von zahlreichen, gut
zelungenen Lichtbildern nach eigenen Aufnahmen besonders
interefsant zu gestalten. Den Schluß der Bilderserie bildete
die Projektion einer Reihe von Naturfarbenaufnahmen, die
— hinsichtlich der Eigenart dieses neuen photographischen Ver⸗
jahrens ziemlich scharf auf der Leinewand wiedergegeben —
erst so recht die Farbenpracht der majestätischen Gebiraswelt
ertennon liebern
ruc
Schönheiten dazu bietet. Wolf-Ferrari ist schon lange eine höchst
heachtenswerte Erscheinung im modernen Musikleben; warum hielt
Lübed so lange mit Werken von ihm zurück? „Die neugierigen
Frauen“ qlibt man schon nicht mehr, und wir haben sie noch
nicht gehört! Vielleicht lag es daran, daß wir nicht so vor⸗
zügliche Opernmitglieder hatten, wie gerade jetzt; denn trotz⸗
dem die Akten über „Versiegelt“ geschlossen sind, konnten wir,
die wir auch dieses Werk gestern zum ersten Male hörten, nich
genug darüber staunen, was in diesem Einakter von den Sän⸗
jern gefordert wird. Der Berlimer Hofopernkapellmeister Leo
Zlech hat da ein einfach scheinendes, aber ein mit Schwierig—
eiten aller Art durchsetztes polyphones Werkchen geschrieben, das
on unseren Sängern mit spielender Leichtigkeit überwunden
wurde. Bei der so ganz anders gearteten, solide gearbeiteten
ind doch leichten Fluß der Tonsprache atmenden deutschen
Musik empfanden wir so recht die Gegensätze der Nationen.
Möchten sich doch Textdichter finden für lo kleine musikalische
rustspiele; Komponisten gibt es schon, und fein gebildete Sänger
uch. Hier liegt noch ein großes Feld brach. Daß wir einen
roßen Teil des vorzüglichen Gelingens beider Werke Herrn
Japellmeister Pfeiffer zuzuschreiben haben, ist fraglos; aber
zuch Herr Oberregisseur Islaub hat einen feinen Geschmad
n der Inszenierung bewiesen. Auf die beiden Musikwerke folgte
in sehr geschmadvolles Ballett⸗Divertissement, von der Ballett⸗
neisterin Marguerite de Koé csi arrangiert. Da alles
terukigem pas und im Altwiener Kostüm gehalten war, so
zlieb die Harmonie mit den beiden voraufgegangenen Sachen
zestens gewahrt. Dah unsere Schauspieler auch noch sehr gra—
iöse Tänzer sind, ist eine Vielseitigkeit, die wir noch besonders
servorheben müssen. Zu nennen sind namentlich Herr Ellmar
ind Herr Radloff. Alle Tänze waren sehr hübsch einstu⸗
diert und wurden anmutig, und in das „gemütliche“ Zeitalter
dersetzend, ausgeflührt. Dem Ballett vorauf ging eine Ouver⸗
züre GBurlesca) von Joh. Ludw. Krebs., 1713 -1780, für
Irchester gesetzt von Siegfried Blumann. Krebs, der
heste Schüler Bachs („der beste Krebs in meinem Bache“, wie
wie der Altmeister zu sagen pflegte), hat da ein einfach gehal ·
tenes, anmutiges Werk geschrieben, dessen archaistischer Zauben
durch die geschickte. ebenso einfach gehaltene Instrumentierung
und die geschmeidige Leitung des Herrn Sans Wieder
bestens gewahrt blieb M. Stiehl.