Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

zie er im Abgeordnelenhause über dis Dandelsram⸗ 
erü und vbean a nfabund abgegeben, in oblliger 
Uebreretust immung mit ßSerrn v, Bethmann- 
ie be and.e Auch Serr v. Bethmann-Sollwes 
erkennt das Recht der Handelskammern an, sich dem Hansa⸗ 
bunde ansuschließen. Infolgedessen ist auch nicht zu erwarten, 
dab Herr Sydow insolge seiner Reds zurücktreten wird 
FRichtig ist dagegen, daß Herr Kraette in absehbarer Seit 
i seinem Amte scheiden durfte, und Herr Sydom 
bürfte dann Staatsséekratär des Reichspost⸗ 
amts werden. Wann dieser Wechsel — auf den mit 
diemlicher Sicherheit zu rechnen ist — eintreten wird, läßt 
sich im Augenblick nicht sagen; die Entscheidung über den 
Zeitpunkt hängt im wesentlichen von Serrn Kraetke ab— 
Preußen und die Feuerbestattung. Das B. T. schreibt: 
Der Gesebentwurß üAber die Ginführung der 
sfakullativen Feuerbestattung in Preußen wird 
bekanntlich in den beiden in Frage kommenden Ministerien, 
dem des Innern und dem des Kultus, vorbereitet. 
Die Arbeiten scheinen auch in erfreulicher Weise gefördert 
i sein, denn es steht festz daß der Gesetzentwurf noch in 
bieser Sefsion, vermutlich noch in diesem Jahre; an den 
Landtag gehen wird. Aber noch etn wesentlicher 
Fattor hat in der Frage mitzusprechen: das ist der 
König von Preutzen,- und dieser hat, wie versichert 
wird, weder prinzipiell der Ginbringung des 
Gesetentwurfses,; noch seinen einzelnen Be— 
stimmungen; Aber die Stillschweigen bewahrt 
wird, seine Genehmigung erteilt. 
Der Termin sür die Reichstagswahlen. Wie die M. 
P. C. mitteilt, ist eit amtlicher Beschluß über den 
Wahltermin noch nicht gefaßt, doch dürften die Reichs- 
tagswahlen vorausfichtlich im Spaätherbst statt⸗ 
finden. 
Die einheitliche Regelung der Zeit des Baßtages in ganz 
Deutschland und Feststellung eines bestimmten Kalender⸗ 
termins für Ostern wurde am Montag abend in der 
Budgettommission des Abgeordnetenhauses erörtert. Der 
Kultusminister erklärte, daß das Ziel wünschenswert sei, aber 
Jroße Schwierigkeit aufweise und er eine Erfüllung des Be—⸗ 
Jehrens noch nicht bestimmt in Aussicht stellen könne. 
Veteranen⸗Fürsorge. Durch das Zuwachssteuergesetz sind 
bekanntlich 5 Milllonen Memehr fuülr die Veteranen-Fürsorge 
bereitgestellt. Unter Berücksichtigung der Abgänge ist es auf 
diese Weise möglich 60000 Veteranen mehr zu 
unterstützen als bisher. Die zu diesem Zwecke zu 
erlassenden Bestimmungen haben daher die Aufgabe, die 
desamte Summe dieser Zahl von Kriegsteilnehmern ohne 
Einschränkung zukommen zu lassen. Um das zu erreichen, 
sollen- die Begriffe „Unterstützungsbedürftig- 
keit“ und „Erverbsunfähigkeit“ wesentlich 
weiter ausgelegt werden als bisher. Anterstützungsbe— 
dürftigkeit wird dann immer als vorhanden anzusehen sein, 
wenn der Kriegsteilnehmer infolge von Alter, Krankheit 
oder Gebrechlichkeit nicht mehr imstande ist, durch ein« 
seͤnen Kräften und Fähigkeiten entsprechende Tätigkeit seinen 
Lebensunterhalt zu verdieneee. 
Stcminar sür Genofsenschafiswesen. Das neu gegründete 
Zeminar für Genossenschaftswesen in Galle, das erfste 
Semtnar dieser Art in Deutschland, wird mit Beginn des 
fommenden Semesters eröffnet. Es werden dem jetzt auf⸗ 
restellten Lehrplan zusolge folgende Dozenten lesen: Prof. 
dre. Conrad, Prof. Dr. Löhning;, Justizrat Dr. 
Crüger (Anwalt des allgemeinen Verbands der auf 
Selbstlilfe beruhenden deutschen Erwerbs⸗ und Wirtschafts⸗ 
genoffenschaften), Oekonomierat Dr. Rabe Wirektor der 
sandwirtschaftlichen Kammer der Provinz Sachsen), Prof. 
Tr. Brodnitz, Dr. Gehring; Dr. Wolff, Dr. 
Felber; Dr. Hein. Neben den Vorlesungen; die 
duch an den staatswirtschaftlichen Falultäten der verschiedenen 
Unioersitäten delesen werden, kündigt das neue Seminar für 
Genossenschaftswesen an: Die vollswirtschaftliche Bedeutung 
des Genossenschaftswesens, Genossenschaftsrechte das Genossen⸗ 
schaftswesen des Handwerks und des Kleinhandels, das land⸗ 
wirtschaftlicie Genoslenschaftswesen, Konsumvereine 
Defte rreich⸗· Ungarn. J I 
Graf Aehren har amtsmüde? Graf Aehrenthal wird einen 
nehrmonatigen Erholunasurlaub den er wegen einer über⸗ 
——— 
Tagen, nachdem ich hier alles geordnet, für immer verlassen,; 
und die offizielle Trennung von meiner Frau wird in aller 
Kürze erfolgen.“ 
„Das ist nicht recht, Reimar. Du hättest nicht weichen 
sollen. Versuche doch eine Aussöhnung mit Undine.“ 
„Nie! Sie hat mir deutlich genug gezeigt, daß sie mich 
für einen Glüdsjäger hält, für einen Betrüger und wer weiß 
wofür sonst noch. Die Akten sind darüber geschlossen. Ich werde 
dhne Bedauern aus einem Hause scheiden, in das ich so ver⸗ 
messen den Fuß gesetzt in dem ündlichen Glauben, ich könnte 
das helle Glück hier in die düsteren Mauern hineinzaubern. 
mo immer nur kalter Schatten lauerte.“ 
Stumm hielten sich die beiden Brüder eine Weile umfangen. 
Dann schritten sie hinab, wo ungeduldig die Rappen vor 
bem Schlitten scharrten. Wie Silberton drang. ihr jeines Ge— 
aut durch die Morgenfrühe, als sie Timm im Fluge an der 
Seite seines Bruders der Bahnstation zuführten. 
Undine, die am Fenster stand, sah dem Gefährt lange nach. 
dhr Blich war irübe und von Tränen schwer. Die Hand, die 
aoch einen Gruß hinabwinken wollte, sank müde hernieder. 
Wbeil sie Reimar nicht grüben wollte, ging Graf Timm 
r ein Abschiedszeichen von ihr hinaus in die weite, unbe— 
unte Ferne, ein stilles Grab auf Meeresgrund zu finden. das 
seine todeswunde Seele so heiß ersehnte. 
Das Meer trieb schwere Eisschollen gegen die Deiche und 
krachend türmten sich die schimmernden Eisblöcke übereinander, 
um mit donnerähnlichem Getöse an der Küste splitternd zu zer⸗ 
schellen. 
Da war es Undine, als ginge auch durch ihre Seele ein 
tiefer, unheilbarer Rißk, als wäre auch eine Eiseskruste in 
sheem Innern gebrochen, und schluchzend dachte sie: 
„So werde auch ich den Gorlingshof verlassen, wie er, der 
arme Dimm. Aber ich werde nicht geleitet gehen, sondern 
ser einsam, hinaus in das wilde Leben voll Arbeit und 
ot, voll Sorge und Pein. Aber ich will nicht klagen, wenn 
ich auch Lorl, meine siche, kleine Lorl lassen muß. Ebbo Klas 
bat mir ja versprochen, über Lorl zu wachen, und wenn es 
mir gelinat. da draußen in der Welt eine Existenz zu finden, 
tandenen Infsuenza mit Affekitkon der Gehörnerven nach 
Abschluß der Delegationssession antritt, in Abbazia ver— 
zringen, und darf auf ärztliche Anordnung nicht arbeiten. 
Mit seiner Vertretung wurde der Konstantinopeler 
Boischafter, Pallavicint; betraut. Daraus darf aber 
nicht auf präsumtive Nachfolgerschaft Pallavicinis geschlossen 
werden, pielmehr gilt nach wie vor für einen eventuellen 
späteren Rücktritt Aehrenthals der frühere Petersburger Bot— 
schafter Berchtold als Nachfolger. Pallavicini wurde mit der 
Vertretung als der dienstälteste Botschafter und genaue 
Kenner orientalischer Verhältnisse betraut. In Vertretung 
Pallavicinis geht der Sektionschef des Auswärtigen Amtes, 
Müller, nach Konstantinopel. 
Frankreich. 
Ein Kabinett Monis? Präsident Fallières ließ den 
Senator Monis zu sich rufen und forderte ihn auf, 
die Bildung des Kabinetts zu übernehmen. Monis forderte 
Bedenkzeit; um sich mit seinen politischen Freunden 
zu beraten. 
W. Monis als neuer Ministerpbräsident. Paris, 1. Märzs. 
Monis entschloß sich, neben der Präsidentschaft das 
Ministerium des Innern zu übernehmen. Er kon 
serierte mit Berteaux, der sich um den Posten des Kriegs— 
ninisters zu bewerben scheint, und mit Delcassée, dem er die 
Uebernahme des Marineministeriums antrug. Das Portefeuille 
des Aeußern wird er Ribot öoder Poincare anbieten. 
W. Paris, 1. März. Die Unterredung zwischen Monis, 
Berteaux und Delcassse, welche zwei Stunden dauerte, betraf 
Personenfragen und das Programm des neuen 
Kabinetts. Berteaux nahm das Portefeuille für das 
Kriegsministerium, Delcasso dasienige für das Marinemini-⸗ 
terium an. 
Rußland. 
W. Adel und Juden. Petersburg, 1. März. Der 
Kongreß der Vertreter des russischen Adels nahm eine Reso— 
ution an, in welcher der bedingungslose Ausschluß der Juden 
elbst wenn sie die Konfession wechselten, von allen Staats— 
imtern und gesetzgeberischer Tätigkeit sowie von der Militär— 
pflicht gefordert wird. Der Antrag, die Juden als Ausländer 
anzusehen, wurde abgelehnt. 
Balkanstagaten. 
W. Der Rüdtritt des griechischen Kabinetts. Athen, 
l. März. Venizelos erklärte in der Kammer, das Kabinett 
werde zurücktreten, wenn die Kammer die von der Verfassungs 
kommission an dem von der Regierung eingebrachten Gesetzent⸗ 
wurf zur Revision der Verfassung vorgenommenen Abänderun⸗ 
gen annehmen sollte. 
Cagesbericht. 
Wegweiser für Grundbesitzer durch die neuen 
Beftimmungen über die KReichswertzuwachssteuer. 
o Luubeck, 1. März. 
L. 
Wirtschaftliche Schlußbetrachtungen. 
In der bisherigen Artikelserie hatten wir verfucht, einen 
kurzen Kommentar zu geben für die vielen Einzelbestimmungen 
des neuen Gesetzes. Wir möchten uns jedoch nicht von diesewn 
Segenstande verabschieden, ohne daß wir eine kurze wirtschaft 
itche Schlußbetrachtung angestellt haben. 
Es soll zunächst nur hervorgehoben werden, daß — prabl— 
tische Erfahrungen vorbehalten — der Versuch im Ganzen ge— 
ungen scheint, das flache Land, den bäuerlichen Besitz und da— 
nit die Arbeit der ländlichen Bevölkerung in Rücsicht zu ziehen, 
zegenüber demjenigen Wertzuwachs, der auf Spekulation und 
nderen Momenten beruht. Es ist weiter hervorzuheben, daß 
ßauunternehmerund Bauhandwerker ebenfalls be— 
orzugt sind, siärker noch, als urfprünglich beabsichtig! 
var, und zwar auf Grund eines nationalliberalen 
Intrages. Jedoch muß man einer unseres Erachtens irr- 
ümlichen Anschauung zunächst noch entgegentreten, und 
das ist die, daß angenommen wird, die neue Reichszu— 
wachssteuer werde zu einer Verbilligung des 
ßrund und Bodens und damit der Mieten bei— 
tragen. Das kann gewiß der Fall sein. Es wird aber dann 
nicht zutreffen, wenn die Nachfrage nach Grundstücken und nach 
Wohnungen größer ist als das Angebot. Ferner wird es vor 
allen Dingen durch bden einen Umstand ungünstia— Bhoein fsubt 
dann kann ich auch versuchen, Lorl wieder bei mir zu han, 
die ja für Fridrun nur eine Last iil.“ 
Undine fröͤstelte, wenn sie an Fridrun dachte. Fast er⸗ 
schredt schloß sie das Fenster. 
(Fortsetzung folgt.) 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Lübeck, 1. März. 
Stadttheater. 
FSusannens Geheimnis“, 
AntermezzöinLAkt von Ermanno Wolf⸗-Ferrari. 
Es war ein kleines bijon muskalischer Filigranarbeit voll 
prühenden Feuers. Moderne, uns nahestehende Menschen mit 
Blut und Nerven führten uns einer unschuldigen Ursache wegen 
einen keinen Ehezwist vor. Dieser endete gar bald mit zärt⸗ 
ichster Versöhnung der sich treu liebenden Gatten. Man mag 
zas Libretto etwas recht unbedeutend finden; uns hat es nicht 
m mindesten gestört, um der entzückenden geilt- und tempe— 
ramentvollen Musik willen und dem mit echt französischer Ele— 
janz durchsetzten Spiel der drei in diesem „Intermezzo“ auf— 
retenden Personen: Graf GEil (Alfred Fischer), Gräfin 
Zufanne (Frau Dr. Bartsch-Tonas) und Sante, Dienen 
Robert Scholz). Serr Fischer und Frau Dr. Bartsch 
hatten das kleine Werk, in welchem so blitzschnell gesprochen 
Jesungen und gehandelt werden muß, mit verblüffender Sicher. 
zeit in sich aufgenommen. Sie agierten wie die besten Schau— 
pieler in einem feinen Lustspiel. Herr Robert Scholz, 
velcher die stumme Rolle des ergrauten Dieners innehatte, be— 
vegte sich, wie immer, durchaus in den Bahnen, die einem in 
angen Jahren bewährten Angestellten eines gräflichen Hauses 
jorgezeichnet sind: Alles sehend, doch mit diskreter Gelassen⸗ 
heit darüber hinwegsehend. Es war eine von feinster Beob⸗ 
ichtung zeugende Studie. So hübsch, wie gespielt wurde, so 
rreffsicher und schön wurde auch gesungen. Das ist keine Kleinig⸗ 
eit bei diem für den Lalen so unschuldig aussehenden Werke. 
Wunderfein ist dieses illustriert, so der kurze prickelnde Rhythmus 
der kleinen Ouvertüre, ferner das lebhafte Gebaren der beiden 
Ehegatten. Diesem gesellt sich später das reizende, in Mozart— 
scher Weise gehaltene Klavierlpiel hinter der Szene hinzu, das 
iich noch des pftaren. auch orchestral. wiederholt. und andere 
— — 
daß es immer schwerer wird, insbesondere in den größeren 
Plätzen — und diese schweben bei derartigen Erörterungen den 
Bodenreformern in der Regel vor — zur gesunden Aufschlie, 
zung größerer Terrains die nötigen Kapitalien in zweite— 
dypothelen zu beschaffen. BHerrscht nun in diesen Plähze 
Wohnungsnot und tritt dadurch eine allmähliche Hausse au 
»em Grundstücksmarkte ein, so wird der Besitzer in der Lag. 
ein, nicht immer, aber in der Regel, die von ihm zu zahlende 
Wertzuwachssteuer abzuwälzen auf den Käufer. Aehnliche Ver. 
träge werden heute bereits abgeschlossen, und sie werden und 
müssen wirtschaftlich am letzten Ende eine Steigerung der Boden— 
preise und der Mieten herbeiführen. Die Frage der 
zweiten Hypotheken aber ist ebenfalls von einschnei— 
dendster Bedeutung. Der Mangel an den hier zur 
Verfügung stehenden Mitteln verhindert aber die kleinen Leute 
u bauen, und legt besonders in den Großstädten Deutschlands 
»en Baumarkt immer mehr in die Hände von Terraingesell— 
chaften und macht diese mehr und mehr zu Herren des Grund 
tücksmarktes, sodaß sie auf diesem die Höhe der Mieten in ge— 
wissem Sinne vorschreiben können. Berlin, Dresden, München 
peziell bieten hierfür typische Beispiele. Die Bautätigkeit ist 
zegenüber früheren Jahren wesentlich eingeschränkt und die Mieten 
siiehen an, weil Wohnungen fehlen. Die Zeit wird nun lehren, 
daß die Wertzuwachssteuer zum mindesten ein Heruntergehen 
der Mieten nicht zur Folge haben wird. 
Wie gelagt, stellt das Gesetz nur einen ersten Versuch dar 
Es wird, wenn erforderlich, im neuen Reichstage umgearbeite! 
werden müssen. Der erste Schritt aber bleibt zu begrüßen als 
— 
Außerdem erfüllt es im vorliegenden Falle noch den Neben— 
zweck, nämlich den Versuch des Schatzsekretärs Wermuth zu 
unterstützen, künftighin zunächst die Einnahmen für den Reichs— 
haushaltsetat zu schaffen und erst dann die Ausgaben zu be— 
willigen. Mögen nunmehr auch die ausübenden Steuerbehörden 
den Wünschen des Reichstages Rechnung tragen und die Ver— 
sicherung der verbündeten Regierungen einlösen, daß 
ei der Bandhabung des Gesetzes die Steuer— 
behörden nach jeder Richtung hin den Wünschen 
der Interessentenkreise entgegenkommen 
sollen. 
(Vergl. hierzu auch die Artikel Ĩ2VIII in Nr. 88, 90, 91. 
96, 98, 100 und 107.) 
*Bevlkerungsbewegung im Lübeckischen Staate waãhrend 
bes Januars. Die Zahl der Eheschließungen betrug 51 (1910: 
38), die der Lebendgeburten 202 (258) und die der Sterbefälle 
168 (150). Der Geburtenüberschuß belief sich demgemäß auf 
nur 34 (108). Uneheliche Geburten kamen 28 (28) mal vor 
Totgeburten wurden 8 () mal registriert. 
x Die Schließung der Setequarantäne hier ist wieder 
wufgehoben, nachdem die dort ausgebrochene Milzbrandseuch 
rrloschen ist. 
SMit Bergstock und Kamera. Ueber dieses Thema 
lauderte am letzten Vortragsabend am Dienstag in der 
ßesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger 
Tätigkeit Herr Oberlehrer Dr. Binder. Der Vor— 
tragende leitete seine Ausführungen mit einer Betrachtung 
iber das Nahen des Frühlings ein. In dieser Zeit des 
Frwachens der Natur lebe auch der Miensch wieder auf. 
Bald sei auch die Zeit herangekommen, wo man an das 
Plänemachen zur Verlebung der Sommerfrische denken könne 
Wenn man dann den Ruclsack pade, solle man neben allerlei 
inderen wichtigen Dingen nicht vergessen, mitzunehmen: eine 
rute Dosis Humor und die — Kamera! Daß der Redner selbst 
ziese zwei unentbehrlichen Reisebegleiter auf seiner Alpentour 
nicht vergessen hatte, bewies sein Vortrag. Er schilderte eine 
Reise durch das herrliche Alpengebiet, das er von München 
rus bis zu den Dolomiten „mit Bergstock und Kamera“ durch 
pandert hat. Seine vielfach humorvollen Aussührungen, zum 
röhten Teil Selbsterlebnisse auf dieser Ferienreise behandelnd, 
vwuhte der Vortragende durch Vorsührung von zahlreichen, gut 
zelungenen Lichtbildern nach eigenen Aufnahmen besonders 
interefsant zu gestalten. Den Schluß der Bilderserie bildete 
die Projektion einer Reihe von Naturfarbenaufnahmen, die 
— hinsichtlich der Eigenart dieses neuen photographischen Ver⸗ 
jahrens ziemlich scharf auf der Leinewand wiedergegeben — 
erst so recht die Farbenpracht der majestätischen Gebiraswelt 
ertennon liebern 
ruc 
Schönheiten dazu bietet. Wolf-Ferrari ist schon lange eine höchst 
heachtenswerte Erscheinung im modernen Musikleben; warum hielt 
Lübed so lange mit Werken von ihm zurück? „Die neugierigen 
Frauen“ qlibt man schon nicht mehr, und wir haben sie noch 
nicht gehört! Vielleicht lag es daran, daß wir nicht so vor⸗ 
zügliche Opernmitglieder hatten, wie gerade jetzt; denn trotz⸗ 
dem die Akten über „Versiegelt“ geschlossen sind, konnten wir, 
die wir auch dieses Werk gestern zum ersten Male hörten, nich 
genug darüber staunen, was in diesem Einakter von den Sän⸗ 
jern gefordert wird. Der Berlimer Hofopernkapellmeister Leo 
Zlech hat da ein einfach scheinendes, aber ein mit Schwierig— 
eiten aller Art durchsetztes polyphones Werkchen geschrieben, das 
on unseren Sängern mit spielender Leichtigkeit überwunden 
wurde. Bei der so ganz anders gearteten, solide gearbeiteten 
ind doch leichten Fluß der Tonsprache atmenden deutschen 
Musik empfanden wir so recht die Gegensätze der Nationen. 
Möchten sich doch Textdichter finden für lo kleine musikalische 
rustspiele; Komponisten gibt es schon, und fein gebildete Sänger 
uch. Hier liegt noch ein großes Feld brach. Daß wir einen 
roßen Teil des vorzüglichen Gelingens beider Werke Herrn 
Japellmeister Pfeiffer zuzuschreiben haben, ist fraglos; aber 
zuch Herr Oberregisseur Islaub hat einen feinen Geschmad 
n der Inszenierung bewiesen. Auf die beiden Musikwerke folgte 
in sehr geschmadvolles Ballett⸗Divertissement, von der Ballett⸗ 
neisterin Marguerite de Koé csi arrangiert. Da alles 
terukigem pas und im Altwiener Kostüm gehalten war, so 
zlieb die Harmonie mit den beiden voraufgegangenen Sachen 
zestens gewahrt. Dah unsere Schauspieler auch noch sehr gra— 
iöse Tänzer sind, ist eine Vielseitigkeit, die wir noch besonders 
servorheben müssen. Zu nennen sind namentlich Herr Ellmar 
ind Herr Radloff. Alle Tänze waren sehr hübsch einstu⸗ 
diert und wurden anmutig, und in das „gemütliche“ Zeitalter 
dersetzend, ausgeflührt. Dem Ballett vorauf ging eine Ouver⸗ 
züre GBurlesca) von Joh. Ludw. Krebs., 1713 -1780, für 
Irchester gesetzt von Siegfried Blumann. Krebs, der 
heste Schüler Bachs („der beste Krebs in meinem Bache“, wie 
wie der Altmeister zu sagen pflegte), hat da ein einfach gehal · 
tenes, anmutiges Werk geschrieben, dessen archaistischer Zauben 
durch die geschickte. ebenso einfach gehaltene Instrumentierung 
und die geschmeidige Leitung des Herrn Sans Wieder 
bestens gewahrt blieb M. Stiehl.
	        
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