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Wöchentlich 13mal (Wochentags morgens und
abends, Sonntags morgens) erschelnend. Bezugs⸗
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4
Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund.
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübet 16j1. Jahrgan Nachrichten für das herzogtum Tauenburg, die
heiblatt: idnenn verordnungsblatt Btt — to⸗ e gürstentümer Ratzeburg, Lübec und das angren⸗
e zende medlenburgische und holsteinische Gebiet,
Druc und Verlas Gebrader BorSets G. m. b. 8. in Eabec. — Gelchattstelle Adreß bans dniastr. 46). Fernivrecher 8000 u. 8001 F
Abend⸗Blatt Nr. 410.
— —
Ausgab⸗
(Große Ausgabe)
Erstes Blatt. hier
Amfan⸗ der heu“
*274
lehrer hinaus etwa beabsichtigen sollte. Der Verzicht auf
kntschiedenheit ist offenbar der Leitstern für die diplomatischen
Berhandlungen mit dem Vatikan gewesen. Ein Gegenftück hierzu
st bis zu einem gewissen Grade im Reiche die Entsendung
es Kronprinzen nach Rom.
zafsermanns fortschrittliche Gegenkandidatur
1 Saarbrücen scheint leider noch keineswegs endgültig
eseitigt zu sein. Nach Erkundigungen, die wir an den
uständigsten Stellen eingezogen haben, ist es nicht richtig,
aß überhaupt keine fortschrittliche Gegenkandidatur geplant
i, oder daß sie von der Lokalorganisation der Fort—
hrittler Saarbrückens mißbilligt werde, Wie wir hören-
nden bereits am 3. und 4. März fortschrittliche Ver⸗
immlungen im Wahlkreise statt. Herr Bassermann seinerseits
immt die Wahlagitation am 5. März durch eine WVer—
ammlung in Saarbrücken auf. Man darf hoffen, daß
ei dieser Gelegenheit endgültig die sortschrittliche Gegen⸗
andidatur beseitigt werde. Im Interesse des Gesamt-
beralismus muß das Schauspiel einer liberalen Doppel-⸗
andidatur in Bassermanns Wahlkreis den Gegnern erspart
leben.
J —— —äâ —
der Rücktritt Briands und das parlamentarische
System.
Das ausführliche Schreiben, in dem Ministerpräsident Briand
em Präsidenten der französischen Republik die Gründe seines
Rücktrittes mitteilt, enthält die nachstehende Stelle:
„Wir scheuen nicht vor dem Kampf zurüch — soweit
neine Person in Frage kommt, glaube ich das bewiesen zu
aben —; aber die fruchtlose Anstrengung ohne
dutzen für das Land, das ewige Bemühen, Intrigen
iInd Fallstricken zu entgehen, um durch jämmerliche
zugeständnisse ein klägliches, ohnmächtiges Dasein zu
risten: das alles widert mich an.“,
Mit diesen Worten hat Briand, ohne es zu wollen, eine
harfe Verurteilung des parlamentarischen Systems ausgesprochen.
zie wiegt um so schwerer, als Briand ein hervorragender Ver—⸗
reter des politischen Radikalismus ist,
die staatliche Kunstpflege und die kleineren
Städte.
Im demnächst erscheinenden Heft 9 des Grenzboten
gt der Königsberger Prof. Dr. B. Haendke der Re—
jzerung die Pflege der bildenden Kunst ans Herz. Besonders
züßten sich die zuständigen Behörden noch weit umfassen⸗
er mit der Frage beschäftigen, wie in alle die Städte
ind Orte die koine nenügenden Miftos aur Unterkostung
—
eigener gröherer Sammlungen besitzen, die Segnungen der
MNuseen gebracht werden könnten. In dieser Bezlehung
ei der Farbendruck, der gerade in der Reichsdruckerei
ollendet gehandhabt werde, wesentlich ausgiebiger in den
dienst der allgemeinen Unterweisung zu stellen. Ferner sollt
urch gute Kopien und Abgüsse der Masse von Landstädten
ind Marktflechen die veredelnde Kraft der bildenden Kunst
ugeführt werden, damit vor allem kunstgewerbliche Vor⸗
ilder herbeigeschafft würden. Selbst lebenskräftigen Städten
ehle bei uns oft jede anregende Sammlung. Hier werde
illes der Privatinitiative überlassen, während die großen
Ztädte fast in Ueberfluß lebten. Wenn man die einseitige
Inhäufung von Kunstwerken jeder Art in den Hauptstädten
eobachte und die nachlässig⸗gleichgültige Behandlung selbst
roßer Provinzstädte dagegen halte, dürse man sich fragen,
„b die Generaldirektionen der staatlichen Museen sich über
zie erzieherischen Wirkungen der bildenden Kunst völlig
lar wären. Sammeleiser scheine hier oft maßgebender zu
ein, als die Einsicht in die kulturellen und sozialpolitischen
Aufgaben der Museen.
Jie am
4*
Dder Antimodernisteneid in Preußen.
B. Lübed, 1. März.
In der Montagssitzung der Budgetkommission des Abge⸗
dnetenhauses ist auf die Verhandlungen Preußens mit dem
Batikan wieder einiges Licht gefallen. Charakteristisch für diese
Berhandlungen scheint uns gewesen zu sein der Mangel an
—ntschiedenheit, mit dem sie geführt worden sind. Wäh—
end nämlich das päpstliche Schreiben an Kardinal Fischer (das
ait Hilfe eines moralischen Druckes die katholischen Theologie⸗
rofessoren zur Ablegung des Modernisteneides nötigen will)
breußen zu der Anfrage zwingt, welches denn eigentlich der
Zinn der päpstlichen Bestimmungen über den Modernisteneid der
ßrofessoren sei, so fehlt doch eder Anhalt dafür, daß Preußen
nit einem klaren, frischen Wort die Zweideutigkeit der vati—
anischen Taktik und die Anwendung eines moralischen Truckes
zurch den Vatikan festgestellt hat. In beiden Beziehungen
zediente sich der Kultusminister won Trott zu Solz einiger weit⸗
schweisfiger Umschreibungen, um nur ja nicht
elber jene vatikanische TTaktik kurz und bündig
u kennzeichnen. Der Kultusminister ließ sich auch durch
vie neueste Erfahrung, die er rürzlich mit der vatikanischen
Loppelzüngigkeit gemacht hatte, nicht davon abhalten, sich
nit einer mündlichen Erklärung des Kardinalstaatssekretärs und
nit einem Schreiben zu begnügen, das der Kardinalstaatssekretär
in den Fürstbischof von Breslau richtete. So wird es
enn dem Papste erspart bleiben, den betreffs der Professoren
otgedrungen angetretenen Rückzug für seine Person und auch
gegenüber dem Kardinal-Erzbischof von Köhn anzutreten. Da—
nit aber bleibt die vatikanische Taktik der Anwendung eines
noralischen Druckes unberührt!
Auch in Sachen der geistlichen Sberlehrer hat Preußen
ede Entschiedenheit vermissen lassen. Obwohl in dem Motu—
roprio des Papstes die Kategorie der Oberlehrer nicht enthalten
var, unterdrücht die preußische Regierung jedes
Wort des Protestes, als trozdem von Ober—
ehrern die Ableistung des Modernisteneides
refordert wird: der Minister zieht sich einfach auf seine
irrtümliche Annahme“ zurück! Unter solchen Umständen wiegt
vie Ankündigung, es würde für Abhilfe Sorge getragen werden,
venn bei den Revisionen gegen die Art der Unterrichtserteilung
zeistlicher Oberlehrer sich Bedenken ergäben, nicht allzu schwer.
Nit Hilfe des dienstbereiten Zentrums dürfte schon die vati⸗—⸗
anische Diplomatie alles verhindern, was die preußische Re—
zierung über den unmittelbaren Schuk der geistlichen Ober—
A
Inland und Ausland.
Deutiches Reich.
Wechsel im Oberpräsidium der Provinz Pomme:u. Jetz!
hird auch der pommerschen Reichzpost von gulunerrichteter
zeite mitgeteilt, daß der Oberpräsident der Provinz
zommern, Freiherr v. Maltzahn, wahrscheinlich am
. Oktober d. J. in den Ruhestand treten werde,
daß aber über die Neubesetzung des Präsidiums noch
einerlei Bestimmungen getrosfen worden seien.
Der Anfang der Ausstellung niedersächsishher Handwerks⸗
unst Stade 1911 ist nun endgültig auf den 1. August
estgesetzt worden. Es soll vor allem neuzeitliche Wohnungs—
usstattung für die Bedürfnisse von Stadt und Land ge—
eigt werden, und zwar sowohl durch Ausstellung ganzer
kin richtungen in gesonderten Räumen als auch durche Aus⸗
rellung von Einzelgegenständen. Nach dem Programm der
Jusstellung wird angestrebt, an die alte über—
iesferte Volkskunst Niedersachsens anzu—
nüpfen und sie für neuzeitliche Bedürfnisse
ortzubilden und zu entwickeln. Hervorragende
Verkstätten aus allen Teilen des Gebietes zwischen Unter—
elbe und Unterweser werden sich hieran beteiligen. Die
Ausstellung wird also einen Ueberblick gewähren über
jen Stand und die Leistungsfähigkeit des enge—
en hannoverschen Handwerks, und bildet einen weiteren
Schritt auf dem Wege, das bodenständige Handwerk gegen
zie Dutzendware heimatserner Fabriken zu schützen.
Nochenals Sydows Hansabundrede. Es wird mitgeteilt,
oß der Handelsminister Sydow ich bei den Erklärungen,
—
ehen. Strenge sollte dich zügeln. Da übte ich sie und ließ
ie Liebe nicht offenbar werden in meiner heißen Angst um dich.
Ind nun ist Leid dein Teil, Bruder. Ich gestehe, daß ich bei
einer Rückkehr, als ich hörte, du seist im Gorlingshof zu Gast,
ir voller Mißtrauen entgegentrat. Ich glaubte — vielleicht ist
s dir eine Genugtuung, wenn ich nichts beschönige — ich
laubte, deine alte Neigung zu Undine habe dich in meiner
Ibwesenheit hierher geführt, um die zu erringen, die du einst
eliebt. Wenn ich mir auch tausendmal sagte, daß dieser
zedanke Wahnsinn sei, daß ich, wenn auch nicht auf die Liebe
nd das Vertrauen meines Bruders, so aber doch auf
eine Ehrenhaftigkeit bauen konnte, so quälte mich
er Gedanke doch bis zur Verzweiflung. Fest entschlossen,
luge in Auge Rechenschaft von dir zu fordern, sah ich voll
Ztaunen und geheimer Scheu, als ich hier in das Haus des
dodes trat, wie alles sich gewandelt. Daß eine neue Liebe
ind ein neues Leid über dich gekommen und du in dem holden,
londen Friesenkind, das mir einst so trotzig herb gegenüber⸗
land, einen Lebenshalt gefunden, dessen grausame Zerstörung
uch mein Herz auf das tiefste erschüttert hat. Ich hoffe, Timm,
venn wir uns wiedersehen, wird dein Schmerz um die ver—
orene, holde Menschenblume sich in sanfte Wehmut verwandelt
aben, so daß du trostvollen Herezns ihrer gedenken kannst.“
„Nie, nie mehr,“ kam es von Timms zuceenden Lippen.
Ich werde gehen, aber zurückkehren, Reimar, das werde ich
ie. Es drängt mich, endlich wieder Dienst zu tun. Sobald
ie „Amazone“ wieder mit mir hinauszieht, grühe ich die
eutsche Heimat zum letztenmal.“
Reimar lachte weh und doch ein klein wenig überlegen.
„So geh mit Gott, mein Junge. Die gewaltige, erhabene
statur da draußen ist die beste Lehrmeisterin und Trösterin, ihr
ertraue ich dich ruhig an. Sie wird dich aufrichten und dir
ieue Lebensaufgaben stellen.“
„Und du, Reimar?“ fragte Timm rasch und fahte nach des
Bruders Hand.
Reimar wehrte düster ab.
„Laß das, Timm. Es gibt da keinen Weg. Ich habe mit
*bbo Klas alles besprochen. Er hat sich, zu dem ich auch
inst ungerecht und heftig war, als ein wahrhaft getreuer
*reund erwiesen. Ich worde hen Gorlinoshof in den vächssten
die Nebelfrau.
Roman ron Anny Wothe.
47. Fortsetzung.) Machdruck verboten.)
Und die dürren Hände Uber den Krückstock haltend, kam
es fast wie ein Jauchzen von den alten, zitternden Lippen
d»es Greises:
„Wohl dem, der mit den Spielgenossen*
Fwzzed Den Rosen, dieren Duft verflossen,
443 Sobald der Lenz das Augenlid
—
5 Im ersten Kuß, beim ersten Lied
Verschied!“
Dann lachte der Alte auf. Unheimlich klang das Lachen
in der stillen Stube, in der Dorret einem schöneren Morgen
ntgegen träumte.
Ekke Thornsen hockte wieder ganz in sich zusammengesunken
im Herde, die Augen unbeweglich auf das süße Gesicht der
Enlelin gerichtet, das noch immer ein Lächeln sonnte.
So bielt Ekke Thornsen die Totenwaächt. ⸗
Man hatte die Gräfin Lidwina auf der „Insel der Se—
igen“, wo alle Randolts schliefen, zur letzten Ruhe gebracht.
Die lodernden Totenfeuer, die in dem großen Prunksaal des
Schlosses aus einem Wald grüner Palmen in köstlichen Schalen
voch emporgeloht, waren erloschen, und im Schlosse selbst
yjerrschte eine erdrückende Stille. Nicht mal Lorl wagte ein lautes
Wort. Beängstigend lag ein tieres. drohendes Schweigen
ber dem Gorlingshof.
Heute, als der Tag sich neigte, hatte man auch Dorret
wuf dem kleinen Dorfkirchhof zu Grabe geführt.
Zwölf junge Friesinnen in ihrer malerischen Tracht mit
»en weißen Flügelhauben, die wie Schleier im Winde wehten,
atten den weißen Sarg der Gespielin unter dem Gesang
ver Schulkinder die verschneite Dorfstraße entlang getragen.
An der Seite seines Bruders war Timm Randolt festen
Schrittes, wenn auch bis in die Lippen blaß, dem Sarge der
Heliebten gefolgt, den seine Liebe ftroß Winterseit min duf.
igen Rosen geschmückt. Timm hatte auf dem ganzen Wege
ür nichts Augen, als für den vor ihm hin und her schwankenden
eißen Sarg, der sein Liebstes barg, nicht mal Ekke Thornsen
atte er gesehen, der mit seinem Sohne Olaf unmittelbar hinter
em Sarge herschritt, das Gebetbuch sest gegen die Brust
epreßt und die Augen weit ins Leere gerichtet.
Timm Randolt konnte noch immer nicht fassen, dahß sein
iebestraum zu Ende sein sollte. Er meinte, jetzt müsse Dorret
nit holdem Lächeln da oben an der Dorfstraße um die Ecke
iegen und süßen Auges zu ihm sprechen: „Guten Tag, Herr.
Parum blickt Ihr so trübe? Seht Ihr nicht. dak ich lache
nd glücklich bin?“
Mit feierlichem Klange huben die Totenglocken zu läuten
in. Da wurde es Timm dunkel vor den Augen. Vor ihm
auchte wie eine Vision Undine in der weißen Schneelandschaft
zjuf und warf Blumen imn die Gruft, als der weiße Sarg
angsam verschwand. Ernst und andächtig klang der Gesang der
„chulkinder über die Gruft:
„Wenn sich zwei Herzen scheiden,
Die sich dereinst geliebt,
das ist ein großes Leiden,
Wie's größ'res nimmer gibt.. he
Es klingt das Wort so traurig gar t
—XID
Wenn sich zwei Herzen scheiden,
J Die sich dereinst geliebt.“ —
Da fand Timm Randolt Tränen, heiße, erldsende Tränen.
Dann war auch das Begräbnis vorüber, und Graf Timm
and Abschied nehmend vor seinem Bruder, dem er zum
stenmal wahrhaft herzlich und bewegt die Hand drülckte.
„Ich habe dir Unrecht getan, Reimar,“ sagte er zum
zchluß innig, „verzeihe mir. Ich war ein törichter Knabe. Heute
veih ich, daß du es nur gut mit mir meintest. wenn du bart
nit mir warst.“
„aLß das, Timm,“ wehrte Graf Reimar. „Es war meine
„chuld, daß ich nicht verstand, dein Vertrauen zu erringen.
die Jugend hat eben andere Wuünsche als wir, die wir schon
m Zenith des Lebens stehen. Unsere Mutter hat dich mir einst
ins Herz gelegt. Des Vaters Leichtsinn, der ihr so viel Weh
ereitet. wollte sie in deiner Soralosiokeit. in deinem Freimut