zriffenz das beweist, daß wir energisch dagegen einschreiten.
Beifall.
Beinghiher Bevollmächtigter Generalleutnant Frhr. v. Gebsattel:
der Abg. Schöpflin hat eine Beschwerde vorgebracht über einen
nder, Pfalz, stattgebabten Vorbereitüngsunterricht
nkatholischer Religion, der von altiven Offizieren und
esuitenpatern (Gr. Heiterkeit) gegeben sein soll, Dieser Unter⸗
iht ist an junge Leute erteilt, die der Armee nicht angehörten.
die Zeitungsnotizen — auf die ich bekanntlich nichts gebe (Heiter⸗
it) — hierüber waren falsch. Ob Jesuiten daran beteiligt waren,
beiß ich nicht. Soviel mir, bekannt, dürfen Jesuiten nur vorüber⸗
ehend in Deutschland sich aufhalten. (Gr. Heiterkeit.) Ein
ilitärarzt hat allerdinas einen, Vortrag gehalten, aber über
Geschlechtskrankheiten und ihre schädlichen Folgen“, gewiß ein
erdienstliches Werk. Ein aktiver Offizier, Unteroffizier oder
rgendwelche Mannschaften waren daran nicht beteiligt. Die
Militürverwaltung war an diesen Vorträgen nur insofern be⸗
eiligt, als sie Strohsäcke und wollene Decken zur Verfügung
tellte. (Stürmische ee
Abg v. Oertzen (Reichsp.): Die schweren Anschuldigungen
vegen Mikhandlungen muß man auch erweisen. Die Ehren⸗
erichte sind doch wohl notwendig, insofern, als ein Offizier
cch einmal Verfehlungen zu schulden kommen läßt, die nicht unter
as Strafgesetzbuch fallen, und doch bei der Stellung des Offizier⸗
orps geahndet werden müssen. Der Deutsche zieht des Königs
dock an, nicht um Geld zu erwerben, sondern aus einem
ewissen Idealismus. Die Karriere ist nicht lohnend
nd die,, Majorsecke macht ihr oft ein frühes Ende.
NRit dem Unterschied machen zwischen Adligen und Nichtjuden sollte
nan einmal aufhören. Wegen der Religion darf man
einen Unterschied gegendie Juden machen. Es
arf fich nicht darum handeln, ob es anständige Menschen sind oder
icht. Wenn man bei Juden öfter Erziehimg und Taäkt verinißt, die
ir den Offizier nötig sind, so hängt das zum Teil von der lang—
ihrigen Unterdrückung ab, die bei uns lunge dauerte als in 3
and oder Frankreich. In diesen Ländern kann Juden nichts nach—
esagt werden. Schließlich sind unsere Juden anders im Westen
18 im Osten. Ein überzeugter, Sozialdemokrat kann nach meiner
Anficht überhaupt nicht den Wunsch hahen, Offizier zu werden. Auch
arf sich die Militärverwaltung auf diese Dinge garnicht einlassen.
Kriegsminister v. Heeringen: Ich möchte bitten, die Re⸗—
'olutison Ablaß micht anzunehmen, die Vegründung liegt in
illent meinen Ausführungen.
Abg. Raab (Wirtsch. Bgg.): Um die militärische Kriegsbrauch-
arkeit der Juden zu erweisen sollte man Judenregimen⸗-
er formseren und in den Krieg führen. Die Statistik der Juden,
ie sich 1870/71 ausgezeichnet haben, ist doch einigermaßen ver—
ächtig. Die sozialdemokratischen Blätter überireffen mich vielfach
in antisemitischer Gesinnung. Herr Kopsch hat mir gegenüber ge⸗
neint, ich sei vielleicht schon zuͤfrieden, wenn man mir überhaupt
intwortet. Eine Liebe ist der anderen wert. Ich glaube, die Frei—
innigen wollen mir ihre Geringschätzung ausdrücken, indem sie mir
derrn Kopsch entgegenschicken. Erwünscht wäre uns eine amtliche
AIngabe, wiebiel jüdische Soldaten nach China und Sudwest ge—
angen sind. Die Abschlachtung meiner Person war recht bescheiden.
Die Aktion vom Sonnabend hat lediglich die Rede des Herrn
dopsch geboren und, das war eine Fehlgeburt,
Damit schließt die Debatte. Das Gehalt des Kriegs—
ninisters wird bewilligt; die Resolution Ablaß, die
geförderung der Juden lebiglich von der persönlichen Tüchligkeit
hne konsessionelle Rücksichten abhängig zus machen, wird ab⸗
Ie Darauf wird die Westerberatung auf Dienstag 1 Uhr
ertagt.
Schluß 7 Uhr.
Preubischer Landtag.
Abgeordnetenhaus.
37. Sitzung vom 27. Februar.
Am Ministertisch: Sydow.
Bizeprasident Dr. Kraumse eröffnet die Sitzung um 114
Ur.
Die zweite Beratung des Etats wird fortgesetzt beim
Etat der Handels⸗- und Gewerbeverwaltung.
Abg. Dr. v. Korn-Rudelsdorf (k.): Auf Grund einer Ver—
ügung des Ministers ist eine Polizeiverordnung erlassen worden,
opnach die Nokomobilenmit Iteen versehen
ein sollen. Diese Vorschrift ist praktisch unausführbar.
Geheimrat Jäger: Die eeng ist gerechtfertigt
nit Rücksicht auf die Feuergefährlichkeit der okomobilen vhne
Funkenfänger, sowie mit der Ruͤcksichtnahme auf die Feuerver⸗
icherungsyhesellschaften.
Abg. Kindler (Vpt.) verlangt die Zulassung der für gut be⸗
undenen Junkenfänger fürr alle Lokomobilen.
Abg. Felisch (k.): An der Baugewexrksschule werden
umeist akademisch vorgebildete Lehrer angestellt. Wir halten es
ber für erforderlich, daß auch Männer herangezogen werden,
/ie qus der Praxis bes Bauhandwerks hervorgeßangen sind. Er⸗
oünscht ist auch eine Vermehrung der Baugewerksschulen.
Abg. v. Schenckendorff A Die Mittel für gewerbliche
xIrziehung sind im Etat sehr sparfam bemeffen. Dagegen befindet
ich unsere ganze gewerbliche Erziehung felbst in hoch erfreulicher
Entwicklung, indem sie in reichem Maßhe gewervliche Erziehungs⸗
inrichtungen schafft. Sehr zu begrüßen sind auch die von den
Fortbildungsschulen' getroffenen Maßnahmen für die
dugen duflege. Das gesamte in Blüte stehende Fortbiidungs- und
rachschulwesen ist als eine große u be⸗
rachten, in der die im Erwerbsleben stehende ee ig 5
ind tüchtig machen kann für ihr Fortkommen im Leben. Be fall)
Abg. Kindler (Vpt.) wünscht bessere Besoldung der nicht⸗
kademischen Lehrer an den Baugewerksschulen und Pflege der
eimischen, Bauweise.
Handelsminister Sudow; Die Pflege der heimischen Bau—⸗
velse werden wir uns angelegen sein Jassen. üeber das Fort
»ildungsschulwesen will ich mich jetzt nicht äußern. Bei der Er—
irterung über das Gesetz betr. Regelung des Fortbildungsschul⸗
vesens, das dem, Hause demnächst vorgelegt werden wird, wird
ich Gelegenheit finden, auf diese Frage zurückzukommen.Die
stegierung, hat sich entschlossen, als Oberlehrer an den Bau-—
ewerksschulen nur äkademisch vorgebildele Lehrer anzüsieflen.
der Wunsch des Vorredners, das Gehalt der nichtakademischen Lehrer
u erhöhen, dann nicht erfüllt werden. Es kann nicht als zweck⸗
näßig bezeichnet werden, die Besoldungsfrage jetzt anzuschneiden.
dann ist eine Vermehrung der Baugewerksschulen gewuünfcht. Es
vürde zweckmäßig sein, in der Umgebung von Berlin derartige
zeue Schulen zu gründen. Die Verhandlungen darüber sind
liicht zum Abschluß gekommen, weil die Gemeinden einen ent—
prechenden Zuschuß nicht gewähren wollten. Der weitere Nus⸗
au der Berliner Baugeworksschule ist Sache ber Stabt Berfin—
der Abg. v. Schenckendorff hat bemerkt, daß der gegenwärtige
ẽtat mit einer gewissen Knappheit das gewerbliche Erziehungs⸗
vesen behandelf, Wenn die Finanzverhältniffe besser werden,
ann wird die Gewerbeverwaltung auch für diefe Zwecke wieder
enügende Mittel zur Verfügung stellen. (GBeifall)
Abag. Lieber (nl.) Aritt für eine Ausgleichung zwischen den
sRehältern der akademischen und nichtakademischen Lehrer'an den
haugewerksschulen ein.
—T v. Arnim (kons.): Angesichts der Tatsache, daß in den
etzten Jahren ausländische Ankeihen in großem Umfange auf
inseren Markt kommen, bitte ich den Minister, mit der Zulassung
rusländischer Anleihen vorfichtig zu fein. Eodann
nöchte ich auf das agitatorische Vorgehen des Hansa⸗Bun⸗
es verweisen, der in einem Wahlaufruf ein Bild gebracht hat,
muf dem die Industrie als ein starker Mann und die Landwirt⸗
chaft als ein schwaches Wesen dargesteillt wurde. Der Minister
nöne den Handelskammern verbietlen, korporativ dem Hansa⸗
zund beizutreten.
Handelsminister Sydow: Für unsere Volkswirtschaft ist es
ucht nur wünschenswert, sondern auch notwendig, daß wir ein
ewisses Quantum ausländischer, Anleihen im in—
ändischen Besitz haben. Dadurch wird unserer In dustrie und
serm Handel ein Absatz im Ausland geschaffen. Diese Beteili⸗
ung des Inlandes an ausländischen Werten muß aber eine ge—
nisse Grenze haben: der inländische Geldmarkt darf nicht ge⸗
swächt werden. Das ist der Kern der ganzen Frage. Die Be⸗
stung des deutschen Kapitalmarktes mit ausländischen Papieren
tin den letzten 6 Jahren von Jahr zu Jahr gestiegen zu einer
jeit, wo wir mit der Emission inlandischer Anleihen zur Scho⸗
ung des inländischen Marktes zurückgehalten haben. In dem
Raße nun, wie, dem inländischen Markt freies Kapital entzogen
vird, muß sich der Zinsfuß steigern. Deshalb schien es mir gae⸗
oten, den ausländischen Emissionen bei uns ein gewisses Halt
ntaegenzuxufen, und aus diesem Grunde ist die Warnung in der
dorddeutschen Allgemeinen Zeitung erschienen. Die Qualität der
uslandischen Papiere habe ich ganz unberücksichtigt gelassen, weil
onst im Publikum die falsche Meinung entstanden wäre, daß die
Zzapiere offiziös geprüft seien. Die Veröffentlichung sollte eine
Varnung sein für die großen Banken; sie sollten darguf hinge—
viesen werden, daß sie bei ihren Geschäften neben wirtschafttichen
Rücksichten auch die Interessen der Allgemeinheit berücksichtigen
nöchten. Was die Frage der Beteiligung der Handelskammern
uim Hansa-Bund betrifft, so ist den Handelskammern nach
dem Gesetz eine weitgehende Autonomie gestattet. Das Recht
des Ministers ihnen gegenüber ist beschränkt; er hat nur
darüber zu wachen, daß sie sich im Rahmen des Dedwed halten.
das einzige Druckmittel des Ministers besteht in dem Antrag
in das Staatsministerium, die Handelskammern aufzulösen. Nun
vird gesagt, der en nnd sei gaus dem wirtschaftlichen in das
olitische Gebiet ͤbergetreten. Ich bin nicht der Meinung. Es
ehlt der Beweis dafür, daß der Hansa-Bund sich mit politischen
ehen vesisttgi die mit wirtschaftlichen nichts zu tun haben.
83 liegt nicht im Interesse des Stagtes, daß ein Kampf wishen
en verschiedenen wirtschaftlichen Faktoren geführt wird. Was
„as vom Vorredner erwähnte Flugblatt des Hansa-Bundes be⸗
rifft, so wird es auch in den Kreisen des Hansa-Bundes sehr ent—
chieden gemißbilligt. Solche Entgleisungen gestatten aber nicht
zie Konsequenz, den Handelslammern zu verbieten, dem Hansa⸗
und sich anzuüschließen. (Beifall links.)
Abg, Dr. Grunenberg (Ztr.): Duß die Reichsfinanzreform
ucht schlecht gewirkt hat, zeigt unsere ganze wirtschaftliche Lage.
daß beim Abschluß von Handelsverträgen manchmal den
dücksichtslosigkeiten am Plaßtze sind, das beweist der Abschluß des
dandelsvertrages mit Portugal. Bei der ve von öffent⸗
ichen Arbeiten sollte das Handwerk mehr berücksichtigt werden.
die Bäckereibverordnung sollte möglichst milde gehand—
abt werden. Die Zentralftelle sür Voltswohlfahrt hat sich so gut
entwickelt, daß ihr weiterer Ausbau erwünscht ist.
Abg. Dr. Schröder-Cassel (nl.): Mit den Ausführungen des
MNinisters sind wir im wesentlichen einverstanden. Der Ton in
den Versammlungen des Hansa⸗Bundes ist vornehmer als
der in den Versemmlungen des Bundes der Laudwirte. Der In⸗
ustrie geht es nicht besser wegen, sondern trotz der Reichsfinanz⸗
ceform. Auch ist die allmähliche Besserung des Kurses Uunserer
donsols nicht auf die Finanzreform zurückzuführen, sondern
arauf, daß unsere großen Banken bei ihrer Beteiligung an den
etzten Anleihen eine vernünftige Finanzpolitik getrieben haben,
leber die Konsumvexreiné wird viel geklagt. Ich kann es
erstehen, wenn kleine Beamte, die mit dem Senng rechnen
nüssen, diesen Vereinen beitreten. Dagegen ist es etwos anderes,
venn böhere Beamte es tun. Diese sollten doch bedenken, daß die
Allgemeinheit die Beamtenbesoldungen aufbringen muß. Auch
vir erwarten, doß die Bäckereiverordnung maßvoll gehandhabt
vird. In der Reichsversicherungsordnung muß Vorsorge getroffen
verden, daß das Ueberwiegen der Sozialdemokraten in den großen
Irtskrankenkassen geschwächt wird.
Abg. Rahardt (fk.); Der Fortbildungsschulunterricht darf nicht
zurch überlastet werden. Die Lepen an
en Fortbildungsschulen, insbesondere, an den Kunst⸗—
tewerbeschulen müssen reformiert werden. Der jetzige Unterricht
n diesen Schulen erzeugt vielfach ein halbgebildetes Proletariat,
as für die Praxis und die Wissenschaft verloren ist. Die Gewerbe⸗
ufsicht solite hinsichtlich der Beschaffenheit der Betriebsräume nicht
rigboros dehen gaht werden. Die — der Bau 8 r de⸗
ungen der Handwerkexr muß verstärkt, der Bauschwindel
uuß schärfer angefaßt werden. Das bestehende Gesetz genügt nicht.
Senn Sie heute der Hodra des Bauschwindels Dr Köpfe ab⸗
Iaher, so wachsen ihr morgen zwanzig neue. Wir bitten den
Ninister, die dringenden Wünsche des Handwerks, die ihm die
xxistenz ermöglichen, zu erfüllen.
Hierauf wird die Weiterberatung auf Dienstag 11 VUhr vertagt.
Außerdem kleinere Vorlagen.
—A— v. Kröcher stellt für Dienstag eine Abendsitzung
n Aussicht.
Schluß 45 Uhr.
ODrüfunqs vorschriften für Seeschiffer.
Die Ueberzeugung, daß die jetzigen Prüfungsvorschriften
eformbedürftig seien, dringt in immer weitere Kreise. In seiner
zitzung vom 29. Februar hat derNantische Verein nach
inem eingehenden Referat von Professor Dr. Bolte eine Anzahi
eitsätze in dieser Angelegenheit angenommen, deren wichtigster
„ie Einführung eines „Schiffer auf mittlerer Fahrt“ ist. Die—
elbe Forderung wurde von Professor Dr. Schil ling auch in
jer letzten Sitzung des Nautischen Vereins in Bremen
rhoben. Nach einem Bericht der Weser⸗Keitung trat zunachst
ßrof. Dr. Meldau für eine Verschärfung der Prüfungsvorfchriften
ür Kapitäne und Offiziere ein, indem er davon ausging, daß trotz
iner mehrfachen teilweisen Modernisierung die setzt eiwa vierzig
Jahre geltenden Prüfungsvorschriften nicht mehr den Anfordbe-
ungen genügten, die an den Schiffskapitän gestellt würden. Die
prderung einer wesentlichen Reorganisation der Prüfungsvor—
hriften wird in erster Linie erhoben von einem Teil der Rheder,
ie von ihren Kapitänen größere Kenntnisse im Seerecht und in
avariesachen, größere Fertigkeit im schriftlichen Gebrauch der
eutschen Sprache und eine größere Allgemeinbildung verlangen.
in zweiter Linie erheben die Kapitäne und Offiziere der Handels⸗
aarine selbst die Forderunn. An dritter Stelle kommen die
dehrer an den Navigationsschulen und die Mitglieder der Prü—
ungskommissionen.
Eine Reformbedürftigkeit der heutigen Vorschriften wird also
ast allerseits egeben, Der Grund ift weniger darin zu suchen,
aß die in Frage kommenden Gegenstände nicht auf den Schulen
zelehrt würden, sondern in dem rein mechanischen Prüfungsver-
ahren. Vom Verein der Kapitäne und Offiziere der Handels⸗
narine wird eine allgemeine wesentliche Erschwerung der Prü⸗
ung durch starke Vermehrung der Prüfungsgegenstände und der
Zedingungsaufgaben velangt. Gleichzeitig wird das Verlangen
iach gkademischem Untexrricht erhoben. VDiese Vorschlage geben
um Teil viel zu weit. Die Zeit und die Kosten des Schulbesuchs
vürden dadurch dermaßen gesteigert, daß der Berus Minderbe⸗
aittelten zum großen Teil versperrt würde, so daß die Rheder
vomöglich unter großem Offiziermangel zu leiden hätten. Die⸗
elben Bedenken kann man gegen die von vielen Seiten erhobene
jorderung hegen, daß nur solche Schüler zum Besuch der Navi—
ationsschulen zuzulassen seien, die bereits das Einsaͤhrigen⸗
Jeugnis besäßen. Dadurch würde die städtische Bevölkerung viel
u sehr begünstigt, der Zugang außerordentlich erschwert, und
er oft mit Mühe und Not erworbene Berechtigungsschein gebe
uch keine sichere Garantie für die geistigen Fähigkeiten des Be—
itzers. Annehmbarer sei schon der Vorschlag einer Aufnahme⸗
rüfung. Dadurch würden wenigstens völlig ungeeignete Ele⸗
nente ferngehalten, nur müßte diese Aufnahmeprüfung dann anuch
tuf allen Schulen vom Reich beaufsichtigt und ernsthaft gehand
abt werden. 8
Sehr zu empfehlen sei die Eünrichtung einer Ober-
la sIe. Wir fänden solche auch bei anderen Bernfen, z. B. vei
en Schiffsingenieuren. In ihr könnte man dann Hauch einen
nehr gkademischen Betrieb einrichten und gerade die Gegenstände
aehr betonen, deren Kenntnis nicht so sehr für die Bestehung. der
etzigen Prüfungsvorschriften, als für die Berufstätigkeit felber
vünschenswert ist; auch könnien die Kenntnisse in allen Gebieten
1 wünschenswerter Weise vertieft werden. Es sei die Frage, ob
ie Oberklafse der Schifferklasse folgen oder mit ihr parallel laufen
oll. Die Forderung nach einer Oberklasse werde schon seit zehn
jahren erhoben; sie sei aber noch nicht durchgedrungen, sondern
ie habe, indem man die für die Oberklasse neu vorngeschlagenen
brüfungsgegenstände den ohnehin schon überlasteten Schiffer⸗
lassen gufnätigte, bis jetzt nur dazu beigetragen, die Oberfläch⸗
ichkeit der Ausbildung zů erhöhen. V
An den Vortrag schloß sich eine eingehende Diskussion. Prof.
Dr. Schilling meinte: Der Hauptnachteil liege darin, daß alle
Fahrzeuge über 400 Kubikmeler (bei Schleypern solche über 1000
kuhikmeter). abgesehen von der Nahfahrt, von Schiffern auf
roßer Fahrt geführt werden müßten. Bei der großen Verschöie
enartigkeit der Ansprüche aber, die an einen Schnelldampfer—
apitaän und an den Kapitän eines ganz kleinen Fahrzeugs. das
ucht im der Nahsahrt beschaftigt ist, gesteut wuroen, fuyre cs i
mlöslichen Schwierigkeiten, wenn alle dicselbe Prüfung bestelen
nüßten. Die heutige Prüfungsordnung biete keine Gewähr da—
ür, daß der Prüfling sich alle für den Schnelldampfer-Kabitem
rforderlichen Kenntnisse gneigne, und eine auf den zukünftigen
zührer eines Riesendampfers zugeschnittene Prüfung könne man
icht von jedem verlangen, der später auf einem Seeschlepper oder
inem kleinen Frachtdampfer fahre. Eine Lösung dieser Schwie⸗
igkelt sei nur möglich, wenn man noch eine neue Kategorie von
dapitänen schaffe, die man Schiffer auf mittlerer Fahrt nennen
önne. An sie seien etwa die Ansprüche der jetzigen Schiffer-
rüfung zu stellen, während man an die zukünftigen Schiffer auf
wroßer Fahrt wesentlich gesteigerte Anforderungen stellen müsse.
die Oberklasse denke er sich ohne Berechtigungen, als eine ganz
reiwillige Betätigung für Schiffsoffiziere, die sich fortbilden
vollen. Ihr Besuch sollte erst etwa zehn Jahre nach dem abge⸗
egten Schiffer-⸗Examen erfolgen und ihr Betrieb ein akademischer
ein. Sie solle dem älteren Schiffsoffizier die Kenntnisse über
bandelsrecht, Havarie und dergl. übermitteln, die der Kapitän
esonders braucht, und die heute zwar auch auf den Schulen schon
zerührt, aber von den Schiffsoffizieren in der langen Zeit bis
ur Beförderung zum Kapitän wieder vergessen würden, falls fie
icht während dieser Zeit vom Kapitän selber darin unterwiesen
vürden, was aber nur allzu selten geschähe.
Infpektor Heyden war für eine Verschärfung der jetzigen
A
Bedingungsaufgaben würden. Er sprach sich gegen' die Ein—
ührung eines Schifferpatents auf mittlerer Fahrt aus. Der
zchiffer auf mittlerer Fahrt brauche genau diefelben nautischen
deuntnisse wie der Schiffer auf großer Fahrt, und in der Ab—
renzung des Betätigungsbereichs liege eine Härte für den Kapi—
än und die Rhederei. Ebenso äußerte sich Oberlehrer Renner,
er betonte, gerade die Navigation an der Küste sei das
chwierige. Der Unterrichtsstoff reiche aus, aber auf die münd—
che Prüfung müßte viel mehr Gewicht gelegt werden. Kapitän
jötticher wünschte, daß mehr Wert auf die englische Sprache
elegt werde. Oberlehrer Mühleisen bemängelte, daß Seerecht
ind Seemannschaft nur im deutschen Aufsatz geprüft würden, und
nöchte, daß sie neben Deutsch zu selbständigen Gegenständen der
chriftlichen Prüfung würden. Schließlich wurde zur weiteren
zeratung eine Komission eingesetzt, der die Herren Prof. Dr.
zchilling. Claus Dreyer, Kapitän Felljuch, Inspektor Heyden
ind Oberlehrer Renner angehören follen.
hütte und Höhlenhaus in Nord und Süd.
Einen reizvollen Einblick in die Entstehungsgeschichte unseres
Vohnhauses eröffnete der Kal. Garteninspektor Willy Lange in
inem Vortrage, den er in der Hauptversammlung des Deut⸗
chen Vereins für landliche Wohlfahrts⸗ und Heimatypflege hielt.
In einer langen Reihe von fesselnden Lichtbildern, die er selbst
ruf seinen Wanderungen durch den Norden und den Süden
Furopas gewonnen, zeigte er die beiden Urformen meyschlicher
dehausungen, wie sie sich nebeneinander entwickelt haben; im
itenhaus des Nordens und dem Höhlenhaus des Südens. Wie
er Botaniker und Zoologe die Lebewesen in engstem Zusammen⸗
jang mit ihrer Heimat, mit ihrem Wohn⸗ und Standort zu ver⸗
tehen vermag, so ist auch die Art, wie der Mensch seine Woh—
iuug schafft, aus den Bedingungen zu erklären, die ihm die
ꝛeimat bietet. VJ
Die Hütte, die für den Norden die charalteristische Erschei—
rungsform ist, finden wir noch heute da, wo die Lebensbedin⸗
sungen den Menschen zum Nomaden machen. Der Lappe baut
n seiner Landschaft mit ihren Sümpfen, Mooren, Bergen und
ßletschern, in der sich nur krüppelhafter Baumwuüchs entwickelt
uind in der er dem Renntier, das ihm den Lebensunterhalt ge⸗
vährt, nachzieht, Zelte aus dürftigen Stangen und Fellen, das
ypische Nomadengebhäuse; und nur im WBinter, wenn auch die
senntiere sich in die Täler drücken, baut er Hütten in der Tundra,
nit Moorvolstern bedeckt, die im Sommer lebendig werden mit
der grünenden Landschaft. Dieselbe Form der Hütte erscheint
iberall, wo, wie bei den Köhlern, Waldarbeitern und Hirten die
bensßaltung sich im Sommer vorübergehen? ni,
ie einst Regel war, wieder nähert: in der Köhlerhütte wie in
er Hütte eines englischen Torfbrenners, die sich von der lappi⸗
chen Tundrahütte nur wenig unterscheidet. Und daß diese Hütte
vohl imstande war, recht wohnlich zu werden, zeigte das an⸗—
iiehende Bild eines englischen Heidehauses, mit Efeu berankt
ind mit wohlgefügtem Dach. In diesem keimhaften Hüttenhaus
rkennt man bereits ein Streben nach oben, eine Entwicklung in
enkrechter Richtung, die zum Ausbau eines Obergeschosses führt
ind so den Uebergang bildet zu der neuzeitlichen Bildung des
dachhauses. Die Entwicklung, die die Hütte durch Einführung
es ecligen Grundrisses anstatt des runden sowie durch Nerwen-
ung festerer Materialien beim Seßhaftwerden der Bevölkerun
ꝛrfährt, lätzt sich am besten in Skandinavien verfolgen, wo —
Jeute noch urwüchsige Gebäudeformen finden, die bei uns länagst
ausgestorben sind, Hier setzt auch die Stockwerkbildung bereits
in einer Zeit im Holzbau ein, die in Deutschland keine sichtbaren
Spuren mehr hinterlassen hat. Bei uns ist das Holzhüttenhaus
mit seiner hochstrebenden senkrechten Richtung wesentlich dem
valdreichen Gebirge und seinem Vorlande eigen geblieben. Was
aus ihm werden konnte, zeigt etwa das Beispiel von Wernigerode;
einen gewaltigsten Stil aber hat es im Schwarzwaldbans ge⸗
vormt; auch an den nordischen Holzkirchen sieht man, wohin
Ius der nordische Hüttenhaus-Stil entwickelt werden
onnte.
Die Entwicklungsreihe dagegen, die die Behausung des Süd⸗
änders durchmachte, nimmt ihren Ausgang von der Höhle. Sie
st die ursprüngliche Wohnungsform bei Holzmangel, Baustein⸗
nangel, Winterkühle und Wasserarmut in lößartigem, leicht zu
öhlendem Boden. Solche charakteristischen Höhlendörfer findet
nan noch in der spanischen Sierra Nevada; nähert man sich diesen
zon der entgegengesetzten Seite, so sieht man nur Schornsteine.
And die Erinnerung an diese Urform erhält sich auch im Höhlen⸗
zaus, in dem typischen Haus des Südens mit dem flachen Vvach,
nit den wenigen Fenstern und mit Schattenkühle im Innern, das
—B——
veise in den Ebenen des Nordens den Stil des landwirtschaft⸗
ichen Hauses beeinflußt hat, so macht sich auch die terrafssfierte
dulturlandschaft des Mittelmeergebiets geltend, indem die Hänfer
jzalb höhlenartig an den Abhang geklebt werden, mit möglichster
lusnutzung jeder bewässerungsfähigen Fläche. Die Häuser
chmiegen sich eng an den Fels und gehen so mit der Natur, der
ie entstammen, eine innige Verbindung ein, die wir als künst⸗
erische Harmonie von Natur und Mensch empfinden. Tritt man
on außen an eine solche Höhle heran, so vermutet man nicht,
zaß im Innern ein wohnungsartiger Eindruck in unserem Sinne
erreicht wird. Die Bewohner dieser Höhlenhäuser übertragen
hren Stil dann auch auf ihr Festhaus, die Kirche, die ganz
benso fensterlos ist. Wenn nun die einzelnen Höhlenhäuser zur
Straße zusammenrücken, so sieht man nur Türen, mit Vorhängen
ersehen, hinter denen dunkle Räume liegen; denn man lebt,
arbeitet, ißzt auf der Straße. Das horizontal gelagerte Höhlen—
haus flietzt mit seinem Nachbar zusammen, gibt die Selbftändig⸗
leit auf, die es eigentlich schon bei seiner Entstehung nicht hatte,
veil es im großen Körper des Berges oder Abhangs aufgeht.
Im Norden dagegen behält jedes Hüttenhaus, auch wenn es
ur Stadtstraßze mit anderen zusammenrückt, seine Selbständigkeit
inter eigenem Dach, getrennt durch schmale Hohlräume, wie es,
zesonders typisch in alten Straßen Bremens oder Lüneburgs zu'
eobachten ist. Auch aus dem höher entwickelten Stadthaus des
Südens spricht deutlich der Höhlenbau, ja ein Rengissance-Palast
ceinster Form ist ein künstlerisch gesteigertes Höhlenhaus mit
Horizontalentwicklung. In den Alpen, die eine Natur- und
Lölkerscheide zwischen Nord und Süd bilden, geht die Haussoem
eine Paarung ein: das Alpenhans in seiner vollkommenen Ent—
vicklung erscheint als ein flaches Höhlenhaus mit aufgesetztem
hüttenhaus, eine Verbindung der Elemente von hyrizontalem
Steinbau und vertikalem Holzbaut. „Das Hüttenhaus dem Mor—
cu, , das Höhlenhaus dem Süden,“ sagte Lanuge gegen den
Zchluß seiner Darlegungen, „so scheiden es die Alpen. Die neuen
Siedlinasbaumeister hat ein, richtiger Instinkt geseitet, wenn sie
as Hüttenhaus wieder zum Typ neuzeitlicher Bauweise erhoben.
Messel und Geßner haben den Vertikalstit dem nördischen
Ztraßenbild wiedergegeben, gegenüber dem südlichen Horizontai-
til. Beste Anfänge lassen Bestes hoffen für die Rkunit.“ “n,