Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

verbände Stellung zu diesem Entwurfe zu nehmen. Dies 
war der eigentliche Zweck der Veröffentlichung. 
Wenn nunmehr der Bundesrat den Entwurf verabschieden 
ollte, ohne auf die bei der Kritik geäußerten Wünsche Ruck⸗ 
icht zu nehmen, und wenn man jetzt darauf verzichten sollte, 
mit ben Arbeitgeberverbänden in Unterhandlungen zu treten, 
o würde das Schicksal des Entwurfs u. E. schon von vorn⸗ 
herein besiegelt sein. Bisher hat nun die Regierung mit den 
Arbeitgeberverbänden, obgleich die Lasten des neuen Entwurfs 
ur Halfte von den Arbeitgebern getragen werden müssen, 
eine Verhandlungen geführt. Man kann also erwarten, daß 
ie Regierung wenigftens die jetzt gegebenen Wünsche der 
Arbeitgeber berudsichtigt. Bis jeßzt wurden doch bei allen 
wichtigen Entwürfen sämtliche Interessentenkreise gehört. Beim 
Brivatbeamtengesetz jedoch hat man den Grundsatz „Altera 
ars audiatur“ bisher gar nicht oder nur sehr wenig beobachtet.“ 
Inland und ausland. 
Deutsches Reich. 
Personalwechsel in der Petersburger deutschen Boischaft. 
Wie verlautet, steht ein Personalwechsel in der deutschen 
Botschaft in Petersburg bevor. Der Botschaftsrat Graf 
Mirbach soll als Gesandter nach einer füda4 
rmerikanischen Republik verfsetzt und der in der 
betersburger Gesellschaft allgemein sehr beliebte Legationsrat 
;. Lucius zu seinem Nachfolaer als Botschaftsrat ernannt 
werden. 
Die Rechnungskontmission des Reichstages verhandelte 
gestern über die Allgemeine Rechnung für 1906. Aus Anlaß 
von Unregelmäßigkeiten in der Wirtschaftsführung inKamerun, 
zie bei der Beratung der Rechnungen über den Haushalt für 
1902 und 1903 zur Sprache kamen, stellte ein nationallibe— 
raler Abgeordneter den von der Mehrheit angenommenen 
Antrag, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, Fürsorge zu 
reffen, daß die den Beamten obliegende Haftung für Ab⸗ 
veichungen vom Etat in allen Fällen strengstens durchge⸗ 
ührt »wird. Ein Antrag der Sozialdemokraten auf Nicht— 
zewilligung von rund 11000 Muwird abgelehnt, weil die 
Wiedereintreibung des Betrages völlig aussichtslos erscheint. 
Als Nachfolger des Oberbräsidenten von Posen. v. Waldow, 
der in nächster Zeit für den zurücktretenden Freiherrn von 
Maltzahn als Oberpräsident nach Stettin geht, ist v. Schwerin, 
er gegenwärtige Regierungspräsident von Frankfurt a. O.« 
n Aussicht genommen. 
Zur Vereinfachung der württembergifchen Staatsverwal⸗ 
ung veröffentlicht der württembergische Staatsanz. die von 
»er Regierung dem Landtag unterbreiteten Vorschläge. Soll⸗ 
en diese Vorschläge verwirklicht werden, so wird sich ins⸗ 
jesamt eine jährliche Ersparnis von 2,9 Mill. Meergeben, von 
denen 1,8 Mill. Meäauf die Verkehrsanstalten entfallen. 
Der Deutsche Ostmarkenverein und die Enteignungsfrage. 
Der Hauptvorstand des Deutschen Ostmarkenvereins trat 
Sonnabend, den 25. Februar d. J. im Künstlerhause zu 
Berlin zu einer Vollversammlung zusammen und nahm 
iach längeren Verhandlungen in der Enteignungs⸗ 
rage folgende Entschliezung an: 3,Der Hauptvor⸗ 
tand des Deutschen Ostmarkenvereins spricht seine volle Zu⸗ 
timmung zu der Erklärung des geschäftsführenden Aus— 
schusses vom 20. Januar d. J., betreffend die Frage der 
Anwendung des Enteignungsrechtes in den Ostmarken aus. 
Er teilt die dort ausgesprochene Auffassung, daß durch 
zie von der kgl. Staatsregierung beobachtete völlige Zurück⸗ 
haltung das große Werk der Ansiedelungskommission in 
seiner Fortführung gefährdet und das Vertrauen der deutschen 
Bevölkerung im Osten schwer erschüttert wird. Der Haupt—⸗ 
horstand hält es für die Aufgabe der nationalen Parteien 
es preußischen Abgeordnetenhauses, Aufklärung über die von 
der Regierung in dieser anerkannt wichtigsten Frage des preu—⸗ 
zischen Staatslebens beobachtete Haltung in nächster Zeit 
jerbeizuführen. 
Die nationalliberale Reichstagskandidatur in Pirna. Die 
Meldung verschiedener Blätter, von nationalliberaler Seite 
sei die Kandidatur Dr. Schneider im 8. fächsischen Reichs⸗ 
agswahlkreise (Pirna⸗Schandau⸗Sebnitz) zurückgezogen wor⸗ 
den, wird von zuständiger Seite als unbegründet bezeichnet. 
Der diesiährige ordentliche Berufsgenoffenschaftstag wird 
Sonnabend, den 27. Mai, in Lindau am Bodensee stattfinden. 
zur Beratung stehen u. a. die Reichsversicherungsordnung und 
rie Versicherung der Privatbeamten 
zand des Grafen Timm mit festem Truch umfassend, sagte Olaf 
Thornsen mit rauher Stimme: 
„Ich habe sie Eich nicht gegönnt, Herr! Ich sah es 
ommen, wie alles in ihr Euch entgegendrängte. Da wünschte 
ch ihr und mir den Tod. Zu ihr ist er gekommen, und mich 
hät er hier gelassen, der mir Freund ist, dem ich hundertmal 
a draußen auf dem Meere ins Auge gesehen. Auch er hat 
nich verraten, der einzige, der sonst im Leben die Treue hält. 
Fahr wohl, Dorret, fahr wohl!“ 
Mit hartem Drud preßte er Timms Rechte, dann ging er 
ait müden, schweren Schritten hinaus. 
Die Wintersonne fiel in die Stube. Mit fahlem Glanz 
ag sie auf dem Blondhaar der Toten, die Undine jetzt 
eise zum Abschied küßte. 
„Fahr wohl, Dorret,“ sagte auch sie. „Wie ein Frühlings- 
raum war dein Leben, wie ein Frühlingshauch ging es dahin.“ 
Das Haupt tief gesenkt, verließ Undine die Wiedingharde 
ind schritt langsam die verschneite Torfstrahe entlang, dem 
Schlosse zu. 
Graf Timm aber prehte die kalten, bleichen Hände der 
Geliebten an seine tränenden Augen, an seine zuckenden Lippen. 
„Vielsühes Lieb, ade,“ slüsterte er bewegt, zdu mein 
illes, du meines Lebens Glück und Ende.“ 
Noch einmal umfahte sein Auge die bräutliche Gestalt, 
ioch einmal nickte er ernst dem Greis zu, der auf seinen Stock 
zestützt zu Häupten des Lagers stand, dann schritt auch Timm 
»urch die Tür hinaus, in den sonnigen Wintertag hinein. 
Elle Thornsen aber richtete sich hoch empor, und auf sein 
otes Enkelkind blichend, rief er, gebieterisch den Krückhtoch 
rhebend und ihn wie ein Schwert über die Leiche stredend: 
„Da gehen sie hinaus, alle! Sie alle haben dich geliebt, 
ind sie weinen um dich. Das Herz will ihnen fast brechen vor 
Beh. Wemn aber der Frühling kommt, dann wirst du ihnen 
Felleicht nichts mehr sein, als ein verwehter Lenztraum im 
Dinde, ein loses Blatt ihrer Erinnerung.“ 
Gortsetzung solgt.) 
Das Zentrum gibt den Wahlkreis Immenstadt verloren. 
Hie Germania gibt den Wahllkreis Immenstadt bereits ver— 
oren. Sie schreibt, indem sie zugleich sich und ihren Leuten 
zach Kräften Trost zuzusprechen versucht: „Daß bei der 
Ztichwahl noch so viel Wähler für das Zentrum mobil 
semacht werden könnten, daß diesem das Mandat zufällt, 
ürfen wir leider wohl nicht hoffen, haben doch bereits 86 
ßrozent der Wähler an der Abstimmung teilgenommen. Zum 
zlück stehen schon wieder die allgemeinen Wahlen vor der 
dür. Die Erfahrungen dieser Ersatzwahl werden, so hoffen 
vir, für das Zentrum anspornend und belehrend sein, so 
»aß sie demnächst die Scharte auswetzen und die liberale 
rreude über die sozialdemokratischen Krücken nur von kurzer 
dauer ist.“ 
Rufsisch auf dentschen Schulen. Der Abg. Hirt (Fk.) hat 
m preußischen Abgeordnetenhause zu der zweiten Beratung 
»es Kultusetats den Antrag gestellt, bei einer Anzahl 
»on höheren Lehranstalten der östlichen Provinzen 
ie russische Sprache an Stelle der englischen als fakul⸗ 
ativen Unterrichtsgegenstand in den Lehrplan aufzu— 
ehmen. 
Frankreich. 
W. Briands Gedächtnisrede auf den verstorbenen Kriegs⸗ 
ninisster. Paris, 27. Febr. In seiner Gedächtnisrede 
auf General Brun gedachte Briand namentlich der Tatsache, 
raß die Laufbahn des Verstorbenen in einer schmerzlichen 
Ztunde begonnen habe, die auf sein Herz einen unaus— 
öschlichen Eindruck machte, und daß er als Chef des 
ßeneralstabes das Rekrutierungsgesetz durchführte, sowie daß 
as Hauptverdienst, das seine Laufbahn als Minister auf⸗ 
uweisen habe, darin beruhe, für die Landesverteidigung 
oie neuesten Errungenschaften nutzbar gemacht zu haben. 
Ihm sei zu danken, daß die französische Luft— 
lotteeinen bedeutenden Vorsprung vor allen 
inderen aufzuweisen habe. 
Portugal. 
W. Katholische Bewegung gegen die Regierung. Lissa⸗ 
„on, 28. Febr. Trotz des behördlichen Verbots verlas die 
Mehrzahl der Pfarrer der Diözese Braganza vor den Gläu—⸗ 
igen den bischöflichen Hirtenbrief. Die Bevölkerung von 
zamora Correa nahm den Pfarrer fest, weil er verdächtig ist, 
usgeheim gegen die Regierung zu arbeiten. Der die Truppen 
on Benavente befehligende Offizier wurde auf Grund der 
jegen ihn eingeleiteten Untersuchung von seinem Posten ab⸗ 
berufen. Er soll die Soldaten aufgefordert haben, im gün⸗ 
tigen Augenblick die Monarchie zu proklamieren. 
Balkanstaaten. 
W. Zur Dem' ssion des serbifchen Kriegsministers. Bel⸗ 
drad, 27. Febr. Die heute vormittag halbamtlich ver—⸗ 
ffentlichte Meldung UÜber die Demission des Kriegsministers 
5oijkowitsch wurde am Mittag als unrichtig bezeichnet. Wie 
n politischen Kreisen verlautet, ist das Dementi auf den 
Umstand zurückzuführen, daß im Laufe des Nachmittags 
iber den Rücktritt des Gesamtkabinetts Pasitsch Beschluß 
sefaßt werden sollte. 
W. Griechischetürlische Grenzichießereien. Konstantino pel, 
28. Febr. Wie der Wali von Monastir telegraphierte, wech⸗ 
ellen gestern türkische und griechische Truppen in 
der Grenzzonebei Domenikon Schüusse. Der Kampf, 
in welchem auf griechischer Seite auch Zivilisten teilnahmen, 
auerte eine Stunde. Der Pforte sind Nachrichten zugegangen, 
aß die Griechen die Besatzung aller Grenzposten verdoppeln. 
der türkische Geschäftsträger regte bei der griechischen Re— 
jerung an. Maßnahmen zu treffen, um einer Wiederholung 
er Zwischenfälle vorzubeugen. 
Vor 40 Jahren. 
In den Lübeckischen Anzeige;n vom Diens⸗ 
iag, dem 28. Februar 1871 sinden sich folgende offizielle 
Kriegsnachrichten: 
Unterzeichnung der Friedenspräliminarien. 
Versailles, 26 Febr. Der Kgiserin⸗Königin in 
Berlin Mit tiesbewegtem Herzen, mit Dankbarkeit gegen 
Gottes Gnade zeige ich Dir an vi soeben die Friedens⸗ 
Pralimi narien unterzeichnet sind. Nun ist noch die Ein⸗ 
willigung der National-Versammlung in Bordeaux abzu⸗ 
warten. Wilhelm. 
Bersin, 27. Febr. Die Friedenspraͤliminarien ent⸗ 
halten die Abiretung, von Elsaß, gußer Belfort. und von 
Deutsch⸗ Lothringen, einschließlich Metz. Eine Kontribution 
von 5 Wulliarden wird in 3 Jahren geodit und so lange 
Iʒ Teue Frankreichs außerhalb der neuen Grenze 
esetzt 
Brüfssel, N. Febr. Da der Waffenstillstand in der 
verflossenen Racht um 12 Uhr ablief und die Ratifikation 
der gestern unterzeichneten Friedensprälim inarien der Ver⸗ 
sammlung in Bordeaux, vorbehallen werden mußte, o.ist 
bie, Veriängerung des Waffenstillstandes bis zum 6. Märẽ 
gleichzeitig mit der Unterzeichnung der Friedensprälim inarie 
tipuliert worden. 
Der Einmarsch der deutschen Trupyen in Paris steht 
bepgr es heiht. daß zunächst ziwei deuische Korps einrücden 
werden. 
— — — — — — —— — 
(— 
* 
Taagesbericht. 
Lübecd, 28. Febr. 
Lübecker NYacht⸗Club. 
Dem in der Generalversammlung am Montag abend im 
Idmiralitätszimmer des Ratsweinkellers vom Vorsitzenden, 
zerrn Konsul Piehl, erstatteten Jahresbericht entnehmen 
hir, daß der Club mit Befriedigung feststellen darf, daß, 
venn auch nicht alle auf die Segelzeit des verflossenen 
Zommers gesetzten Hoffnungen in Erfüllung gegangen sind, 
och im allgemeinen das sportliche Leben innerhalb des Clubs 
ich einer weiteren Entwickelung zu erfreuen gehabt hat. Zwar 
st mit Bedauern zu vermerlen., daß die Zahl der größeren 
Hachten auch beim Lübecker Yacht-Club keine erneute Steige⸗ 
ung erfahren hat, andererseits jedoch manche vom Vorstande 
m letzten Jahresbericht gegebene Anregung auf fruchtbaren 
Boden gefallen ist. Darunter ist zunächst die Schaffung der 
ieuen Jollenklasse zu erwähnen, welche allein vier Lübe— 
Travemünder, au sder Schlichtingschen Werft entstandene Neu— 
zauten an den Start brachte und äußerst interessante Wett⸗ 
ahrten hervorrief. Ganz besonders überlegen zeigte sich in 
„ieser Klasse der „Ahasver II“, der dann auch später in 
Berliner Gewässern sich als erstklassiges Boot erwies. Leider 
var es dem Club in der verslossenen Segelzeit nicht insalich, 
ür seine Sonderklassenyacht „Wolkuse“ eine geeianete Mann— 
chaft zu erhalten, so daß er gezwungen war, das FahrzäAig 
mif dem Lande zu velassen. Der Vorstand hat sedoch aud 
einige Kaufangebote auf die Vacht abgelehnt, da er in 
Sinne der Stifter des Bootes zu handeln glaubte, dasselb 
ür Lübeck und dem Club erhalten zu sollen, damit es be 
twaigen Neubauten in der Sonderklasse als Vergleichsboot 
zienen kann. Es ist ferner die Absicht des Vorstandes, die 
„Wolkuse“ in der kommenden Segelzeit wieder in Dienst 
zu stellen und während der Travemünder Regatten an 
den Start zu schicken. Die Vachtflotte des Clube 
jatte im verflossenen Jahre einen Zuwachs von drel 
Tourenkreuzern zu verzeichnen. Die Zahl der Mitglieder 
es Clubs hat sich recht erfreulich gehoben, 
Weniger günstig haben lich dagegen die Kassenver— 
höltnisse des Clubs gestaltet, besonders infolge der 
JRegatten für die Sonderklassen und die kleinen Yachten, 
Der Vorstand ist indessen der Meinung, daß gerade diese 
Regatten sich mit der Zeit der größten Beliebtheit der 
Mitglieder zu erfreuen haben werden und daß durch sie 
das Interesse am kleinen Segelsport weiter gehoben werden 
vird, Der Vorstand hat daher auch keine Bedenken ge— 
tragen, dieselben auch wieder für 1911 auszuschreiben. Auf 
der anderen Seite muß der Vorstand jedoch Bedacht darauf 
nethmen, daß die Einnahmen und Ausgaben des Clubs in 
richtigem Verhältnis zueinander stehen und daß die Rüc— 
zahlung der Clubhausanleihe sichergestellt wird. Er sieht 
sich daher veranlaßt, der Generalversammlung den Antrag 
vu unterbreiten, den Jahresbeitrag der Mitglieder von 
20 Mauf 30 Muzu erhöhen. Im Laufe des verflossenen 
Jahres hat sich Herr Generalkonsul Goßmann aus Ge— 
undheits rücksichten veranlaßt gesehen, aus dem Vorstand 
ruszutreten; der Vorstand hat an seiner Stelle Herrn 
Präses H. Eschenburg in den Vorstand berufen. Zum 
Schluß dankt der Vorstand namens des Vereins Senat und 
Bürgerschaft, der Gemeinde Travemünde und Herrn Brügg— 
mann⸗-Travemünde für die Anterstützung durch wertvolle 
Preise, sowie die Bewilligung solcher auch für den kom— 
nenden Sommer. Ferner hat, wie schon bekannt, der Be— 
sitzer des Schoners „Westward“ Mr. J. S. Cochran für 
die Regatten im Sommer 1911 dem Lübecker Yacht-Club 
inen wertvollen Pokal zur Verfügung gestellt, den der 
Vorstand als Sonderpreis für die Sonderklassen-Regatten 
ruszuschreiben gedenkt. — Herr L. Haukohl erstattete sodann 
den Kassenbericht, nach welchem der Club einschließlich eines 
Kassenbestandes von 455 Mäeine Einnahme von 14567 
Muhatte, der eine Ausgabe von 14389 Mugegenübersteht 
odaß ein Kassenbestand von 187 Muverbleibt. Der Jahres— 
zericht wie auch die Abrechnung wurden einstimmig ge— 
siehmigt. Die Versammlung bestätigte hierauf die Aufnahme 
des Herrn Präses H. Eschenburg in den Vorstand und 
wählte die satzungsmäßig aus dem Vorstande ausscheidenden 
herren Senator Strack und Konsul Piehl durch Zuruf ein— 
timmig wieder. Vorgelegt wurde sodann der Voranschlag 
ür 1911, der unter Zugrundelegung eines Mitgliedsbei— 
trages von 20 Mumit einem Fehlbetrage von 1830 M 
ibschließt. Herr Haukohl legte der Versammlung dar. daß 
ie infolge der Veranstaltung der Sonderklassen«- 
vettfahrten und mehrerer anderer besonderer 
Unkosten erheblich über den Voranschlag hinausge— 
zangenen Ausgaben im verflossenen Jahre nur dadurch 
zätten gedekft werden können, daß dem Club eine gröhzere 
Anzahl Herren als Miäitglieder beigetreten seien, eine größere 
reicht unbedingt notwendige Ausgabe zurückgestellt worden 
ei und dem Etat des Jahres 1010 neben einigen kleine— 
ren nicht vorgesehenen Einnahmen durch besondere Umstände 
etwa 1000 Miäzugute gekommen seien. Da im kommenden 
Jahre auf diese besonderen Einnahmen nicht gerechnet werden 
dürfe, bleibe wenn der Club nicht seine sport- 
lichen Veranstaltungen verringern wolle, woran 
aber wohl nicht zu denken sei, nichts anderes übrig, als 
dem Antrage des Vorstandes gemäß den Mitglieds- 
vweitrag auf 30 Mezu erhöhen. In der sich diesen 
Darlegungen anschließenden Aussprache kam auch die Ver— 
ammlung zu der Ueberzeugung, daß an eine Einschränkung 
er Regatten, insbesondere für die Sonderklalsen und die 
rinen HYachten nicht gedacht werden dürfe, die Erhoöhung 
des Mitgliedsbeitrages um 10 Midaher erforderlich sei 
und genehmigte infolgedessen einstimmig den Antrag 
des Vorstandes. Der Vorsitzende teilte nach Erledigung 
verschiedener geschäftlicher Angelegenheiten die für den kom— 
menden Sommer in Aussicht genommenen Veranstaltungen 
des Clubs mit; es sind dies: am 5. Mai Ansegeln und 
interne Wettfahrt, 21. Mai gemeinschaftlicher 
Ausflug mit der Rudergesellschaft; vom 30., 
Juni bis 5. Juli die Regatten auf der Lübecken 
Bucht vor Travemünde; an Stelle der nicht mehr statt- 
findenden August-Woche eine nationale Wettfabri 
Mitte August auf der Lübecker Bucht und 7. Sept. Ab⸗ 
segeln. Mitgeteilt wurde sodann noch ein Gut—⸗ 
achten über die Invaliditäts-, Alters-, Unfall- und Kran— 
kenversicherung der Yachtmatrosen. 
Im Kaisermanöver 1911 wird in Stettin und Neu— 
strelihß je eine Feldbäckerei und eine Feldfleischeret 
eingerichtet werden. Zu diesem Zweck werden diejenigen Re— 
servisten, welche in ihren bürgerlichen Berufen Bäcker und 
Fleischer sind, schon einige Wochen vorher zu den Uebungen ein— 
gezogen. 
Ein längft veralteter Kettenbrief. Seit zehn Jahren läuft 
in Deutschland ein „Kektenbrief“, über den wir vor einigen 
Wochen berichteten, um, nach dem ein Herr bereit lein soll, füt 
ine Million gebrauchter Briefmarken ein Kinderasyl in 
Singapore zu gründen. Die Empfänger der Briefe 
verden ersucht, den Brief dreimal abzuschreiben und an drei ver— 
schiedene Freunde zu schicken, überdies aber mindestens zehn 
bgestempelte Briefmarken an eine Miß Sassen, Blassams— 
dassen, Kossen, Passo oder Carren in Singapore gelangen zu 
assen. Dieser Kettenbrief ist, wie Berliner Blätter melden, 
schon längst gegenstandslos geworden. Die Briefsendungen 
haben sich zu einer wahren Plage für die Adressatin ausge— 
wachsen; sie wirft alle Briefe weg, weil sie mit ihnen nichts an⸗ 
ufangen weiß. Auch mancherlei Anfragen nach dem geplanten 
Afyl und scharfe Vorwürfe wegen des Kettenbriefunfuges gehen 
hr in großer Zahl aus Deutschland und der Schweiz zu. Die 
Dame bilttet nun alle Empfänger des Kettenbriefes, ihn ohneé 
weiteres dem Papierkorb anzuvertrauen. 
S Zur Reichstagswahl. Der hiesige sozialdemokratischẽ 
Reichsstagswahlverein hat, wie wir hören, in seiner gestrigen 
Versammlung den bisherigen Reichstagsabgeordneten füt 
Lübeck, Herrn Th. Schwartz, für die bevorstehende Reichstags 
wahl wieder als Kandidaten aufgestellt.
	        
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