die zur Verwendung kommenden Schlitten, unter denen ein er⸗
probter neuer Motorschlitten besonderes Interesse erweckte, vor⸗
führen. In drei oder vier Jahren gedenkt Herr Dr. Seelheim
Lubegern über den Verlauf der deutschen Sadpolarexpedition
berichten zu lönnen.
Der Deuijsche Betonverein in Berlin hielt in der ver⸗
flossenen Woche seine Hauptversammlung ab, welche wegen
ihrer interessanten Vorträge und Besprechungen sehr zahl⸗
reich von den Vertretern der Baubehbrden und der Unter⸗
nehmerschaft besucht war und allgemein Interesse verdient.
Lübed war durch die Herren Baudirektor Krebs
und Baurat Neufeldt vertreten. Aus den Verhand⸗
sungsgegenständen war zu ersehen, daß der Verein zur
Erforschung der modernen Beton⸗Bauweise umfangreiche und
großzügig angelegte Versuche anstellen läßt, welche über
das Verhalten des Betons und über die Methoden zur
Berechnung der Beton⸗Konstruktionen Aufschluß geben sollen.
Es berichteten hierüber die Herren Baudirektor Prof. v.
Bach⸗Stuttgart, Geh. Reg.⸗Rat Prof. Rudeloff⸗Berlin und
Dr.⸗Ing. Kleinlogel. Von den weiteren Vorträgen ver dient
besonders hervorgehoben zu werden derienige des Ober⸗
ingenieurs der Firma Carl Brandt⸗Duüsseldorf DreIng.
Manthner Uber „Neue Eisenbeton⸗Konstruktion im Gebiete
des Bergbaues“, in welchem berichtet wurde, wie die Eisen⸗
betonweise erfolgreich auch bereits in das schwierige Gebiet
des Bergbaues eingedrungen ist. Weitere Vorträge gaben
Aufschluß übor Betonbauten in Amerika und über die
Arbeiten am Panama-Kanal. An Stelle des ausscheiden den
perdienten Vereinsvorfitzenden Kommerzienrat Dyckeerhoff⸗
Bibrich wurde Herr Bueser⸗Düsseldorf gewählt.
Der BHansische Geschichtsverein wird in Verbindung mit
»em Verein für niederdeutsche Sprachforschung im nächsten
Jahre in Wismar tagen. Der dortige Burgerausschuß be—
chloß in seiner letzten Sitzung die Abfassung einer Fest—
chrift über das älteste Wismarsche Stadtbuch, für die
1150 Mübewilligt wurden.
O Warnung für Seefahrtslustige. Wiederholt ist von
Schiffahrtskreisen im Laufe der letzten Jahre davor ge—⸗
varnt worden, daß sich Eltern, deren Söhne die Seemanns⸗
laufbahn einschlagen sollen, oder seefahrtslustige junge Leute
ohne genauere Information, auf Inserate oder sonstige
Angebote hin, zweifelhaften Geschäftsleuten anvertrauen, die
Jjegen Zahlung einer mehr oder weniger hohen Summe
bersprechen, Stellungen auf deutschen Schiffen zu verschaffen
ind die erforderliche Ausrüstung zu besorgen. Erst neuer⸗
ings ist wieder ein Fall bekannt geworden, in dem ein
angeblicher Heuerbaas von Hamburg und Stettin aus gegen
Zablung einer Gebuhr Schiffsiungenstellen versprochen hat.
In einem Falle hat der Betreffende das Geld erhalten
und sich dann allen weiteren Verpflichtungen entzogen. Es
kann daher, so schreiben die Hamburger Beiträge, nur immer
wieder von neuem davor gewarnt werden, Verbindungen
nit derartigen Leuten, die vielleicht nicht einmal die be—
hördliche Konzessiton als Heuerbaas haben, anzuknüpfen. Es
ist dringend zu empfehlen, daß etwaige Gesuche um eine
Stellung als Schiffsjunge nicht an einzelne Personen, über
deren Qualität nichts bekannt ilst, sondern an die
Reedereien selbst oder auch an 2ie Heuer⸗—
ßureaus der Reedereien, den Verein See⸗
fahrt Ger Adr. Navigationsschuldirektor Prof. Da. Bolte,
Hamburg) oder an den Deutschen Schulschiffverein
in Bremen, Herrlichkeit 5, gerichtet werden.
* Tõdlicher Ausgang eines Streites zwischen zwei Brüdern.
inen tief beklagenswerten tragischen Ausgang nahm ein Streit
zwischen zwei Brüdern einer hiesigen angesehenen Rentners—
samilie, der sich in deren Wohnung in der Brömbsenstraße am
Sonnabend voriger Woche abspiette. Wir haben zunächst von
dem Vorfall keine Notiz genommen, weil uns versichert wurde,
daß es sich um einen unglücklichen Ausgang einer Neckerei han⸗
delte. Dem ist aber doch nicht so, wie die Untersuchung er⸗
geben hat. Es ist der vor kurzem von einer längeren Seereise
zurüclgekehrte 21jähr. junge Mann mit seinem etwa 124 Jahre
üngeren Bruder, der von jeher sich sehr vor dem älteren
gesuürchtet haben soll, in Streit geraten. Der jüngere soll
chließlich dem älteren gedroht haben, wenn er ihn nun nicht
endlich zufrieden lasse, werde er von seinem Messer Gebrauch
machen. Der Seemann hat diese Drohung aber nicht für Ernst
zenommen und den Streit fortgesetzt, worauf der jüungere
Bruder dem älteren sein Mesfer in die Luno⸗ tatnt Der Ver—
drei Spaßmacher des Stückes, der Gauner Autolykus und die
heiden Schäfer, deren mehr dem Geiste der Shakespeareschen
Zeit, als dem der unseren zusagenden Scherze wohl eher
als anderes eine Einkürzung hätten vertragen können,
wurden durch die Herren Fuchs, Albert und Heydecer
mit Humor dargestellt, wenn auch der letztgenannte den
jungen Schäfer vielleicht noch etwas läppischer nahm, als
es die Rolle schon ohnehin erfordert. Der musikalische Teil
des Abends stand unter der bewährten Leitung des Herrn
Thbendroth. Momos.
Eine Schauspieleraffäre in Frankfurt a. M. Großes Auf—⸗
sehen erreat in Frankfurter Theaterkreisen das plötzliche
Ausscheiden zweier hervorragender Mitglieder aus dem Ver—⸗
bande des Frankfurter Komödienhauses. In der kürzlichen
Volksvorstellung von „Minna von Barnhelm“ wurden die
Rollen des Tellheim und der Franziska, die bisher von
herrn Dumde und Frau Traute Carlsen, der Frau des
Taärektors Martin, gespielt wurden, von rasch herbei—⸗
itierten auswärtigen Kräften gegeben. Die Gründe des
lötzlichen Ausscheidens sind in, persönlichen Angelegenheiten
w suchen, Über die noch Stillschweigen beobachtet wird.
.K. Der vierte Internationale Kougreßn für Philosophie,
der vom 6. bis 11. April in Bologna tagt, wird
ich durch eine besondere Reichhaltigkeit seines Programms
zuszeichnen. Alle spekulativen Richtungen, alle philosophi—
ihen Anschauungen in ihrer Beziehung zu Wissenschaft,
Runft, Geschichte und Religion werden vertreten sein. Es
daben fur die allgemeinen Sitzungen, wie wir der Inter⸗
kationalen Wochenschrift entnetmen, u. a. Vorträge an—
emeldet: Svante Arrhenius über den Ursprung des Ge—
tirnkultus, G. Barzellotti über Philosophie und Geschichte
zer Philosophie, E. Boutrour über die Beziehungen der
Philosophie zu den Wissenschasten, Rudolf Eucken über die
Aufgaben der Philosophie im Kulturleben der Gegenwart,
Wilkelm Osiwald über elementare Begriffe und die Gesetze
Drer Verbindung, Senri Poincars über die Definition,
Liois Riehl über die Fortbildung Kant'scher Gedanken
n der Philosophie der Gegenwart, F. C. S. Schiller
Aber den Irrtum, F. Tocco über die platonische Frage
andi Wilhelm Windelband über die Metaphnysik der ZJeit.
etzte mußte dem Krankenhause zu zeführt werden, wo er am
— V
Leben gekommene Seemann ist identisch mit jenem Steward
uus Lübed, der vor etwa einem halben Jahre Zeitungs mel⸗
ungen zufolge von einem englischen Schiffsoffizier erschossen
vorden sein sollte. Es lag damals aber eine Personenver-⸗
vechselung vor, die sich erst herausssellte, als schon die To des⸗
inzeige hier veröffentlicht worden war. Während man sonst
otgesagten Menschen ein langes Leben prophezeiht, hat in diesem
Falle das Schichsal anders gewaltet und sich dadurch noch
bramatischer gestaltet, daß der junge Mann durch die Hand
seines eigenen Bruders dem Tode veriiel.
Vereiniqte Stabitheater Lübeck.
Spielplan von Sonnag, 26, bis einschl. Sonntag, 6. März,
(Aenderungen bleiben vorbehalten.)
FGebruar: Neues Stadttheater: Anf. Ende
Zonntag. 26. Zepf und Schwert 3 554
S„onntag. 26. Gasispiel C. W. Büller. „Der Reagl-
sirator auf Reilsen“. 75 10
Montag. 27. „Maodame e 75 10
Hiensiag. 26. Zum 1. Male! Neu! „Susannens
Geheimnis“. Oper von Wolf⸗
Ferrari. — „Vexsiegelt“. — „Alt⸗
Mi Wien“, Ballelt⸗Divertissement. 75 105
ärz:
Mittwoch. 1. „Die Fledermaus“. 8 1024
Donnerstag. 2. „Ein Wintermärchen“, 728 11
Freitag, 3. 6. eeen im Wagner⸗Zyklus.
„Die Wallüre“. 7 11
Sonnabend, 4. Zum 1. Male! Neu! „Thalea Bron⸗
sema. Schauspiel von Joh. Wie⸗
E gand. 75 105
Sonntag, 5. „Die geschiedene Frau“. 3 30
Sonntag, 5. Tetzles Gosispiel der Hofopensängerin
Lily Herkmg. „Manon“. 75 105
März: Stadthallen⸗Tbeater:
Freitag. 3. „Kasernenluft“. 8, 105
Sonntag, 5. Taifun“. 75 105
In Vordereilung: „Siegfried'“. — „Götterdämmerung'.
b. Verein der Musiksreunde. Ein Sonntags-Konzert wird
zie Freunde guter volkstümlicher Musik am Sonntag abend
näder Stadthalle sicher in großer Zahl vereinen. Für
as um 7 Uhr beginnende Konzert ist ein besonders
efälliges Programm aufgestellt, das die beliebtesten Kom⸗
ositionen enthält. Neben Haydn, Mendelssohn, Liszt und
Weber werden Verdi, Tschaikowsky, Rubinstein, Herold, v.
zlotow. Johann Strauß, Waldteufel, Bayer und Fr. v.
Zlon mit den schönsten Opern- Konzert- und Tanzweisen
dertreten sein. — Als Solisten werden wirken in dem
Zonzert Herr Moser mit einem Harfenvortrag von Ober⸗
—D0—
Taube. Machtel und Nachtigall von Herfurth
Neuefte Nachrichten und Telegramme.
Festbankett des Hhansabundes.
W. Berlin, 25. Febr. Tas gesirige Festbankett des Hansa—
hundes wurde im großen Restaurant des Zoologischen Gartens
»on dem Präsidenten Geheimrat Rießzer mit einem begeistert
rufgenommenen Hoch auf den Kaiser eröffnet, der, getreu dem
Srundsatz Suum quique, alle Stände des Reiches in gleicher
niebe und mit gleichem Interesse umfasse. Der Präsident ge—
zachte in liebenswürdigen Worten der Gäste des Hansabundes,
usbesondere der Presse, um anschließend die Ziele des Hansa—
undes in großen Zügen darzulegen. Ter Hansabund sei ent⸗
chlossen, zu siegen, aber er begehre nie etwas anderes, als
vas er gewillt sei, jedem anderen Erwerbsstand ebenso zu ge—
währen, wie er es für sich beanspruche. Chefredakteur Vollrath
sob in seiner ungemein beisällig aufgenommenen Antwort her—
vyor, wie wichtig für den Hansabund gerade die Unterstützung
»er unabhängigen Presse sei. Im weiteren Verlaufe des Abends,
ro manches gute und bedeutsame Wort gesprochen wurde, ge—
achte Crasemann-Hamburg besonders der bevorstehenden Reichs—
agswahlen, für welche er den Kandidaten des Hansabundes
»en Sieg wünschte. Konsul Dimpker-Lübeckfeierte
unter lebhafter Zustimmung das Direktorium
und dessen Präsidenten. Vizepräsident Landrat a. D.
Rätger gedachte der Referenten und ihrer hervorragenden Ver⸗
dienste um den Verlauf der Tagung.
Professor v. Uhde *.
W. München, 28. Febr. Der Maler Professor
Fritz von Uhde ist gestorben. — Vlrof. Fritz K. H
o. Uhde wurde am 22. Mai 1848 in Wolkenburg (König⸗
reich Sachsen) geboren. Der Besuch der Dresdener Aka—
demie verleidete ihm das Kunststudium; er widmete sich darauf
der Soldatenlaufbahn, machte 1870,71 den Feldzug mit und
var zuletzt Rittmeister im sächsischen Gardereiter-Regiment.
Aber auch diesen Beruf gab er wieder auf und widmete sich
rneut der Malerei. Er war Schüler von Munkacsy in Paris
uind bildete sich an älten Meistern in Holland weiter. Als
Professor ist er mit vielen Ordensauszeichnungen und Me—
»aillen bedacht worden; auch war er Mitglied der Akade—
nien in Dresden, München und Berlin. Professor v. Uhdes
Hemälde weisen in den 8B0er Jahren des vorigen Jahrhun—
verts bei feinem Eindringen in die Natur die Reize des freien
Ldichts auf. Anfang der 80er Jahre tritt an die Stelle
jer Freuden an den realen Farben, den milden blauen und
zrünen Tönen der Kleidung, neben dem eleganten Grün der
Imgebung das Interesse für ein großes Beleuchtungspro⸗
lem, das die Stimmung des ganzen Vorganges beherrscht.
zn den letzten Jahren ging Professor v. Uhde wieder neuen
nalerischen Problemen nach, besonders den Reizen des direlten
Sonnenlichtes, das in grüne Gartenwinkel oder behagliche
Woknräume fällt.
Die französische Ministerkrisis.
W. Paris, 25. Febr. Kammer. Nachmittagssitzung.
Baul Meunier verlangte Vervollständigung der Gesetzgebung,
im eine Wiederetablierung der Kongregationen zu verhindern.
Malvn warf dem Ministerpräsidenten vor, daß er den Klerikalen
Jugeständnisse mache und die Wiedererrichtung einer Kongregation
n Saint Etienne begünstigte. Briand erwiderte, bezüglich der
kröffnung freier Schulen seien zahlreiche Klagen angestrengt.
Ddie Kongregationen, die im Boden Frankreichs so starke
Wurzeln geschlagen haben, könnten nicht in einigen Monaten
erschwinden. Sie würden auf alle mögliche Weise versuchen,
ich wieder zu etablieren. Schwierigkeiten waren vorauszusehen
siemand habe das Recht, der Regierung vorzuwerfen, daß
ie sich durch Schwierigkeiten abschrecken ließ, oder daß sie
jhre Pflicht vernachlässigte. Wenn zwischen der Mehrheit und
er Regierung eine Verstimmung herrsche, die es der Mehrheit
unmöglich mache, der Regierung volles und ganzes Vertrauen
u schenken, möge die Mehrheit die Gelegenheit ergreifen.
die Regierung sei nicht gewillt, sich ständig durch kleinliche
Intriguen und grobe Unterstellungen verleßzen zu lassen. In
Zaint Etienne stimunte er der Verlängerung ber Pacht des
Follegs bis Ostern nur zu dem Zweck zu, daß keine Unter⸗
rechung der Studien stattfinde. Grousseau beklagte, daß die
Herfolgungen nicht nur ungerecht, sondern auch willkürlich
internommen würden. Die Regierung handle gegen Freiheit,
Herechtigkeit und Menschlichkeit. Malvy brachte eine Tages⸗
dnung ein, in welcher er volle Anwendung der Kongregations⸗
gesetze fordert; Drelon eine andere, in welcher die Erklärung
her Regierung gebilligt und ihr Vertrauen ausgesprochen wird,
datz sie die Kongregationsgesetze sicher durchführen werde.
zriand lehnte die Tagesordnung Malvy ab und nahm die—⸗
enige Drelons an, und stellte aleichzeitig die Vertrauensfrage.
Ddie Priorität der Tagesordnung Malvy wurde mit 296 gegen
221 Stimmen abgelehnt und die Tagesordnung Drelons im
rsten Teile mit 262 gegen 238 Stimmen, im zweiten Teile
nit 436 gegen 83 Stimmen, im ganzen mit 288 gegen 242
Stimmen angenommen.
W. Paris, 25. Febr. Die Minister versammelten sich
im 103 Uhr, um angesichts der geringen Mehrheit von 16
Stimmen, welche die Regierung in der Interpellations—
debatte der Rammer über die Anwendung der
tongregationsgesetze erhalten hat, über ihr weiter es
Perhalten Beschluß zu fassen. In Deputiertenkreisen nimmt
nan an, daß die Mehrheit von 16 Stimmen, worunter sich
zie Stimmen der Minister und Unterstaatssekretäre befinden,
zur mit Hilfe einiger konservativer Stimmen erzielt wurde.
ẽEs heißt, Briand erklärte während der Abstimmung in den
Wandelgängen der Kammer, daß er nur am Ruder bleiben
volle, wenn er eine rein republikanische Mehrheit erhielte.
Mit Räcksicht auf diese Erklärung hält man den Fortbestand
des Kabinetts für gefährdet.
W. Paris, 25. Febr. Das Ministerium bleibt
oraussichtlhich, da eine genaue Prüfung der Abstimmungs⸗
lsiste nach der Parteistellung der Deputierten ergeben hat, daß
die Mehrheit, die für die Regierung gestimmt
at, eine rein republikanische ist. Die endaültige
kntscheidung wird morgen im Ministerrat unter dem Vorĩitz
»es Präsidenten Fallières getroffen.
W. Paris, 25. Febr. Obgleich die Regierung die
Mehrheit der Republikaner hat, ist es doch möglich, daß
Sßriand infolge der fortwährenden Abnahme der Maiorität
ind der wachsenden Schwierigkeiten in der Ausführung des
Reformprogramms die Berantwortung für die Lage
richt mehr auf sich nehmen wird. Nach der Mit—
eilung republitanischer Deputierter, die abends bei Briand
veilten. um ihm ihre Sympathie auszudrücken, soll der
Ministerpräsident geäußert haben, »er merke sehr wohl die
ystematische Absicht einer gewissen Anzahl von Republikanern.
sein Werk zu hemmen, ihm dessen Verwirklichung unmöglich
u machen, ihn zu schwächen und zu stürzen. Die Deputierten
zatten den Eindruck, daß einzig und allein die Erkenntnis
der böheren Pflicht, vielleicht dringende Bitten, den Präsi—
denten bestimmen könnten, auf seinem Posten zu bleiben.
W. Paris, 25. Febr. Im Verlaufe des gestrigen Minister—
rats machten sich zwei Ansichten geltend, es heißt, eine zu—
aunsten der Demission des Kabinetts, von Pichon und Dupuy
ertreten, die andere richtet sich gegen den Rüctritt des
dabinetts, deren Anhänger der Ansicht sind, daß das Kabinett
Aeiben müsse. Sie machten geltend, daß der Rüdtritt des
dabinetts, nachdem ihm das Vertrauen der Mehrheit aus—
zesprochen wurde, einen Präzedenzfall schaffen würde, der
chwere Folgen zeitigen könnte. Die Lösung der Krisis ist
iesonders beschwerlich, da sich aus der Abstimmung der
dammer kein Fingerzeig dafür ergebe. Briand ist keineswegs
»urch die wachsenden Schwierigkeiten entmutigt. Er machte
ruf seine Amtsgenossen nicht den geringsten Eindruck persön—
icher Neigung zum Rücktritt, gäbe sich vielmehr Rechen—
chaft über den Ernst der Lage, die durch seinen Rücktritt
jeschaffen würde, und wolle nicht in einer Stunde, wo die
Ausführung des Amtes eine Gefahr darstellen könne, als
deserteur erscheinen. Er werde sich also nur von den Inter—
ssen der republikanischen Partei beeinflussen lassen. — Die
Deputierten, welche Briand abends besuchten, drückten die
Meinung aus, daß seine Autorität keineswegs geschwächt ist.
W. Berlin, 25. Febr. Zur Eroörterung des Abschlussen tes
reuen Handelssvertrages mit Schweden ijt der
virtschaftliche Ausschuß auf den 8. März einberufen.
W. Charlottenburg, 28. Febr. Der ESchriftiteller
Friedrich Spielhagen ist gestorben.
W. Bitterfeld, 28. Febr. Die neuerrichtete Parse val⸗—
Ballonhalle hat infolge des Sturmes so gelitten,
zaß sie nicht mehr betreten werden darf.
W. Darmstadt, 24. Febr. In der Zweiten Kammer
rklärte Staatsminifter Dr. Ewald auf eine Beschwerde
»es Sozialdemokraten Ulrich betreffend das Verbot
iner seinerzeit in Langen geplanten fsozialdemoktrati—
schen Protestversammlung gegen die Anwesen—
zeit des Kaisers von Rußland, die Regierung hätte
ich geradezu einer Pflichtverletzung schuldig gemacht, wenn sie
ie Versammlung zugelassen hätte, und würde sich mitschuldig
emacht haben der Gefühlslosigkeit gegen die Schwester des
randesfürsten und gegen diesen selbst, mitschuldig der Ver—
etzung der elementarsten Gebote des Gastrech—
des, wie es selbst bei den unkultiviertesten Völkern geübt
wverde. Sie würde sich ferner mitschuldig gemacht haben der
Folgen einer Demonstration, die in Widerspruch stehe mit
dem Empfinden der überwältigenden Mehrheit des hessischen
und deutschen Volkes. Die Regierung habe es darun für ihre
Pflicht gehalten, die Versammlung an Hand des Gesetzes zu
oerbieten.
W. Budapest, 24. Febr. Gegenüber den Gerüchten über
ein ungünstiges Befinden des Königs wird authentisch fest⸗
gestellt, daß der König sich ausgezeichnet befindet, wiewohl er
mnuf dem gestrigen Hofball fast drei Stunden lang Cercle ge—
halten habe und heute bereits am Morgen am Schreibtisch
beitete. Heute mittag nähm der König am Familiendiner
hbeim Erzherzog Josef teil.
W. Petersburg, 24. Febtr. Der Ministerrat beschloß,
ie Vorschriften vom 4. Sept. 1900 über den Pro—
„entsatz der Juden in den Mittelschulen auch auf die
externen auszudehnen, die dort ihre Prüfungen ablegen.
Die Südsibirische Bahn wird nach dem Beschluß des
Ministerrates in der Richtung Uralskt-Orenburg⸗—
Akmolinsk⸗Ssemipalatinsk gebaut. Der Bau
wird gegen 1580 Millionen Rubel kosten. Desgleichen
vurde auf Kronkosten der Bau der Altaibahn in der Richtung
Zsemipalatinsk-Barnaul-Biijsk und Novo⸗-Nikolaiewsk be—
chlossen.
W. Washineton. 24. Febt. Der Senat nahm nunmehr
»en Vertrag mit Japan san.
4