sondern auch nach Afien suche. Redner trat für eine ver⸗
nunftige Wirtschaftspolitik ein sowie für die Abrüstung. Baron
Flang erklärte, er arblicke in der Potsdamer Entrevue ein
aifreuliches Zeichen der beginnenden Entspannung, wenn auch
dis Lage nach wie vor von den zwei großen Bundnisgruppen
beherrscht werde. Angesichts des wachsen den Passivums der
sZandelsbilanz sei eine Erweiterung des Außenhandels und
Förderung der Exportindustrie geboten. In der Frage der
unverkürzten Abgabefreiheit der Elbeschtffahrt könne und dilrse
nicht nachgegeben werden. In Bezug auf die Pestgefahr
goffe er, der gemeinsame Bedanke des Schutzes werde die
Mächte zu einer internationalen Vereinigung führen.
Frankreich. —4
Der Schatz der franzö sischen und englischen Küsten. Parks,
23. Febr. Der Londoner Korrespondent des Matin veröffent⸗
icht eine Unterredung mit dem Admiral Fremantle,
»er über die gestrige Erklärung Delcassöss etwa solgendes
agte: Die enslische Flotte muß, falls fie einem Feinde im
Atlantischen Ozean die Stirn bietet, in der Lage sein, gleich⸗
zeitig die Küsten Englands und Frankreichs im Atlantischen
Dzean und im Aermelkanal zu schützen, während Frankreich
allein die Verteidigung im Mittelmeer zu übernehmen hätte.
Ich glaube, die französische Flotte wird im Jahre 1920 durchaus
mstande sein, den vereinigten Flotten Oesterreich Ungarns und
Italiens die Stirn zu bieten. Gleichwohl muß England ein
albes Dutzend großer Schiffe in das Mittelmeer legen. Ich
rage mich, ob wir gegenwärtig trotz aller Anstrengungen
uind trotz unserer unleugbaren Ueberlegenheit zur See den
Schutz der englischen und franzssischen Küsten bewerlstelligen
ind über die Feindesflotte triumphieren können. Die Auf—⸗
gabe erscheint mir schwer. Frankreich könnte uns vielleicht
helfen, indem es einige Kreuzer in den Aermelkanal legt. Uebri—
jens besitzen wir meines Wissens mit Frankreich keinen Vertrag,
»er den gegenseitigen Schutz der Interessen im Falle eines
Konfliktes betrifft. Bestände ein lolcher, so wäre es offen⸗
bar viel leichter, in klarer, wirksamer Weise die Aufgaben
der beiden Flotten festzustellen. Ich für meine Person wünsche
aufrichtig den Abschluß eines französisch-englischen Vertrages
ihnlich dem, der Japan und England verbindet. Das neue
französische Flottenprogramm beweist, daß Frankreich zu löb—
ichen Anstrengungen bereit ist. Es wäre besser, wenn das
Programm umfassender wäre; vergessen wir nicht, daß Deuisch-
and im Jahre 1920 nicht 22, sondern über 30 große Schlacht⸗
chiffe besitzen wird.
W. Der Vau von zwei Panzerschiffen. Paris, 23. Febr.
Bei der Fortsetzung der Beratung über den Gesetzentwurf
betreffend den Bau von zwei Panzerschiffen sagte Sembat
Soz.), England habe seit langer Zeit erklärt, daß es bereit
ei, an einer internationalen Vereinbarung sür die Beschrän—
ung der Rüstungen teilzunehmen. Er sordere die Regierung
ius, eine solche Vereinbarung zu veranlassen. Redner griff
odann den Trust der Metallindustriellen an, der ein Interesse
in der Fortsetzung der Rüstungen habe, und brachte schließlich
m Namen der sozialistischen Partei einen Antrag gegen die
ßorlage ein. Der Abgeordnete Goude (geein. Soz.) befür⸗
bortete den Bau der Panzerschiffe auf den Staatswerften.
Es scheine, daß die Modelle der Panzerschiffe „Jean Bart“
uind „Courbet“, die für zukünftige Bauten hätten verwendet
verden können, verloren gegangen sind. Die Modelle waren
Millionen wert. GBewegung.) Marineminister Bous de La—
peyroͤre versprach, den Tatbestand festzustellen und der Kam⸗
ner dann sofort mitzuteilen. Goude tadelte sodann scharf
zie gegen die Arsenalarbeiter unternommene Campagne. Die
Industrie verstehe es, Opser zu bringen, um gewisse Beamte
zeneigt zu machen. So habe man gesehen, daß Lieferungs⸗
dreise von Marineingenieuren gefälscht waren. (Lärm.) Der
Minister protestiert dagegen.
Türkei.
W. Das türkische Budget. Konstantinopel, 23. Febr.
dae Kammer begann die Beratung des Budgets, das
ieben den außerordentlichen Krediten ein Desizit von 8951 141
ürk. Pfund — etwa 1685 Mill. Meaufweist. »Der Finanz⸗
minister gab ein eingehende Darstellung der Finanzgebarung
und wies die falschen Vorstellungen zurück, daß die türkische
Regierung feindliche Absichten gegen fremde Finanzinstitute
ꝛege. Er rechtfertige ihr Vorgehen bei der letzten Anleihe
ind legte die Vorteile der mit der deutschen Gruppe abge—
chlossenen Anleihe dar. Dann wies der Minister die Be—
auptung zurück, daß der türkische Schatz durch das mit der An⸗
eihe verbundene Vorschußgeschäft um mehrere hunderttausend
Pfunde geschädigt werder und daß die Anleihe-Fragé
inen schlimmen Einfluß auf die Beziehungen zu Frankreich
tusgeübt habe. Schließlich wies er auf die guten Beziehungen
u der Ottoman-Bank und die steigenden Eisenbahn- und
olleinnaßkmen hin
Neuefte Nachrichten und Telegramme.
W Berlin, 23. Febr. Wie der Reichsanzeiger meldet,
onserierte der Kaiser heute früh im Auswärtigen Amteée
nit dem Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter und nahm den
Bortrag des Reichskanzlers entgegen. Im Schlosse hörte der
Kaiser die Vorträge des Chefs des Generalstabes und des
Lhefs des Militärkabinetts.
M Berlin, 23. Febr. Die Nordd. Allg. Z3tg. meldet:
der Kronprinz wird sich nach seiner Rüdkehr aus In—
dien zunächst einige Zeit in Aegypten aufhalten, um den zu
chroffen Klimawechsel zu vermeiden. An den Aufenthalt in
Aegypten schließt sich voraussichtlich ein Besuch des Kron—⸗
orinzenpaares beim Kaiserpaar auf Korfu an. Im Laufe des
Monats April wird das Kronprinzenpaar einen offiziellen
Besuch in Rom abstatten, um dem König und der Königin
von Italien die Glücwünsche des deutschen Kaiserpaares zur
italienischen Nationalfeier darzubringen.
Wt. Wilheinshaven, 23. Febr. Die Ankunfst des
Kaisers erfolgt Sonnabend, 5. März, an welchem Tage
much die Vereidigung der Marinerekruten erfolgt. Der Kaiser
vird bis zum 7. März in Wilhelmshaven bleiben.
W. Varis, 23. Febr. Der Agence Havas zufolge ist
Kriegsminister Brun plötzlich gestorben.
We Sofia, 23. Febt. Die Sobranje nahm den pro—⸗
visorischen Handelsvertrag mit der Türkei und die Konsular⸗
sonvention mit Italien einstimmig an.
IV. Konstantinopel, 28. Febr. Die Truppensendun⸗—
zen nach Jemen dauern fort. Nach einem Telegramm
des Kriegsministers schnitten die Rebellen das Unterfeerabel
bei Scheich Said durch
WMit. Kanuria, 238. Feor. Der Kronprinz ist nach
ßombany abgereist. Er überreichte vor seiner Abreise
dem Vizekönig, der ihn bis zur Station begleitet hatte, ein
Bild des Katsers, den Mitgliedern des Stabes des Vizekdönigs
iin Andeenken und dem ersten Beamten im vizeköniglichen
haushalte ein Medaillon. Der Kronprinz drücte wiederholt
ein Bedauern aus, daß er abreisen müsse.
WM. Sacramento, 23. Febr. Der Senat von Kali—⸗
sornien nahm einstimmig eine Resolution san, die den
—AD
⏑ —
—
WMW.. Berlin, 28. Febr. Tas Alpenfestim Saale des
öniglichen Opernhauses (Kroll) wurde gestern abend
ähbeendet. Ein Zeppelin, der acht Meter über der Bühne
m einem Gleitschlitten auß einem Drabhtseil lief, stürzte her—
ib. Dis beiden Insafsen wurden leicht verletzt, abenso die
»om Korbe gestreisten vier Personen. Während die Fest—
eilnehmer um den Zeppelin herumstanden, fiel der Gleit⸗
chlitten mit solcher Wucht auf den Sohn des
oflieferanten von Dam herab, daß er auf dem
Vegein ach der Charits verstarb.
W. Labiau, 23. Febr. Die Eheleute Schankat aus Schen⸗
endorf sind mit einem Schlitten auf dem Nemonienstrom ein⸗
ebrochen und ertrunksen.
M. Itzehoe, 28. Febr. In Kiebitzreihe im Kreise
zteinburg wurde ein Fall von Maul- und Klauen—⸗
euche amtlich festgestellt. Absperrungsmaßregeln wur—⸗
en angeordnet.
W. WMontbrison, 23. Febr. Vom Schwurge richt
vurda die 556jährige Witwe Louche wegen Ermor—
sung ihres Neffen zu 20 Jahren Zuchthaus ver—⸗
rteilt. Im Augenblick der Urteilsverkündigung warf sie dem
techtsanwalt des Privatklägers ein Lasso über, riß ihn zu
zZoden und schnürte ihm den Hals zu. Nur mühsam ge—
ang es, ihr den Strick zu entreißen und den Rechtsanwalt,
er bereits röchelte, zu befreien. Als die Verurteilte, die
obte, ins Gefängnis abgeführt wurde, rief die Volksmenge?
zu Tode mit ihr!
W. Cherbeurg, 238. Febr. Die beim Hasenbau be—
schäftigten Caissonarbeiter sind in den Ausstand
detreten. Sie verlangen mit Räüchsicht auf die gesährliche
und schwierige Arbeit eine Lohnerhöhung. Man be—
rürchtet, daß sich sämtlie Arbeiter anschliebßen.
Wt. London, 23. Febr. Das alte französische Kriegsschiff
Riche lieu“, das auf der Fahrt nach Holland während
es kürzlichen Sturmes von seinen Schleppdampfern losgerissen
ind als große Gefahr für die Schiffahrt angesehen wurde,
st heute auf den Felsen der Scilly-Inseln entdeckt
vorden, losgekommen und treibt iekt drei Meilen östlich der
scilly⸗ Inseln.
W. Moskau, 23. Febr. In der letzten Nacht brach in
inem von Arbeitern bewohnten Hause Feuer aus, das sich
chnell ausbreitete. Die Bewohner sprangen aus den Fenstern
zeraus, wobei acht Personen schwer und 17 leicht verletzt
vurden. Unter den Trümmern des eingestürzten Hauses
vurden 5 verkohlte Leichen gefunden.
e—
Die Pest in Ostasien.
WM. Berlin, 23. Febr. Der Schantung-Eisenbahn-—
resellschaft wird von der Betriebsdirektion in Tsingtau
elegraphisch mitgeteilt, daß die wegen der Vest⸗
defahr angeordnete Einstellung der Personen—
jeförderung zweiter und dritter Klasse wieder auf—
rehoben werden soll. Am 285. Febr. wird die Per—
onenbeförderung auf der ganzen Linie wieder voll aufge—
rommen.
W. Charbin, 23. Febr. Gestern sind an der Vest
20 Chinesen gestorben. In der Nähe wurde ein voll—
tändig Ausgestorbenes Chinesendorfentdeckt. Die
m Freien liegenden Leichen sind überschneif
— — —
deutscher Reichstag
W. Berlin, 23. Febtruar.
Zunächst wurden die Petitionen ohne Debatte erledigt und
odann in die Beratung des Gesetzes über die Friedensprä—
enzstärke des deutschen Heeres eingetreten.
Abg. v. Byern (lons.) berichtet über die Verhandlungen der
Rommission. Nach SDer Vorlage soll die Friedenspräsenzstärke
illmählich derart erhöht werden, daß sie 1915 515 321 Gemeine,
ñefreite und Obergefreite erreicht, ohne die Einjährig-Freiwil⸗
igen. Die Kavallerie bleibt dabei auf ihrer bisherigen Höhe.
sedner empfiehlt die Vorlage zur Annahme. Die Kommission
jeantragt ferner eine Resolution, in der gefordert wird, daß die
Berteilung des Ersatzbedarfs für Heer und Marine in gleich
nähiger Weise nach der Zahl der tauglichen Militärpflichtigen
ür alle Kontingente herbeigeführt werde, daß die Gesuche um
Befreiung vom aktiven Dienst aus Billigkeitsgründen möglichst
vohlwollend behandelt werden und daß das Militärstrafrecht,
)as Beschwerderecht und das elsengerichtliche Verfahren refor⸗
niert werden.
Abg. Speck (Zentr.): Unter keinen Umständen dürfen wir
inderen Nationen nachstehen. Auch die Sozialdemokraten haben
ich in der Kommission der Vorlage freundlich gegenübergestellt.
das ist ein Schritt zu einer Besserung, der nicht weit entfernt
st von der Etatsbewilligung der Heeresverwaltung. Bundes⸗
rat und Reichstag sind verpflichtet, an der Schlagfertigkeit der
Armee es an nichts fehlen zu lassen. Der Gedanke an ein inter⸗
iationales Schiedsgericht zur Verminderung der Rüstungen ist
eineswegs eine Utopie, er ist des Schweißes der Edlen wert.
Pir machen unsere Zustimmung zu der Vorlage davon abhängig,
aß für den Bedarf volle Deckung vorhanden ist. Im Inter⸗
sse der Erhaltung der Schlagfertigkteit des Heeres stimmen wir
»er Vorlage zu. Geifall.)
Abg. Stücklen (Soz.): Wir lehnen die Heeresvorlage aus
zrinzipiellen Gründen ab. Wir sind nicht Gegner des Vater⸗
andes, wenn wir den Militärvorlagen nicht zustimmen. Wir
jerlangen das Volksheer, und zwar zur Verteidigung des Vater⸗
andes, nicht aber zum Wachtpostenstehen und zu Paraden. In
»er Kommission sind uns pertrauliche Mitteilungen über die
Weltlage gemacht worden, die uns aber keineswegs genügen.
Es ist nicht nachgewielen dak sich braend eine Macht bemübht.
ven Frieden zu stören. Und trotzdem diese Vorlage! ĩ
Irisene solte huchhedeeren an ae
eufzen schwer unter den Militärlasten. Die Rüstungen *
ine Schraube ohne Ende. In unerhörter Weise werden alar
nierende Nachrichten in die in- und ausländische Presse langert
Ein derartiger Artikel im Figaro war nichts als ein Schwindel
manzver einer Firma, die uns Maschinengewehre liefert. An
Slelle der Erhohung der Friedemprafenstarte sollte an un
Veteranenfürsorge, die Arbeiterwitwenversicherung, die Erhöhuns
Soldatenlöhnung und die Herabsetzung der Dienstzeit durch
ren.
Abg. Bassermann (natl.): Meine Freunde stimmen der
Vorlage und den Resolutionen zu. In den letzten vierzig Jahren
haben wir bewiesen, daß das Heer bei uns nichts anderes al⸗
ein Friedensinstrument ist. Wenn neue Mittel notwendig wer—
en sollten, müssen sie unseres Ekdachtens durch Seranziehung
ves Vermögens und der Erbschaften zu suchen sein. Die Balkan—
rise hat den Beweis geliefert, wie notwendig ein starkes Heer
st. Der Weltfriede wäre bei ver Einkreisungspolitik des ver—
lorbenen Königs von England nicht aufrecht erhalten geblieben
vãre unser Schwert stumpf geworden. Der Friede beruht auf
den deutschen Bajonetten. An diesem kostspieligen, aber siche
len Schutz wollen wir nicht rütteln lassen.
Abga. Wiemer (Vpt.): Die Rustungen durfen auf die
Dauer nicht weiter wachsen. Verständige Abmachungen zwischen
en Reglerungen wilrden wir lebhaft begrüßen. Wir erkennen.
ie Vorlage als berechtigt an, doch wünschen wir nicht bloß
ins Vervollkommnung der militärischen Technik, sondern auch
der inneren Struktur der Armee, die der Rechtsgleichheit aller
Staatsbürger gerecht wird.
Abg. Frhr. v. Pulitz (kons.): Die Vorlage dient der
Vervollkommnung und Ausgestaltung des Heeres und ist darum
berechtigt. Unsere Heeresausgaben sind wohl recht hoch, aber
sie haben der Nation den Frieden erhalten und dadurch ihre
wirtschaftliche Blüte geschaffen.
Abg. v. Liebert (Rpt.): Unsere jetzige Vorlage hält das
richtige Maß inne und entspricht der Forderung der Verfassung
daß 1 Prozent der Bevölkerung dem Heere anzugehören hat.
Mit der Vaterlandsliebe der Sozialdemokraten hat es sein⸗
eigene Bewandtnis. Ihr Vaterland verleugnen sie.
Kriegsminister pv. Heeringen: Die deutschen Gewehr- und
Munitionsfabriken haben den fraglichen Artikel in die fran—
zösische Presse nur gebracht, um Anhaltspunkte für die Beurtei—
ung der französischen Heerespolitik zu gewinnen. (Hört!
hört!,“ Diesen Fabriken war von uns allerdings vorher der
Auftrag auf Maschinengewehre übertragen worden, aber nicht
ür 40 Millionen, sondern nur für 65 Millionen. (ört!
zört!) Gewiß kommen im Heer auch Fehler vor, eine Verall⸗
jemeinerung ist aber nicht angängig, das deutsche Heer ist
zurch und durch gesund. Die Kavallerie können wir nicht
ür den Aufklärungsdienst entbehren; das Luftschiff wird sie
tiemals ersetzen können. Die Gesamtkosten für Heer und
Marine betragen in Deutschland 1692 Prozent der Gesamt—
musgaben des Staates, so daß also sür Kulturaufgaben 84,6
Prozent übrig bleiben. Dabei betragen sie z. B. in Frank—
reich 34 Prozent der Gesamtausgaben (Hört! Hört! rechts)
und das trotz der ungünstigen geographischen Lage Deutsch—
ands mit zwei Fronten. Die Heeresausgaben sind eine Ver—
icherungsprämie. Diese würden, wenn man die Ausgaben
ür Nahrung, Kleidung usw., die wieder in das Volk zurüc
ließen, abrechnet, nur 1,64 pro Tausend unseres heutigen
Volksvermögens betragen. Denn was leistet das Heer für die
Bolksgesundheit. Das Heer erzieht unser Volk zur Pflicht-
rreue, Gehorsam, Vaterlandsliebe, zu geistiger Spannkraft und
Energie. Der Aufschwung unseres Volles kommt ganz wesentlich
durch die Erziehung unseres Volkes durch die Jahrhunderte
fortgesetzte allgemeine Wehrpflicht! (Lebhaftes Bravo!)
Abg. Korfanth (Pole): Wir können uns aus verschie⸗
denen Gründun nicht mit der Vorlage befreunden. Wir
öewilligen nichts, was nicht durch die laufenden Einnahmen
Ddedung findet.
Abga. Liebermann von Sonnenberg (w. Vag.): Das Voll
erkannte die Notwendigkeit einer Heeresverstärkung an und
wird und kann auch ihre Kosten tragen. GBeifall rechts.
Abg. HSeim (Ztr.): Meine Abstimmung mache ich hier
wie auch sonst bei Heeresvorlagen abhängig von der Deckung
die sogleich da sein muß und nicht erst in der Zukunft ge—
sucht werden muß. Deshalb stimme ich gegen die Vorlage
Aha! links.)
Abg. Noslke (Soz.): Niemals ist es uns eingefallen, unser
Land und seine Küsten wehrlos zu machen. Abg. Seim
lennt die Gründe für unsere prinzipielle Ablehnung ganz
genau. Die heutigen Reden haben dem Weltfrieden nicht
dedient. Die Parlamente müssen eingreisen und die Regie—
rungen zu den Abrüstungen zwingen.
Staatssekretär Wermuth: Wir sind entschlossen, ohne In—
inspruchnahme neuer Steuerquellen durch diese Vorlage den
rhöhten Etat zu balanzieren. Es ist uns gelungen, die An—
eiben ganz wesentlich herabzudrücken. Für die nächsten Jahre
zaben wir mit Ueberschüssen zu rechnen, aber für 1912 müssen
vir doch vorsichtig sein. Bei den Eisenbahnen haben wir
inen recht günstigen Stand, aber wir wissen nicht, ob dies
änger andauert, ebenso wie Zölle und Steuern während der
etzten Monate günstigere Resultate hatten. Von der Wert
uwachssteuer erwarten wir trotz der Einschränkungen noch gün—
tige Resultate, aber noch ist Vorsicht geboten. Wir wollen keine
de negierende, sondern eine kraftvolle zielbewußte Sparsam
eit am rechten Platze. (Bravo!) Damit werden wir auch der
zeuen Anforderung nachkommen. (Lebhaftes Bravo!)
Damit schließt die Debatte. Ueber 8 1 wird morgen
amentlich abgestimmt. Die anderen Bestimmungen und Reso—
utionen dazu werden angenommen, darauf der Etat. Die sich
us der Vermehrung der Friedenspräsenzstärke ergebenden Aen—
erungen in der Organisation des Heeres nebst der von der
Kommission beantragten Resolution betreffend Vorlegung einer
Denkschrifst Uuber das gesamte Zulagewesen und Löhnungs
zuschüsse werden ohne Debatte angenommen.
Nächste Sitzung Freitag 1 Uhr: Heeresetat.
Heer und Flotte.
W. Berlin, 23. Jan. Die Jacht „Hohenzollern“ ist am
23. Febr. von Kiel nach Gibraltar in See gegangen. Das
Torpedoboot „Sleipner“ ist am 22. Febr. in Plymouth ein—
getroffen und hat am 23. Febr. die Reise nach Vigo fort—
Jesetzt. Postregelung für die „Hohenzollern“ bis auf weiteres
durch das Marinepostbureau Berlin.