allein genügen, um es zu rechtfertigen, daß liberale Blätter sich
mit dem Modernisteneid befassen. Zu den politischen Wir—
kungen gehört — ganz abgesehen von der Frage, welche Folgen
für den Staat aus dem Modernisteneid sich ergeben — vor
allem die Verschärfung des konfessionellen Ge—
gensatzes. Hätte sich die Zentrumspresse hierüber im Zweifel
hbefunden, so müßte ste aus der Haltungl des konservativen
Reichsboten eines anderen belehrt sein. Wenn selbst dieses
konserbative Blatt aus der neuen römischen Gewissensverge⸗
waltigung den Schluß zieht, daß die katholische Kirche
und das Zentrumstaatsgefährlicher seien als
die Sozialdemokratie, dann sollte der liberalen Presse
das Recht, die Methode der Hierarchie zu kritisieren, von leinem
Zentrumsblatte bestritten werden. Zumal die K. Va3., die
bereits die Reichsstagswahlen „ganz unter dem Zeichen des
konfessionellen Hetze“ stehen sieht, müßte ihre Neigung, die
liherale Presse mundtot zu machen, nicht laut werden lassen.
Das rheinische Zentrumsblatt hat hierzu auch aus dem Grunde
nicht die kleinste Befugnis, weil es selbst seit Jahren Ange⸗
legenheiten der protestantischen Kirche auf Grund von
Betrachtungen protestantisch-kirchlicher Zeitschriften regelmäßig
vor sein Forum zieht. Die Köln. Volksztg. wäre auf ihren
dreisten Einschüchterungsversuch vermutlich kaum verfallen, wenn
nicht die Besorgnis, daß die Modernismusfrage dem kleri⸗
kalen Parteiinteresse Schaden zufüügen könne, ihr einen „lühnen
Griff“ als geboten hätte erscheinen lassen. Erfolg jedoch wird
das rheinische Zentrumsblatt damit auch dann nicht haben, wenn
es seine Tonart dem Stil der Borromäusenzyklika noch viel
ähnlicher gestaltet.
Ein lehrreiches Beispiel der unehrlichen und gewissenlosen
Kampfesweise der Soziapemokratie bietet der Ausgang des
Streiks in der Pforzheimer Edelmetall⸗-Industrie. Der
Pforzheimer Anzeiger stellt dem sozialdemokratischen Streik—
ieiter Vorhölzer folgendes Zeugnis aus: „SHerr Vorhölzer
war zweifelsohne bereit, die Streilenden auf Gnade und
Ungnade auszuliefern. Leichtsinnig hatte er die Ar—⸗
beiter in den Streik hineingesührt zu einer Zeit, wo v om
ersten Tage an keine Aussicht auf Sieg war, denn
die Hochsaison war eben vorüber; leichtsinnig über—
ließ er sie jetzt ihrem Schicksal, ganz wie seiner—
zeit beim Strebelwerk in Mannheim. Er hatte den Mut
ganz und gar verloren. Das wurde auch durch die un—⸗
finnig verworrene Abkassung des Stimmzettels be—
wiesen. der den Arbeitern vorgelegt wurde.“ Infolge dieser
unehrlichen Haltung des Streikleiters und seiner offenbaren
Unfähigteit haben, wie gemeldet wird, zahlreiche Arbeiter ihren
Austritt aus dem sozialdemokratischen Verbande erklärt. Tat⸗
sächlich hat der Lohnkampf mit einer völligen Niederlage des
sozialdemokratischen Metallarbeiterverbandes geendet. Aber
größer noch ist die moralische Niederlage der Sozialdemokratie
denn an einem eklatanten Beispiel ist in diesem Falle der
deutschen Arbeiterschaft zum Bewußtsein gebracht worden, wie
ihre Interessen ohne jedes Bedenken preisgegeben werden,
wenn ein sogenannter Vertrauensmann sich einmal in den Kopf
gesetzt hat, einen Vorstoß gegen das Unternehmerkum auszu⸗
fülhren und die Arbeitgeber die Macht einer sozialdemokra⸗
Organisation fühlen zu lassen. (Siehe auch den Leit⸗
artikel)
Oeste rre ich⸗ Ungarn.
W. Das Befinden des Kaisers ist ausgezeichnet. Der
Kaiser dürfte in den ersten Tagen der nächsten Woche die ge—
wohnten Fahrten von Schönbrunn nach der Horburg aufnehmen.
(Tel.)
Ruland.
WV. Das frühere Mitglied der französischen Kammer,
Doumet, ist in Petersburg eingetroffen, um die Erri chtung
eines französischen Instituts in Angriff zu
nehmen, das gewissermaßen eine Dochteranstalt der Uni⸗
dersitäten in Paris und Nancy darstellen soll Die
aussuche Regierung sicherte dem Plane ihre Unterstützung zu.
Ddoumer wurde vomn Kaiser in Audienz empfangen.
W. Die Wahlen zum finnischen Landtag hatten
folgendes Ergebnis: Sozialdemokraten 27 2856, Altfinnen
17 134, Jungfinnen 13 544. Shweden 10337 und Agrarier 3579
Stimmen. (Tel.)
Portugal.
Der Prätendent von Vortugal, Herzog Miguel von Bra⸗
ganza, sagte zu dem Wiener Vertreter der Wiener Neuen Freien
Presse, er hoffe, es werde in Portugal soweit kommen, daß er
ur Rettung des Landes berufen werde. Er würde
iich ĩn dresem Falle seiner Pflicht nicht entziehen. Würde König
Manuel zugänglicher gewesen sein, so wäre es nicht so weit ge—
temmen. Als die ersten Anzeichen der Revolution zutage traten,
habe er zum Schutze des Königs an seiner Seite weilen wollen.
der König habe dies aber abgelehnt, da er dazu die Erlaubnis
des Parlaments und der Regierung haben müsse. Gegenwärtig
sei neues Leben in die Partei des Serzogs gekommen. In allen
Provinzen rühre es sich — Demgegenüber ist man nach Vrivat⸗
nachrichten, die aus Varis in Lissabon dort eingetroffen sind,
dort jetzt davon überzeugt, daß den französischen Alarm—
nachrichten über die Zustände in Portugal ein frivolbes
Börsenmansöver zugrunde lag, um gewissen Elementen das
Fischen im Trüben zu ermöglichen. Die Meldungen dürften zum
garößten Teil auf bezahlte Arbeit von Royalisten zurück⸗
zuführen sein. Die letzten Dekrete der Regierung, Verminderung
der Okltroi-Abgaben in Höhe von 500 Kontos, Aufhebung des
Zolles auf gefrorenes Fleisch und Herabsetzung der Konsumge⸗
hühren hierfür machen einen vorzüglichen Eindruck. Die Groß⸗
finanz ist nach wie vor bereit, der Regierung jeden nötigen Kredit
zu gewähren. so daß von Geldnot nichts zu merken ist.
des cx Lronprinzen Weltreise.
Non Vaul Lindenbers«
Machdrudk verboten.)
Mit einer Fuͤlle großer und mannigfaltiger Eindrücke wird
das Kronprinzenpaar Ceylon verlassen haben. Konnte bei dem
lurzen Aufenthalt auch nicht all das Fesselnde der Insel besichtigt
werden, so war doch dafür gesorgt, dah das Kronprinzenpaar
die interessantesten Stätten besuchte und lehrreiche Einblicke
erhielt in das Leben und Treiben der eingeborenen Vevöllerung.
Die Waldungen, die noch wilde Elefanten, ferner Bären und
Leoparden bergen, lockten den Kronprinzen zu verschiedenen
Jagdausflügen, allerdings kamen dabei nur Elefanten, Elche
und Wildschweine in Betracht. Die Elefanten lernte das
Kronprinzenpaar auch in gezähmtem Zustande kennen und
hatte mehrfach Gelegenheit, die Kraft und Klugheit der Rüssel⸗
iere bei Bewältigung der verschiedensten Arbeiten zu
dewundern.
Die Beutegier der Eingeborenen wie die Jagdlust der Euro—⸗
zäer haben tüchtig unter dem Elefantenbestande der Insel auf⸗
zeräumt. Seit einiger Zeit sind deshalb strenge Schutzgesetze
ꝛrlassen. Trotzdem wird leider der Tag kommen, an welchen
zie Elefanten g änzlich von der Insel verschwunden sein werden
die Eingeborenen fangen sie mittelst Fallen, die aus starken
Kokosbäumen in dreieckiger Form gebaut sind. In dem einen
Winkel ist eine schmale Oeffnung, durch die nur ein Elefant
auf einmal gehen und die durch mit Stricken fest verbundene
Pfähle verschlossen werden kann. Tausende von lärmenden
Treibern scheuchen die Tiere auß, schrecken sie mit Fackeln
ind treiben sie der Falle zu, in der man oft mehr als
zundert fängt. Sie werden dann einzeln herausgelassen und
nit starken Seilen an zahme Elesanten gebunden, die ihnen
ede Ungebärdigkeit schnell abgewöhnen.
Die Kronprinzessin besuchte die Ueberreste der uralten
dauptstadt Ceylons, Anuradhapura, die im sfünften Jahr—
hundert v. Ehr. schon in groher Blüte stand, damn, durch
seindliche Ueberfälle verwüstet, vom Urwald verschlungen wurde,
his im Jahre 1872 die Engländer einen Teil der Vauwerke
reilegten. Aus diesen ersieht man, wie umfangreich und
zrächtig einst die Stadt gewesen sein muß mit ihren säulen⸗
getragenen, mehrere Stockwerke ausweisenden Palästen, mit ihren
Klöstern, welche die seltensten Heiligtümer bargen, mit ihren
ßädern und Trinkhallen.
Die letzten Tage verbrachte das Kronprinzenpaar in Kandy.
Nach allen Richtungen hin kann man die herrliche Umgebung
es reizend gelegenen Ortes durchstreifen, immer werden die
Findrüce gleich starke und bezaubernde sein. Am schönsten im
Dumbratal, durch das mit raschem Gefäll der Mahawlistrom
lieht. Stundenlang ziehen sich Kakaoplantagen entlang; ihre
»aumartigen Sträucher sind mit Früchten, die direft am Stamm
zängen, reich gesegnet. Anr Wege gelegentlich ein kleines
Singhalesendorf mit ärmlichen Hütten, dann wieder der schwei—
sende Wald oder der von riesigen Bambusbüschen und Farn⸗
räãutern e ingesaumte Strom, während in der Ferne unter der
tets schärfer hervortretenden Bergen sich der Adams⸗Pik macht⸗
voll erhebt.
Längs der sehr sorgsam gehaltenen Straßen trifft man ir
hestimmten Entfernungen Rasthäuser an, in deren einem auch
as Kronprinzenpaar während eines Jagdausfluges geweilt
diese von der Regierung unterhaltenen Unterkunfisstätten, welch
ber die ganze Insel verstreut sind, gewähren dem Reisenden
DObdach und Erquickung, beides zu einheitlich festgesetzten Be⸗
rägen, die in dem die Mitte des Häuschens einnehmenden
ckzimmer und in den Schlafgemächern angeschlagen sind. Alles
st sauber und freundlich, gut und ansprechend, und die fsin⸗
thalesischen Wirtinnen bedienen liebenswürdig und gewandt
Die Preise sind sehr billig: eine kleinere Rast kostet 12,
in Tag 30, Tag und Nacht 70 Pfennig usw.; in gleich be—
cheidenen Grenzen halten sich die Beträge für Speisen und
Hetränke.
Bei derartigen Ausflügen konnte das Kronprinzenpaar am
zesten beobachten, was die Engländer für Ceylon getan, in
„essen einzelne Verwaltungszweige auch tüchtige einheimische
dräfte aufgenommen sind. Straßen in Länge von Aber 2000
nglischen Meilen durchziehen die Insel, und jeder Eingeborene,
»er zwischen 18 und 55 Jahre alt ist, muß äährlich sechs
Tage am Bau und der Erhaltung der öffentlichen Wege tätig
ein. Die Hauptpunkte des Eilandes sind bequem mit der
Bahn zu erreichen, der Telegraph reicht fast überall hin,
und mehr als 300 Postämter vermitteln den regen Brief—
wechsel; in gutem Zustand befindet sich das Schulwesen, es
fehlt nicht an öffentlichen Hospitälern, die Sicherheit ist
Aüberall eine große.
Heer und Flotte.
W. Berlin, 6. Jan. Reichspostdampfer „Lützow“ mit dem
kransport der vom Kreuzergeschwader abgelösten Offiziere und
Mannschaften ist auf der Heimreise am 5. Jan. in Southampton
ingetroffen und hat am 65. Jan. die Reise nach Antwerpen
ortgeset. Reichspostdampfer Derfflinger“ mit dem Rekruten—
ronsrort für die Marinefeldbatterie-in Tsingtau iist auf der
Austeise am 6. Januar in Penang (Halbinsel Malakla) ein
zetroffen und hat am 6. Jan. die Reise nach Singapore fort—
gesehzt. „Scharnhorst“ ist am 6. Jan. von Saigon in Sed
gegengen. „Augsburg“ ist am 5. Jan. in Danzig⸗Neufahr
rasser eingetroffen
Neueste Nachrichten und Celegramme.
W. Berlin, 6. Jan. Der Kaiser begab sich heute vor—⸗
mittoqg auf einige Toge nach Hubertusstock.
Wt. Berlin, 6. Jan. Das Statistische Amt Berlins stellte
zie Ergebnisse der Volkszählung für Berlin und
ie 67 BVororte mit denen von 1905 zusammen. Danach
eträgt die Einwohnerzahl Berlins und der 67 Vororte am
Dezember 1910: 3702 962 gegen 3210 447. Das bedeutet
ine Zunahme von 492515 gleich 15,834 Prozent. In Berlin
lein beträgt die Einwohnerzahl 2064 153 gegen 2040 148 im
dezember 1905, das bedeutet eine Zunahme von 24 005 gleich 1,18
Brezent, für die 67 Vororte allein 1638 809 gegen 1170 299 im
Dezember 19005, das ist eine Zunahme von 460510 gleich 4002
Brozent
WVr. Straßhurg (Elsaß), 6. Jan. Von einer Auswei⸗
ung der Herren de Wendel aus Elsaß⸗Lothringen, von der
in der Presse berichtet wurde, ist in Straßburger amtlichen
Kreisen absolut nichts bekannt. Die Herren haben nach den
n Eisaß⸗Lothringen bestehenden Vorschriften als Emigranten für
den Aufenthalt im Lande eine Erlaubnis des Ministeriums nöotig,
welche ihnen bisher oiährlich in beschränktem Umfange er—
teint wurde. Für das Jahr 1011 ist ein solcher Antrag der
derren de Wendel nicht eingegangen. Voraussichtlich wird ihm
mie in früheren Jahren entsprochen.
W. Malaga, 6. Jan. König Alfons und Ministerpräsi—
dent Canalejas sind heute vormittag hier eingetroffen. Der
König wurde lebhaft begrüßt.
W. Buchara, 6. Jan. Der verstorbene Emir war an—⸗
geblich bereits einige Tage krank, was jedoch streng geheim ge—⸗
haltten wurde. Sein Tod erfoigte an einer Nierenkrankheit.
die Beifetzung erfolgte in Kermine, dem beständigen Aufent⸗
haltsott des Verstorbenen.
Wit. Veking, 6. Jan. Ein kaiserliches Edikt genehmigte das
Abschiedsgesuch des Präsidenten des Verkehrsministeriums,
Tana⸗-shao⸗yi wegen andauernder Krankheit. Sheng⸗
lung⸗pao, der bisherige Vizepräsident dieses Ministeriums,
rurde zum stellvertretenden Präsidenten ernannk. Lord Li—
hinge⸗son, früher chinesischer Gesandter in England, wird stell⸗
zertretender erster Vizepräsident als Nachfo her von Sheng-yun⸗
zei, dem das Amt der Perfonalangelegenheiten übertragen wurde.
Wuyu⸗sheng, fruüher stellvertretender Großsekretär, folgt
Sheng-kung-⸗paro im Amt noch. Man bedauert allgemein den
nüͤdtrun Toang shao-yiss und hält die Veränderungen flr sehr
bedeutungsvoll. Man nimmt an, daß der neue Beamtenstad
eine entschiedenere Haltung in der Frage der Eisenbahnanleihen
einnehnen wird.
Wr. Newyork, 6. Jan. Wie die Newyork Tribune au—
Washingtor meldet, haben die Unterhandlungen zum Abschluß
eines allee umfassendenenglisch-amerikanischen Schied—
gerichtsvertrages im Sinne der jüngsten Friedensrede de
Präsidenten Taft begonnen.
Die neue Fernsprechgebühren⸗Ordnung.
Berliu, 6. Jan. Zu dem Entwurf der neuen Fernsprech
gebuhrenordnung teilt die Nordd. Allg. Ztg. gegenüber den un
richtigen durch die Presse hervorgerusenen Auffassungen mit
Die Vorlage bringt durchweg eine Ermähigung der Grundgebüh
uim 10 Mark jährlich für sämtliche Netze. Ferner ist die Gesprächs
jehühr überalli von 5 Pfg. auf 4 Pfg. herabgesetzt. De—
weiteren wird nicht mehr verlangt, daß jeder der Grundgebühren
teilnehmer jährlich mindestens 20 Mefür 400 Ortsgespräche zah
len mußß. Darüber hinaus führte die Budgetkommission, um ein
1Agekürzte Sichzählung zu ermöglichen, eine gestaffelte Pausch
zebühr ein, die einen sich steigernden Rabatt gewährt. Da
durch tritt bei voller Ausnutzung eine weitere Herabsetzung de
Gesrrächsgebühren bis auf 3 Pfg. in der letzten Staffel ein
Trotzdem wird für die den telephonischen Ortsverkehr stark be
rutzenden Teilnehmer eine Erhöhung der jährlich zahlbaren Ver
rũtunq eintreten, die in Anbetracht der großen Inanspruchnahm—
der Einrichtung als unbillig nicht bezeichnet werden kann. Vor
zesonderer Bedeutung endlich ist, daß die Gebühr für Fern
gespräche bei Entfernungen bis zu 20 Kilometer um 10 Pfa
herabgesetzt werden soll. Der Entwurf ist also nicht verkehr⸗
eindlich gerade das Gegenteil ist der Fall. Die für den Mitte
stand in der Presse angeführten Gesprächszahlen gehen we
über die amtlich ermittelten Durchschnittszahlen hinaus. Da
die Vorlage auf eine Bevorzugung des flachen Landes vor der
Städten hinauslaufe, ist ganz unrichtig. Nach den amtliche!
Erhebungen werden mindestens 66 Prozent aller Teilnehme—
eine Gebührenermähßigung erfahren. TDavon kommen 80 Pro
zent auf die Netze in den mittleren und gröhßeren Städten und nu
20 Prozent entfallen auf kleinere Vermittelungsanstalten mi—
weniger als hundert Stellen.
i. Berlin, 6. Jan. Im Prozeß gegen den Fahnenijunke
Viebbahn, der wegen Erschiekung eines Mannes auf der
Wache sich vor dem Kriegsgericht zu verantworten hatte, bean
tragte der Anklagevertreter, drei Monate und einen Tag Ge
fännnis. Der Gerichtshof sprach den Angeklaaten frei, in de
Annohme, der Angeklagte sei der Meinung gewesen, der Manß
wolle ihn angreifen und er befinde sich in Notwehr.
We Braunschweig, 6. Jan. Zu den jüngsten Vorkomm
nissen im Softheater veröffentlichen die Braunschweigischen
Anzeigen eine Erklärung der Sos⸗ und Oberhofämter, aus der
herrorgeht, daß die Pensionierung des Hoflapellmeisters Rie—
del mit seinem Streit mit der Hofopernsängerin Röder nicht:
u tun hat, vielmehr mit Rüchsicht auf das hohe Alter Riedel⸗
ind das Fortschreiten der Leistungen der Oper eine jüngere Hilfs
lraft diesem beigegeben werden lollte, Weiter besagt die Erklãrung,
zaßßz der Entschluß, das Engagement der Sängerin Röder nicht da
erneuern. bereits vor dem Bekanntwerden der gegenseitigen Klo⸗
gen gefaßr war. Die Ausführung der eventuelt in Erwͤgunc
gezogenen Pensionierung Riedels werde lediglich beschleunigt duro
die Begleitumstände, die bei der beigelegten Klage und Wider
kiage zutage getreten sind. Die schroffe Form des an NRiede
am 12. Dezember gerichteten Schreibens fällt lediglich dem Ge
neralinlendanten Freiherrn von Wangenheim zur Last, der dic
volle Verantwortung dafür durch Einreichung des Pensionieruno«
gesuches übernommen hat.
We Braunschweig, 6. Jan. Wie verlautet, wird gege
das Berliner Montagsblatt wegen Beleidigun«
des Herzogregenten in einem Artikel, welcher die Vorkomm
nisse im Hoftheater behandelte, die Majestätsbeleid;
gungsklage erhoben.
WM. Vohwinkel, 6. Jan. Nachdem sich die Elberselder Stadt
veroidneten fur die Eingemeindung Vohwinkels in
Eiberfeld ausgesprochen haben, beschloß der Gemeinderat vor
Bohrinkel gestern nach 72stündiger geheimer Sitzung mit *
gegen 68 Stimmen die Eingemeindung in Elberfeld.
yye Aachen, 6. Jan. Im Waldhotel wurden heute frül
fünf Mitglieder der Familie des Pächters Hirsch infolge Gas
bergiftung betäubt aufgefunden. Sie wurden ins Kran⸗
kenhaus gebracht. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt.
W. Oldenzaal, 6. Jan. 800 mittellose Rüdwan de—⸗
rer, welche die Uranium Line ohne genügende Subsistenzmitte
aͤber die holländische Grenze zu bringen verfuchte, wurden polizei
äch angehalten und an die Linie zurückgeschidt. Es handelt sid
um jene unkonzessionierte Verbindung zwischen Newyork und Roi
terdam, die nacheinander die Namen Newyork Continental Lint
Northwest Transport Line und Uranium Line führte und dere
Dampfer wiederholt mit Beschlag belegt worden sind.
We. Paris, 6. Jan. Die Direktion der Siaatseisenbahi
meacht bekannt, daß der von Paris nach Angers laufende Zu
heute vormittag in Rambouillet entgleiste. Sechs Personen
wurden leicht verletzt. Das Hauptgleise war den ganzen Ta—
über gesperrt.
Paris, 6. Jan. In Beziers hat nachts zwischen Steue
beasiten und Schmugglern, die 500 Liter Alkohol einzu
chmuggeln versuchten, ein hefstiges Handgemenge star
gesunden. Zwei Beamte wurben durch Revolverschüsse und Stei
rürfe verwundet. Drei Schmuggler wurden verhaftet.
London, 6. Jan. Die hiesige Polizei hat sich davon über
zeugt, daß das Verbrechen von Houndsditch und de
Kampf in Stepnen nicht zufällige Ereignisse, sondern n
Joige des Treibens einer grohen organisierten Bande rus!
scher Terroristen sind. Sie will ermtttelt haben, de
der engere Kreis dieser Organisation aus 28 Männern un
ernigen Frauen bestand. Von diesen sind bisher nur drei dure
Jewallsamen Tod ur“*3dlich gemacht.
dye Loudon, 6. Jan. Die gesetzliche Totenschau ergab, daß de
ine 'der Verbrecher in der Sydney⸗Straße dure
inen Schuß hinter das Ohr geiötet worden ist. Nach Aussag
des Arztes kann der Verbdrecher die tödliche Verletzung sich nie
zelbst beigebracht haben.
Wt. London, 6. Jan. Bei der gesetzlichen Leichenscho
in der Sydney⸗Street setzte der Vertreter der Krone auseinande⸗
daß die von den Verbrechern gebrauchten Waffen eine Schuß
peite bis 1400 Mieter besessen haben und die Vistolen
Polizeibeamten eine viel kleinere. Aus diesemn Grunde zog we
Soldalen heran. Der den Besehl führende Polizeioffiziet
rärte, er habe die Manuschaften und die Feuerwehr von
Anräherung au das sreunende Haus adgedalten, da er