Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Abs. Ia und des 8 6 des preubischen Stempelsteuergeseßes nicht 
zeben liehen. Insbesondere werde in vielen Faällen weder decr 
breis der mit Hilfe der Ueberarbeit herzustellenden Gegenstände, 
ioch der für die Ueberarbeit zu zahlende Arbeitslohn ohne 
weiteres den Wert der Ueberarbeitserlaubnis zutreffend kenn⸗ 
eichnen. Ueber die Frage, ob die Genehmigung einen 160 M 
übersteigenden Vermögenswert hätte oder nicht, hätten die Ge— 
merbeauffichtsbeamten unter Berückssichtigung der Umstände des 
kFinzelfalles nach ihrem pflichtmäbigen Ermessen Entscheidung zu 
reffen. 
Zur Frage der Schulpflicht und Schulversäumnis hat der 
iationalliberale Abgeordnete Dr. Gottschalk⸗Solingen, 
unterstützt durch die nationalliberale Fraktion, im 
oreußischen Abgeordnetenhause einen Antrag eingebracht, das 
Zzaus der Abgeordneten wolle beschließen: die Kgl. Staats-— 
regierung um die Vorlegung ines Gesetzentwurfs zu ersuchen, 
durch den für den Umfang der Monarchie a) die Dauer der 
Schulpflicht nach einheitlichen Gesichtspunkten, jedoch unter 
Berücksichtigung berechtigter Sonderverhältnisse der einzelnen 
Landesteile, geregelt wird, b) einheitliche Bestimmungen über die 
Folgen der ungerechtfertigten Schulversäummnis, die Vor⸗ 
aussetzungen ihrer Strafbarkeit, den Kreis der verantwortlichen 
Personen, die Art und Höhe der Strafen und das Strafver⸗ 
ahren getroffen werden. 
Die Schaffung einer Zentralstelle r die Begutachtung 
non NRahrungs⸗ und Gencßunittelun. Von der Geschäftsstelle des 
PBerbandes der am Nahrungsmitteloerkehr Beteiligten e. V. 
in Hamburg geht uns solgende Zuschrift zu: Der Verband 
der am Nakrungsmittelverkehr Beteiligten in Hamburg (Ge— 
chäftsstelle 69 ,) hat zusammen mit dem Verband von Nah— 
rungsmittel⸗Interessenten in Leipzig und dem Verband der 
Nahrungsmittel-Interessenten in Magdeburg, an das Reichs⸗ 
uimt des Innern eine Eingabe gerichtet mit der Bitte, noch 
vor Inkrafttreten eines neuen Nahrungs— 
mittelgesetzes eine Zentralstelle zur Begut— 
achtung von NRahrungs- und Genußmitteln ins 
Leben zu rufen. Diese Eingabe haben die genannten 
Verbände auch den Bundesratsbevollmächtigten, den Reichs— 
agsabgeordneten, dem Deutschen Handelstag und den deut— 
schen Handelskammern übersandt und die Bitte daran geknüpft, 
dieselbe bei der Reichsregierung unterstützen zu wollen. Die 
neisten deutschen Handelskammern haben bereits den Aus— 
)ruck ihrer vollsten Zustimmung zu der in der Eingabe aus— 
gesprochenen Forderung gegeben und selbständige Eingaben an 
die Bundesregierungen zugesagt. Es steht zu erwarten, daß 
zie Errichtung einer Zentralstelle noch vor Inkrafttreten eines 
ieuen Nahrungsmittelgesetzes erfolgt. 
Großbritannien. 
W. Zur Kaiferreife. London, 20. Febr. Pall Mall 
Hasette schreibt: Wir werden alle entzückt sein, Kaiser Wilhelm 
in unseren Küsten willkommen zu heißen, wenn er kommt, der 
knthüllung des Denkmals seiner Grosmutter beizuwohnen. Denn 
jerade ist ein Jahr verflossen, daß der Kaiser als Leidtragender 
um König Eduard unter uns geweitt, und wenig mehr als zwei 
JZahre, daß er einen offiziellen Besuch hier abgestattet hat. Die 
Wärme des Willkommens, der ihm bei dem letzten Anlaß dar—⸗ 
geboten wurde, war ein hinreichender Beweis für die Populari— 
ät, die er bei der britischen Beoölkerung genießt. 
WM. Dementi gegen die Erklärungen Kirchners über RPei⸗ 
älle it London. London, 20. Febr. Die Blätter ver— 
zffentlichen von amtlicher Seite stammende Dementis gegen die 
Erllärung des Geheimrats Kirchner im preußischen Landtag, 
aß innerhalb der letzten Wochen Pestfälle in London vorgekom⸗ 
nen seien. Die Behörden nehmen an, Kirchner meine zwei Fälle 
on Peulenpest und nicht Lungenpest, die im Oktober auf der 
hemse festgestellt wurden. 
Neueste Nachrichten und CTelegramme. 
ßum Unglück des „U 3. 
Mi. Berlin, 20. Febr. Der Kaiser erließ nachstehende 
dabinettsorder an den Chef der Marinestation der 
IAfstsee: Im Anschluß an meine Order vom 20. Januar 1911 
zerleihe ich hierdurch nachbenannten Angehörigen meiner Ma— 
eine und der Verwaltung des Kalser-Wilhelm-Kanals, die sich 
»ei der Rettung der Besatung und der Bergung des Untersee⸗ 
ootes „U 305 teils unter Nichtachtung des einen Lebens rühm⸗ 
ichst hervorgetan, als Ausdrud meiner warmen Anerlennung 
olgende Auszeichnungen: den Roten Adlerorden 4. Klasse 
»em Kapitänleutnant v. Forstner und dem Oberlotsen Freiwald, 
»en Kronenorden 4. Klasse am Bande der Rettungsmedaille dem 
Dberleutnant z. S. Max Valentiner, den Kronenorden 4. Kl. 
rem Werftinspektor Natzke von der Werft Kiel, die Rettungs— 
nedaille am Bande dem Torpedobootsmannsmaaten Friedrich 
deinrich und dem Torpedoheizer Johann Gießner, das Kreuz 
»es Allgemeinen Ehrenzeichens dem kommissarischen Taucher— 
neister Toepper vom Kaiser-Wilhelm-Kanal, das Allgemeine 
fkhrenzeichen dem Meistermaaten Peter Jepp sowie den 
Tauchern Bussäus und Lampe vom Kaiser-Wilhelm-Kanal. 
Heneralversammlung des Bundes der Landwirte. 
W. Berlin, 20. Febr. 
Die Generalversammlung des Bundes der 
Landwirte wurde im Sportpalast in Anwesenheit von 
ast zehntausend Personen von dem Vorsitzenden Frei⸗ 
jerrn ron Wangenheim mit einer Vegrühungsansprache eröff⸗- 
ret, die mit einem begeistert ausgenommenen Hoch auf den 
Zaiser schloß. Es wurde ein Huldigungstelegramm an den 
Zaiser abgesandt. Rittergutsbesitzer von Hohenlohe begrüßte 
»ie Versammlung namens der Landwirte Oesterreichs. 
Im weiteren Verlause der Versammlung betonten die 
Abgeordneten Roesicke und Habn, es sei dringend erforder— 
lich, daß der Bund der Landwirte bei den nächsten Reichs— 
tagswahlen die gesamte Linke einschließlich der National— 
iberalen aufs schärfste bekämpfe. Inzwischen war ein Tele— 
pramm des Kaisers eingegangen, lautend: Ich danke der 
Seneralversammlung des Bundes der Landwirte für die mir ge— 
jandte Begrühung und wünsche, daß die von mir im deutschen 
Laändwirtschaftsrat gegebenen Anrequngen zum Nutzen der Land— 
virte ausfallen werden. (gez.) Wishelm J. R. 
Sodann sprachen Chefredakteur Dertel und Abg. Ol— 
enburg⸗-Januschau, der demerkte, es gäbe zwei Gruppen 
»on Nationalliberalen, „mit der einen können wir halbwegs 
zei den Wahlen zusammengehen“, die andere habe den sozial⸗ 
einokratischen Bazillus im Leibe. (Grohße Heiterkeit.) Ritter— 
zutsbesitzer von Bodelschwingke-Westfalen tadelte scharf 
das Verhalten der Nationalliberalen in Baden und den badi— 
deent Minister Bodman, die mit den Sozialdemokraten ko— 
ettierten. Er könne sich dann nicht wundern, daß aun dem 
Begräbnis Singers eiwa 150 000 Monschen teilgenommen haben. 
Ter Antrag, eine Reichstagswahlktriegskasse zu schaffen durch 
Frhebung eines Extrabeitrages in der Mindesthöhe des jähr. 
ichen Mitgliedsbeitrages des Bundes, wurde angenonimen. 
Darauf wurde die Generalversammlung geschlofsen. 
α F 
W. Berlin, 20. Febr. Zu der schweren Bluttatin 
Tamerun veröffentlicht das Tageblatt heute eine Zuschrift, 
rus der der Vorwurf gegen die Kolonialverwaltung heraus— 
jelesen werden muß, als ob der Zäter, Sekretär Kerner, wegen 
ewisser bedenklicher körperlicher und geistiger Eigenschaften über—⸗ 
aupt nicht in die Tropen hätte hinausgeschidt werden dürfen. 
Demgegenüber sind wir zu der Feststellung ermächtigt, daß Kerner 
ei der amtsärztlichen, der Annahme für den Kolonialdienst 
orausgehenden Antersuchung für gesund und tropendiensttauglich 
jefunden wurde. Auch im übrigen ergaben sich weder aus den 
imtlichen Aeuherungen der früheren vorgesetzten Dienstbehörden 
derners, noch aus derjenigen des Kolonialinstituts in Ham⸗ 
urg, dem Kerner zur Ausbildung überwiesen wurde, für die 
Kolonialverwaltung Bedenken gegen die Verwendung Kerners 
m äußeren Kolonialdienst. 
Das Generalkonsulat von Nicaragua in Berlin 
nacht bekannt, dah der Minister des Innern von Nicara— 
zua aus Managua telegraphierte, ein beträchtlicher Teil der 
m Arsenal befindlichen Munitionsvorräte sei gerettet. Im 
ranzen Lande herrsche voliständige Kuhe., 
W. Hamburg, 20. Febr. (Amtliche Meldung.) Infolge 
ingetretener Stösrung wird der telegraphische Verkehr 
nit Süddeutschland, Oesterreich, Frankreich, Ost⸗ 
uind Westpreuhen Verzögerungerleiden. 
W. Paris, 20. Febr. In Deputiertenkreisen verlautet, die 
Regierung beschloß, den anläßlich des Eisen— 
bahnunglüds in Courville eingebrachten Antrag auf 
kinfetzung eines parlamentarischen Unter— 
zuchungsausschusses zurückverwiesen. 
Mt. RPetersburg, 20. Febr. Infolge der Obstruktion 
zer Studenten kam kheute fast keine Vorlesung zustande 
Trotzdem wurden die Hörsäle von der Polizei scharf bewacht. 
luch in den höheren Frauenkursen sind fast alle Vorlesungen 
interbrochen. 15 
Wt. Petersburg, 20. Febr. Der Antrag, die von den 
dadetten eingebrachte Inerpellation wegen Verletzung der kai— 
erlichen Erlasse, die das innere Leben der Hochschulen reveln, 
ür dringlich zu erklären, wurde von der Duma mit 160 
egen 109 Stimmen abgelehnt. 
W. Konstantinopel, 20. Febr. Das Kriegsmänisterium 
vies das Gesuch des türkischen Militärattachss in Berlin ab, 
zie Expedition nach Jemen als Freiwilliger mitzumachen. 
Wit. Kaltutta, 20. Febr. Der Kronprinz schoß in 
Sunderbunde fünf Tiger, die die Viehzüchter viel geschädigt 
atten. Der Kronprinz ist von seinem Aufenthalt in Ost-— 
bengalen sehr befriedigt. Er nimmt reges Interesse an den 
tultivierungasplänen sowie an den lokalen Problemen, die 
ꝛamit zusammenhängen, daß infolge der Veränderungen der 
sroßen Flußläufe Inseln bald entstehen, bald verschwinden. 
der Kronprinz reist am Mittwoch nach Kalkutta zurück. 
Wi. Newuork, 20. Febr. Aus Kap Saiti wird gemeldet, 
aß die Bezirke von Trou und Quanuminth in den Belage⸗ 
ungszustand versetzt worden sind. Auch aus Vort au— 
gzrince werden er uste Unruhen gemeldet. Der Präsident 
zimon geht gegen die Rebellen unnachsichtig vor. Seine 
Truppen haben in Quanaminth ein schreckliches Blutbvad 
ingerichtet und den Rebellen Fort Liberte abgenommen, wo 
ine Anzahl von Versonen, die der Teilnahme an den Um—⸗ 
rieben verdächtig waren, standrechtlich erschossen worden sind. 
Wit. Brisbane, 20. Febr. Staniforth Smith, der Admini— 
trator der öffentlichen Ländereien in Tapua, zwei weiße 
Rfiziere, 12 eingeborene Polizeimannschaften und 14 Träger 
saben Fort Moresby am 18. Nov. v. J. verlassen, um das 
nnere von Neuguineag zu erforschen. Seit dem 
7. Dlezember sind keine Nachrichten von ihnen eingelaufen. 
Infolgedessen hegt man die ernstesten Befürchtungen 
iber ihr Schicksal. Sie sollen mit Ausnahme von zwei 
kingeborenen, die Goaribari erreicht haben, niedergemetzelt 
vorden sein. Eine ausgesandte Hilfsabteilung wird gleich— 
alls vermißt. Die erwähnten Berichte bedürfen noch der 
A 
— — — — 
W. Berlin, 20. Febr. Der nmehrere Tage anhaltende 
tarke Sturm richtete in Berlin und den Vororten vielfach 
zchaden an. In Moabit wurde das Dach eines Viehstalles 
bgedeckt. Die Tere wurden von der Feuerwehr aus den Trüm— 
nern gerettet. In der VPotsdamerstraße wurde, wie vor einigen 
ragen, das Fenster eines Zigarrenladens eingedrückt. In den 
zororten ist durch das Reißen der Leitungsdrähte der Tele— 
honverkehr vielfach gestört. 
Wt. Verlin, 20. Febr. Die transportable Bal— 
onhalle, die beim Lustschifferbataillon zur Aufnahme des 
ruftschiffes „P 2“ dienen soll, wurde durch den Sturm 
eschädigt. Von der 150 Meter langen Halle waren 100 
rufgestellt. Die Halle bestand aus eingegrabenen cisernen 
zäulen. worüber Zeltleinwand gespannt war. An der Süd— 
ind der Westseite der Halle ist die Leinwand in Fetzen gerissen. 
der Inspekteur der Verkehrstruppen erschien gegen mittag beim 
Luftschifferbataillon. und besichtigte den Zustand der Halle. 
W. Hamburg, 20. Febr. Die Hamburg-Amerika 
Ldinie teilt mit, daß der französische Adiatiker Le— 
fagneux dem auf der grofen Orientfahrt befindlichen 
dampfer,Clepveland“ bei der Einfahrt in den Hafen von 
zilla Franca mit seinem Blériotmonoplan entgegenfuhr und das 
zchiff unter dem Beifall der Passagiere dreimal umkreiste. 
Wt. Weißenfels, 20. Febr. Der Ausstand in der 
iesigen Schuhindustrie begann Sonnabend bezw. heute 
rüh in den meisten Betrieben. Die Mehrzahl der Fabri— 
anten schloß die Betriebe. In 54 Betrieben sind 2700 
rbeiter ausständig. Der Ausstand nimmt an Umfang zu. 
W. Sagan, 20. Febr. Die dreiin der Köohlengrube 
fkonradi eingeschlossenen BVergleute wurden gestern abend 
ebend geborgen. 
W. Krakau, 20. Febr. Inkolge Eisganges ist in der 
dacht zum Sonntag die im Bau hegriffene Weichselbrücke 
drakau—Podgorze eingestürzt. 
Wit. Szegedin, 20. Febr. Gestern abend brach in den 
2agerhäusern der Staatsbahn ein Großfeuer aus. Die 
Zureauräume wurden eingeäschert. Bald darauf brannten meh— 
ere Staatsbahnwerhstätten mit Wagen nieder. Der Schaden 
dird auf eine Million Kronen geschäßt. 
W. Trtiest, 20. Febr. In der letzten Nacht fiel ein 
nit siseben Passagieren besetztes Automobilin 
ßen Kanal Grande. Einer wurde getötet, die anderen 
»erletzt. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht. 
We Gennevilliers, 20. Febr. Ein Arbeitswilliger,“ von 
usständigen Arbetfern einer Automobilfabrik gedrängt, gab 
wei Revolverschüsse ab, durch die ein unbeteiligter Passant ge⸗ 
tötet wurde. 122 —W 
Wt. Havre, 20. Febr. Die Feuersbrunst auf dem Gůter 
bahnhof erlosch heute vormittag. 
Die Pest in Ostafien. 
We Berlin, 20. Febr. Nach einer amtlichen Mitteilung 
des Gouverneurs von Kiautschou aus Dsingtau trat in den 
etzten Tagen anscheinend ein Stirlstand im Vordringen der 
Pest ein. Bis zum 8. Febr. wurden von dem chinesischen Gou— 
erneur in Schantung 551 t8dliche Pestfälle aus seinem 
Verwaltungsgebiet festgestellt, davon 221 in Ichifu, 49 im 
Kreise Vimo und 186 in der chinesischen Kreissiabi Kiautschou, 
aicht das deutsche Kiautschougebiet. Das deuische Schutzgebiet 
ist pestfrei. Die chinesischen Vehörden bringen den sanitären 
Maßhnahmen unserer Behoörden großes Verstaͤndnis und bereit 
willigste Unterstützung entgegen. 
W. Irkutst, 20. Febr. Unter dem Vorfitz des Obermedi— 
zinalinspektors Malinowski begann heute die Beratung über 
»ie Maßnahmen gegen die Einschleppung der 
Best. An der Beratung nahmen die Vertreter der Ostchine⸗ 
sischen, der Amur⸗- und der Sibirischen Bahn teil. 
Wit. Berlin, 20. Febr. Der Reichsanz. veröffentlicht eine 
Bekanntmachung vom 18. Febr., nach der alle aus den chine 
sischen Häfen kommenden Schiffe und ihre Insassen bis auf 
weiteres vor der Zulassung zum freien Verkehr ärztlich zu 
unterfuchen sind. 
Erdbeben. 
W. Hambura, 20. Febtr. Am Sonnabend abend wurden 
von den Apparaten der hiesigen Sauptstation 
ür GErdbebenforschung zwei katastrophale Fern. 
jebenin 4800 bezw. 1600 Kilometer Entfernung 
egistriert. Die Aufzeichnungen des ersten Bebens, das in 
Mittelasien stattgefunden haben dürfte, begann um 7 Uhr 49 Min. 
2 Sek. die ersten Wellen des zweiten Bebens, das in 
vwer europäischen Türkei im Wilajet Monaftir zer— 
störend wirkte, trafen hier um 10 Uhr 38 Min. 50 Sek. ein. 
Sin drittes Beben von mähbiger Stärke wurde schließlich 
noch am Sonntag morgen von 8 Uhr 20 Min. bis etwa 
8 Uhr 35 Min. registriert. Dasselbe betraf namentlich 
das zwischen Venedig und Sienagelegene Gebien 
des nördlichen Italien. 
heer und Flotte. 
W. Berlin, 20. Febr. „Zieten“ mit dem Transport der 
von „Planet“ abgelösten Besatzung ist am 18. Febr. in Bremer⸗ 
javen eingetroffen. „Scharnhorst“ ist am 190. Febr. von Hong— 
'ong in See gegangen. „Tiger“ ist am 20. Febr. in Bangkol 
eingetroffen und geht am 23. Febr. wieder in See. „Sleipner“ 
ist am 16. Febr. von Kiel nach dem Mittelmeer in See gegangen. 
Postregelung für „von der Tann“ vom 19. Febr. bis 6. Mai 
das Marinepostbureau in Berlin, für „Hansa“ vom 4. bis 
12. März Eckernförde, dann Kiel. 
W. Kiel, 20. Febr. Der Panzerkreuzer „von der Tann“ 
qat heute mittag die Ausreise nach Südamerila angetreten. 
Bunte Chronik. 
Aus Berlin wird berichtet: Ein Haftentlassungsantrag 
des in Köpenick in Untersuchungshaft befindlichen Aviatikers 
Mario Segantini ist abgelehnt worden, nachdem sich 
zerausgestellt hat, daß gegen S. auch noch mehrere Anzeigen 
vegen Zechprellerei eingegangen sind. Es ist ihm aber ge— 
tattet worden, sich selbst zu beköstigen. Zu diesem Zwed 
zat einer seiner Bekannten eine größere Summe eingezahlt. 
Einer geheimnisvollen Entführung ist die 20jährige 
deutsche Bertha Kohler, die vor einigen Tagen aus Ham—⸗ 
zurg in Paris eingetroffen war, zum Opjfer gefallen. Sie 
and Stellung als Kellknerin in einer Bierhalle. Am Don— 
lerstag wollte sie um Mitternacht nach Schluß des Geschäfts 
ich Montmartre ansehen. Sie stieg in eine Automobildroschke 
und gab dem Chauffeur Befehl, sie nach Montmartre zu fahren. 
Das Automobil jagte nun durch die Straßen von Paris, und 
instatt die Kellnerin nach Montmartre zu bringen, fuhr sie 
»er Chauffeur nach dem Walde von Vincennes. Hier wurde sie 
rus dem Wagen gerissen, ihrer Barschaft beraubt, gewürgt 
uind vergewaltigt. Dann wurde sie ohnmächtig und kann 
ich an nichts mehr erinnern. Ihr Bewußtsein kehrte erst 
n einer Bar wieder zurück. Hierher war sie, wie der Bar— 
zesitzer der Polizei mitteilte, von einem Mann gebracht wor— 
den, der angab, das Mädchen ohnmächtig auf der Straße 
efunden zu haben. 
Aus Paris wird gemeldet: Die angebliche Entfüh— 
rung der Deutschen Bertha Kohler hat sich aufge⸗ 
lärt. Die beiden Chauffeure haben sich selber der Polizei 
semeldet und erklärt, daß fie mit dem Mädchen eine Fahrt 
uinternommen haben. Die Kohler sei jedoch beim Besteigen 
»es Automobils schon so betrunken gewesen, daß sie sie nach 
Urzer Fahrt auf woine Bank niedersetzten, damit sie hier 
hren Rausch ausschlafen konnte, Von dort wird sie wahr— 
cheinlich ein mitleidiger Mann nach der Bar geführt haben, 
wo sie wieder „zum Bewußtsein“ kam. 
Im katholischen Elisabethenhaus in Hanau erschien am 
Zonnabend eine elegante junge Dame, die die Bitte aussprach, 
rin zwei Jahre altes Mädchen kurze Zeit unter Aufsicht zu 
iehmen, da sie Besuche zu machen habe. Die Dame ist jedoch 
ur Abholung des Kindes nicht zurücgekommen und in Be— 
leitung eines Herrn weitergefahren. Man hat ermittelt, daß 
zie Dame eine Baronin von O. ist. 
Graf Spiegl aus Innsbruck, Inhaber der Bobmeister— 
chaft der Alpenländer, stürzte mit seinem Bob auf 
iner Uebungsfahrt bei Igls. Graf Spiegl und zwei andere 
Fahrer wurden erheblich verletzt. 
Im Palais des Fürsten Lobkowitz in Prag verübten un— 
zekannte Diebe einen Einbruch, bei dem ihnen eine große 
Unzahl von Wertgegenständen, darunter auch eine kostbare 
intike Uhr, in die Hände fiel. Da der Fürst zurzeit nicht in 
Brag weilt, konnte die Zahl der sehlenden Gegenstände noch 
nicht genau festgestellt werden. 
Die Druckerei von Martin Billing in Birmingham wurde 
im Sonntag durch eine Feuersbrunst zerstört. Der Scha— 
den beträgt eine Million Mark. 500 Arbeiter, darunter 166 
Mädchen wurden arbeitslos. 
In dem Eisenwerk Union wurden nach einer Meldung aus 
dortmund beim Schlackchgießen sfünf Arbeiter von 
lühenden Schlacken verschüttet. Sie wurden zwar 
ioch lebend befreit, dürften aber, da sie sämtlich sehr schwere 
Brandwunden aufweisen, kaum mit dem Leben davonkommen 
In Pachrowa und Ochrida des Wilajets Monaltir zer— 
körte, wie aus Ronstantinopel geineldet wird, ein heftige? 
Erdbeben an 300 5ßäuser und das Minarett der Haupt— 
roschee.
	        
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