Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Wöochentlich 13mal (Wochentags morgens und 
wbends, Sonntags morgens) erscheinend. Bezugs⸗ 
oreis für das Vierteljahr 3,30 Mark einschließlich 
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teilungen 1Mt. d. Zeile. Tabellen⸗ u. ischwieriger 
Satz den Anforberungen entsprechend höher. o 0 
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Bellagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund. 
Imtsblatt der freien und Hansestadt Lübeck 91. Jahraan Nachrichten für das herzogtum Lauenburg, die 
eiblatt: Gesetz⸗ und Verordnungsblatt ä — hrga ug * Fürstentümer Ratzeburg, Cuũbed und das angrew 
———— —————————D αι jende medlenburgische und holsteinische Geblet. 
Druck und Verlag: Gebrüder Borchers G. m. b. S. in Lübed. — Geschäftsstelle Adreß baus ¶Koniaftre. a4ß). Fernforecher 0— u. Ml. 
E ( Große Ausgabe) Freitag, den 6. Januar 19141. 
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Ausgabe 
Abhend-Blatt Kr. 10. 
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Erstes Vatt. hHierzu 2. Blatt. 
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Umfang der heutigen Nummer 6 Seiten. 
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Nichtamtlicher Teil. 
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die auswärtige Politik Italiens. 
Von unserem Korrespondenten.) 
d. Rom, 2. Januar. 
Die auswärtige Politik Italiens krankt wie die innere 
in dem Mißverhältnis zwischen Wollen und Können. Das 
Wollen wird täglich angeregt durch die Erinnerung an die 
zroße Vorzeit. Wie oft spielen Politiker und Patrioten mit 
dem Gedanken an die Größe des römischen Reiches, an die 
herrlichkeit und Macht der venezianischen Republik. Das 
Traumbild, den alten Grenzwall gegen die Barbaren wieder 
errichten zu können, schwebt ihnen seit der Einigung wieder 
dor und die Lande, die einlt die venezianische Republik be⸗ 
herrscht hat, von Pola bis Cattaro und Kreta, betrachten 
sie, ganz abgesehen von Trient und Triest, als unerlöste Erde, 
Henn der Löwe von San Marco hat dort italienische Sprache 
uind italienische Kultur hinterlassen. 
Der erste Vorstotz, den sie auf dem Gebiete der alten 
Römerherrschaft machten, war Tunis. Tunis liegt nicht weit 
oon Sizilien, in 10 Stunden von Palermo aus erreichbar. Viele 
Tausend Sizilianer, fast alle Arbeiter, wandern nach dorthin 
rus. Das Klima ist dem von Sizilien ganz ähnlich, aber da 
»ie Italiener nicht zuzugreifen wagten, nahmen ihnen die 
Franzosen den Bissen vor der Nase weg und erbauten gegen⸗ 
iber von Sizilien den stark befestigten Kriegshafen von Biserta. 
Darüber wäre es fast zum Kriege mit Frankreich gekommen, 
iber man wagte schließlich nicht, mit dem mächtigen lateinischen 
Vetter anzubinden. Man hielt sich nun im östlichen Afrika 
chadlos, indem man unter ungeheueren und dem National⸗ 
ermögen nicht angepaßten Opfern den Abessyniern ein Kolonial⸗ 
reich abstritt. Daneben liebäugelte man mit einigen Balkan— 
ꝛrovinzen und erhielt für die Preisgabe der italienischen In— 
eressen in Marokko von Frankreich und England Tripolis 
ersprochen, das den Türken gehört und in dessen Hinterland 
sich längst die gütigen Geber geteilt hatten. J 
Die Heirat des damaligen Kronprinzen, jetzigen Königs von 
ztalien, mit einer Balkanprinzessin sollte das italienische In⸗ 
eresse mit den kleinen Balkanreichen gegen Oesterreich kundtun 
ind die Aspirationen auf die ebenfalls den Türken gehörigen 
Adrialän der stärken. Auch in China machte man einen ziem⸗ 
ich unglücklichen Versuch, sich in der San Mum Bai festzusetzen. 
In der hohen Politik entscheiden heute aber keine 
Adrokatenkniffe und Winkelzüge mehr, sondern durch ein starkes 
veer und eine starke Flotte nachdrücklich begründete Forde⸗ 
aen und heller Mut. der seiner Sache sicher iit 
Ehe sich die Italiener auf diese Requisiten einer erfolg— 
reichen Politik besonnen hatten, war ihnen aber wieder alles 
urch die Lappen gegangen. Die nationale Bewegung in 
er Tüurkei, die zur Entthronung Abdul Hamids und zur 
Zerfassung führte, zerstörte ihre Ballan- und Tripolisträume 
otal. Denn, daß sich die Türken heute auch nur eine Provinz 
hne Kampf, der alle Kräfte der jungen Nation anspannen wird, 
ntreihen lafsen würden, hat die Welt an der Lösung der Kreta⸗ 
rage gemerkt. 
Der Besitz am Mittelmeer und der Adria befindet sich 
unmehr in so festen Händen, daß auch die italienische Sehnsucht 
ach Länderbesitz sich in nichts auflösen oder in die zur 
Node gewordene pènèetration pacifiqus verwandeln mußte. 
die Politik der friedlichen Durchdringung setzt freilich eine 
konomische und kommerzielle Potenz voraus sowie die Meinung 
es „penetrierten“ Landes, daß das Volk, das in ihm Handels⸗ 
rivilegien adusbeuten will, ihm auch sonst, beispielsweile auf 
olitischem Gebiete, nützlich sein könnte. Diese Meinung scheinen 
ie Türken von den Italienern nun gar nicht zu haben, denn 
ie setzen deren Einnistung in den türklischen Provinzen die 
ille rerdenklichsten Schwierigkeiten entgegen. 
Den Wagemut der alten Venezianer und Genuesen scheinen 
eren Nachkommen nicht geerbt zu haben, aber vielleicht haben 
ie ihr Geld in Unternehmungen zu Hause angelegt, die ihnen 
cherer und rentabler erscheinen, was ihnen auch nicht übel zu 
ehmen wäre. Man muß sich den Italiener mit der Laterne 
uchen, der mit einem kleinen Kapital von 20- bis 50000 
Nnach Afrika gehen würde, um zu kolonisieren. Einen 
ylchen würde man hierzulande einsach für gänzlich verrüdt 
klären und in ein Narrenhaus zu sperren versuchen. Wie 
oIl also die Regierung eine nachdrückliche Handels- und Kolo⸗ 
isationspolitik treiben, wenn das Land nicht mit der ganzen 
fülle solcher Forderungen hinter ihr steht, diese vielleicht 
rst in zwanzig Jahren in ausgiebiger Weise und nachdrücdlich 
orbringen kann, wenn sich das Land noch lange n'cht in vielen 
Zrodukien und Fabrikaten vom Ausland unabhängig machen 
ann und von diesem damit überschwemmt wird. Eine kluge 
zolitik zur Schaffung von Arbeitsgelegenheit für die zahl— 
osen italienischen Arbeiter im In- und Auslande kann vor—⸗ 
äufig allein einen praktischen Nutzen haben, weil sie den 
Hedürsnissen des Landes entspricht. Aber bei den meisten 
inderen auswärtigen Forderungen darf sich Italien noch lange 
nicht in die erste Reihe der Fordernden stellen. 
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tanntlich als Abgesandter der Budgetkommisston im lestzten 
zerbst in Ostafien gewesen. Er meint, es treffe nicht zu, 
zaß die Lehrer mit Ausnahme von zweien zu wenig mit den 
stasiatischen Verhältnissen vertraut waren. Ein Kardinal-⸗ 
ehler liege darin, daß der Leiter der Austalt verhältnismäßig 
ung sei und den Ausbildungsweg über die Technische Hochs 
chule genommen hätte. Daneben habe die Schuld wohl in 
&er Organisation der Anstalt gelegen. Die dorthin berufenen 
dehrer hätten sich ein falsches Bild von der Art und Be— 
„eutung der Hochschule gemacht. Es sei keine Univerfität, 
ondern eine Oberstufe, die erst für die Universität von Peking 
orbereiten solle. 
Neue Schutzbeftimmungen als Ergänzung der Vorschriften 
ber die Unterhaltungspflicht sür Frauen und Kinder. In dem 
uständigen preußischen Ressort ist man mit einer wed⸗ 
nähigen Vorlage beschäftigt, die Leute, die sich hartnädig 
nnd böswillig der gesetzlichen Unterhaltungspflicht ihrer An— 
ehörigen entziehen, mit härteren Strafen zu belegen als bis— 
zer. Das geltende Strafgesetzhuch sieht in der böswilligen 
Intersassung der Fürsorge für Frau und Kind lediglich eine 
lebertretung die mit Haft von höchstens 6 Wochen zu be⸗ 
trafen ist. Daneben kann allerdings die Ueberweisung an 
»ie Landespolizeibehörde ausgesprochen werden. Der An— 
rag geht aus einem Bedürfnis hervor, das von allen be— 
onders lebhaft empfunden wird, die in der Armenpflege 
zeruflich oder ehrenamtlich tätig sind. Die Armenpflege 
it tatsächlich schutze und hilflos gegenüber denienigen Per— 
onen, die sich der Unterhaltungspflicht gegen Frau und 
Kinder absichtlich entziehen. 
Zum Arbeits lammergesetz. Man hat bekanntlich die dritte 
desung des Arbeitskammergesetzes bis Ende Februar vertagt, 
am noch die Möglichkeit zu bieten, über den strittigen Puukt. 
die Wählbarkeit der Arbeitersekretäre, zu einer Verständigung 
u gelangen. Inzwischen stellt sich mehr und mehr heraus, 
ah der Kreis, dem tatsächlich an dem Zustandekommen des 
anzen Gesetzes noch etwas gelegen ist, doch ein äußerst be⸗ 
chränkter ist. Man ist je länger, desto mehr zu der Ueber⸗ 
eugung gekommen, daß die aus theoretischen Erwägungen 
erlangten Arbeitskammern in der Praxis bei weitem nicht 
iie aa rwartete Bedeutung haben würden. Aus diresen Er— 
gungen heraus gewinnt es denn den Anschein. daß die Vor⸗ 
age, um deren Einbringung der Reichstag 18 Jahre lang ge— 
ämpft hat, endgültig scheitern wird, um dann vorausgsichtlich 
iemals wieder zu neuem Leben zu erwachen. In gut unter⸗ 
ichteten Kreisen betrachtet man heute jedenfalls den Arbeits— 
ammer⸗Gesetzentwurf als endgültig gelcheitert. 
Die Wahlen zum Präsidium des Hansabundes haben fol⸗ 
gendes einstimmiges Ergebnis gehabt: Zu Präsidenten wur— 
den gewählt Geheimer Justizcat Professor Dr. Riesser, Land- 
rat a. D. Roetger, Ehrenobermeister Richt senior, zu Vize⸗ 
naäsidenten Kaufsmann Rudolf Erasemann-Samhbura. Fabrik— 
—— 
Aus den Augen des neuen Herrn, dem er doch nur Freund- 
iches tun wollte, traf ihn ein vernichtender Blick und zornig 
unkelten auch die tränenschweren Augen der jungen Gräfir 
Indine zu ihm auf. 
Er faßte sich aber schnell, der Gottesmann, der meinte. 
twas mehr Demut könnte den Frauen vom Gorlingshof, die 
ñhottes Hand so schwer getroffen, nicht schaden, und die Hände 
neinander legend fuhr er fort: 
„Wir aber alle, die wir ihn geliebt haben, der nun von 
ins gegangen, die wir sein reiches Leben mitgelebt haben, 
enen er ein Freund, ein Wohltäter, ein Berater selbst da 
och war, als bitteres Leid in dem Gorlingshof einkehrte. und 
r unter der Last, die Gott ihm auferlegte, fast zusammen⸗ 
rach wir haben alle ein heiliges Vermächtnis von ihm 
mpfangen: Sein Weib und seine Kinder und die alte Mutter., 
enen niemand, auch der neue Herr nicht, die Heimat ganz 
ehmen kann. die sollen nach wie vor die unsern sein. Wir 
rol.en sie stützen und halten, die Frauen vom alten Friesen- 
samme, die Frauen vom Gorlingshof, von dem leit Jahr—⸗ 
punderten. so stolz der Freihett Fahne wehte. Wir wollen sie 
eich machen durch unsere Liebe, unsere Treue. unsere Sorge, 
benn man ihnen sonst auch alles nimmt. Sie sollen immer 
ie unsern sein, die dem Manne das Teuerste auf Erden 
varen, der einst so stolz mit euch im Feuer der Jugend sang: 
Ich grũße dich, mein Friesenland, 
Wo der Nebel wallt, wo die Woge braust. 
Ich grüße dich, mein Friesenvolk, 
Wo noch Manneskraft und Freiheit hanit.“ 
Wieder stodte der Geistliche. Hatte der neue Herr ihm da 
virklich ein Zeichen gemacht, zu schweigen? 
Er hatte es doch so gut gemeint mit den weinenden 
Irauen. Freilich, nun war es ihm selber, als hätte et die 
Worte nicht recht gewählt. 
Verwirrt senkte er den Kopf auf die Bibel. 
„Lasset uns beten.“ 
Ein Schluchzen ging dutch die Reihen der Weiber. die 
zetend auf den Knien lagen, und manche Träne truvte 
schen in die Bärte der friefiichen Männer. welche die Hände 
ungeschidt über der Bruft getaltet hbielten und auf den Sarg 
Inland Ausland. 
Deutsches Reich. 
Zu dem Hochschulstreit in Thenqgtau hat der nationalliberale 
deichstagsabgeordnete Prof. Görke in der Tägl. 
Rundschau das Mort —erariffen Prof. Görke ilt he— 
die Nebelfrau. t 
Roman von Anny Wothe. J 
I. Fortsetzung.) Machdruck verboten) 
Der Gesang der Gemeinde verstummte. Am Altar stand der 
wᷣeistliche und hob wie zum Segen die Hände auf, um vom 
Leben und Sterben des Mannes zu reden, der nun für immer 
»erfiummt war, des Herrn vom Gorlingshof. 
Die Kerzen fladerten über den Sarg und warfen ihr 
ahles Licht auf Blumen und Kränze. 
Eine bleierne Schwere rann plötzlich durch die Glieder des 
ßSrafen Reimar Randolt, der langsam, zögernden Fußes, jetzt 
zurch, die Reihen der andächtigen Dorfgemeinde hin zu dem 
Altar schritt, ohne die unwilligen Blicke zu bemerken, die ihm 
ob der verursachten Störnng der Leichenfeier folgten. 
Wie ein dunkler Schleier legte es sich einen Augenblick über 
eine Augen. 
In dem ungewissen Licht der flacernden Kerzen nahm er 
uerst nichts wahr, als den breunenden Blid eines Mannes, der 
in der anderen Seite des Sarges ihm gegenüber stand. 
Graf Reimar wandte den Blig. Unsicher irrte er weiter. 
Was wollte sein Bruder Timm bier zu dieser Stunde? 
Die schlanke, geschmeidige Gestalt dort in der blauen 
Marine⸗-Uniform eines Leutnaänts zur See stand hochaufgerichtet 
rie in Abwehr an dem Sarge, als wolle sie jede Unbill noch 
etzt von dem toten Mann dort fernhalten, der hier schlief. 
Ein Feind, das fühlte Graf Reimar, stand da drüben und 
ah ihn drohend an. 
Und noch ein anderes feindliches Augenpaar traf das seine. 
Aus dunkelwallenden Schleiern, aus einem blumenhast 
arten Gesicht starrte es ihm in cisiger Abwehr entgegen. 
Ein kaum merkliches, verächtliches Lächeln kräuselte jetzt die 
ippen des Unwillkommenen. 
.Armes kleines Mädchen, arme Undine.“ 
Was sollte der Kampf? War es nicht töricht von diesem 
dloatsen Geschöpf, sich gegen einen Mann wie er, Reimar Ran⸗ 
volt zu erheben? Ihm, dem nerwöhnten Frauenliebling, wagte 
neses armselige junge Geschööf mißachtend zu begegnen, ihn 
„elleicht zurückzuweisen, ihn, dem eine Welt zu Fühen lag? 
Und doch hatte auch ihn einst ein Weib verraten, ihn, 
den Vielbegehrten, und an diesem Weib Vergeltung zu üben, 
fand er hier und hielt die eiserne Hand über den Gorlingshof. 
Die Frau, die am Sarge zusammengebrochen war, sah ihn 
icht. Sie hatte das Haupt mit dem langen, schwer herab⸗ 
Ulenden MWitwenschleier tief gesenkt, und dumpf, wie ein 
töhnen, klang ihr mühsam unterdrücktes, verzweifeltes 
zchluchzen. Ein Kind, ein Mädchen, kaum dreijährig, schmiegte 
ch scheu an die weinende Frau und sah halb neugierig, halb 
oll Grauen um sich. Jetzt entdeckte es den fremden Mann und 
ickfe ihm grüßend kindlich zu. 
»Es lag etwas ungemein Liebliches, Rührendes in diesem 
alb scheuen, halb zutraulichen Kinderlächeln, in welches sich 
eg8t leise Tränen mischten. 
Graf Reimar krauste die Stirn. Das fehlte auch noch, 
zaß dieses kleine armselige Waisenkind dort, ihr Kind, ihn 
veich stinemte. 34 
Sicher, selbitbewußzt trat er der weinenden Frau zur Seite. 
Der neue Herr! 
Es war, als ginge ein Flüstern, ein Raunen durch die 
Trauerversammlung. 
„Er hat hart gekämpft, der nun hier ruht,“ fönte die 
Stimme des Priesters durch das Gotteshaus. „Er waͤre so gern 
ioch bei uns geblieben, der Herr vom Gorlingshof. Wie eine 
kiche vom Blitz gefällt, so jählings traf ihn der Tod. In 
er vollen Blüͤte seines Lebens, in der besten Manneskraft 
nußte er von uns scheiden, weil ein Höherer ihn zu sich rief. 
r kdonnte es nicht verwinden, daß das unerbittliche Schichsal 
ym den einzigen Sohn und Erben genommen, der berufen war, 
inst über den Gorlingshof zu herrschen, wie es seine Vor⸗ 
ahren seit Jahrhunderten getan. Ein fremdes Reis, wenn 
nuch an dem alten Stamme gewachsen, wird nun hier im 
ßorlingsbof blühen und Trüchte treiben. Ein anderes Ge⸗ 
chlehht wird neu erstehen, und die Frauen des Gorlingshofes, 
rauen vom alten Friesenstamme, die werden — so hat es die 
zorsehung gewollt — nicht mehr wie bisher das Schidsal 
dausender in der Hand haben, sondern sie werden sich be— 
heiden mussen und lernen, demutig und still auf dem Platze 
u ileben, an den Gott sie ferner stellen wird.“ 
der Priester stodte. 
datte er etwas Unpassendes gecfagt?
	        
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