Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Verse in ganz kleine Sätze, durch Atempausen 
——— sie fich selbst um die besten Wirkungen 
3 Mit der schönen Ballade „Frau Mette“ von Seine 
die Vortragende sich die arstzte Muhhe, und auch die 
rtungsmoöglichteiten des Belsazar suqchte lie auszuschö pfen 
freilich nicht mit gutem Gelingen. Nach der Vause zeigte 
sich Else Levetzow weit vorteilhafter. Die teilweise mit plait · 
heutsch durchsetzten, meist lustigen Erzählungen und Gedichte 
Lilientron Otto Ernst, Bredow, Telmann und anderen 
braͤchte sie ansprechend zu Gehör. Und mit den kleinen 
liebenswürdigen Sachen, wie „Ewiges Glück“ und „Das Mär— 
Hen vom Storch“ sprach sie sich in die Herzen der Damen, 
welche die überwältigende Majorität ihres Auditoriums bil⸗ 
delen. Als schon ein Teil der Hörer gegangen war, fuͤgte 
Fräulein Levetzow noch eine lange iüdische Ballade hinzu, 
in welcher ihre Vorzuüge sich wenig zur Geltung bringen 
konnten. 
Deuttscher Schillerbund zut Gründung und Erhaltung 
zahrlicher Nationalfestspiele für die deutsche Jugend in 
Weimar. Dr. Georg Deecke beschäftigt sich in Nr. 7 der 
Tübedischen Blätter vom 12. Febr. mit den Schũler⸗ 
fahrten zu den Jugend⸗Nationalfestspielen in Weimar und 
schiägt zur Belebung des Interesses an dieser schönen Sache 
und zur Aufbringung größerer Mittel die Gründung einer 
Lübeder Ortsgruppe des Schillerbundes vor. Die Lübecki⸗ 
schen Anzeigen sind von jeher warm fuür die Weimarer Fest⸗ 
spiele eingetreten. Wir möchten heute nun abermals, wie 
wir es schon mehrfach getan haben, auf den Verein hin— 
weisen, der uns wohl geeignet scheint, der Angelegenheit seine 
Kräfte und seine Mittel zu widmen, die „Lübeciische Schiller⸗ 
stiftung“, eine Zweiganstalt der allgemeinen deutschen 
Schillerstiftung. Wenn die Schillerstiftung, die in den letzten 
Jahren sehr wenig von sich reden machte, diese gute Sache 
m ihr Programm aufnehmen wollte, so bedürfte es gar 
nicht erst einer VereinsNeugründung. 
S Zwangsverkäufe. Im amtsgerichtlichen Termin am 
14. Februar 1911 wurden folgende Grundstücke aufgeboten: 
1. Schwartauer Allee Nr. 93, dem Bauunternehmer Wilhelm 
Joh. Martin Berlies zu Lübeck gehörig, beschwert mit 21400 M. 
Meistbietender blieb ein Hypothekengläubiger mit einem Gebot 
bon 16968,87 M. Ueber den Zuschlag soll am 17. Februar 
1911 entschieden werden; 2. Artikel 5 von Strednitz, genannt 
„Mäggelbusch“, dem Gärtner Christiean Georg Eyler zu 
Müggenbusch gehörig, beschwert mit 11600 M. Meistbietender 
blieb der Fischer Johannes Heinrich Paul Vollert zu Lübeck 
mit einem Gebot von 6883,20 M. Der Zuschlag wurde 
ihm sofort erteilt; 3. Lützowstraße Nr. 13, dem Kaufmann 
Hermann Karl August Goebler zu Lübeck gehörig, beschwert 
mit 25,34 Mäjährlicher Grundhauer und 11875 M. Meist—-— 
bietender blieb der Kaufmann Fedder Jacobs Behm zu Lübed 
mit einem Gebot von 6066 Meauber der Grundhauer« 
Ueber den Zuschlag soll am 28. Februar 1911 entschieden 
werden. 
Abhanden gekommen ist aus dem Torweg eines Galt⸗ 
hofes in der Schmiedestraße ein graugestrichener, zwei— 
rädriger Handwagen. Wahrscheinlich hat ihn ein Unbekannter 
benutzt, und irgendwo stehen lassen. 
- Achtung bei Ankauf einer Damen⸗Pelzuelerine. Auf 
einem Gute bei Neustadt i. H. ist Montag, 30. Januar, 
eine schwarze Damen-Pelzpelerine aus kurzhaarigem Pelz mit 
Bisam⸗Kragen, dunklem Seidenfutter im Mittelstück und 
hellerem Seidenfutter an beiden Enden, abhanden gekommen 
und wahrscheinlich gestohlen worden. Es duürfte nicht aus— 
geschlossen sein, daß diese Pelerine hierorts verkauft oder zum 
Kaufe angeboten ist. 
o- Messingdiebstahl. In der Zeit von Sonnabend, dem 
11., bis Montag, dem 13. Februar, sind von einer Ma—⸗ 
schine, die auf einem Wagen auf der Wallhalbinsel stand, 
eine Anzahl Messingteile abgeschraubt und vermutlich ge— 
stohlen worden. Die Messingteile bestehen aus: 2 Schwier⸗ 
hähnen, 1 Ventilkapsel, 1 Ventildecel mit Spindel und Stopf—- 
hüchse. 
— —— 
Schlutuvp, 14. Febr. Eine Versammlung von 
Fischerei-Interessenten in Altona nahm gegen die 
Verzögerung der von Norwegen importierten verderblichen 
Fische durch Anlegen der Dampfer in Cuxhaven Stellung. Die 
Inhaber von etwa 30 Firmen erklärten sich bereit, bei einer 
Konventionalstrafe von 5 Mevpro Kiste heaw. Zentner sich zu 
Max Haas Garon Friedrich) hübsche und echte Charakter⸗ 
typen lieferten. Unser vortreffliches Orchester unter der 
Leitung seines Meisters, des Herrn Kapellmeisters Karl 
Pfeiffer war auf der Höhe seiner Leistungsfähigleit, 
was Klangschönheit und Begleitung anbelangt. Die bei 
Gartenkonzerten und Bademusiken, ob ihres prickeelnden 
Reizes, vielleicht schon etwas abgebrauchte Ouvertüre er— 
chien uns am gestrigen Abend wie neu erstanden in 
ihrer zarten Färbung und eleganten Durchführung. Nirgends 
war ein Zuviel, wodurch die mit französischem Esprit und 
deutscher Gemütstiefe gemischte Einheit zu eindrudsvoller Wir⸗ 
iwig kam. Die Begleitung zu dem Melodrama war muster⸗ 
wrtstiefe gemichte Ginheit zu eindrucksvoller Wirkung kam. 
DMie Begleitung zu dem Melodrama war muster⸗ 
kaft. Lebhafter Beifall wurde dem Dirigenten und 
dem Orchester nach Schluß der Ouvertüre zuteil. 
Die Regie (Herr Oberregisseur Hans Islaub) hatte alles 
deschmadvoll angeordnet; nur eine, in der Idee vielleicht un⸗ 
wesentliche Kleinigkeit, die aber doch im letzten Akt, bei der 
„Erinnerung“, stark mitzuwirken hat, war vergessen worden: 
die Marmorbilderl „Und Marmorbilder steh'n und seh'n mich 
an.“ — Wir haben den letzten Akt nie anders als mit diesen 
Requisiten gesehen. Der gestrige Abend setßzte den Manen 
Ambroise Thomas ein schönes Denkmal; man vergah darüber 
aber den 13. Febr. den Todestag Rich Wagners. Ist man 
gerade an der Arbeit, einen Wagner⸗Zyklus zu veranstalten, 
o hätte man doch gerade diesem Tage ein Werk des 
aroken deutschen Tondichters widmen sollen. 
M. Stiehl. 
Am Schlusse der Vorstellung rief das begeisterte Publikum 
des vollständig ausverkauften Hauses Frl. von der Osten, 
die, wie schon erwähnt, durch prachtvolle Blumenspenden und 
durch eine goldene Harfe ausgezeichnet wurde, wohl 20 bis 
28 Male vor den Vorhang. Durch diese großartige, spontane 
ODvation schien die Künstlerin freudig überrascht. Sie dankte 
nicht nur durch Verneigen, sondern auch durch Kußhände, als 
ihre zahlreichen neuen Verehrerinnen und Verehrer ihr „Wieder⸗ 
lommen!“ zuriefen. Das Publikum verliehb nur zögernd den 
Zuschauerraum, als der eiserne Vorhang herniedergelassen war 
und die Rampe wie das Logenhaus derbdunkelt wurde. 
zerpflichten, aus Dampfern, die in Cuxhaven eine Berzogerung 
erleiden. frische Fische und frische Heringe weder au lJaufen 
aoch zu übernehmen. 
—— 
Sanfestꝛdt. 
Banmburg, 14. Febr. Unterstüßnng des Kinder— 
hospitals. Der Senat beantragt, daß dem Kinderhospital 
zum Zwecke der Errichtung und des Betriebes einer Säuglings- 
tation eine einmalige Unterstützung von 100 000 Mgewährt 
werde. 
(Kleine Nachrichten. Der Tote unter den 
Lebenden. Die Kriminalpolizei verhaftete einen Mann 
nit Namen Dahme, der sich des Diebstahls schuldig gemacht 
jat. In seinen Akten fand sich der Vermerk, daß Dahme 
am 14. Sept. 1909 im Berliner Gefängnis gestorben sei, 
und man stellte ferner fest, daß der hier verhaftete D. der 
Mann war, der seinerzeit in Berlin inhaftiert und nur unter 
alscher Flagge ins Gefängnis eingeliefert worden ist. Man 
rermutet. daß D. verschiedene Straftaten begangen hat und 
ich deshalb scheute, seinen richtigen Namen zu nennen. Wer 
der als Dahme im Gefängnis gestorbene Mann war, ist noch 
icht ermittelt woerden. — Der Dieb in den Volks— 
chulen verhaftet. Durch einen Zufall ist es gelungen, 
en lange gesuchten Dieb, der die Schulhäuser heimgesucht hat 
ind Valetots, Fahrräder und Geldbörsen mit Inhalt ent⸗ 
vendete, beim Diebstahl zu ertappen und der Polizei zu über⸗ 
seben. Der Verhaftete, der 21 Jahre alte Bote Stühmer, ist 
chon wiederholt mit Gefängnis vorbestraft. 
Cuxhaven, 14. Febr. Reiche Heringsfänge, Fünf 
Fahrzeuge der Finkenwärder Fischer landeten Montag insgesamt 
80 000 Pfund Heringe. Damit ist der Beweis erbracht, daß 
die Heringsschwärme nach achtjähriger Pause wieder in die 
Elbmündung eingetreten sind. 
Schles wig⸗ Holstein. 
Altona, 14. Febr. Der neuernannte Präsident 
»des Oberlandesgerichts Kiel, Kirchner, vird sich 
im Mittwoch im Schwurgerichtssaale des Landgerichts die 
Mitglieder des Landgerichts, des Amtsgerichts, der Staatsan⸗— 
»altschaft und der Rechtsanwaltschaft vorstellen lassen. — Ge— 
rorben ist eine bekannte Personichkeit, der ehemalige Vor—⸗ 
eher der Sparkasse der Gesellschaft des Unterstützungsinstituts, 
zeinrich Tödt, ein 48er Veteran. — Einbrecher erbeuteten 
n der Nacht auf Sonntag in dem Uhren- und Goldwaren— 
z5ngros⸗-Geschüft von Wieg &K Co. in der Neueburg Gold⸗ und 
Schmucksachen im Werte von 590000 M. 
Kiel, 14. Febr. Für die städtischen Arbeiter soll 
etzt auf deren Wunsch die achttägige statt der bisher üblichen 
»ierzehntägigen Kündigungsfrist eingeführt werden. 
Reinfeld, 14. Febr. Verkauft hat Landmann Otto 
Beckelhoff, Hamberge, seine 87 To. große Hufenstelle mit sämt— 
ichem Inventar, sowie die dazu gehörende Gastwirtschaft an 
inen Rheinländer für 90 000 Mi. 
Dobersdorf, 14. Febr. Das trügerische Eis des 
dobersdorfer Sees hat ein Opfer gefordert. Der Gutssekretär 
steimers, DTobersdorf, ist beim Schlittschuhlaufen auf dem See 
ingebrochen und ertrunken. 
Neustadt, 14. Febr. Beim Schlittschuhlaufen 
uuf einem See ertranken zwei Schüler des Technikuxms, 
ꝛer 20jährige Grabke, Seefeld (Kreis Neumünster), und der 
HOjährige Wulff, Kollmar (Holstein). 
Lecd, 14. Febr. Niedergebrannt ist Emil Christiansens 
Tuchfabrik. Der Färber Hansen, der in der Fabrik schlief, 
ronnte nur mit genauer Not sein Leben retten. Sämtliche Ma—⸗ 
chinen sind vernichtet. 
Rendsburg, 14. Febr. Tie Diphtherie-Epide⸗— 
mitee unter den Mannschaften des Militärs hat an Zahl noch 
richt abgenommen, aber es sind ieine weiteren Sterbefälle vor—⸗ 
gekommen. Assistenzarzt Breiger besindet sich jetzt auf dem 
Wege der Besserung. Seitens der Militärverwaltung wird alles 
Mögliche getan, die Diphtherie zu bekämpfen. 
Glückstadt, 14. Febr. Der Provinzialverband 
ser freiwilligen Feuervehren Schleswig-Holsteins, 
Vorfitzender Branddirektor Mordhorsi-Glückstadt, hielt eine Aus— 
chußsitzung ab, in der über die Srrichtung einer Unfallversiche⸗ 
rungskasse für Feuerwehren in Schleswig-Holstein verhandelt 
vurde. Geheimrat Wenneker erklärte sich bereit, einen Entwurf 
‚ür eine Unterstützungskasse auszuarbeiten. Der Verbandstag 
des Provinzialverbandes wurde auf den 27. und 28. Mai fest⸗ 
geseit und als Festort Kiel bestimmt. 
Lauenburg. 
Mölln, 14. Febr. Die Submissionsbedingungen 
ür städtische Arbeiten sollen künftig völlig kostenfrei an 
Interessenten abgegeben werden, da es oft sehr übel vermerkt 
ist, daß die Bedingungen mit 2 bis 3 Mubezahlt werden 
nußten. — Für Heiz- Leucht und Kochgas wird 
iom 1. April ab ein Einheitspreis von 16 Pf. pro Kubik— 
neter zur Erhebung gelangen. Durch diese erhebliche Ver⸗ 
„illigung des Leuchtgases erhofft man eine Mehreinnahme für 
ie Stadt infolge des sich steigernden Gasverbrauchs; außerdem 
edingt die obige Maßregel neben einer Vereinfachung der 
zerechnung des Gasverbrauches eine beträchtliche Kostenersparnis 
urch Wegfall der zweiten Gasmesser bei den Gaskonsumenten. 
der Preis für Motorengas wird auf 14 Pf. pro Kubikmeter 
estgesetzt Mit Gasfernzündern durch Uhrwerkbetrieb soll ein 
rößerer Versuch gemacht werden, da die bei einigen Laternen 
eit längerer Zeit veranstalteten Proben sehr qunstige Er 
jebnisse gezeitigt haben. 
Ratzeburg, 14. Febr. Hans Steinbechk ein Ratze⸗ 
urger, der auch in Lübeck nicht unbekannt ist, hat sich nach 
inem Telegramm aus Berlin am Montag durch drei 
länzende Flüge auf dem Flugplatz Johannisthal das 
füugführerzeugnis erworben. (Das Auftreten Stein⸗ 
zechs in Lübeck scheint danach nertrüht erfolat zu lein Die 
Red) 
Großherzogtum Oldenburg, Fürstentum Lübed. 
Fr. Eutin, 14. Febr. Ertrunken ist Sonntag nach⸗ 
nittag beim Schlittschuhlaufen auf dem kleinen Eutiner See 
in junger Mann namens Brandes. Er ist auf eine nicht 
ibaegrenzt gewesene und infolge des Schneefalles nicht er— 
enntliche Stelle geraten, an der erst vor einiger Zeit geeist 
var. Da Rettungswerkzeuge nicht sogleich zur Hand waren 
ind wegen der damit verbundenen Gefahr nicht nahe genug 
in den Verunglüdtten heranzukommen war, ertrank er vor den 
Lugen der Leute, die ihn nicht retten wollten. — Auf dem 
roßen Eutiner See ist Sonntag nachmittag ebenfalls ein junger 
HMann eingebrochen, doch hat er noch gerettet werden können 
Fr. Eutin, 14. Febr. Verkauft hat Schuhmacher⸗ 
neister Böhll sein Haus- und Gartengrundstück an Schuhmacher⸗ 
neister Holst. — Uebertragen hat Arbeiter Bölck. früher 
n Eutin, jetzt in Lübed, sein Hausgrundstück an seinen Sohn, 
ven Kaufmann F. Bölck, Oldeslde. — Berkauft hat Hof— 
zesitzer Clausen, Gothendorf, seinen zirka 175 To. großern 
Besitz an Landmann Lorenzen, Flensburg. 
O Bahnhof Gleschendorf, 14. Febr. Ein Un⸗ 
all ereignete sich in der Maschinenfabrik durch die Crplosion 
ines Motors, wobei einem Monteur Hand und Arm aufgerissen 
vurden. Der Verunglückte wurde in das Krankenhaus zu Eutan 
ibergeführt. 
O Susel, 14. Febr. Der Chausseebau von Süse— 
ler Baum nach Süsel soll bis zum Frühjahr hergestellt werden 
vodurch die Verbindung zwischen Eutin und den Ostseebädern 
»erbessert wird. Die Imker wünschen die Chausseebepflanzung 
nit solchen Bäumen, die als Bienenweide in Betracht kommen, 
rährend behördlicherseits Eichen vorgesehen sind. 
X. Ahrensbök, 14. Febr. In außerordentlich 
zut besuchter Generalversammlung am Sonntag be— 
schloß die Mittelstandsvereinigung, den Verein aufzulösen. Die 
noch vorhandenen Gelder wurden aufgeteilt, und zwar er—⸗ 
zielten die freiwillige Feuerwehr 60 M, der Turnverein 50 M 
und die alten Frauen im Stift 18 M. — Einen Ausflug 
rach Lübed unternahm Sonntag nachmittag Pastor Hoyer 
nit den Konfirmandinnen. Dort wurden der Dom, die Marien— 
irche und das Beiligen-Geist-Hospital besichtigt. Später nahm 
man an einem Teeabend im Eoangelischen Vereinshause teil. 
Großherzogtümer Mecdcklenburg. 
Rostock, 14. Febr. Eine eigenartige Veran— 
staltung, einen Reklameball, hatte der hiesige Zweig— 
derein des 1858er Handlungsgehilfenverbandes am Freitag in 
Zzene gesetzt. Der ganze Saal war mit allen möglichen 
Reklame-⸗Plakaten geziert und die Teilnehmer waren gezwungen, 
in entsprechenden Kostümen, die Packungen, Aufmachungen 
der verschiedenen Artikel darstellen, zu erscheinen, so daß der 
Zaal ein in wahrem Sinne des Wortes buntes Bild und Leben 
zot. Die eigenartige Sdee ist etwas neues auf den Gebiete 
»es Faschingstrubels. 
Malchin, 14. Febr. Aus dem Wagen ge— 
chleudert. Als Mittwoch abend Herre v. Levetzow auf 
zdeltendorf mit seinem Fuhrwerk die Stadt verlietz. unn nach 
zause zu fahren, wurden auf der Chaussee die Pferde scheu 
ind gingen durch. Die Insassen des Fuhrwerks wurden aus 
»em Wagen geschleudert, wobei der Wagen in Trümmer ging 
ind die Verunglückten nicht unerhebliche Verlekungen davon— 
rugen. 
Waren, 14. Febr. Gefahrvoller Sprung aus 
der Eisenbahn. Auf Bahnhof Klein-Plasten hatten zwei 
den Neubrandenburger Zug benutzende Damen, die von Klein— 
blasten aus eine in der Nähe liegende Begüterung aufsuchen 
vollten, das Abrufen der Station überhört und blieben im 
Abteil 2. Klasse sitzen. Erst als sich der Zug in Bewegung 
etzte, wurden sie ihren Irrtum gewahr und sprangen nun 
vährend der Fahrt aus dem Zuge. Beide kamen 
ruf dem Bahnsteig so unglücklich zu Fall, daß sie mehrfache 
zautabschürsfungen und Verstauchungen erlitten. 
da man anfangs auch innere Verletzungen befürchtete, wurde 
rus Waren telephonisch ein Arzt herbeigerufen, der den Damen 
Beistand leistete, zum Glück aber bedenklichere Folgen des 
Unfalls nicht feststellen bonnte. 
⸗Rehna, 14. Febr. Rache akt. Ein fremder Bäcder⸗ 
geselle, welcher mit seinem Meister Differenzen gehabt hatté 
und entlassen wurde, zertrümmerte aus Rache das Ladenfenster. 
Der freche Patron wurde festgenommen. — Eine groß« 
Anziehungskraft übte Sonntag die vom Jungfrauen« 
verein im Körnerschen Lokale veranstaltete Jahresfestfeies 
aus. Das reichhaltige Programm bot für jeden etwas, nuch 
der neugegrũndete Posaunenchor trug einige Lieder vor. 
Mirow, 14. FJebr. Gestorben ist, 85 Jahre alt, 
Lehrer a. D. Wilh. SHeise, Wesenberg. Er ist durch 
eine schriftstellerische Tätigkeit, namentlich durch seine platb— 
deutschen Dichtungen, über die Grenzen Meclenburgs hinaus 
bekannt geworden. 
Buchholz, 14. Febr. Beim Fischfang ertrunken 
siind Sonntag der vierzigsährige verheiratete Tagelöhner Reinke 
und der Grenadier Blasemann. Fin siebzehnjähriges Mädchen 
rurde gerettet. 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
W. Berlin, 14. Febr. Freiherr von Manteuffel 
kam beim Provinzialausschuß der Provinz Brandenburg um 
Pensionierung als Landesdirektor ein. 
Eine militärische Kommission erschien gestern auf 
dem Flugfelde Johannisthal und besichtigte zwei 
Farman-Apparate des Aviatikers Frey. Die beiden 
Apparate werden in den nächiten Tagen nach Döberitz trans⸗ 
—RB 
Die Vossische Zeitung meldet aus Bern: Bei Geigenhof 
m Kanton Thurgau fuhren drei junge Leute mit einem 
Rodelschlitten dergestalt gegen eine Eiche an, daß ein 
zunger Mann auf der Stelle tot blieb und di«e 
beiden anderen schwer verletzt wurden. 
Die Vossische Zeitung meldet aus Mailand: In Ober. 
italien sind neuerdings starke Schneefälle einge— 
breten. Der Eisenbahnverkehr wird dadurch sehr erschwert. 
In Parma fand ein Kongreß der im Syndikal 
vereinigten Arbeiterorganisationen Italiene 
tatt. Eine Viertelmillion Arbeiter war vertreten, 
Es wurde beschlossen, im Falle eines Versuches der 
Regierung, den Eisenbahner-Ausstand gewalt— 
fam zu unterdrücken, in ganz Italien den allge— 
neinen Ausstand zu erklären. 
W. London, 14. Febr. Der Vrinz von Wales ist an 
den Masern erkrankt. 
W. Sofia, 14. Febr. Die Sobranje nahm gestern 
den von der Presse lebhaft kritisierten Gesetzentwurf, 
betreffend die Revision der Verfafssung, im 
brinzip einstimmig an, nachdem sich der Minister⸗ 
„räsident Malinow mit einigen Amendements einverstanden er⸗ 
lärte, namentlich damit, daß der König das ihm zugestandene 
Recht, geheime Verträge ohne Wissen der Sobranjie abzu⸗ 
chließen, unter Mitwissen und Veran⸗mortlichkeit der Regierung 
rusube. 
W. Washington, 14. Febr. Präsident Taft eröffnete 
jestern den panamerikanischen Handelskongreß, 
»er zur Beratung der kommerziellen Vorbereitungen für die 
kröffnung des Panamakanals zusammengetreten ist. Es nehmen 
etwa 1000 Vertreter der Handelswelt des gesamten amerika— 
nischen Kontinents und Diplomaten sämtlicher lateinischer 
Republiken Amerikas teil. Taft hielt eine Ansprache, in 
velcher er erklärte, der Panamalanal solle nicht politischen 
Zwecken, sondern der Förderung des Handels dienen. Des 
veiteren sprach sich Taft für ein Gegenseitiakeitsübereinkommen 
nit allen Ländern der Welt aus
	        
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