——— W A. * —D 0 5
CLühechische Anzeigen. Zweites Batt.
aAusgabe A. Sonnabend, den Y. Februar 1911.
Abend⸗Blatt Kr. 77.
—ĩ—
Aus den Nachbargebieten. —
Hanfestãdte.
Hamburg, 11. Febr. Vierte Mastviehausstellungs
1911. Für die vom 7. bis 89. Olt. d. 3. hier stattfindende
ierte Mastviehausstellung ist auf Antrag des preußischen Land⸗
virtschaftsministeriums eine Foldene Kaisermedaille ver⸗
siehen worden. Diese soll für die beste Leistung in der Klasse
39 der Schauordnung: „Sammlungen, ausgestellt von Züchter⸗
zereinigungen, bestehend aus 10 Mastochsen im Alter von
zin Zahren und älter“ zur Verleihung gelangen. Weiter sind
om preuhischen Landwirtschaftsministerium als Staatsehren⸗
preise bronzene Tierstatuetten, sowie Ehrenpreise sür Zucht⸗
seistungen in Gestalt von bronzenen und eisernen Ehrenschil⸗
dern und von silbernen und bronzenen Medaillen für die
Mastviehausstellung bewilligt. Die beteiligten Landwirtschafts-
kammern haben ihr reges Interesse an der Ausstellung ebenfalls
durch Stiftung von Ehrenpreisen bekundet.
Der sprechende Hund imZoologischen Garten.
Freitag fand die angekündigte Vorsuührung des „sprechenden
hundes“ vor einem Kreis von Uber 30 Hamburger Gelehrten
tatt. Im Bibliothekraum sanden sich die Leiter der medi—
inischen Institute, Physiologen, Psychologen, Ethnologen, Tier⸗
irzte, Zoologen und verschiedene Spezialisten für Sprachwissen⸗
chaft, Phonetik und Akustik ein. Nach einer kurzen Einleitung
des Prof. Dr. Vosseler über die Entwicklung Dons“ und
eines Sprachvermögens, über die Nachahmung der mensch-
ichen Sprache und verschiedene Tierarten und ⸗Gruppen und
die darüber bestehenden Ueberlieferungen trat, Don“ mit seinem
Repertoire auf. Die ihm von Fräulein Ebers, der Tochter
des Eigentümers „Dons“, vorgelegten Fragen beantwortete der
drächtige Vorstehsund in der gewohnten Weise prompt und
deutlich, wiederholt die Stimmlage verändernd. Im Anschluß
mn die Vorführung stellten einize der anwesenden Gelehrten
iinige Versuche und Beobachtungen UÜber die eigenartige Sprach⸗
hegabung des Hundes an.
Bremen, 11. Febr. Die Schaffermahlzeit om
zestrigen Freitag, an der aus Lübed die Herren Handels⸗
kammer⸗Präses H. Eschen burg und Konsul Plessing teil⸗
nahmen, hat wiedecum einen vortrefflichen Verlauf genommen.
Aus der langen Reihe der Tischreden sei hervorgehoben, daß
Bankdirektor Freiherr v. Rössing ein Hoch auf den Kaiser,
ruf die Bremer Handelskammer, die Schaffer für 1913 und die
häste ausbrachte. Konsul Mosle toastete auf Bremen, das
daus Seefahrt sowie auf Handel und Schiffahrt, Vizeadmiral
). Ahlefeld weihte sein Glas dem Bremer Senat, dem Vorstand
ind den Oberalten des Hauses Seefahrt, sowie dem Heere
uind der Marine. Er sagte u. a.:: Das deutsche Reich
aleicht einer Jacht, die mit mehreren anderen zusammen
uim einen Preis segelt. Dem Rumpf mit seinen von langer
band her festgelegten Linien, die so viel zum Siege oder
Nichtsiege beizutragen haben. gleichen die angeborenen Eigen⸗
chaften des Volkes, Tugenden und Untugenden, Stärken und
Schwächen. Wie jene Linien unabänderlich und von großem
kinflusse sind, so auch die Charakteranlagen des Vollkes für
ein Geschik. Das Ruder ist die Beamtenschaft, die Pinne
ie Regierung, das große Segel als dasjenize, was am meisten
um Fortschritt beizutragen hat: Industrie und Handel. Das
Topsege' ist der überseeische Handel. Baum und Gaffel sind
die großen Geldinstitute, an ihnen sind die Segel aufgehißt.
dann haben wir noch gewissermaßen als Stagfock die Land⸗
girtschaft, die zwar nicht allzuviel schafft, aber bei schlechtem
Wetter noch die beste Stütze bleibt. Der Flieger in seiner
ponierten Stellung ist der Seeschiffahrt zu vergleichen; der
zpinnader den Kolonien: große Fläche, aber wenig Leistungen.
Seiterkeit, Aber wer möchte heute, wenn es raumschoots
lott vorangeht, ohne Spinnader fahren? Mast und Stenge
ilden Heer und Marine. Von diesen Schiffsteilen sage man
vohl: Wea damit. kosten nur Geld und Gewicht. Aber
—
rie sind es auch, die alles andre tragen, nur durch den starken
Mast, die Armee, und die Stenge, die Marine, sind alle
ibrigen Faktoren dazu gelangt, sich so entfalten zu können.
vie geschehen. Und liegen wir mit unserer Jacht auch nicht
janz vorn, so holen wir doch auf und liegen gut, die Jacht
st gut im Trimm, dank ihrem guten Bau aus festem Holz,
ank ihrem starken Mast und seiner gut gezimmerten Stenge.
dem Kaiser gebühre Dank, daß er uns diese geschaffen. —
Jieran schloß sich dann die an anderer Stelle dieses Blattes
viedergegebene Rede des Herzogregenten Johann Albrecht an.
Schleswig⸗ Holstein.
W. Kiel, 11. Febr. Vom Oberkriegsgericht wurde
er Matrose Windisch zu 4 Jahren Zuchthaus, Ausstoßzung aus
er Marine. 5 Jahren Ehrverlust und 3400 MuGeldbuße ver⸗
rteilt. Die erste Instanz hatte auf 23 Jahre Gefängnis er⸗
innt. Windisch hatte hauptsächlich in Suüddeutschland die
ingehörigen von Marine-Matrosen, als deren Freund er sich
orstellte, um größere Summen geprellt. — Der Tunnel⸗
au unter dem Kaiser-Wilhelm-Kanal soll ietzt
eginnen. Es handelt sich um das schwierigste Teilstück jenes
rohzen Vollkanalisationsplanes, an dessen Verwirki hung emsig
earbeitet wird. Der Bau des Tunnels und eines großen
analisationsrohres durch den dänischen Wohld bis Bülk ist
otwendig. weil auf andere Weise die Abwässer nicht be—
eitigt werden können. Der Tunnel wird 50 Meter östlich
er neuen Holtenauer Hochbrücke erbaut, und zwar 4 Meter
nter der neuen Kanalsohle. Er wird 180 Meter lang und
5 bis 3 Meter weit. In ihn werden dann die Kanalisa⸗
'onsrohre eingebaut. Der Bau erfolgt in solchen Ab—⸗
iessungen. daß er dem Bedarf einer Stadt von 800 009 Ein⸗
»ohnern genügt. Als Bauzeit sind 18 Monate vorgesehen:
ie Kosten belaufen sich auf annähernd 500 000 M. Die
lusführung erfolgt unter Anwendung von Preßluft. — Volle
icht Jahre hat eine der Edernförder Zeitung vorliegende
Bostlarte gebraucht, um von Kiel nach Borby besördert
au werden. Die Postkarte ist abgestempelt „Kiel, 21. 10. 02“,
ind laut Ankunftsstempel pünktlich am anderen Tage in Eckern⸗
õrde eingetroffen; der Stempel lautetz „Eckernförde, 22.
.O. O2“. Dann aber muß der Karte etwas Besonderes pass!ert
ein, denn den Weg von Eckernförde nach Borby hat sie erst
olle 843 Jahre später gefunden, ein weiterer Stempel trägt
‚as Datum „Eckernförde, 9. 2. 110, Die Adressatin ist ge—
orben.
Elmshorn, 11. Febr. Der Verband schleswig⸗
olsteinischer Baumschulenbesitzer hielt scine Jahres⸗
ersammlung ab. Die festgesetzten Preise für Allerebäume und
dosen wurden für Schleswig-Holstein als zu hoch bezeichnet.
ẽks soll eine Herabsetzung der Mindestpreise auf der Haupt⸗
ersammlung angestrebt werden. Die Klagen wegen Unter⸗
ietung der Mindestpreise sollen durch eine achtgiedrige Kom⸗
nission geschlichet werden. Der Bericht über das Herbst⸗
eschäft lautete im allgemeinen recht günstig. Beim Eisenbahn⸗
at will man vorstellig werden, daß Pflanzensendungen nach
»em Auslande im Inlande als Eilgut zum Frachtgutsatz be—
echnet werden. Für Auslandsendungen soll eine Kontrollstelle
n Celle geschaffen werden.
Kappeln, 11. Febr. Ein prähistorischer Fund
vurde auf einer Moorwiese des Hofbesitzers August Brix,
jegeholz. unweit der Schlei gemacht. Beim Urbarmachen der
biese stieß man auf eine Reihe 2 bis 3 Meter langer Palli—
iden von etwa 30 Zentimeter Durchmesser. Bei welterem
dachgraben förderte man eine Menge großer Bachste'ne, soge—
annte Kirchensteine, Dachziegel, sog. Möonchs:iegel, Ton—⸗
esfätße. irdene Töpfe und Eisen- und Knochenteile zutage.
3 handelt sich hier zweifellos um eine frühchristliche
ultürstätte; ja, man vermutet, hier die Trümmer der
iten sagenumwobenen „Borneburg“ gefunden zu haben.
die gefundenen Ziegel und ——Ete sartan e n habere
J Alter schließen. Es sind nur noch wenige Vauten hier im
Norden vorhanden, die mit Ziegeln solcher Art gededt sind.
Lauenburg.
Buchen, 11. Febr. Versetzt wurde Postassistent Steffens
von Hamburg nach Büchen.
Großherzogtümer Medftenburg.
FESchönberg, 11. Febr. Das seit Sonntas
vermißbte Dienstmädchen ist von der Polizei in
Luabed ermittelt. Es scheint einen überaus leichtsinnigen
Tharakter zu haben; denn nachdem es die Nacht auf
Montag weder im Elternhause noch bei der Dienstherr⸗
chaft zugebracht hatte, begab es sich zu Fuß nach Selms⸗
orf, verweilte hier einen Tag unter dem Vorgeben, von
einer Herrschaft einen dreitägigen Urlaub erhalten zu haben,
zei Bekannten und setzte dann seine Reise nach Lübed
ort. Es soll nicht das erste Mal sein, daß es mehrere
Tage verschwunden war. — Ein Gemeindeabend soll
dienstag in Selmsdorf veranstaltet werden. Als Redner
st Propst Ahlers vom Domhof gewonnen. — Der ge—
neinnätzlge Verein in Carlow hatte im letzten
Jahre eine Einnahme von 335 M, die Ausgabe betrug
1770 M. In den Vorstand wurden Vizeschulze Holst, Land⸗
eiter Hinzelmann, Tischlermeisser Horstnann und Kaufmann
Wieck neu gewählt. Der Verein hat sich bereits sehr
erdient gemacht. So wird in diesem Jahre ein Turnplatz
ür die Schule eingerichtet, es werden Fußbankete angelegt
und Wege gebessert. Der Antrag, mit dem Ferkelmarkt
zIm Oktober einen gröheren Viehmarkt zu verbinden, soll
n Erwägung gezogen werden.
Luftschiffahrt.
Todessturz zweier Fiieger. Der tödliche Unfall der
Apiatiker Jules Noel und dessen Schülers de la Torre
im Donnerstag ist, wie der B. L.A. aus Paris meldet, auf
in Mißlingen des Gleitabstieges zurückzuführen.
Der Apparat, ein Zweidecker von der Mili'ärtype“, so er⸗
ärte der Konstrukteur Sommer, „flog bereits eine Stunde
ang in 150 m Höhe, als Noel nach einer kurzen Wen—
vung den Motor abstellte und einen steilen Gleitflug be—
zann. Ich nahm rasch eine Photogravhie des waghalsigen
Manzvers auf. Kaum hatte ich die Augen wieder erhoben,
so artete der Gleitflug in einen jähen Sturz?
aus, und der Zweidecker zerschellste am Boden. Noel war
ofort tot, de la Torre röchelte noch zwei Minuten und ver—
chied dann ebenfalls. Beide haten sich den Schädel ge—
brochen.“ Noel, der 32 Jahre zählte und aus Nancy
tammte, erwarb erst im Dezember sein Pilo endiplom, de la
77 war seit kurzem Zögling der Sommerschen Flieger⸗
chule.
Daͤt Leichtinger Ballonhalle, die bekanntlich dem im vorigen
Sommer verunglückten Lenkballon „Erbslöh“ diente, wird,
wie der B. L.A. aus Düscldorf meidet, demnächjt einen
ieuen Lenkballon, enweder vom Parseval- oder Ssemens⸗
Schuckert-Typ. aufnehmen. Es schweben gegenwärlig Unter—⸗
zandlungen wegen der Gasversorgung. Dee Rheinisch-West—
älisches Motorluftschiffgesellschaft beabsichtigt ihre Ver—
chmelzung mit einer oder mehreren anderen Lutschifsfahrts—
gesellschaften.
Die Taufe des Expediltonskuf.schifses „Suchard““ wird
Mittwoch den 15. Febr. mittags 12 Uhr, vor einem
geladenen Publikum in der Luftschisfhalle des B. M. L. in
Kiel von der Prinzessin Seinrich v. Preußen vollzogen
werden.
Parsevalfahrten in Kilel. Das Präsidium des Vereins
Ur Motorluftschiffahrt in der Nordmark beschloß, für die
Barsevalfahrten im laufenden Jahre die 2. Hälfte
des Sentember in Mussichtt zu nehmen.
Ordonnanzritte 1870,71. t
(Fortsetzung.)
Wenn der 6. Januar ein klarer, sonniger Wintertag ge⸗
wesen war, so trat jetzt ein Wetterumschwung ein. Schon in der
sacht zum 7. regnete es stark, die Wege tauten auf und
vurden weich. Als die Division am frühen Morgen den
VBormarsch antrat, hüllte dichter Nebel die ganze Gegend ein
ind verhinderte jede Uebersicht. Wir waren allein auf unsere
karten angewiesen, und diese bestanden im wesentlichen nur in
den aus der Heimat nachgesandten Umdrücken einer in ziemlich
leinem Maßstab ausgeführten Uebersichtskarte. Es war des—⸗
halb stets große Nachfrage nach den guten französischen Ge—
neralstabskarten in den Quartieren. Es gelang aber nicht oft,
olche zu bekommen. Mein erster Gang war jedesmal in die
Schullokale; dort habe ich öfters Departements- oder Aron—
issementskarten von der Wand heruntergenommen und zu⸗
ammengefaltet. Nur reichten diese sonst recht guten Gelände—
darstellungen nie über die Departements⸗ ꝛc. Grenzen hinaus
und ließen einen deshalb oft gerade dann im Stich. wenn
nan sie am notwendigsten gebrauchte.
Naturlich wurde der Marsch am 7. in voller Kriegsglie—
erung angetreten. Um 8124 Uhr setzte sich von Busloup (drei⸗
viertel Meilen wesilich Freteval) aus die Avantgarde unter
seneral Beyer von Karger, der das Kommando der 36. In—
anterie⸗Brigade für den vor Metz verstorbenen General von
Below übernommen hatte, in Bewegung: Husarenregiment 16,
vᷣrenadierregiment 11, Jägerbatailson 9, 2. leichte und 2. schwere
Batterie. General v. Wrangel ritt mit uns ganz vorne beim
Bortrupp. Ab und zu hellte der Nebel etwas auf, dann
enlte sich wieder dichter Schleier zur Erde, manchmal rieselte
einer Staubregen hernieder. Wir marschierten durch mehrere
dörfer, ohne etwas vom Feinde zu hören, — sehen konnte
nan keine 50 Schritt. Gegen 1024 Uhr fielen bei der Spitze
inige Schusse; dann hörten wir lebhaftes Feuer. Der Vor—
rupp löste sich zur Schützenlinie auf und ging cechts und
inls der Chaussee vor. Das Feuer wurde lebhafter, das
vorderste Bataillon marschierte zur Linie rechts von der Straße
wuf. Wir hielten unmittelbar bei ihm. Von vorn pfiffen
—A
Ktöpfe hinweg. Zu sehen war nichts. Nicht weit von uns
ahen wir einen Grenadier aus der Linie der 1Ier Kehrt
nachen und zurückgehen. Mit einigen Galoppsprüngen war
kxzellenz Wrangel bei ihm. „Wo willst du hin?“ „Exzellenz,
hy habe keine Patronen.“ „Willst du elender Kerl mal wieder
intreten? Wenn du Lump dir keine Patronen hast geben
assen, bleibst du so in der Front!“ In diesem Augenblick
raf ein Geschoh den Mann, ich g!aube, in den Arm. Dies mal
zatte das Schichsal wirklich den Richtigen herausgefunden.
Nun war auch das nächste Nataillon herangekommen und
narschierte links der Straße auf, wãhrend das dann folgende
,ie linke Flanle des Gegners suchen sollte. Nun ging eine
ichte Schũtzenlinie rechts und lints neben der Chaussee vor und
erschwand nach wenigen Minuten im Nebel, aus dem dann ein
eftiges Geknalle ertönte. Wir hielten links von der Chaussee.
dach einer Weile sagte mir Exrzellenz: „Reiten Sie mal vor
ind sehen zu, was vorne los ist; namentlich ob das Bataillon
rechts die Flanke des Feindes hat.“ Gerade, als ich mich
n Galopp gesetzt hatte, hörte ich hinter mir Marklowskis
ztimme rufen: „Sie sollen hier bleiben; ich soll reiten.“
zch dachte, du kannst lange rufen; jetzt bin ich im Gange und
abe nichts gehört. Ich merkte wohl, wie er hinter mir her
aloppierte, aber schon im nächsten Weinberg gab er auf dem
olprigen Boden zwischen den Weinstöcken das Rennen ouf,
ch war in einigen langen Sprüngen auf der Chaussee, und
a ich so schön im Schuß war, nahm ich mir vor, so lange
»arin zu bleiben, bis ich auch wirklich etwas zu melden fände.
Zald war ich auf der Chaussee fortreitend bei unseren in den
debel hineinfeuernden Schützen vorbei gekommen und nach
iner kleinen Weile tauchte plötzlich aus dem Schwaden eine
zruppe französischer Reiter auf, die auf der Landstraße hielten.
Bir machten wohl beiderseits sehr erstaunte Gesichter, und
achdem wir uns eine kleine Weile aus nächster Nähe be—
rachtet hatten, machte ich Kehrt, verschwand im Nebel und
og von der Chaussee ab, hielt mich aber dicht neben ihr, um
iicht den Wlern vor die Flinten zu kommen. Dann machte
ch einen großen Bogen um die feuernden Schützen, fand das
Imgehungsbataillon im Marsch und konnte nun wenigstens
nelden, wo die Franzosen ungefähr standen und daß die Sach⸗
rogrammogemäh im Gatoe setf
— —
Jetzt hörten wir auch von lints her sañeßen. Das mußte
das 3. Korps sein. Unsere Ler setzten sich in Bewegung. Der
Feind ging anscheinend zurück, dem das Schießen hörte vorn
mus. Die Franzosen setzten sich noch einmal an den Ostrand
des eine kleine Strecde entfernten Ortes Epuisay, gaben aber
den Widerstand bald auf und zogen ab, gefolgt von den Lern
und den gleichzeitig von links eindringenden Schützen des zum
3. Korps gehörenden Regiments 64. Als wir aus Epuisan
ruuf der anderen Seite wieder herausritten, kam von rudwärts
ßeneral v. Manstein und von links, von Vendome her, der uns
on Verneville bekannte Kommandierende des 3. Korps, Ge⸗
ieral v. Alvensleben II. Nach kurzer Verhandlung zwischen
den Generälen mußten wir in Verjsolg der Befehle des Prinzen
bas ganze 3. Korps vorbei lassen. Wir hörten bald vorne
ebhaftes Gefecht, muhten uins aber mit dem Zuhören be—
znügen, eine Rolle, die uns wenig gefiel.
Während dessen machte ich Quartier für uns, fand aber
m der Stelle, wo auf der Karte der Name des dem Divisions⸗
ttabe zugewiesenen Ortes stand, nur ein paar erbärmliche
Zatenhäuser. Was half es? Das eine erhielt Exzellenz mit
Bedienung, in dem zweiten richteten wir anderen Offiziere
uns ein. Unsere Bagagen kamen erst in der Nacht an. Als
zegen 4 Uhr das Gefecht vorn aufgehört hatte, besah sich
kxzellenz sein Quartier. Er murrte nicht; aber gls ich gegen
Abend mich bei ihm meldete, um zu fragen, ob noch etwas
u erledigen sei, sagte er, es würde ganz gut gehen, nur die
ilte Großmutter sei nicht aus jeinem Zimmer, dem einzigen
es Hauses, zu entfernen. Er tönne ihr Patois nicht ver⸗
tehen, habe nur so viel herausgehört, daß sie erklärt habe,
edenfalls in dem vorhandenen einzigen Bett schlafen zu wollen;
venn er auch Anspruch darauf erhebe, gut, das Bett sei groß
Jenug für sie beide. Ich solle ihm die alte Dame vom Hals⸗
chaffen.
Das war eher gesagt, als getan; die Alte übergoß uns
nit einer Flut umnverständlicher Dauerreden. Erst als ich nach
»em Beispiel Lieler schlauer Leute in Orlsans, die sich vi—
kinguartierung vom Halse halten wollten, erklääͤrie, der Generoi
ei schwer krank und habe wahrscheinlich die Pocken, verzichtete
ie auf ihren Bettolatz und verschwand keifend
(Fortsekung fosat“