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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Faminenfreund
Imtsblatt der freien und Hansestadt Lübeck 61. Jahreer hachrichten für das etzogtum Tauendurg. die
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Morgen⸗Blatt Ur. 76.
Ausge
(Große Ausgabe) Sonnabend, den U. Februar 191.
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Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt
uns die Feuilletonbeilage „Der Familienfreund“.
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Umfang der heutio Num 8 Se.
ihre beruflichen Erfachrungen der Allgemeinheit
nutzbar machen. Doch ergibt sich aus dem Wesen des öffent—
lichen Dienstes und der Stellung der Beamten, daß die Frei—
heit der politischen Betätigung nicht unbegrenzt
ein kann, vielmehr dem Beamten wie seiner qmtlichen und
einer grußeramtlichen Führung überpaupt, so auch hier ge—
visse Schranken geboten sind. Diese Schranken sind bedingt
zurch die gesetzliche Beamtenpflicht, durch die Pflicht der ge—
vissenhaften Wahrnehmung des Amtes, durch die Amtsver⸗
chwiegenheit, die Treue gegenüber dem König und der Ver—
assung.“
In der Hauptsache also kommt die Erörterung des
Themas, wie sie eben auch Abgeordneter Bede in leinen
esselnden Sätzen bietet, auf eine neue, aus der fortschrei—
enden Entwidlungvonselbstsichergebende Um—
renzung der leicht ineinander greifenden
Ztaats- und Beamteninteressen hinaus. Wähe
tend aber die anderweitig beliebte Absteckung dieser Grenzen
inter Umständen einen Pflichten- oder Interessen—
onflikt herbeiführen kann, ihn vielleicht auch gat nicht zu
»ermeiden bestrebt ist, darf von den Beckschen Direktiven
gefagt werden, daß sie denmn Beamten wie seinem
Iuftraggeber, dem Staat, zur Förderung dienen.
— — —
terung der Fleischeinfuhr erstreckt, daß hingegen die Re—⸗
gierung sich keineswegs der Erwägung verschließt, ob durch
andere Mittel die Schäden der Fleischteuerung deseitigt oder
verringert werden lönnen.“
In der erwähnten Sitzung des Reichstags hatte der Land⸗
virtschaftsminister sich dahin geäußert, daß für die Steigerung
zer Fleischpreise (abgesehen von sonstigen Gründen) u. a. in
Betracht kommen: der Zwischenhandel, der Einfluß
des Viehkommissionärs auf die Beschickung der Märlte,
die finanzielle Abhängigkeit des größten Teiles der Metzger
und Fleischer von den großen Import- und Kommissions—
ftirnen. Die Handelskammer weist nun nach, daß
sene Behauptungen unbegründet sind, und be—
tont, daß durch diese Beweisführung verhütet werde, daß die
zffentliche Aufmerksamkeit von den wirksamen
Maßregelngegen die Fleischteuerung abgelenkt
—A
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nichtamtlicher Teil.
Beamter und Staatsbürger.
N. Lübeck, 11. Febr.
In einem kürzlich in Berlin gehaltenen Vortrage hat der
nationalliberale Reichsstagsabgeordnete, Geh. Regierungsrat
Bed⸗Heidelberg die staatsbürgerliche Stellung des
Beamten, die Rechte und Pflichten des im öffentlichen Dienste
stehenden Staatsbürgers unter Bezugnahme auf die Strömungen
und Bewegungen der modernen Entwiclung behandelt. Es wird
jJeute ja nicht mehr verkannt, daß sich auch hier eine grund⸗-
regende Aenderung gegen die Auffassungen aus der
Väterzeit vollzogen hat. Das patriarchalische Ver⸗
hältnis zwischen Beamten und Verwaltung, wie
es ehedem bestand, ist verschwunden und es gehört für
den Beamten, der mit seiner Zeit leben will und soll, ein her—
vorragendes Maß von Takt und Amsicht dazu, gleichwohl die
besonderen Rückssichten zu üben, die ihm der übernommene
Psflichtenkreis auferlegt. Die Schwierigkeiten dieser Lage
des heutigen Beamtentums werden zum Teil und nicht selten
vermehrt durch die politische Umwerbung. Es
ijst dies eine Umwerbung, die wie gewisse Vorgänge der letzten
zeit zeigten, leider nicht immer gewillt ist, das Grenzgebiet
„wischen Beamtenpflicht und Staatsbüraee *
u respektieren.
Darum ist es zweifellos verdienstlich ebenso aber auch im
besten Sinne „zeitgemäß“, wenn Geheimrat Bedck in dem ein—
gangs erwähnten Vortrage Gelegenheit genommen hat, die
immerhin delikate Materie erschöpfend und freimütig zu er—
örtern. Der nationalliberale Politiker hat hier in takt—
voller Würdigung der beiderseitigen, der staat—
lichen und beamtliche Interessensphäre eine Art
Richtlinie vorgezeichnet, bei deren Einhaltung nicht
nur das, man kann wobl sagen: nach dem heutigen Empfinden
wesentlich erweiterte Staatsbürgerrecht des öffentlichen
Beamten auf seine Rechnung kommt, wie andererseits auch
die gegen früher ebenfalls modifizierten Ansprüche des Staats
an seine Angestellten. Geheimrat Bed hat sich im ganzen etwa
auf den Standpunkt gestellt, welchen vor kurzem der gewiß frei—
heitlich denkende württembergische Ministerpräsi—
dent zu der Frage der politischen Betätigung der Beamten
mit der Erklärung einnahm: „Es kann der Regierungnur
erwünscht sein, wenn Mämer, die in ihrem Berufe ein
sffentliches Amt ausüben, sich auch außerhalb ihres Be—
eufes am politischen Leben beteiligen und dabei
5 —·—
Kunst und Wissenschaft.
Neue Erwerbungen der Stadtbibliothek.
Januar 10911.
Blätter, Alldeutsche, her. vom Alldeutschen Verbande, Ig. 21.
Maina 1911.
Blätter, Historisch-Biographische. Der Staat Lübeck Lief. 1257.
Berlin 1906/10.
Boehn, M. von, Guido Reni. Bielefeld u. Leipzig 1910.
Larnegie, Andrew, Kaufmanns Herrschgewalt. 4. A.
Leipzig 1910.
Sichendorff, J. v. Sämtl. Werke, her. v.
* eeg Inn h Kosch u. Sauer,
woldschmidt, P. in i
—B6 P., Berlin in Geschichte und Gegenwart.
Bbzrimm, Brüder, Deuische Märchen, her. v. i
—** — chen, h M. Thilo Luyken.
vandwörterbuch der Staatswissenschaften, her. p. Conrad, Lexis
A. * 6. Jena 19011.
Hanserecesse von 1477 1530, bearb. von Dietrich Schäfer und
J Friedr. Techen, Bd. 8. Leipzig 1910. b Scaf
darden, M. Köpfe, 24. A. Berlin 1010.
dume, D. Trabktat über die menschliche Natur, T. II, her.
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Kolonien, Die Deutschen, her. d. Kurd Schwabe u. a., Bd. J.
Berlin 1910.
Luther, Mart. Werke, Kritische Gesamtausgabe. Bd. 30,
Abt. J u. 3, Bd. 41. Weimar 1910.
Neugebauer, Rud., u. Jul. Orendi, Handbuch der Orien⸗
talischen Teppichkunde. Leipzig 1909.
Novelle, Die Mittelhochdeutsche, vom Studentenabenteuer, her.
o?r Fin Stehmann. Berlin 1909.
wald, W., Grundriß der Kolloidchemie, 2. A. 1. Hälfte.
Dresden 1911. b Salfte
nudolph, Th., Die niederländischen Kolonien der Altmark
im 12. Ih. Berlin 1889.
Bhilippovich, E. v., Die Entwicklung der wirtschaftst
oolitischen Ideen im 19. Ih. Tübingen 1910.
Sopert, HSerm., Helmut Harringa. 2. A. Dresden 1911.
n 3 J.
Erhebungen über Nachhilfeunterricht an
Bolksschuler
ollen auf Anordnung des preußischen Unterrichtsministers in
ämtlichen Regierungsbezirken angestellt werden. In dem Mi—
nisterialerlaß heißt es:
„Es ist in einigen Bezirken die Einrichtung getroffen
worden, zur Verminderung der in den einzelnen Klassen der
Volksschule zurückbleibenden Kinder solche Schüler, die sich
srät und langsam entwickeln oder durch Krankheit und sonstige
ungünstige Verhältnisse an der rechtzeitigen Versetung be—
hindert werden, durch Nachhilfestunden von seiten der
Schule regelmähßig zu fördern. Insbesondere werden in
der Aufnahmeklasse mehrfach wöchentlich 2 Stunden oder
1Halbstunden Nachhilfe in Deutsch und Rechnen erteilt. Es
st mir erwünscht zu erfahren, ob Versuche dieser oder ähnlichet
Art in Schulen des dorligen Bezirks (bezw. in den Seminar—
ibungsschulen) angestellt werden. Bejahendenfalls ist mir
iber die Art und Weise und Ausdehnung dieser Veran—
taltungen sowie über die dabei gemachten Erfahrungen zu
zerichten. Hierbei ist insbesondere anzugeben, wie viele
Wochenstunden dafür in Anspruch genommen werden, wie
diese Stunden in den Stundenplan eingeordnet sind, ob bei
den beteiligten Kindern durch die vermehrte Siundenzahl Er⸗
müdung hervorgerufen wird und ob für die nicht bereiligten
Schaler sich Nachteile bemerkbar gemacht haben.“
Inland und Ausland.
Deulsches Reich.
Budgetlommissien des Reichslages. Die Resolution des
Zentrums betreffend deie Befreiung Militärpflichtiger vomn al⸗—
iven Dienst aus Billigkeitsgründen wird angenommen. Die von
fortschrittlicher Seite beantragte Resoluiton, bei Besetzung mili—
—
Darektionsweodhfer am Staditheater in Freiburg i. B.? Der
Oberregisseur der Munchener Hosschauspiele, Dr. Kilian;
rüher am Hofltheater in Karlsruhe, ein geb. Badener,
zat einen Ruf als Direktor des neuerbauten Stadttheaters
n Freiburg (Breisgau) unter günstigsten Bedingungen er⸗
halten.
Der Affe im „Roscukavalier“. Einen eigenartigen Mit—
virkenden hat die Munchener Auflührung des „Rosen⸗
avalier“ gebracht. Die Intendanz hatte nämlich für dies⸗
omische Oper einen Asfen angekauft, der im großen Re—
suisitenzimmer des Theaters untergebracht ist und sich der
iebevollsten Pflege erfreut. Peter, das ist sein Namé
iin putziges, graues Kerlchen, ist immer zum Ulk auf.
elegt; er ist sehr zahm und gibt jedem die Hand in
reundlichster Weise. Der Darsteller des Tierhändlers im
Stücke hat Peter im ersten Aktt auf die Bühne zu bringen,
und auch hier beträgt sich der Affe durchaus gesittet und
anständig.
Das Mannuheimer Hof heater geht, soweit es die Oper
betrifft, einer unerfreulichen Zukunft entgegen, denn es
wird ein Massenwechsel im Personal eintreten, der zum
Teil die ersten und besten Kräfte umfaßt. Bekanntlich
geht der Seldentenor, Vogelstrom, im nächsten Jahre
an die Hosoper nach Dresden. Jetzt ist nun auch vie
Primadonna, Frau Sakgren⸗Waagas, unter glämenden
Bedingungen an die Berliner Hofoper verpflichtet worden.
Auch Frl. Betty Schubert vird das Hostheater ver—
assen. Ferner ist Frau Rose Kleinert nach Dresden,
der Heldenbariton Baähling nach Mäünchen und SFert
Logonny nach Italien verpflichtet worden. Außerdem wird
auch Herr Decer aus dem Verbande des Hosfrcheaters
cheiden.
Das 200. Jubilãtems longert des Richerd-Wagner-⸗Vereins
n Plauen, eines der größten Wagner-Vereine Deutschlands,
im 21. Febr. wird eins der glänzendsten, aber wohl auch
ostspieligsten Konzerte des Vereins werden. Generalmusif.
irektor Geh. Hofrat Ernst Edler v. Schuch von der
Dresdener Hofoper ist für die Leitung der mitwirkenden
cädtischen Kapelle aus Chemnitz und als Sorist der Stlocan⸗
enor der Dresdener Hosozer, Joh. Sembach, gewonnen.
die Berliner Handelskammer gegen die
Fleischteuerung.
Das Gutachten der Berliner Handelskaämmer gegen die
Fleischteuerung ist nunmehr fertiggestellt und den maßgeben—
den Stellen unterbreitet wordene Es heißt darin;?
„Nachdem eine Reihe deutscher Bundesstaaten Schritte
zur Erleichterung der Einfuhr ausländischen
Viehs getan, und damit dies Miittel als tauglich zur Mil—
derung der Fleischteuerung anerkannt hat, muß es auffällig
richeinen, daß das Beispiel auf Preußen ohne jede Einwir—
ung bleibt. Nur zwei Möglichkeiten sind gegeben: ent—
weder ist die Maßregel berechtigt — dann liegt
rein Grund vor, daß Preußen dem Vorgehen sich versagt,
oder sie läßt sich nicht begründen — dann ist es
inverständlich, warum die Reichsregierung ihre Zustimmung
rteilt hat. Eine unterschiedliche Behandlung der Frage ließe
ich nur rechtfertigen, wenn die Verhältnifse in
Freußen wesentlich anders lägen als in
ZßZayern, Württemberg, Baden, Elsaß-Loth—
ingen, Sachsen usw. Obwohl dies unseres Erachtens
richt der Fall ist, hat die preußische Regierung bisher
wuf ihrer ablehnenden Haltung beharrt. Indes glauben wir
rus den Worten, die der Vertreter der Regierung in der
ZSitzung des Reichstags vom 23. November v. J. gesprochen
at, entnehmen zu dürfen, daß diese ablehnende Haltung sich
iediglich auf die Zulafsung ausländischen Viehs und Erleich—
— — T J —
Raabe, W., Gutmanns Reisen, 2. A. Berlin 1909.
Zammlung maltechnischer Schriften, Bd. 1153. München 1906
bis 1908.
ZSwedenborg, E., Opera Poetica. Upsala 1910.
Texte, Deutsche des Mittelalters, her. v. d. Kgl. Preuß.
Akademie der Wissenschaften. Bd. 11 u. 21. Berlin 1910.
—————
Ende der städtischen Regie in Kiel. Der neuen
dheatervorlage hat der Kieler Magistrat zuge—
timmt. Nach eingehender Prüfung aller Umstände erblickt
er Magistrat in diesen Vorschlägen eine Lösung, die sowohl
en künstlerischen Interessen, wie den finanziellen Anfordeb
rungen nach Möglichkeit gerecht wird.
d. „Mein erlauchter Ahnherr“, Lustspiel von Alfred
5chmieden, hatte im Deutschen Theater, dessen Direktor
der Verfasser ist, einen sehr starken Heiterkeitserfolg. Das
Stück, das von liebenswürdiger Harmlosigkeit, ungezwungenem
humor und geschicktem Aufbau ist, wird wohl sJeinen Weg
iber viele Bühnen machen. Es stellt in den Mittelpunkt der
»rolligen Handlung einen Serenissimus, dem an der Ehren⸗
ettung seines als „Anno der Faule“ in der Geschichte fort—
ebenden Ahnherrn gelegen ist. Diese Ehrenrettung soll in
zer Form eines Dramas erfolgen, das Serenissimus schreibt,
ils dessen Verfasser aber ein Lehrer gilt. Kurz vor der Auf—
ührung muß Herzog Anno verreisen und inzwischen machen
ie Primaner des Gymnasiums, im Siucd als Statisten ver⸗
vendet, den Regisseur darauf aufmerksam, daß Anno der
Faule hier in einem blamabel unhistorischen Lichte geschildert
verde. und der Lehrer, der vermeintliche Autor, muß än⸗
ern und tut es so geschidt. daß Serenissimi Stüchk in Serenissimi
zoftheater glänzend durchfällt. Doch Ende gut, alles gut:
der Intendant verlobt sich mit einer Hofschauspielerin, die
u Unrecht bei der Herzogin im Verdacht zarter Beziehungen
‚um Herzog stand.
Ur⸗ und Erftaufflihrungern. Die letzte Neuheit der diesen
Winter besonders fleißigen Wiener Volksoper war die
eutsche Uraufführung der dreiaktigen komischen Oper
Kapitän Fratcassa“ von Mario Costa. Sie hatte nur
näßigen Erfolg.