Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe A. 
Abend⸗Blatt Ur. 75. 
C.X. 300 Mill.onen Rattenschaden in einem Jahr. In der 
Londoner Guild Hall hat das englische königliche Ge— 
undheitsamt eine Sitzung abgehalten, die sich mit der 
kattenplage beschäftigte. In einzelnen Grafschaften ist die 
Zahl der Ratten in den letzten Monaten so gewaltig ange— 
vachsen, daß ein regelrechter Krieg gegen die gesräßigen 
Nagetiere eröffnet worden ist. Allein im der Zentral⸗ 
narkthalle sind im vergangenen Jahre Tausende von Ratten 
gefangen worden, und die Behörden haben einen Preis 
sar jedes getötete Tier ausgesetzt. Auf Grund sorgfältiger 
tatistischer Berechnungen hat man festzustellen gesucht, wie 
hoch sich der Schaden beläuft, den Großbritannien alliährlich 
durch die Ratten erleidet. Es hat sich gezeigt, daß die 
schaädlichen Tiere besonders unter den Getreidevorräten furcht⸗ 
har aufräumen; um sich zu ernähren, braucht die Ratte 
durchschnittlich Ar mehr als zwei Pfennige Korn am Tage; 
da das Seer der Natten in England aber nach Milliarden 
ählt, muß der dem Lande zugefäagte Schaden auf iährlich 
rund 300 Millionen Mugeschätzt werden. Bei Ausrottung 
der Nagetiere könnten durch Verringerung der Getreide 
einfuhr Dutzende von Millionen gespart werden. 
C.K. Ein rumãnisches Lourdes. Alljährlich an einem be—⸗ 
timmten Tage strömen Tausende von gläubigen Rumänen 
iach dem Dorse Frasinet-Ciocarlan, um in der Nähe dieses 
dourdes des Balkan eine Nacht auf der wunderkräfligen 
xëbene zwischen Gräsern und Sträuchern zu schlasen. Denn 
— —— 
zeilen. Nach langen Gebeten und Zeremonien legen sich 
hie Pilger im Freien schlafen, bedechen das Haupt mit 
Blättern und Sträuchern und stellen neben sich eine Wasser⸗ 
chüssel auf. Wenn zu Sonnenaufgang grüne Blätter ins 
Wasser gefallen sind, so ist die Heilung gelungen, hat aber 
der Morgenwind welke Blätter in die Schüssel gestreut, 
so weik der Heilung Suchende, daß die Stunde seiner Er— 
lösung noch nicht geschlagen hat. 
Amtlicher Meldung aus Breslau zu'solge ist wegen 
Schneeverwehung der Verkehr auf der Strecke Nustadt⸗ 
Gogolin sowie auf der Kleinbahn Groß-Peterwitz-Kalscher vor⸗ 
aussichtlich auf drei Tage desperrt, ebenso ist der Verkehr 
auf fast sämtlichen Staatsbahnen Galiziens gesperrt. 
In der Nähe des Epizentrums des jüng en Erdbebens 
hildete sich zwischen Aulie-Ata und Pischpek (Turkestan) parallel 
der Kette des Alexandergeb'rges eine 50 Kilometer lange und 
etwa 9 Meter breite Erdspalte. 
Pest und Cholera. 
St. Petersburg, 10. Feor. Nach einem Bericht de— 
Bouverneurs von Pensa ist gestern früh in einem von 
Sibirien ankommenden Zuge ein pestverdäch!iger Kranker ent— 
dedt worden. Der Waggon mit dem Kranlen und fünf 
andere Waggons, in denen sich 124 Arbeiter befanden, die 
mit dem Kranken in Berührung gekommen waren, wurden 
rußerhalb der Station von Militärposten isoliert. Der Er—⸗ 
rrankte kam aus dem Küstengebiet und hatte während des 
Aufenthaltes in Charbin den Waggon niht verlassen. Eine 
nikrossopische Untersuchung ist vorgenommen worden. 
Aus Charbin wird gemeldet: In Hulianfu, dem 
Industriezentrum, demolierte das Volk zusammen mit den 
Thungusen alle großen Geschäfte. Der Grund ist in der Auf⸗ 
blehnung gegen die sanitären Maßnahmen zu 
uchen. Chinesisches Militär ist abgegangen, um die Revolte 
nieder zu schlagen. — Mittwoch sind 30 Chinesen und eir 
kEuropäer an der Pest gestorben. 
Totio, 10. Febr. Nach einem Bericht des russischen 
Konsuls in Dairen ist dort die Pest erloschen. Wie 
berlautet, ist in Wi⸗Dschu unter den Koreanern die Pesi 
ausgebrochen. 
Konstantinopel, 10. Febrt. Wie der Kriegsminister 
mitteilt, erkrankten seit einer Woche 800 Mann von den in 
Jemen befindlichen Truppven an Cholera. 
Aus den Nachbargebieten. 
Sanjestãdie. an 
Cuxhaven, 10. Febr. Der norwegische Dampfer 
Smaragd“ traf Mittwoch nachmittaa um 5 Uhr von 
en im Neuen Hafen ein, landete 700 Kisten Seringe. 
ie freihaͤndig verkauft wurden, und 23 Kisten mit 10 000 Pfd. 
— dampfte abends nach Hamburg weiter. Die 
Ware fand zu guten Preisen flotten Absakz. 
Schles wig⸗ Holstein. 
Flensburg, 10. Febr. Ein Milchverkaufsverein 
grat hier heute in Tätigkeit. um einer Erhöhung der Milch⸗ 
zreise entgegenzuwirlen. Von dem heutigen Tage an werden 
ach einem vertraglichen Abschluß täglich bis zu 10000 Liter 
Follmüch und 500 Liter Rahm aus Dänemark geliefert. Die 
nicht verkaufte Milch wird in der eigenen Meierei in dern 
darrisleer Straße zu Butter verarbeitet. Die Vollmilch wird 
nit 16 Pf. frei ins Haus gebracht, in den Verkaufsräumen 
soll sie für 15 Pf. erhältlich sein. 
Uetersen, 10. Febt. Der Provinzigalverbands— 
sag plattdeutscher Vereine Schleswig-Holsteins findet 
im 6. und 7. Mai hier statt. 
Schleswig, 10. Febr. Die akute spinale 
inderlähmung tritt nun auch epidemisch im Regierungs⸗ 
vezirk Schleswig auf. Infolgedessen werden für diesen Bezirk 
zurch einen Erlaß des Kultusministers vom 6. Febr. auf Grund 
zer Vorschriften der 88 5, 7 und 11 des Gesetzes betr. die 
Belämpfung übertragbarer Krankheiten vom 28. Aug. 1905 
die in den 88 1 bis 4 und 6 As. 1 enthaltenen Be— 
timmungen bis auf weiteres ausgedehnt. — Besitzwechsel. 
Zofbesitzer Hans Kröger, Süderdeich, verkaufte seinen 32 Morgen 
großen Hof an Cl. Starck, Reinsbüttel, und Meiei, Büsum, für 
1441600 M. — dDie Eutiner Parzellanten R. Rühlicke und 
A. Knoop kauften den 31 Hektar großen Besitz von Hinz, 
Zchlagsdorf a. Fehmarn. für 105 000 M, sie wollen ihn 
zarzellieren. 
wroßherzo aamer Medlenburg. 
gsß Grevesmühlen, 10. Febr. Die erste Wald 
schnepfe Keferte in diesem Jahre Reviergehilfe Meyer, Gostorf, 
in die großherzogliche Küche in Schwerin. 
——Schoͤnberg, 10. Febr. Spurlos verschwun⸗ 
ben ist seit Sonntag ein 16jähriges Mädchen, das hier im 
dienst stand. Es verließ am Sonntag nachmittag das HSaus, 
im sich zu seinen hier wohnenden Eltern zu begeben. Bei 
esen ist es auch mehrere Stunden gewesen, kehrte aber 
licht wieder in seinen Dienst zuruck. Gegen 6 Uhr nach- 
mittags ist es zuletzt auf dem Bahnhofe gesehen. 
Schwerin, 10. Febr. Schrekenstat eines 
5eistesschwachen. Der schwachsinnige 16fährige Sohn 
iner Witwe in Sternberg überfiel plötzlich seine Mutter, rihß 
zr ein Ohr ab, brach ihren Arm zweimal, das Bein einmal 
würgte sie, so dah an ihrem Aufkommen gezweifelt 
ird. 
Luftschiffahrt. 
Im Luftschiff über den Ozean. Die Montage des Luft⸗ 
chiffes „Suchard“ der transatlantischen Flugexpedition wird 
n der Kieler Luftschiffhalle mit Eifer betrieben. In nächster 
Poche wird das Eintreffen der in Vegesack gebauten Gondel, 
ie bekanntlich als Motorboot eingerichtet ist, erwartet. Zur 
Ibhaltung von Probefahrten in Kiel stehen etwa 14 Tage 
ur Verfügung. Im März soll das Luftschiff von St. Vin⸗ 
ent auf den Capperdischen Inseln die Fahrt üUber den Ozean 
mtreten. Als Reisedauer sind fünf Tage in Aussicht ge—⸗ 
sommen. An der Fahrt im Luftschiff über den Ozean werden 
oraussichtlich sechs Personen teilnehmen, und zwar Direktor 
zrucker, Dr. Gans-Fabrice, der Kustos der meteorologischen 
zentralstaion in München Dr. Alt, Korv.-Kapt. a. D. Fried⸗ 
ünder, Kiel, Hauptmann Jördens, der vor einiger Zeit die 
freiballonfahrt von Augsburg über die Nordsee nach Schott⸗ 
and machte, auf der sein Begleiter ertrank. und Ingenieur 
Müller-Peysenberg. 
Lauenburg. 
h Ratzeburg, 10. Febr. Der Lanbtag für das 
Fürstentum Ratze burg wird Ende dieses Monats in 
Schönberg zusammentreten. Die Lehrer sehen mit hoff—⸗ 
rungsvollem Vertrauen diesem Tag entgegen und erwarten, 
daß dem Landtag eine Regierungsvorlage rechtzeitig zugehen 
wird, und ihre langgehegten Wünsche befriedigt werden. — 
Feuer entstand Donnerstag nachmittag in der Scheune des 
in der Vorstadt wohnenden Barbiers Müller. Bevor das 
Feuer die Nachbargebäude ergriff, waren die Löschanstalten 
nif der Brandstäite erschienen, und es gelang denselben, 
zas Feuer auf seinen Herd zu beschränken. — Das Eis 
hat bei dem Frostwetter in den leßten Tagen eine solche 
Stärke erreicht, daß sämtliche Eiskeller in der Stadt gefüllt 
verden konnten. Eine große Sorge ist dadurch von den auf 
kis angewiesenen Geschäftsleuten unserer Stadt gewichen. — 
der wegen Fahnenflucht zu einem Jahr Gefängnis 
verurteilte Jäger K. hat seine Strafe, nachdem das Urteil 
bestätigt worden ist. angetreten. — Die Besichtigung 
unseres Bataillons wird in den Tagen vom 14. bis 
18. Febr. stattfinden. — Die Maul- und Klauenseuche 
inter dem Rindvieh und den Schweinen ist im Kreise immer 
ioch nicht erloschen, man hofft, daß die Seuche keine größere 
lusdehnung annehmen wird, da die nötigen Polizeimak— 
egeln getroffen sind. 
F. Mölln, 10. Febr. Verkauft wurde das Grund⸗ 
tüchk des Oberroßarztes Wittig-Berlin, Hauptstraße, Ecke 
Jähnenstraße, an Friedhosswärter Drögemüller für 10 000 M. 
D. Schiphorst, 10 Febb. Ein seltener Ge— 
zsurtsfall ereignete sich hier. Es lamen zwei sonst normale 
Kinder weiblichen Geschlechts tot zur Welt, die nach Art der 
iamesischen Zwillinge zusammengewachsen waren, und zwar 
nit der Brust. Die Abnormität wurde der Unipersität zu 
KRiel übersandt. 
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Vermischtes. 
WMillionen Singrögel ersroren. Da den ganzen Herbst 
iber am Südabhang der waldbedeckten kaukasischen Berg⸗ 
Aücken überaus warmes Wetter herrschte, so hatten, wie 
ius Petersburg gemeldet wird, die meistsen Zugvögel aus 
vem Norden dort Halt gemacht. Als jetzt plötzlich eine 
ehr strenge Kälte und Schnmeestürme eintraten und sich die 
zögel retten wollten, war es zu spät. Die Bergabhänge 
ind die Ufer des Schwarzen Meeres sind mit Millionen 
leiner Vogelleichen, hauptsächlich von Finken, Säieglitzen, 
kotkehlchen und Fliegenschnappern, bededt. 
Siebzehn Jahre Gesängnis wegen Mädchenhandels. Aus 
Rewyork meldet der B. L.A.: Das verschärfte Ge— 
eß gegen den Mädchenhandel hat jetzt zum ersten 
MNale einen gewissen Samuel Rubin getroffen. Er wurde zu 
7 Jahren Gefängnis verurteilt, die bei guter Führung auf 
ehn Jahre ermäßigt werden können. 
Die Traßdie einer Artistenfamisse. Aus Paris meldet 
er B. L.⸗»A.: Die Witwe des Artisten Dambreville, der sich 
ieser Tage aus Not ertränkt hatte, um seiner hinterlassenen 
5rrau die Witwenpension zu verschaffen, hat vorgestern, wäh— 
end Dambreville beerdigt wurde, versucht, ihm in den Tod 
u folgen. Sie entzog sich für kurze Zeit der Aufsicht ihrer 
lngehörigen, und als man sie auffand, lag die Unglüdliche 
lutũberströmt und bewußtlos am Boden. Sie hatte ein 
jlaͤschchen Digitalis geleert und sich einen Schuß in die 
zchläfe geijagt. Der Schuß war indessen nicht tödlich, denn 
er Waffenhändler hatte, durch das verstörte Wesfen der 
täuferin besorgt gemacht, den Revolver nur mit blinden Pa⸗ 
onen geladen. Man glaubt, die unglückliche Witwe, die 
üher gleichfalls eine geschätzte Künstlerin war, am Leben 
rhalten zꝛu können 
Ordonnanzritte 1870/71. 
(Fortsetzung.) 
Der Gutsherr verlor kein Wort, das eine Bitte um Rüdsicht⸗ 
ahme bedeuten konnte; aber e. bat für ein altes Mütter⸗ 
ben, das um ihre magere Kuh wehklagte, die von einer 
meiner Patrouillen mitgenommen worden war. Mir war die 
nir dienstlich übertragene Rolle, sozusagen sen Räuberhaupt- 
nann spielen zu müssen, unsägrich zuwider; aber schließlich: 
Befehl ist Befehl, und unsere Leute konnten den Zuschuß zu der 
mnageren Magazinverpflegung auch gebrauchen. Ich freute mich 
mnerlich, als ich bei den Damen des Hauses einige Anerkennung 
u erbliden glaubte über meine Bereitwilligkeit, dem armen 
ranzösischen Weiblein ihr ganz vertrocnet aussehendes kleines 
Lierchen wieder zu ubergeben. Sie luden uns dann auch in 
flicher und verbindlicher Form zu Vische; aber so gern ich 
auf meinem alten Tischplatze saß, so kürzte ich doch unsern 
Aufenthalt ab, so sehr ich konnte. Ich war mir des unvor⸗ 
eilhasten Abstandes zwischen dem flotten Ordonnanzoffizler des 
johen Generals und dem jetzigen Kuhräuber mit seinen braven, 
ranstiefelbekleideten Zugführern zu voll bewußt, als daß ich 
anger als irgend notwendig die eseganten Salons des Schlosses 
nit unserer kaum willkommenen Anwesenheit zieren mochte. 
Am 5. und 6. Januar ging es weiter über Binas und 
Morée nach Freteval, wo am 14. und 15. Dezember die 
17. Division, insbesondere die 76er, so aufreibende und verlust⸗ 
reiche Stunden durchlebt und durchkämpft hatten. 
Das Wetter war rauh, die Quartiere in der ausqesogenen 
Segend sehr dürftig. 
Bei Freteval hatten wir den Loirfluh erreicht, der in 
ief eingeschnittenem, von steilen Rändern und bizarr geformten 
dohen eingefaßtem Tal wie ein rechter Gebirgsfluß flieht. 
Wir waren jetzt aus der flachen, weit übersichtlichen Lande 
chaft der Beauce heraus und befanden uns in der „Maine“, 
iner Gegend, deren Charalter wohl mit dem unseres ostlichen 
dolstein verglichen werden kann. Dies Land ist wellig und 
nit Erhebungen von mehreren hundert Fuß Höhe bededt, deren 
Formen an die der deuftschen Mitteldebirge erinnern Tioef 
ingerissene Flußtäler mit steilen Rändern schaffen zahlreiche 
Berteidigungsabschnitte. Das Land ist fruchtbar und reich 
ingebaut. Die zahllosen Ortschaftsnamen der Karte bezeich⸗ 
sen meist nur wenige nahe beieinander befindliche Häuser; 
ae Mehrzahl der Bauerhöfe riegt zerstreut und vereinzelt, 
hie in Westfalen, Hannover und manchen Teilen Holsteins. 
zo sind auch die bestellten Aecker, Wiesen, Obstkulturen, Wald⸗ 
tücke sehr mannigfaltig, klein, mosaikartig durcheinander ge— 
hoben und meist mit Mauern, Zäunen oder mit Wallhecken 
ach Art der holsteinischen Knicks umgeben. Ze mehr man in 
er Maine vom Loir nach Westen fortschreitend sich der Bre—⸗ 
agne nähert, um so mehr trift dieser Charakter der Land⸗ 
haft hervor. Die Wege außerhach der großen Strahen sind 
ielfach ebenso wie die Grundsrücke mit Wallheden eingefaßt 
ind bilden so Hohlwege, welche wenigstens im Winter niemals 
rocken werden und mit schmelzendem Schnee oder Regenwasser 
ngesüllt eher Flußbetten als Verkehrswegen gleichen. Oft 
tschweren Weinanpflanzungen die Gangbarkeit des Geländes 
iehr wie Sturzacker und bilden mit ihren Rebstödlden und Stütz⸗ 
fähren namentlich für Kavallerie und Artillerie ernste Hin— 
ernisse. Die hoch emporgewachsenen Zweige der Wallheden und 
Ibstkulturen beeinträchtigten die Wirkung unserer mit Per— 
isionszündern schiehenden Artillerie, indem die Granaten und 
z„chrapnells, wenn sie in ihrer Flugbahn solches selbst duünnes 
lst- und Zweighindernis antrafen, vorzeitig explodierten. Wir 
varen auf dem Schauplatze der Vendeerkriege der französischen 
devolutionszeit; die Gegend eignet sich in hervorragender Weise 
ur Verteidigung fselbst durch ungeschulte Truppen und auf— 
ändische Bauernhaufen. Von einheitlichem, geordnetem An—⸗ 
riff der Infanterie, von einer planmähigen, wirlsamen Vor⸗ 
ereitung der Artilleriemassen, von einer Verwendung der Ka⸗ 
allerie zur Einkreisung, zur Attacde, kann selten oder nie 
ie Rede sein. Die Verworrenheit und Unüubersichtlichkeit des 
andes bedingt beim Vorgehen gegen den Verteidiger, der über⸗ 
il vortreffliche Stellungen findet, von vornherein eine Auflösung 
er Truppe in ihre kleinsten, unabhängig von einander fech⸗ 
enden Verbände, welche die höhere, ja ich möchte sagen, die 
nittlere Führung bald nach dem Ansetzen des Angriffs nahezu 
wusschließkt. das Kampffes den Qug⸗- und Gruppenfübrern Ebe⸗r⸗- 
Jäht und an diese die gewal! igten Unsprüche an Umsicht, Selbst⸗ 
staͤndigkeit, Entschluß und Hingebung stellt. Der Verteidiger hat 
es dann in der Hand, wemn er sich hinter seinem Walle, 
zinter seiner Schlucht, in seiner Walddeckung nicht mehr sicher 
uhlt, die Stellung ungefährdet zu verlassen und einen Büchsen— 
chuß weiter gleich günstige Bedingungen zu suchen und zu 
inden und so das Spiel ins Endlose zu verlängern. Daß 
dieses Gefühl der eigenen verhältnismäßigen Sicherheit auch 
xen schlecht ausgebildeten Soldaten zum Widerstand ermutigt, 
den sriedlichen Bauern leicht verleitet, zur Büchse zu greifen, 
ich als Held zu fühlen und so guerra à outrance zu führen, 
·in begreiflich. 
Am 8. Januar traten wir bei Freteval auf das rechte 
Ufer des Loir über. Heftiger Kanonendonner, welchen wir 
fast den ganzen Tag Über zu unserer Linken hörten, bewies, 
daß der fur heute geplante Aufmarsch der Armee am Loir 
nicht ohne Kämpfe bewerkstelligt wurde. In der Tat erhielt 
inser Generalkommando am Abend vom Prinzen Friedrich 
tarl die Mitteilung, daß das 3. Armeekorps unter heftigen, 
aber siegreichen Kämpfen von Vendome in der Richtung auf 
kpuiskey vorgedrungen sei. Es werde morgen, den 7. den Vor⸗ 
marsch fortsetzen und zu seiner Unterstützung sollte auch das 
d. Korys von Freteval aus gegen Epuisay und den Abschnitt des 
Brayeflusses. eines recsten Nehenflusses des Loir. fräftiag vor⸗ 
ltoken. 
Auch das 10. Armeekorps hatte, links vom 3. unter 
Sefecht sein heutiges Marschziel, Montoire am Loir, erreicht. 
Mit Teilen war das Korps und mit ihm die 6. Kavallerie⸗ 
Division, in der linken Flanke bejtig von einer starken fran⸗ 
õsischen Streitmacht angegriffen worden, welche aus Chateau 
Renault kam. Der Prinz hielt diesen Vorstoß für eine ohne 
nneren Zusammenhang mit der Hauptarmee Chanzys ausgeführte 
Anternehmung, welcher am besten durch unbeirrte schnelle Fort⸗ 
etzung des allgemeinen Vormarsches gegen Westen zu begegnen 
ei. und befahl dem 10. Korps, möglichst ohne Zeitverlust 
xit mit diesem Feinde abzurechnen und dann weiter qauiß 
da Chartre und Le Mans vorzumarschieren. 
ForsFeßkung vosot
	        
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