Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Um 2 Uhr 45 Minuten beginnt der Rundgang durch die Stadt 
Gruppen und die Besichtigung der bemerkenswerten Bau⸗ 
tmäler unter Führung der Serren Baudireltor 
zaiber, Archivrat Dr. Krebzschmar, erster 
Sareiar Dr. Wallroth. und anderer Herren. 
Im 6 Ahr nachmittags ist im Marmorsaal des städtischen Saal- 
ues ein gemeinsames Mittagessen festoesetzt. woran sich der Be— 
uch des Stadttheaters (¶ Uhr 30 Min. Festworstellung) schlieht. 
Nach Schluß der Vorstellung ist der Schlußtrunk im Schabbelhaus 
eplant. Am Montag, dien 13. Febr. findet morgens von 
33 bis vV Uhr im Büurgerschaftsjaale des Rathauses ein Vortrag 
des Herrn Dr. Wallroth über Lübecks wirtschaftliche Lage 
ratt, dem sich eine Besichtigung des Drägerwerkes an— 
AMmeßt. Sier wird der Syndikus des Drägerwerkes, Herr 
Staatsanwalt a. D. Schweichler, einen einleitenden orien⸗ 
acaden Vortrag halten über Organisation. Umfang und Be⸗ 
e Dragerwerkes. Um 12 Uhr uͤt ein Frühstag inr 
Sqabbelbause und ein Rundnang durch die bürgerlichen Wohn- 
Aume des Hauses vorgesehen. Dann wandern die Teilnehmer 
sur Strudfähre, um zur Lübecker Waschinenbau⸗Gesellschaft A.⸗G. 
zelangen. wo von 1 Uhr 30 Min. bis 2 Uhr 45 Min. 
samniche Anlagen einer Besichtigung unterworsen werden sollen. 
Zuvor wird Herr Direktor Wischo w einen kurzen orientieren⸗ 
Vortrag halten. Ein gemeinsames Essen im Hotel Stadt 
Semburs um 3 AUhr 80 Min bildet den Abschluß der Lübeder 
a ge. — Umes Uhr 10 Min. fuhrt die Eisenbahn die Teil— 
nehmer nach Kiel. 
Anr Dlenstag, dem 14. Febr.e, morgens 824 Uhr 
wird ein Vortrag uber den Kieler Kriegshasen mit seinen An⸗ 
agen und Befestigungen und Über den Erweiterungsbau des 
Kaser⸗Wilhelm⸗Kanals in der Marineakademie gehalten, 
worauf um 934 Uhr eine Uebungsfahrt in See an Bord 
ines Kriegsschiffes und nachmittags 3 Uhr eine Besichtigung 
der Kaiserlichen Werft stattfindet. — Dienstag abend 
8 Uhr geht die Studienreise nach Hamburg weiter, wo für 
die Besichtigung der verschiedenen industriellen Etablissements 
uͤsw. der Mittwoch, Donnerstag, Freitag und 
Sonnabend vorgesehen sind. Auf diesen Teil des Pro—⸗ 
gramms kommen wir noch zurück. 
Zur Vorbereitung der Reise finden Freitag abend 8 Uhr 
m der alten Bauakademie zu Berlin Vorträge statt über „Die 
uührenden Plätze für die Entwickelung der deutschen Beziehun— 
jen zur See“ (Geh. Reg.Rat Prof. Dr. Dietrich Schäfer⸗ 
Berlin) und „Die wirkschaftliche Bedeutung Hamburgs für 
den deutschen Welthandel“ (Prof. Dr. Rathgen⸗Hamburgq). 
Der kommandierende General des 9. Armeelorvs wird 
am Abend des 13. Febr. hier eintreffen und am Dienstag 
ie Besichtigung der Rekruten einiger Kompagnien des Regiments 
dübech (3. Hanseatisches Nr. 162) vornehmen. 
Trauerfeter für Geheimrat Professor von Großheim 
n Berlin. In würdiger Weise hat gestern mittag die 
aönigliche Akademie der Künste in Berlin von ihrem durch 
»en Tod so jäh ihr entrissenen Präsidenten Abschied genommen. 
die sterbliche Hülle Karl von Großheims war in dem näm— 
ichen Saale aufgebahrt, von dem aus por e inigen Monaten 
Ldudwig Knaus seinen letzten Weg antrat. Schon am Pariser 
Platz kündigte sich die Trauerdekoration an, so berichtet der 
9. L.⸗A. wo ein aus dunklen Stoffen hergestelltes Zelt das 
Portal iüberspannte. Dann ging es durch das mit Lorbeer⸗ 
zäumen und Tannen umstellte Nestibül durch die lange, in 
lleicher Weise dekorierte Zimmerflucht in den zur Kapelle 
ungewandelten dusteren, umflorten Saal. Auf dem Wege 
dorthin durchschritt man eine bühende Gasse, die von den 
ahlreichen Kränzen gebildet war. Von den Blumenspenden 
eien genannt: Der Kranz der Großen Berliner Kunstausstellung 
11, der Lorbeerzweig des Vereins Berliner Künstler, die präch— 
igen Arrangements der Königl. Hochschule für die bildenden 
Rünste und des Vereins der Kunstfreunde im preußischen Staate. 
heschmückt mit den Farben Oesterreichs sah man den Kranz, den 
die Kaiserliche Akademie zu Ween gesandt hatte. Dann sah 
nan die Blumengewinde der Kunstschule in Weimar, des Städti⸗ 
chen Kunstinstituts zu Frankfurt a. M. der Vereinigung der Ber⸗ 
iner Architekten und des Vereins für die Geschichte Berlins, 
jer Offiziere und Beanten des Reichsmilitärgerichts und der 
Architelten und Ingenieure Hamburgs. In dem zur Kapelle 
ũhrenden Vorsaal grühte das Porträt des Entschlafenen. An 
»er Südwand des für den Traueralt ausersehenen Saales 
var der Katafalk errichtet. Vier Kandelaber warfen ihr ge— 
ämpftes Licht auf den Sarg, über den eine violette Decke 
lebreitet war. Am Sarge ruhten drei Kränze. In der Mitte 
ag der Kranz, den im Auftrage des Kaisers der Kultus— 
ninislser Trott zu Solz niedergelegt hatte. Daneben befanden 
ich der Lorbeer, den im Namen des Prinzregenten von Bayern 
sbᷣraf Lerchenfeld überbracht hatte, und das Blumengewinde 
xs Lubeder Senats, in dessen Auftrag der Minister der 
zreien Hansestädte Dr. Klügmann gekommen war. In der 
Trauerversammlung bemerkte man außer den genannten Per⸗ 
önlichteiten die Hofstaatsdame der Kaiserin FIrl. v. Gers⸗ 
orf. Der Reichskanzler war durch den Geh. Ober-Reg. 
sNat von Steinmeister vertreten. Außerdem hatte er Oberleut⸗ 
nant Grafen von Hohenthal zu seiner Vertretung entsandi. 
Weiter den Kommandanten von Berlin Generalleutnant v. Böhn, 
den Prasidenten des Reichsmilitärgerichts, dessen Gebäude von 
roßheim belanntlich erbaute, General v. Linde-Suden, sowie 
ie Ministerialdirektoren Naumann und Hindelde hn. Man 
ahz ferner den Direktor der Ber. iner Universität Rubner, den 
Direktor der Landwirtschaftlichen Sochschue Geheimrat Win— 
mann und Geheimrat Hehl als Vertreter des Rekiors der Ted 
nischen Hochschule. Die Stadt Berlin war durch Oberbürgen 
ohe Kirschner und Stadtverordnetenvorsteher Midelet. vie 
Stadt Charlottenburg durch Stadtbaut Selig und Stadtver⸗ 
ordnetenvorsteher Kauffmann verleenen. Man jah ferner den 
ruheren Generaldirektor der Koniglichen Museen Geheimrat 
Schöne, den Präsidenten des Reichsversicherungsamts Kaufmann 
ind den Praͤsidenten der Akademie der Wissenschaften Profefsor 
iels. Aus der Architektenwelt seien genannt Geheimrat von 
Ihne, Stadtbaurat Ludwig Hoffmann, Baurat Franz Jaffs u. a. 
Als am Arme des Vizeprasidenten Kampf und nefolt von 
den Jamilienangehörigen die Witwe den Saal betrat, begann 
die Trauerfeier. Hinter einem Vorhang war das Militär⸗ 
srchester der Koniglichen Alademischen Hochschule für Musit 
osliert und unter Leitung des Armeemusikinspizienten Grawert 
ieb es den Beethovenschen Trauecmarsch erklͤngen. S folgte 
—A moritur“, vom Thor der König⸗ 
ichen Sochschule für Musik intoniert, und dann trat Pfarrer 
NithadStahn an die Bahre. Er hatte zum Tert sich des 
Wort der Schrift erwaͤhlt: „Ich habe den Grund gelegt als 
in weiser Baumeister“, und als dieses weisen Baumeisters 
nseiner Kunst wie im Leben gedachte er des Entschlafenen. 
ach dem Geistlichen gab der Erste Ständige Sekrelar der 
Uademie Profelior Dr. Amers dorffet ein kurn umrissenes Lebene- 
ild voir dem Verewigten. Der Lellvertretende Prästdent Prof. 
tampf legte im Namen der Akademie einen Lorbeerkranz nieder 
nd die Feier war beendet. Unter den Klängen des Chorals 
Jesus meine Zuversicht“ wurde nun der Sarg durch ein von 
en Mitgliedern des Senats gebildetes Spalier hinaus⸗ und 
u dem vierspännigen offenen Leichenwagen getragen. Darauf 
etzte sich der Zug zum Lehrter Bahnhof in Bewegung, von wo 
e Ueberführung nach Lübeck alsbald erfolgte. 
Neuer Nachtzug Bamburg⸗Altona⸗Frankfurt. Die preu⸗ 
zische Staatsbahnverwaltung will einen neuen Zug auf 
»er Strecke Altona⸗Frankfurt fahren lassen und ihn 
is Mannheim durchführen. Dieser neue Zug fährt abds. 
Uhr 39 Min. ab Altona und 9 Uhr 05 Min. von HSamburg 
ind ist in Mannheim 7 Uhr 02 Min. morgens; der Gegenzug 
ährt ab Mannheim 9 Uhr 58 Min. abds. und ist in Altona 
Uhr 46 Min. morgens. Wegen der sehr kurzen Fahr⸗ 
eiten, die die neuen Zuüge haben, sollen nur die erste und 
weite Klasse und ein Schlaf- und zwei Abteilwagen erster 
ind zweiter Klasse Hamburg⸗Mannheim geführt werden. 
Lübecker Reisende würden an diesen neuen Schnell⸗ 
ug nach Frankfurt a. M. guten Anschluß durch den D-Zug 
b Lübeck 7,29 abds. in Hamburg 8,24 abds. finden. In 
ntgegengesetzter Richtung hätten Reisende nach Lübeck in 
zamburg ziemlich direkten Anschluß entweder mit dem 
Uhr 50 D-Zug ab Hamburg, in Lübede9 Uhr 52 morgens, 
»der, falls der D-Zug ab Hamburg 8,37, in Lübeck 8,43 vor⸗ 
nittags, des Sommerfahrplans 1910 wieder ab 1. Mai 1911 
ingelegt wird. 
*Keine Aufhebung des Lloyderpreß. Wie der Nord⸗ 
eutsche Lloyd mitteilt, schweben gegenwärtig Verhandlungen 
ber eine Reorganisation der EEpreßverbindungenach 
zenua und der Riviera, die indessen noch nicht endgültig 
um Abschluß gelangt sind. Jedenfalls kann von einer Auf—⸗ 
sebung des Llondexpreß nicht die Rede sein. 
Güterzug⸗Fahrplan⸗Konferenz. Im Eisenbahndirektions⸗ 
ßebäude in Altona fand Mittwoch eine Konferenz über die 
Imgestaltung und Verbesserung verschiedener Güterzug-Fahr— 
läne innerhalb des Deutschen Reichs stalt. Sämtliche Eisen⸗ 
ahndirektionen des Deutschen Reichs hatten zur Teilnahme an 
ieser Konferenz Delegierte nach Altona entsandt. 
V Lübecker Pripatbank. In der heutigen Generalver— 
ammlung, in welcher 500 Stimmen vertreten waren, wurden 
er Geschäftsbericht, die Jahresrechnung, die Bilanz und 
ꝛe Gewinnverteilung ohne Debatte einstimmig genehmigt. 
Jufß eine Anfrage eines Aktionärs, ob die in den letzten 
„bis 4 Jahren zur Deckung der Verluste bei Haller, 
Zöhle E Co., der Oelmühle, Meiners usw. zurückgeltellten 
zeträge für diese Zwecke aufgebraucht worden oder ob noch 
zeste vorhanden seien, wurde seitens des Vorstandes er— 
oidert, daß die gedachten Beträge bis auf einen llenen 
dest von einigen hundert Mark zur Begleichung der Ver— 
iste verwandt worden seien. — Zum Miitglied des Auf— 
chts rates wurde Herr C. A, Siemßen gewählt. 
0 Orchesterberesnigung Löbeck ven 1909. Der weiße 
aal der Stadthalle erwies sich wieder als viel zu klein, 
»zahlreich waren Freunde und Gönner der Orchester⸗ 
erxeinigung der Einladung zum Konzert am Donnerstag 
efolgt. Wie in fröäheren Konzerten, so hat auch gestern 
iie junge Vereinigung wieder gezeigt, daß sie ein »ffent⸗ 
iches Auftreten nicht zu scheuen braucht. Die Ouvertüre 
u „Iphigenie in Aulis“ von Gludk eröffnete den Abend. 
das Programm wies weiter neben einigen Solovorträgen 
ekannte Konzertstücle wie die „Stephanie-Gavotte“ von 
xzibulka, „Tirol im Lied und Tanz“ von Fetras und 
um Schlukß den Hohenfriedberger Marsch und den Pariser 
kinzugsmarsch auf. Mit allen Darbietungen wußte sich 
as Orchester, das unter Leitung des Dirigenten, Herrn 
d. Wagner, stand, gut abzufinden. Auch über streb— 
ame Solisten verfügt das Orchester. So ernteten Herr 
dühl mit einem Violinsolo und Herr Tahlmann mit 
inem Xylophonsolo starken, wohlverdienten Beifall. Am 
dlavier saf, wie aus dem Progranmm zu ersehen war, 
erkl. Schmidt. 
„Rettungsarbeit an Indiens Frauenwelt“ lautete das 
khema, über welches Frl. Ch. Buchholz Donnerstag im Saale 
er Gem. Gesellschaft sprach. Hatte uns die gewandte Red— 
erin am 8. Januar einen Blidin die unglaublich traurigen Zu⸗ 
ände der indischen Frauenwelt tun lassen, so zeigte sie uns 
etzt, in welcher Art Rie evangelische Mission mit Erfolg ver— 
icht hat, in dieses Dunkel Licht zu bringen. In ihrer höchst 
nschaulichen, fesselnden und lebendigen Art führte uns Irl. 
3uchholz Bilder und Episoden aus dieser Arbeit vor Augen. 
da das Elend der indischen Frau in den religiösen Anschauungen 
es Volkes begründet ist, so handelt es sich hier nicht um so⸗ 
iale Arbeit, sondern um weibliche Missionsarbeit, die dort, 
en Verhältnissen entsprechend, am weiblichen Geschlecht nur durch 
zrauen getan werden kann. Verschiedenartig sind die Schwie⸗ 
gkeiten, die sich dieser Arbeit unter Heidinnen und Mohamme— 
anerinnen entgegenstellen. Trotzdem dehnt sich diese Senana⸗ 
Rissionsarbeit (Senana⸗«Frauenhaus), wie sie genannt wird 
nmer mehr aus. Sie gliedert sich in 5 Gruppen: Schulen-, 
zenanaarbeit, ärztliche Frauenarbeit, Rettungsarbeit an den 
Vitwen und in indischen Dörfern. Dieses Gebiet ist ein so 
rohes, daß Irl. Buchholz nur in einen Teil desselben Einblick 
eben konnte; am Donnerstag, 9. März, wird sie über die ärzt⸗ 
iche Tätigkeit, die Arbeit unter den Witwen und in indischen 
örfern, berichten. Das große Interesse, welches das zahl⸗ 
eiche Publikum den gestrigen, durch persönliche Erlebnisse der 
Missionarinnen illustrierten, hochinteressanten Schilderungen und 
er sich anschließenden Diskussion entgegenbrachte, läht auch für 
en 9. März wieder eine zahlreiche Beteiligung erwarten. 
Eine Zweigoerbindung in Neustadt beabsichtigt der Seg⸗ 
»r⸗Verein „Trave“, Lübech Schlutup (gegr. 1902), zu 
ründen 
H. Marcell-Salzer⸗Abend im Marmorsaal des städtischen 
zaalbaues. Wieder einmal hatte der kleine bewegliche, allzu 
ewegliche Herr ein haöͤchst vergnügtes Auditorium ver— 
immelt. das ihm durch die verschiedensten Gebiete des 
zumors und der Satire mit steter gleich freudiger Auf— 
ahmewilligkeit folgte und, wie es schien, nur bei der 
och dramatisch vorgetragenen Ballade von Theodor 
rontane: „Die Taybrücke“ kühler applaudierte. Man hatte 
vohl etwas derartig Ernstes nicht erwartet, Salzer hatte 
is Elasltizität des lübschen Empfindungslebens überschätzt, 
iber — das allein wars nicht. Er sollte sich auf das 
eitere Gebiet beschränken und das hohe Pathos anderen 
berlassen, denen dafür seine zündende komische Treff— 
scherheit versagt bleibt. Dagegen war ich sehr erstaunt, 
ür die kleinen Roseggerschen Erzählungen keine wärmere, 
Unteiinahme zu finden. Es scheint doch, als ob das Sad— 
eutsche in der Literatur nicht mehr so sehr Trumpf 
tt, wie vor Jabren. Ganz köstlich gab Salzer die beiden 
sdomanzen von Börries v. Münchhausen wieder: „Die 
dederhose“ und „Die Landsknechte int Hinmnimel“. Freiherrn 
». Schlichts Geschichte vom roten Foulard, der gefärbt 
verden sollte — aber wie? entfesselle des Vortragenden 
eine Ironisierungsgabe, ebenso desselben Verfassers „Rap— 
njade“, wo er in der Kennzeichnung der verschiedenen Offi— 
iere des Guten falt etwas zu viel tat. Ein wundervolles 
ieues Epos von Rideamus ist wieder „Beim Zahnarzt“, 
und Rideamus und Salzer sind kongendal, ihre Begabungen 
und Kunste passen famos zu einander. Es war wirklich 
werchfellerschütternd, wie Salzer mit Augen und Mund, 
nit Armen und Beinen und dem ganzen Regisllter seiner 
richt unbedeutenden Stimmittel die Leiden eines in das 
zahnfräulein verliebten Herrn auf dem Operationsstuhle 
eranschaulichte. Zum Schluß gab es noch eine prächtige 
5kizze von Ludwig Thoma: „In der Trambahn“, den Zu⸗ 
ammenstoß eines Berliners mit Muünchnern schildernd 
Die Belkeuchtung im Saalbau und Theater. Man schreibt 
uins: Es ist mehrfach darauf hingewiesen, daß die Bebeusch— 
ung in unserem Theater und dem Saalbau für festliche 
Helegenheiten nicht ausreicht. Besonders auffällig wirkt dies 
zei Festvorstellungen im Theater und bei Festtafeln im 
Marmorsaal. Wer an einer festlich geschmückten Tafel Platz 
nimmt, will von einer Fülle von Licht umgeben sein, er riill 
nicht sein Auge durch scharfes Sehen anstrengen, er will 
ovon der Wärme des voll um ihn flutenden Lichtes umgeben 
sein. An dem zweifellos vorhandenen Mangel sind neben 
der dunklen Ausmalung der Räume auch die Beleuchtungs— 
körper die Ursache. Wird es nicht ohne gänzliche Neudeko— 
rierung des Theaters möglich sein, dort eine Aenderung 
zu schaffen, so läßt sich hier sicher durch Vergrößerung 
ind Verbesserung der Beleuchtungslörner, durch Ver— 
vendung von Tantallampen ꝛc. besseres erreichen. 
der Marmorsaal sollte dagegen bei erster Möglichkeit in seiner 
beren Hälfte über der Marmoöortäfelung einen helleren An— 
trich erhalten und ferner ebenfails stärkere Beleuchtungskörper. 
die Theaterkommission sollte der Beleuchtung ihre besondere 
Aufmerksamkeit widmen; eine Verbesserung besonders im Mar— 
norsaal würde sicher dazu beitragen, die Beliebtheit der Räume 
u erhöhen und eine fleißigere Benutzung herbeizuführen. Es 
tehen im Laufe dieses Jahres zahlreiche größere Veranstal— 
iungen bevor, an denen viele auswärtige Gäste teilnehmen, 
ꝛs wäre zu wünschen, wenn wir Gelegenheit hätten, diese 
n Räumlichkeiten zu geleiten. die auch einer Großstadt Ehre 
nachen. 
*Militäranwärterstellen im Bezirk des 9. Armeeloros. 
Zofort, Bremen, Deputation für Häfen und Eisen— 
ahnen, Hafenwächter für das Zollausschlußgebiet und den 
holzhafen, 1300 Muund freie Dienstkleidung, steigend bis 
650 M. — Sofort, Bremerhafen, Stadtrat. Nacht— 
chutzmann, 1550 Meiährl. und freie Dienstkleidung, Gehalt 
teigt bis 2200 Mjährl. — 1. März, Glückstadt, Magi— 
krat, 2 Nachtschutzleute für den Nachtwachtdienst, jährlich 760 
MNark, steigend bis 1210 M; sogleich, Strafgefängnis, Ge— 
angenaufseher, während der Probedienstzeit Tagegelder nach 
em Jahresbetrage von 1110 M, nach erfolgter Anstellung 
200 Meuund freie Dienstwohnung oder 270 Mujährlich. — 
.April und später, Hamburg, Polizeibehörde, 30 Schutz- 
ꝛute. pro Jahr 1950 M, steigend bis 2400 M, abzüglich 
0 Meupro Jahr für Dienstkleidung. — 1. April, Husum, 
Magistrat, Schuldiener, 660 M Jahresvergütung, freie Woh— 
ung, Feuerung und Licht, jährlich 200 Mufür Dienstleistung 
in der Fortbildungsschule; Stadtkafssenassistent, 1600 MuGe— 
halt, 200 Me Wohnungsgeldzuschuß. — 1. März, Sonder— 
Rurg, Magistrat, Kanzleigehilfe, 1200 Mujährl., steigend 
uf 1800 M. — Sogleich, Schwerin (Medi.), Proviantamt. 
Nagazinwächter, 1100 Meund 290 M Wohnungsgeldzuschuß, 
zehalt steigt bis 1600 M. Im Bezirk des 10. Armee- 
orps: 1. Mai, Bremen, Postamt J (Kaiserl. Oberpost⸗ 
irektion Bremen), Postschaffner, 1100 M Gehalt, 3600 M 
Pohnungsgeldzuschuß. — Eutin, Stadtkasse, Stadtmagi-— 
trat, Kassengehilfe, 1000 M; 1. April, Nachtpolizist, 1400 
his 1700 Muund 100 MiKleidergeld. 
0- Gestohlene Sachen. Aus einem Hause der Böitcher⸗ 
rahße ist ein Kinematograph und eine kleine Dampfmaschine 
Spielzeug für Kinder) abhanden gekommen und vermutlich ge— 
lohlen worden. Der Kinematograph ist blaugrau ladiert. — 
Am Sonntag, 5. oder Montag, 6. d. M. sind aus einem 
hause dier Pfaffensirahe eine ältere goldene Damenuhr mif 
dublee-Keite, eine goldene Halslette mit Medaillon, ein 
dublee⸗Armband und ein Granat⸗Kollier gestobhlen worden. — 
Aus einem Keller im alten Bahnhofsgebäude sind in der Zeit 
rom Mittwoch, J., bis Sonntag, 5. d. M., ein gebrauchter 
Rinderwagen aus gelbem Geflecht mit weißem Horngriff, ohne 
Vorded. und mehrere Jahrgänge der Zeitschriften, Der Komet“ 
und „Tier-Börse“ gestohlen worden. 
· Ermẽttelt und festgenommen wurde ein Schweizer aus 
Pleschen, der dringend verdächtig ist, einem Landmann in Törber 
bei Rehna mittels Einbruchs ein Portemonnaie mit Geld und 
eine Taschenuhr gestohlen zu huben. — Ermittelt wurde ferner 
»er Betrüger, welcher sich in einer Buchhandlung ein Mikrostop 
exschwindelte, in der Person eines hieligen Schriftsetzers. 
Reueste Nachrichten und Zelearan 
W. Verliu, 10. Febtr. Die Freikonservativen 
prachterir im Abgeordnetenhause einen Antrag ein, im 
Bundesrat auf Abänderung der Bestimmungen über 
das Seeresergänzungsgeschäft hinzuwirken in der 
Richtung. daß das Ersatzgeschäft vereinfacht und die Möglich⸗ 
eit gegeben wird, bei der Aushebung die bürgerlichen Ver—⸗ 
zältnisse und die Mindertauglichkeit der Wehrpflichtigen in 
weitergehendem Maße zu berüdsichtigen, als dies nach Lage 
der jetzt geltenden Gesetzesvorschriften zulässig ist. 
W. Berlin, 10. Febr. Die gestrige Berliner Stadt⸗ 
nerordnetenversammlung stimmte dem Magistratsantrag zu, die 
zundesteuer von 20 Mäauf 30 Mizu erhöhen. 
W. Berlin, 10. Febr. Wie wir erfahren, ist zum Nach— 
olger des Generals der Infanterie v. Woyrsch, bisherigen 
ommandierenden Generals des 6. Armeekorps, der Komman—⸗ 
deur der 17. Dirision, Generalleutnant v. Pritzelwitz, ernannt 
worden. 
W. London, 10. Febtr. Unterhaus. Das von der 
Dpposition eingebrachte mendement wurde mit 324 Stim— 
nen abgelehnt. Die Wiitglieder der Arbeiterpartei und 
ie Nationalisten stimmten mit der Regierung. Die Nationalisten 
enthielten sich bisher der Abstimmung über Zolltariffragen. 
W. Kalkutta, 10. Febr. Der Kronprinz wird morgen 
aus Barrackpur zurücerwartet.
	        
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