Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Inland und Ausland. 
Deutsches Rach. 
Dor gestrige Reichstag. Im Reichsstag wurde gestern 
m der fortgeseßten zweiten Lesung der Novelle zum Ge— 
richtsverffassungsgesetz haupthächlich über die Frage 
zetr Beteiligung des Laienelements an den Ent—⸗ 
scheidungen der Strafkammer verhandelt. Namens der ver— 
zündeten Regierungen bat Staatssekretär Dr. Lisco, 
den Kommiffionsbeschlutß aufrecht zu erhalten, wonach die 
Strafkammern in erster Instanz mit zwei Berufsrichtern 
uind drei Schöffen zu besetzen sind; anderseits erklärte 
»er Staatssekretär, daß das Gesetz für die verbündeten 
Regierungen unannehmbar sein würde, wenn im 8 77, 
vie verschiedene Fragesteller wollen, bestimmt würde, daß 
die Schöffenrichter auch in die Berufungsinstanz der Straf⸗ 
lammern eingeführt werden sollen. Nach dem Staatssekretär 
nahm der preußische Justizminister Dr. Beseler 
das Wort, um die ungünstigen Urteile, die in der Debatte 
aber deutsche Richter abgegeben waren, als unberechtigt zu⸗ 
ruckzuweisen. Er erklärte diese ungünstigen Urteile damit, 
dah gegen die Urteile der Strafkammern erster Instanz 
eine Berufungsinstanz vorhanden war, die Fehlsprüche ab⸗ 
aändern rkonnte. 
Berlin und die Sozialdemokraten. Die Sozialdemokratie 
hat am Mittwoch in den Berliner Wahlkreisen ihre Ge⸗ 
reralversammlungen abgehalten. Im Wahlkreis 
Zerlin II ist Abg. Fischer, in Berlin V Abg. Schmidt; 
in Berlin VI Abg. Ledebour wieder als Reichstags⸗ 
fandidat aufgestellt worden. Im III. Berliner Wahlkreis 
jt schon früher für den Abg. Beine der frühere Abg. 
Pfannkuch zum Kandidaten nominiert worden. 
Zur Leistung des Modernisteneides werden auch in 
Waritemberg die theologischen Gymnasialprofessoren heran⸗ 
gezogen. Das bischöfliche Ordinariat in Rottenburg hat 
nach dem Schwäb. Merkur nunmehr auch allen katho⸗ 
lischen geistlichen Gymnasialprofessoren Würt— 
temberas die Aufforderung, den Modernisteneid zu leisten, 
nachträglich zugesandt. 
Die Wohlhabenheit der Berliner Vorotte spiegelt sich in 
den gegenwärtig zur Beratung stehenden Haushaltsplänen für 
das Rechnungsjahr 1911 wider. Der Bärger zahlt an 
Staatseinkommensteuer im Durchschnitt in Charlottenburg für 
das laufende Rechnungsjahr 47,80 M, in Wilmersdorf 44,80 
Mark, Großlichterfelde 35,05 M, Friedenau 84,24 M, Zeh— 
endorf 32,17 M, Schöneberg 20,33 M, Treptow 283,68 M, 
Steglitz 23,60 M, Mariendorf 20,902 M, Lankwitz 18,31 M, 
dempelhof 15,.985 Meusw. In Rirdorf beträgt der Durch— 
chnittssatz 7 M, in Lichtenberg 6,90 M, Weißensee 6,14 M. 
Eine Studienfahrt der Reichstagslommission zur Vorbe⸗ 
alung des Schiffahrtsabgabengesetzes an den Rhein ist be— 
chsichtigt, falls die Kommission ihre Absicht, den Entwurf 
iner Durchberatung zu unterziehen, zur Ausführung bringt. 
Molkenbuhr Singers Nachfolger. Zum Vorsitzen den 
er sozialdemokratischen Reichsstagsfraktion 
ourde an Stelle von Paul Singer der Abg. Molkenbuhr ge— 
Ȋhlt. Bebel und Molkenbuhr sind sonach Vorsitzende mit 
dleichen Rechten. — Die Wahl Molkenbuhrs an Stelle Sin⸗ 
jers haben wir gleich als die bei dem gegebenen Kandidaten⸗ 
estand wahrscheinlichste Lössung dieser für die Genossen keines 
vegs leichten Personalfrage bezeichnet. 
Ueber den Umfang, in dem der sozialdemokratische Schuavs⸗ 
zoykott befolgt worden ist und bisher gewirkt hat, gehen 
ie Angaben weit auseinander. Von einem Teile der Partei 
vird jedoch der Kampf gegen den Allohol eifrig fortgesetzt. 
In Dortmund hat die Zahlstelle des Malerverbandes jetzt 
eschlossen, bei den Versammlungen auf jeden Ausschank von 
Getränken zu verzichten; nur Trinkwasser wird zugelassen. 
der Wirt enthält eine entsprechende Entschädigung aus der Ver⸗ 
bandskasse. 
Eme Herbstseision des Reichsstags? Nach Mitteilung einer 
Berliner Korrespondenz soll die Reichssregierung alles 
»aran setzen, um der Schiffahrtsabgabenvor⸗ 
age noch in diesem Reichstage zur Annahme zu ver⸗ 
jelĩfen. Sie hat sich zwar Äberzeugt, daß die Vorlage 
m Laufe der gegenwärtigen Tagung nicht mehr verabschiedet 
verden könne; sie hofft aber, daß es ermöglicht werden 
vird, den sterbenden Reichstag noch einnral imn 
— 
Ihres besten Freundes aufzuheben? Was kann es Sie da 
ränken, wenn ich argwöhne, daß Sie die Hände nach einer 
chönen, ehrsamen und tugendhaften Frau ausstrecken, die sich 
diel besser dünkt, als die Gattin des Freundes selbst, obwohl 
ruch sie an einen anderen Mann gefesselt ist ?“ 
Ebbo Klas frisches Antlitz war ganz erdfahl geworden. 
Rervös zauste er seinen rötlich bionden Bart, als er erregt 
erwiderte: 
„Ich verbiete Ihnen diese jündhaften Reden, Gräfin. Sie, 
die Sie gesehen haben, wie ich kämpfte, wie sehr ich litt, 
am ehrlich zu bleiben, um nicht mal in Gedanken die Hand 
ach dem Weibe auszustrecken, das meinem Freunde zu eigen. 
Zie dursten nie einem solchen Verdacht Worte verleihen, 
Sie nicht.“ 
Ein triumphierendes Lächeln zuckte in Fridruns Anilitz auf. 
Sie war also doch nicht, wie sie schon geglaubt, vergessen. 
soch lonnte sie ihre Macht Uben. 
„Ebbo,“ bat sie schmeichelnd, und ein süßer, holder Klang 
itterte in ihrer Stimme. „Ebbo, ich bitte Sie. Haben Sie doch 
stachsicht mit mir. Sehen Sie, ich weihß ja oft gar nicht, 
vas ich tue und sage. Undine, die so viel besser ilt, als ich, 
die es versteht, alle Herzen zu gewinnen, erregt eine so 
glühende Eifersucht in meiner Bruff, daß ich oft, halb wahn⸗ 
innig vor Aufregung, das unsinnigste Zeug spreche. Verzeihen 
Sie mir — die Angst — Sie zu verlieren —“ 
Sie brach jäh ab. Ueber jich selbsit erschrocken stand sie 
in holder Verwirrung wie ein ertapptes Kind vor dem ernsten, 
zewaltigen Mann, der in stummer Pein die Hände fest mein⸗ 
ander preßte, um sie nicht in seine Armé zu reißen, die ihm 
oeben, wenn auch vielleicht wider Willen gestanden, daß 
ie ihn geliebt. 
„Fridrun,“ bat er, gans heiser vor Ertegung, ihre zarten 
dände packend und gegen seine Brust ziehend, „schweigen Sie, 
im Gottes Willen, schweigen Sie. Ich darf nicht hören, was 
Sie mir sagen wollen. Der Tote steht zwischen uns. Nie, 
nie möchte ich dem Freunde nehmen, was er so heiß geliebt. 
In seiner lezten Not hat er Sie mir so dringend ans Herz 
ꝛeleat, Sie und Lorl, und ich habe ihm gelobt, über Sie 
— zu wachen. Aber alles wäre Luge, wenn ich in dieser 
heltgen Stunde auch nur einen Moment an mich duchte. Ich 
unane eg nicht. Gräfin. daßß es Zeiten gegeben hat, wo ich 
Aktober einzuberufen und alsdann vie Sciff— 
ahrtsabgabenvorlage durchzusetzen. Damit 
ürde sich die Annahme bestätigen, daß die Regierung von 
„em kunftigen Reichstage nichts Gutes für ihr Schmerzens— 
ind erwartet; denn für das Inkrafttreten des Gesetzes wäre 
s vollkommen gleichgültig, ob die Vorlage in diesem oder 
»em nächsten Winter vom Reichstage verabschiedet wurde. 
Der japanische und schwedische Handels vertragsentwursß im 
Reichstage. Man wird damit zu rechnen haben, daß dem 
Reichsstag noch ein japanischer und ein schwedischer 
zandelsvertrag zugehen wird. Der erstere muß, um ver—⸗ 
ragslose Zustände zu vermeiden, vor dem 17. Juli, der andere 
or dem 1. Dezember erledigt sein. 
Journalistenstreit im elsaß⸗lothrengischen Landes ausschuf. 
Im Landesausschuh fur Elsaß-Lothringen kam es gestern 
achmittag gelegentlich der Besprechung des Verfassungs⸗ 
eformantrages Blumenthal und Genossen zu einer außer⸗ 
ardentlichen Szene. Als der Abgeordnete Justizrat Preiß⸗ 
kolmar Wetterle gegenüber Angriffen in der Presse, nament⸗ 
ich in der Frankfurter Zeitung und der Straßburger 
steuen Zeitung, in Schutz zu nehmen suchte, bezeichnete 
r im Lause seiner Polemik den Strabburger Vertreter der 
rrankfurter Zeitung als Preßbanditen, worauf sämt— 
iche Journalisten ihre Taätigkeit einstellten 
nd einmütig die Tribüne verließen. Erst als Präsident 
.Jaunez das Wort ergriff, um die seitens Preiß 
efallene Beleidigung gegenüber der Presse zu bedauern 
ind zu erklären, dah Preiß entschieden zu weit gegangen 
ri, trafen die Pressevertreter wieder ein, um ihre Tätigkeit 
m Interesse der Oeffentlichkeit wieder aufzunehmen. Auch 
der Abgeordnete Wetterle, bekanntlich selbst ein Journalist, 
dezeichnete den gegen die Kollezgen gefallenen Ausspruch 
zAUs nicht am Platze, wenn er auch vielleicht durch die Er⸗ 
egtheit des Redners entschuldbar sei. Eine seine Be— 
eidigung zurüchnehmende Erklärung ist Preif 
»en Vertretern der Presse bis zur Stunde 
roch schuldig. 
Eine neue Wahlvorlage für Preußen. Auf Anordnung 
des Ministeriums des Innern nimmt das statistische Landes⸗ 
amt neuerlich statistische Vorarbeiten für eine 
WVahlreform in Preußen vor. Die Grundzüge der 
sewünschten Statistik find dem Leiter des statistischen Landes 
imts von dem Geh. Oberregierungsrat v. Jolkenham (der, 
vie erinnerlich, auch Referent der ersten Wahlreformvorlage 
m Ministerium des Innern gewesen ist) im Auftrage 
es Ministerpräsidenten mitgeteilt worden. Da die schleunige 
Aufstellung dieser statistischin Grundlage vorgeschrieben wurde, 
»arf angenommen werden, daß sich der Landtag schon in 
einer nächsten Tagung mit einer neuen Wahlresorm kbe 
chã ftigen wird. Der Reichskanzler hat mit feinem Er— 
kaunen über die anläßlich der Etatsdebatte im Landtag zum 
lusdruck gebrachte konservative Auffassung, daß mit der 
m Vorijahre bekanntlich gescheiterten Wahlreform das könig⸗ 
iche Versprechen der Thronrede vom Jahre 1908 ein— 
elöst sei, nicht zurückgehalten. Der Reichskanzler ist im 
vegensatz zu dieser Auslegung der Ansicht, daß mit dem 
öniglichen Wort keine Auslegungskünste vorgenommen werden 
ürften und dem Landtage eine neue Wahlreform vor—⸗ 
selegt werden musse, sobald die Zeitverhältnisse dafür 
iünstig find. In dieser Tagung hat Herr v. Bethmann, 
ingesichts der bevorstehenden Reichstagswahlen, zu einer 
Wakhlreformberatung und der damit verbundenen Auf—- 
eitschung der politischen Leidenschaften den Zeitpunkt nicht 
ir geeignet erachtet. 
Belgien. 
Belgifche Hilfe für die Belämpfung der Pest. In der 
dammer erklärte auf Anfrage der Ministerpräsident, die 
Regierung wolle Rußland in der Bekämpfung der Pest gu 
zilfe kommen. Sie werde weiteres hierüber der Kammer mit— 
eilen, sobald die amtlichen Berichte über die Lage ein—⸗ 
gegangen seien. 
Rußland. 
Keine neue Anleihe. Der Vorsißende der Bud⸗ 
etkommission der Reichsduma Alexeienko erklärte einem 
Zerichterstatter der Petersburger Telegraphen-Agentur gegen⸗ 
iber, daß die vorläufigen Berechnungen des Staatsbudgets 
911 ihn schon zu der Versicherung berechtigten, daß die 
An die prdentlichen und außerordentlichen — —* 
vild mit mir gerungen, um an dem Freunde nicht zum Ver— 
räter zu werden und sein Vertrauen nicht zu mißbrauchen. 
Wenn ich siegreich aus dieser Versuchung hervorging, so danke 
ch es nicht Ihnen, sondern mir. Und nun lassen Sie uns dieses 
Thema abbrechen. Nur zu viel ist schon darüber geredet wor⸗ 
den. Vergessen Sie und lassen Sie mich vergessen, das ist alles, 
was uns beiden frommt.“ 
Kunst und Wissenschaft. 
d. Bernhard Suphan s. Germanisten und Literatur— 
reunde stehen am offenen Grabe eines Gelehrten, der ein köst⸗ 
iches Leben voll Arbeit und Muhe in jäher Dissonanz selbst 
geendigt hat. Es wäre pietätlos, den Motiven nachzuspüren, 
ie den Altvater der Goetheforschung um den heiteren Lebens⸗ 
ibend brachten. Waren es Anwandlungen von Schwermut, oder, 
vie man wissen will, peinliche Vorkommnisse in der Familie, 
s bleibt eine erschütternde Tat. Vierundzwanzig Jahre war 
r das Haupt des Goethekreises zu Weimar. 1845 wurde er 
n Nordhausen geboren und wollte klassischer Philologe werden, 
ing aber zur deutschen Literaturgeschichte üuber und war von 
868 an als Lehrer in Berlin. Unterdessen wurde Erich Schmidt 
ach der Reichshauptitadt berufen und Suphan ward sein Nach⸗ 
olger. Die Studien des Weimarer Forschers neigten nach 
nancherlei Seiten: Haus Sachs und Rückert zogen ihn an, doch 
»ald fand er seinen Mittelpunkt in Goethe. Die monumentale 
Zophienausgabe Goethes empfing er aus den Händen seines 
Borgängers und leitete sie duurch alle Fährnisse eines wechseln- 
»en Mitarbeiterstabes und wechseinder kritischer Methode. Da⸗ 
teben laufen noch eine Reihe trefflicher Einzelausgaben, wie 
e grundlegende der „Xenien“, und als sein zweites Hauptwerk 
vas Gegenstück zur Goetheausgabe die kritisch-historische Edition 
»er Werke Herders. Diese beiden Lebensarbeiten sind zwei 
Zäulen der modernen deutschen Literaturhistorik — und für 
en Verstorbenen ein monumentum aere perennius. 
Ein neuer Lustspieldichter. Eine Berliner Aufführung, so 
vird uns von unserm reichshauptstädtischen Feuilletonisten ge⸗ 
chrieben, ist leider nicht mit Unrecht bei unseren Buhnendichtern 
nter a llen Umständen sehr begehrt. Sogar wenn ein Miß—⸗ 
rfolg herauskommt — in Berlin „verrissen“ zu werden, 
ann füur die Praxis wertvoller sein. als unaufgefükrt 
Ant nicht wentger als 20 Millionen übersteigen wer 
den. Von irgendwelcher Anleihhe könne somit kein, 
Rede sein 
Türkei. 
Einführung der europälschen Zeitreynung. Im Senat gab 
der Großwesir eine Erklärung zugunsten der welteuro paischen 
Zeitrechnung ab. 
Die französische Induftrie und die Türkei. Aus Konstan. 
tino pel wird dem Temps zu den französischstürkischen Ver 
handlungen über verschiedene Eisenbahn⸗Konzessionen 
demeldet: Die Bahnlinien, die in Albanien und im nord 
ostlichen Anatolien geplant sind, haben hauptsächlich mill— 
särischen und erst in zweiter Reihe wirtschaftlichen Zweck. Di 
französische Industrie, die bisher 2000 km gebaut hat, würd 
insgesamt mit der Ausführung von 4000 km betraut wer. 
den, was ungefähr der der deutschen Industrie übertragenen 
Bahnstrecke gleichkäme. 
Jaban. 
Japans Kriegsbeute. Von gut unterrichteter Seite wirh 
uns mitgeteilt, daß unlängst von Japan 6000 Feuer. 
vaffen und s Millionen Patronen nach Abessi. 
rien verkauft wurden, die bereits in Dschibuti ange— 
angt sind. Es verlautet, daß es sich um Teile der Kriegs. 
ZReute handelt, die Japan in Port Arthur gemacht hat. 
Die englische Regierung erhielt von dem Verkauf Kenntnis 
uind ließ in Tokio hierüber Nachfrage halten, deren Beant— 
vortung noch aussteht. Ob eine Verletzung des Völ— 
rerrechts vorliegt, wird man bald von englischer Seite 
erfahren. Bei der andauernd unruhigen Haltung der abessini— 
scchen Stämme kann es jeder dort interessierten Macht nur 
unlieb sein, wenn eine derartig große Einfuhr von Feuer— 
waffen und Munition stattfindet. Und dabei ist doch Japan 
mit England „verbündet'“. 
—— — 
DVor 40 Jahren. 
In den Lübecischen Ae en vom Freitag, 
dem 10. Februar 1871 sinden sich folgende offizielle Kriegs— 
nachrichten: — 
Bouroane, 8. Febr. Die in Fellen erbauten 
deiachierten Forts Haute Perche und Basse— 
Perche heuie geno mimen, wozu die Laufqgräben tell— 
weise in den Felien gesprengt werden mußten und bei dem; 
jetzigen Tauwetter unter Wasser standen l 
Versailles, 9. Febr. Die Forts Haute-Perche) 
und Basse⸗Perche vor Belfort wurden am 8. diesteits 
in Besing genommen. Die Abaabe der Geschütze und 
Waffen der Armee von Paris hat am 7. begonnen. 
— — 
7 
Tagesbericht. 
Lubed, 10. Febr. 
dtudienreise nach Lũbeck, Kiel, Hamburg der Ver 
zinigung für staatswissenschaftliche Fortbildung zu 
Berlin. 
Die siebentägige Studienreise des Winterkursus findet 
uinter Führung des Senatspräsidenten des Oberverwaltungs⸗ 
zerichts Wirki. Geh. Ober⸗Reg.„Rat Dr. Strusz und des 
—D——— 
Fortbildung zu Berlin Dr. Reichert statt und beginnt am 
Zonnabend, dem 11. Febr., um 1,04 mit der Abfahrt von 
zerlin nach Lübeck, wo die Ankunft um 4,59 erfolgt. In 
»en Hotels Stadt Hamburg, Zentral-Hotel, Kaiserhof und 
Altdeutscher Hof sind Zimmer für die Teilnehmer, deren Zahl 
ich auf 91 Herren beziffert, bereitgestellt. Sonnabend, abends 
3 Uhr, findet in der Gemeinnützigen Tätigkeit ein gemein⸗ 
james Essen statt, dem sich um 8 Uhr Vorträge über „Be— 
nerkenswerte Abschnitte aus der Geschichte Lübecks“ von Staats— 
archivar, Archivrat Dr. Kretzschmar sowie über „Von 
dubeds Baukunst“ von Baudirektor Baltzer anschließen. Der 
zchlußtrunk wird in der Schiffergesellschaft bei Kerzenbe⸗ 
euchtung von 9 Uhr 30 ab eingenommen. Am Sonntas 
vormittag ist eine Besichtigung des Hochofenwerks Luͤbed 
ind der Ueberlandzentrale vorgesehen. Dort wird 
direktor Dr. Neumarke, hier Direktor Schwenuide 
inen einleitenden Vortrag halten. Zwischen 12 Uhr 45 X 
Uhr 30 findet die Rückahrt zu Schiff statt. Darauf ein 
a im Gere— nansaal des Ratsweinkellers 
— —— 
zu bleiben oder in einer Mittelstadt gelobt zu werden, 
In diesem Sinne bedeutet die Berliner Urvorführung der 
„Glückskuh“ für ihren Erdichter, Hermann Essid, einen 
vᷣlüdsfall, obgleich das Ergebnis nur ein Achtunaserfolg 
war. Die Titelheldin ist eine richtige, lebendige Kuh; 
sie erschien plötzlich auf der Bühne. Sie wurde gestohlen 
hon der anderen „Heldin“ des Lustspieles, einer arnen 
Bauerntochter, deren Liebhaber von Ehe nichts wissen wall; 
bwohl es besonderer Umstände halber für sie bereits hohe 
Zeit zum hochzeiten ist. Durch den Besitz der Kuh erscheint 
ie ihrem Schatz und noch einem anderen Burschen samt 
Familien plötzlich sehr begehrenswert. Der Diebltahl wird 
m letzten Augenblick noch entdedt, jedoch höchit glimpflich 
»eurteilt, und dann heißt's wieder einmal: Ende gut, 
illes gut. — Sermann Essig. ein junger Schwabe, wurde 
»on einem gewissen Literatenkreis allzu heftig als auf⸗ 
teigende Größe gepriesen. Seine „Glückskuh“ ist in Sprachs 
ind Motivierungen noch reich an Unwahrscheinlichkeiten. Der 
kinfluh des „Zerbrochenen Kruges‘ und des „Viberpelzes“ 
ann nicht verkannt werden. Doch fühlt man einen werden⸗ 
zen Dichter, der uns wohl noch einmal ein lebensvolles 
Lustspiel bescheren kann. y. 
O.K. Ein Rembrandt von Londoen noch Paris verkauft. 
Aus London wird berichtet: Wieder ist ein unersetzlicher 
Kunstichatz den Engländern verloren gegangen. Es handelt 
ich um ein Meisterwerk Rembrandts, das nach dem Urteil 
er Kenner der Glanzzeit des Künstlers entstammt. Bis vor 
venigen Jahren war das Gemälde so gut wie unbekannt. Auf 
inem Landgute des Lord Asburnham hing das Werk jahrelang, 
hno daß ihm Beachtung geschenkt worden wäre. Als dann 
zenjamin Newgaß das Gut erwarb, ließ er das Rembrandtiche 
hᷣemalde in sein eigenes Heim aberuhren, das auch jetzt noch 
n seinem wirklichen Werte nicht erkannt wurde. Sachver⸗ 
tandigs kamen dann aber zu dem Ergebnis, daß das Bild 
ines der schönsten Meisterwerke Rembrandts sei, das die 
Welt besitzt. Newgaß hat es nun fur 400 000 W dem 
Bariser Kunsthändler Sedelmeyer verkauft. Es war früher 
ils Scipio“ bekannt und stellt einen römischen Krieger zil 
Pferde dar, der vor einer Festung auf dem Schlachtfelde 
einen Sohn begrußgt. Die Sachverständigen behaupten aber— 
zaß es eine im Livius erwälente Szene darstellt
	        
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