sondern als „andere Angestellte mit ähnlich gehobener oder
höherer Stelkung“ als Werkmeister und Betriebsbeamte. Da—
mit ist etwas in die Begriffsbestimmung hineingekommen, was
mit dem „Beamtencharakter“ im österreichischen Gesetze Aehn⸗
lichkeit hat und dort zur Ausschließzung fast der Hälfte der
Angestellten von der Versicherung geführt hat. Es ist des—
wegen eine Aenderung des Paragraphen drin—
gend zu empfehlen. Sie wird ja auch keine Schwierig-
keiten machen, wenn alle beteiligten Kreise in dem Wunsche
einer Ausdehnung der Versicherung Übereinstimmen. Vielleicht
ist es am einfachsten, zu sägen, daß „Angestellte aller Art“
versicherungspflichtig seien und darauf zu vertrauen, daß die
Rechtsprechung in der bisherigen, im wesentlichen zutreffenden
Umgrenzung dieses Kreises festgehalten wird.
Inland und Ausland.
Deutiches RAch
Ergebnisse der gestrigen Reichstagssizung. Im Reichstag
kam es gestern nicht zur Besprechung der Inter-
aellation betreffs Ueberschwemmung des deutschen Marktes
mit ausländischen Wertpapieren. Staatssekretär
des Innern Dr. Delbrück erklärte, die Interpellation am
Ende der laufenden oder im Anfang der nächsten
Woche beantworten zu wollen. Sodann begann die
zweite Lesung des Gerichtsverfassungsgesetzes. Die
Debatte über 81 bestätigte den Kommissionsbeschluß, wonach
die Zulassung zur Vorbereitung für den Justizdienst selbst⸗
verständlich allein von der Befähigung abhängig zu machen
ist. Bei 8 8 der Vorlage kam es zu einer langen Erörterung
über die Moabiter Prozesse. Die Angriffe, die seitens der
Sozialdemo kratie gegen den im Abgeordnetenhause festge⸗
haltenen preußischen Justizminister Dr. Beseler gerichtet wurden,
wies der Staatssekretär Dr. Lisco energisch zurüd.
Ergebnisse der gestrigen Situng im preußzischen Abgeord-⸗
ietenhaus. In der gestrigen Sitzung des preußischen Abgeord⸗
ietenhaus wurde die zweite Lesung des Justizetats zu Ende
jeführt. Alle Positionen wurden bewilligt. Heute steht das
Zweckverbandsgesetz zur ersten Lesung.
Sogchschule und Modernisteneid. Als bezeichnendes Zeichen
der Zeit wird aus Straßburg berichtet, daß dort soeben der
öekannte katholische Kirchenhistoriker Prof. Dr. Ehrhard
zum Rektor der Universität gewählt worden ist, nachdem
er sich dem abgehenden Rektor Prof. Dr. Thiele gegenüber ver⸗
pflichtt, den Modernisteneid nicht zu leisten. —
Die katholischen Theologen der Bonner Universität
schlossen sich in einer Erklärung an den Kardinal Fischer
in Köln der Kundgebung ihrer Kollegen an der
Universität Münster an.
Kandidatur Hormann. In einer stark besuchten Versamm⸗
ung liberaler Reichsstagswähler in Bremen wurde unter leb⸗
zaftem Beifall aller Anwesenden der jetzige Reichstagsabge—⸗
rdnete Hormann einstimmig von dem nationalliberalen
Berein, dem Reichsverein und dem Verein der Fortschrittlichen
Vollspartei zum Reichstagskandidaten wieder auf—
vefelt. Abg. Hormann nahm die Kandidatur dankend an.
Ein fortjschrittlich-nationalliberales Wahlabkommen. Am
Sonntag hat in Offenburg die Landesversammlung der fort⸗
chrittlichen Volkspartei Badens in Anwesenheit von mehr
als 500 Vertrauensmännern gegen 88 Stimmen aus dem
ersten und zweiten Wahlkreise, Konstanz und Donaueschingen,
die beide klerikal vertreten sind das Blockabkommen
mit der nationalliberalen Partei genehmigt.
Ddie drei Wahlkreise Karlsruhe, Lahr und Frei⸗
zurg sind danach der Fortschrittlichen Volkspar⸗
bei als Kampffeld zur Aufstellung von Kandidaten über⸗
lassen worden. Freiburg und Lahr werden gegenwärtig
hurch die Zentrumsabg. Hauser und Fehrenbach, Karlsruhe
durch den Sozialdemokraten Geddvertreten.
Nationalliberaler Parteitag für Nassau. Auf dem vor⸗
gestrigen Parteitage der nationalliberalen Partei für Nassau
sprachen die Herren Bartling-Wiesbaden, Jund-Leipzig und
Lohmann-Weilburg. Abg. Jund betonte, daß sich die Gegen⸗
tätze zwischen den Nationalliberalen und Frei—
ftinnigen in der letzten Zeit etwas verminder!
zätten, deshalb sollte man gegenseitige Kandidaturen unter⸗
assen. Abg. Lohmann ging mit Diederich Sahn und seiner
Politik scharf ins Gericht
ieber Vater, wie ich zuerst gehotft. Sie ungarnt ihn wohl,
vie sie dich umgarnt hat. Sie ist schanilos.“
Dann aber verwarf Undine wieder ihren Verdacht.
Fridrun hatte ihr bis jetzt noch keine Besiätigung dessen
gegeben, was ihr damals blitzartig schnell durch die Seele ging,
daß Graf Reimar es war, um den Fridrun ihren Gatten
betrogen. Und doch quälte dieser Gedanke Undine fortgesetzt.
In den langen, einförmigen Tagen der Krankheit hatte sie
Ajt darüber nachgedacht, mit geheimer Scheu und heißem
Bangen, aber sie hatte es ooch nicht gewagt, noch weiter
zu sorschen. Sie fürchtete sich vor der klaren Erkenntnis der
Frau, für deren Tun und Lassen ie sich gewissermaken mit ver⸗
intwortlich fühlte.
Lorl kam oft zu Undine und plauderte die Schatten von
ßer Stirn der Kranken. Sie erzählte dann auch von Onkel
Reimar und von der großen Puppe, die er ihr gelschenkt.
Dorret sah voll Eifersucht dann immer ein Lächeln um den
leinen Mund der Kranken huschen.
Wiedergesehen hatte Undine ihren Gatten nicht seit der
verhängnisvollen Nebelnacht.
Nun wurden die Tage kürzer und die Nächte dehnten sich.
Undine konnte schon ftägalich einige Stunden das Bett
verlassen.
Graf Reimar war aus Südegaarde, wo er einige Wochen
zugebracht, weil der neue Inspektor sich durchaus nicht ein⸗
richten wollte, wieder heimgekehrt.
Dorret traf ihn eines Tages auf der Dorfstraße, als sie
sich gerade anschickte, in der Wiedingsharde vorzusprechen, um
mal nach dem Ohm und dem „ißrootvader“ zu sehen.
Sie wäre dem Grafen, der in seinem blauen Schiffsanzug
soeben von einer Segelfahrt heimkam, die er fast käglich
unternahm, gern ausgewichen, aber es konnte ihr wie Furcht
ausgelegt werden, und darum sah sie Reimar fest ins Auge, als
er lebhaft auf sie zutrat und fast herzlich sagte:
„Ei, welch ein Glüch, daß ich Euch finde, Schön⸗Dorret.
Ich wollte ohnedies heute bei Euch anklopfen und fragen, ob
Gräfin Undine kräftig genug ist für eine notwendige Unter—
redung, um die ich sie bitten möchte.“
Ascorfießkune fsoldt.)
Die Sethzusuchtt nach der Bruügelstrafe ist noch nicht aus—
zerottet. Der Dresdener konservative Verein be
chäftigte sich in seiner letzten Versammlung mit dem Ent.
wurfe des neuen Strafgeseßzbuches. In der Erörterung
vurde der Deutschen Tagesztg. zufolge u. a. die Einführung
»er Prügelstrafe für Roheitsverbrechen ge—
ordert.
In die Kommission sür das neue Strafgesetzbuch sind, der
Vosf. Ztg. zusolge, berufen worden die Professoren Kahl⸗
Zerlin. Frank⸗Tübingen. v. Hippel-Göttingen, Senats⸗
zräsident Kin denbera⸗Berlin, Justizrat Leonhard Fried⸗
nann⸗Berlin, Reichsgerichtsrat Ebermayer⸗Leipzig. An
Stelle des Präsidenten Lindenberg, der auf ein Jahr be—
irlaubt ist, wird den Vorsitz im ersten Strafsenat des
Kammergerichts Geheimer Justizrat Kronecker führen.
Sozialdemokratischer Autrag zur Schösfenwahl. Zur zweiten
Beratung der Strasprozehordnung beantragt die sozialdemo⸗
ratische Fraktion des Reichstages die Wahl der Schöffen
auf Grund allgemeiner, gleicher, geheimer, direkter Wahl
durch die volliährigen Einwohner des Amtsgerichtsbezirkes
nach den Grundsäthen der Verhältniswahl stattfinden zu
lassen.
Nach der amilichen Abstimmungsliste über die Reichswert⸗
uwachssteuer stimmten Konservative 4 mit Ja, 6 mit
stein, J enthalten; Zentrum 56 mit Ja, 17 mit Nein—,
Renthalten; Nationalliberale 41 mit Ja; Reichs—
»artei 14 mit Ja, 1 mit Nein, 1 enthalten; Wirt«
chaftliche Vereinigung sämtliche 17 mit Ja; Fort-
schrittliche Volkspartei 19 mit Ja, 20 mit Nein;
Reformpartei 38 mit Ja; Sozialdemokraten 41
mit Nein. Die Polen enthielten sich sämtlich der Abstim—
mung. Von den keiner Fraktion angehörenden Abgeordneten
timmten 5 mit Ja und 3 mit Nein. Von der konservativen
Partei haben die Herren von Bonin, Graf von Kanitz;
»on Oldenburg, Dr. von Saldern, Dr. Graf von
Schwerin-⸗Löwitz und von Treuenfsels, von der
Reichspartei Dr. Arendt gegen das Gesetz gestimmt.
Enthalten· haben sich der Abstimmung die Abgg. von
Rautter (conservativ) und von Dirksen Meichspartei)
Großbritannien.
Die Aufgaben bes neugewähllen Unterhauses. Hierüber
hat sich kürzlich der Staatssekretär sür Irland Herr Birrell
in Bristol ausgesprochen. Er erklärte, die Regierung werde
die Parlamentsbill noch in dieser Session zum
Gesetze erheben, und sie nötigenfalls zum alleinigen Ge
genstand der Session, mit Ausnahme der Finanzvorlage,
machen. Die Leute erkundigten sich nach der Zukunft und
nach dem, was die Liberalen zu tun beabsichtigten. Darauf
sei zu sagen, daß vor allem die Parlamentsbill durch-
geführt werden soll. Auf diese hin sei die Maiorität
zustande gekommen. Andere Fragen, für die ein starkes
Interesse vorhanden sei, müßten zurückgestellt bleiben, bis
viese große Angelegenheit erledigt sei. Die Finanzen
des Landes könnten allerdings nicht warten, aber nach
diesen sei die Hauptpflicht der Regierung, und darin werde
die liberale Partei einig lein. die Förderung der Parla—
mentsbill.
Frankreich.
Das französische Champagnergeseß. In der Kammer
vurden die drei ersten Ariikel des Champagnergesetzent⸗
vurfes angenommen. Artikel 4, der die Steuer auf
j Centimes auf die Flasche zur Bestreitung der
tosten für die Kontrolle festsetzt, wurde von mehreren
Abgeordneten bekämpft. Darauf wurde mit 260 gegen 241
Ztimmen trotz der Befürwortung der Regierung und der
dommission die Zurückstellung des Artikels be—
chlossenn. Der Finanzminister erklärte sodann, er werde
unmehr vorschlagen, die Steuer von 5 Centimes auf die
Flasche in das nächste Finanzgesetz einzufügen. Die letzten
Artilel und das Gesetz im Ganzen wurden schließlich mit
111 gegen 108 Stimmen angenommen.
Frankreichtss Getreidezöͤlle. Bei der Preisverteilung der
iordfranzösischen Landwirtschaftlichen Gesellschaft in Lille er⸗
lärta der anwesende Akerbauminister, daß es ihm
nach reiflichem Studium der Frage am belten scheine, die
ietzigen Getreidezölle beizubehalten.
Rußzland.
Obligaterischer Elementarunterricht in Rußland. Die
Reichsduma nahm eine Gesetzvorlage auf Einführung des
Theater und Musik.
Lübeck, 7. Febr.
Stadttheater.
MRevolutioushochzeit“, J
Schauspie in Zz Akten von Sophus Michaelis.
Dem Verfasser ist zweifelsohne ein überaus eindrucksvolles
Drama gelungen. Er ist zu diesem Ziele im wesentlichen da⸗
durch gelangt, daß er es verstanden hat, die ganze lebendige
Kraft, die im „Gegensatze“ ruht, zu rücksichtsloser Geltung
uu bringen. Diesen Gegensatz bilden die von dem blutig⸗
toten, mit festen Strichen geschickt gemalten Hintergrund der
französischen Revolution sich scharf abhebenden Gestalten eines
zur Hochzeit mit seiner ihm durch Gelöbnis der Väter schon
n der Kindheit bestimmten Braut, der verwaisten Herrin
eines Edelsitzes, an der Spitze seiner Truppen heimkehrenden
ungen adligen Emigranten und eines Helden der Revolution.
Jener, inmitten eines Schwalles von überschwänglich lyrischen
diebeserklärungen von den Revolutionsmännern in den Armen
einer eben angetrauten jungen Gattin überrascht und als Feind
des Vaterlandes zum Tode verurteilt, bietet ein mit allem
Raffinement der Realistik gezeichnetes Bild schlotternder, auch
den letzten Rest jeder Manneswürde vergessender Todesangst,
die wie ein Eimer kalten Wassers auf die jungé
Liebe seiner bräutlichen Gattin fällt. Aber sie will
hn retten, und da kein anderer Ausweg bleibt
o versucht sie das Letzte: sie faßt den vühret
der Revolutionstruppen an der Hand und verspricht ihm,
zum Schein, als Preis die Befreiung des Gatten — sich
jelbst. Von tiefer leidenschaftlicher Glut zu ihr erfaßt ge—⸗
währt dieser die Bitte: in seiner Unisorm entflieht der
sunge Marquis, in den den Tod seines neuen Trägers
hedeutenden Kleidern mit dem Bourbonenzeichen erwartei
her andere an seiner Statt den als Preis seiner Liebe selbit
ewählten Tod, die unausbleibliche Sühne für die Be—
reiung des Royalisten. Aber nicht genug damit, daß
er dem ihm von den Seinen drohenden Schicksale mit
fester, mutiger Seele entgegengeht, er weist auch die wieder⸗
holten Versuche der Seinen, ihn seines Vergehens frei
u sprechen. unerschüttert zurück. selbst dann noch. als der
Elementarunterrichts mit einer obligatorischen Ausgabe von
10 Millionen Rubel jährlich für die Dauer von 10
Jahren an.
Balkanstaaten.
Kretazwist zwischen Türlei und Griechenland. Griechische und
tũrkische Soldaten gerieten an der Grenze bei Domenikop
in Streit. Die Griechen feuerten zuerst und töteten zue
türkische Soldaten, worauf die Türken das Feuer er
viderten und funf Griechen verwundeten. Auf einer anderen
Stelle versuchten acht bewaffnete Griechen, die
Brenze zu überschreiten. Drei Griechen wur den
von der tarkischen Grenzwache erschossen.
Detr Aufruhr im Jemen. Die telegraphische Ver.
bindung mit Sanaa, der Haupistadt Jemens, ist sei⸗
vorgestern wieder hergestellt.
*
Cagesbericht.
Aus der Bürgerschaft.
O Lübeck, 7. Februar.
In der gestrigen Sitzung der Buürgerschaft entspann sid
im Anschlutß an die Abstimmung über die Gehaltssätze dei
Safenmeistergehilfen und des Wasserschoutge.
hilfen eine lebhafte Geschäftsordnungsdebatte, weil das
Refultat der Abstimmung nicht vollständig klar zutage trat.
kEs konnte danach den Anschein erwecken, als sei dem Senats
mtrage die Zustimmung erteilt worden. Das Resultat
var aber schließlich eine Ablehnung des Senatsan.
trages und die Annahme des Bürgerschaftsbe.
chlusses, wonach das Anfangsgehalt 2100 M, das End—
gehalt 83300 M, die Zulagen 55240 Muund die Steigungs—
zeit 15 Jahre sein soll.
Die Situation hinsichtlich der Beamtenbesoldungsfrage ist
nomentan im ganzen wieder kritisch geworden. Denn der
Senat sieht sich jetzt vor die Eventualität erheblich größerer
Mehrausgaben gestellt, welche die Bürgerschaft für die
dehrer und Lehrerinnen sowie den Wasserschout- und die
Hafenmeistergehilfen bewilligt hat. Zugleich hält der
Senat sich laut Aeußerung vom Senatstisch nicht
mehr an die Erklärung gebunden, daß die Be—
dingungen der rechtzeitigen Erschließung neuer Einnahmequellen
als ausreichende Deckungsmittel sür die erwachsenden Mehraus—
gaben jetzt noch erfüllt seien, wo die Biegerschaftsbeschlüsse er—
heblich über die Senatsanträge hinausgegangen sind. Es war
im übrigen recht interessant, zu beobachten, daß verschiedene An—
gehörige des gewerblichen Mittelstandes ganz gegen ihre sonstige
Fewohnheit so warm für die Beamteninteressen eintraten. Die
Rektorfrage, die gestern nicht wenig Zeit in Anspruch nahm,
zeitigte mehrfach interessante und komische Zwischenfälle. Ihr
endgültiges Schicksal war jedoch dasselbe wie bei der ersten
Beratung, und die Lübecker Hauptiehrer werden vorläufig die
Amtsbezeichnung „Rektor“ nicht jühren dürfen. Jedoch haben
die Lehrer vom Senaistisch erfahren können, daß man ihnen
Bestrebungen auf Gleichstellung mit den Gerichtssekretären ꝛc
Wohlwollsen enfgegenhrinagt
Das Ende des Llond⸗Expreßzuges.
Es wurde an dieser Stelle schon wiederholt darauf
hingewiesen, dah der Lloyd-Expreßzug Hamburg⸗
Altona-⸗Genua ab Norddeutschland sehr schlecht benutzt
wird. Die Hauptursache an dieser Erscheinung trägt das
Zusammenfallen der Abfahrtszeit des Lloyd-Expreßzuges (ab
zamburg H. 7,11 v.) mit dem sehr günstig liegenden, und
zedeutend billigere Fahrpreise fordernden D-Zug 86 (ab
zamburg H. 7.17 v.), der vorzügliche Anschlüsse nach
zan z Süddeutschland, der Schweiz und Italien hat. Da eine
Besserung in der Benutzung des Expreßzuges wohl nicht
u erwarten ist, so soll der Zug künftig als Berlin—
Gotthard)-Genua-Exprekß verkehren mit verschobenet
Fahrordnung. Abfahrt in Berlin um 3.05 n., Ankunft
n Basel morgens 5 Uhr; Abfahrt 5.10 v. Luzern an 7.00
»., ab 7.05 v., Bellinzona an 10.22 v.“ Lugano 11.09 v.
Mailand 12.47 n. Genua 4. 10 n. Der Gegenzug verlãki
Fenua 1.50 n. kommt 11.20 nachts nach Luzern, 1.20
nach Basel, hat also ziemlich genau die Fahrordnung des
etigen Lloyd⸗Expreßzuges. Zum zweiten Male ilt damit der
Lersuch, internationale Expreßzüge nach dem Süden durch⸗
zuführen gescheitert. Der erste Versuch wurde vor etwa
10 Jahren mit dem Riviera⸗Expreßß gemacht
o
wieder eingefangene Flüchtling zurückgebracht wird. Er ver—⸗
langt, mitten heraus aus seiner kurzen tiesen Liebesseligkeit
in den Armen der Geliebten, die Exekution. Denn was
werst nur Schein war, ist angesichts der Hheldenhaften
ziebe des Mannes ebenso plötzlich zur Wirklichleit geworden
das Edefräulein ist zu dem Sohn des Volkes in reinster
eißester Liebe entbrannt. Aus ihren Armen sich reißend
zibt er, den letzten Versuchen der Seinen, ihn zu retten,
n begeisterter Entschlossenheit trotzend, den harrenden Soldaten
zas Kommando zum Feuer, in dem er sterbend zusammenbricht.
zo die Handlung. Jene Kraft des „Gegensatzes“, die der
gerfasser so erfolgreich verwandt hat, bewährt sich darin
uuch noch nach einer anderen Seite hin, denn dem „Gegensatze“
vohnt ja auch eine, ich möchte sagen abfärbende Kraft inne. Auch
ziese kommt hier zur Geltung. Denn die alles eher als erhebende,
ber doch unheimlich lebenswahre Realistik in der Ausmalung
der Todesangst des noch halb knabenhaften Edelmannes bringt
n dem Zuschauer so sehr den Eindruck von etwas Wirklichem
jervor, daß sich dieser Eindruck auch gegenüber dem gewaltsamen,
orcietten Heldentum des Revolutionsmannes nicht ganz verliert.
dicht ganz. sage ich und füge hinzu: anfänglich nicht. Denn
ruf die Dauer wird uns dieser immer gesteigerte, sich selbst
iberbietende Heroismus denn doch reichlich theatralisch und
venn endlich das Kommando „Feuer“ aus dem Munde
»es Helden fällt, so sind wir mit unserem Glauben an
hu auch so ziemlich zu Ende. So liegt in der Stärke des
Ztückes auch seine Schwäche. Zu den Schwächen möchte ich
brigens auch die übermähßig lang ausgedehnte Liebeslyrik
wischen dem ursprünglichen Brautpaare rechnen und mit der
Ansicht nicht zurückhalten, daß auch diejenige des neuen
baares verkürzt mindestens gerade so wirksam wäre. Völlig
inwahr wirkt das andauernd glückverlorene Getue der jungen
Frau angesichts der unmittelbar bevorstehenden Erschiehung
hres Neugeliebten, das sogar von dessen Bewirtung mit
zchokolade und deren lächelnd-geschäftigen Anpreisung sich
zicht zurückhalten läßt. Geradezu geschmadlos aber ist das
vortgesetzte Hineintragen der abgebrauchten Naivitäten des
Atbekannten Kammerlätzchens in die tragischsten Situationen.
Das sind „Gegensätze“, die allerdings keinerlei Kraft be—⸗
vpähren. — Gefvielt murde vortrefflich. Der junge Emigrand