Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Wöchentlich 33mal (Wochentags morgens und 
abenos, SGonntags morgens) erscheinend. Bezugs⸗ 
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Beilagen: Vaterstãädtische Blätter. — Der Familienfreund. 
Amtsblatt der freien und —X 1604. Jahrgan nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die 
Beiblatt: Gesetz⸗ und herordnungsblatt tꝛꝛ cẽ An eatann 3 gürstentümer Ratzeburg, Lübec und das angren— 
πινααισαασασαααειεεσαεεειεσεαιαιαεασο —— —— jende medlenburgische und holsteinische Geblet. 
Drud und Verlag: Gebrüder Bo Swers G.m. b. S. in Lubes. — Geschäfisstelle Abreß haus (Köniostr. 48). Ferniprecher gcudo a. 9001. 
Abend⸗Blatt Ur. 67. 
Ausgabe 
6Geoße Aunsgabe) 
Montag, den 6. Februar 1911. 
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Erstes viatt. Hierzu 2. Blatt. 
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Umfang der heutigen Nummer 6 Seiten. 
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— 
Nichtamtlicher Teil. 
Singers Begräbnis. 
(Von unserem Berliner Korrespondenten) J 
Lübeck, 6. Februar. 
Gestern wurde, wie wir bereits in der heutigen Morgen⸗ 
ausgabe berichten konnten Paul Singer zur letzten Ruhe 
geleitet. Es war ein Schauspiel von der Wucht der Masse, 
nicht der lärmenden, schreienden, sondern der ruhigen, schweigen⸗ 
den Masse, wie es selten in Berlin gespielt wird. Kilomekter⸗ 
sang streckte sich die Menschenmauer, Glied an Glied, wie 
eine riesige Heerschau — eine Manöverübung, eine Proletarier⸗ 
parade über eine Viertelmillion —. 
Zwischen den beiden Strömen dieser Schauenden ging der 
Totenzug. Vor dem Vorwärishause im engen Straßengewirr 
kamen sie zusammen, die Männer, die ihm nahe standen. Als 
erste die Wähler seines Kreises in grandios geschlossener Voll⸗ 
ständigkeit, Mann für Mann. Still ging es dahin, geleitet 
und geordnet von den Parteileuten mit dem schmalen, roten 
Seidenband um den linken Arm. Es folgten die Reichs— 
tags- und Landtagsfraktionen, die verlchiedenen 
Kommissionen, auswärtige Deputationen und dann der Leichen⸗ 
wmagen und Berge aufgehäufter Kränze, meist einfacher grüner 
Lorbeer mit der roten Widmungsschleife. Die Angehörigen 
und persönlichen Freunde schlossen sich an und wieder lamen 
in unübersehbarer Fülle Vereine, Parteischulen, Wahlkreise und 
wieder Vereine.. Fünf Stunden gingen sie dahin 
durch die düsteren alten Viertel, bis zur endlos 
iangen Frankfurter Allee, die sich wie ein Fühler der Stadt 
aach dem Osten streckt und auf dem Zentralfriedhof endet. 
Schon senkten sich graue Schieier über den Horizont, als 
die ersten Wagen ans Ziel kamen. In die eherne Ruhe der 
Totenstätte tönt das Lied des rastlosen Lebens hinein. Das 
lahle, weitgedehnte Feld ist überzogen von der großen Masse. 
In langer Reihe stehen Hunderte von Wagen, Hunderte von 
Autos. Die wenigen Häuser werden erstürmt, der Wirte Vor⸗ 
räte sind bald erschöpft und sie müssen Scharen der hungrigen 
Wallfahrer abweisen. Langsam sank die Sonne und brach 
mit den Strahlen nur mühsam noch durch das Gewölk. Der 
seltsam reizvolle Zwielichtzauber der märkischen Gegend fiel 
über den Kirchhof und tauchte alles in sein schwefelgelbes 
Licht. Auf weitem Rasen lagen die Kränze mit den letzten 
ßrühen. Die Nacht war längst heraufgezogen, als beim 
Flackern der Fackel die Feier im Friedhof eine Hul⸗ 
digung abschloß, wie sie in unserer Zeit wenigen 
e zuteil geworden 8 
Die Pest. 
In der Budgetkommission des preubßischen Abgeordneten⸗ 
hauses wurde am Sonnabend eine Anfrage über das Auftreten 
»er Pest gestellt. Ein Regierungsvertreter führte 
olgendes aus: Seit 1897 sterben in In di en jährlich 100 000 
Menschen an der Pest. Sie nimmt auch in RNegypten zu 
und es kann nicht übersehen werden, daß die Gefahr be— 
eht, daß die Pelt von Aegypten auch zu uns 
o mint. Die gegenwärtig in Ostalien wütende Seuche islt 
die Lungenpest, der „Schwarze Tod“ des Mittelalters. Beulen⸗ 
est und Lungenpest haben denselben Erreger. Einer Ein⸗ 
schleppung über die sibirische Eisenbahn können 
vir die gleichen gesundheitspolizeilichen Maßnahmen entgegen⸗ 
etzen wie der Beulenpest. Die chinesische Regierung hat sich 
m die europäischen Staaten und auch an die Reichsregierung 
im Entsendung von Aerzten gewendet. Auf russische Anregung 
einer internationalen Kommission wird das deutsche Reich 
voraussichtlih Kommissare nach der Mandschurei 
scchhiden, so wie im Jahre 1397 nach Bombay. 
RPeking, 5. Febr. Die gesamten ausländischen 
»iplomatischen Missionen sind ietzt völlig isoliert 
yon der übrigen Stadt und haben sich auf drei Monate mit 
Proviant versorgt. Der Geschäftsverkehr mit der chinesischen 
Regierung wird nur durch einen Vertrauensmann besorgt. 
In Charbin ist der Direktor der Pestbaracken, 
Dr. Michel, der sich durch Einspritzungen von Ehrlich-Hata 
degen die Pest immunisieren wollte, gestorben. 
Charbin, 5. Febr. Gestern erlagen der Seuche vierzig 
Personen, darunter zwei Europäer. In Chinesenvier⸗ 
tel Fudsjadjan sterben fäglich 150 Personen, sodaß 
dis Einwohnerschasft von 40 000 auf 6000 Personen zu— 
sammengeschmolzen ist. Die chinesischen Behörden verbrannten 
ttwa 2000 Leichen, der Verbrennung harren noch etwa 
1000 Leichen. Die Meldungen aus anderen Städten schil— 
zern die Lage nicht weniger schredlich. In Hulan lind 
Berge von Leichen aufgehäuft, ein Teil von ihnen auf 
zem Eise des Hulan, des Nebenflusses des Sungari, offenbar 
nn der Absicht, sie mit dem Eisgang im Frühiahr fort⸗— 
creiben zu lassen. 
St. Petersburg, 5. Febr. Nach Meldungen aus 
Kwantschöngtsuin der Mandschurei starben dort täg⸗— 
ich 100 Pestkranke. 
W. Perersburg, 5. Febr. . Die unter dem Vorsitz des 
Seneralgouverneurs in Irkutsk gestern zusammengetretene 
Bestkonferenz bezeichnete es als wünschenswert, den 
Lhinesen die Ueberfahrt über den Amur mur 
n gewissen unter Beobachtung gestellten Punkten zu ge⸗ 
tatten. Personen, die sich aus der Mandschurei nach russi— 
chen Städten begeben, sollen ärztlich untersucht und einer 
ünftägaigen Beobachtung unterstellt werden. Die Leichen 
der Chinejen sollen verbrannt und die in den Flissen 
schwimmenden Leichen aufgefischt und ebenfalls verbrannt 
werden. 
die bisher aufgestellten nationalliberalen 
Reichstagskandidaturen. 
Wir veröffentlichen im nachstehenden die Fortsetzung der in Rr. 64 
aufgestellien Liste Üüber die nationalliberalen Kandidaturen für die 
lommenden Reichstagswahlen: 
(Die eingeklammerten Orte bezeichnen den Wahlkreis). 
Provenz Oftpreußzen. 
Vormann, Rentier, Königsberg (Insterburg-Gumbinnen). 
Laser, Otto, Bürgermeister, Angerburg (Angerbura⸗-Lötzen). 
Kochan, Gutsbesitzer, Niedewetzlen (Oletzlo⸗Liyyck⸗ Johanuesburg). 
VProvinz Westpreufiten. 
Sieg. Rittergutsbesitzer, Siegsruh (Graudenz-Strasburg). 
Ortel, Felix, Bankdirektor. Thorn (Thorn⸗Kulm-Brielen). 
Harte, Hofbesitzer, Neu-Tecklenburg (Schlochau⸗Flatow). 
Provins Brandenburg. 
Lehmann, Bürgermeister, Landsberg (Landsberg⸗Soidin). 
Prinz zu Schönaich-Carolath, Majoratsherr, Amtitz (Guben⸗Lübben) 
Provinz Sefsen⸗Massau. 
Häuser, Justizrat, Höchst (Obertaunus⸗Höchst-Wingen). 
Bartling, Kommerzienr at, Wiesbaden (Wiesbaden-Rheingau). 
Lohmann,. Dr. Amtsgerichtsrat. Weilburg (Dillkreis-Oberwester wald). 
debel, O. Wrofehsor, Kaslel (Rinteln⸗Hosgeismar-Wolfhagen). 
Schröder, Dr. Landesrat, Kassel (Kahsel-Melsungen). 
Wolfarih, Baurat, Hanau (Hanau⸗Gelnhaulen). 
* Myheinvrovinz. 
Bassermann, Rechtsanwolt, Mannheiri (Saarbrücken). 
v. Schubert, Generalleutnant z. D, Berlin (Ottweiler⸗St. Wendesh) 
Bauern. 
Winsauer, Reallehrer, Bayreuth (Oberfranken 2, Bayreuth). 
Neuner, Mühlen⸗ und Gutsbesitzer, Hammermühle b. Kreußen (Oben 
franken 3, Forchheim⸗Kulmbach). 
Thoma, Dr. Rechtsanwalt, Augsburg (Immenstadt-Lindau). 
Reitz. Carl. Fabrikbesitzer, Burgsinn (Unterfranden ẽ, Lohr). 
Sachsen. 
Linck, Dr, Rechtsanwalt, Zittau (Zittau). 
Heinze, Dr., Landgerichts⸗Direktor, Dresden (Dresden l. d. Elbe). 
Herrmann. Oberpostassistent, Dresden (Dresden-Dippoldiswalde). 
Everling, Lic.Direktor des evangel. Bundes, Halle a. S. (Döbeln) 
Junck, Dr. Justizrat, Leipzig (Leipzig⸗Stadt). 
Bünther, Dr. Redakteur, Leipzig (Leidzig⸗Land). 
Nitzichle, Emil, Kaufmann, Leutsch (Borna), 
Stresemann, Dr. Syndikus. Berlin (Annaberg⸗Schwarzenberg). 
Württembera. 
Kreuser, Dr. Medizinalrat, Winnenden (Cannstatt-Ludwigsburg). 
Baden. 
Rombach, Dr. Rechtsonwalt. Offenburg (Bonndorf⸗-Donaueschingen 
— — — — — — 
„Varf ich dich etwas fragen, Undine?“ 
„Gewiß, rede nur.“ 
„Dir ist es leid — ich meine — unser ganzer Handel — 
du bereust ?“ 
„Ja, tief und schwer.“ 
„Du möchtest alles ungeschehen machen 7“ 
Eine fieberhafte Hast sprach aus seinen Worten. Fast 
klang es wie Angst. 
„Ja, wenn ich könnte, ich würde selig sein.“ 
Einen Augenblick war alles still. Nur das Meer grollte 
leise, dann sagte Graf Reimar tonlos: 
„Vielleicht erfüllt sich dein Wunsch eher, als du gedacht.“ 
Jetzt klang es wieder wie fsernes Rufen. 
„Hoiahoi!“ klang Reimars Stimme durch die Nacht. 
Es schien, als hätte man das Zeichen vernommen, dem 
lebhafte Zurufe ertönten, und jetzt schimmerten hier und de 
in dem dichten Nebel wie Glühwürmchen Laternen auf. 
Noch einmal rief Graf Reimar in die Nacht hinaus. Er 
Jatte sich erhoben und hatte verlucht, einige Schritte zu gehen. 
Als er sich umwandte, war es ihm. als sinke Undine ganz 
in lich zusammen. 
Schwer und lalt lag sie dann in seinen Armen. 
Noch einmal ertönte sein Ruf, jetzt aber angstzitternd und 
verzweiselt, und dann sah er sich von bärtigen, braunen 
Schiffern umringt, die ihre Laternen hoch emporhoben und das 
veihe, totenähnliche Gesicht Undines beleuchteten. 
„Holla!“ rief Olaf Thornsen, „das war hohe 'Zeit, dad 
wir Euch fanden, Herr. Wir hatten es fast aufgegeben, Euch 
und die Frau Gräfin zu erspähen. Wir wollten es gar nicht 
zlauben, dah Ihr in diesem Nebel hier in den Dünen 
ein könntet,“ fuhr er fort. „Dorret aber jagte uns hinaus, 
als die gnädige Frau Gräfin schickte und fragen ließ, warum 
die junge gnädige Gräsin nicht heimkehrte. Wir erfuhren 
dabei, daß der Herr Graf auch noch nicht zurück sei““ 
Sraf Reimor winkte abwehrend mit der Hand. * 
„Ich danke euch, ihr Leute. Auch Euch, Olaf Thornsen, 
und Euch, Jens Lung, daßz Ihr kamt. Jetzt aber macht 
Platz und deleuchtet den Pfad, den ihr wohl besser kennt als ich“ 
Und ohne eine Erwiderung abzuwarten. hob er die leblose 
Die NRebelfrau. 
Roman von Anny Wothe 
27. Fortsetzung.) Machdruck verboten) 
Still sahen sie dann, wider Willen eng aneinander ge⸗ 
chmiegt, einer den anderen wärmend, in dieser dunklen Nebel— 
aacht und warteten. 
Zwischen ihnen lastete ein bedrückendes Schweigen, aber 
es war, als hörte einer den Herzschlag des anderen. 
Graf Reimar hielt mit seinem Arm Undine umfangen, um 
ie besser zu stützen. Einen Augenblidk kam ihm der Gedanke: 
„Dieses Weib ist dein. Du brauchst sie nur an dich zu 
ziehen, und du kannst das süße, herbe Gesicht küssen, bis 
die feindlichen Augen in Liebe erstrahlen,“ aber er rührte nicht 
den Arm. Er fühlte voll Besorgnis, wie Undines ganzer 
Körper bebte. 
„Willst du nicht versuchen, zu schlafen? Du kannst es 
uhig tun. Ich wache gut,“ sprach er endlich. 
„Nein, wir dürfen nicht schlafen.“ 
Wieder saßen sie eine Weile in Schweigen. Nur das 
Meer rauschte, als wäre es ganz nahe, als spülten die 
Wellen zu ihren Füßen. 
„Hast du Furcht vor dem Sterben, Andine?“ fragte Graf 
Reimar plötzlich leise. 
„Ich? Nein, wie sollte ich? Nur der Gedanke, daß ich 
unerfüllte Pflichten zurücklasse, könnte mir den Tod schwerer 
machen.“ 
„Ich möchte auch noch nicht sterben! Heute war es 
mir, als überkäme mich plötzlich ein schier unersättlicher Lebens⸗ 
durst. Kannst du das begreifen? Jahrelang sind mir Leben 
und Tod böchst gleichgültig gewesen, und jetzt mit einmal 
dieser Lebenshunger. Ich weihß nicht. wie es lommt. aber 
oft elelt mir vor mir selbst.“ 
Undine antwortete nicht. Ihr Kopf sank immer tiefer 
auf die Brust. Seltsam schwer war es ihr, und Graf Reimar 
bemerkte voll Schrecken, daß sie sich nur noch mühsam auf⸗ 
echt hielt. Da betlete der Graf sorgüch das june Haupt 
eines Weibes an seine Schulter. Fester zog er den Mantel, 
sie beide umhüllte, um den fiebernden Körper der jungen 
Frau. 
„Schlafe, Undine,“ mahnte er, und es war, als klopfe 
eine leise, dringende Zärtlichkeit in seiner Stimme. „Schlafe 
doch. 
Und die Lider Undines sanken müde auf die weichen 
Wangen. 
Stunde um Stunde verrann. Der Nebel sog sich fest 
in die Kleider, die von Nässe krieften, und noch immer 
vollte das graue Gespenst nicht weichen, das alles in un— 
durchdringliche Nacht hüllte. 
In qualvoller Unruhe und Pein, hier zur Untätigkeit ver⸗ 
dammt zu sein, ohne helfen zu können, verharrte Graf Reimar 
an Undines Seite. 
Er fühlte das Haupt seines Weibes an seiner Brust. 
Sein Herz hämmerte in wildem Takt, und er dachte wie der 
einen Augenblick: 
„Jetzt kannst du sie küssen, die Widerspenstige, sie lann 
ich nicht wehren, und sie weiß es nicht.“ 
Unwillig wies er die versuchenden Gedanken von sich. 
Ddann ober lauschte er angestrengt durch die Nacht. 
Wurden nicht Stimmen laut? Klang es nicht wie lautes 
Rufen? — 
Sein Herz begann noch stürmischer zu klopfen. Nein, es 
vir still ringsum, er hatte sich wohl doch getäuscht. Andine 
ichtete jezt jäh ihr Haupt empor. Sein heißer Atem hatte 
ie gestreift. 
„Laß mich,“ rief sie fask angstvoll. „Ich meine, ich hoöre 
-ztimmen! Man sucht uns, laß uns rufen.“ 
Und Graf Reimar rief laut in die Nacht hinaus: 
„Soiahoi!“ 
Aber alles blieb still, und es war, als ballte sich der 
Nebel immer dichter und undurchdringlicher. 
„Wenn der Nebel nicht weicht,“ murrte Reimax, „sind wir, 
he der Morgen tagt, erfroren. Wir hätten doch versuchen 
ollen, den Weg zu finden.“ ———— 
„Du kennlt nicht die Gefahren der Dumentäler im Nebel. 
Latß uns warten.“ 95 
„Warum gingst du noch in die Nacht hinaus?“ fragte 
Reimar. 
„Und warum solgtest du mir?“ gab Undine zurüd. 
Beide schwiegen dann wieder, ohne sich Antwort zu geben
	        
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