gung aufbürdeten. Die Koften des spanisch-amerikanischen, Bes
südafrikanischen und des russischiapanischen Krieges sind in dieser
Berechnung nicht einbegriffen, ebensowenig wie die Kosten stra⸗
tegischer Eisenbahnen und die Verzinsung der erheblichen An⸗
lerhen, die fast alle Staaten in großem Umfange eingehen
nmußten, um die Mehrkosten der Rustung zu decken. Auch die so⸗
zialen und nationalskonomischen Verluste, die sich daraus er⸗
geben, daß in Europa rund 195 000 Offiziere, 3 800 000 Unter⸗
cfiziere Unn Soldaten und 700 000 Pferde oder Maulesel dem
wirtschaftlichen Leben entzogen sind, sind nicht in Rechnung gesetzt,
ebensowenig wie die Einwirkungen der Steuererhöhungen, die
infolge dieser Entwickkung notwendig wurden.
Eine slatistische Zusammenstellung der Staatsschulden
ergänzt das Bild. Die Schuldenlast Europas ist von 107 Mil-⸗
siorden Frs. im Jahre 1882 auf 151 Milliarden im Jahre
1908 angewachsen, also um 41 0. Die Zunahme der Staats⸗
schuldenlafl verteilt sich auf die einzelnen Länder wie folgt:
Frankreich 2412 Milltonen, Italien 3472 Millionen, Oesterreich⸗
Ungarn 4005 Millionen, Rußland 11 101 Millionen, Deu tssch⸗
land 14557 Millionen Eürs. Diese Statistik zeigt, daß Frank⸗
reich die Lasten seiner Rüstung noch am leichtesten ertragen kann,
jat es doch von allen europäischen Großmächten die wenigsten
Schulden aufzunehmen brauchen, nicht ganz ein Fünftel dessen
was das Deutsche Reich an verzinsbaren Staatsschuldscheinen
ausgeben mußte . K.
—EE——O.——o —
Inland und Ausland.
Deutsches Reich.
W. Botfchafter Freiherr Mumm von Schwarzenstein trat
urz vor Weihnachten von Aegypten aus die Rüdkreise
nacht Ostasien an. Wie die Nordd. Allg. Zig. hört,
jah sich der Botschafter genötigt, wegen eines Augenleidens
seinen Abschied einzureichen; er hat sich aber bereit finden
lassen, nochmals auf kurze Zeit auf seinen Posten zu—
rüctzukehren, um dem Kronprinzen während seines Auf—
enthalts in Japan seine reichen Erfahrungen zur Ver—
fügung zu stellen. Nach Abschluß des Besuches wird dann
Freiherr Mumm von Schwarzenstein den erbetenen Abschied
erhalten.
W. Die von den Bundesregterungen versuchsweise einge⸗
üchrte Ankettung zur Zollabfertigung von Roggentleie und
Wetzenkleie, die das Siebrerfahren zur Unterscheidung zoll⸗
frei einzulassender Kleis von mehlreicher und als Mehl
z4u verzollender Kleie vorschreibt, wird der Nordd. Allg.
Zig. zufolge, im wesentlichen unverändert bald allgemein
eingeführt werden, da sie sich bewährt. habe. Sie solk
etwa am 1. Februar in Kraft tretek unter Zubilligung
einer mehrmonatigen Frist, während deren die obersten Lan⸗
desfinanzbehörden die Vermeidung von Härten auch für
zollpflichtig erklärte Erzeugnisse zur Denaturierung zulassen
können. Eine entsprechende Vorlage geht dem Bundesrat
in diesen Tagen zu.
Ueber den Arbeitsplan des Reichstages sind Nachrich-
en in die Presse gelangt, die teilweise sogar auf amt⸗
liche Quellen zurũüdgeführt werden. Demgegenüber ist es
wohl angebracht, darauf hinzuweisen, daß diese Angaben
tatsächlih das direkte Gegenteil der Auffassungen
wiedergeben, wie sie an maßgebenden Stellen bestehen.
Denn, wenn behauptet wird, die Strafprozeßordnung, die
Reichsversicherungsordnung und die Privatbeamtenversicherung
würden unter allen!‘ Umständen unerledigt bleiben, so ist
das Streben aller Reichsressorts in Uebereinstimmung mit
der Mehrheit des Reichstages im Gegenteil darauf gerichtet,
gerade diese drei Vorlagen unter allen Umständen zu voer—⸗
abschieden. Ueber die Privaibeamtenversicherung hat sich
der Reichstag noch bei der ersten Etatslesung so unzwei⸗
deutig ausgesprochen, daß über seinen festen Entschluß, das
Gesetz zustande zu bringen, überhaupt nicht zu streiten ist.
Und was die beiden anderen Vorlagen betrifft, so darf
man nicht vergessen, daß monatelange Kommissionsarbeit
während des Sommers aufgewandt wurde, um eine Ver—
abschiedung der Vorlagen zu ermöglichen. Alle diese um—
fassende Arbeit wäre dann nutzlos geleistet. Hierfür wird
leine Vartei die Verantwortung üubernehmen.
Dester reich Ungarn.
W. Der Kaiser verbrachte die Nacht zum Mittwoch in
ungestörtem Schlaf und erhob sich zut gewohnten Stunde. Die
Seiserkeit ist geringer als vorgeflern. Schnupfen ist roch vor⸗
bonden. Die genaue Befolgung der ärztlichen Ratschläge läßt
die Hoffnung nicht als unbegründet erscheinen, daß der Schnupfen
hal!d schwindet. Tel
Fraukreich.
W. Petit Parisien schreibt in einem Leitartikel: Die
Rede Pichons anß 12. Januar anlähßlich der Beratung
des Budgets des Aeußern wird voraussichtlich eine genaue
Darlegung der Stellung Frankreichs zur Welt—
pohitit enthalten. Offenkundige Tatsache ist es, dahß
Rußland bemühr ist, die Beziehungen zu Berlin und Wien
zu verbessern, vielleicht nur, um der den wirtschaftlichen
Interessen abträglichen Spannung ein Ende zu machen.
Aber Frankreich braucht an der in diesen Grenzen verblei⸗
benden Annäherung keinen Anstohß zu nehmen, da es ja
selbst im Jahre 1999 mit Diusschland das Maroikeabkommen
geschlossen hat. Iswolski hat erst kürzlich die Festigkeit
des Zweibundes bekräftigt. Die allgemeinen Bedingungen
der Politik Frankreichs werden demnach nicht abgeändert.
des odeut, chen Kronprinzen Weltreise.
Von Vaul Lindenber«
(Nachdruck verboten.)
Das Kronprinzenpaar, das in Colombo zunächst nur einen
rutzen Aufenthalt nehmen wird, um nicht sogleich der tropischen
Temperatur ausgesetzt zu sein, wird sich nach dem höher ge—
legenen Kandy begeben, das als Luftkurort Ceylons gilt. Vier
Stunden währt die Eisenbahnfahrt dorthin, die der umwver⸗
gehlichen Eindrücke so viele bietet, sieht man doch fortwährend
von den bequemen Wagen aus, die an den Längsseiten offen
und gegen die Sonne durch dachartige hölzerne Jalousien
geschüßt sind, in die idealste Varklandschaft hinein oder viel⸗
mehr hinunter. Denn die Bahn steigt fortwährend, und wäh—
rend rechts und links im Hintergrund immer höhere Berge auf⸗
tauchen, blikt man hinab in die lachenden Täler, in denen wir
die tätige Hand des Menschen nur an den Teepflanzungen,
sowie an den terrassenförmig angelegten Reisfeldern verspüren.
Darch viele Tunnels geht es, in kurzen Windungen zieht sich die
Bahn um Felsvorsprünge, bis sie eiliger hinunterhaftet in
den Bergkessel, in welchem Kandn liegt.
Diese Lage bedingt schon, daß die zirka 25 000 Bewohner
ba unter 3200 Europäer — zählende Stadt eng zusammen⸗
edrängt ist, im Gegensatz zu Coloinbo. Die Villen der Weißzen
ind auch hier im Grünen versteckt, meist auf den beiden Hügel-
eiten des künstlich angelegten Sees, um den eine sorgsam ge—
oflegte Promenade führt, wie auch die nächste Umgebung schöne
Zpazierwege aufweist, die zu prächtigen Aussichts punkten ge⸗
eiten. Die Ufer des Sees selbst wie die nahen Hügel und Berge
ind von tropischem Dickicht bewachsen; unter den Bäumen
uiberwiegen Palmen⸗, Brot⸗ und Tempelbäume, letztere mit
ühßduftenden, weißen Blüten, daneben Flamboyanibäume miit
hren unzähligen kamelienartigen, roten Blumen und die rot—
lättrigen Eisen- wie Hibiskusbäume, ferner Bambus und Schilf
n erstaunlicher Höhe. Aber noch mehr gedeihen blühendes
zuschwerk aller Art und unzählige Schling⸗ und Schmarotzer⸗
flanzen, die sich von Stamm zu Stamm und von der Erde
u den Kronen der Baumriesen ranken. Nahe dem See liegt
ie Eingeborenenstadt, aus einem kleinen Dutzend längerer Stra⸗
jen bessehend, meist dicht nebeneinander gebaute Hütten aus
zolz und Lehm zeigend, die unteren Gelasse offen oder nur mit
MNatten verhängt, ein gut Jeil des Lebens sich quf der
ztraße abspielend; auch bdie Bureaus der begüterten ein—
seborenen Kaufleute, die Schreibstuben der dunklen Advo⸗
aten und die Werkstätten der Handwerker kennen weder Fenster
noch Türen.
Das hell und luftig gebaute Heim des Gouverneurs/
velches das Kronprinzenpaar aufnahm, erhebt sich
in der Stelle des einstigen Königspalastes, der früher in
mger Verbindung mit dem noch heute erhaltenen Buddha—
empel gestanden. Dieser ist auf altersgrauem, steinernem
Unterbau errichtet und macht mit seinen Mauern, Toren,
einen Gräben und den über denselben führenden schmalen
Brücken einen festungsähnlichen Eindruck. Von dem lönig—
ichen Gebäude sind nur noch die offene, säulengetragene,
aus Holz errichtete und mit alten Schnitzereien versehene
Audienzhalle, die jetzt zu Gerichtssitzungen benutzt wird, und
oderschiedene kleinere Pavillons erhalten. Zwischen dem
ippigen Blumen⸗ und Pflanzenwuchs, beschattet von schlanlken
Palmen und breitkronigen Bobäumen, sehen diese grauen
Bauten und Mauern höchst malerisch aus, nicht minder
inige weiße, glockenförmige Dagobas und ein vaar wingige
alte Tempelchen mit buntgemalten Buddha⸗ und Dämonen—
Hestalten an den Eingangswänden. Auch der eigentliche Tem⸗
zel ist nur von geringem Umfang; in seinem Allerheiligsten
uht auf goldener Lotosblume in einem goldenen Kästchen
»er Zahn Buddhas, das höchste Heiligtum der Buddhisten,
»em sie göttliche Verehrung erweisen. Einmal im Jahre,
m August, wird er öffentlich ausgestellt; dann strömen
an der ganzen Insel Tausende von Singhalesen herbei
3lumen und Früchte opfernd, und es werden feierliche Um—
üge veranstaltet, bei denen die kostbar geschmückten Tempel—
klefanten eine große Rolle spielen. Sonst führen diese
heiligen Tiere ein recht bequemes Dasein, am Tage in den
Dschungeln umherbummelnd und faulenzend, nachmittags im
Maheweli ihre Bäder nehmend, bei welcher Gelegenheit
nan ihnen seine Aufwartung machen kann. Sie liegen dann
leich mächtigen dunklen Klumoen im Wasser und lassen
ich rvon den Wellen bespülen, auf ihrem Rücken erblickt
man lang ausgestreckt die dunklen Wärter. denen ihre
Pfleglinge aufs Wort folgen. —
Viel haben die Engländer für Kandy getan, wo man
richts von der Colombo-Treibhauswärme merkt, die einen
zort in einen Zuftand versetzt, als ob man in einem römischen
ß3ade weile. Mit ungeheuren Schwierigkeiten wurden Wege
ingelegt, denen Eisenbahnen folgten, und das reiche Hintet⸗
and erschlossen, das man mit der Küsfte verband; in
veitestem Umfang ward für Dednung und Sicherheit ge—⸗
orgt, die religiösen und somtigen Gewohnheiten der Ein—
seborenen wurden nicht angetastet, die besseren Elemente der
Zinghalesen nahm man, von den obersten Stellen abgesehen,
n den Dienst der Regierung. Kandy selbst erhielt Gas
ind Wasserleitung, und auf dem großen Grasplatze, der
rüher zur Abhaltung hoher religiöser Festlichkeiten benutz
vard, spielen jetzt die Einheimischen Ball und Kricket, und
musiziert an einzelnen Nachmittagen die Kapelle des ein—⸗
zeborenen Bataillons.
Bei jedem Spaziergang wird man immer wieder über—
rascht von dem Wundervollen. das sich uns auf Schritt
ind Tritt darbietet, sei es ain See selbst, aus dem die
ierlichen Köpfe zahlreicher Schildkröten gucken, sei es bei
Wanderungen in den nahen Bergen, von denen man in
zie Täler hinunterschaut, aus deren dichtem Palmengrün
hier und da der Mahaweli aufsglänzt. Eng wölbt sich
oft von beiden Seiten her wildrankendes Strauchwerk zu—⸗
sammen, eine grüne Halle bildend, von den leuchtenditen
Blumen durchflochten. Blumen so bunt wie Schmetterlinge,
und um sie flatternd Schmetterlinge so bunt wie Blumen;
auch seltsame Käfer schwirren umher, und wenn ein Sonnen⸗
trahl ihre grünen Flügel trifft, so funkeln lie wie die
zlänzendster Edelsteine. Allerdings fehlt es auch nicht an
berschiedenerlei unangenehmem Getier. An und oft auch mitten
mif den Wegen ragen bis zu zwei Metern hohe, stark ge—
ügte Erdbauten empor, von Termiten, den großzen Ameisen,
rrichtet und oft von Brillenschlangen als Wohnsitz be—
zutzt! Unangenehm sind auch die etwa zollangen, ganz
»ünnen Blutegel, die gern mit den Waunderern nähere Be—
ranntschaft machen, und ferner ist die gefürchtete Kobra
ein leerer Wahn, wie ich mich bei einem Besuche des Botani—
schen Gartens von Peradeniya Überzeugen konnte. Denn
ein mir folgender Trupp brauner Schlingels brach plötzlich
n gellende Rufe: „Kobra, Kobra!“ aus, nach Steinen und
Aesten suchend; aber die über den Weg kriechende, an dref
Fuß lange Schlange, deren Bih tödlich ist, war schnell in
dem hohen Grase verschwunden.
O dieser Garten von Peradeniya, wie wunderbar schön
ist er doch! Ueber seine wissenschafthiche Bedeutung lese
man Haecdels köstliche,„Indische Reisebriefe“ nach. Hier will
ich nur erwähnen, daß dieser Garten bereits im Jahre
821 von der englischen Regierung angelegt wurde. Hier
st alles vereint, was einen Botaniker in einen Entzückungs—
aumel versetzen kann, vereint in landschaftlich herrlichem
ßebiet, das hier eben, dort hügelig isit und von dem mehr—
ach erwähnten Mahaweli umflossen wird, nicht in kümmer⸗
ich⸗sor gfältiger Zusammenstellung, sondern ich möchte sagen,
n wildem Wachstum! Muskatnuß-⸗,, Cocain-, Nelken-,
Kautschuk⸗, Vanillen⸗ Mandel-, Kampfer⸗- und Chininbäume,
dann Zimmet- und Kakaobüsche, wie Drefsina- mit blut—
roten und die Discalla⸗Sträucher mit zart⸗violetten Blättern,
nächtige Flamboyant-Bäume mit tausenden großer roter
Blumen und die frischgrünenden Tempelbäume mit ihren süß—
»uftenden weißen Blüten, der aus Japan eingeführte Nang-
Hlanabaum, aus dessen Blüten das bekannte starkle Parfüm
lewonnen wird, und von den Valmen natürlich alle Arten
o von den schsnheitsbollen Cabbage-Palmen, iede von
hnen wohl 40 Meter messend, eine ganze Allee gebilden
ind ferner in der Mitte eines weiten Grasplatzes die ver—
chie denartigsten Palmen zu einer Gruppe vereint, während
ich am Ufer eines nahen, mit Lotosblumen bededten Sees
olossele Bambusbüsche, deren Umfang unten wohl achtzig
und deren Höhe wohl über vierzig Meter betragen haben
mag, erheben. In dem Garten verstreut liegen zierliche Ge—
wächs häuser, von grünen Hecken völlig umsponnen; bei uns er—
richtet man sie, um die Pflanzen in meist künstlicher Wärmé
u hegen, hier, um dieselben vor der natürlichen Hitze
zu schützen, denn diese Hütten, in denen wir die zartesten
Drchideen. Moose, Farren usw. finden, bestehen aus Basi
und sind von Schlingoflanzen bis auf die schmalen Türer
umrahmt
t —
Reueste Nachrichten und Telegramme.
F. Berlin, a. Jan. Die Beisetzung des Major—
Dominik erfolgte heute nachmittag auf dem Friedhof—
der Zwölf⸗Apostel⸗Gemeinde in Schöneberg. In der Ka
pelle stand, von Kränzen umgeben, der Sarg aufgebahrt.
Unter den Blumenspenden waren besonders zahlreich di—e
letzten Grüße der Stadt BGamburg. Man sah Widmungs—
chletfen der Geographischen Gesellschaft zu Hamburg, der
Abteilung Hamburg der Deutschen Kolonialgesellschaft, des
Hamburger Kolonialinstituts. Auch viele mit unseren Ko—
lonien in geschäftlicher Verbäͤndung stehende Firmen hatten
des um die koloniale Sache so hochverdienten Mannes
an seinem Sarge noch einmal gedacht. Auch englische Firmen
hatten Lorbeerkränze niedergelegt.
W. Berbin, 4. Jan. Im Moabiter Krawallpro⸗
zeh wurde heute die Beweisaufnahme geschlossen. Es be—
jannen die Plädoyers mit der Rede des Erlten Staais
inwalts Steinbrecht, welcher beantragte gegen Tiedemann
in Jahr 6 Monate, Merten 9 Monate, Raschtut 8, Pflaster 4
ind Litwieci 6 Monate, Meier 1 Jahr, Noerenberg 4 und
Muslewski 6 Monate Gefangnis. Der Staatsanwalt un—
lerbrach hierauf sein Plädoyer. Fortsetzung morgen.
Wt. Karlsruhe, 4. Jan. Der Großherzog empfing
jheute abend den Staatssekretär des Reichsjustiza mits Dr
disco und hierauf den Staatsfekretär des Auswärligen
Amts v. Kiderlen-Wacechter. B ide Staatesekretäse wu⸗
den sodann von der Großherzogin empfangen. Um 8 Uhr
abends findet ein Diner im großherzoglichen Palais statt
F. Mannheim. 4. Jan. Antimilitaristische Flug—
blätter, die in den badischen Kasernen verteilt wurden,
ordern zum Aufstand und zur Gehorsamsverweigerung an
taisers Geburtstag auf. Die Sozialdemokraten streiten die
däterschaft entschieden ab. Eine Untersuchung ist eingeleitet
Wit. Prag, 4. Jan. Die Verhandlung der Landiagspar⸗
eien durch die eine Tagung des böhmischen Land—
tages erreicht werden sollte, ist gescheitert. Die Vermitte-
lungsvorschläge der Deutschen wie der Tschechen wurden.vog
der Gegenpartei abgelehnt. Eine Fortsetzung der Beratungen
ist vorläufig nicht geplant.
Wt. Patis, 4. Jan. Der Appellgerichtshof bestätigte das
Urteil des Zivilgerichtshofes in Reims, das den Erz—
bischos von Reims zur Zahlung von 500 Francs
Zchadenersatz an die Vereinigung der Lehrerschaft verurtséilte.
Der Erzbischof unterzeichnete ein Zirkular. an die Bischöfe,
in dem der Gebrauch gewisser Schulbücher untersagt wird.
Wit. Lima, 4. Jan. Die Regierung beschloß den Grenz—
streit mit Ecuador dem Haager Schiedsgerichtshof zu unter⸗
breiten.
W. Blreslau, 4. Jan. In der letzten Nacht drangen
Ddiebe in die kacholische Pfarrei des preußisch-österreiechi⸗
schen Grenzortes Dzieditz beraubeen den Psarrer und
erschossen ihn mit einem Revolver. Den Räubern fi
ein erheblicher Geldbetrag in die Hände. Man vermutet,
dat die Einbrecher identisch sind mit den Bankräubern,
die im Dezember in Myslowitz einen Bankeinbruch verübten
und hierbei den Buchhalter Aniol erschossen.
Bochum. 4. Jan. Sier ist eine Masernepidemié
ausgebrochen, die einen überaus gesfährlichen Charakter zeigt.
W. Mannheim,. 4. Jan. Gestern abend sind beim Schlitt⸗
chuhlaufen in der Nähe von Altrip drei Mädchen ein—
gebrochen und ertrunken.
Mt. Séraing bei Lüttich, a. Jan. Beute nachmittag
chossen streikende Bergarbeiter auf Gendar—
nen, die ebenfalls eine Salve abgaben. Fünf Personen
vurden verwundet. Der Bäürgermeister verbot jegliche Zu—
ammenrottungen. Es herrscht die Meinung vor, daß die
Teilstreike eher ab⸗ als zunehmen.
Wt. London, 4. Jan. Einer Lloydmeldung aus Port.
and Oregon) zufolge ist der deutsche Frachtdampfet
Erna“ gestern leck in Honolulu eingetroffen und muß
wahrscheinlich einen Teil der Ladung löschen.
Wy. London, a. Jan. In der Sydneystraße herrschl
Ruhe. Aber die Absperrung wurde bisher nicht aufge—
hoben. Die Bewohner der Sydneystraße dürfen sie passieren
kine Menge Neugieriger drängt nach den Nachbaritrakßen.
das Befinden der verletzten Feuerwehrleute und Polizei—
eamten hat sich gebessert. Die beiden Leichen, deren
Zöpse vom Rumpfe getrennt sind, bleiben im Leichenschau⸗
gause bis zur gesetzlichen Totenschau. Es heißt, daß noch
leberreste einer dritten Leiche, deren Erkennung fast
inmöglich ist, unter den Trümmern gefunden wurden. —
Bei dem Kampfe wurden insgesamt neunzehn Perso
ren durch die Kugeln der Belagerten und durch den
kinsturz des brennenden Hauses verletzt. Unter den Ver—
etzten bejinden sich 5 Polizeioffiziere, ein Unteroffizier der
chottischen Garde, 6 Feuerwehrleute und 7 Zuschauer. Im
dospital liegen 5 schwerverletzte Feuerwehrleute.
W. Warschau, a4. Jan. Der Wagenbrand auf de
Niemenbahn bestätigt sich. Er ist durch unvorsichtiges Um
jehen eines Passagiers mit Benzin entstanden.
vet. Salonilki, 4. Jan. Die Cholera ist hier er
oschen, dagegen nimmt sie in Monallir zu—
heer und glotte.
W. Berlin, a. Jan. „Nedar“ des Norddeutschen Llony
mit dem Ablosungstransport für das Kiautschougebiet und
Fluhkanonenboot „Tsinatau“ hat am 4. Jan. von Wil.
zelmshaven aus die Reise nach Ostasien angetreten und
äuft zunächst Port Said an. Transportführer ist Kor
ettenkapitaͤn Haun. „Vanther“ ist am 23. Dez. in Banan—
Kongostaath eingetroffen und am 2. Jan. von dort nas
zwakopmund in See gegangen. Die Torpedovoote „S 8
ind „Taku“ sind am 4. Jan. in Shangrai eingerraan
aAnd gehen am 9. Jan. nach Tiiigliang am VYnnga se