Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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J Sonnabend, den 4. gebruar 1911. 
Ausgabe 
abend⸗Blatt Kr. 64. 
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praktische Erfahrungen mit paritätischen 
und kommunalen Arbeitsnachweisen. 
GFortsetzung.) ne 
gen v Dhielkeo w-⸗Hamburg im Indulstrie- 
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ehr eingehend mitgeteilt hoben, schlog i — *88— 
Aussprache. Diess et erh ie Meer we 
A den Daut gt fprach und. des weiteren hervor⸗ 
adung zu, dem Bortrage gureg vuree det pomungien 
hobe dah das Stadt- und Landam ẽO g ngi 
neen zin sr 5 ——— * die Ver⸗ 
daraus zu ersehen sei, 
annmung —5 habe. Fedner ahrte sodgnn —— 
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Referent gegen die — eee — de 
tenegene der eteber d a et 
ist bekannt. daß die H 
de den Arbeitsnachwessen des Verbandes der — 
heamburg und des Zechenverbandes in Essen mit der st — 
Hoachlung vesprohen haben; unbelannt geblieben p 
dagegen die ugebliche Keußerung eines Regierungsbeam 
wb hach die Regierung, aus diesem Grunde die Errichtung 8*— 
lätischer Arbeitsnachweise rer energisch fördern wolle. !u 
Jegenüber muß ich hervorhe 9 was Staatssekretär Del 
or vdreiwviertel Jahren bei der Beratung des eere * 
esetzes im Reichstage glagt hat, namich: „Der Serr Vorrednet 
8 eht dem Wunsche ARusdrud gegeben, daß pon seiten der 
t und auch von den Zentralbehörden der ein⸗ 
einen Bundeshaaten in energifcher Weise, daxguf hingewirst 
werden mohte daß, die Zahl der vffentuchen Arbeitsnachwense 
mit pariiatischer Besebung zunimint. Ich haste es für selbst⸗ 
verständlich. daß —— die Reichsleitung als auch die Re— 
gierung der einzelnen Bundesstaaten in der von dem Herxrn 
Vorredner gewünschten Weise atig sein werden. Ich halte 
das um deswillen für selbstverständlich weil, soviel ich weiß, 
in allen Bundesstaaten — besonders auch in den größerem 
und, in erster Linie in Preußen, wo 9 die Verhältnisse kenne 
— seit Jahren dauernd und nicht erfolglos in dieser Aintung 
gewirkt worden ist.“ Hieraus darf man wohl entnehmen, da 
die Regierung ihre Ansicht nicht geändert hat. Aehnliche dege 
rungen sind auch im ershen Abgeordnetenhause vom Mi—⸗ 
nister, für Handel und Gewerbe gefallen. Das Gleiche zeigte 
ich ferner auf der letzten Tagung des Verbandes deutscher 
Arbeitsnachweise, aue der Hafenbetriebsverein in Ham⸗ 
burg, die Stettiner, Mannheimer und viele andere Industrielle 
bertreten waren. Andererseits wird von keiner Seite ver— 
angt. dah unparteiisch wirkende Arbeitsnachweise pon Arbeit- 
zebern den paritätischen Nachweisen zuliebe über den Haufen 
derannt werden sollen. In dem Berliner Zentralarbeitsnachweis 
hahe ich qutz andere Erfahrungen gemacht, wie der Herr 
Reserent. Man wird daher seine Angaben mit Vorsicht auf- 
unehmen Woee Die Ausführungen des Referenten über die 
nit, dem Berliner Arbeitsnachweis verbundenen Wohlfahrts— 
einrichtungen werden voraussichtlich den übrigen — 
bensowenig gefallen haben. wie mir. Wenn den weiblichen 
Arbeitsuchenden dort die Bestimmungen über die Kranken⸗- und 
Invalidenversicherung usw. mitgeteilf werden, so ist das nur 
obenswert. Ferner hat der Herr Referent die Kosten der öffent⸗ 
ichen Arbeitsnachweise angeführt. Aber es sind Beispiele ge⸗ 
vählt, die zum, Teil erhebliche Zeit zurückliegen. Bei einer 
o slark in Fluß befindlichen Bewegung, wie der Arbeitsnachweis- 
bewegung dars, man aber sein Material für die Schilderungen 
der e nicht aus Verhältnissen nehmen,. wie sie wielleicht 
vor einer langen Reihe von Jahren bestanden haben. Was die 
Stellenvermittlung für Jaufmännische Angestellte in Köln gan⸗ 
sangt, so handelt es sich um eine Einrichtung allerneuester 
Zeit so dah die Kosten der einzelnen Vermittlung noch er⸗ 
ebüch erscheinen. Sie find aber sländig zurüdgegangen. Herr 
Dr. Horn, der die Einrichtung dieser Stellenvermittlung ja 
mit geleitet hat, wird hierüber wohl nähere Auskunft geben 
können. Der Keferent hat auch auf seine Schrift über den 
oͤffentlichen Arbeitsnachweis hingewiesen, in welcher die Parität 
desselben angezweifelt wird. Es ist aber darauf aufmerksam 
u machen, ven ebenso wie seine heutigen Angaben, auch die 
Ausführungen dieser Schrift mit eheter Vorsicht gufzunehmen 
sind. Zahlreiche Unrichtigkeiten sind dem Verfasser nachge⸗ 
wiesen worden Oberbürgermeister Cuno⸗Hagen hat in einem 
offenen Wrieh von dieser Schrift erklärt, sie sei guf Urrichtig⸗ 
keiten und Vermutungen aufgebaut, und vom einseifigen ZIn— 
teressenstandpunkt diktiert. Ferner hat der Herr Referent die 
Aujstellung, der Statistik der öffentlichen Arbeitsnachweise be 
mängelt. Demgegenüber muß ich hervorheben, daß die Auf⸗ 
seliung, nach den vom Kaiferlich Statsiischen Umtestgestetten 
Richtlinien geschieht. Das Bedeutsamste, was hier gegen die 
oͤffentlichen und Fommunalen Arbeitsnächweife gesagt wurde, 
ist, daß sie den Gewerkschaften der Sozialdemokratie das Beu 
warm machen und Genossen groh ziehen. Wenn das der 
Fall wäre sollte man allerdings die paritäischen Äbeus— 
nachweise nicht fordern. Ist das aber richtig (Guruf: Jah 
Ich kann dem nicht zustimmen. denn es ist ein ünterfschied 
zu machen zwischen kommunalen und paritätischen AÄrbeits- 
agchweisen, da erstere nicht alle, paritätisch und die lebleren 
nicht alle zugleich auch kommunal sind. Für mich sin die For— 
derung die, dann mnan durch kommunale Einrichtungen 
Garantien dafür bieten, bah die Arbeitsnachweise nicht poliuisch 
ausgenutzt werden? Hrit Nein!) Das wird von vielen 
Seiten aher auch beijaht. Ich will meine perföniche Meinung 
hierüber heute abend nicht voriragen sondern nur daran er⸗ 
nnern, welche gewichtige Stimmen dafür vorliegen, daß eine 
Ausbeutung des kommunglen Arbeeheereisn für politische 
Zwece doch ausgeschlossen ist. Ich, habe schon gesagt, n 
welcher Weise der Stagtssekretär des Innern im Reidslage sich 
geäutzert hat. In ähnlicher Weise hat sich auch, wie Jhnen nich 
inbelannt sein wird, der Reichskanzier gusgesprochen und es 
hud u von Reichs wegen nicht eeenne Mittel zur Vop 
derung der, paritätischen Arbeitsnachweise bereitgestellt worden. 
Auf demselben Standpunkt wie die Neegiering steht auch 
de preußische. Bereits in einem Zirkular des preußischen 
Handelsministers und des Winisters des Innern vom Jahre 
1834 heißt es? Unter diesen Ümständen muh es als ein 
bedeutender Fortschritt bezeichnet werden. wenn neuerdings in 
weiteren Kreisen das Ziel verfolgt wird, den Arbeitsnachweis 
zur Aufgahe öffentlicher Beranssaltungen der Gemeinden zu 
mgchen. Wenn es gelingen sollte, zunachst in allen Sltadten 
git einigermaßen, erheblicher Einwohnerzahl öGemeinde-und 
Arbeits nachweisstellen zu errichten, die von den Beteiligten 
kostensos oder gegen geringe Vergütung benutzt werden könnten 
und sich des Verirauens der Arbeitgeber und Arbeiter erfreuen 
o würde schon deren, örtliche Wirksamkeit ungleich bedeutsamer 
werden können als die der bisherigen Arbesisnachweise. Die 
g die der möglichst ieg Errichtung solcher 
ommunalen Arbeitsnachweisstellen beizumessen ist, läht es wün⸗ 
chenswert erscheinen. daß die darauf gerichteten Bestrebungen, 
die bis jetzt erst vereinzelt auftreten und hier und da bei den 
tädtischen Vertretungen guf Abneigung destoßen sind nas 
Moguchteit, weiter verbrenet und gefördert werden.“ Es ver—⸗ 
tritt aber Preußen v allein 38 Standpunkt. Mit großer 
Entschiedenhein hat sich auch Bahern in vderschiedenen Er— 
lassen guf den gleichen Standpuntt gestellt. Ich erwähne nur 
rinen Erlatz des bayerischen Ministets des Innern aus dem 
Jahre 1907 in weschem es heiht: —— seit einer Reihe 
bon Jahren in verschiedenen Gemeinden Bayerns eingerichteten 
öffentlichen unentgellichen Ärbeitsnachweise (Urbeitsämfer) haben 
sich bisher das beste bewährt und eine segensreiche, stetig 
wachsende Tätigkeit entfaltet. Es ist daher Aufgabe alier 
beteitiafen und Geindebebe 
usgesattung und ‚„ervolurommnung ver gemeinouhen 57 
beitsnachweise. nach Moglichkeit zu fördern.“ Deonde her⸗ 
vorheben muß ich aber auch noch den Standpunkt der sachsis 
schen Regierung, der in einem Erlah des Ministers des Innern 
bom Jahre 1906 zum Ausdruck konrmt. In dem Erlaß heißt 
es: —A der Form des gemeinnützigen allgemeinen und 
mnvarteliscen Arbeitsnachweifes die Arbeitsvermittlung zwedh- 
mahig zu einer Aufgabe der Gemeindeverwaltung zu machen. 
bie Gemeindeverwaltung sogar die berufenste Trägerin dieser 
ürbestspermitfsung, ist. kann nicht bezweifelt werden. Unter 
diesen Umständen hält es das nsri des Innern für an⸗ 
gezeigt. der nach den Berichten der Kreishauptmannschaften 
weit verbreiteten Anschauung, daß eine amtliche Sree 
und VFörderung öffentlicher und Treinde ee er ene e 
urch kein, Bedürfnis geboten sei, ausdrücklich entgegenzu⸗ 
ireten, vielmehr auf, deren ummittelbare Nützlichkeit für die 
am Arbeitsmarkt deteiligten Kreife guf * große Wirkfamken 
zu erhoifender Vrdee des sozialen Friedens. ve aber 
iuch auf die Notwendigkeit einer dee Zielen entsprechenden 
weckmaͤßigen Ausgestaltung hinzuweisen!“ Ferner wird in diesem 
zreise inseressieren. daß die Aeltesten der Kaufmann⸗ 
chagt in Berlin mit groher Wärme für den öffentlichen 
lrbeitsnachweis eingetreten sind, weil sie sich von einer solchen 
inrichtung eine Förderung des soziglen Friedens persprechen, 
In ihrem Jahrbuch für Handel und Industrie vom Jahre 1909 
ird u. a. ausgeführt: „Die Arbeiter würden stets in einer 
Nonopolisierung des —— den Versuch sehen, Leute, 
ie * als AÄgitatoren für die Gewerkschaft besonders be— 
nerklbar gemacht hätten, aus dem Gewerbe hinqus— 
udrängen. Ob dieses Mihtrauen der Arbeiter gegen die Ar⸗ 
Deere ene begründet sei oder nicht. könne Vineht 
leiben. In jedem dan trage es dazu bei, das Verhältnis 
wischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu verschlechtern. Aehn⸗ 
iiche Bedenken wie gegen, die einseitigen Arbeitgebernach- 
weise könnten auch gegen die einseitigen Arbeiternachweise vor⸗ 
jebracht. werden. Vom Gehihspuntte der Erhal⸗ 
n des sozdalen Friedens werde, daher der 
parltätische Arbeitsnachweis im Prinzipà)den 
Vorzug vperdienen.“ Ich könnte Ihnen noch eine Reihe 
veiterer ähnlicher Aeußerungen anführen, beschränke mich aber 
ruf, diese. Sie zeigen, daß die Regierungen der großen Bun⸗ 
esstaaten wie auch eine grohe Zahl von Kommunen auf dem 
Ztandpunkt ö dah der kommungle Arbeitsnachweis dem 
Affenchen Interesse entspricht, und die Änsicht, nicht geteilt 
vd daßß hierdurch der Sozialdemokratie Vorschub geleistet 
vird. 
Herr Tr. Sorn: Es ist richtig, daß ich seinerzeit in 
ßöln bei der Gründung des Stellennachweises für kaufmännische 
Angellellte mitgewirkt habe. Eine solche rein lokale Einrich- 
ung hat aber mit der hier zur Sprache stehenden Frage nichts 
u tun. Gehr richtig!“ Zu dieser möchte ich bemerken. daß 
dei den öffentlichen. Fommunalen wie auch paritätischen Ar— 
beitsnachweisen die, Handhabung, der Stellenvermittlung nur 
ine bureaukratische sein kann und sein muß, während man bei dem 
Facharbeitsnachweis, mag er sich in Händen der Arbeitgeber 
der Arbeitnehmer befinden, vor gllen Dingen darauf bedacht 
b, nicht einen beliebigen Arbeitsüchenden in eine beliebige 
Stellung zu bringen, sondern den passenden Arbeiter an einen 
ür iihn geeigneten, Vloß zud stelten. Und damit Hapert es, bei 
den paritätischen Arbeitsnachweisen ebenso wie bei den fom—⸗ 
nunalen. Sie können wegen ihrer Unpärteilichkeit keine Rüd— 
icht nehmen. Bei ihnen bekommt die Arbeitsstelle, wer auf 
der Liste der Arbeitsuchenden an erster Stelle steht. Darin 
liegt die Ueberlegenheit des Facharbeitsnachweises, daß er in— 
ividualisierend vorgehen kann. Damit entipricht er auch mehr 
en Interesser der Arbeitgeber, wie der Arbeitnehmer. Nicht 
u verkennen ist auch, daß die Arbeitnehmer einen viel er— 
eblicheren Einfluß auf, die Verwaltung des paritätischen wie 
»es kommunglen Arbeitsnachweises haben. Sie wissen genau, 
vas sie wollen, und halten zusammen, während die Arbeit- 
zeber sich nicht selten, uneinig sind. Da, sich unter diesen 
zielfach kleine Handwerksmeister befinden, die aus den Arbeit- 
iehmern herporgegangen sind, braucht nur einer von ihnen 
»ei der Abstimmung umzufallen, und die Arbeitgeber sind 
berstimmt. Zur Kennzeichnung der Stellung paritätischer Ar— 
eitsnachweise bei Strejts und Aussperrungen, will ich nur aus 
er Statistit des Verbandes öffentlicher Arbeitsnachweise an— 
ühren, daß von 125 solcher Nachweise in den gedachten Fällen 
uur 11 ihre Tätigkeit fortgesetzt haben, 21 verhalten sich ganz 
»der teilweise neutral, während 93 die Arbeitsuchenden qaus- 
»rüdlich aum Streiks aufmerksam machen. TDas ist keine Un— 
zarteilichleit mehr während man doch von solchen Nachweisen 
rlangen müßte daß sie auf Streils und Aussperrungen keine 
Rüchicht nehmen, sondern ihre Tätigkeit ruhig fortseßten. 
Sexr Tirektor Dr. Hartwig: Es ist nicht ganz zutreffend. 
venn behauptet worden ist, die paritätischen Arbeitsnachweise 
zätten deine erheblichen Zahlen von Vermittlungen aufzuweisen 
zehabt Die Zahlen des neuesten aebe t beweisen 
as Gegenteil nämlich eine recht große Vermittlung, Der Herr 
Borttagende hat gemeint, daß es sich in der Hauptsache um uñge⸗ 
ernte Arbeiter handle. die haben aber doch auch ein Verlangen 
nach oeeriierz, Die hiesige Handelskammer hat sich 
n ihrem letzten Jaspee ericht gegen die Einrichtung eines öffent⸗ 
ithen paritatischen Arbeitsnachweises gusgesprocken und gemeint, 
ab die vorhandenen Arbeitsnachweise dem Bedarf genügten. 
crotzdem aber bleibt für die ungejernten Arbeiler eine erhebliche 
düche, das empfinde ich recht haͤufig. Herr Dri Horn hat her— 
vorgehoben daß die hiesigen Facharbestsnachweise auch solchen 
Irbeitern Stellen vermittelten, die keinem bestimmten Beruf 
ꝓgehorten. Das mag Fin nsst aber nicht aus der Welt, 
»ah damit den ungelernten Arbeitern nicht geholfen ist. Sehr 
rwünscht erscheint es mir, daß die daeree ethe zen⸗ 
ralisiert, würden. Der Hert Vortragende han die deritci 
chen Arbeitsnachweise in mancher —32 bemängelt. Vieles 
nag daren richtig sein, denn nichts ist vollkommen 83 die 
Fadarheitsnachwee nicht. Ich dabe uchts egen Fachaebeine 
88 5 5— sie er nötig haͤlt, — braucht 
och ni perren gegen paritätischen Nachmeie, 
wenn solcher als Dnhendecte erlannt worden ilt. 
Schluß folat.) 
Aus den Nachhbargebieten. 
Bremen, 4. Febr. Erschütterungen durch die 
gleislose Bahn. In Verfolg eines Ersuchens der Bürger⸗ 
schaft. ihr einen Bericht darüber zugehen zu lassen, wie sich 
die durch den Betrieb der gleislosen Bahn in vielen Häusern 
der Parkallee und Rembertistraße und in Arsten stark fühl—⸗ 
zaren Erschütterungen mildern lassen, sowie darüber, ob diese 
Erschuütterungen auch die Dichtigkeit der Straßenkanäle gefährden 
önnen, haben die Ermittelungen der Polizeidirektion und des 
dandherrn ergeben, daß der gleislose Omnibus auf den von 
hm befahrenen Straßenstrecden allerdings eine gewisse Er— 
schütterung hervorruft, die indessen nicht größer ist, als sie 
ein beladenes Lastfuhrwerk erzeugt. Eine Gefährdung der 
Straßenkanäle findet nach den Untersuchungen der zuständigen 
Tiefbauinspektion nicht statt. Die zur Beseitigung der Er— 
schütterungen angestellten Ermittelungen haben zu dem Er— 
gebnis geführt, daß als wirksames Mittel zur Abhilfe allein 
die Legung einer Asphaltpflasterbahn in Betracht kommt. Die 
ßBolizeidirektion empfiehlt die Herstellung einer Asphaltbahn 
unter Annahme des angebotenen Beitrages der Interessenten 
im Betrage von 10000 M. 
Schles wig⸗ Holstein. 
Kiüel, 4. Febrt. Die Untersuchung bezüglich des 
Todes des Mädchens auf dem Blockbberg ist von der Staats— 
anwaltschaft an das Gericht der 1. Marine⸗-Inspeltion abge— 
jeben worden. Der eine der Maate ist in dem Obermaaten 3. 
ermittelt worden. Das Mädchen ist die Tochter eines 
Lokomotivführers. 
Segeberg, 4. Febr. Die „Schulkaten“, die noch 
an die „gute, alte Zeit“ erinnern, verschwinden mehr und 
mehr. Im Kirchspiel Kaltenlirchen werden in diesem Jahre 
allein drei neue Schulhäuser gebaut, und zwar in Struven⸗ 
zütten, Kattendorf und Schmalfeld. 
Sonderburg, 4. Febr. Die Stadtkollegien be— 
ichäftigten sich mit dem erneut aufgetauchten Proiekt der 
Schaffung einer Bahnverbindung von Hamburg 
UBer Flensburg und Sonderburg nach Faaborg. 
Der Magistrat brachte dem Projekt wenig Sympathie entgegen. 
Die Landschaft sei hinreichend mit Eisenbahnen versehen. Eine 
entgegengesetzte Stellung nahm das Stadtverordne enkollegium 
in, das besonders durch die günstigen Bedingungen eine Hebung 
der Industrie, an der es bisher mangele, in Erwartung stellte. 
Bürgermeister Dr. VPetersen vertrat die Ansicht, daß nur die 
an der Strecke gelegenen Städte ein Interesse an der Durch⸗ 
ührung des Projekts hätten. Hamburg fördere das Bahn⸗ 
rojekt über Fehmarn nach Laaland und die Dänen würden 
ihre Fredericia-Linie nicht im Stich lassen. Die Angelegenheit 
chloß mit dem Versprechen des Magistrats, daß er die Sache 
im Auge behalten werde. 
Großherzogtum Oldenberg, Fürstentum Lübed. 
Oldenburg, 4. Febr. Das Befinden des Groß— 
herzogs, der in Berlin im Sclosse Bellevue“ ersrankte, 
aibt zu Besorgnissen keinen Anlaß. Die leichten Erkältungs- 
erscheinungen sind bereits wieder im Schwinden begrifsen. 
Fr. Eutin, 4. Febr. (Teleph. Meldung.) Ein Groß⸗ 
fkeuer kam in der Nacht zum Sonnabend bei dem Hufner 
Schmidt, Sieversdorf, zum Ausbruch, bei dem das Wohnhaus, 
die Scheune und der Arbeiterkaten total niederbrannten. In 
den Flammen kamen 30 Kühe um, während die vor—⸗ 
handenen Pferde und Schweine noch rechtzeitig gerettet werden 
onnten. Die erschienenen Feuerwehren aus Malente, Neu— 
tirchen⸗Sieversdorf, Sarkwitz und Sasel konnten aller dings 
venig ausrichten, da das Feuer zu spät bemerit worden war. 
leber die Entstehungsursache konnte noch nichts ermittelt 
verden. — Verkauft hat die Entwässerungsgemeinschaft 
oer Wiesenanlieger des öffentlichen Wasserlauss Schwartau ober— 
halb der Woltersmühle den erst kürzlich erworbenen Scharbau—⸗ 
schen Besitz in Woltersmühlen an den Hufner Schmahl, Kesdorf, 
für angeblich 40 000 M. 
Großherzogtümer Medlenburg. 
Schwerin, 4. Febr. Zum Bau des Soldaten— 
heims im Lockstedter Lager schenkte die Distristsloge 
Mecklenburg des internationalen Guttemplerordens eine Spende 
von 50 M. 
Rostock 4. Febr. Von der landwirtschaftlichen 
Woche. Donnerstag nachmittag hielten im Hotel „Rostocker 
hof“ die Herdbuchverbände unter dem Vorsitz des 
Domänenrats Brödermann eine Besprechung ab, hauptsächlich 
um Stellung zu nehmen zu den durch Ausbruch der Maul— 
ind Klauenseuche gegebenen Verhältnissen. Die Stellungnahme 
u der Frage, ob die Schweriner Ausstellung abgehalten werden 
önne, erübrigte sich durch die Absage seitens des Haupt— 
zirektoriums des Patriotischen Vereins, das die Schau ver— 
choben hat. Eine Ausstellung von Zuchtvieh im Frühjlahr soll 
iicht stattfinden. Um einen Ersatz zu bieten, soll ein Katalog 
über die verkäuflichen Bullen gedruckt und an Interessenten 
zerschict werden. Auch die Körungen und die Auswahl der 
Tiere für das, Verbands⸗Stammbuch“ müssen bis auf weiteres 
verschoben werden. Schließlich wurde noch über die Sperr⸗ 
naßregeln verhandelt. Man war sich darüber einig, daß 
diese möglichst scharf zu handhaben seien und daß man in 
den Molkereien besonders vorsichtig sein müßzte. — In der 
zitzung am Freitag, der u. a. Ministerialrat v. Harlem und 
Ibeilandstallmeister Frhr. v. Stenglin, Exz, beiwohnten, hielten 
Vorträge: Dr. Dettweiler, Rostock, über Beziehungen zwischen 
her Geschichte der Haustiere und der Vererbung erworbener 
Sigenschaften“, und Oekonomierat Vibrans, Oelvörde, über 
„Düngungsfragen“. Bei der Aussprache über letzteren Vor— 
rag kam auch die Frage der Errichtung einer Landwirt- 
chaftskammer für Medlenburg zur kurzen Erörte⸗ 
rung. Landrat Graf v. Schwerin befürwortete aufs wärmste 
die damit in Anregung gegebene Errichtung einer Landwirt⸗ 
chaftskammer für Mecklenburg. Dann sprach Professor Dr. 
. Nathusius, Halle, über „Rererbungsfragen mit be— 
sonderer Berücsichtigung der Pferdezucht“. Auch 
iesem Vortrage folgte eine kurze Besprechung, worauf 
Domãnenrat Rettich mit herzlichen Worten des Dankes an 
ille Vortragenden die landwirtschaftliche Wohe 
chloh. Ehe aber die Versammelten auseinander gingen, 
dante in ihrem Namen Landrat Graf v. Schwerin der Kom— 
nission und vor allem deren Vorsitzenden, Domanenral Rettich 
ür die interessant⸗ Musoestaltung e Ra—— 
Hanfestãdte. 
Hamburg, 4. Febr. Kleine Nachrichten) Er 
woöollte es vom Gewissen los sein. Es sind etwa 
fünf Jahre her, als ein Diplom⸗Ingenieur in einer Anwand⸗ 
uung von Uebermut in ein Animierstübchen geriet. Den dort 
weilenden Damen gesellten sich ganz allmählich und vorsichtig 
noch vier dem Ingenieur völlig unbekannte Naturburschen hinzu, 
die sich mit dem durchaus nicht ungemütlichen Lebeknaben 
zald derart angefreundet hatten, daß er sich in kurzer Zeit 
o vollständig unter Rotspon und Sekt gesetzt sah, daß er 
villenlos dort stehen, sitzen oder liegen blieb, wohin er ge— 
lellt, gesetzt oder schließlich hingelegt wurde. Der Ingenieur 
and sich am nächsten Morgen in einem Knick im Isebektal 
vieder. Aus seiner Brieftasche fehlten vier Tausendmarkscheine. 
zeine Freundin, ebenso aber auch deren und seine Freunde 
varen und blieben verschwunden. Dem damaligen Steward, 
etzigen Gastwirt L., liegt jetzt daran, die Geschichte so oder 
o zu erledigen. Er stellte sich der Staatsanwaltschaft und 
murhe ꝛ 6ß Monofen Gefsnanie nerurtelä
	        
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