Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Ausqabe A. 
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* 
zreitag, den 3. Februar 10911. 
Morgen⸗Blatt Nr. 61. 
Caaesberickt. 
übec, 3. Febt. 
b. Kau7 männischee For bitdungs- und Fachschule. Verkäu⸗ 
serinnenturfe. In neuer Zeit hat sich immer mehr das Be— 
Fürfnis herausgestellt, besondere Kurse für Verkäuferinnen zu 
rrichten, und in anderen Städten, z. B. Halberstadt, Berlin, 
nürnberg, Köln, Dortmund und vor allem in Hamburg, sind 
chon gunstige Resultate mit derartigen Kursen erzielt worden 
Nuch die kriesige Handelskammer hat beschlossen, an der kauf— 
nännischen Fortbildungsschule, abgesondert von dem schon be⸗ 
zehenden Kursus für Kontoristinnen, auch freiwillige Ver— 
auferinnenkurse zu errichten, in denen junge Mädchen, die in 
niesigen Ladengeschäften als Lehrmädchen oder Verkäuferinnen 
aͤtig sind, ein Jahr hindurch bei wöchentlich 4 Stunden in 
deutsch (i Std.), Rechnen (1 Std.) und Fachkunde (2 Std.) 
interrichtet werden. Der Unterricht sindet zweimal in der Woche 
in den frühen Vormittagsstunden statt und wird in allen 4 Stun⸗ 
den von einer tüchtigen, in hiesigen Geschäften praktisch und 
heoretisch dazu besonders ausgebildeten Lehrerin erteilt. An⸗ 
neldungen, die seitens der Prinzipale der Schülerinnen erfolgen 
müssen, werden jetzt im Schulhause, Königstraße 77, entgegen⸗ 
enommen. 
b. Für die Darstellung der Oberammergauer Pajffions⸗ 
piele in Wort und Bild am Montag, 6. Februar im Stadt— 
jallensaal macht sich, wie wir hören, ein allgemeines Inter⸗ 
sse bemerkbar, so daß man Interessenten den Rat erteilen 
ann, sich rechtzeitig mit Karten zu versehen. Kartenverkauf 
zei F. W. Kaibel. 
b. Die Oeffentliche Trinlberfürsorgestelle Lübeck (Parade 
str. 1) hat ihre nächste Sprechstunde Freitag, den 3. Febr., 
ibends 6—27 Uhr. 
b. Englische Rezitat'onen. Die anmutige, künstlerische Re— 
itatorin Miß Heepe wird heute cuf Veranlassung des Neuen 
Frauenvereins ihren ersten Kunstabend eröffnen. Es wird 
ratsant sein, sich rechtzeitig einen guten Platz zu lichern, denn 
zei der großen Beliebtheit der Künstlerin ist ein zahlreicher 
Besuch zu erwarten. 
b. Vortiragsabend. Der heute abend in der Stadthalle 
tattfindende III. Abonnementsvortrag der Concordia, Kauf— 
nännischer Verein, behandelt Hagenbecks geniale Schöpfung, 
en Tierpark, der in sehr bezeichnender Weise „Das Para— 
iies der Tiere“ genannt wird. Der Vortrag selber ist von 
iner Autorität auf diesem Gebiete, Herrn Dr. zool. Knotte— 
ꝛus Meyer, Assistent von Hagenbeck, und wird von dem be— 
iebten Mitglied des Schiller-Theaters in Hamburg, Herrn 
krwin Bolz gehalten werden. 70 Lichsbilder in Riesenpro— 
ektion, erläutern den Vortrag in vorzüglicher Weise. 
b. Der Gewerkverein erinnert an seine heute abend 9 Uhr 
m Restaurant Knorr stattfindende Vortragsversammlung, in 
der Herr Satow einen Lichtbildervortrag. „Eine Reise um die 
Erde“, halten wird. 
b. Die weiblicht Jugend urserer Sadt wird für Sonn— 
tag, den 12. Februar, zu einer groffen Abendversamm— 
ung eingeladen. Der Verein für weibliche Jugendfürsorge 
nit seinen drei Abteilungen, dem Klub junger Mädchen, 
»en Jungfrauen- und Fabrikarkeiterinnen-Vereinen, veranstaltet 
en Abend diesmal nicht als Fomilienabend, sondern nur für 
»ie jungen Mädchen selbst. Verschiedene Vorträge sind zu— 
nlogt, u. a über die Frauenvelt Indiens mit Vorführung 
yon Lich'b'ldern; auch Mitglieder der Vereine werden allerlei 
eklamatorische und musikalische Darbietungen bringen, so daß 
ür ein reichhaltiges Programm gesorgt ist. Der große Saal 
Johanniestraße 63 ist zu dem Zwed gemietet; das nähere 
oird noch bekannt gegeben. Hoffentlich benutzen recht weite 
treise der jungen Mädchen unserer Stadt die Gelegenheit, sich 
nit dem Leben der Vereine, die in ihrem Interesse arbeiten, 
näher bekannt zu machen. 
b. Der moderne Mensch — der personliche Einfluß nennt be⸗ 
anntlich der Experimentier-Psychologe Leo Erichsen das 
Thema, das er am 7. Februar im Marmorfsaal des 
ztadttheaters behandeln wird. Er bringt mit dieser seiner 
seuschöpfung zweifellos etwas çänzlich Neues. Neue Wege 
unm Erfolg, lautet der Untertitel des Themas und darin liegt 
eine Bedeutung, denn es ist wohl möglich, daß wir auf anderen 
Wegen als bisher unsere Nervosirät, Willenslosigkeit, Gedächt— 
nisschwäche bannen, und mehr leisten, den Wert unserer Persön— 
ichkeit steigern und einen gröhßeren Einfluß auf andere gewinnen. 
Zie neuen Wege und Mittel hierzu zeigt Leo Erichsen. Seine 
ekannie glänzende Vortragskunst hat aus dem hochinteressanten 
ßebiet ein Kabinettstück geschaffen, das durch seine berühmten 
ßedäaächtniserperimente, die das Ergebnis seines 
igenen Systems sind, würdig gekrönt wird. 
b. Auf zum Orient. So lautet diesmal die Devise der 
Vereinigung für deutsche Mittelmeerfahrten“. Die erste Reise 
oll am 9. Juli in Triest angetreten werden. Besucht werden 
dorfu mit dem Achilleion, Athen, Konstantinopel, Smyrna, 
Jaffa mit Jerusalem und Bethlehem, Port Said, Kairo mit den 
dyramiden und der Sphinx bei Gizeh, Alexandrien; die 
Insel Kreta und Candia, von wo ein Ausflug nach dem alten 
tönigsschloß Knossos unternommen wird, di Bocche und Ve— 
iedig. Die Vereinigung hat den ganz neuen österreichischen 
Zzeandampfer „Alice“ der Austr.Americana in Triest ge— 
hartert, der in regelmähiger Fahrt den Schnellverkehr zwischen 
Triest und Newyork resp. Buenos Aires vermittelt. Die 
ßesellschaft hat den Preis wieder auf 375 Mifür die Seefahrt 
nit feinster Verpflegung und Getränken festgesetzt. Die reich 
llustrierten, vornehm ausgestatteten Prospekte werden abge 
seben durch die Geschäftsstelle der Vereinigung für deutsche 
Mittelmeersahrten, Sitz Berlin, Gymnas'a⸗Oberlehrer Dr. Löbe, 
kharlottenburg, Wallstraße 42, oder durch Oberlehrer Aug. 
z„chneider, Köln a. Rh.Porz. Bei schriftlicher Bestellung wird 
jebeten, für Rückporto 5-Pfg.-Marke beizulegen. In den 
Isterferien findet die bekannte Studienfahrt durch ganz Italien 
tatt (Preis 350 M), ferner nach Korfu und durch ganz 
Hriechenland, zu der alle Berufsklassen eingeladen sind. Pro⸗ 
pekte gleichfalls durch obige Geschäftsstellen erhältlich. 
— 
doppelt. Die Eisenbahnverbindung zwischen Lübecd und Schlutup 
hat durch Einlegung eines wöchentlichen Spätzuges eine erheb⸗ 
liche Verbesserung erfahren. Nach vielen Mühen ist die Apo—⸗ 
hekenfrage in diesem Jahre zugunsten Schlutups entschieden; 
‚eit dem 1. April haben wir eine Apotheke am Ort. Der 
Fährbetrieb zwischen Schlutup und Herrenwyk ist durch An—⸗ 
chaffung eines Motorbootes bedeutend verbessert. Die Ver—⸗ 
chõnerung des Ortes durch Anpflanzung schreitet planmäßig 
und rüstia vorwärts. Die Schlutuper Bank, eine Gründung 
des Gemeinnützigen Vereins, kann ebenfalls auf ein gutes Ge⸗ 
chã tsijahr zurückblicken. Für die Errichtung eines Volksbrause— 
ades hat sich der Verein mit einem Gesuch an die Oberschulbe—⸗ 
jörde gewandt; hoffentlich bleibt auch hier der Erfolg nicht 
aus. Nur die vom Verein gegründete Volksbibliothek wird 
niicht genug benutzt, wahrscheinlich, weil der größte Teil un⸗ 
erer Bevölkerung während des Winters so stark in der Fisch- 
ndustrie beschäftigt ist, daß zum Lesen keine Zeit bleibt. Viel— 
eicht trägt auch die sehr reich ausgestattete Schülerbücherei ein 
uut Teil dazu bei. Der Kassenbericht schließt mit einem Ueber⸗ 
chuh von 316 Memit einem Vermögen von 2002 Meab. Dem 
Verein gehören zurzeit 95 Mitglieder an. Für den aus dem 
VBorstande scheidenden Räuchereibesitzer H. Niemann, der leider 
eine Wiederwahl ablehnte, ——8 Räuchereibesitzer und Ge⸗ 
meindevorsteher I JIJ. P. B Lilt. In den Geschäftsaus— 
chuß wurden PVastor Fischer wicder- und für J. J. P. Bade 
Räuchereibesitzet Peter Bade gewählt. Für den verstorbenen 
Räuchereibesitzer Friz Steffen wurde Räuchereibesitzer Hans 
Bade gewählt 
Neue Schneltzussverbindung Hamburge Wůrttembera. In 
e ir mitteilen, daß 
der Nummer vom 27.. Januar konnten w 
auf der europäischen Fahrplankonferenz in Wienead ee 
neuer Schneilzug Hamburg Stuttgart —Friedrichshafen in d 
schlag gebracht sei. Der Zug soll Hamburg abends 9.05 F 
berlassen und am näachsten Vormittag 9,10 Uhr in Stutt- 
dart i230 Uhr in Friebrichshafen anlangen. In der Gegen⸗ 
ihung eihalt der in Sluugart 7, 10 Uhr abends abfahrende 
Schnelhzug unter Fuhrung eines neuen D-Zuges ab Mannheim 
nstige Nachtverbindung nach Samburg, so dak der Zug 
morgens um 8.22 Uhr in Hamburg anlangt. Zu dieser Notiz 
jei bemerkt, dah die Anschlüffe auch fur Lübeck von großer 
Wichtigkeit sind. Es durfte daher tatsam sein, auch in dem 
Sommerfahrplan Lübech — Hamburg und umgekehrt auf diesen 
Zug Ruͤdficht zu nehmen. Anngahernd sind die Anschlüsse schon 
jet da, doch wird die Direklion der Lübec-Büchener Bahn 
sicher auf weitere Verbesserungen Bedacht nehmen. 
Berlin⸗Karlsbad⸗Expretʒz. Der Berlin⸗Karlsbad⸗Expreß 
wird nach den Vereinbarungen der beteiligten Eisenbahnver⸗ 
waltungen auch in diesem Sommer wieder verkehren. Nach 
dem getroffenen Vertrage wird er vom 1. Juni bis 31. August 
laufen. Als Fahrplan ist vorläufig vorgesehen: ab Berlin 
Anhalter Bahnhof 12,10 mittags, ab Leipzig Bayerischer 
Bahnhof 2,40, an Marienbad 6,46, an Karlsbad 7,10 
abends. Der Gegenzug verläßt Karlsbad 2,25 nachmittags, 
Marienbad 3,01 und ist in Leipzig 6,43, in Berlin 8,18. 
A Im Verein für Gesundheitspflege hielt am Dienstag 
Herr Dr. med. O. Meyer einen fesselnden Vortrag über das 
bedeutsame Thema: „Die Bedeutung der Rũücgratverkrümmun— 
gen für die Entwicklung des Kindes.“ Durch ein reiches An— 
schauungsmaterial wußte Herr Dr. Meyer seinen Zuhörern 
die Rückgratverkrümmungen vor Augen zu führen. Insbe—⸗ 
sondere erörterte er die Ursachen der Verkrümmungen, welche 
insbesondere nach Krankheiten wie Diphtherie, Englische Krank⸗ 
heit hervortreten, aber auch schon durch Vererbung erworben 
sein können. Der Vortragende besprach an der Hand seiner 
Modelle die mannigfachen Leiden, denen die Kranken in—⸗ 
folge ihrer Wirbelsäulenverkrümmung ausgesetzt seien. Der 
Vortragende zerstörte auch den Glauben, daß die Schule die Ur— 
sache der vielfach unter den Schulkindern, insbesondere aber 
unter den Mädchen vorkommenden Rückgratsverkrümmungen sei. 
Vorbeugung ist auch hier, wie Aberall, das beste Heilmittel. 
Neben Licht, Luft und Sonne, reizloser Kost und Hebung des 
Allgemeinbefindens des Kranken müsse eine systematische gym⸗ 
nastische Behandlung, sowie eine zweckentsprechende Massage statt⸗ 
finden, und zwar unbedingt im Anfangsstadium der beginnen— 
den Skoliose. Eine Besserung sei in diesem Falle zu erwarten. 
Der Vortragende schloß seine sehr beisällig aufgenommenen 
Ausführungen mit dem Wunsche, daß seine Ausführungen mit 
dazu beitragen möchten, daß in Zukunft die Zahl der armen 
Unglücklichen eine geringere sein möchte. 
*CLutherstiftung. Zu unserem gestrigen Berichte werden 
wir gebeten, noch folgendes nachzutragen: Der im Luther⸗ 
jahr 1883 gegründete Verein bezweckt, die Erziehung von Kin— 
dern epangelischer Pfarrer und Lehrer zu erleichtern. Die 
Unterstütuungen des Lübecker Hauptvereins sind bisher fast aus— 
schließlich den Witwen und Waisen aus Lehrerkreisen zugute 
gekommen. Die Jahresbewilligungen haben sich seit der 
Gründung des Vereins allmählich von 50 Meauf 740 M 
gehoben; im ganzen sind seitdem 9330 Muan Unterstützungen 
gewährt. — Während des gleichen Zeitraumes sind von der 
gesamten Lutherstiftung in Deutschland Beihilfen im Betrage 
von 1030761,80 Muäausgezahlt. Diese Ziffern dürften einen 
Eindruck von der Bedeutung der hier geleisteten Arbeit geben. 
Die bayerischen Jubiläumspostkarten, deren Ausgabe, 
wie gemeldet, zum 90. Geburtstag des Regenten erfolgt, 
werden in weißem starkem Karton in zwei Ausgaben er— 
cheinen, die, wie berichtet, nach einem Bilde von Professor 
Julius Die? hergestellt sind; die Karten kosten 10 Pf. Auf 
der einen, in hellen festlichen Farben gehaltenen Karte be— 
kränzen zwei. in altbayerische Landestracht gekleidete Kinder 
das in der Mitte der Karte stehende, lorbeergeschmüdte, 
celiefartige Bild des 90jährigen Regenten mit Rosen. Die 
pweite Pestlarte ist auf schwazblauem Grunde gehalten, ihr 
Marlenbild ist schwarzeweiß. Ein Genius auf goldenem 
Triumphwagen, der von festlich geschirrten weißen Hirschen 
gezogen wird, bekränzt das Medaillonbild des Regenten mit 
Rosen. Ueber den Sirschen, auf deren BVeschirr Postillone 
mit weißblauen Federbüschen auf den Hüten angebracht sind, 
leuchten auf dunkelblauem Grund die Jahreszahlen 1821 1911. 
Das Markenbild auf der Vorderseite ist größer als die ge— 
wohnliche 5⸗Pfg.⸗Marke. Sie zeigt einen knorrigen, blüten— 
treibenden Baum, in dessen Aesten die bayerische Königskrone 
ruht. Die zierlich umrahmte Marke ist schwarz-weiß. Von 
beiden Karten wird nur eine bestimmte Anzahl hergettellt 
und verkauft. 
Ein junger Ausreißer aus Lübech wurde am Dienstag 
in Hamberge aufgegriffen. Man fand dort auf der Chaussee 
einen etwa sechsiährigen Knaben, der bitterlich weinend auf 
einem HSolzhaufen saß und auf Befragen angab, daß er aus 
Luved komme und zur Großmutter in Oldesloe wolle. Der 
leine Wenteuerlustige wurde von der Polieibehörde zu seinen 
Eltern zurückgebracht. 
Großherzogtum Oldenburg, Fürstentum Lübed. 
Fr. Eutin, 3. Febr. Der Evangelische Bund, 
Zweigvrerein Eutin, veranstaltete Mittwoch abend einen 
weiten Vortrag im Schloßhotel, der überaus stark besucht war. 
herr Pastor Evers, Lübeck, übernahm die Leitung der Ver— 
sammlung und erteilte nach einigen einleitenden Worten, und 
nachdem gemeinsam das Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ 
resungen war, Herrn Pastor Roese, Edesheim, das Wort zu 
einem Vortrag über „Die Gegenreformation“. Nach einer ein— 
sehenden Schilderung über die verworrenen Verhältnisse am 
Batitan zur Zeit der Entwicdelung der Reformation sowie über 
diese selbest, kam Redner auf Borromäus, als den Gegenrefor— 
nator, zu sprechen. Er schilderte dessen streng sittliches Leben 
ind seine sonstigen Verdienste; dah man aber diesen von der ka— 
holischen Kirche als Muster hinstelle, lasse doch erkennen, wie 
induldsam die ketoltto e peute noch sei. Wenn 
nan zum Vergleich das Lebenswerk des kürzlich verstorbenen 
ien Paltors v. Bodelschwingh betrachte, so könne Borromäus 
auch nicht wnnähernd einen Vergleich mit diesem aushalten, 
denn Borromäus habe neben seinen guten Werken auch vieles 
auf dem Gewissen (worin das bestehe, schilderte Redner näher) 
uind vor allem sei sein Bestreben, die Herrschaft des Papstes 
u vergrößern und ihm zur unumschränkten Machtstellung zu ver— 
jelfen, von sehr schädlichem Einfluß gewesen; er habe keine 
Mittel gescheut, um dieses durchzuführen. Bemerkenswert sei 
iuch, dak Borromäus der Schutzpatron des Borromäus-Vereins 
ei, dessen Aufgabe es auch sei, für Verbreitung „guter“ Schriften 
u sorgen. Zu diesen guten Schriften zähle in erster Linie aber 
ie Schundliteratur von Carl May. Unsere Klassiker und an— 
rtannten modernen Schriftsteller würden wegen ihres unsitt— 
ichen Inhalts nicht oder nur „gereinigt“ geduldet. Redner kam 
noch auf die Bartholomäusnacht zu sprechen und erwähnte, daß 
mnlaßlich dieses schreclichen Ereignisses der damalige Papst einen 
Dankgottesdienst habe abhalten lassen. Das Bestreben Roms 
zinge dahin, Deutschland, den Herd der Resormation, wieder 
sum heiligen Stuhl zurückzubingen; dazu würden keiner'ei Mittel 
jescheut. Daß man sich auch hier in Deutschland in letzter Zeit 
nanches gefallen lasse, beweisen einige Urteile der fatholischen 
zayerischen Justiz gegen Evangelische. Redner warnt auch vor 
»en sogen. grauen Schwestern. Es sei wiederholt festgestellt 
vorden, daß diese sich nicht gescheut hätten, Schwerkranke mit 
e.igiösen Fragen zu plagen; in diesen Fällen oerdienten die 
atholischen Schwestern als unbarmherzige bezeichnet zu werden. 
Welchen Eindruck Redner durch seinen Vortrag auf die Zuhörer 
jemacht hatte, kam durch den überaus stürmischen Beifall zum 
lusdruck. In einer Pause und auch zum Schluß forderte Herr 
zastor Evers, wie auch der Vortragende, auf, sich zusammen— 
uschlichen, um vereint etwas zu erreichen, und bat die Erschie⸗ 
ienen, doch alle dem Evangelischen Bunde beizutreten. Nach 
»em Vortrag sollte Diskussion stattsinden, doch blieb diese aus, 
veil kein Gegner das Wort nahm. Die katholische Geistlichkeit. 
»er bekanntlich beim vorigen Vortrag die Diskussion verweigert 
var, war diesmal nicht vertreten, wie wir hören, wegen fa—⸗ 
niliärer Angelegenheiten. In seinem Schlußwort verteidigte 
Pastor Evers sich noch Fegen das vom Pfarrer Hülster in der 
siesigen Zeitung gebrachte Eingesandt gegen seinen Vortrag. 
Er brachte auch noch einen in einem ultramontanen Blatt ent⸗ 
haltenen Arlikel über die Versammlung vor 14 Tagen zur 
Keonntnis 
— AMA2—e2—SS— 
Lauenburg. 
Rs. Büchen-⸗Bahnhof, 3. Febr. Verhaftet wurde 
Donnerstag ein mit dem Berliner Zuge hier eingetroffener 
Rann, der beschuldigt wird, Zigarren auf dem Bahnhofe 
jestohlen zu hüben. Er wurde dem Lauenburger Amtsgericht 
orgeführt. — Diebstahl. Als Donnerstag nachmittag ein 
Schleusenmeister sein Fahrrad auf einige Minuten im Eisenbahn⸗ 
unnel unbeaufsichtigt stehen ließ, stahl ein als mittellos aus 
einem der ankommenden Züge ausgestiegener Vassagier mehrere 
nit Kleidungsstücken, Lebensmitteln usw. gefüllte Pakete von 
dem Fahrrad und suchte damit das Weite. Der gleich darauf 
urüdkehrende Schleusenmeister nahm sofort die Verfolgung 
zes Diebes auf und im Verein mit dem inzwischen benach—⸗ 
richtigten Gendarm und einem Briefträger gelang es schließlich, 
khn weit außerhalb des Ortes einzuholen und festzunehmen. 
b. Stadttheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man 
uns: Freitag findet die Erstaufführung von „Versiegelt“, 
Dper von Leo Blech statt. Hierauf folote, Das Rachtlager in 
Sranada“. Frau Buers-Marck Kiel, hat an Stelle der er— 
lrankten Frau Kruger deren Partie übernommen. — Sonnabend 
Wiederholung von , Zopf und Schwert· Sonntag 6 Uhr): 
„Ein Walzertraum“. — Sonntag Cu Uhr): „Margarethe“. 
Montag Erßaufführung der Revrolutionshochgeit“. 
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
nan uns: Sonntag (72 Uhr): .„Die relegierten Studenten“ 
—EXE—— 
0) Schkutup, 3. Febr. In der Generalversamm⸗ 
ungades Gemeinnützigen Vereins wurde der Jahres— 
ind Kassenbericht vorgelegt. Der Kinderhort erfreute sich eines 
egen Besuches, deshalb war der erforderliche Zuschuß auch ge⸗ 
inger als früher. Die Inanspruchnahme der Rechtsauskunfts-⸗ 
telle wächst dauernd und hat sich im letzten Jahre sast ver⸗ 
Luftschiffahrt. 
Ein Aeroplanflug im Dienste der Reklame. Eine große 
Pariser Firma hat den Flieger Amant zu einem Fluge 
don Paris nach Luttich verpflichtet. Der Flugbegleiter soll 
interwegs Reklamezettel auswerfen, was jedenfalls nicht zur 
herschöneruna der durchflogenen Landschaft beittragen wirn
	        
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