Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

ue. Bauernregein für den Monat Februar. Regenbogen 
em Morgen, des Hirten Sorgen; Regenbogen am Abend, den 
Zirien labend. — Spielen Muden im Februar, frieren Schaf 
ind Bien' das ganze Jahr. — Ein nasser Februar bringt ein 
ruchtbar Jahr. — Wenn im Februar die Lerchen singen, wirds 
uins Frost und Kälte bringen. — Weißer Februar stärkt die 
Felder. — Die Katze, die in der Hormungssonne liegt, — Im 
März sich hinter den Ofen schmiegt. — Wenn's der Hornung 
mädig macht, — Bringt der Lenz den Frost bei Nacht. — 
Zeftige Nordwinde im Februar — Deuten auf ein fruchtbar 
Jahr. — Die weiße Gans (der Schnee) im Februar, — 
brütet Segen fürs ganze Jahr. — Scheint zu Lichtmeß (2.) 
die Sonne heiß, — gibt's noch sehr viel Schnee und Eis. — 
Lichtmeß (2.) fieht der Bauer lieber den Wolf im Schafstall, 
als die Sonne. — Lichtmessen hell, schindet dem Bauer das 
Fell. — Lichtmessen dunkel, macht den Bauer zum Junlker. 7 
Sichtmeß im Klee, Ostern im Schnee. — Wenn's an Lichtmeß 
stürmt und schneit, ist's zum Fruhling nicht mehr weit. — 
St. Dorothee (6) — bringt den meisten Schnee. — Wenn's 
friert auf Petri Stuhlfeier (22.) — friert's noch vierzehnmal 
heuer. — Petri Stuhlfeier (22.) kalt, dis Kälte noch länger 
anhalt. — Mattheis (24.) bricht's Eis, findet er keins, so 
macht er eins. — Wenn in Hornung die Müden schwärmen, 
muß man im März die Ohren wärmen. — Gibt's in der 
Fastnacht viele Stern', so legen auch die Hühner gern. — 
deile Fastnacht, trodne Fasten, gutes Jahr. — So lange die 
derche vor Lichtmeh singt, so lange soll sie hernach schweigen. 
— Wenn es auf Lichtmeßtag schön hell ist, so bleibt der 
Dachs im Loche, denn er spurt, daß noch Winterkälte vor— 
handen ist. Wenn aber das Wetter ungestüm, mit Regen 
und Schnee vermischt ist, so kriecht er hervor und furchtet 
keinen Winter mehr. — Nordwinde, die um das Ende dieses 
Monats stark wehen, sollen fruchtbare Zeiten bedeuten. Wenn 
aber die Nordwinde jetzt ausbleiben, so pflegen sie im April 
zu kommen und dem Rebenstock und anderen Gewächsen Schaden 
zu ttum. Daher sagten die Alten: Sie wollten um diese Zeit 
üeber einen hungrigen Wolf, als einen Mann im Hemde 
nuf dem Felde arbeiten sehen. 
Den Frühlingshoffnungen, die uns bei der abnormen 
Witterung der letzten Zeit beschlichen und die durch mancherlei 
Frühlingsboten noch verstärkt wurden, hat die seit An—⸗ 
fang der Woche eingesetzte Kälteperiode ein jähes Ende 
bereilet. Seit einigen Tagen winken wieder die Freuden der 
Eisbahn und der neue Monat brachte uns heute sogar Schnee. 
Auch die täglichen Wetterprognosen lauten einem bestän— 
digen Winterwetter günstig, so daß wir also für die nächste 
Zeit wahrscheinlich noch einmal die Freuden und Leiden eines 
„richtigen“ Winters durchzukosten bekommen. 
Den BSandstodck unter dem Arm zu tragen ist eine Unsitte, 
bie nicht scharf genug gerügt werden kann. In Kiel stieß 
auf diese Weise ein junger Mann einem Schulknaben die Spitze 
»es Stockes ins Auge. Das Kind mußte ärztliche Hilfe in 
Anspruch nehmen. 
In bitterer Not zum Wechlelfälscher geworden. Wechsel- 
fälschungen fallen dem Kaufmann W. zur Last, der einst 
bessere Tage gesehen hat und sich jetzt in Hamburg vor 
Fericht zu verantworten hatte. Nachdem er bei seinen ge— 
chã ftlichen Unternehmungen in Lübeck 60000 Mäzugesetz 
hatte und in Konkurs geraten war, kam er vor etwa drei 
Jahren nach Hamburg. Sier machte er mit dem Gelde 
rines Privatiers B. Geldgeschäfte gegen Wechsel. Durch län⸗ 
gere schwere Krankheiten seiner inzwischen verstorbenen Frau 
geriet er in Geldverlegenheiten, und in dieser Notlage griff 
er B.'sche Gelder an. Um dies zu verdecken, überreichte er dann 
B. sechs gefälschte Wechsel bis zur Höhe von 280 M. Als 
wegen eines dieser Wechsel ein Schutzmann in Anspruch ge— 
iommen wurde, machte dieser seiner Behörde Mitteilung, 
ind nun kamen auch die übrigen Fälschungen an den Tag. 
Urteil: 4 Monate Gefängnis. 
Detr Pseudo⸗Leutnant Sander alias Graf Stolberg bezw. 
Leutnant Wedel traf Dienstag, an beiden Händen gefesselt, 
unter sicherem Geleit von Hagenow in Mölln (Lauenburg) 
ein. Seine Ankunft, die gerade zur Mittagszeit erfolgte, er— 
zegte unter der Einwohnerschaft großes Aufsehen. Nach einem 
Verhör auf dem Rathause erfolgte seine Einlieferung ins Ge— 
richts gefängnis. In seinem Besitz wurden noch etwa 61 M 
vorgefunden. Die vorläufigen Ermittelungen haben ergeben, 
daß der Schwindler, wie bereits mitgeteilt, Schwabe heißt, 
25 Jahre alt ist und einer angesehenen Familie entstamnmt. 
kr besuchte das Gymnasium in Bückeburg und hat das 
Ablturienten⸗Examen gemacht, auch als Einjährig-Freiwilli— 
ger gedient. Er geriet indes früh auf Abwege, wurde in— 
solge schwerer Verfehlungen aus dem Heeresverbande ausge⸗ 
toßen und will nach seinen eigenen Angaben, die er bei der 
vpolizeilichen Vernehmung in fehr deprimierter Stimmung 
nachte, eine Zeitlang bei der französischen Fremdenlegion ge— 
Ine haben. Sein Strafregister soll ein ziemlich umfangreiches 
“ 
05, Der in Sagenow festgenommene Hochstapler erschwin— 
belte sich, wie bereits kurz gemeldei bei einem Goldschmied, 
unter den Namen Leutnant von Wedel, eine goldene Damen— 
Remontoiruhr mit Sprungdeckel und einen goldenen Brillant- 
ting in Marquisform. Die Uhr versetzte er gleich bei einem 
hdiesigen Pfandleiher, während der Ring im Werte von 150 M 
dier nicht ermittelt werden konnte. Personen, die über den 
Verbleib des Ringes Angaben machen lönnen, werden ersucht, 
sich im Bureau der Kriminal-Polizei zu melden. 
o- Fahrraddiebstahl. Am Mittwoch, 1. Febr., abends 
rurz nach 11 Uhr, ist vom Flur der Rathaushalle zin Fahr— 
rad. Marke „Jagdrad“, mit schwarzem Gestell, ebensolchen 
Felgen, der Fabritnummer 93238 und der vom Polizeiamt 
gelieferten Erkennungsnummer 9707 abhanden gekommen und 
dermutlich gestohlen worden. Die Schraubenmutter der Achse 
isst durch Meißelichläge beschädigt. 
Buntes Allerlei. 
d. Auquĩit Aschinger, einer der Begründer der Aschinger— 
Fesellschafi in Berlin, ist, wie schon gemeldet, Sonnabend ge⸗ 
torben, ein Mann, der mit feinem Unkernehmen riesigen Erfolg 
zehabt hat, weil er eine wahre Bedürfnisfrage in prakti'scher 
Weise gelöst hat. Aus der einen „Bierquelle“, die die beiden 
Aschinger vor etwa über zwei Jahrzehnten am Alexander— 
platz begründeten, entstand das Riesenunternehmen, das heute 
unzählige derartige Bierquellen, über ein halbes Dutend Kön— 
ditoreien, das große Weinrestaurant -„Rheingold“, der 
Muünchener Hosbräu-⸗Ausschank in der Leipzigerstraße und noch 
nanches audere Unternehmen umfaht. Der Name Aschinger 
st n icht nur für Berlin, nein, für ganz Deutschland ein Pro— 
ramm geworden. Was „Aschinger⸗Brötchen“ sind, weiß man 
Zute überall. Aschingers Prinzip war, für einen Einheits· 
reis von 10 Pfg. den Berlinern belegte Brötchen recht mannig— 
acher Art zu liefern. Aus dieler 10Pfg.-Idee wuchs ein 
Millionen⸗Unternehmen. Für 10 Pfg. konnte man Kaviar 
ssen und Austern schlucken. Natürlich blieb es dann nicht 
mmer und überall bei den 10 Pfennigen, freilich auch nicht 
ei den belegten Brötchen; stets aber bei der Norm, für 
zilliges Geld der großen Masse das Rechte zu liefern. Gewiß 
st Aschinger nicht dadurch allein groß geworden, sondern durch 
as Anwachsen Berlins, das bedingt, daß viele Tausende 
auernd in Berlin unterwegs sind und zu den Mahlzeiten nicht 
eimkehren können. Ein Verdienst, das nicht genug aewürdigt 
berden kann, darf dem Aschinger⸗Unternehmen noch zugesprochen 
erden: es hat viele der Destillationen beseitigt, die es jetzt 
igentlich nur noch in Arbeitergegenden gibt; Aschinger hat 
ur Popularisierung des Bieres in der Reichshauptstadt an 
ztelle des „Schnäpschens“ wesentlich beigetragen. 
d. Von fruͤheren Pestepidemien seien, anläßlich des Wütens 
er Seuche im Orient einige interessante Einzelheiten berichtet 
Vir Europäer scheinen heute gegen die Einschleppung gefeit zu 
ein; in früheren Jahrhunderten aber ist das Gespenst auch 
ber unsere Erde verheerend hinweggeschritten. Schon im 5 
rorchristlichen Jahrhundert zog die Pest, freilich in einer an— 
eren als der heutigen Form, sogar in die Tore Athens ein 
ind fällte, als kostbarste Beute ihres mordenden Raubzugs, 
en unersetzlichen Perikles. Er starb im dritten Jahre des Pe— 
oponnesischen Krieges an den Folgen der Krankheit. Die eigent⸗ 
iche Drüsen- oder Beulenpest hingegen hielt ihren ersten historisch 
erbürgten Einzug in einer ihrer heutigen analogen Form in der 
Nitte des 6. Jahrhunderts unserer Aera und entvölkerte Europo 
in halbes Jahrhundert lang. Im Mittelalter kam dann die 
Inheimliche wieder. Sie infizierte, 1348, Italien, überschritt 
ie Alpen und nahm von Savoyen, der Dauphiné und Bur— 
zund Besitz. Im nächsten Jahre überzog sie den übrigen 
Westen, Spanien, Frankreich und England, und kam, 1850, 
zu uns. Sie hielt, afls „Schwarzer Tod“, furchtbare Ernte 
Die Dänen, die Schweden und Friesen, die Deutschen und Ungarn: 
einen verschonte sie. Uebers Meer hin sogar, nach Island. kam 
ie geflogen und säte volles Verderben. Die Sterblichkeit auf 
ieser Insel war so groß, daß die zerstreuten Bewohner aufhörten, 
inen Volkskörper zu bilden. Die Republik Island war tot. — 
zrwähnt sei noch ein bemerkenswertes Detail über das Ver— 
„alten der betroffenen Völker! Barthélemy in seinem „Voyagt 
»Anacharsis“ und Sismondi in seiner „Histoire des Réͤpubliques 
Italiennes du Moyen-Age“ berichten von der Pest in Athen 
ind der in Florenz übereinstimmend, daß die Sitten außer— 
»rdentlich locker wurden. Man sah am Anfang rührende 
Beispiele von Liebe und Aufopferung; aber da sie ihren 
Urhebern verhängnisvoll wurden und zudem meist dem Kranken 
iichts nütßten, so wiederholten sie sich nur selten in der 
Folge. Die Natur schien alle Bande zu zerbrechen; Edle und 
5churken starben denselben Tod, sanken ins selbe Grab; hier 
vnnten die Götter nicht im Spiel sein. Der Tod konnte jeden 
Augenblick die Vase zerbrechen: es galt, sie beizeiten zu leeren. 
Dan gab das Mitleiden auf und gar bald war jedermann 
iberzeugt, daß die Traurigkeit die Seuche begünstige und dah 
nur ausgelassenste Heilerkeit und betäubende Lust vor dem 
ichleichenden Gift beschirme. So tanzte man über Leichen 
veg, so lachte man am geöffneten Grabe. Und die Peit 
upologiert: „Ich hobe nur wenige getötet; jene Behntau— 
ende fällte die Fur** 
Luftige Ecke. 
Sm! „Sagen Sie einmal, Anna, mein Mann muß 
jestern abend sehr spät, nach Hause gekommen sein. Wissen 
Sie vielleicht, wie viel Uhr es war?“ — „Nein, das weiß 
ch nicht. Aber wie ich in der Frühe aufgestanden bin, hat 
der Ueberrod vom gnä' Herrn noch gebaumelt!“ — In Be— 
wleitung. Herr (zu einem Straßenbummler): „Wissen Sie 
ielleicht den Weg ins Zuchthaus?“ — Bummler: „Nicht 
echt! Ich hab' nie auf'paßt! So oft ich hing'mußt hab', 
at mi' allemal aner g'führt.“ — Vom Trauen. „Sie 
önnen mir sicher trauen, Fräulein Marianne.“ — „Ich traue 
thnen nicht eher als Rie CGue sich mit 1 rrron Taffan 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
W. Berlin, 2. Febr. Die Kriegsverwendbarkeil 
»er Motorräder ist augenblicklich Gegenstand der Unter⸗ 
uchung einer Spezialkommission.“ Es soll für die Ausge— 
taltung eines besonderen Motorfahrerkurses in jedem Korps 
in bestimmter Plan ausgearbeitet werden. 
W. Nürnberg, 2. Febr. Im Germanischen Musenum 
vurde in dem auf Rosten des Deutschen Reiches 
„rbauten Saale, der dazu bestimmt ist, Bildnisse von 
Männern, die sich um die Anstalt verdient gemacht haben 
aufzunehmen, auch die Marmorbüste des verstorbenen Kom— 
nerziennats Johannes Kahlbaum-Berlin aufgestellt. Kahl— 
zaum, einer der bedeutenden Stifter des Germanischen Mu—⸗ 
eums. hinterließ außer einer wertvollen Altertümersamm— 
ung auch eine Etwa 4000 europäische Gold- und Silbermünzen 
)»es Mittelalters und der Neuzeit umfassende bedeutende 
Münßzsammlung. 
Genf, 1. Febr. Im Genfer Parlament hat der ra dikale 
Abgeordnete Vouaillat die Abschaffung des 
Religionsunterrichts in den Schulen verlangt. 
Bekanntlich wurde in Genf die protfestantische Staatskirche 
im Jahre 1907 vom Staate getrennt; der Gesetzentwurf 
Vouaillat will aus der Trennung die logischen Konsequenzen 
ziehen. 
W. Neavpel, 2. Febr. Der König von Sachsen begab 
sich gestern abend an Bord des Dampfers, Großer Kurfürft“, 
der um Mitternacht nach Aegypten in See ging. 
Madrid, 2. Febr. König Alfons war gezwungen, 
sich Dienstag ins Bett zu legen, da er sich bei einer Narade 
stark erkältet hatte. 
W. Puerto Cortez, 2. Febr. Die Regierungstruppen 
räumten Puerto Cortez. Damit beherrschen die 
Anhänger Bonilles die ganze atlantische Küste von 
Honduras. 
WV. London, 2. Febr. In Canning-Toun wurde gestern 
iachmittag der auf den Themse-Eisenwerken erbaute nene 
Dreadnought, das Schlachtseeschiff „Thunderer“, vom 
ztapel gelassen. Der Bau war vor zwölf Monaten 
»on der Admiralität in Auftrag gegeben worden. 
Tehrran, J. Febr. Miorgens wurden auf den Gouver— 
teur von Ispahan und seinen Neffen von einem 
rüteren Polizeibeamten, der russischer Untertan ist, mehrere 
—Schüsse abgegeben. Der Nesse wurde tödlich, der Gouver— 
eur lebensgefährlich verwundet. Der Mörder 
floy in die russische Gesandtischaft. Dem Vere 
iehmen wach beschlossen die russischen Behörden, den Flücht⸗ 
ling nicht der persischen Regierung auszuliefern. 
W. Lucknow, 2. Febr. Sie gestrige Automobilfahrt des 
Kronprinzen ging rund um die Stadt. Der Kronprinz 
besuchte auch die Residenz, wobei er von Veteranen aus dem 
indischen Aufstand geführt wurde. Er zeigte großes In— 
eresse und ließ sich mehrfsach über Einzelheiten aus der Belage— 
rungszeit berichten. Er machte auch mehrere photographische 
Aufnahmen. Die in Allahabad erscheinende Pioneer Mall 
drücht ihr Bedauern darüber aus, daß der Kronprinz, der 
vährend seines kurzen Aufenthaltes sich so beliebt gemach 
hat, die Reise abbrechen müsse. 
Vs. Colombo. 2. Febr. Der deutsche Konsul Frei 
denberg ist gestorben. 
Der Aufftand im Jemen. 
Wien, 1. Feör. Iu Wiener dirlomalSan Kreisen, end 
war auch bei den Vertretungen Englands und Frankreichs, 
ind höchst ungänstige Nachrichten aus Arabien 
ingetroffen. Bei Sanaa haben die Aufrührer in mehreren 
chweren Gefechten die Oberhand behalten, und es ist 
Ali Pascha auch in drei Ausfällen nicht gelungen, die 
Verbindung zwischen Sanaa und Hodeida herzustellen. Man 
zeabsichtigt daher in Konstantinopel die Absendung neuer 
starker Truppen, und zwar sollen die Redifs erster Klafsse 
aller 3Z europäischen Armeekorps einberufen 
werden. Gleichzeitig will man durch Verhandlungen ein— 
virken, indem man den Rebellen Geldentschädigungen für 
hie Verluste verspricht, die lsie durch den Aussall der 
Karawanenzüge, der durch den Bahnbau veranlaßt wurde, 
erlitten haben. 
W. Konstantinopel, 2. Febr. Der erste Teil des 
türkischen Expeditionskorps ist gestern in Ho— 
deida im Jemen eingetroffen. Der Oberscheik der 
Gemeinde Metuh kämpft gegen die Anhänger Imans Jahia, 
doch seine Munitionsvorräte sind erschöpft. Hadschileh ist 
bedroht; Menakha wird gegen die Angriffe der Auf— 
tändischen verteidigt. 
Die Vulkanausbrüche auf den Philippinen. 
Manila. 1. Febr. Die Vulkanausbrüche bei Taal dauern 
in ungeminderter Stärke an. Pie Zahl der Toten beträgt 
mäßig geschätzt 400 
W. Berlin, 2. Febr. Fehlspekulationen in einem 
Berliner Bankhause führten zu einer Beschuidigung des 
Prokuristen des letzteren. Laut dem Tageblatte beantrogte 
dieser ein ehrengerichtliches Verfahren bei den 
Aeltesten der Kaufmannschaft gegen sich. 
W. Herne, 2. Febr. Jan Sommer 1908 wurde in Herne 
m Kanalein Dienstwmädchen als Leicheaufgefunden. 
Jetzt wird zu der Angelegenheit gemeldet, daß ein holländischer 
Arbeiter ausgesagt hat, daß die Mordtat damals von drei 
holländischen Arbeitern ausgeführt wurde. 
W. Leipzig, 2. Febr. Es wird hier ein Kreisgerichts— 
rat vermißt. Man nimmt an, daß er den Tod in der 
Pleihe gefunden hat, da sein Mantel am Ufer des Flusses 
jefunden wurde. Der Vermihßte nahm unmittelbar vorher an 
orei Verhandlungen teil, in welchen er Referate erstattete. 
W. Diedenhofen,?. Febr. Von den beiden Räubern, 
die vor einigen Wochen die Stadtkasse in Dieden— 
jofen um 20000 Muberaubten, wurde einer in 
Rtalien verhaftet. Es fanden sich noch 14000 Muin 
einem Besitz. 
W. Rouen, 1. Febr. Das Zuchtpolizeigericht derurteilte den 
aus Holland geflüchteten Arbeitersekretär Torton 
wegen Aufreizung zur Desertion in contu maciam zu 
zwei Jahren Gefängnis und zwei andere Versonen 
aus demselben Grunde zu zwei bezw. sechs Monaten Gefängnis. 
W. London, 2. Febr. Die Vereinigung der 
Druckereibesitzer beschloß, zur Unterstützung der Londoner 
drudereibesitzer in dem Streite mit den Angestellten hinsichtlich 
der Arbeitsstunden in ganz England die Aussperrung zu 
zrklären. Die 14tägige Kündigung soll am 11. Febr. 
veginnen, doch dürften die führenden Provinzialblätter nicht 
betroffen werden. 
Tortosa, 2. Febr. Der Postzug Valencia⸗Barcelona 
st zwischen Oropesa und Torreblanca entgleist. Einzelheiten 
ehlen noch. 
Newyork, 2. Febr. Carnegie hat seiner Vaterstadt 
Junfermling weitere fünf Millionen Mark geschenkt. 
Ddas macht nun zusammen mit den übrigen Geschenken an 
»ie Stadt 18 Mill. M. Das Geld wurde dazu verwendet, 
einen öffentlichen Park anzulegen, ein Stadttheater zu halten 
und Schulen für Arbeiter zu gründen. 
W. Newuork, 2. Febr. Wie der Vizepräsident der Jerseny 
Lity Eisenbahn erzählt, waren gestern in den ersten Nachmit— 
tagsstunden ein Dutzend polnische Arbeiter damit beschäftigt, 
Ddynamit von einem Bahnwagen auf ein Bootum— 
zu laden, als die furchtbare Explosion erfolgte. Da um diese 
Zeit Hunderte von Arbeitern in der Nähe arbeite— 
ten, erklärt sich die gFroßhe Zahl der Verwundeten. 
Viele andere wurden durch die Splitter von zertrümmerten 
Fensterscheiben verletzt. v 
W. Newvork, 2. Febr. Die Leute, die mit dem Ausladen 
des Tynamits beschäftigt waren, dessen Explolion die Kata-— 
drophe verursachte, ließen die 50 Pfund schweren Kisten 
eine schiefe Ebene heruntergleiten, zu deren Seiten andere Ar⸗ 
beiter aufgestellt waren, um die Kisten zu führen und dadurch 
ein jäͤhes gefährliches Abrutschen zu verhüten. Nach der An⸗ 
sicht des Vizepräsidenten der Jersen City-Eisenbahn 
verlor wahrscheinlich einer der hiermit beschäftigten 
Leute die Gewalt über eineé Kisté«. Viele Insassen 
eines gerade vorüberkommenden Fährbootes erlitten Schnitt⸗ 
wunden durch herumfliegende Glassplitter. 
W. Newyork. 1. Febr. Das von der Baumwollfirma 
Spring K Co. beim Supteme Chourt gegen die Hanover 
sationalbank wegen Ladeschein-Fälschungen erwirkte 
Urteil auf Zahlung von 39000 Dollars wurde aufge⸗— 
hoben und ein neuer Prozeß angeordnet. 
W. Tanuger, 2. Febr. Es wird gemeldet, mehrere 
ranzösische Kaufleute und Geschäftsleute, denen es 
trotz eines regelrechten Passes von der spanischen Behörde ver 
boten wurde, an Land zu gehen, erhoben bei demf ranzoq4 
iischen Konsul in Malaga Beschwerde.
	        
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