Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

der Straärpr preo rdrunge, r ble zunächst die vanze 
Woche in Aussicht genommen ist. In der darauf solgenden 
Woche, am 18. Februar, will man, gemaß der ursprüng⸗ 
ichen Absicht, unbedingt mit der zwetsten Lesung des 
ßtats beginnen, so daß die zweite Lesung der Strafpro⸗ 
zeßordnung erst nach Beendigung der Etatsberatung zu Ende 
jeführt werden wird. 
Das preußische Abgeordnetenhaus erledigte in seiner Sonn⸗ 
abend⸗Sitzung den landwirtschaftlichen und den Gestütsetat in 
zweiter Lesung und stellte den Antrag auf Erhöhung der 
Mittel zur Regulierung der schlesischen Gebirgsflüsse zurüd. 
Heute steht der Forst- und Domänenetat zur Beratung. Vor⸗ 
her war festgestellt, daß danach zunächst der Justizetat und 
urst dann die Zweckverbandsvorlage beraten werden soll, 
Von der Carnegie⸗Stiftung für Lebensrettetr. Der Minister 
der öffentlichen Arbeiten hat den Eisenbahndirek⸗ 
tonen einen Auszug der Satzung der unter dem 
Protektorate des Kaisers errichteten Carnegie⸗Stiftung für 
Lebensretter mit der Anweisung zugehen lassen, in geeigneten 
Fällen ihrerseits begründete Anträge auf Gewährung 
von Boeihilfen an Cebensretter oder deren Hinter— 
bliebenen bei dem Kuratorium der Stiftung schriftlich zu 
jstellen. Diese Anträge sind durch die Hand des Ministers 
zu leiten. Auch werden die Eisenbahndirektionen angewiesen, 
eiwaigen Wünschen des Kuratoriums bezüglich der an dieses 
gelangenden Gesuche durch Feststellung der persönlichen Ver— 
hältnisse der Bittsteller und des Tatbestandes mit tunlichster 
Gründlichkeit und Schnelligkeit zu entsprechen. 
Dee Fernfprechgebührenordnung, die vom Plenum des 
Reichstags an die Budgetkommission zurüchverwiesen worden 
war, wird auf den Wunsch der Regierung von der Budget⸗ 
kommission bereits in der nächsten Woche einer er— 
reuten Berakung unterzogen werden. Der 
Wunsch der Regierung, diese Vorlage auf jeden Fall noch 
in dieser Session zu erledigen, hat bei den Konservativen 
uind beim Zentrum Anklang gefunden und wird von diesen 
Parteien unterstützt werden. Zu Beginn der nächsten Woche 
joffen die Schwarzblauen ein Kompromih zustande zu 
zringen. nach dem die Grundgebühr erhöht werden 
oll und die pauschalierte Gesprächsgebühr eine 
Frmähßigung erfahren loll. 
Aus sührungs vorschriflen zum Reichsriehseuchengesez. Dem 
Bernehmen nach stellen die im ersten Entwurfe festge— 
ezten Aussührungsvorschriften zum Reichs—⸗ 
Viehseuchengesetze, die nach der Beendigung der jetzt 
u Interessentenkreisen vorgenommenen Erhebung und nach 
»er Berücksichtigung ihrer Ergebnisse dem Vundesrate unter⸗ 
zreitet werden sollen, ein umfangreiches Werk dar. Es 
zibt zuerst allgemeine Anweisungen verschiedenster Art, u. 
i. auch ber Abdeckereien und sodann besondere für die 
inzelnen Viehseuchen. Es sind ihm aber auch ganz aus— 
ührliche Vorschriften für einzelne besondere zur Verhütung 
ner Seuchen notwendige Verfahren beigegeben, so für das 
des infektionsverfahren und für das Obduktionsverfahren bei 
Viehseuchen sowie über die unschädliche Beseitigung von 
Kadavern und Kadaverteilen. In letzterer Beziehung stehen 
ꝛiie AUsführungsvorschriften ig einer gewisfen 
—AX 
ven Gesetzentwurf über die Beseitigung von 
dierkadavern. 
Defte rreich⸗· U. 
Im Wiarineausschuh der Ungarischen Delegation erstattete 
»er Marinekommandant Graf Montecuccoli ein 
zusführliches Exposs, in dem er betonte, die Marine⸗ 
»erwaltung könne in den nächsten Jahren mit einer nur 
14 Millionen betragenden Erhöhung des normalen Budgets 
unmöglich auskommen. Die Verteilung des erfor— 
derlichen Kredites von 312 Millionen auf sechs 
jahre entspreche nicht den Bedürknissen der Marine. Sie be—⸗ 
»eute vielmehr nur eine Anpassung an das Leistungsvermögen 
der öffentlichen Finanzen. Von zwei Dreadnoughts dürfte der 
erfte Mitte 1911, der zweite Ende 1911 vom Stapel gehen. 
Von zwei weiteren wird einer in die Danubiuswerft vergeben 
verden. Redner besprach sodann das Flottenprogramm, 
rach dessen Durchführung im Jahre 19165 die 
Flotte 13 Schlachtschiffe, OAKreuzer, 18 Torpedo⸗ 
ovotsfahrzeuge, 48 Torpedoboote und 12 An— 
erseeboote zählen wird. Notwendig sei aber eine 
zlottenstärke von 16 Schlachtschiffen, 12 Kreu⸗ 
ern, 24 Torpedobootsfahrzeuagen. 72 Torpedo— 
Las wäre noch schoner, wenn Undine sich unterstand, diesen 
derl vielleicht gar noch zum Bleiben zu bitten. 
Freund, Freund! Das fehlte anuch noch, seine Frau brauchte 
eine Freunde. Der Rechtsanwalt war er und Lorls Vor— 
iund, sonst nichts. 
Aergerlich bog Reimar, um Ebbo Klas nicht abermals 
u begegnen, in einen abseits führenden Gang des Parkes ein. 
Die Sonne war im Verscheiden. Tieser Abendfrieden senkte 
siich auf die Welt, und in diesem feierlichen Abendgold kam 
hm ein Weib entgegen, ein Weib, das er eirht geliebt, und 
das er noch nicht wieder allein gesprochen seit der schrecdk⸗ 
ichen Stunde, da er sie in den Armen eines anderen fand, 
n der er sie von sich stieß. — 
Und dieses Weib strebte lächelnd, mit unschuldsvollem 
zinderblik in den blauen Augen, auf ihn zu. Ein schwarzer 
Schleier umhüllte leicht und duftig das lichtbraune Haar 
und fiel lang auf die Schleppe ihres Kleides. Ein unsagbarer, 
üher, mädchenhafter Zauber umfloß die graziöse Gestalt, und 
m ihrer Stimme klopfte es wie von tausend ungeweinten 
De als sie, dem Grafen beide Hände entgegenstreckend, 
ausrief: —00006 
„Rehmar! Endlich finde ich dich. Endlich kann ich dir 
agen —“ 
Er winkte abwehrend mit der Hand, ohne stehen zul 
zleiben. 
„Was soll das, Gräfin?“ fragte er eisig. „Ich wüßte 
nicht, was wir uns zu sagen hätten, nachdem unsere Wege sich 
ür immer schieden.“ 
„Reimar, sprich nicht so zu mir,“ flehte sie, und große 
Traͤnen traten wie funkelnde Tropfen in Fridruns Augen. „Du 
zerreißt mir das Herz, du weißt nicht, wie unsagbar, wie 
namenlos ich gelitten, du weißt nicht, wie schwer ich gekämpft 
und heih die Stunde von Gott erbeten habe, wo ich dir 
rinen Einblick in mein Hetz gewährten durfte. Du hast es 
iber, so lange du deinen Fuß in dieses unselige Haus gesetzt 
hait, immer vermieden, mir zu begegnen. In deinen Augen, 
Reimar, aber habe ich doch gelesen, dah die alte Liebe in 
dir nicht gestorben ist. Du kannst nicht vergessen, wie ich 
nicht vergessen kann, all die tausend Wonnen, all der Liebe 
Fetück und Leid! Oft, wenn du dich unbeobachtet glaubtest, 
h ich deinen hejh aufalühenden Blig und ich shlte, daß 
soren und 12 Untersee bporen, so vdaß bdie bis zum 
dahre 1920 auszuführenden 8 Schlachtschiffe, 8 Kreuzer, 6 
borpedobootsfahrzeuge und 24 Torpedoboote umfassen wur—⸗ 
en, deren Herstellungskosten etwa die gleiche Summe erfor— 
ern würden, wie der für das nächste Programm ange⸗ 
orderte Kredit. Der Marinekommandant betonte, er halte 
nußerordentliche Kredite fur einen Notbehelf, an deren Stelle 
esser eine entsprechende Erhöhung des Ordinariums treten 
ollte. Er schloh: „Keine Flotte, so groß sie auch sei, ish 
o teuer wie ein Krieg. Schützen Sie uns vor dem Krieg, 
indem wir unsere Wehrmacht stärken.“ (Tel.) 
Innsbruck, 29. Jan. Die italienische Regierung bee—⸗ 
villigte die Bahnlinie Belluno — Cadore, welche 
zach der tirolischen Grenze führt und strategisch äußerst wich⸗ 
ig ist. 
—3 
heer und Flotte. 
Berlin, 29. Jan. Auszeichnung. Für besondere Lei⸗ 
tungen in der Schießausbildung erhielten den Roten Adler— 
Irden 4. Klasse mit der Krone Hauptmann v. Keyserlingk 
om Ins.⸗Regt. 84, Hauptmann Franz vom Füs.-Regt. 90 
ind Hauptmann Köhler vom Feldart.Regt. 45. Dem Leut- 
iant v. Vierecd vom Drag.Regt. 18 wurde der Ehrenpreis 
ür Offiziere der Kavallerie des 9. Armeekorps verliehen. 
Kiel, 30. Jan. Das im August 1910 untergegan— 
dene Torpedoboot „S 32“ durfte als verloren gelten. 
ks ist nicht gelungen, das bei Bülk nach dem Zusammenstoß 
nit diem inzwischen gehobenen „S 76“ gesunkene Kriegsfahr- 
eug aufzufinden. „S 82“ wird durch das lange Liegen auf dem 
Meeresgrunde so gelitten haben, daß die Hebung nicht lohnend 
t. Es liegen jetzt in der Tiefe fünf deutsche Torpedoboote, 
„S 1209, „S 26 in der Elbmündung, „Si32“ vor der Kielet 
rörde. „S 41“ in der Jammerbucht und „S 48“ im Jadebusen. 
e zu Kaisers Geburtstag im Ausland. 
W. Saag, 28. Jan. Bei einem Festmahl anläßlich des 
veburtstages des Kaisers hielt der deutsche Gesandte Müller 
ine Rede, in der er ausführte: Das Gerede nach der Thron—⸗ 
»esteigung Kaiser Wilhelms II., der die geheime Absicht hegen 
ollte, den Weltfrieden zu stören, erwies sich als unbegründet. 
dichtsdestoweniger ist in den letzten Tagen dasselbe Gerücht 
bieder aufgetaucht. Es sind gewisse Kräfte am Werke, unsere 
rriedensliebe in Zweifel zu ziehen und uns Angriffsgelüste auf 
ie Freiheit eines anderen zu untersteslen, woran wir nie— 
nals dachten. Deutschland wünscht, in Frieden zu leben und 
einen Handel, seine Industrie und seinen Acderbau friedlich 
u entfalten. — Redner drückte die Hoffnung aus, daß die Be— 
nühungen des Kaisers um die Aufrechterhaltung des Frie— 
ens auch in Zukunft von bestem Erfolg gekrönt sein möchten. 
W. Rom, 28. Jan. Der Popolo Romano schreibt nach⸗ 
räglich zum Geburtstag des Kaisers: Es braucht 
icht nochmals wiederholt zu werden, mit welcher Achtung 
eInd Bewunderung die Italiener bei dieser Gelegen— 
eit alliährlich den erhabenen Freund und Bundes— 
ztenoessen unseres Souveräns und Landes begrüßßen. Der 
Bopolo Romano schlietzt sich den begeisterten Wünschen 
deutschlands für das Wohl und das Glück des Kaisers und 
— 
London, 28. Jan. Bei dem gestrigen Festessen anläßlich 
des Geburtstages des Kaisers erinnerte der deutsche Bot— 
chafter Graf Wolff Metternich an den a0ojährigen 
ßedenktag der Reichsgräündung und lagte in 
seinem Toast auf den Kaiser u. a.: Jene großen Zeiten sind 
sorüber. Nie wieder wurde das deutsche Volk von einem 
ihnlichen patriotischen Hochgefühl ergriffen. An Stelle der 
zegeisterung ist vielfach ein Geist kritischer Mißstimmung ge— 
reten, anscheinend zu Unrecht. Im Innern erfolgte ein unge— 
ihnter Aufschwung auf fast allen Gebieten menschlicher Be— 
ätigung und nach außen stehen wir stark und geachtet da. 
Wir können daher mit dem Gesamtergebnis der letzten 40 
Jahre zufrieden sein und mit Zuversicht in die Zukunft 
licken. obwohl die Schwungkraft des deutschen Volkes für 
»en Augenblick in Ermangelung eines geeigneten Gegenstandes 
sicht mehr wie damals auf ein großes Ziel gerichtet zu sein 
cheint. Aber blicken wir getrost zurüd auf die letzten 40 
jahre. Wir haben allen Grund, uns in Geduld zu fassen. 
Wir brauchen nicht ungestüm zu fardern, daß der Reichsadler 
einen Flug beschleunigt. Die Zukunft wird uns schon wieder 
emeinsame Ziele geben. Der Botschafter warnte davor, der 
Zeit vorzugreifen. Ein künstliches Ideal lasse sich nicht schaffen. 
ꝛx mir galt, mir und unserer Liebe, Reimar, die ja n— 
gestorben ist, die wieder aufblühen wird, wenn wir sie 
yflegen.“ 
J 
—J 
(Forisetzung folgt.) 
Theater und Musik. 
Lübeck, 80. Jan. 
Stadttheater. 
„Carmen“, 
Broße Opervon Bizet. 
Einmaliges Gastspiel von Lily Herking vom 
Hoftheater in Dessau. 
Die gestrige Sonntags⸗Aufführung dieser beliebten Oper 
hatte im Verein mit dem Gastspiel von Lily Herking ein voll⸗ 
bändig ausverkauftes Haus bewirlt, das der Vor— 
tellung mit allergrößtem Intere'sse folgte. 
Durch die plötzliche Erkrankung unseres ständigen Musik— 
referenten müssen wir uns fur beute darauf beschränken, Aber 
die vortreffliche Aufführung nur kurz zu berichten. 
Lily Herkings Carmen ilt von ihrer früheren Wirk⸗ 
amkeit unter Direktor Gottscheid im alten Stadttheater und 
„urch ihre wiederholten Gastspiele in dieser ihrer Glanzpartie 
m Stadttheaterprovisorium unter Pliorkowski auf das aller⸗ 
orteilhafteste bekannt, und so konnte es nicht wundernehmen, 
ah das Publikum in hellen Haufen ins Theater strömte, um 
einen Liebling einmal wieder zu hören und zu sehen. — 
leber die eigenartige Auffassung ihrer Carmen ist an dieser 
ztelle sfrüher so häufig berichtet worden, daß wir nur fest⸗ 
ustellen brauchen, daß sie in dieser Rolle auf gleicher schau⸗ 
pielerischer wie stimmlicher bhe geblieben ist. Auch gestern 
„»ußte Lily Herking die Zuschnuer aufs neue zi begeistern, 
o dah sie nach den Aktschlussen und dem letzten Fallen der 
zardine wiederholt und jubelnd vor die Rampe gerufen 
vurde. Ein riesengrohes Blumenarrangement mochte Lily ver⸗ 
ing ein weiterer Beweis sein, dah sie in Lubech noch unver⸗ 
sessen ist. 
Die Opet, die erst im vorigen Jahre gelegentlich der 
deueinstudierung einer eingehenden Wurdigung von Professor 
Ztiehl unterzogen wurde. batte den Waxtien des José 
dle Rebe klang in ein Soch auf den Kasser aus, ben fters 
erelten Bannerführer Deutschlands auf den Pfaden des Fo 
bbritts, um den sich alle scharen möchten, wenn ein wal 
es neues Ziel aus dem Nebel der Zukunft auftauche. In 
nmittelbarem Anschluß an den Kaisertoast brachte der Bot. 
chafter den Trinkspruch auf den König Geora aus und 
rimerte darin an eine Episode, die beide Monarchen im 
»origen Jahre in denkwürdiger Weise zusammenbrachte. Al— 
ie irdischen Ueberreste des verewigten Königs, sagte der Bot. 
chafter, im vergangenen Mai in der Westminster⸗Halle auf- 
zebahrt standen, statteten die beiden verwandten Herrscher 
»em dahingeschiedenen König einen letzten Besuch ab und reich— 
en sich im Beisein der Menge in Ergriffenheit schweigend die 
zand, als Wahrzeichen ihrer beiderseitigen freundschaftlichen 
ind verwandtschaftlichen Gesinnungen. Diese im feierlichen 
Momente spontan vollzogene Handlung an der Bahre des 
bon ganz Großbritannien tief betrauerten und van der ganzen 
WPelt wegen seiner großen Herrschereigenschaften hoch ge— 
chätzten Königs zeigt deutlich den Entschluß unseres Kaisers 
ind König Georgs, daß sie zum Besten ihrer Völker ein 
egenseitiges vertrauensvolles Verhältnis zu pflegen gewillt 
ind. Bei dem Bankett waren alle hiesigen deutschen Vereine 
zertreten. Den Vorsitz führte der deutische Botschafter. An 
Taiser Wilhelm wurde ein Huldigungstelegramm abgesandt. 
Vor 40 Jahren. 
In den Lubecischen Anzeigen vom Montag, 
30. Jan. 1371 finden sich folgende offizielle ee 
Dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in 
Berlin ist am 28. abends spät nachstehende Mitteilung zuge⸗ 
gangen: 
Versaflles, 28. Jan. Es ist von dem Reichs- 
kanzler, Grafen Bismarck und Herrn Jules Favre die 
Kapitulation aller Pariser Foris und ein dreiwöchentlicher 
Wafienstillstand zu Lande und, zu Wasser untereiuet 
worden. Die Pariser Armee bleibt in der Stadt kriegs— 
nefangen. 
— den 28. Januar. An die Kaiserin und Königin. 
Hestern abend ist ein dreiwöchentlicher Waffenstillstand 
interzeichnet worden. Linie und Mabile werden kriegsge⸗ 
angen und in Paris interniert. Garde, nationale sédentaire 
ihernimmt die Aufrechterhaltung der Ordnung. Wir be—⸗ 
etzen alle Forts, Paris bleibt zerniert und darf sich ver⸗ 
Nflegen, wenn die Waffen ausgeliefert sind. Eine Konjsti— 
uante wird nach Bordeaux in 14 Tagen berufen. Die 
Armeen im freien Felde behalten ihre resp. Landfstrecken 
besetzt, mit Neufrglitätszonen zwischen sich. Dies ist, der 
erste segenspoile Lohn für den Patriotismus, den Helden- 
mut und die schweren Opfer. Ich danke Gott für diese 
neue Gnade; möge der Friede bald folgen. gez. Wilhelm. 
— 
Tagesbericht. 
Lübeck, 30. Jan. 
Kaisers⸗Geburtstagsfeier im Kameradschaftsbund 
der AWer und 162er. 
In die stattliche Reihe der Fenrichkeiten aus Anlaß des Ge— 
Zurtstages des Kaisers trat an Sonntag die Feier des Kamerad⸗ 
chaftsbundes der 7Töer und 162er. Die Veranstaltung nahn 
inen glänzenden Verlauf. Den großen Saal des Kolosseums 
üllte schon lange vor Beginn der Feier eine überaus zahlreichs 
zesellschaft: unter den luftigen Ballkleidern der Damen und 
»en dunklen Gesellschaftsanzügen der Herren hoben sich die Uni— 
ormen des in stattlicher Zahl anwesenden Militärs besonders 
virssam hervor. Neben dem Brigadekommandeur Herrn General⸗ 
naijor v. Oidtman wohnten viele aktive und inaktive Offi⸗ 
iere. so u. a. der Kommandeur des 2. Bataillons, Herr Maior 
».Lilienhoff-Zwowitzki, die Herren Vizeadmiral a. D. 
fxzellenz Kuhne und Oberst z. D. Faber, der Feier bei. 
den Abend eröffneten einige Musikstücke der Regimentskapelle. 
yzrl. Grubse sprach einen sinnigen Prolog, dem sich ein lebendes 
zild anschloß, die Huldigung des hohen Geburtstagskindes durch 
lt- und Jung⸗-Deutschland darstellend. Der Vorsitzende des 
Kameradschaftsbundes, Herr Rechtsanwalt A. Hach, ergriff hier⸗ 
ruf das Wort zu folgender Ansprache: 
Hochverehrte Anwesende! Das vergangene Jahrhundert 
jat das deutsche Volk zweimal auf dem Gipfel begeisterter, 
pferwilliger Hingabe an das Vaterland nd siegreicher Krieg⸗ 
ührung gesehen. Zuerst im ewig unvergeßlichen Völker⸗ 
frühling von 1813, da das zertrümmerte, ausgesogene Preußen 
im Verein mit seinen Verbündeten den stolzen Korsen zu 
—2 
durch Hetrn Pistori und des Zuniga durch Herrn Vollmer 
eine veränderte Besetzung erfahren. Die gesangliche und schau⸗ 
pielerische Leistung unseres beliebten Heldentenors als José war 
ielen Lobes wert und erregte unser lebhaftestes Interesse. 
Wir freuen uns, Herrn Pistori wieder einmal in einer neuen 
Partie kennen gelernt zu haben. Auch Herr Vollmer fand sich 
nit seiner kleineren Partie recht zufriedenstellend ab. Irl. 
Voss als. Mercedes war noch recht unsicher. Herr Lang e⸗ 
elId als Escamillo und Frl. Stretten als Micaela gaben, 
xie immer, ihr Bestes; auch die übrigen Mitwirkenden trugen 
um Gelingen der Aufführung nach Kräften bei. 
Die wohlgelungene, trefflich vorbereitete Vorstellung stand 
inter der anfeuernden Leitung unseres nun anscheinend von 
einer Krankheit glücklicherweise ganz wiederhergestellten ersten 
Zapellmeisters Herrn Carl Pfeiffer. Wir haben die Musil 
zizets kaum jemals so ausgezeichnet von unserem Orchester 
nterpretiert gehört. Unserem Meister gebührt hierfür ein ganz 
esonderes Lob. 
Hoffentlich kehrt Lily Herking im Laufe des Winters 
noch mehrmals als Gast zu uns zurück. tt 
Der Dresdener „Rosenkavalier“ in Paris. Wie der B. 
UeA. aus Dresden meldet, schweben zwischen der General⸗ 
atendanz der Dresdener Hoftheater und der Pariser Großen 
)per zurzeit Verhandlungen über ein Gaitspiel des königlich 
ichsischen Opernensembles unter Schuchs Leitung in Paris. 
?s soll dort, voraussichtlich in den großen Ferien, mit 
ämtlichen Künstlern und Künstlerinnen und allen Dekora— 
ionen ein Gastspiel des „Rosenkavalier“ stattfinden. Die 
zerhandlungen sind bis zur Stunde noch zu keinem end— 
„ültigen Resultat gediehen. — Die Erstausführung des Werkes 
n München findet am Mittwoch statt. 
Der Kiterarische Nachlaß Tolstois. Die Gräsin Tolstoi 
veigert sich, wie aus Petersburg gemeldet wird, die inmt 
humjanzew⸗Museum befindlichen Handschriften Tolstois an 
ie Komtesse Alexandra zu übergeben, doch kann das 
ie Veröffentlichung der nachgelassenen Schriften Tolstois 
nicht verhindern, da es von allen Handschriften Abschriften 
ibt. Uebrigens wird die Gräfin Tolstoi auf ihrer Weige⸗ 
ung kaum lange beharren, da sie zwedlos ist,
	        
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