Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

heiderlei Geschlechtes. Auf seine sowohl formell wĩe inh. 
dich glänzenden Ausführungen wollen wir gern später Ge⸗ 
legenheit nehmen, ausführlicher einzugehen. Nach der vom 
eferenten vorgenommenen Gruppierung des Stoffes empfiehlt 
es sich u. E. erst am Schlusse des Kurfus einen Ueberblick 
sBer die gebotenen Gesichtspunkte und Resultate zu geben. 
In seinen gestrigen Ausführungen sprach Prof. Sarms uber 
die Beraussehungen der induftriellen Entwichelung Deutlch- 
ands und zwar behandelte er zunächst die Veränderungen 
auf den Gebieten des Gewerbere chles und der Sandels⸗ 
volitik. Sein nüchster Vortrag wird den ersten weiter * 
nzen mit der Schilderung der Veränderungen im deut⸗ 
en Verlehrswesen. Am dritten Abend geht dann der 
Hortragende auf die Rũdwirlungen ein, welche die in⸗ 
alciell. Entwidelung auf die einzelnen brennenden polls- 
ririschaftlichen Probleme in Deutschland. die Sandwer lerfrage, 
Fauenfrage, Wohnungsfrage usw. gezeitigt hat. Der ab⸗ 
chließende Vortrag wird dann eine Darstellung der Ver⸗ 
ettung von Vollks⸗ und Weltolitil und der Stellung 
Deutschlands auf dem Weltmarkt bringen · un 
Der Reichskanzler und die Kaufmannserholungsheinre- 
Der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg, der gestern den 
Vorsihenden des Präsidiums der deutschen Gesellschaft für 
an snannerhonmseheime, Josef Baum (Wiesbaden), die 
enderteetenden Vorsihenden. Sandelskammerpräsident Fehr 
ind Geh. Kommerzienrat Kalle, sowie das Präsidialmitglied 
Slaaisminister a. D. v. Möller empfing, sprach den Herren 
reine volle Sympathie für die für die Volksgefundheit so 
sberaus bedeutungsvollen Bestrebungen der Gesellschaft aus. 
Er gab ferner seiner lebhaftesten Freude über die be⸗ 
geisterte Zustimmung, die die Gesellschaft bei der ganzen 
Jeutschen Kaufmannschaft gefunden hat, und über die in 
Alen Gauen des Reiches zutage getretene Opferwillig keit 
Ausdrud, die in weniger als Jahresfrist der Gesellschaft 
die Mittel zur Durchführung ihrer Pläne geschaffen hat. 
Der Reichskanzler betonte insbesondere seine Befriedigung 
harüber, daß die Gesellschaft Angehörige aller Par— 
teien und Bekenntnisse zu gemeinsamem Wirken ver—⸗ 
eine und dadurch einen vorbildlichen Faktor des Ausgleiches 
in unserer von Gegensätzen zerrissenen Zeit bilde. 
In den letzten Tagen sind folgende weitere Stiftungen 
bei der Deutschen Gesellschaft für Kaufmanns⸗Er holungsheime 
zingegangen: Berger & Wirth, Leipzig, 2000 M, Kast & 
Ehinger, Stuttgart, 26500 M, G. Siegle & Co. Stuttgart, 
2500 M, Mannheim Bremer Petroleum⸗A.G., Zentrale Mann⸗ 
heim, 5000 M, Kommerzienrat Winkelhausen, Pr.Stargard, 
3000 M, Badische Anilin- und Soda⸗-Fabrik, Ludwigshafen, 
10 000 M, Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer & Co., Elberfeld, 
10 000 M. Ferner stiftete Frau Geh. Kommerzienrat Selve, 
Bonn, anläßlich des 50jährigen Jubiläums der Firma Basse 
e Selve, Altena in Westfalen, 10000 M. Der Eingang von 
Mitglieder-Anmeldungen mit namhaften Jahresbeiträgen üst 
ebenfalls sehr bedeutennn. 
*Die Fehmarn⸗Linie. Mit welchem Eifer die interessierten 
Kreise ihr Augenmerk auf die Verwirklichung des Planes, 
über Hamburg-Lübeck-Fehmarn-Laaland-Kopenhagen eine 
neue Verbindung mit dem Norden zu schaffen, gerichtet 
halten, zeigt wieder der Besuch, den der Bürgermeister und 
undere Stadtvertreter von Burg (Fehmarn) sowie Ingenieure 
don dort in Rödby auf Laaland abstaätteten. Es sieht wirk— 
lich so aus, als ob dieses für Westdeutschland und nament⸗ 
lich für LQübeck und HSamburg wichtige Projekt in abseh— 
barer Zeit zur Ausführung kommt, wenigstens erklärte Bürger⸗ 
neister Lafrenz aus Burg, daß der Verkehrsweg über Feh— 
narn⸗Rödby die besten Aussichten hätte, in allernächster 
Zukunft verwirklicht zu werden. — Hierzu sei erwähnt, daß 
degenwärtig in Rödby eine Hafenanlage in Bau begriffen 
ist, die im November fertig sein soll. Bei dieser An— 
lage handelt es sich um einen Fischereihafen, doch hat der 
dänische Verkehrsminister Larsen durch Enteignung von Grund 
und Boden Fürsorge getroffen, daß hier später großzügige 
Verkehrsanlagen geschaffen werden können, wie sie sich aus 
der Errichtung der Dampffähren-Verbindung zwischen Feh— 
marn und Laaland ergeben würden. Was die für die 
Fehmarn-Linie erforderlichen Eisenbahnverbindungen betrifft, 
so fehlt noch die direkte Strecke zwischen Neustadt und 
Schwartau, doch hat die oldenburgische Regierung schon 
eine RentabilitätssBerechnung vornehmen lassen, und die 
krteilung der Konzession zum Bau der Bahn soll baldigst 
zu erwarten stehen. Auf dänischer Seite ist noch der Bau 
einer Eisenbahn von Rödby durch Laaland bis nach Nykjöbing 
tötig, wo der Anschluß nach Kopenhagen erreicht wird. Zu 
zieser Strecke hat die dänische Regierung noch nicht Stellung 
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ziemlich hoch liegt, besser als für die der Carmen. Die Anfangs- 
zene des vierten Aktes kam infolgedessen zu guter Wirkung 
ind brachte der bescheidenen Sängecin freundlichen Applaus ein. 
Lem Entwichlungsgang dieser Dame sehen wir mit einiger Span⸗ 
nung entgegen. Erwähnen möchten wir noch den künstlerischen 
Geschmack. den Frl. Arkadij mit ihren Kostümen entfaltet. 
kinen wild⸗ trotzigen Amonasro stellte Herr Arnold Lange— 
eld hin. Das dunkle, so gefestigte Organ eignet sich in ganz 
jesonders schöner Weise für diesen „geschlagenen“, sich auf— 
äumenden Aethiopierkönig. Der König wurde von Herrn von 
—cchenck in ruhiger Würde und tadellos sicher wiedergegeben, 
vie auch der Oberpriester des Herrn Fabian eine achtung⸗ 
aebietende Leistung war. In der tiefliegenden Partie kamen 
die schönen Mittel des Sängers gut zur Geltung. Frl. Tirsy 
Jansen sang die Partie der Prieslerin, die ob ihrer heiklen 
darmsnisierung große musikalische Beanlagung erfordert, durch⸗ 
ius rein; nicht so gut war es um die unmittelbar nachfol⸗ 
zenden Chöre im Tempel beitellt, die bei jeder Wiederholung 
in wenig „sanken“. Wer da aber weiß, wie schwer diese 
SZzene musilalisch ist, der entschuldigt leichter. Herr Seinr. 
Schorn brachte den „Sendling“ zu guter Wirkung. Die 
vorkommenden Winze waren gragziös und sicher studiert, der 
Irguenchor zur Huldigung der Königstochter gelang recht gut 
ind war, besonders in den Altflimmen, klangschön. Serr 
Zanellmeister Pfeiffer, unter defsen sicherer Leitung die 
Oper sich abspielte, hatie Auge und Ohr schärfer denn je 
wffen zu halten, da bei zwei Gäften, die des öfteren ein 
beschleunigtes Tempo bevorzugten, natürlich nicht die genü— 
genden Proben mit unserem Ensemble siattfinden konnten; mit 
der bei Herrn Kapellmeister Pfeiffer bewunderungswürdigen 
Energie und Ruhe ist aber an bein Entgleffen zu denten. was 
auch auf den Zuhörer einen wohltuenden Cindruc macht. Die 
Ausstettung war die uns belannte; daß beim Triumphzug 
Blaͤser mit modernen Imirumenten auf der Estrade Plab ve— 
nommen haben, ist wohl ein aiter Theaterbrauch, der fich 
»‚wie eine ewige Krankheit“ weiterschleppt. Ein Gutes hatte 
S wenigstens, daß die Fanfaren delto sieghafter zur Geltung 
men. M. Sti«ebl. 
Nommen, abder vel vem vroßen Inleresse, das vesonders 
a Danemark dafür herrscht, den Verlehr zwischen Deutsch⸗ 
and und der ftandinavischen Salbinsel über Dänemark zu 
jehen, ist anzunehmen, daß die Bahn durch Laaland ge⸗ 
aut wird, sobald der ganze Plan der Fehmarn Linie 
»ruchreif wird. ⸗* vs * 
SGewerlverein. In einer von etwa 70 Mitaliedern 
esuchten Versammlung des Gewerkvereins erstattete nach meh⸗ 
eren Mitteilungen über innere Nereinsangelegenheiten namens 
er Wahlkommissson Herr C. Heinsohn ir. Bericht über die 
zsherigen Vorbereitungen zu den Bärgerschaftswahlen. An 
en Bericht schlohn sich eine längere, über drei Stunden sich 
rstreckende Debatte. in der von den Mitgliedern der Wahl⸗ 
ommission das Zusammengehen mit der Beamtenkommission 
erechtfertigt wurde. während andererseits eine Reihe von Mit⸗ 
liedern zum Ausdruck brachte, dan man das Vorgeben micht 
r richtig halte und ünsbesondere die Majorisierungen im 
zaterstädtischen Verein nicht hätte mitmachen dürsen. Auf 
ie im grohen ganzen nicht unsachlich verlaufenen Besprechungen 
ommen wir noch eingehender zurück. Die Versammlung endete 
nit dem fast einstimmigen Beschluß. im vierten Wahlbezirk 
Johannis-Quartier und Vorstadt St. Jürgen) für die von 
er Wahlkommission des Gewerkvereins und der Beamten nicht 
ufgestellte Kandidatur des Vorlitzenden des Gewerkvereins, des 
Naurermeisters W. Stender, einzutreten. 
O Deutsche Kolonialgesellichaft, Abt. Lübeck Verein 
hemal. China-und Afrikakrieger für Luabeck 
ad Umgegend. Zugunsten der Kolonialkrieger und der 
interbliebenen der im Aufstand gefallenen Selden hielt 
estern Dr. Bongard einen Lichtbidervortrag über die Indien⸗ 
eise des deutschen Kronprinzen. Saal und Galerien waren 
berfüllt. und da ich selbst für mein Unterkommen zu sorgen 
atte, so gingen mir die feineren Einzelheiten der sehr— 
arbenprächtigen Lichtbilder leider verloren. Dr. Bongard 
ber wußte sich trotz anfänglicher großer Unruhe mühelos 
erständlich zu machen und fesselte die Zuhörerschaft an seine 
Vorte. Dr. Bongard ist einer der Teilnehmer der Kron—⸗ 
rinzenreise und außerdem ein wohl unterrichteter Mann, 
nd so zeigte er ein Wandelpanorama herrlichster Bilder auch 
begeisterten Worten, vergaß aber niemals, daß die Indien⸗ 
rhrt des Kronprinzen in erster Linie eine Studien⸗ und 
nformationsreise war und machte sie zu einer solchen auch 
ir die Hörer, wobei er stets die Lage der Deutschen in 
indien, aͤhre kaufmännische Stellung, ihren sozialen Einfluß 
ervorhob. Auch an Humor ließ Dr. Bongard es nicht fehlen, 
nd sein Vortrag zeugte von scharfer Beobachtung und offe— 
en Sinnen für die phantastische Schönheit des alten Wunder— 
indes. Nachdem der Lloyddampfer „Prinz Ludwig“ das 
tronprinzenpaar nach Colombo auf Ceylon gebracht hatte, 
rfolgte eine genuß- und lehrreiche Belichtigung dieser reichen 
ind fruchtbaren Insel, welche für unsere ostafrikanischen Kolo— 
ten ein Studienfeld ersten Ranges bildet mit ihren Kakao⸗, 
dautschuk⸗, Teekulturen und Kokuspalmen, welche sich vriel— 
ach in den Händen von Deutschen befinden, so des Hamburgers 
agenbeck. In Kandy wurden auch uralte buddhistische Heilig- 
imer aufgesucht. Nach dem Abschied von der Kronprin— 
essin begann der Kronprinz auf dem Kriegsschiff Gneisenau“ 
en offiziellen Teil seiner Reise. In Bombahm 
rnte er nicht nur cinen gewaltigen Hafen, einen der 
ößten Baumwollausfuhrplätze dennen, sondern auch die 
zroffsten Gegensätze zwischen Europa und Indien. Neben dem 
iktoria-Bahnhof in gotischindischem Stil die Verbrennungs- 
ätze der Hindu und die Türme des Schweigens der Parsi. 
untschedigstes Zusammenfluten der verschiedensten Volksstämme 
ad die vornehme Ruhe englischer Villewiertel. Sodann be— 
chte der Kaisersohn zwei der Ledeutendsten englischen Va— 
llenfürsten in ihren Hauptstädten, den Nizam von Haiderabad 
id den Maharadscha von Dschaipur. Hier begrüßte der Kron⸗ 
rinz auch sein Regiment Royal Dragoons und verlebte mehrere 
iage unter ihren Zelten in zwangloser Kameradschaft. Ein 
lusflug in den Nordosten des 390-Miillionen-Reiches brachte 
en Kronprinzen in die Vortäler des höchsten Gebirges der 
rde, zu wilden, niemals ganz unterworfenen Bergvölkern, von 
enen die Chaiber-Riffles die Hauptpässe gegen Afghanistan 
der vielmehr gegen Rußland bewachen bei Peschawar. Der 
ronprinz und sein Gefolge reisten stets im Luxuszuge des 
‚izekönigs von Indien, der dem Enkel der Königin Viktoria 
chkundige und liebenswürdige Tinführer in Indiens Sehens— 
„ürdigkeiten zur Verfügung gestellt hatte. Und dann tat sich 
or dem Kronprinzen das Zauberland des heiligen Stromes, 
es Ganges, mit seinem Nebenflusse Tschumna auf, das Land 
er alten Mogulherrscher, die aber ihre Herrschaft und ihre 
iaurischen Wunderbauten nur auf den Trümmern vernichteter 
ynastien aufrichteten und ihrerseits wieder anderen Völkern 
nd Herrschern erlagen, welche von den himmelhohen Bergen 
1udas Land der Märchenschätze hinabstiegen: Perser und 
Naratten und viele, viele andere. In Agra bewunderte der 
aisersohn die Tatsch-Mahal, dieses marmorne Klagelied der 
attentreue am Ufer des Tschumna, in Delhi den Palast des⸗ 
»lben Moguls, der seiner Gattin die Apotheose der Tatsch— 
siahal weihte, und die riesige Marmormoschee. Wie er auf 
eylon den Buddhismus in seiner höchsten Verherrlichung ge— 
⸗hen hatte, in Agra und Delhhi den Mohammedanismus, so 
blickte der Kronprinz in Benares die gewaltigsten Kultstätten 
es Brahman. Sier sah er die vielen Tausende der Pilger im 
eiligen Strom baden und durchwanderte das wildphantastische 
tulprurengewimmel der Hinduteinnpel. In Lahore dagegen 
igte ihm eine landwirtschaftliche Ausstellung Gegenwart und 
ukunft des reichen Landes. Die Deutschen hatten diese Aus— 
ellung, als einziger fremder Staat, reichlich und vortrefflich 
eschict. wovon der Kronprinz ich durch genaue Besichtigung 
berzeugen konnte. In Lacnow erreichte ihn sodann die Nach- 
cht, daß die Reise wegen der im fernen Osten grassierenden 
ungenpest abgebrochen werden 1ühßte. Er hielt noch seinen 
ierlichen Einzug in die Hauptstadt Kaltutta, einen der größten 
afenvlätze der Erde, und fuhr auf einem englischen Tampfer 
ach Aegypten zurüch. Der deutsche Kronprinz aber, begeistert 
vn allem gesehenen Schönen und aufs lebhafteste angeregt 
urch die neuen Gesichtspunkte und Beobachtungen seiner Indien⸗ 
ihrt, hat die feste Absicht, sie nicht leine einzige Reise in ferne 
änder bleiben zu lassen. Vielleicht gilt die nächste Unter— 
ehmung schon den deusschen Kolonien. Rauschender Beifall 
ankte Herrn Tr. Bongard für jeinen Vortrag. Dann folgte 
ie Vorführung von lebenden Bildern: „Kriegsklänge aus Süd— 
estafrika“, dargestellt von Kameraden des China⸗ und Afrika— 
rieger⸗Vereins. Eindringlich führten die vom Kam. Saase ge⸗ 
ellten Gruppen den furchtbaren Ernst, aber auch schöne erhebende 
Romente aus jenen heißen Tagen vor. Dazu sprach Kam. 
. Edholdt schlichte ergreifende Worte, und die Kapelle des 
degiments Lübed unter Leitung ihres Obermusikmeisters Claus⸗ 
rißer spielte schöne alte Volks- und Soldatenlieder: „Morgen 
nuin ich fort von hier“, „Steh ich in finstrer Mitternacht“, 
Morgenrof, Morgenrot“ und viele andere. Zum letzten Bilde 
velches Weihnachten daheim und auf afritanischer Steppe seigte 
ang der Knabenchor der Marienärche ein Weihnachtslied. Tet 
zntwurf eines Saldigungstelegrammes an den deutschen Krow 
rinzen wurde verlesen und fand allseitigen Beifall, und mi 
em Liede Deuschland, Deuischland über alles“ löste sich die 
dersammlung auf, an der auch Herr Bürgermeister Eschenburg 
eilgenommen hatte. 
S Zwangsverkãäufe. Vor dem Amtsgerichte stand am 
6. Okt. Termin an zur Verklündung einer Entscheidung 
iber den Zuschlag des Grundstüds An der Obertrave Nr. 5. 
der Zuschlag wurde versagt. weil die zur Deckung der 
dosten und Befriedigung eines betreibenden Gläubigers er⸗ 
orderlichen Beträge von einem Beteiligten an das Gerich! 
ezahlt waren. 
* Aus dem Reichsgericht. Erpresserbriefe. Der 
Nuhm“ der Brüder Koppius in Leipzig hat anscheinend den 
zauswirisanerben Heinrich Harms nicht schlafen lassen. Er 
chtieb von April bis Juli 1910 mit dem Datum Lüübed 
asgesamt 10 Briefe an sechs wohlhabende Personen, en denen 
rx fie unter den gefährlichften Drohungen ersuchte, 5000 M 
rgendwo niederzulegen. Er tat so, als ob die Briefe von 
memt, Verband der Anarchisten“ ausgehen, die mit Gift, 
dynamit, Dolchen und anderen angenehmen Tängen rictuos 
imzugehen verständen. Schließlich wurde der mutige Jüng⸗ 
ing entlarvt und von der Strafkammer in Schönbers 
vegen versuchter Erpressung in sechs Fällen zu cinem Jahre 
echs Monaten Gefängnis verurteilt. — Seine Revision 
vurde gestern vom Reichsgericht als unbegründet dver⸗ 
vorfen, da das Urteil cinwandsfrei begründet ist. 
EStnurmwaruung. Die Deutsche Seewerle in Ham⸗ 
butg meldei: Tiefes Minimum, Groß⸗Britannien üdostlich 
fortschreitend, Gefahr slark auffrischender Winde aus füdlichen 
.Richtungen. Sianal⸗Ball. 
* — — F 
Lauenburg. 
D. Sandesneben, 27. Oktt. In der hiesigen 
ßenossenschaftsmeierei wurden im vergangenen Monat 
ach Abzug von UPpf. Unkosten für das Liter 10,0 Pf. ous⸗ 
ezahlt; eingeliefert wurden 47 220 Liter Vollmilch. In der 
Zzereinsmeierei zu Nusse wurden nach Abzug von 1Pf. füt 
as Liter 11.4 Pf. ausbezahlt; eingeliefert wurden 63 793 
iter. In der Genossenschaftsmeierei zu Klinkrade wurden 
ach Abzug von 0,7 Pf. für das Liter 10,7 Pf. ausbszahlt: 
ngelicfert wurden 63 315 Liter. In der Genossenschaftsmeierei 
u Labenz wurden nach Abzug von 1 Pf. für das Liter 
0,8 Pf. ausbezahlt; eingeliefert wurden 32582 Siter. In 
er Genossenschaftsmeierei Linau-Wentorf-Sirksfelde 
nuden nach Abzug von 0,8 Pf. für das Liter 10,2 Df. aus⸗ 
ezahlt; eingeliefert wurden 80 202 Liter. In der Genossenschafts- 
acierei Schönberg-Franzdorf wurden nach Abzug von 
5 Pf. für das Liter 11,3 Pf. ousbezahlt; eingelieert wurden 
6710 Liter. In der Vereinsmeierei Luscho w wurden nach 
Abzug von 1Pf. für das Liter 10,0 Pf. ausbezahlt 
Großherzogtũmer Medlenburg. 
Schönberg, 27. Ott. Verkauft hat Landwirt Jür 
sensen in Törpt seine Vollstelle dafelbst, die er erst vor zwei 
Jahren für den Preis von 80 000 MNuerwarb, für 130 000 M 
m einen Landwirt aus dem Rheinland. 
eueste Nachrichten und Telegramme. 
SZitzung des Zentralanziänsses der Forischrittlichhen 
Voiꝛiks partei. 
W. Berlin, 27. Olt. Der Zentrolausschuß der Forsschritt⸗ 
ichen Volkspartei, der aus Reichsstagsabgeordneten, Mit— 
liedern des geschäftsführenden Ausschuises und etwa 60 
Ddelegierten der Bezirksorganisationen besteht, ist auf den 
2. November zur Tagung nach Berlin einberufen worden. 
Schwerer Unglüdsfall in der Marine. 
C.T.C. Kiel, 27. Ott. Vripattelegranim der Lübedischen 
inzeigen.) Als gestern abend 1022 Uhzr der in den hiesigen 
zasen eiulaufende feine Kreuzer, München“ au d'ie Boe gehe 
ooillte, verunglüdten beim Auesetzen cines Boote;z ein Maat 
und sechs Matrosfen, die sämtlich ertr an en. Die im 
zafen liegenden Kriegsschiffe baben die Flaggen halosted 
esetßzt. 
Großze Verlufte der Türken in Trips in. 
W. Trivolis, 27. Okt. Gestern morgen unternahmen 
Türken und Araber zwischen El Mesri und Bumelianga einen 
eftigen Angriff auf die Italiener, wurden aber von allen 
Zeiten mit großen Verlusten zurüdgeschlagen. Die Verluste 
zer Italiener sind gering. — Das 82. Regiment ließ den 
reind erst vorrücken und überichüttete ihn dann mit einem 
aörderischen Feuer, das ihn zwang, sich über einen Kilometer 
veit von den Schützengräben und Vorpostenketten der Italiener 
urückzuziehen. Das 40. Regiment schlug den Feind aus 
ächster Nähe, aus einer Entferaung von 20 bis 30 Metern. 
urück 
Sumpathlestreil der Bremer Tabalarbeiter. 
W. Bremen, 27. Okt. In einer gestern abend von der 
Irganisation der Tabalarbeiter einberufenen Versammlung 
»er Tabakarbeiter, Zigarrensortierer und Kistenkleber wurde 
eschlossen, am kommenden Somtag in einen Sympathiestreik 
inzutreten, falls bis dahin der Kampf der Tabakarbeiter 
n Westfalen und Lippe nicht eine befriedigende Beilegung 
rfahren hat. 
Feuer an Bord zweier frauzösischer Liniemschiffe. 
W. Toulon, 27. Okt. An Bord des Linienschiffes „Diderot“ 
it infolge Kurzschlusses Feuer in der Abteilung der Dynamo— 
naschinen ausgebrochen. Durch sofortige Maßnahmen wurde 
ie Gefahr in wenigen Minuten beseitigt. Auch an Bord 
es Linienschiffes „Justice“ trat Kurzschluß ein. Die Funken 
logen in die Nähe der vorderen Pulverkommern, die sofort 
anter Wasser gesetzt wurden. 
Der Stahlirast gibt nach. 
W. Newunork, 26. Okt. Das Direktorium der United 
Ztates Steel Corporation sprach sich, um den Hauptein— 
vendungen der Regierung gegen den Trust zu begegnen, 
iuf eine Herabsetzung der Frachtsätze für Erze auf den 
inter seiner Kontrolle stehenden Bahnen aus. 
Erste Sitzung des Reitßzscinigungsaämtes in England. 
W. London, 26. Okt. Der von der Regierung eingesetzte 
Rat zur Erleichterung der Beilegung von Streitigkeiten 
wischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern hielt seine 
rfte Sitzung ab, in welcher der Vräsident des Handels—
	        
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