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Ausgabe 4.
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Aus den Nachbargebieten.
Hansestädte.
Bremen, 26. Olt. Zur Beamtengehalts—
regulierung. Nach einem der Bürgerschaft zugegangenen
Senatsantrag sollen die Beamten und Angestellten des Staates
mit geringerem Jahresgehalt als 4000 Mevom 1. d. M. ab
einen vorläufigen Gehaltszuschlag von 5 00 ihres Gehalts, so⸗
lange und soweit die Summe des Gehalts und des Gehalts—
zuschlages nicht höher ist als 4000 M, erhalten. Ausge⸗
sommen werden die Beamten und Angestellten, die freie
Station haben, und die Schreiber, die ein geringeres Jahres⸗
gehalt haben als 1500 M, oder in diesem Jahre eine Gehalts⸗
erhoͤhung erhulten haben, oder erst in den Staatsdienst ein⸗
getreten sind. — Nach Unterschlagung amtlichet
Gelder ist ein Angestellter des hiesigen taatlichen Technikums,
der Kanzlist Pottenhbausen, verschwunden. Er hat schon im
vorigen Jahre, wie festgestellt wurde, aus den Schülerlisten
Blätter herausgerissen und sich die Differenz an Schulgeld
angeeignet. Zufällig wurde das von zwei VDehrern bei einer
Prufung der Bücher entdeckt. Pottenhausen leugnete jede
Untegelhmäßigkeit und wurde auch auf freiem Futz belassen.
Dann aber hat er Frau und Kind verlassen und ist ver—⸗
schwunden. Die veruntreute Summe soll annähernd 7000 M
betragen. — Zwischen zwei Waggons totge⸗
gue tscht wurde auf dem Güterbahnhof der Rangierarbeiter
Seimrich Schumäker. Er hatte die Absicht, zwei Wagen
usammenzukoppeln, während diese zusammenrangiert wurden.
a ist er aus eigener Unvorsichtigkeit zwischen die Puffer
geraten.
ESchleswig⸗Holstein
Altona, 26. Okt. Eine aufregende Szene ereig—
nete sich im Sitzungssaale des Schöffengerichts. Ter vom
Schwurgericht wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgange
mit fünf Jahren Gefängnis vorbestrafte Arbeiter Stanislaus
Lehmann hat seinem Schwager mit einer Bierflasche einen
wuchtigen Schlag auf den Kopf verjetzt, daß er zusammenbrach
und mehrere Wochen bettlägerig war. Als der Amtsanwalt
gegen den Angeklagten eine einjährige Gefängnisstrafe bean—
tragte, rief dieser frech: „Was, ein Jahr? Dann kann ich
erst noch mal nen Kleinen nehmen!“ Sprachs, und zog eine
gefüllte Kummelflasche aus der Tasche. Bevor er die Flasche
an den Mund setzen konnte, wurde sie ihm von dem Gerichtsdiener
z2ntwunden. Nun bekam der Angeklagte einen Tobsuchtsanfall,
er drang auf die Belastungszeugen ein, drohte, daß er sie kalt
machen werde, und versuchte zu entfliehen. Fünf handfeste Per⸗
sonen waren erforderlich, um dem Rasenden Handschellen anzu⸗
legen. Er wurde dann antragsgemäß zu einem Jahr Gefängnis
verurteilt und sofort abgefühhrt. Auf dem Transport zum Ge—
fängnis setzte er sein Toben fort. — Selbstmord im Eisen—
bahnzuge. In einem hier eingetroffenen Personenzuge wurde
mit durchschossener Schlafe der Steuermann Sande qus Schönpen⸗
tedt tot aufgefunden.
Kiel, 26. Okt. Unter dem Verdacht, an dem
Raubmord an dem Arbeiter Ludwig Jagello bei
Marutendorf beteiligt zu sein, wurde in Apenrade der russische
Staatsangehörige Heizer Karl Jagor verhaftet. Jagor war
schon vor acht Tagen wegen dieses Verdachts verhaftet, aber
wegen Mangels an Beweisen wieder auf freien Fuß gesetzt
worden. Inzwischen sind Aber neue Verdachtsmomente hervor⸗
getreten, so daß die Staatsanwaltschaft Kiel wieder seine
Verhaftung anordnete. — TVödlicher Unglücksfall. Der
171iähr. Schiffsbaulehrling Tobehn stürzte auf der Germania⸗
Woerft aus einer F5he von 10m ab und wurde mit schweren
Bücherbesprechungen.
Schülerjahre. Erlebnisse und Urteile namhafter Zeit⸗
denossen. Gesammelt und eingeleitet von Dr. Alfred Graf.
Bertlin⸗Schöneberg, Fortschritt Buchverlag der „Hilfe“) G. m.
b. Si. Broschiert 4 M. geb. 5 M. — Ein ganz ungewöhnliches
SInteresse nimmt unfere Zeit an der Kindheit, der Entwid⸗
fung des Menschen, und damit der Schule. Ein Reformvor—
schlag jagt den anderen, wild Ningen die Stimmen der Rufer
im Streite durcheinander. Vielerlei Versuche sind gemacht wor⸗
den zur Verbesserung der Schule, des Lernens und Lehrens.
Wenn nur ein kleiner Teil aller Schulreformideen ausgeführt
wüũrde, so könnte bald lein Mensch sich unter den verschiedenen
Arten von Schulen mehr auskennen. Tr. Graf hat nun eine
lehrreiche Sammlung veranstaltet: die Erinnerungen bedeuten⸗
der deutscher. osterreichischer und schweißerischer Männer und
Frauen an ihre Schulzeit und ihr Urteil über Wert oder
Unwert der von ihnen besuchten Schulen. über Lehrmethoden
und Lehrer. Wir finden Aufsätze von Politikern und Juristen,
dvon Philosophen, Philologen und Theologen; Mediziner, Na—
tutforscher und Historiler sind vertreten. DTichter und Schrift⸗
deller haben sich zahlreich beteiligt eber auch bildende Künst⸗
er, Musiker und Bühnenkünstler Man findet da sehr ein—⸗
gehende Beschreibungen neben inschriftartig kurzen Abfertigungen,
Lobeserhebungen neben zornigen Ankiagen. Unter diesen An—
llagen kehren zwei hauprfächlich immer wieder, einmal: statt
Lehren und Lebendigmachen bietet der Anterricht sinnloses Aus⸗
wNendiglernen amd mechanische Systematik. Nicht fürs Leben,
jondern für die Schule wird gelernt. Zum anderen: die Lehrer
haben kein Verständnis fuür die Schurer, legen ihrem Handeln
und Denken falsche Motive unten, beargwöhnen und unter—
drüclen die Hoch⸗ und eigenartig Begabten, sind ungerecht und
verletzen das Ehrgefühl. Im Gegensatz dazu kehrt die Be—
hauptung immer wieder, nicht eigentlich auf die Methode des
Anterrichts, guf das Wissen des Lehrers käme es vor allem
an. sondern quf die warmherzige Perfönlichteit des Schul
moannes, auf seine pädagogische Weisheit. Auch drei Lubecer
Namen finden sich in dem Sammelwerk: Gustav Falke,
der Dichter, erzuhit dom Lubeder Katharineum und einzelnen
iner Lehrer, am Deil ul wner Anerkennung. Heinrich
Digamann— der geniale, leider do früh geschiedene Kunstler,
gnibt beherzigenswerte Anmerkungen über das Verhältnis des
ehrers dunt Scter, Zv e wt ůug
Amaliahsett der Mädchenschulen zu ihrer Zeit und schließt
ein können — das screurt mir .... beim Lehren die
auvtsache 80R
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Donnerstag, den 26. Oktober 1911.
Abend⸗Blatt Rr. 544.
inneren und Kopfverletzungen nach den Heilanstalten gebracht.
Dort ist er verschieden. — Verurteilter Fahrrad—
narder. Der 24jähr. Schmiedegefelle Friedrich Fitzle, der in
teun Fällen Fahrräder gestohlen und dann verkauft hat.
wurde zu fünf Jahren Zuchthaus rerurteilt. Er war zweimal
wegen Fahrraddiebstahls vorbestraft.
Oldesloe, 26. Okt. Giserne Hochzeit seiern am
31. d. M. Rentner Harbord und Frau. Dae Jubilarin steht im
33. Lebensjahre, der Jubilar ist 90 Jahre alt.
Neumünster, 28. Okt. Streik. In der Trilotagen⸗
tabrit der Firma Julius Bartram legten Montag sämtliche
Weber und Weberinnen die Arbeit nieder. Sie sordern die An⸗
rkennung eines Minimallohnes. Beschäftigt wird ein Personal
zon 100 Köpfen. Die Fabrikanten sind entschlossen, ämt⸗
iche hiesigen Tuchfabriken zulschließen falls die
Ausständigen die Arbeit nicht unwerzüglich wieder aufnehmen.
— Tödlicher Unglüchsfall. Gerbereiarbeiter Wulf wurde
so schwer verletzt, daß der Tod alsbald eintrat.
Uetersen, 26. Oklt. Die deidige Unsitte, mit
Petroleum Feuer anzumachen, hat wiederum ein
chweres Unglüch herbeigeführt. Als das 16jähr. Mädchen Müller
heim Bäcker Drews zum Anfachen des Feuers Petroleum be⸗
rutzen wollte, explodierte die Kanne, und im Mu glich das junge
Mädchen einer Feuersäule. Die Unglücliche rannte zu einer
Nachbarin, die aber die Flammen nicht so schnell löschen konnte;
hdierauf eilte sie in das Schlafgemach des Bäckers Trews, der
Mittagsruhe hielt, und warf sich eber dessen Bett. Drews, dem
s endlich gelang, die Flammen zu ersticken, erlitt an Armen
und Beinen Brandwunden. Das junge Mädchen aber ist der
naßen zugerichtet, dasd an seinem Nufkommen gezweifelt wird
Tondern, 26. Okt. Gegen die Zigeunerplage.
Der Landrat hat in Dagebütl fünf Gendarmen stationiert, die
»erhindern sollen, daß die Zigeunerbanden des Sauptmanns
Petermann das von ihnen gebaufte Strandhotel beziehen. An
mntlicher Stelle des Kreises ist man jetzt der Meinung, daß. wenr
ie Zigeuner kommen sollden, sie richt lange dort werden bleiben
önnen. Es ist rur das nachte Hotel vorhanden; Platz für Wagen
st nicht vorhanden, ebenso keine Stallung und kein Wasser für
die Pferde. Die Behörde wird auch keineswegs die Gemeinde
um Bau von Schulräumen für die Zigeunerkinder zwingen. Aber
rotzdem herrscht allgemeine Entrüslung darüber, daß es Spar
assen gibt, welche es fertig bringen können, durch den Verkauf
in die Zigeuner eine große Beunruhigung in die Bevölkerung
der ganzen Gegend zu tragen. welche doch wahrhaftig nicht daran
cchuld ist. daß die Kasse Hypothelen in dem Gewese hat.
Großherzogtum Oldenburg, Fürfstentum Lübecr.
Ahrensböl, 26. Oktt. In Kanonsachen wird ge—
ichrieben: Hufner W. in Barghorst hatte um eine einstweilige
Berfügung in Sachen Zwangsversteigerung wegen tüchständigen
danons gebeten. Termin war em 23. Okt. vor detr Zivil⸗
lammer II bdes Landgerichts Lübeck. Der Antrag wurde kosten⸗
aflichtig abgewiesen und zwar. aus folgenden Gründen: Re—
nerung und Gericht sind n e ben geordnete Behörden des Staates.
ßine Behörde darf nicht in die Befugnisse einer andern hinein-
rreifen. Die Regierung untersteht nur dann dem Gericht, wenn
ie sich freiwillig unterordnet; tut sie es nicht, so kann das Ge⸗
icht ihr nichts verbieten. Da in diesem Falle der Zwangsver⸗
een Verwaltungswege die Regierung sich nicht freiwillig
»em Gexricht unterordnet, kann das Gericht nicht sprechen. —
vegen diesen Gerichtsbeschluß ist Beschwerde eingereicht. Ein
veiterer Termin in Sachen dieser Zwangsversteigerung, der die
Inzuständigkeit der Regierung für .ie Verwaltungs⸗Zwangsver—
leigerung feststellen soll, wird am 6. Nov. vor dem Landgericht
Wüheck offtfinen
—— —
— Lauenburga.
R. Ratze burg, 26. Oklt. Die neuen Kirchenglodes
sind Mittwoch in dem neuen Turm an ihren Bestimmungsort
gebracht worden.
Grokherzogtũmer Medlenburg.
Schwerin, 26. Okt. Pferde und Wagen unter⸗
gegangen. In der Nähe des Marstalls am Schweriner
See wird eine neue Straße angelegt, die auf eine etwa
24 m tiefe Moddeschicht geschüttet wird. Zwei wertvolle Pferde
des Maurermei lers Niesle kamen mit einem beladenen Bau⸗
wagen der Böschung zu nahe; sie verschwanden im nächsten
Augenblick in der Tiefe und wurden nicht wieder gesehen.
Der Kutscher konnte sich retten.
Rostock, 26. Okt. Ueberfahren und tödlich ver«
etzt wurde von einem Transportwagen in der Schwaanschen
Straße der 10jährige Sohn des Kaufmanns S. Die Ver«-
etzungen (anscheinend ein schwerer Schädelbruch und innere Ver⸗
etzungen) sind so schwer, daß an einem Auflkommen des Knaben
sehr zu zweifeln istt.
— VParchim, 26. Oklt. Zum rechtsgelehrten Se4
nator gewaählt wurde zum 2. Mov. Rechtsanwalt Dr. Be biß.
Rostoh.
— Hagenow, 26. Oklt. Ein Unglück kommt Jelten
allein. Während eines Gewitters schlug ein Blitz in das
Wohnhaus des Häuslers Boldt in Neu⸗Klüh. Das Gebäude
brannte mit Erntevorräten und Mobiliar völlig nieder. In
zroher Gefahr schwebte Frau Boldt. Sie hat vor einiger
Zeit einen Süftenbruch erlitten, der noch nicht geheilt ist,
und mußte deshalb aus dem brennenden Sause getragen
verden. Hierbei trug sie noch einen Bruch des anderen
Beins davon. Sie wurde ins Hagenower Krankenhaus gebracht.
—æ7 Schsonberg, 26. Okt. Ertrunken ist der 80 Jahre
alte Maurer Beckmann in dem Dorfe Räk beim Wasserholen
Buntes Allerlei.
Die neue Liebesaffäre im österr ihischen Kaiserhause. Aus
Wien erhalten wir folgende Meldung: Es bewahrheitet sich,
daßn die kaiserliche Bewilligung der Eheschließung des Erz⸗
herzogs Ferdinand Karl mit der Tochter des Pro⸗
fessors Czuber unmittelbar bevorsteht. Der Erzherzog wird
auf Titel und Rang eines Erzherzogs ver—
zichten. Die mündliche Bewilligung des Kaisers ist erteilt
und die offidielle Mitteilung wird in den nächsten Tagen er—⸗
folgen. Die Beziehungen des Erzherzogs Ferdinand Karl
zu Frl. Czuber datieren vom Winter 1903. Diese befand
sich damals in Prag und wohnte einem Balle als Patronesse
zei. Protektor des Festes war Erzherzog Ferdinand Karl, der
damals in Prag in Garnison stand. Die hervorragend schöne
Blondine nahm ihn ganz gefangen, und bald drang das
Gerücht durch, dan er die Absicht habe, Frl. Czuber morgana⸗
lisch zu heiraten. Es kam zu einer Konferenz zwischen dem
Erzherzog und seinem Bruder Otto, der dem Projekt sympa⸗
thisch gegenüberstand und es dem Thronfsiger Franz Ferdi—
nand vorschlug· Der Thronfobhger war gegen die
Sheschhie hung, und es kam zwischen ͤhm und dem Erz⸗⸗
herzog Otto auf Schlon Schönau zu erregten Szenen.
der Kaiser erfuhr von diesen Szenen und liesz dem Erz⸗
erzos Ferdinand Karl sagen, er möge gar nicht erst in
Audienz erscheinen, da er mie die Bewilligung erteilen werde.
Er wollte keine neuen Konflikte en seinem Hause (ein Jahr
oor her hatte Wolfling abgedankt); Erzherzog Ferdinand Karl—
fiel in Ungnade und zog sich auf sein Schloß Rottenstein
in Meran zurück. Er schlug nun einen anderen Weg ein uimd
falte den Entschlußß aus dem Hause Habshura auszutreten.
— —
sammelt und Neues hinzugetan. Es enthält die Hauptstũcke
ieiner bewährten Vortrags⸗Programme. Die interessantesten
Namen sind hier vertreten: Busch. Dehmel, Ettlinger, Fou⸗
ane. Fulda, Gumppenberg, Heine, Kleist, La iencron, Marx
Döller, Moszkowsli, Muunchhausen, Ostini, Presber, Rideamus,
Roda Roda. Rosegger, Salten, Schlicht, Sudermann, Thoma.
Wolzogen. Man begegnet nakürlich daneben auch dem be—
uhmten „böhmischen Fremdenführer“, Salzers eigenen uloͤgen
Zugaben“, Karlchen⸗ Miehmick. Aufsäzen u. dal. sorgen⸗
orecher ischeni Krims⸗Krams gerne. Ein reichhaltiges. lu⸗
tiges Buch. das vielen eine Freude und Freunden wirlungs⸗
poller Vorträqe ein Bedürfnis lein wird
Heinrich von Kleists Werke in 6 Teilen. Wiit
indeitungen und Anmerlumgen verfehen von Prof. Dr. H. Gilow,
dr. W. Manthey und Dr. W. Waetzoldt. Biographie von
dolf Wilbrandt. Goldene RKlassikerbibliothel.
ẽtuttgart. Deutsches Verlagshaus Bong &K Co. In Leinen geb.
,50 M. — Am 21. November sind es hundert Jahre, daß
zeintich von Kleist, der Romantiker unter den deutschen Klassi—
ein, an seinem Werk, seiner Zukunft und der Gegenwart ver—
weifelnd, sich an dem stillen See seiner Kiefernheimat selbsi
»en Tod gab. Im grämlichsten Monat des Jahres, da aller
vlanz, alle Farben, alle Freuden aus der Welt geschwunden
cheinen, ging er zu den Schatten, Hand in Hand mit der
ingebenden Gefährtin, die ihn, den einsam, unverstanden Le—
zenden, nicht allein sterben lafsen wollte. So empfing der
ßenius das reichste Geschenk, welches außer dem Lorbeer das
Menschenleben zu gewähren hat. in der letzten Stunde, nämlich
ie Hingabe, das Aufgehen einer Persönlichkeit in der anderen,
oweit das überhaupt möglich iit. Der Lorbeer aber senbte
ich erst auf sein Grab, nachdem das Haupt voll kuhnster
ßedanlen, voll leidenschaftlichster Poesie laͤngst zu Staub ge—
vorden war, welches er hätte krönen sollen. Heute haben
indere dem gewaltigen Tramatiker den Thron erkämpft, der
r selbst nicht besteigen konnte. Kleist und Hebbel aber, die
zeiden Grohen, werden bewundert und gefeiert — doch wenig
zeliebt. Es ist das Seltsame, das Kranke, das wie eip
arter Nebel über Kleistens Werlen liegt, daß sie verhältnis
nähig so wenigen wirklich menshlich ganz nahe kommen.
Im aber einen Dichter voltig zu verstehen und zu lieben,
ilft kein Kommentar, da hilft nur leidenschaftliches Suchen
nuch dem Schlüssel, rückhaltloses Versenken in den liefsten
und erschöpfendsten Komnientar. in die Werke des Dichters
'elbst. Die Goldene Klassikerbibliothek bietet die Hand dazu
nuch der breitesten Allgemeinheit, indem sie eine wohlfeile
»ornehme und selten reich ausgestattete Ausgabe von Kleiste
Werken herausgegeben hat, in der sich auch so manches bishen
wenig Bekannte findet, z. B. seine politischen Aufsätze und eine
eiche Auswahl seiner Briefe. Vortrefflich ist Adolf Wil—
vbrandts Einführung in des Dichters Leben und Leiden.
8O.E.
*
Ferner gingen folgende Buücher ein, deren Besprechung wir
uns vorbehalten:
Anleitungundpraktische Winke zur Benutzune
der Schreibmaschine, nebst den Hauptregeln der Recht⸗
chreibung, einem Worterverzeichnis und dem Vosttarif. Heraus⸗
gegeben von Felix Jacobsohn. 16 Abb. 75 Pfq. Leipaiqg.
G. Hedder, Kommissions-Verlag.
Statistisches Materiahund graphische Tafelr
über die Erkrankungen, Alters-Ehrengabenund
Sterbefälle der alurgemeinen Unterstützungs⸗
rdasse von 190351910 des Internationalen Genfer Verbandes
der Hotel⸗ und Restaurantangestellten. Tres den⸗ A, Johann⸗
Georgen⸗Allee 9, Direktorium.
Die Fiedel klingt! Balladen und Lieder von Alexan—
der Fürst. Schweidnitz, L. Heege.
Katechismus für das feine Haus⸗und Stuben⸗
mädchen von Frau Erna Grauenhorst. 65 Pfg., geb. 1,.25 M
Berlin⸗Südende, Fröbel⸗Oberlin⸗Verlag.
DTrowitzsch' Damenkalender für 1912, geb.
1,60 M. — Drowißzsche Reichskalender far 1912
geb. 1M. — Drowitzsscht verbesserler uünd alten
Kalenderfür 1912, 212 Jahrq., begründet von Gottfriel
Wilhelm Leibniz. Berlin 8SW. 48, Irowitzsch K Sohn.
DTie Kalkulation des Warenhandels von Prof
Dr. H. Töndury. 1 M. Stuttgart. Muthsche Verlagshandlung
Stecherts Armee⸗-Ginteilungs—und Quartier
liste des deutschen Reichsheeres und der Kaiserl.
Marine. 52. Jarg. Serausgegeben 1. Dit. 1911. Berli
SW. 11, Kart Siegienrea
„Das lustige Salzer-Buch“ von Prof. Marcel!
Salzer. Verlag Anton J. Benjamin, Hamburg IX, kart. 3 M,
eleg. geb. 4 M. Marcell Salzer, Deutschlands populärstet
Vortragskünstler. hat in dem gut ausgestatteten Buche enen
grohen Teil seiner in nahezu sämtlichen Städten Deutsch—
lands. Desterreics und der Schweiz gebaltenen Vorträge «qge—