rreter die Kandidakur des Berrn Profcssor Vr. värries
bekämpfe und zugunsten des liberalen Wahlvereins eintrete,
welche Behauptung unwahr ist, so möchte ich Sie freund—⸗
lichst bitten, zu Ehren des Reichsverbandes und zur Reha—
bilitierung meiner Person den folgenden Artikel als Ent—
gegnung aufzunehmen.
In der öffentlichen Versammlung, welche die nationallibe—
rrale VPartei am Mittwoch, dem 11. Oktober, in Aumühle
einberufen hatte, konnte ich wegen einer dringenden Reise
nicht erscheinen und lieh deshalb meinen Nachbarn; Herrn M.
Sch. bitten, mich bei dem Vorsitzenden Herrn Schetelig zu
entschuldigen; weil Herr Schetelig vorher wegen der Verteilung
der Wahleinladungen mit miär korrespondiert hatte.
Herr Sch. hat sich dieses Auftrages entledigt. Bei dieser
Gelegenheit hat er, wie er mir schriftlich mitteilt, gleich und
später nach der Rede des Herrn Professor Harries seiner
persönlichen Meinung und der sciner politischen Freunde dahin
Ausdruck gegeben, dah die Kandidatur des Herrn Professor
Harries eine durchaus verfehlte und aussichtslose sei, wohl
aber sei sie geneigtz der Kandidatur des Herrn Dr. Hechkscher
Abbruch zu tun. Da Herr Sechkscher sich aber als unser Reichs⸗
tagsvertreter durchaus bewährt habe, so sei seine Kandidatur
mit Nachdruck zu unterstützen.
Serr Sch., selbst nationalliberal, soll nach der mir schrift⸗
lich gegebenen Auffassung der nat'onalliberalen Parteileitung
und deren Kandidaten in meinem Namen und als mein Ver—⸗
treter gesprochen haben; deshalb fühlte sich die national⸗
liberale Parteilcitung veranlaßt, eine Beschwerde gegen mich
bei dem Vorsitzenden des Reichsverbandes, Exzellenz v. Lie⸗
bert, einzureichen. Weiter wurden in der öffentlichen Ver⸗
sammlung in Schwarzenbek am 12. Oktober dieselben Ver—
dächtigungen und Unwahrheiten ausgesprochen. Nachdem nun
aber diese Unwahrheiten auch in den öffentlichen Blättern er⸗
schienen sind, bin ich gezwungen, gleichfalls mich der Zeitungen
zu bedienen.
Ich erkläre hiermit ausdrücklich daß weder der Reichs⸗
verband noch ich mit den Ausführungen und Ansichten des
Herrn Sch. irgend elwas zu tun haben, ich mich auch in dieser
Angelegenheit nicht zu den politischen Freunden des Herrn Sch.
zähle. Ich gehöre absichtlich keiner Partei in unserem Wahl⸗
kteise als Mitglied an, stehe deshalb allen bürgerlichen Parteien
vollkommen unparteiisch gegenüber.
Auf meine schriftliche Anfrage bei Herrn Sch., wie er dazu
gekemmen sei, sich als mein Vertreter auszugeben resp. als
solcher zu sprechen, antwortete mir Herr Sch. u. a. wörtlich:
„Ich gebe mein Wort darauf, daß ich an beiden Malen
weder Ihren Namen noch den des Reichsverbandes auch nur
mit einer Silbe erwähnt, geschweige denn mich als Ihren Ver—
treter ausgegeben habe. Ich sonnte um so weniger bei
meinen Worten an Sie und den Reichsverband denken, als
es mir belkannt ist, und ich es auch durchaus billige, daß
Sie sich als Vorsitzender des Reichsverbandes neutral ver—
halten müssen und sich für leinen Kandidaten engagieren
dürfen usw.“
Geht aus Vorgesagtem schon deutlich genug hervor, daß
die Parteileitung der nationalliberalen Partei den Reichsverband
gegen die Sozialdemokratie und mich als seinen Vorsitzenden
unseres Kreises in geradezu unerhörter und leichtfertiger Weise
verdächtigt und angegriffen hat, zumal sie es nicht mal für
angezeigt hielt, vor der Veröffentlichung ihrer Meinung sich
bei mir zu erkundigen, wie ich zu der Sache selbst stehe, so
halte ich, damit nicht noch weitere Unwahrheiten über den
Reichsberband und mich verbreitet werden, es für dringend
nötig, folgende Erklärung zu veröffentlichen:
Der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie mischt sich
absolut nicht in die Parteikämpte der bürgerlichen Parteien
ein, leistet keiner Partei Vorspann, noch bekämpft er irgend
eine bürgerliche Partei. Sobald jedoch eine bürgerliche Partei
ein offizielles Bündnis mit der Sozialdemokratie eingeht, wird
diese Partei von dem Reichsoerband bekämpft werden, als ob
sie die Sozialdemokratie selbst waäre. In der Hauptwahl wird
der Reichsverband bemüht sein, soweit es ihm irgend möglich,
die Parteikämpfe in ruhige und vornehme Bahnen zu lenken,
damit nicht unüberbrücbbare Schärfen unter den Parteien ein⸗
kreten, die für die Stichwahl das Zusammengehen der bürger⸗
lichen Parteien gegen die Sozialdemokratie unmöglich machen.
In der Stichwahl setzt der Reichsverband seine ganze Kraft
für den bürgerlichen Kandidaten ein, der dann gegen den
Sozialdemokraten um den Sieg kämpfen wird gleichviel, welcher
hürgerlichen Martei der Kandidat angehört. Von diesen Grund⸗
ätzen des Reichsverbandes gegen die Sorialdemokratie werd⸗
m
kräftig auf die Schulter. „Dann hat sie keinen Grund, dich
abzuweisen!“ ——— —
„Man könnte ihm eine Abstandssumme bieten!“ schlug
John nach einer Weile vor. J
„Da kennst du ihn schlecht! Meinst du, er nimmt eine
Million, wenn er nach meinem Tode fünfziga oder hundert
haben kann?“
Gleich darauf dampfte Oliver Splendy mit einem Schlepp⸗
dampfer nach der großen Deserta hinüber. Bei Waldemar
Quints altem Laboratorium stieg er an Land. Er rief,
er fluchte, er polterte an das Tocr des Ballonhauses; es
am weder Stimme noch Antwort. Er ließ die Ballonhalle
qufibrechen. Sie war leer.
Mit hängendem Kopf kam er zurüc.
So vergingen drei Wochen, und˖ Oliver Splendy gab es
auf, weiter vergeblich nach seinem Eidam zu suchen.
Waldemar Quint aber hatte sein stolzes Werl vollendet.
Jetzt war er dabei, Vorräte eu schaffen. Es häuften sich in
dem Reservoir der Gondel die kiaren Wasserstoffkristalle, bis
xs gefüllt war. Toch er begnüzte sich nicht damit. Es
galt, einen möglichst grohen Vorrat zur Verfügung zu haben.
Auch hinderte ihn der Leste, der plötzlich wieder von Afrila
herüberschnob, die erste Probefahrt zu machen. Denn nur an
einem windstillen Tage konnte er daran denken, das Fahrzeug
aus der Halle zu bringen. Und so häufte er diese kostbaren
Edelsteine, bis ihm das Süßwasser ausgaina. Da mußte er
nach Funchal hinüber.
Auf der Hafenstraße lief er Olwer Splendy in die Hände.
Der stürzte sich auf ihn los und hieit ihn fest.
„Sie werden sich sofort zu Macion versügen!“
Waldemar Quint sah erstaunt auf iihn herunter.
„Jawohl, ich befehle es Ihnen? Wenn ich nicht Ihr
Tchwiegervater werden müßte, bei Gott, ich würde hagen,
nhren Sie in die Höllel!“ —
„Ich gehe!“
Marion empfing ihn mit offenen Armen, aber sie machte
gn keinen Vorwurf, daß er nicht eher zurudgelehrt war.
„Wo bist du gewesen?“
MAMn meiner Arbeit!“
sch als Vorsihender der RKressgruppe des Herzogkums Lauen-
burg des Reichsverbandes nicht abweichen, so lange ich die
Ehre haben werde, den Vorsitz zu führen. Emil Specht.
Inland und Ausland.
Deutsches Reich.
Ablommen für die essaß⸗-lothringischen Wahlen. Wie aus
zuter Quelle verlautet, steht nach eifrigen Verhandlungen zwi⸗
chen Liberalen und Sozialdemokraten der Ab—
chluß eines Wahlabkommens für die Landtagswahlen am
ommenden Sonntag unmittelbar bevor. Voraussichtlich wer⸗
en die Liberalen ihre Kandidaten im 8. und 4. Straß
urger Wahlkreise zurückziehen, dafür aber von den Sozial—
»emokraten in einer Reihe ländlicher Wahlkreise gegen das
zentrum unterstützt werden. Die Stadt Straßburg wäre
dann in ihren 6 Wahlkreisen durch 4 Sozialdemokraten und
Liberale vertreten. In Kolmar würde dann auch der
ationalistische Kandidat Blumenthal, der in Nachwahl mit
einem liberalen und sozialdemokratischen Gegner steht, zu
Fall kommen.
Austritt der Bremer Gewerbekammer aus dem Zentralver—
band Deutfcher Industrieller. Der Vorstand der bremi—
schen Gewerbekammer hat einstimmig den Austritt
rus dem Zentralverband Deutscher Industrieller beschlossen.
Dieser Beschluß ist bereits zur Ausführung gebracht worden.
kine Begründung wird nicht mitgeteilt. Es liegt aber nahe,
ßaß die bekannte Haltung des Zentraloerbandes gegen den
hansabund den Anlaß zum Austritt gegeben hat.
Die Programme der Reichstagsparteien, zusammengestellt
von Friedrich Braumann, Generalselretär der nationallibe⸗
ralen Partei der Provinz Sachsen. Verlag von E. Baensch jun.⸗
Magdeburg, Preis 75 Pfg. Nur wenige Wochen trennen uns
ioch von den Neuwahlen zum deutschen Reichstag; die Agita—
ionsarbeit der Parteien setzt bereits allerorts in regsamer
Weise ein, gilt es doch die Wählerschaft zu interessieren
und zu gewinnen für die allgemeine politische Richtung wie
ür die praktischen Forderungen, die eine jede politische Partei
nit aller ihr zu Gebote stehender Kraft durchzusetzen bestrebt
st. Es ist heute jedoch weder eine leichtez noch eine
angenehme Arbeit; die einzelnen Programme
alle nacheinander zu lesen und zu studie ren.
Man mühte vielmehr die Programme nicht nach⸗; son—
dern nebeneinander lesen; um sie in ihrer unter—⸗
chiedlichen Stellungnahme zu den einzelnen unser politisches
Leben bewegenden Fragen recht kennen und damit den
charakter einer jeden Vartei verstehen zu lernen. Diesem
ßedanken wird zum erstenmal durch das vorliegende Vüchlein
Rechnung getragen. In überaus praktischer und übersicht—
icher Form sind die Programme der 12 wichtigsten Reichstags⸗
parteien auf 22 Tafeln zusammengestellt nach folgenden Stich-
vörtern: Allgemeine Grundsätze; Staat und Verfassung; Ver—
valtung;: Wahlrecht — Vereinsrecht — Presse; Recht;: Reli—
nion; Schule; Finanzwesen — Steuernd Zollschutz — Handels-
berträge; Handel und Verkehr: Börfe; Landwirtschaft; Indu—
trie; Handwerk — Mittelstand; Beamten⸗- und Lehrerstand —
Privatangestellte; Soziale Fürsorge; Arbeiterstand; Armee und
Marine; Kolonien; Frauenfrage; Antisemitismus; Sonder—
bestrebungen. Die Zusammenstellung ist äußerlich in der Weise
rfolgte dah die entsprechenden Abschnitte eines
ieden Programms in übersichtlicher Weise stets im
Wortlaut nebeneinander stehen so dah man
rich mit einem Blick über die Stellungnahme
der Partefen zu den einzelnen Fragen unter—
ichten kann. Bei der grohen Bedeutung, die bei der
Auseinandersetzung der Parteien in neuerer Zeit der Hansa—
zund und der deutsche Bauernbund gewomen haben, sind auch
deren Programme hinter der systematischen Zusammenstellung
m Wortlaut angefügt worden. Der vollkommen sachliche und
anvarteiische Charakter des Buchleins macht es in dem bevor⸗
tehenden Wahlkampf für die Angehörigen aller
Parteien in gleicher Weise verwertbar.
Dñnemark.
Lürmszenen bei De. Cooks Rechtfertigungsvortrag in
Kopenhagen. Der Nordpolfahrer Dr. Cook wurde gestern in
Kopenhagen auf der Fahrt nach dem Versammlungslokal,
in dem er seinen Rechtfertigungsvortrag hielt, von
einer grohen Menschenmenge mit den Rufen: Betrüger!
stieder mit Cook! usw. verfolgt. Auch im Saale spielten
ich widerliche Lärmszenen ab. so dakß Cook erst
M
„Ist dein neues Fahrzeng fertig?“
Nein!“
„Aber es wird fertig werden. Wo hast du es?“
„Hätte ich es nur schon!“ antwortete er abwesend und
lorrte auf den Teppich. Ihm, nur ihm allein sollte es
zehören, keinem anderen Menschen! Und er barg das Ge—
jeimnis dort. wo es allein sicher war. in seiner eigenen
Brust.
Am Abend erschienen die beiden bei der Tafel. John und
Waldemar Quint maßen sich, und jeder wußte sofort, daß
r einen Todfeind vor sich hatte. Weil Marion es wünschte,
jaben sie sich flüchtig die Hand. Oliver Splendy setzte den
dermin zur Hochzeit fest und Waldemar war damit einver⸗
landen. Am nächsten Morgen war er wieder verschwunden,
keiner wußte, wohin.
Als Viarion am Frühstüdstisch erschien, war sie verstimmt.
„Et liebt dich nicht!“ sagte John leise.
„Nicht so wie du!“ entgegnete sie und ihre Blicke schim—
merten feucht.
„Seine Augen gefallen mir wicht. Warum erzählt er dir
nichts von seinen Plänen?“
„Ich bin gewiß, daß er es tun wird.“
„Nein! Entweder hat er kein Vertrauen zu dir, oder er
ijt ein Charlatan!“
„John, du vergißt dich! Es ist die Eifersucht, die aus
dir spricht!“ 4
Gortsetzung folat.)
Theater, Kunst und Wifssenschaft.
Labeqd, 25. Ott.
ẽtadt⸗Theater.
„Carmen.“
„Der Not Zehorchend, nicht dem eigenen Triebe“, hatter
vir gestern noch einmal die Oper „Carmen“ zu besuchen
die dringend einer Ruhepause bedarf, soll all der ihr inne⸗
vohnende musikalische Zauber nicht einer gewissen gleich
wültigen Aufnahme verfallen. Ist es schon schwer, der
Frau Makßenauer eine Carmen nachzusingen und
nach Verlauf einer halben Stunde sprechen konnte. Ei
beschuldigte in seinem Vortrage Peary der Bestechung, de—
Diebstahls und der Verschwörung. Als Dr. Cook das Lokal
verließ, wurde er sogar tätlich angegriffen und mit Stöcen
und Schirmen geschlagen, so daß sich die Polizei seiner
annehmen und in Sicherheit bringen mußte.
Schweden.
Aenderung der Zuckerzölle. Nach einer Königlichen Kund—
machung vom 16. Juni 1911 sind vom 1. Januar 10912
ab vei der Einfuhr von Zucker nach Schweden folgende
Zölle zu erheben: Zucker: raffiniert, aller Art, wie Hut—
Kandis⸗ und Formzucker, auch gestohßener oder gepulverter
Zucher 1Kg 14,5 Dere; unraffiniert: nicht dunkler als
Nr. 18 des im Welthandel geltenden holländischen Standards
lLkg 14,5 Oere; dunkler als die erwähnte Standard—
nummer, auch wenn die Ware in aufgelöstem oder flüssigem
Zustand eingeführt wird, 1 kg 9,5 Oere. Von dem gleichen
Zeitpunkt ab soll die Ausfuhrvergütung für raffinierten,
aus ausländischen Rohstoffen in Schweden erzeugten Zucker
10,55 Oere für 1 Kg betragen.
England
Englands Stellimgnahme zum Tripolis krieg vor dem Unter⸗
jauje. Das Unterhaus ist gestern zu seiner Herbstsitzung zu
ammengetreten. Der Liberale Mason fragte den Premier—
minister, warum die britische Regierung Italien
und der Türkei nicht ihre guten Dienste zum Zwecke
der Beendigung der Feindseligkeiten angeboten habe.
Premierminister Asquith erwiderte, die Regierung sei nicht
der Ansicht, daß irgendeine öffentliche Mit—
teilung über diesen Gegenstand im jetzigen Augenblick
das durch Masons Frage angedeutete Ziel fördern
würde. (Allgemeiner Beifall, Balfour beklagte sich
über die Kürze der Zeit, die von der Regierung für
die Beratung wichtiger Fragen zur Verfügung
zestellt werde. Wenn er auch nicht zu einer Bespre—
hung der auswärtigen Angelegenheiten drän—
ren wolle, glaube er doch, daß Sir Edward Grey
eine Erklärung abgeben sollte. Aullseitiger Bei—
fall) Die einzige Erklärung in dieser Angelegenheit
habe nicht Grey vor dem Hause, sondern General—
postmeister Gamuel Sonntag abend in der britischen
Handelskammer von Paris abgegeben. Weder der
Minister, noch der Ort waren hierfür zuständig.
Er hoffe, Premierminister Asquith würde Gelegenheit zu
einer Erklärung finden, die an eine Debatte angelnüpft wer—
den könnte.
Italien.
Die Verluste der Italiener bei Benghasi. Die Agenzia
Stefani bezeichnet die türkischen Meldungen über angebliche
chwere Verluste der Italiener n den Kämpfen um Benghasi
als übertrieben. Sie gibt die Verluste der Italiener im
Kampfe um Benghasi an Toten und Verwundeten auf 109
an. — Der Dampfer „Re Italia“ ist mit in dem Kampfe
hei Benghasi Verwundeten in Tarent eingetroffen.
Zürket.
Rücktritt der kretischen Regierung. Die kretische Regierung
st nach einer stürmischen Kammersitzung zurückgetreten.
Taoesbericht.
Lubed, 26. Oktober.
* Der kommandierende Gensral des 9. Armeekorps, Gene⸗
ral der Infanterie Frhr. v. Pleitenberg, hat einen sünftägigen
Urlaub nach Westfalen angetreten.
»Ordensverleihung. Der Vorsitzenden des Vaterländischen
Frauen-Vereins vom Roten Kreuz, Frau Senator Strack,
wurde die Rote-Kreuz-Medaille 3. Klasse verliehen.
»SOberstabsarzt a. D. Dr. Prahl r. Hier in Lubed
ist am Montag der frühere Regimentsarzt des Füsilier-Regi⸗
ments Nr. 90 Dr. Prahl gestorben. Der Verstorbene wurde
im 24. März 1848 zu Osterlygum in Schleswig-Holstein
geboren und besuchte, nachdem er das Gymnalium in Wetzlar
bfolviert hatte, da; mediini chschitrurgi chi Fricd ich Wilhem—
znstitut in Berlin. Vom 1. Oktober 18857 bis 30. Septem—
zer 1868 war er als Unterarzt in der Königlichen Charité
n Berlin tätig und wurde dann im Kaiser Franz-Garde—
Frenadier-Regiment Nr. 2 angestellt. Am 22. Mai 1869 er—
'olgte seine Beförderung zum Ass'stenzar:t unter glicheeitiger
Versetzung zum Magdeburgischen Dragoner-Regiment Nr. 6.
— X
4pielen, so sollte man dieses Wagestück einer Anfangerin in
einer größeren Stadt wie Lübecd eigentlich ersparen. Um
ziese Rolle hier zu verkörpern, muß man sich schon an
iner kleineren Bühne die Berechtigung dazu geholt haben.
Frl. Arkadij bringt unstreitig einiges Rüstzeug für die
ingebändigte Zigeunerin mit; ihre Leistung war frei von
Schablone und nicht uninteressant, doch dürften diese Merk—
nale hauptsächlich für Maske und Spiel bezeichnend sein,
velch' letzteres vorläufig allerdings auch nur erst in großen
Umrissen vorhanden ist. Hinsichtlich der Stimme ist gerade
ür die Carmen noch ein großer Ausgleich der Register
»on nöten. Die schwache Mittellage hat sich der Höhe zu
issimilieren, was durch fleißiges Studium nicht schwer zu
rreichen sein dürfte. Wieder aber vermißten wir den dunklen
Alttklang, der nun einmal ein notwendiges Attribut der
,braunen Hexe“ ist. An Geschmeidigkeit und Grazie fehlt
es auch noch hier und da, doch möchten wir glauben.
daß Frl. Arkadij sich in einigen Jahren zu einer inter—
ssanten Carmen entwickeln wird; Schüchternheit und Angst
nüssen allerdings ganz überwunden werden. Das Publikum
rwies sich der Sängerin freundlich und rief sie zu wieder—
holten Malen hervor. Das Gegenbild der Carmen —
Micasla — war durch Frl. Jansen neu besetzt, doch
nüssen wir sagen, daß dieses, dem José in
hrer Liebe so treu ergebene Mädchen vom Lande sich ohne
utreffende Reife, ja fast noch wie ein Kind gab. Das
geringe Interesse, das der Micasla verbleibt, ging dadurch
ruch noch verloren. Es fehlte gänzlich an Mienenspiel, wie
in gelegentlichem Aufwallen, wozu doch in der Gebiragsszene
Beranlassung genug geboten wird. Musikalisch war Frl.
Jansen sicher, doch hätte, besonders im ersten Alt, mehr
kdon entfaltet werden müssen. Rein gesanglich gelang die
Szene im Gebirge am besten. Leider verfiel die ganze Oper
einer gewissen Lässiakeit. M. Stiehl.
sStadthallen⸗Theater.
Gastspiel von Bozena Bradskuy.
Die Stadthalle als Ueberbrettl! Und nicht etwa der in⸗
tinee Weiße Saal mit der winzigen Buhne, nein. der arofe
Theatersaal solste die Sftätte für Bozena Bradskuys anmlante