schmuggels spielte bekanntlich in den Konferen⸗ Verhandlungen
And nachher bei den Okkupationen eine besonders wichtige
Rolle. Um aber ungerechte Bevorzugungen und Benach⸗
teiligungen bei der Aufschließung des vortrefflichen marokkani⸗
schen Bodens zu verhindern und die Offenhaltung der
Turen wenigstens soweit zu sichern, als es französische Lan⸗
desart irgendwie zuläßt, haben die Herren v. Kiderlen
und Cambon soeben lange drei Monate zusammengefessen
und Garantien über Gacantien zusammengeschustert. Was
an von dem Werte solcher Bürgschaften halten darf.
wenn schon am grünen Holze des Wetteifers von Franzosen
mit Franzosen Durchstechereien möglich lind, zeigt der neueste
Vorfall. Diesmal hat General Toutée noch schnell und
rnergisch eingegriffen; aber wer bürgt uns dafür, daß
später bei ähnlichen Fällen immer gleich ein schneidiger
General zur Hand ist?
Amerika
4. Roosevelts Enttäuschung und Rückzug aus der Oeffent⸗
lichleit. Theodore Roosevelt seufzt unter aschgrauer Herbst⸗
stimmung. Als er vor einem Jahre aus Afrika von seinen
Löwen, Büffeln und Flußpferden zurückgekehrt war, da hoffte
er, im heißen Erdteile ein Kapital von Sensationsstoff
eingesammelt zu haben, von dem seine für Abenteurer⸗
Romantik so begeisterten Landsleute während der kurzen
Spanne zehren mochten, die noch von dem nächsten Wahl⸗
lermine trennt. Aber allzu rasch ist das Interesse verflogen,
und der Verleger des gar nicht sonderlich beachteten Roose⸗
velt⸗Buches, welcher eine Million Dollars als Vorschuß auf
die Afrika⸗Fahrt gezahlt hatte, ist kaum auf seine Kosten
dekommen. Ein Versuch aber des heimgekehrten Odysseus,
dei den vorjährigen Wahlen eine ausschlaggebende Rolle
als Führer der „republikanischen Insurgenten“ zu spielen,
verpuffte kläglich, und das Volk der Vereinigten Staaten
zog es vor, ohne erst eine Probe mit den Halbdemokraten
zu machen, gleich zu den Ganzdemokraten überzugehen. Nun
erklärt der Enttäuschte, sich ganz aus dem politischen Leben
zurückziehen zu wollen. Er sehe ein, daß Taft ihm das
Wasser abgegraben habe. Das Verhältnis der einstigen
Jugendfreunde muß ganz in die Brüche gegangen sein, denn
Roosevelt unterläßt es nicht, im Rückzuge dem andern
noch einen besonders gehässigen Partherpfeil nachzusenden.
Tafts noch immer vorgegebene Trufifeindschaft sei bloße
Heuchelei: er habe in den über Gesetzwidrigkeiten der Trusts
richtenden Gerichtshof drei entschiedene Anhänger der Gesell⸗
haften eindeschohen
2.
Coagesbericht.
Lübeck, 23. Okt.
Den Vorsitz in der Vorsteherschaft des Werk- und
Zuchthauses zu St. Annen, sowie in der Oberschulbehörde,
hat Herr Senator Kulenkamp wieder übernommen.
Zum Fühnrich befördert wurde Unteroffizier Zimmer—⸗
mann im Inf.Regt. Lübeck“
SLübeder Fischerei⸗Ver in. In der am Sonnabend
im Hause der Schiffergesellschaft abgehaltenen, sehr stark be—
suchten Versammlung berichtete der Vorsitzende; Herr Lotsen⸗
kommandeur Lindenberg zunächst über eine am Sonn—⸗
abend nachmittag in Kiel stattgehabte Versammlung zwecks
Hründung einer Organisation der schleswig-hol—
teinischen Berufsfischer. Von 17 Vereinen und In—
nungen von Ostseefischern seien bereits Beitrittserklärungen ein—
negangen, während sie von den Vereinen Kiel und Lübeck
noch ausstehe. Das Gebiet des Bundes solle neben den Küsten
der Provinz das Fürstentum Lübech und die Hansestadt
Lübeck umfassen. Die Geschäftsleitung liege einstweilen in
den Händen des Vorsitzenden des Zentral-Fischerei-Vereins,
Gutsbesitzers Conze, Sarlhusen, der die Versammlung, in der
20 Vertreter anwesend waren, auch leitete. Dieser habe mit
dem preußischen landwirtschaftlichen Ministerium und dem
Reichsamt des Innern Fühlung genommen und gefragt, ob
der Bund auf staatliche Unterstützung rechnen könne. Der
Landwirtschaftsminister habe eine Unterstützung in Aussicht ge—
stellt, habe hieran aber die Bedingung geknüpft, dan der
Bund die Versicherung von Fahrzeugen und Netzen einführt,
auch Satzungen und Nachweis über Umfang und Mitglieder des
Bundes vorlege. Der Bund soll eine Instanz für alle Standes⸗-,
Berufs- und Wirtschaftsfragen der Fischer sein. In dielsem
——————
uimbraustes Kap umsegeln wollte und den Schwur tat, er
vürde seinen Vorsat ausführen und wenn es bis in den
zjüngsten Tag dauern sollte. Der Fürst der Hölle, diesen
Schwur hörend, verdammte ihn zu ewigem Hin— und Her—
kahren auf den Meeren. Doch ein Engel erbarmte sich
seiner und erwirkte, daß „der fliegende Holländer“ alle
sieben Jahre ans Land gehen und sich ein Weib freien
dürfe. Hielte dieses ihm Treue, so solle seine Erlösungs—
tunde schlagen. Das ist der einfache textliche Hergang;
musikalisch ist die Oper bekanntlich interessant, weil Wagner
hier noch halb im alten Arienstil der Oper steckt und schon
anfängt, die mächtigen Schwingen zum Fluge in ein bis
dahin noch ganz unbekanntes Gebiet zu regen, in welchem
die großen Musikdramen ihre Entstehung finden sollten.
Ein dritter Umstand, daß Wagner auf einer Reise von Riga
nach Paris einen Seesturm erlebte und diesen im „Holländer“
zu schildern versuchte, dürfte noch von Interesse fein. Die
düstere, sehr schwere Oper fand in unserem Stadttheater
gestern eine ausgezeichnete Wiedergabe. Allen voran, nicht
nur als Titelhelden der Oper, nennen wir unsern völlig ausgereif⸗
ten Künstler Herrn Arnold Langefeld. Mit seinem, Hollaͤnder“
war in diesem Jahre eine bedeutende Vertiefung vor sich
gegangen, oder eine völlige Umwandlung. Wir möchten das
lebtere glauben, denn, entgegen der früher bevorzugten resi⸗
Zznierten Auffassung sahen wir jetzt einen nahezu Verzweifelten,
der in ohnmächtiger Wut das Geschick zu besiegen sucht.
Der markige Klang des schönen, sonoren Organs, die ruhigen,
maßvollen Bewegungen unterstützten diese Auffassung, — die
auch wir der anderen bedeutend vorziehen —, auf das
Vorteilhafteste. Herr Langefeld gab der Oper das richtige
Gepräge, und wir sind ihm zu Dank verpflichtet für die
völlig in sich abgeschlossene schöne Leistung. Eine holde
Mädchengestalt zauberte Frau Kruse-Tiburtius auf die
Bühne. Diese sehr ernst zu nehmende Kunstlerin hatte einen
ungeheuren Fleiß auf die Partie der Senta verwandt,
so daß wir völlig vergaßen, sie derselben zum ersten Male
gegenüberzusehen. Die schwere Ballade wurde mühelos be—
wãltigt, da die Kopftöne sehr leicht ansprechen; überhaupt
Nor ein schönes Maßhalten überall zu spüren. Darstellerisch
alüdte der ernste, vistonäre Zug im Charakter der Senta
»orzüglich. Der Erik, dem hauptsächlich die gesangvolleren
ESWllen der Oper zuerteilt sind. mie heilpielsweise Der
Zinne sei auch der vom Vorsitzenden zur Verlesung lom⸗
nende Satzungsentwurf gehalten. Als Sitz des Bundes sei
diel in Aussicht genommen. Die Hauptversammlungen sollen
bwechselnd in Kiel, Lübeck und Flensburg abgehalten werden.
In den vorläufigen Organisationsausschuß seken gewählt: 8
Schnoor⸗Laboe, J. Kruse-Eckernförde, F. Kobers⸗Flensburg
83. Bruhn⸗-⸗Grönemark; P. E. Ehlers-Schönberger Strand, 8
MNähl⸗Heiligenhafen; Lindenberg, Lotsenkommandeur in Trave—
nünde, J. Ewers-Neustadt und J. Knoop-Wulfen auf Fehmarn.
die hiesige Versammlung beschloß, zunächst den Statutenent⸗
vurf durch den Vorstand beraten zu lassen und sich dann über
»en Beitritt zur Organisation schlüssig zu werden. — Sodann
zeschäftigte sich die Verlammlung mit der Verunreinigung der
Trave. Wir werden darüber in einem besonderen Artikel be—
ichten. In der weiteren Aussprache wurde dem Wunsche Aus⸗
uͤck gegeben, es möge bei der zuständigen Behörde beantrag
verden, daß in der Markthalle ein weöteres
BZasfin für lebende Fische hergestellt werde. Da zahl⸗
eiche Fleischerstände unbenutzt wären, sei Raum genug für ein
olches Bassin vorhanden. Es wurde beschlossen, der Verwal—⸗
ungsbehörde für städtische Gemeindeanstalten einen entsprechen⸗
Fen Antrag zu unterbreiten. Weiter wurde geklagt über die
nangelhafte Beföerderung der Körbe mit Fischen auf den Fahr⸗
tühlen in der Markthalle und darüber, daß die
Zörbe hierbei vielfach beschädigt würden. Auch das
ei ein Uebelstand, daß die Fischer mit der Zuführung ihrer
Pare zur Markthalle so lange warten müßten, bis die Ge—
nüsewagen wieder fort seien. Es wurde beschlossen, die Ver—
valtungebehörde für städtische Gemeindeanstalten zu ersuchen,
u gestatten, daß die Fischer ihre Fänge von der Mengstraße
jer der Markthalle zuführen. — Sinsichtlich der Fernhaltung
»e? Seehunde aus den Fanggründen teilte der Vorsitzende mit,
daß nunmehr für jeden erlegten Seehund eine Prämie von
15 Megezahlt werde, nämlich 5 Mvom Reich, 5 M vom
holizeiamt und ß M vom Vercin.
Von den Freibadeanstalten. Die Erhebung einer Gebühr
ür die in der Frauenabtetlung der Badeanstalt Falkenwiese
nd in der Badeanstalt Finkenberg besindlichen Kabinen, die
m verflossenen Sommer zuerst eingesührt worden ist, hat sich
m Interesse e ines geregelten Badebetriebes durchaus bewährt.
Während früher- besonders die halberwachsene Jugend diese
Kabinen für sich in Anspruch nahm und durch langes Ver
weilen in ihnen ihre Benutzung durch andere Personen ge—
radezu erschwerte, sind diese Ungehörigkeiten nicht mehr zu
herzeichnen gewesen. Auch das Personal ist mit der Neuerung
ehr zufrieden und möchte den früheren Zustand nicht mehr
zurückwünschen. Durchaus ungerechtfertigt ist daher die mehr
fach in der Bürgerschaft vorgebrachte Bemängelung dieser
neuen Einrichtung. Der Charakter der Freibadeanstalten als
solche wird in keiner Weise angetasset und nur für besondere
Bequemlichteiten cine kleine Gebühr erhoben. In der Bade⸗
anstalt Falkenwiese haben 8331 und in der Badeanstalt Finken⸗
herg 2770 Personen davon Gebrauch gemacht. Die dafür er—⸗
ielt Einnahme beträgt à 10 Pfg. 610,10 M. Unser Flußbade⸗
vesen ist, unterstützt durch schön eingerichtete Anstalten, so vor⸗
üglich organisiert, daß Klagen wirklich nicht am Platze sind.
x mag noch erwähnt werden, daß Kokosläufer, früher in den
Freibadeanstalten unbekannt, jetzt in ihnen in ausgedehntem
Maße zur Bedeckung der Laufbrücken, um das Ausgleiten der
Badenden zu verhindern, Verwendung finden. Dem Wunsche
nach Einrichtung eänes Saisonabonnements für diese Kabinen
dürfte im nächsten Sommer Rechnung getragen werden.
. Der Meisen bunte, bewegliche Schar streicht jetzt um—
her. „Sit, sit, tiät, tjät, tiät, terrettetetet“, auch wohl einmall
terrzirrr“, terrzirrr“ oder „wied, wied'“, so tönts aller Enden
und Orten, wenn wir im Walde spazieren gehen oder am
Feldrain die lockende Hagebutte suchen. Wenn auch die
zweite Brut glücklich großgebracht und angelernt ist; wenn das
fahle Laub im Walde Blatt um Blatt leise zur Erde hernieder⸗
schwebt, dann faht auch die Meisen jener wunderbare Trich,
der die Zugvögel so unwiderstehlich gen Süden treibt, die
Wanderlust. Eine bunte Schar ist es wahrlich; die uns da
begegnet. Voran ein paar Kohlmeisen, an buntem Gemisch
dann die einfacher gefärbten Sumpfmeisenz; die zierlichen Blau—
meisen und einige Tannenmeisen. Die gehäubte jetzt, das ist
die Haubenmeise und der dicke, fette Kerl mit dem blauen
Rücken, der Kleiber, der sich der Wandergesellschaft anschloß
bielleicht noch einen Kleinspecht mit fortrih. Haben wir Glück
so treffen wir ein andermal einen Schwarm Schwanzmeisen,
— ——————— —— Ami
zweifel an Sentas Liebe“ (Duett), die Kavatine, von der
Dboe eingeleitet, und der Traum, wurde von Herrn Pistori
nit prächtigen Stimmitteln und leidenschaftlicher Ausdrucs-
veise verkörpert. Eine urwüchsige, sturmfeste Gestalt trat
ins in dem Daland des Herrn Fabiann entgegen. In
»orzügliche Maske und seemännischer Haltung wußte
r den gutmütigen und nicht den geld⸗
zierigen Vater zu betonen, wie Wagner es ge—
vollt. Stimmlich gut disponiert, müssen wir Herrn
Fabian ein besonderes Lob für seine ausgezeichnet
viedergegebene Rezitative sagen; es ist nicht jedermanns Sache,
xieselben so plastisch herauszubringen. Der Daland zählt zu
em Besten, das wir seither von dem Sänger hörten. (Kleine
prachliche Unschönheiten beim s⸗- und „Laut müssen allerdings
ioch mehr vom Künstler unterdrückt werden. Anm. d. Red.)
Tie Heine, aber schwere Partie des Steuermanns war Herrn
Richard Hofmann anvertraut worden. Die Stimme isi
vie prädestiniert dafür, wenn auch an der Rhythmik und im
Ausdruck noch manches fehlte. Herr Hofmann dürfte gerne etwas
nehr Ton entfalten; — die Stimme hatte oft etwas Knaben—
zaftes. Daͤe schweren weiblichen und männlichen Chöre hielten
ich sehr tapfer, nur ganz am Schlusse intonierten die Matrosen
sicht mehr rein. Schade, daß man von dem Gespensterspu—
ruf dem Holländerschiff der Wirklichkeit gegenüber eigentlich gar
richts mehr merkt; es fehlt natürlich, wie an noch weit größeren
Theatern als das Lübecker, an männlichen Chormitgliedern. Daß
»ie Oper in so ausgezeichneter Weise zu Gehör kam, danken
vir in erster Reihe wieder Herrn Kapellmeister Pfeiffer,
der nicht ruht noch rastet, bis alles ficher vorbereitet ist. Die
»ũstere Ouvertüre, guf deren Untergrund sich die Ballade wie
in Lichtstrahl abhebt, erschien vor uns in pachender Größe und
nug dem tüchtigen Dirigenten reiche Ehren ein. Herrn Ober—
regisseur Beyer waren die beiden Schiffe in ihrer Aufmachung
und ihren Bewegungen vorzüglich gelungen; sie schienen zu wissen,
daß auch von ihrer Funktion viel abhängt. und machten ihre
Sache gut. Im übrigen war die Inszenierung die uns be—
kannte, doch, gottlob, mit Weglassung der albernen Apotheose.
Mit dieser ausgezeichnet gelungenen Oper durfte die Direktion
noch manches qut besetzte Haus erxnielen. M.Stiehl.
Jeine ktugelrunde Gestalten, denen der Ropf zu fehlen scheint,
uind denen wie ein langer Stengel der Schwanz anhängt.
kines ist allen diesen Gesellen gemeinsam, Unrast. Unermüd⸗
lichkeit. Zwar nicht weite Flüge wollen sie machen,
wie die hoch über uns dahineilenden Zügler, aber hurtig
jehts von Baum zu Bcrum, von Strauch zu Strauch. In
eden Spalt wird geguckt, keine Insektenlarve entgeht dem
pähenden Auge. Den gegedenen Straßen folgt das Heer,
den Knick entlang, durch das kleine Vorholz rascher als sonst
durch den hohen Buchenstand, sorgfältiger wird das Fichten—
tuschel untersucht und der Kiefernbestand. Die Kopfweiden
ühren jetzt weiter zur Lindenallee, der kleine Garten lockt
zu einem Seitensprung, besser Seitenflug, der Park wird durch⸗
ucht und weiter, weiter gehts. Auch der kleinste Garten
mutz durchstöbert werden, so einsam steht kein Baum, daß er
nicht einen Augenblick die Aufmerksamkeit der Schar erwedte.
Und wie friedlich geht der Heerzug dahin. Gemeinsame
Interessen binden die Glieder aneinander, kaum daß einmal
wei Tierchen, die zugleich bei einer Raupe zusammentreffen,
die Stirnfedern hochsträuben, schon hat der eine kleine Kerl
das Streitobjekt ergriffen und ist davongehuscht, das zweite
iucht weiter, nur keine Zeitoergeudung durch unnütze Ver⸗
fotgung. Friedlicher Wettbewerb. Jetzt muß der vogelfreund⸗
liche Gartenbesitzer seine Einladung ergehen lassen, will er
der lieblichen Vagabunden einige zu längerem Bleiben, vielleicht
gar zum Winteroufenthalt veraulassen. Der größere Garten
mit altem Baumbestand, die natürliche Höhlen enthalten, auch
allerlei Nahrung bietet, mag schon einen oder den anderen
der Gesellschaft abtrünnig machhen; im kleinen Garten abe;
jt dringend Nachhilfe geboten. Der Futtergalgen wird wieder
herausgesteckt, ein wenig Fett, ein paar Hanfkörner und Erd
rũsse geopfert. Die Meisendose wird frisch mit Hanf ge—
üllt, und ein Nachtasyl muß auch geboten werden, darum,
vo noch nicht vorhanden, schon jetzt eine Nisthöhle ansge—
ängt. Nicht groß sind die Kosten, die Mühe gering, das
Vergnügen aber, das man sich selbst oder den Kindern be—
eitet, wenn man die Meisen zum Bleiben nötigte, ist gi⸗8
und der Nutzen für den Garten unbezahlbar.
»Ein Schwindler, der einen auf den Namen Frenzl
autenden, in Lübed ausgestellten Stadtgewerbeschein bei sich
ührte, hat in der ländlichen Umgegend von Glückstadt
ein Handwerk ausgeübt. Er gab sich als Photograph von
Ansichtskarten aus und erzielte durch stin gewandtes Austreten
diele Bestellungen von Hausaufnahmen.
Warnung vor Schwindlern. In letzter Zeit vertreiben
wieder auswärtige Reisende, anscheinend mit Erfolg, sogenannte
Gassparapparate, die, wie festgestellt worden ist, die ange—
oriesenen Vorteile in keiner Weise bieten.
o- Fahrraddiebstähle. Am Sonntag in der Zeit von
10 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags ist vom Flur des
Hauses Untertrave Nr. 70 ein Fahrrad gestohlen worden. Das
ichon viel benutzte Rad trägt keine Fabrikmarke, hat schwarzes
Gestell, ebensolche Felgen, gerade Lenkstange, und die vom
Polizeiamt gelieferte Erkennungsnummer 15484. — Gegen
i253 Uhr nachmittags ist ein vor dem Haupteingang zum
Postgebäude aufgestelltes Fahrrad, Marke „Brennabor“, mit
schwarzem Gestell, ebensolchen Felgen, Freilauf, Rücktrittbremse,
gerader Lenlstange und der vom Polizeiamt gelieferten Er—
kennungsnummer 7919, abhanden gelommen und vermutlich
gestohlen worden.
- Eine Frau schwer verbrannt. Am Sonntag abend
10 Uhr wurde die Feuerwehr nach dem Hause Krähenstraße 5
gerufen. Dort befindet sich die sogenannte Kochs Stiftung,
ein Haus mit einer Anzahl Zimmer, welche von älteren Frautn
hewohnt werden. Aus einem von der Witwe Grammersdorf
bewohnten Zimmer, das von innen verschlossen war, drang
Brandgeruch, welcher die Veranlassung zur Herbeirufung der
Feuerwehr gab. Bevor die Feuerwehr erschien, war von
inem Nachbarn bereits die Türfüllung eingeschlagen und die
Tür geösfnet worden. Im Zimmer stand die Witwe
Frammersdorf mit brennenden Kleidern;, von
Rauch umhüllt; und fast ohnmächtig. Ihr wurden
die Kleider vom Leibe gerissen, und dadurch das Feuer erstickt.
Der herbeigerufene Dr. med. Pauli ordnete die Uebersührung
der durch Brandwunden schwer verletzten Grammersdorf in
das Allgemeine Krankenhaus an. Die Verletzte dürfte aus
Unvorsichtigkeit mit einem Lichte ihrer Kleidung zu nahe
zekommen sein. Die Feuerwehr brauchte nicht in Tätiakeis
zu treten.
o- Körperverletzung. Festgenommen wurde ein Arbeiter
aus Selmsdorf, der zwei andere Knechte in ihrem Bette im
Schlafe überfallen, und dermaßen mit einem Knüppoel mäß—
handelt hat; daß sie arbeitsunfähig sind.
0- Wem gehören die Briletts? In cinem Keller des
Hauses Mühlenstraße 25 ist Ansang voriger Woche cin Sad
mit Briketts, Marke „Union“ gefunden, der wahrscheinlich
irrtümlich dort hingekommen, oder von einem Diebe dort
untergebracht worden ist.
b. Religiöse Herbstvorträge in der Aula des Johanneums.
Der dritte Vortrag, den am Dienstag, dem 24. Oktober,
abends 823 Uhr, Herr Pastor Reimpell halten wird, wird die
Frage behandeln: „Was hat ein moderner Christ gegen die
Qitche““ Gnfritektarfon sind àm singang uunhaben.
—LXEE————— — ⸗ —BäB——— ——⏑2„Ç]30 0 c,„,——„——r————O —
Neueste Nachrichten und Telegramme.
Der Tripoliskrieg.
W. Tripolis, 22. Okt. Heute vormittag führte Haupt⸗
mann Piazza auf einem Bleriot-Apparat vor-
zügliche Flüge aus, die unter den Arabern großzes Er—
launen und heftigen Schrecken hervorriefen, weil diese dem
Apparat übernatürliche Kraft zuschrieben.
Die Ausschiffung der Truppen wird in Homs
»energisch fortgesetzt. In Beghasi sind weitere Truppen
eingetroffen und ihre Ausschiffung vollzieht sich mit voll—
tändiger Ruhe. Oberst Albera ist mit einem anderen Offizier
der Karabinieri in Tripolis eingetroffen.
W. Konstantinovpel, 23. Okt. Terdschumani Hakikal
dementiert entschieden die Meldungen, nach welchen sich
der türkische Militärattachée in Berlin, Enver
Beny. in Tripolis befinde.
— AZZZ—SWs—
Bejuch der internationalen Automobilausstellung.
W. Berlin, 23. Okt. Die gestern geschlossene internationale
Automobilausstellung wurde während der zehntägigen Dauer
pon 112000 zahlenden Inferessenten hesucht