Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

schmuggels spielte bekanntlich in den Konferen⸗ Verhandlungen 
And nachher bei den Okkupationen eine besonders wichtige 
Rolle. Um aber ungerechte Bevorzugungen und Benach⸗ 
teiligungen bei der Aufschließung des vortrefflichen marokkani⸗ 
schen Bodens zu verhindern und die Offenhaltung der 
Turen wenigstens soweit zu sichern, als es französische Lan⸗ 
desart irgendwie zuläßt, haben die Herren v. Kiderlen 
und Cambon soeben lange drei Monate zusammengefessen 
und Garantien über Gacantien zusammengeschustert. Was 
an von dem Werte solcher Bürgschaften halten darf. 
wenn schon am grünen Holze des Wetteifers von Franzosen 
mit Franzosen Durchstechereien möglich lind, zeigt der neueste 
Vorfall. Diesmal hat General Toutée noch schnell und 
rnergisch eingegriffen; aber wer bürgt uns dafür, daß 
später bei ähnlichen Fällen immer gleich ein schneidiger 
General zur Hand ist? 
Amerika 
4. Roosevelts Enttäuschung und Rückzug aus der Oeffent⸗ 
lichleit. Theodore Roosevelt seufzt unter aschgrauer Herbst⸗ 
stimmung. Als er vor einem Jahre aus Afrika von seinen 
Löwen, Büffeln und Flußpferden zurückgekehrt war, da hoffte 
er, im heißen Erdteile ein Kapital von Sensationsstoff 
eingesammelt zu haben, von dem seine für Abenteurer⸗ 
Romantik so begeisterten Landsleute während der kurzen 
Spanne zehren mochten, die noch von dem nächsten Wahl⸗ 
lermine trennt. Aber allzu rasch ist das Interesse verflogen, 
und der Verleger des gar nicht sonderlich beachteten Roose⸗ 
velt⸗Buches, welcher eine Million Dollars als Vorschuß auf 
die Afrika⸗Fahrt gezahlt hatte, ist kaum auf seine Kosten 
dekommen. Ein Versuch aber des heimgekehrten Odysseus, 
dei den vorjährigen Wahlen eine ausschlaggebende Rolle 
als Führer der „republikanischen Insurgenten“ zu spielen, 
verpuffte kläglich, und das Volk der Vereinigten Staaten 
zog es vor, ohne erst eine Probe mit den Halbdemokraten 
zu machen, gleich zu den Ganzdemokraten überzugehen. Nun 
erklärt der Enttäuschte, sich ganz aus dem politischen Leben 
zurückziehen zu wollen. Er sehe ein, daß Taft ihm das 
Wasser abgegraben habe. Das Verhältnis der einstigen 
Jugendfreunde muß ganz in die Brüche gegangen sein, denn 
Roosevelt unterläßt es nicht, im Rückzuge dem andern 
noch einen besonders gehässigen Partherpfeil nachzusenden. 
Tafts noch immer vorgegebene Trufifeindschaft sei bloße 
Heuchelei: er habe in den über Gesetzwidrigkeiten der Trusts 
richtenden Gerichtshof drei entschiedene Anhänger der Gesell⸗ 
haften eindeschohen 
2. 
Coagesbericht. 
Lübeck, 23. Okt. 
Den Vorsitz in der Vorsteherschaft des Werk- und 
Zuchthauses zu St. Annen, sowie in der Oberschulbehörde, 
hat Herr Senator Kulenkamp wieder übernommen. 
Zum Fühnrich befördert wurde Unteroffizier Zimmer—⸗ 
mann im Inf.Regt. Lübeck“ 
SLübeder Fischerei⸗Ver in. In der am Sonnabend 
im Hause der Schiffergesellschaft abgehaltenen, sehr stark be— 
suchten Versammlung berichtete der Vorsitzende; Herr Lotsen⸗ 
kommandeur Lindenberg zunächst über eine am Sonn—⸗ 
abend nachmittag in Kiel stattgehabte Versammlung zwecks 
Hründung einer Organisation der schleswig-hol— 
teinischen Berufsfischer. Von 17 Vereinen und In— 
nungen von Ostseefischern seien bereits Beitrittserklärungen ein— 
negangen, während sie von den Vereinen Kiel und Lübeck 
noch ausstehe. Das Gebiet des Bundes solle neben den Küsten 
der Provinz das Fürstentum Lübech und die Hansestadt 
Lübeck umfassen. Die Geschäftsleitung liege einstweilen in 
den Händen des Vorsitzenden des Zentral-Fischerei-Vereins, 
Gutsbesitzers Conze, Sarlhusen, der die Versammlung, in der 
20 Vertreter anwesend waren, auch leitete. Dieser habe mit 
dem preußischen landwirtschaftlichen Ministerium und dem 
Reichsamt des Innern Fühlung genommen und gefragt, ob 
der Bund auf staatliche Unterstützung rechnen könne. Der 
Landwirtschaftsminister habe eine Unterstützung in Aussicht ge— 
stellt, habe hieran aber die Bedingung geknüpft, dan der 
Bund die Versicherung von Fahrzeugen und Netzen einführt, 
auch Satzungen und Nachweis über Umfang und Mitglieder des 
Bundes vorlege. Der Bund soll eine Instanz für alle Standes⸗-, 
Berufs- und Wirtschaftsfragen der Fischer sein. In dielsem 
—————— 
uimbraustes Kap umsegeln wollte und den Schwur tat, er 
vürde seinen Vorsat ausführen und wenn es bis in den 
zjüngsten Tag dauern sollte. Der Fürst der Hölle, diesen 
Schwur hörend, verdammte ihn zu ewigem Hin— und Her— 
kahren auf den Meeren. Doch ein Engel erbarmte sich 
seiner und erwirkte, daß „der fliegende Holländer“ alle 
sieben Jahre ans Land gehen und sich ein Weib freien 
dürfe. Hielte dieses ihm Treue, so solle seine Erlösungs— 
tunde schlagen. Das ist der einfache textliche Hergang; 
musikalisch ist die Oper bekanntlich interessant, weil Wagner 
hier noch halb im alten Arienstil der Oper steckt und schon 
anfängt, die mächtigen Schwingen zum Fluge in ein bis 
dahin noch ganz unbekanntes Gebiet zu regen, in welchem 
die großen Musikdramen ihre Entstehung finden sollten. 
Ein dritter Umstand, daß Wagner auf einer Reise von Riga 
nach Paris einen Seesturm erlebte und diesen im „Holländer“ 
zu schildern versuchte, dürfte noch von Interesse fein. Die 
düstere, sehr schwere Oper fand in unserem Stadttheater 
gestern eine ausgezeichnete Wiedergabe. Allen voran, nicht 
nur als Titelhelden der Oper, nennen wir unsern völlig ausgereif⸗ 
ten Künstler Herrn Arnold Langefeld. Mit seinem, Hollaͤnder“ 
war in diesem Jahre eine bedeutende Vertiefung vor sich 
gegangen, oder eine völlige Umwandlung. Wir möchten das 
lebtere glauben, denn, entgegen der früher bevorzugten resi⸗ 
Zznierten Auffassung sahen wir jetzt einen nahezu Verzweifelten, 
der in ohnmächtiger Wut das Geschick zu besiegen sucht. 
Der markige Klang des schönen, sonoren Organs, die ruhigen, 
maßvollen Bewegungen unterstützten diese Auffassung, — die 
auch wir der anderen bedeutend vorziehen —, auf das 
Vorteilhafteste. Herr Langefeld gab der Oper das richtige 
Gepräge, und wir sind ihm zu Dank verpflichtet für die 
völlig in sich abgeschlossene schöne Leistung. Eine holde 
Mädchengestalt zauberte Frau Kruse-Tiburtius auf die 
Bühne. Diese sehr ernst zu nehmende Kunstlerin hatte einen 
ungeheuren Fleiß auf die Partie der Senta verwandt, 
so daß wir völlig vergaßen, sie derselben zum ersten Male 
gegenüberzusehen. Die schwere Ballade wurde mühelos be— 
wãltigt, da die Kopftöne sehr leicht ansprechen; überhaupt 
Nor ein schönes Maßhalten überall zu spüren. Darstellerisch 
alüdte der ernste, vistonäre Zug im Charakter der Senta 
»orzüglich. Der Erik, dem hauptsächlich die gesangvolleren 
ESWllen der Oper zuerteilt sind. mie heilpielsweise Der 
Zinne sei auch der vom Vorsitzenden zur Verlesung lom⸗ 
nende Satzungsentwurf gehalten. Als Sitz des Bundes sei 
diel in Aussicht genommen. Die Hauptversammlungen sollen 
bwechselnd in Kiel, Lübeck und Flensburg abgehalten werden. 
In den vorläufigen Organisationsausschuß seken gewählt: 8 
Schnoor⸗Laboe, J. Kruse-Eckernförde, F. Kobers⸗Flensburg 
83. Bruhn⸗-⸗Grönemark; P. E. Ehlers-Schönberger Strand, 8 
MNähl⸗Heiligenhafen; Lindenberg, Lotsenkommandeur in Trave— 
nünde, J. Ewers-Neustadt und J. Knoop-Wulfen auf Fehmarn. 
die hiesige Versammlung beschloß, zunächst den Statutenent⸗ 
vurf durch den Vorstand beraten zu lassen und sich dann über 
»en Beitritt zur Organisation schlüssig zu werden. — Sodann 
zeschäftigte sich die Verlammlung mit der Verunreinigung der 
Trave. Wir werden darüber in einem besonderen Artikel be— 
ichten. In der weiteren Aussprache wurde dem Wunsche Aus⸗ 
uͤck gegeben, es möge bei der zuständigen Behörde beantrag 
verden, daß in der Markthalle ein weöteres 
BZasfin für lebende Fische hergestellt werde. Da zahl⸗ 
eiche Fleischerstände unbenutzt wären, sei Raum genug für ein 
olches Bassin vorhanden. Es wurde beschlossen, der Verwal—⸗ 
ungsbehörde für städtische Gemeindeanstalten einen entsprechen⸗ 
Fen Antrag zu unterbreiten. Weiter wurde geklagt über die 
nangelhafte Beföerderung der Körbe mit Fischen auf den Fahr⸗ 
tühlen in der Markthalle und darüber, daß die 
Zörbe hierbei vielfach beschädigt würden. Auch das 
ei ein Uebelstand, daß die Fischer mit der Zuführung ihrer 
Pare zur Markthalle so lange warten müßten, bis die Ge— 
nüsewagen wieder fort seien. Es wurde beschlossen, die Ver— 
valtungebehörde für städtische Gemeindeanstalten zu ersuchen, 
u gestatten, daß die Fischer ihre Fänge von der Mengstraße 
jer der Markthalle zuführen. — Sinsichtlich der Fernhaltung 
»e? Seehunde aus den Fanggründen teilte der Vorsitzende mit, 
daß nunmehr für jeden erlegten Seehund eine Prämie von 
15 Megezahlt werde, nämlich 5 Mvom Reich, 5 M vom 
holizeiamt und ß M vom Vercin. 
Von den Freibadeanstalten. Die Erhebung einer Gebühr 
ür die in der Frauenabtetlung der Badeanstalt Falkenwiese 
nd in der Badeanstalt Finkenberg besindlichen Kabinen, die 
m verflossenen Sommer zuerst eingesührt worden ist, hat sich 
m Interesse e ines geregelten Badebetriebes durchaus bewährt. 
Während früher- besonders die halberwachsene Jugend diese 
Kabinen für sich in Anspruch nahm und durch langes Ver 
weilen in ihnen ihre Benutzung durch andere Personen ge— 
radezu erschwerte, sind diese Ungehörigkeiten nicht mehr zu 
herzeichnen gewesen. Auch das Personal ist mit der Neuerung 
ehr zufrieden und möchte den früheren Zustand nicht mehr 
zurückwünschen. Durchaus ungerechtfertigt ist daher die mehr 
fach in der Bürgerschaft vorgebrachte Bemängelung dieser 
neuen Einrichtung. Der Charakter der Freibadeanstalten als 
solche wird in keiner Weise angetasset und nur für besondere 
Bequemlichteiten cine kleine Gebühr erhoben. In der Bade⸗ 
anstalt Falkenwiese haben 8331 und in der Badeanstalt Finken⸗ 
herg 2770 Personen davon Gebrauch gemacht. Die dafür er—⸗ 
ielt Einnahme beträgt à 10 Pfg. 610,10 M. Unser Flußbade⸗ 
vesen ist, unterstützt durch schön eingerichtete Anstalten, so vor⸗ 
üglich organisiert, daß Klagen wirklich nicht am Platze sind. 
x mag noch erwähnt werden, daß Kokosläufer, früher in den 
Freibadeanstalten unbekannt, jetzt in ihnen in ausgedehntem 
Maße zur Bedeckung der Laufbrücken, um das Ausgleiten der 
Badenden zu verhindern, Verwendung finden. Dem Wunsche 
nach Einrichtung eänes Saisonabonnements für diese Kabinen 
dürfte im nächsten Sommer Rechnung getragen werden. 
. Der Meisen bunte, bewegliche Schar streicht jetzt um— 
her. „Sit, sit, tiät, tjät, tiät, terrettetetet“, auch wohl einmall 
terrzirrr“, terrzirrr“ oder „wied, wied'“, so tönts aller Enden 
und Orten, wenn wir im Walde spazieren gehen oder am 
Feldrain die lockende Hagebutte suchen. Wenn auch die 
zweite Brut glücklich großgebracht und angelernt ist; wenn das 
fahle Laub im Walde Blatt um Blatt leise zur Erde hernieder⸗ 
schwebt, dann faht auch die Meisen jener wunderbare Trich, 
der die Zugvögel so unwiderstehlich gen Süden treibt, die 
Wanderlust. Eine bunte Schar ist es wahrlich; die uns da 
begegnet. Voran ein paar Kohlmeisen, an buntem Gemisch 
dann die einfacher gefärbten Sumpfmeisenz; die zierlichen Blau— 
meisen und einige Tannenmeisen. Die gehäubte jetzt, das ist 
die Haubenmeise und der dicke, fette Kerl mit dem blauen 
Rücken, der Kleiber, der sich der Wandergesellschaft anschloß 
bielleicht noch einen Kleinspecht mit fortrih. Haben wir Glück 
so treffen wir ein andermal einen Schwarm Schwanzmeisen, 
— ——————— —— Ami 
zweifel an Sentas Liebe“ (Duett), die Kavatine, von der 
Dboe eingeleitet, und der Traum, wurde von Herrn Pistori 
nit prächtigen Stimmitteln und leidenschaftlicher Ausdrucs- 
veise verkörpert. Eine urwüchsige, sturmfeste Gestalt trat 
ins in dem Daland des Herrn Fabiann entgegen. In 
»orzügliche Maske und seemännischer Haltung wußte 
r den gutmütigen und nicht den geld⸗ 
zierigen Vater zu betonen, wie Wagner es ge— 
vollt. Stimmlich gut disponiert, müssen wir Herrn 
Fabian ein besonderes Lob für seine ausgezeichnet 
viedergegebene Rezitative sagen; es ist nicht jedermanns Sache, 
xieselben so plastisch herauszubringen. Der Daland zählt zu 
em Besten, das wir seither von dem Sänger hörten. (Kleine 
prachliche Unschönheiten beim s⸗- und „Laut müssen allerdings 
ioch mehr vom Künstler unterdrückt werden. Anm. d. Red.) 
Tie Heine, aber schwere Partie des Steuermanns war Herrn 
Richard Hofmann anvertraut worden. Die Stimme isi 
vie prädestiniert dafür, wenn auch an der Rhythmik und im 
Ausdruck noch manches fehlte. Herr Hofmann dürfte gerne etwas 
nehr Ton entfalten; — die Stimme hatte oft etwas Knaben— 
zaftes. Daͤe schweren weiblichen und männlichen Chöre hielten 
ich sehr tapfer, nur ganz am Schlusse intonierten die Matrosen 
sicht mehr rein. Schade, daß man von dem Gespensterspu— 
ruf dem Holländerschiff der Wirklichkeit gegenüber eigentlich gar 
richts mehr merkt; es fehlt natürlich, wie an noch weit größeren 
Theatern als das Lübecker, an männlichen Chormitgliedern. Daß 
»ie Oper in so ausgezeichneter Weise zu Gehör kam, danken 
vir in erster Reihe wieder Herrn Kapellmeister Pfeiffer, 
der nicht ruht noch rastet, bis alles ficher vorbereitet ist. Die 
»ũstere Ouvertüre, guf deren Untergrund sich die Ballade wie 
in Lichtstrahl abhebt, erschien vor uns in pachender Größe und 
nug dem tüchtigen Dirigenten reiche Ehren ein. Herrn Ober— 
regisseur Beyer waren die beiden Schiffe in ihrer Aufmachung 
und ihren Bewegungen vorzüglich gelungen; sie schienen zu wissen, 
daß auch von ihrer Funktion viel abhängt. und machten ihre 
Sache gut. Im übrigen war die Inszenierung die uns be— 
kannte, doch, gottlob, mit Weglassung der albernen Apotheose. 
Mit dieser ausgezeichnet gelungenen Oper durfte die Direktion 
noch manches qut besetzte Haus erxnielen. M.Stiehl. 
Jeine ktugelrunde Gestalten, denen der Ropf zu fehlen scheint, 
uind denen wie ein langer Stengel der Schwanz anhängt. 
kines ist allen diesen Gesellen gemeinsam, Unrast. Unermüd⸗ 
lichkeit. Zwar nicht weite Flüge wollen sie machen, 
wie die hoch über uns dahineilenden Zügler, aber hurtig 
jehts von Baum zu Bcrum, von Strauch zu Strauch. In 
eden Spalt wird geguckt, keine Insektenlarve entgeht dem 
pähenden Auge. Den gegedenen Straßen folgt das Heer, 
den Knick entlang, durch das kleine Vorholz rascher als sonst 
durch den hohen Buchenstand, sorgfältiger wird das Fichten— 
tuschel untersucht und der Kiefernbestand. Die Kopfweiden 
ühren jetzt weiter zur Lindenallee, der kleine Garten lockt 
zu einem Seitensprung, besser Seitenflug, der Park wird durch⸗ 
ucht und weiter, weiter gehts. Auch der kleinste Garten 
mutz durchstöbert werden, so einsam steht kein Baum, daß er 
nicht einen Augenblick die Aufmerksamkeit der Schar erwedte. 
Und wie friedlich geht der Heerzug dahin. Gemeinsame 
Interessen binden die Glieder aneinander, kaum daß einmal 
wei Tierchen, die zugleich bei einer Raupe zusammentreffen, 
die Stirnfedern hochsträuben, schon hat der eine kleine Kerl 
das Streitobjekt ergriffen und ist davongehuscht, das zweite 
iucht weiter, nur keine Zeitoergeudung durch unnütze Ver⸗ 
fotgung. Friedlicher Wettbewerb. Jetzt muß der vogelfreund⸗ 
liche Gartenbesitzer seine Einladung ergehen lassen, will er 
der lieblichen Vagabunden einige zu längerem Bleiben, vielleicht 
gar zum Winteroufenthalt veraulassen. Der größere Garten 
mit altem Baumbestand, die natürliche Höhlen enthalten, auch 
allerlei Nahrung bietet, mag schon einen oder den anderen 
der Gesellschaft abtrünnig machhen; im kleinen Garten abe; 
jt dringend Nachhilfe geboten. Der Futtergalgen wird wieder 
herausgesteckt, ein wenig Fett, ein paar Hanfkörner und Erd 
rũsse geopfert. Die Meisendose wird frisch mit Hanf ge— 
üllt, und ein Nachtasyl muß auch geboten werden, darum, 
vo noch nicht vorhanden, schon jetzt eine Nisthöhle ansge— 
ängt. Nicht groß sind die Kosten, die Mühe gering, das 
Vergnügen aber, das man sich selbst oder den Kindern be— 
eitet, wenn man die Meisen zum Bleiben nötigte, ist gi⸗8 
und der Nutzen für den Garten unbezahlbar. 
»Ein Schwindler, der einen auf den Namen Frenzl 
autenden, in Lübed ausgestellten Stadtgewerbeschein bei sich 
ührte, hat in der ländlichen Umgegend von Glückstadt 
ein Handwerk ausgeübt. Er gab sich als Photograph von 
Ansichtskarten aus und erzielte durch stin gewandtes Austreten 
diele Bestellungen von Hausaufnahmen. 
Warnung vor Schwindlern. In letzter Zeit vertreiben 
wieder auswärtige Reisende, anscheinend mit Erfolg, sogenannte 
Gassparapparate, die, wie festgestellt worden ist, die ange— 
oriesenen Vorteile in keiner Weise bieten. 
o- Fahrraddiebstähle. Am Sonntag in der Zeit von 
10 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags ist vom Flur des 
Hauses Untertrave Nr. 70 ein Fahrrad gestohlen worden. Das 
ichon viel benutzte Rad trägt keine Fabrikmarke, hat schwarzes 
Gestell, ebensolche Felgen, gerade Lenkstange, und die vom 
Polizeiamt gelieferte Erkennungsnummer 15484. — Gegen 
i253 Uhr nachmittags ist ein vor dem Haupteingang zum 
Postgebäude aufgestelltes Fahrrad, Marke „Brennabor“, mit 
schwarzem Gestell, ebensolchen Felgen, Freilauf, Rücktrittbremse, 
gerader Lenlstange und der vom Polizeiamt gelieferten Er— 
kennungsnummer 7919, abhanden gelommen und vermutlich 
gestohlen worden. 
- Eine Frau schwer verbrannt. Am Sonntag abend 
10 Uhr wurde die Feuerwehr nach dem Hause Krähenstraße 5 
gerufen. Dort befindet sich die sogenannte Kochs Stiftung, 
ein Haus mit einer Anzahl Zimmer, welche von älteren Frautn 
hewohnt werden. Aus einem von der Witwe Grammersdorf 
bewohnten Zimmer, das von innen verschlossen war, drang 
Brandgeruch, welcher die Veranlassung zur Herbeirufung der 
Feuerwehr gab. Bevor die Feuerwehr erschien, war von 
inem Nachbarn bereits die Türfüllung eingeschlagen und die 
Tür geösfnet worden. Im Zimmer stand die Witwe 
Frammersdorf mit brennenden Kleidern;, von 
Rauch umhüllt; und fast ohnmächtig. Ihr wurden 
die Kleider vom Leibe gerissen, und dadurch das Feuer erstickt. 
Der herbeigerufene Dr. med. Pauli ordnete die Uebersührung 
der durch Brandwunden schwer verletzten Grammersdorf in 
das Allgemeine Krankenhaus an. Die Verletzte dürfte aus 
Unvorsichtigkeit mit einem Lichte ihrer Kleidung zu nahe 
zekommen sein. Die Feuerwehr brauchte nicht in Tätiakeis 
zu treten. 
o- Körperverletzung. Festgenommen wurde ein Arbeiter 
aus Selmsdorf, der zwei andere Knechte in ihrem Bette im 
Schlafe überfallen, und dermaßen mit einem Knüppoel mäß— 
handelt hat; daß sie arbeitsunfähig sind. 
0- Wem gehören die Briletts? In cinem Keller des 
Hauses Mühlenstraße 25 ist Ansang voriger Woche cin Sad 
mit Briketts, Marke „Union“ gefunden, der wahrscheinlich 
irrtümlich dort hingekommen, oder von einem Diebe dort 
untergebracht worden ist. 
b. Religiöse Herbstvorträge in der Aula des Johanneums. 
Der dritte Vortrag, den am Dienstag, dem 24. Oktober, 
abends 823 Uhr, Herr Pastor Reimpell halten wird, wird die 
Frage behandeln: „Was hat ein moderner Christ gegen die 
Qitche““ Gnfritektarfon sind àm singang uunhaben. 
—LXEE————— — ⸗ —BäB——— ——⏑2„Ç]30 0 c,„,——„——r————O — 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
Der Tripoliskrieg. 
W. Tripolis, 22. Okt. Heute vormittag führte Haupt⸗ 
mann Piazza auf einem Bleriot-Apparat vor- 
zügliche Flüge aus, die unter den Arabern großzes Er— 
launen und heftigen Schrecken hervorriefen, weil diese dem 
Apparat übernatürliche Kraft zuschrieben. 
Die Ausschiffung der Truppen wird in Homs 
»energisch fortgesetzt. In Beghasi sind weitere Truppen 
eingetroffen und ihre Ausschiffung vollzieht sich mit voll— 
tändiger Ruhe. Oberst Albera ist mit einem anderen Offizier 
der Karabinieri in Tripolis eingetroffen. 
W. Konstantinovpel, 23. Okt. Terdschumani Hakikal 
dementiert entschieden die Meldungen, nach welchen sich 
der türkische Militärattachée in Berlin, Enver 
Beny. in Tripolis befinde. 
— AZZZ—SWs— 
Bejuch der internationalen Automobilausstellung. 
W. Berlin, 23. Okt. Die gestern geschlossene internationale 
Automobilausstellung wurde während der zehntägigen Dauer 
pon 112000 zahlenden Inferessenten hesucht
	        
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