X GEewerbegerrchtswahl. Im November d. J. hat für
das hiesige Gewerbegericht die Wahl von 12 Beisitzern
und 6 Ersatzmännern zu erfolgen. Die Anlegung der Wäh—
lerlisten erfolgt durch das Stadt- und Landamt, das dieser⸗
halb im amtlichen Teil der heutigen Morgenausgabe eine
Aisführliche Bekanntmachung erläßt. Die Aufnahme in die
Wählerliste erfolgt nur auf vorherige Anmeldung.
vPrämüerte Lũbecker Firmen auf der Turiner Weoelt⸗
ausstellung. In Gruppe VI, Oeffentliche Bauten, wurde der
däbechker Maschinenbau-Gesellschaft der arobe
preis zuerkannt, ebenfalls in Gruppe XXIV, Sozialökonomie,
der große Preis der Firma W. F. L. Beth, Lübeck.
Grundftũcks verkaufsschwindel. Dieser Tage brachten auf
Veranlassung des Vereins Schleswig-⸗Holsteinischer Zeitungs⸗
verleger viele Zeitungen der Provinz eine Warnung vor
im Lande umherziehenden Grundstücksverkaufsvermittlern, mit
der Aufforderung, dem Schriftführer Herrn Fr. Johnsen in
Seide, solche Fälle mitzuteilen. in denen verkaufsluftige Grund⸗
besitzer geprellt sind. Das Resultat war cin ũberraschendes,
und noch fortgesetzt laufen aus allen Teilen der Provinz
Huttelungen ein. Dah es deren so viele sind, die sich mit
eser A der Verkaufsvermittlung“ befassen, läßt darauf
schliehen, daß diejenigen, die als Agenten ins Land geschickt
werden, bald erkennen, daß sie dies bequeme Geschãft sehr
wohl allein machen können. And so entsteht eine Ver⸗
taufsborse“ oder Immobilienbank“ nach der anderen. Man
dergegenwärtige sich einmal den Gang solcher Verhand—
lungen. Durch eine Mittelsperson; der man die versprochene
Provision noch dazu vielfach schuldig bleibt, werden „Ver⸗
kaufsobjekte“ gesucht. Der Agent tritt an den Verkäufer
heran und stellt einen Verkauf totsicher in Aussicht. In
umständlicher, hochnotpeinlicher Weise werden alle Grundbuch⸗
angaben usw. ausgenommen und zuletzt wird die Vermittler⸗
provision festgestellt. Nebensächlich ist dain·uch· von xinen
Annonce die Rede, die in das „Zentralorgan“ aufgenommen
werden muß. Wenn der Verkäufer nicht nach den Kosten
der Annonce fragt, dann ist die Sache um so einfacher;
andernfalls handelt es sich ja nur „um ein paar Groschen“.
Ahnungslos unterschreibt der Verkäufer den Ausschreibungs⸗
antrag, der mit allen Finessen ausgestattet ist, und — das
Dpfer ist gefangen. Nach kurzer Zeit erscheint cine Beleg⸗
nummer des 5, Zentralorgans“, oder wie es heißen mag,
it der ersten Aufnahme. Nach dem unterschriebenen Schein
müssen sofort alle Aufnahmen im voraus bezahlt werden.
Im Weigerungsfalle wird der Verkäufer verklagt und jeder
Richter muß ihn verurteilen. Der Kläger zeigt vor Gericht
den umterschriebenen Schein, sowie eine Belegnummer der
Zeitung““ vor und die Beweise sind zweifellos erbracht.
der so schmählich Geprellte hat die Kosten obendrein zu tragen.
Wie sieht es aber in Wirklichkert mit einem solchen „Zentral—
Anzeiger“ aus? Vor uns liegen solche Blättchen, nur mit
Annoncen ausgestattet. In allen Fällen erteilt die Mabkler⸗
tirma (gewöhnlich sind es zwei Inhaber, der eine sitzt im Nest
und der andere holt Futter) Auskunft. Eine solche Zeitung
entspricht quch nicht den einfachsten preßgesetzlichen Anforde—
rungen. Man findet keinen Verleger-, keinen Redakteurnamen,
a nicht einmal eine Drudfirma. Auch findet man die ehren⸗
werte Zeitung in keiner Postlisse. Ein Fachmann wird sofort
erkennen, dan die Zeitung nur dazu da ist, als Belegexemplar
für die Geprellten zu dienen, und daß daraufhin niemals ein
Verkauf zustande kommen kann. — Noch ein Wort über die
Annoncenpreise in diesen „Zeitungen‘; In einer uns vor—
liegenden beträgt der Preis für die 38 mm breite Zeile 50 Pfg.,
das ist der 32Afache Bruttopreis der durchschnittlichen Tages⸗
eitungen, welch' letztere mit einem großen Kostenaufwand her—
gestellt werden müssen. Danach ist es einleuchtend, dah man
sich um den Verlauf des Grundstücks nicht zu kümmern braucht,
denn dies Anzeigengeschäft ist eintiäglicher und mühelos. Im
Interesse des großen Publikums, dem die Tagespresse dient,
und der ehrlichen Grundstüchsmakler, wird der Verein Schleswig—
Holsteinischer Zeitungsverleger auf Grund des eingegangenen
Materials ein ausführliches Gutachten ausarbeiten und es den
Gerichten zur Verfügung stellen. Darum ist es gut, wenn dem
Schriftführer des Vereins, Herrn F. Johnsen in Heide (Heider
Anzeiger), so viel Material wie nur möglich zugänglich gemacht
wird. Die Tagespresse betrachtet es als eine vornehme Auf—
gabe, das Publikum vor Benachteiligungen zu schützen. Sehr
oft sind die Zeitungen unbewrißt Vermittlerinnen solcher Schwin—
deleien. Es werden unter Chiffre Kaufobjekte gesucht und auf
Grund der eingegangenen Offerten die Opfer heimgesucht. Die
Verluste betragen auf Grund des eingegangenen Materials bis
su 500 M. Wer nach diesen Ausführungen sich noch mit einem
unbekamnten Grundstücksverkaufsvermittler einläßt und sich um
veträchtliche Summen prellen läßt, — der ist nichts besseres wert.
0- Leichenfund. Am Mittwoch vormittag gegen 822 Uhr
vurde in der Wakenitz unweit der Badeanstalt Falkendamm
»ie Leiche eines neugeborenen Kindes männlichen Geschlechts
jefunden. Die Leiche war in Pacrpapier eingewickelt. Dieses
Papier trug die Firma: „Ludwig Hartwig, Obertrave 8.“
Die Untersuchung hat ergeben, daß das Kind bei der
veburt gelebt hat. Personen, welche Angaben zur Er—
mitteling der Mutter machen können, werden ersucht, sich
m Bureau der Kriminalpolizei zu melden.
0 Wer ist der Irrsinnige? In der Nacht zum 17.
— wurde ein etwa 18 -20 Jahre alter, unbekannter,
enn — gekleideter Mann in Schutzhaft genommen,
in b er Geisteslrankheit festgestellt worden ist. Der
ante y keinerlei Legitimationspapiere bei sich führt,
a ien Paetau zu heitzen und zuletzt in Ham—
denn i gewesen zu sein. Er ijt bekleidet mit grau⸗
e ackettanzug, dunlelgestreiftem Ueberzieher mit
Ae agen und schwarzem, steifem Filzhut. Eine Photo—
* es Unbekannten liegt im Bureau der Kriminal-
ne n Ansicht aus. Personen, die Angaben über die
ichkeit des Geisteskranken machen können. werden er—
ucht, sich dort zu melden.
iö. Die Vortragsferien der Oberschulbehörde beginnen
Domerstag, 26. Okt. abends 9 Uhr, in der Aula des
Johanneums mit den Vorlefungen des Direktors des staate—
vissenschaftlichen Instituts der Universilät Kiel Professor
Dr. Harms über Die neue volks und wellwirtschaftliche
Entwicllung Deutschiands“. Alles nähere, auch über die
dãteren Serien, ergeben die öffentlichen Anschläge und
Inserate in den Tagesblättern.
—
Sansestãdte.
Samburg, 20. Ott. Luftschiff Schwaben“ Aber
Samburg. Bei herrlichem Natem Herbftwetter hat das
Zeppelin⸗ Luftschiff Schwaben“ gestern inm aller Fruhe die ge—
vlante Tabri vou Dedorf an Berlin ungetreten. die es auch
iber Samburg führen sollte. Kurs vor 1124 Uhr ging eine
reudige Bewegung durrch die auf allen Stratßzen und Plätzen
ruf den Tächern und Balkons versammelte Menge: der Ballon
dar gesichtet worden und umr 111/3 Uhr schwebte er mütten über
er Stadt. Von Sarburg war die „Schwaben“ langsam auf
5amburg zugesteuert und hielt nun, nachdem sie die alte Elbbrücke
rassiert hatte, auf die Gegend des Millerntors zu. Hier wendete
das Luftschiff zum ersten Male, treiste über dem Stadtteil, fuhr
zis zum Dammtor, wo es abermals eine Schleife beschrieb und
erreichte dann, vom Sonnenschein umflossen, die Gegend des
Rathausmarktes und der Binnenalster, überall von der schnell
ausammengelaufenen Menschenmenge mit Jubel begrüßt, der sich
mit dem surrenden Geräusch der Propeller mischte. Die Fahrt
ing in ziemlich geringer Höhe von statten, so daß man nicht nur
die einzelnen Teile des majestätischen Luftschiffes erkennen konnte,
ondern auch deutlich den Namen und das Winken der Insassen
nit Taschentüchern. Nur wenige Minuten war der langersehnte
Anblick vergönnt. In der Richtung nach St. Georg und weiter
nach Rotenburgsort entschwand die „Schwaben“ allmählich im
eichten Nebel den Blicken und setzte ihre Fahrt nach Berlin fort.
sAm 118 Uhr war nichts mehr von ihr zu sehen. Als das
puftschiff ü ber den Ellerholädamm hinwegflog, flatterte ein Papier
herab, das auf den Hof der Chemischen Fabrik Ellerholz G. m.
b. S. herniederfiel. Ein Angesterlter hob es auf und fand in
einem Kuvert eine Depesche, die an die Zeppelin-Luftschiff-Gesella
ichaft gerichtet war.
Großherzo gtum Oldenburg, Fürstentum Lübeck.
K. Ahrensbölk, 20. Oft. Anschluß an die Wasser—
eitung haben an 160 Hausbesitzer bestellt. Ein gutes Re—
ultat, wenn man bedenkt, daß im ganzen nur etwa 210
zäuser hierfür in Betracht kommen. Das günstige Resultat
st aber wohl in erster Linie auf den diesjährigen regenarmen
Zommer zurückzuführen, denn bei der erstmaligen Umfrage im
hjahre waren kaum 80 Anschlüsse zu verzeichnen. —
Bohnungsmangel scheint hier zu herrschen, denn in
diesem Jahre haben schon zwei Postbeamten den Ort ver—
lassen, weil sie keine Wohnungen erhalten konnten. Jetzt
zaben schon wieder, wie man bhört, aus demselben Grunde
zwei Postboten um ihre Versetßung nachgesucht. Auch ein
Eienbahnschaffner mußte sich deswegen zum 1. Oft. versetzen
Asen
Lauenburg.
ASandesneben, 20. Okt. Ein hohes Alter. In
zen letzten Tagen feierten zu Lüchow die Altenteilerin Wulf
m Kreise der Ihrigen ihren 91. Geburtstag in ziemlicher
Rüstigkeit. Ebenfalls im 91. Lebensijahre befindet sich da—
elbst die Witwe Burmester. Eine dritte fast 91jährige Witwe
st dort vor kurzem durch den Tod abberufen. — Missions—
est. TDas in diesem Jahre wegen der Maul- und Klauen—
euche ausgefallene Missionsfest wird sicherem Vernehmen nach
m nächsten Jahre hierselbst stattfinden. — Operation.
Der hiesige Pastor Franke mußte sich dieser Tage in Lübeck
iner lebensgefährlichen Operation unterziehen. Seine Stelle
vird bis auf weiteres von Herrn Pasftor Burmester mitfver—
walteß
Großherzogtümer Medlenburg.
Waren, 20. Okt. Unter den Anzeichen einer
Rohtengasvergiftung ist die Arbeiterwitwe M. in ihrer
Wohnung von Mitbewohnern des Hauses aufgefunden worden.
Letßztere wurden auf den aus der Stube der M. dringenden
Dunstgeruch aufmerksam und forschten der Ursache nach. Hierbei
anden sie die schon bejahrte Frau in bewußtlosem Zustande,
chwer röchelnd im Bett liegend, auf und sorgten für ärztlichen
Beistand. Die Kranke erholte sich auch bald wieder und ist
etzt wohlauf. Sie hatte, nachdem sie während des Tages
iuf dem Felde gearbeitet hatte, noch den Ofen angeheizt,
ohne die Ofenklappe zu öffnen, und sich dann ermüdet aufs
Bett gelegt, um sofort einzuschlafen. Durch das Dazwischen⸗
treten der Nochharn wurde zum Glüdck eine Katastronhe vor—
zütet.
Bützow; 20. Okt. Ein schrecklicher Anblack bot
ich den Anwohnern der Rühnerstraße. Auf der Kante des
Bürgersteiges sah der dem Trunke ergebene Arbeiter K. der
vieder des Guten zu viel getan hatte. Da er sich aus
igener Kraft nicht zu erheben vermochte, richteten Pas—
anten ihn auf. K. torkelte darauf über das Straßen—
flaster, stürzte aber bald wieder und fiel gerade unter die
Pferde eines die Straße passierenden Lastwagens. Er er—
hielt von dem einen Pferde einen Schlag gegen den Kopf,
daß er gleich bewußtlos liegen blieb und auch noch die
Räder des einen der beiden aneinander gekoppelten Wagen
über den Gefallenen hinweggingen. Glüdcächerweise sind die
Verletzungen nicht so shmer- als es erst den Anschein hatte.
Sportnachrichten.
(mitgeteilt vom Sportbureau Joh. Ganzel.
Hamburg J. F.: WV. 3790/3791.)
Rennen zu Paris, 19. Okt. Handikap d'Octobre.
La Grave (J. Reiff) 1. Brou 2. Coppelia 3. Tot.: 62: 10,
Platz: 23, 13: 10. — Prix Sensis. Linois (Ch. Childs) 1.
Hilda 772 Tot.: 11: 10.
— —
Der Lauenburger Rennverein hatte eine außerordentliche
FHeneralversammlung einberufen, in der hauptsächlich über
nie Auflösung des Vereins beraten wurde. Die diesjährigen
tdennen haben wieder ein derartiges Defizit ergeben, daß
er Verein nur weiter bestehen kann, wenn es gelingt, durch
ine Steigerung der Mitgliederzahl die festen Einnahmen
desentlich zu erhöhen. Es scheint, als ob man in dieser
zinsicht Hoffnung auf Weiterbestehen des Vereins haben
önnte, denn inzwischen sind 24 neue Mitglieder gewonnen.
Mit Rücksicht hierauf wurde der Antrag auf Liquidation des
Bereins dann noch wieder zurückgezogen und die endgültige
Beschlußfassung einer später einzuberufenden Generalpersamm-⸗
ung vorbehalten.
Erfolgreiche Segeljachten der Saison 1911. In der verilos—⸗
enen Segelsaison hat die Zahl der in Deutschland veran—⸗
talteten Segelregatten erheblich zugenommen. Dies; außer⸗
dem eine lebhafte Beteiligung an ausländischen Regatten,
ist der Sauptgrund dafür, dah die erfolgreichsten Jachten
ieser Saison eine ungewöhnlich groze Zahl von Preisen
erobert haben. Dem an und für sich waren die Neubauten
neses Jahres nicht so glänzend ausgefallen, dan sie den
aͤlteren Booten alle Preise hätten entreshen können. Wäh—
rend im vorigen Jahre die in England gebaute 8-Meter⸗
Jacht .Decima“ mit 21 Preisen an erster Stelle steht,
ronnte in diesem Jahre der v. Hachtsche Siebener 5,Blitz XIV“
26 Preise, davon 22 erste, heimbringen, und an zweiter
Stelle kommt der Sechfer Windspiel XV mit 23, dann
der in Fngland gebaute Secher Schel mit 21 und
Sophie Elisabeth““ mit 21 Preisen. Die meisten ersten
Zreise haben nächst „Blitz“, der jedoch mehrmals ohne
vhegner segelte; „Sophie Elisabeth“ und, fast immer ohne
rnsthaften Gegner, „Ariadne“, nämlich je 16. Es folaen
nit 15 ersten Preisen5, Windspiel“, mit je 18 Preisen „Vesa
10 Meter), „Woge V“ (8 Meter), mit je 12 Preisen „Ella V“
9 Meter), „Melusine“ (7 Meter) und „Mara V (6 Meter),
nit je 10 Preisen 5Orchis“ (10 Meter), der neue Achter
„Stint“ und die Fünfer „Panther“ und „Bajazzo“. Von
»en Jachten der so gut besetzten Sonderklasse konnte keine
o viele erste Preise erringen. In dieser Klasse steht mit
echs ersten Preisen die schon vier Jahre alte „Tilly Xam
hesten da; doch muh man hier auch schon die geringeren
Preise hoch anrechnen; dann ist mit 18 Preisen „Wannsee“
zuerst zu nennen, darauf mit 17 Preisen „Wäitelsbach VII“,
nit je 14 Preisen , Tilln XIV“ und „Seehund III“ und mit
13 Preisen, Jugend II“. Der kaiserliche Schoner „Meteor“
fonnte in diesem Jahre nach einem verbessernden Umbau
mit 12 Preisen auch sehr gut abschneiden, doch kommt ihen
die ein Jahr jüngere .Germania“ mit 11 Preisen zieml'ch
nahe. Von ausländischen Jachten eroberte der Norweger
„Rollo“ in Kiel än 6 Rennen 6 erste und 2 Extrapreis
der Norweger -,.Taifun“ 5 Preise.
—— — * E
Neueste Nachrichten und Telegramme.
Der Tripoliskrieg.
Nachtgefecht bei Tripolis.
W. Konstantinopel, 20. Okt. (Meldung des k. k. Telegr.«
Korresp.Bureaus.) Nach einer Mitteilung des Kricgsmini—
teriums fand am 16. Okt. in Tripolis ein dritter Nacht—
'ampf gegen die Italiener sitatt. in welchem diese sechzig
Tote hatten.
Strenge Durchführung des italienischen Boykottes.
W. Saloniki, 20. Okt. (Meldung des Wiener k. k. Telegr.⸗
KorrespBureaus.) Die hiesige antiitalienische Boykottkom—
mission steht mit allen Boykottkommissionen des Landes in
Verbindung. Alle Barkenführer, Auslader, Fuhrleute und
Schiffsarbeiter leisten Folge. Es wurde bestimmt, daß
italienische Waren auch nicht durch Schiffe unter einer
anderen Flagge eingeführt werden dürfen. Schisfe, die gegen
diese Maßregel verstoßen, verfallen selbst der Boylottierung.
Alle Kaufleute italienischer Nationalität unterliegen der
Sperre, die Bevölkerung wird auf die betreffenden Ge—
schäfte aufmerksam gemacht.
Keine Ausweisung von Italienern.
W. Konstantinopel, 19. Okt. In der Kammer erklärte der
ßroßwesir weiter: Was das Verlangen nach Repressalien
jegen die Italiener anbetreffe, besitze die Pforte das Recht
ur Ausweisung, aber nicht das Recht, die Italiener wie
Kriegsgefangene zu behandeln. Auch die Franzosen hätten
im Jahre 1870 die Deutschen ausgewiesen, hätten dann
aber Milliarden zahlen müssen. Daher hätte die Türkei
provisorisch die Durchführung der Ausweisungen aufge—
schoben und den Konsulaten nur die Anweisung ge—
geben, keine neuen Jtaliener ins Land zulassen
Bombardement auf Derna.
Tripolis, 20. Okt. (Meldung der Agence Havas.) Derna
wurde am 16. Okt. bombardiert. Die Landung wurde wegen
nohen Seeganges verschoben.
Schilderung der Fernfahrt des Luftschiffes Schwaben“.
W. Berlin, 20. Okt. Ueber die Fahrt des Zeppelin-Luft-—
schiffes „Schwaben“ gab der Führer, Tr. Edener, folgende Schil—
derung: Bei der Abfahrt in Tüuseldorf herrschte so starker
Nebel, daß man die Hand nicht vor den Augen sah. Der Wind
war ziemlich mäßig. Wir hielten uns anfangs an die Bahn—
linie, die fast direkt nach Münster sührt. Inzwischen wurde es
hell und unter uns lag im Somenschein der Teutoburger Wald.
da es ziemlich kalt war, hatten wir nur geringen Gasverlust
und zogen in gleichmäßiger Höhe dahin. Je weiter nordwärts
vir amen, um so heftiger wurde der Wind, der itellenweise
zis zu fünf Meter per Sekunde anschwoll. Wir hatten über⸗
jaupt auf der ganzen Fahrt Gegenwind und die Leistung des
Schiffes ist deshalb um so anerkennenswerter. Bei Bremen
hekamen wir eine starke Seebrise. Besonders interessant war
die Fahrt über Hamburg, wo wir ein wunderbares Panorama
zenossen; die Menschen auf den Dächern und in den Straßen, die
unaufhörlich riefen und winkten, waren deutlich wahrnehmbar.
Tie Fahrt von Hamburg bis Johannisthal ging glatt von
tatten. Wir hatten auf der Fahrt stündlich etwa 125 Kilogramm
Betriebsstoff verbraucht und als Ballastverlust rund 1400 Kilo—
Ramm gehabt. Der Ballon zeigte infolgedessen einen unge—
deuren Auftrieb und schoß jedesmal, wenn wir landen wollten,
wie eine Rakete empor. Schließlich waren wir genötigt, Gas
zu ovfern und verloren etwa sechhundert Kubilmeter.
Weltkongreß der Hotelbesitzer.
W. Berlin, 20. Okt. Der Weltkongreß der Hotelbesitzet
vurde gestern abend glänzend abgeschlossen in einem Fest—
nahl mit über 1000 Gededen im Restaurant des Zoologischen
ßartens. Die Trinksprüche eröffnete der Ehrenpräsident des
Tongresses, Staatsminister von Sydow mit einer begeisterten
Rede auf den Kaiser, der vorbildlich das festgewurzelto
zeimatsgefühl mit einem sympathischen Verständnis für das
Lusland und seine Schönheiten verbinde, und auf die Ober—
jäupter der anderen Staaten. Unter stürmischer Zustimmung
z»erlas der Präsident des Kongresses, Otto Hoyer-Köln, ein
duldigungstelegramm an den Kaiser, um im Anschluß daran
nit herzlichen Dankesworten der Förderung zu gedenken, die
»er Kongreß seitens der Staatsbehörden, Botschafter und
ßesandten und der anderen Ehrenmitglieder erfahren hat.
Auf einen Trinkspruch, welchen Landsee-Innsbruck auf das
zastliche Berlin ausbrachte, erwiderte Bürgermeister Reicke
n einer glänzenden Rede. Weitere Ansprachen wurden unter
ubelndem Beifall von Hauser-Luzern, Sendig-Dresden, Vir—
nitti- Marseille und Campione-Neapel gehalten.
Nobelpreis für Medizin.
Stockholm. 20. Okt. Der diesiährige Nobelpreis fürt
Medizin ist dem Profefssor an der Universität Upsala,
Allvar Gullstrand, für seine Arbeiten über die
Dioptril des Auges verliehen worden.
Zur Disßziplimerung von Pfarrer Traub.
W. Dortmund, 20. Okt. Bei den gestrigen Repräsentanten⸗
vahlen zu der Reinoldi-Gemeinde erhielten die kirchlich—
iberale Partei, die Anhänger des Pfarrers Traub 2575.
die Positiven 789 und die Evangelische Vereinigung 470
Btimmen