weit anderen Worten: Die Haälfte des Arbeitgeberbeitragas kommt
den privat versicherten Angestellten mit zugute.
Die Reichsanstalt ist in diesem Falle nur Abrechnungs⸗ bezw.
Zahlstelle und muß ganz mit Recht benachrichtigt werden, weil
ie ja sonst ihrerseits zur Pensionsgewährung ufw. herangezogen
vird. Die ganze Struktur des Gefetzes ist so verwidelt und un⸗
iberfichtlich, daß zur Information auf diesem Gebiete beson⸗-
ʒꝛere Geschäftsstellen bestehen, in Berlin z3. B. beim, Roland“,
Berlin W. 35, beim, Nordstern“, Berlin W. 8 und anderen.
diese Stellen bereiten alles vor und erteilen jede Auskunft
oflenlos. Ohne besondere Beratung werden Arbeitgeber und
Angestellte kaum dien vorteilhaftesten Weg finden, sich von der
Zwangsversicherung zu befreien. Denn wenn man für gleiches
Held manchmal beinahe doppelte Leistungen austauschen kann,
d wird man selbstverftändlich das für sich günstigere wählen.
Alle diese Vorteile — und das muß nochmals betont
werden — für Arbeitgeber und Angestellte sin d nur noch zu
erreichen, wenn der Antrag gleich gestellt wird.
Ist das Gesetz erst einmal veröffentlicht (man wartet von Reichs⸗
wegen nicht einmal bis zum Inkrafttreten), so sind alle Vorteile
mwiderruflich dahin und der gesetzliche Zwang tritt in Kraft.
Inland und Ausland.
Deutsches Reich.
Endgültige Regelung der Zulassung von Zahntechnitern
zur Krankenkassenpraxis. Zu den Aufgaben, welche die Regie⸗
eungen der Bundesstaaten für die Durchführung der Kranken⸗
versicherung nach den neuen Bestimmungen der Reichsver⸗
sicherungsordnung zu lösen haben; gehörten auch die Fest—
setzung über die selbständigen Hilfeleistungen von Zahntech—
nikern, Heildienern und BHeilgehilfen bei Zahnkrankheiten.
Nach den Bestimmungen des Gesetzes müssen die obersten
Verwaltungsbehörden feststellen, wie weit neben den Zahn⸗
ärzlen auch Zahntechniker bei Zahnkrankheiten selbständige
Hilfe leisten können. Hierbei soll nicht allein die Zahl
oer vorhandenen Zahnärzte berück ichtigt, sondern es soll
auch geprüft werden, ob diese bereit sind, die Behandlung
u angemessenen Bedingungen zu übernehmen. Von der Be—
handlung durch Zahntechniker sind unter allen Umständen
Mund-— und Kiefernkrankheiten ausgeschlossen. Die oberste
Perwaltungsbehörde kann jedoch in dieser Beiehung auch
noch weiter gehen und verfügen, daß bei gewissen allge—
meinen Erkrankungen, die auf die Zähne einwirken, nur
die Behandlung durch einen Sahnarzt zulässig ist. Sie
muß ferner bestimmen, wer als Zahntechniker im Sinne der
Reichsversicherungsordnung anzusehen ist. Bei diesen Vor—⸗
jchriften über die Prüfung der Dentisten dürfte nach ojfi—
zissen Andeutungen Sorge getragen werden; dah die Ver—
Jältnisse derjenigen Dentästen; die bisher eine einwandfreie
Praxis auf diesem Gebiet ausgeübt haben, in angemessener
Weise berücksichtigt werden. Die Zahntechniker gehören be—
kanntlich nicht zu den Gewerbetreibenden, deren Betricvb einer
desonderen Genehmigung bedarf.
. Die Suspendierung des Maiszolles. gefallen?
In parlamentarischen Kreisen verlautete gestern, daß die
bayerische Regierung im Bundesrat mit ihren Antrag
auf Suspendierung des Maiszolles für die Viehzüchter
keinen Erftolg gehabt habe. Der amtliche Bericht über
die Bundesratssizung am Donnerstag enthält nichts über
den bayerischen Antrag und sein Schicksal. Das ist nicht
auffallend. Ueber Differenzen im Bundesrat wird amtlich
überhaupt nicht berichtet, der Bundesrat liebt es, als ge—
chlossene Körperschaft mit einem einheitlichen Willen in der
Deffentlichkeit zu erscheinen. Der frühere langjährige Leiter
her Bundesratsverhandlungen, Staatssekretär v. Bötticher,
erwiderte einmal einem Abgeordneten der Linken, der über
die Stellungnahme der einzelnen Bundesregierungen zu einer
bestimmten Frage Auskunft haben wollte und Gerüchte über
Mißhelligkeiten im Bundesrate erwähnte: „Worüber wir
m Bundesrat verschiedener Meinung sind, das machen wir
uinter uns ab.“ So erklärt sich denn auch, daß niemals
das Stimmenverhältnis bei den Entscheidungen im Bundes—
rat mitgeteilt wird und daß Niederlagen einzelner Regie—
rungen verschwiegen werden. Wenn die parlamentarischen
GHerüchte zutreffend sind, so hätte also doch Herr Wer—
nuth mit seinen finanziellen und sonstigen Bedenken den
Sieg davon getragen. In diesem Falle wird freilich der
nie Krtaft des furchtbaren Feindes. Neuen Vorrat stopfte
Waldemar Quint in die Verdampfungsbüchse.
Endlich war der Ballon den Händen des Wetterriesen ent—
vischt. Die Sonne empfing ihn über der Wolkenschicht und
;ob ihn auf sechssstausend Meter. Waldemar Quint bestimmte
ofsort den Ort, wo er sich befand. Der Orkan hatte ihn,
während er schlief, drei Breitengrade nach Süden gerissen;
das waren zweihundert Meilen; die konnten noch gerade
eingehoslt werden. Wieder ließ er den Motor laufen und
zielt die Blicke nach Westnordwest gerichtet und die Hände
uf den Speichen der beiden Ruderräder. Er ergab sich noch
ange nicht; der Schlaf hatte ihn wunderbar gestärkt. Plötzlich
aber zischte es aus den Schmierbüchsen des Motors, er hatte sich
heitßß gelaufen, das Oel kochte, das Kühlwasser war ver—
bigucht. Waldemar Quint setzte ihn sofort zur Ruhe. Lange
chwankte er; es half nichts, er mußte wieder hinunter in den
hexenkessel, den kostbaren Stoff cus dem Meere zu schöpfen.
Ind sofort öffnete er das Ventil.
Der Wetterriese hatte wieder seinen Spielball. Nun aber
tielt er ihn fester. Er warf ihn in die Mitte des Kreises,
jenau in das Zentrum seines Tanzes, und trieb ihn herum wie
einen Kreisel. Waldemar Quint aber hob zehnmal den Eimer
herauf, bis alle Vorratskessel gefüllt waren. Tann ließ er
den Motor wieder leer laufen, um die Verdampfungsbüchse
anzuwätmen. Doch das Brausen der Wogen wollte nicht ver⸗
chwinden, das Zentrum des Zyklons saugte ihn immer wieder
zerunter. Endlich, nach langem Ringen, erzwang er sich mit der
Kiaft seiner Maschine den Weg nach oben; dann benutzte er
»en Sturm, um in der Richtung seines Stoßes schneller zu
»en stillen Höhen zu gelangen.
Als er die Sonne wiebder sah, stellte er fest, daß ihn
das wirbelnde Untier, das sich tief unter ihm nach Süden
dahinwälzte, weitere hundert Meilen zurückgerissen hatte. Nach
den Azoren konnte er aus eigener Kraft nicht mehr zurück, Ma—⸗
deita blieb gleichfalls unerreichbar. Wasserstoffkristalle und
Mundvorräte reichten noch für sechs Tage. Bald mußte er
in bet Region des Nordostpassats jein; der konnte ihn an die
Küste von Südamerika bringen. Und er zog an der Ventil⸗
seine, um die Schwungkraft des Zyklons, der noch immer
ainten raste, nach Möglichkeit guszunutzen. Vielleicht trieb
zundesrat nicht lange schweigen können. Bei der Teuerungs—
nterpellation am Montag im Reichstage wird er schon auch
twas über den bayerischen Antrag sagen müssen.
Bundesratsbeichlüůsse. In der gestrigen Sitzung des Bundes⸗
rats hat derselbe seine Zustimmung erteilt: der Vorlage,
betr. Aenderungen und Ergänzungen des Warenverzeich—
nisses zum Zolltarif und der Anleitung für die Zoll—
abfertigung; der Vorlage, betr. Begründung eina Gemein—
chaft der Essigsäureverbrauchsabgabe mit Luxemburg, der
Borlage, betr. Schenkungsabgabe für Zuwendungen an
Kirchen und juristische Personen, die ausschließlich lkirch⸗
iche, mildtätige oder gemeinnützige Zwecke verfolgen; der
VLorlage, betr. eine Vereinbarung mit Japan ülber
»as Konsulatswesen und der Vorlage, betr. einen Vertrag
mit Großbritannien über die gegenseitige Ausliefe—
rung von Verbrechern zwischen Deutschland und ge—
vissen britischen Proteltoraten.
Neuer Teuerungsantrag der Fortschrittspartei. Dem Reichs—⸗
age ist eine neue fortschrittliche Interpellation Ablaß und
ßenossen zugegangen: „Welche Maßregeln gedenkt der Reichs—
anzler gegenüber der Teuerung der Lebensmittel und gegen⸗
ber den Folgen des Futtermangels zu treffen? Ist er
/ereit, auf eine wenigstens zeitweilige Aufhebung der Futter—
nittelzölle sowie Aenderung des Systems der Cinfuhrscheine
hinzuwirken 7
Reichstags⸗Ersatzwahl in Konstanz-Ueberlingen. Bei der
estrigen Reichsstagsersatzwahl im ersten badischen Wahlkreis
rhielten LandgerichtsRtat v. Rüpplin (Ztr.) 13410, der
ßärtner Schmid (liberaler Bloch) 11234 und der Buch—
rucker Großhans (Soz.) 3026 Stimmen. Es findet Stich⸗
vahl zwischen v. Rüpplin und Schmid statt.
Graf Zeppelin über seine Reichsstagskandidatur. Graf
Zeppelin hat jetzt zu der Nachricht, dah ihm ein Reichs—
agsmandat in Stuttgart angeboten werden soll, erklärt,
»aß er sich ohne Antrag einer Partei nicht äußern könne.
— Dazu wird der Inf. von unterrichteter Scite mitge—
eilt, daß man wohl annehmen dürfe, daß Graf Zeppelin
ine Reichstagskandidatur als bürgerlicher Sammelkandidat
inzunehmen geneigt wäre. Er kann naturgemäh noch keiner⸗
ei positive Stellung einnehmen, bevor er nicht von irgend—
iner Seite die Anfrage erhalten hat. Eine Kandidatur
es Grafen Zeppelin wäre nicht nur aus dem Grunde von
zroßer Bedeutung, daß eine Persönlichkeit ersten Ranges
unserem Reich parlement angehören u!nd ihm Wert vel ihen“
würde, sondern auch aus dem rein tatsächlichen Grunde, daß
bei der immer gröher werdenden Bedeutung der Luftschiff⸗
ahrt für Heer und Marine ein wirklicher Sachverständiger
dieses Gebiet vertreten könnte.
Englanud
Türkische Bitte an England. Die Pforte wandte sich durch
hren Londoner Botschafter an die englische Regierung und
at sie, ihr in ihrer Notlage zu helfen, in die sie durch
ie Jsolierung ihrer Truppen in Jemen versetzt
dorden sei. In dem an den Botschafter gerichteten ge—
eimen Rapport wird zugegeben, daß die Unterwerfung des
zmam PYahia und Said Idriß', die erklärten, aus Anlaß
»es italienischen Ueberfalls die Feindseligkeiten einzustellen
ind dem Sultan zu Silfe zu kommen, eine Falle gewesen
ei. Sie hätten nicht nur die Feindseligkeiten nicht ein—
estellt, sondern fast die ganze Okkupationsarmee umzingelt,
achdem sie die Brunnen vergiftet hatten, so daß die Türken
etzt ohne Wasser seien. Da die Okkupationsarmee in der
auptsache von Konstantinopel aus verproviantiert werde,
ind die Türkei Proviantschiffe durch die scharfe italienische
dontrolle nicht nach ihrem Bestimmungsort bringen könne,
ei die ganze große Armee dem Untergange geweiht, wenn
hr nicht schnell Rettung werde.
China.
Einberufung eines allgemeinen Parlamentes.
K. Berlin, 20. Okt. (Privattelegramm der Lübeckischen
Inzeigen. Die Londoner Morningpost meldet aus Peling,
‚aßßz durch Maueranschläge ein kaiserlicher Erlaß ver—⸗
ffentlicht wird, der die Einberufung eines allge⸗
neinen chinesischen Parlamentes für den Januar
1912 verkünde
—— — T
r ihn nach einer der beiden Aequatorialinseln St. VPaul
»der Fernando Neronha hin!
Der Wetterriese warf diesmal den Ballon mit Aufbietung
einer ganzen Kraft nach Süden hinunter, daß er ganz seiner
zZewalt entflog. Waldemar Quint segelte im Nordostpassat
ruf Brasilien zu. Vier Tage ließ er sich nach Südwest
reiben. Er ließ den Motor nur laufen, wenn er ein Kristall
u verdampfen hatte, und ließ den Kristall nur verdampfen,
venn er den feuchten Sprühregen der Wogen auf seinem
zesicht fühlte.
Am Abend gab er dem Fahrzeug einen starken Auf⸗
rieb, daß er bis zum Morgen ausreichte, und leste sich
chlafen. Am Tage schaute er unablässig aus. Aber er sichtete
ünf Tage nichts anderes als Wolken und Wogen, immer nur
Wogen und Wolken, und dazwischen Schwärme fliegender
Fische, deren Flügel in der Sonne blitzten.
Am sechsten Tage aber kam ein Tampfer hinter ihm auf.
Jetzt hieß es, den letzten Tropfen daran wagen, um das
ZSchiff zu erreichen. Waldemar Quint ließ den Motor knattern
und griff zu den beiden Rudercädern; aber die Entfernung
war zu groß und die Maschinen des Schiffes waren zu stark.
Als der Motor aus Mangel an Speise versagte, dauchte
der Dampfer unter den südlichen Horizont.
(Fortsetzung folgt.)
Cheater, Kunst und Wissenschaft.
Nene Bühnenwerke. Richard Dehmels neue fünfaktige
Zomödie „Michel Michael“ erlebt am 11. Nov. die alleinige
lraufführung im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg unter
er Regie Dr. Carl Hagemanns. — Max Halbe hat ein
zchauspiel vollendet, das in der nächsten Saison am Teutschen
'heater in Berlin zur Aufführung gelangen wird. — „For⸗
una“, ein Abenteuer in 5 Alten, das Otto Julius Bier⸗
aum und Königsbrun-Schaup gemeinschaftlich ge⸗
hrieben haben, wird nun, fast ein Jahr nach Bierbaums
kode, an mehreren Bühnen gleichzeitig zur Aufführung ge—
angen. — Für die Aufführung von Ludwig Fuldas neuem
VPerk „Der Seeräuber“ ist im Deutschen Theater zu
zerlin der Februar 1912 imn Aussicht genommen. „Der See—
äuber“ ist ein Schauspiel romantischen Charakters, dessen Hand⸗
ung in Spanien vorgeht.
F—
Tagesbericht.
*Spãtzug Eutin —Neustadt. Der Magistrat in Neustadt
hat bei der Eisenbahndirektion in Altona den Antrag ge—
tellt, im Anschluß an den Donnerstags abends 12 Uhr
15 Min. aus Lübeck in Eutin eintreffenden Personenzug noch
einen Anschlußzug nach Neustadt einzurichten.
Deutich⸗ dũnisch⸗schwedischer Güterverlehr. Am 1. Jan.
1912 wird ein neuer Verbands-Gütertarif, Teil II, für den
Verkehr zwischen Stationen und Direktionsbezirke Altona
ind Hannover einerseits und Stationen der dänischen Staats,
zahnen sowie den Stationen HSelsingborg und Malms der
chwedischen Staatsbahnen andererseits eingeführt. Durch ihn
wird der Verbands-Gütertarif, Teil II, Heft 2 vom 1. Okt.
903 aufgehoben. Der neue Tarif bringt allgemeine Er—
vöhungen, die dadurch eintreten, daß 1) in einzelnen Ver—
ehrsbeziehungen direkte Sätze nicht wieder erstellt und 2) in
ie Tarifsätze höhere Frachten für die dänischen Strecken
ingerechnet worden sind. — Bis zum Erscheinen des Tarifs
ist das Nähere bei dem Verkehrsbureau der Eisenbahn—
zirektion Altona zu erfahren.
DDie Reedereifirma S. C. Horn, Lübeck⸗Schleswig, hat
zei der Firma Craig, Taylor &K Co. Ltd. in Stockton on Tees
wei Dampfer von je 6000 Tons Schwergut bestellt. Beide
Schiffe werden nach dem Welldecktyp mit langer Pop bis zum
Foctmast gebaut. Sie erhalten alle Verbesserungen der Neu—
zeit und elektrische Beleuchtung, außerdem werden lie mit be—
onderen Einrichtungen für die Holz- sowie für die Stüchgut—
ahrt versehen. Die Geschwindigkzit wird vollbeladen bei dem
er hältnismähig gevringen Tiefgang von 21 Fuß 6 Zoll 105.
tnoten betragen. Die Ablieferung der Dampfer soll am
15. April und 15. Mai 1912 erfolgen. Es ist dies der ersteAuf—
rag, den die Firma H. C. Horn nach England vergeben hat.
die bisher für sie gelieferten 48 Schiffe sind sämtlich auf
eutschen Werften erbaut worden. Da diese jedoch nicht in der
age waren, so schnell zu liefern, wie die Reederei dies im In—
eresse ihres Betriebes verlangte, mußte der Austrag leider
iner englischen Firma übergeben werden. Die beiden Neu—
»auten übertreffen die bizh risen gröäßten Dampfer der Hotn—
chen Flotte noch um 600 Tons.
Der Kameradschaftsbund der 76er und 162er hielt am
8. d. M. eine sehr zahlreich besuchte Versammlung im
ßzereinslokal „Hohenzollern“ ah. An Ehrengösten waren'; die
chrenmitglieder Herr Generalmajor von Oidtman sowie die
herren Major Graf zu Rantzau und Major Beer erschienen.
der erste Vorsitzende, Kamerad Rechtsanwalt Hach, be—
zrrüßte die Anwesenden, wies in seiner mit Begeisterung
rufgenommenen Rede auf die Wichtigkeit dieses Tages in
der Geschichte unseres Vaterlandes hin, entwickelte ein inter—
ssantes Bild der Verhältnisse von Anfang des vorigen
Jahrhunderts bis zur Gründung des Deutschen Reiches,
sowie von der Jetztzeit und schloß mit dem Kaiserhoch
Nach Verlesung des PVrotokolls wurde zunächst des vet—
torbenen Kameraden Gölnitz gedacht. Die Versammlung
hrte das Andenken desselben durch Erheben von den Sitzen.
z5odann fand die Aufnahme von 9 neuen Mitgliedern statt,
enen warm ans Herz gelegt wurde, stets ihres Fahnen—
ides zu gedenken und treu zu Kaiser und Reich zu stehen.
dieselben wurden mit einem kräftigen HSurra seitens der
ibrigen Anwesenden begrüßt. Hierauf erstattete Kamerab
J. Green Bericht über die diesjährige Stellenvermittlung
es Kameradschaftsbundes, aus dem folgendes miigeteilt
ei: Wie in den Vorjahren, so hatte auch in diesem
zahr der Verein es in die Hand genommen, die Stellen—
ermittlung für die entlassenen Reservisten kostenlos zu über—
iehmen. Die Kommission bestand aus den Kameraden
ßraffunder, Böge, Quitzau, Kelling, Green und Oldenburg.
Pährend in den letzten beiden Jahren die Stellenver—
nittlung nicht so in Anspruch genommen wurde, wie in den
orhergehenden, hatte die Kommission in diesem Jahre die
freude, daß dies in recht weitgehendster Weise geschah.
ẽs haben die Vermittlung nachgesucht: 42 Arbeiter, 3 Hand—
verker, 1 Kellner und 7 Kaufleute, im ganzen 53, welche
ämtlich in Stellung kamen. Eine besondere Freude war
s, zu erfahren, daß selbst die Grenzgarnisonen die nach Lübed
intlassenen Reservisten auf die Stellenvermittlung des Kamerad—
chaftsbundes hingewiesen hatten. Auch die Marine war in
„iesem Jahre vertreten, und der Kommission war es möglich,
echs sich Meldenden gleich Stellung zu verschaffen. Es hätten
ioch mindestens zehn Reservisten hier am Platze und zwanzig
auf dem Lande recht gute Stellungen finden können, leider
juben sich aber nicht mehr gemeldet. Sehr zu bedauern ist
es. daß die guten offenen Stellen in landwirtschaftlihen Be—
rieben nicht besetzt werden konnten, da trotz der guten Löhne
ein Reservist zu bewegen war, die Stadt mit dem Laud zu
eltauschen. Arbeitsangebote lagen vor für 36 Arbeiter,
12 HGandwerker, 8 Kaufleute und 24in landwicrtschaftlichen
ßetrieben. Es wurden vom Herbst 1897 bis Herbst 1911
inschließlich 870 Reservisten durch die Stellenvermittlung unter—
ebracht, ein Resultat, welches jedermann zeigt, welch großen
degen diese Einrichtung des Kameradschaftsbundes gelstiftet
at. Herzlicher Dank wird am Schluß des Berichtes dem
zerrn Regimentskommandeur sowie den Herren Bataillons—
on mandeuren und Kompagniechefs für die weitgehendite und
iebenswürdigste Unterstützung ausgesprochen, nicht minder auch
jerzlicher Dank den hiesigen Behörden, den Herren Chefs und
Arbeitgebern für die in so großer Anzahl aufgegebenen offenen
Ztellen ausgedrückt. Herr Generalmasor v. Oidtman, der diele
kinrichtung des Bundes mit großem Interesse verfolgt, sprach
dem Vorstande seinen wärmsten Dank aus und bat, auf diesem
Wege fortzuschreiten. — Im Anschluß hieran wurde den
tameraden bekannt gegeben, daß die nächste Monatsversamm⸗
ung am 8. Nov. im Konzerthaus „Flora“ stattfindet, wo—
elbst Kamerad Oldenburg einen Lichbildervortrag über Eine
Nordlandreise“ halten wird. — Das Werningsche Festspiel
‚Königin Luise“ wird vom 1. bis 17. Dez. im Hansatheater
»on Mitgliedern des Bundes zur Aufführung gelangen. — Vor⸗
räqge der Regimentskapelle und des Kameraden Ruperti, sowie
emeinsame Lieder bildeten den Schluh des recht kamerad⸗
chaftlich verlaufenen Abends.
In der Gewerbe⸗Gesellichaft trat am Mittwoch abend
zie Vortragskünstlerin Frau Selma Midlich aus Dresden auf.
die Dame ist gelegentlich der hiesigen Tagung des „Deufschen
zereins für Volksbildung“ hier bereits vorteilhaft hervor⸗
etreten, auch die vorgestrigen Vorträge fanden reichen Beifall
er zahlreich Versammelten. Im ernsten Teil wurde besonders
ie Dichtung Nach Sibirien“ und das Leben in Rußland
son Geibel mit besonderem Gelingen zu Gehör gebracht. Viel
elacht wurden die heiteren Vorträge, Die Pfauenfeder“ und
Die betrübte Witwe“ neben anderen vortrefflich vorge⸗
ragenen feinkomischen Sachen.