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Die Uraufführung der „Ahnengalerie““ von Leo Walter
Stein und Ludwig Heller im Darmstädter Ho'theater hatte
in Gegenwart des Hofes einen starken, von Att zu Akt sich
steigernden Erfolg. Die originelle Hauptfigur des Miährigen
Famil enhauptes interessierte sehr. Der anwe ende Autor Stein
wurde oft gerufen und vom Grofherzog empfangen.
„Lohengrins“ Triumph in Varis. Die Große Oper gab
die 300. Aufführung von Wagners „Lohengrin“. Das
Publizum befand sich in Fesistimmunqg und zollte Jeanne Bour—
don (Elsa), Franz (Lohengrin) und Mme. Daunas (Ortrud) be—
geisterten Beifall. Seit dem -Lohenqrin“Siandal sind gerade
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ehre aus⸗ und fortgeführk wird, veschäftigte Goetye lebhaft
Schelling aber wandte sich später einer positivistischen Philo—
ophie zu. Was Goethe mächtig zu Spinoza hinzog, war dessen
kEthik. Die Lehre von der unbegrenzten Entwicklungsmöglichkeit
des menschlichen Geistes, der menschiichen Fähigkeiten, der gei—
tigen wie der moralischen. Goethe der ideelle Realist, war ein
uinermüdlicher Sucher. In jungen Jahren schon naschte er
am Mystizismus des Fräuleins v. Klettenberg, er vernahm
davaters religiöse Meinungen nicht ungerührt, der Pietismus
vurde ihm durch seine früheren Intimen, die Grafen Stol—
zerg, vertraut, den Katholizismus in seiner schwärmerischen
Gertiefung zeigte ihm die Fürstin Galizin. Der Jüngling Goethe
chlich einst zur Ohrenbeichte in den katholischen Dom. In
rinem Frankfurter Stübchen trieb er alchymistische, astrologische
Studien und Experimente, er beschäftigte sich mit dem geheim—
risvollen Wesen des Metallfühlens — um aus all diesen
»etwandten oder heterogenen Systemen klar und sonnig hervor⸗
utauchen und fortan seiner eigenen reinen, heiteren und gleich
eitig resignierten Ueberzeugung zu leben, in der sich meta—
nsische und ethische Weltanschauung innig verschmelzen. Er,
»er das Spiralprinzip im Pflanzenwachsstum fand, glaubte an
ine Darüberhinausentwicklung der Menschheit. Sein Unsterb⸗
ichkeitsglaube war, daß die Taten und die Gedanken jedes
üchtigen, tätigen Menschen durch ihr Fortwirken auch nach
einem Tode, losgelöst von seiner Persönlichkeit, weiterwirken
ind ihn dadurch unsterblich machen. — In der „pädagogischen
Provinz“ von Wilhelm Meisters Wanderiahren hat Goethe
Dokumente seiner Weltanschauung niedergelegt, wie wir sie
uuch in einer Reihe von Aussprüchen und Gedichten seines
eifsten Alters, so dem Vermächtnis von 1824, wiederfinden,
Jar, ruhig. und überzeugt mit sonniger Heiterkeit als schöne
zrkenntnisgesichte offenbart. Goethe, als Phantasiemensch,
onnte sich bei aller Klarheit des Geistes nie ganz vom
Itkultismus, vom Mystizismus im Gemüte freimachen. Ihm
zings, wie seinem Faust im höchsten Alter, auch er mußte sich
rmahnen, kein Zauberwort zu sprechen. Charakteristisch für
ine mystische Ewigkeitsvorstellung ist der Ausspruch von ihm,
r erwarte in der Ewigkeit nur die tüchtigen, tätigen, ganzen
Bersönlichkeiten wiederzufinden, nicht die anderen — Nietzsche
oürde sagen: die allzuvielen — die ihn hier unten schon
zenug bedrängten.
Die Lebensmĩttelteuerung und der Klaͤshandel. Die von
ins unter dieser Ueberschrift veröffentlihte Mitteilung ist nicht
»on der Handelskammer, sondern vom Detaillistenverein aus—
jegangen.
*WVerband dentscher Krankenpflege⸗Amstalten vom Roten
zrerz. Gelegentlich der Jahress tzung des Verbandes deutscher
Krankenpflege-Anstalten vom Roten Kreuzz 9. -11. Okt. d. J.
n Dresden, wurden die Teilnehmer der Prinzessin Johann
Seorg von Sachsen, der hohen Präsidentin des dortigen Albert—
Hereins, vorgestellt. Die Prinzessein unterhielt sich sehr liebens—
vürdig mit den Damen und Herren. Von Lübeck waren an
desend: Frau H. Boldemann, Frau Senator Wolpmann und
yrau Oberin Braunschmit. 2 F U
* Künstlerkonzert. Im Saale der Stadthalle fand gestern
ibend das Konzert des blinden Violinvirtuosen Herrn Gustav
Zrobst unter Mitwirkung der Konzertsängerin Frau Käte
dagel und des Klaviervirtuosen Hermann Ritzerau (Hannover)
»ei gutbesetztem Hause statt. Sämtliche drei Vortragende
eisteten Vorzüglicheßs und bei dem gut zusammengestellten
Brogramm war es allen Besuchern ein genußrzicher Abend.
das zahlreiche Auditorium ließ es denn auch an Bei—
allsbezeugungen nicht fehlen.
A 50. Jubiläumssängertag des Niedersächsischen Sänger⸗
zundes. Lübeck 1912. Der geschäftsführende Ausschuß für
en 50. Sängertag des N. S.B. hatte die Gesamtvor—
tände der hiesigen Bundesvereine zu einer Sitzung am
Mittwoch abend zur Bauhütte eingeladen. Auf der Tages
rdnung stand nur die Verlegung des in der ersten Ver
ammlung beschlossenen Termins für den Jubiläumssängertag
som 8. und 9. Juni sauf den 15. und 16. Juirti, do
ich herausgestellt hatte, daß der erstere Termin bereits
»om Verband der China- und Afrikakrieger belegt war zr
iner. Verbandsversammlung, zu welcher aus ganz Deutsch—
and die Kameraden nach hier zu kommen beabsichtigen.
Die Versammlung stimmte denn auch, nachdem der Vor—
itzende die Gründe für die Notwendigkeit einer Verlegung
»es Termins erklärt hatte und eine Verlegung auf den
l. und 2. Juni durch die Tagung des Reichsfechtschulenver—
zandes nicht zu empfehlen war, dem vom geschäftsführenden
Ausschuß vorgeschlagenen Termin zu. Der Vorsitzende gab
ioch bekannt, daß sich der geschäftsführende Ausschuß durch
Hinzuwahl der Sangesbrüder Rud. Schwenn, Vorsitzender
der vereinigten Männergesangvereine des N. S.B. zu Lübeck
ind Fr. Blanck erweitert habe. Der geschäftsführende Aus—
chuß setzt sich nunmehr wie folgt zusammen: K. Dett—
nann, 1. Vors., R. Schwenn, 2. Vors., K. Schröder, 1. Schrift—
ührer, L. Kirchmann, 2. Schriftführer, Fr. Blanck, Kassen
ührer, sowie als Beisiker: C. Schönwald. ReSiem. H.
Mews, J. Rath.
I Schẽffenztr't. Sitzung vom 12. Okft. Der Belei—
igung machte sich der Jachtmatrose Karl We. schuldig,
ndem er am 21. Auçust in angettunkenem Zusta dr und ohne
eden äußeren Anlaß, einen Oberlotsen und einen Lotsen in
Travemünde beschimpfte. Er wird dafür zu 50 M, event.
O Tagen Gefängnis verurteilt. — Wegen Mißhandlung
zat sich der Matrose Wilhelm E. zu verantworten. Am
8. Sept. kam der Angeklagte an Bord des Dampfers „,Se—
zenia“ mit dem Heizer H. in Wortwechsel darüber, daß letz—
erer dem Verbande“ nicht angehörte. Als der Angellagte
n der folgenden Nacht an Bord des Dampfers zurückkehrte,
zetrat er die Koije des H. und h'ieb sofort mit den Fäusten
zuf den nichts ahnenden H. ein. Er wird zu 1 Monat Ge—
ängnis verurteilt. — Wegen Mißhandlung und Be—
»rohung hat s'ich der Gelegenheitsarbeiter August Kr. zu
»erantworten. Die Familienverhält isse des Anellarten sind
»ffenbar recht traurige, denn die Frau hält sih offenbar aus
Furcht vor Gewalttätigkeiten des Angeklagten möglichst fern von
hm, schließzt sich auch öfter ein. Am 1. Okt. hat er sich aber
»och tätlich won seiner Frau vergriffen, indem er ihr Faust—
chläge an den Kopf, sowie gegen den Hals und die Schulter
»erabreichte. Ferner drohte er seiner Frau gegenüber, er
verde das Kind ihrer Todter umbringen. Das Urt.il lautef
ruf 3 Wochen Gefängnis. — Wegen Ruhestörung und
ßzeleidigung ist der Tischlergeselle Christian Wi. ange'lagt.
In der Nacht zum 13. Aunust machte sich der Angeklagte durch
autes Singen in der Schwartauer Allee demertbar. Statt
»ann auf Aufforderung eines Schutzmannes ruhiag zu sein, er—
zing er sich in beleidigenden Redensarten gegen den Beamten.
Der Angeklagte wird zu 5 Meev. 1 Tag Haft und zu 30M
ev. 6 Tagen Gefängnis verurteilt. — Der Uebertretung
»eß 8 361 Abs. 10 des Str. G⸗Bubat der Arheiter Johann
Schr. sich schuldig gemacht, indem er sich der Pflicht, für sein
unehelichen Kinder zu sorgen, trotz Aufforderung der Behörd
und obschon er dazu in der Lage war, entzog. Er wird 31
einer Haftstrafe von 10 Tagen vcrurteilt. — Wegen einer gan:
jleichen Uebertretung wird der Bautechniker Christian Ot. zu
20 MeGeldstrafe ev. 5 Tagen Haft verurteilt. Auch er hat
für eine uneheliche Tochter nicht gesorgt, obwohl er dazu
in der Lage war und von der Behörde eine bezügliche Auf—
forderung erhalten hatte.
Vom DeZug getötet. Gestern nachmittag gegen 124 Uhr
wurde der Arbeiter Beckmann, der bei seinem Sohne in
dem Bahnwärterhause Nr. 24 bei Schwartau wohnt, in
der Nähe des Restaurants „Zum Waldkater“ von dem
nach Eutin fahrenden D-Zuge erfaßt und getötet. Beckmann
hatte am Ufer der Trave, unweit der Anlegebrücke der
Hafenfähre bei Schwartau Gras gemäht und befand sich,
an der rechten Seite des Bahndammes, in der Richtung
nach Schwartau gehend, auf dem Wege nach Hause. Er
hat diesen gefahrvollen Weg benutzt, trotzdem er kurz vor—
her durch einen Bahnwärter auf den fälligen D-Zug auf—
nerksam gemacht worden war. Beckmann war kurzsichtig und
scchwerhörig. Beim Ueberschreiten der Geleise hat er üin—⸗
olgedessen das Herannahen des Zuges nicht wahrgenommes.
Er wurde von diesem zur Seite geschleudert; beim Hin—
rallen brach Beckmann das Genick. Es liegt demnach ein
relbstverschuldeter Unglücksfail vor.
0- Verhaftet wurden ein Schlosserlehrling von hier, der
zuf Grund eines von ihm gefälschten Schecks bei einer
hiesigen Bank 100 Meerhoben hat; bei seiner Festnahme
vurden von diesem Gelde noch 88 Mubei ihm vorgefunden;
owie ein in Ravensbusch wohnhafter Agent, der sich auf
Brund eines von ihm gefälschten Sparkassenbuches bei einen
hiesigen Geschäftsinhaberin 200 Muerschwindelte
— BAAMMVSIBVIIIL
Neueste Nachrichten und Telegramme.
Die Wirlungen des Kiirges auf din russischen Getrede xport.
W. Vetersburg, 13. Okt. Angesichts der Befürchtungen
ver interessierten Kreise wegen des freien Exports russischen Ge—
teides infolge des Krieges erhielt der russische Botschafter in
Konstantinopel den Auftrag, die Pforte auf die Wichtigkeit hin—
zuweisen, die die Frage für Rußland habe. Die Pforte ant-
wortete, sie werde sich nach der Londoner Teklaration von 1909
richten. Das Nichterhalten einer bestimmten Antwort bewog
die russische Regierung, ihrem Botschafter vorzuschreiben, der
Pforte folgende schriftliche Mitteilung zu machen: Die Kaiser⸗
iche Regierung erklärt auf Grund der Pariser Deklaration vom
Jahre 1856, wie auch auf Grund der Artikel 24 und 33 der
Londoner Deklaration, sie erachte diejenigen Ladungen russischen
Betreides als weder dem Arrest, noch der Konfiskation unter—
liiegend, welche unter neutraler Flagge aus den russischen Häfen
im Schwarzen Meer nach den Häfen Italiens oder den Häfen
anderer Reiche adressiert sind, soweit solche Ladungen nicht für
die Streitkräfte oder amtliche Stellen Italiens Bestimmung haben.
Jeden Versuch, die genannten Ladungen zu arretieren oder zu
'onfiszieren. werde die russische Regiernig als eine Verletzung
der Rechte Rußlands ansehen; sie warne vor der schweren Ver—
intwortung, welche die türkische Regierung dadurch übernehme.
Der russische Botschafter teilt nunmehr mit, daß die Uebergabe
der Note an das Ministerium des Auswärtigen am 8. Okt. er⸗
olgte, bisher fehle aber noch eine offizielle Antwort. Die
Psorte beabsichtige jedoch augenblicklich, sich auch an Artikel 34
der Londoner Deklaration zu halten. Unterdessen erhielt der
griechische Dampfer „Kitira“, der inzwischen den Bosporus er—
eichte, freie Durchfahrt. Der Fall gibt Anlaß, zu erwarten,
daß auch die übrigen Schiffe mit russischem Getreide ungehin—
derten Durchlaß erhalten. Dessenungeachtet besteht der Bot⸗
schafter auf Mitteilung einer offiziellen Antwort.
W. ODdessa, 13. Okt. Fast alle ausländischen
Dampfer mit Getreideladungen sind nach den Bestimmungs—
häfen ausgelaufen.
Türkischer „Verein des Hasses ggen Italien“.
W. Konstant'nopel, 13. Okt. Hier wurde unter dem Namen
„Verein des Hasses gegen Italien“ ein Spezialkomitee zur
Organisierung des schärfsten anti'alienischen Boykotts u d zur
Erziehung der Jugend zum Hasse gegen Italien gebildet. Das
Komitee veröffentlicht im 5.Tanin“ einen Appell, in welchem
alle Ottomanen zur Teilnahme aufgefordert werden. Das Ko—
mitee beabsichtigt Binnen kurzem einen Kongreh abzuhalten.
Der Berliner städtische Seefischverkauf.
W. Berlin, 13. Okt. Auch der gestrige zweite Tag des
tädtischen Seefischverkaufs hatte einen vollen Erfolg zu
derzeichnen. Im ganzen waren dreihundert Zentner frische
Seefische in der voraufgegangenen Nacht eingetroffen. Fast
überall mußten die Händler die Stände bereits um 112/4 Uhr
mittags schließen.
Die Elektrisierung der Berliner Stadtbahn.
W. Berlin, 13. Okt. Wegen der Elektrisierung der Stadt⸗
bahn finden zwischen dem Eisenbahn- und dem Finanzmini—
sterium zurzeit Besprechungen statt. Es ist nicht ausge—
ichlossen, daß schon in der kommenden Tagung an den
Landtag eine besondere Kreditvorlage gelangt für die Elektri—
sieruna der Berliner Stadtbahn.
Wachsender Aufstand in China.
W. Peking, 13. Olt. Die gesetzgebende Versammlung der
Provinz Hupeh sagte sich von der Kaiserlichen Regierung
los. Die Aufständischen dieser Provinz, die zehntausend,
iach anderen Berichten fünfzehntausend Mann stark sein
ollen, sollen dreißig moderne Geschütze erbeutet haben. Aus
Tschoengtu wird gemeldet, daß die Aufständischen von Szetschwan
»as ganze Gebiet westlich von Minho azwischen Kiating und
Kwan besetzten.
Ein Feuergefecht zwischen den Aufständischen in den
Forts von Wutchang und einem treugebliebenen chinesischen
triegsschiff wurde nach kurzer Dauer eingestellt, nachdem
die britischen und japanischen Konsulatsbeamten erklärten,
daß durch die Geschosse die Fremdenniederlassungen ge—
fährdet würden
Niederlage der Spanier in Marsklo?
W. Paris, 13. Okt. Wie der Agence Havas aus Port
Said unterm 12. Oktober gemeldet wird, verlautet aus
narokkanischer Quelle, die Kasbah Seluan seien am letzten
Dienstag von 500 Reitern angegriffen worden. Die Spanier
erlitten eine Niederlage und hatten erhebliche Veriuste. Hun—
dert Mann seien geköpft worden. Eine Kompaanie Infanterie
sei in Seluan eingeschlossen.
Erneutes Eindringen vortnugiesischer Monarchisten.
W. Lissabon, 13. Okt. Nach einem bisher unbestätigten
Gerüchte sollen die Monarchisten gestern die Grenze über—
schritten und zwei weitere Ortschaften besetzt haben