Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

der ausgesprochen wird, daß diejenigen Mitglieder akademischer 
Lehrkörper, welche den Modernisteneid geleisten haben, nicht 
Mitglieder der Korporalion „Deutscher Hochschullehrertag“ 
werden können, weil sie damit verzichten auf unabhängige 
Erkenntnis der Wahrheit und Betätigung ihrer wissenschaft— 
lichen Ueberzeugung und so einen Anspruch auf die Ehren— 
stellung eines unabhängigen Forschers verwirkt haben“. 
Diese Stellungnahme der deutschen Hochschullehrer zum 
Antimeodernisteneid bietet keine Ueberraschungen; ähnlich hatten 
lich schon früher zahlreiche der jetzt versammelten Universitäts- 
professoren ausgesprochen. Jetzt legen sie ihre Auffassung nur 
in einer präzis formulierten Resolution zum neuen Vereins— 
jstatut aktenmähig fest. Das ist natürlich ihr gutes Recht, 
denn jeder freie Verein kann selbstherrlich die Bedingungen 
feststellen, unter denen er seine Mitglieder aufnimmt. 
Interessant wurde die Debatte erst durch den Versuch 
füddeutsche. Gelehrte, die Ausschließung modernistischer 
Sochschullehre von deutschen Lehrstühlen zu er— 
zwingen. Die Freiburger Hocdchschule ist bereits mit 
dem Beweis der Wiöglichkeit jolchen Zwanges vorangegangen, 
»ndem sie für die Neubesetzuag einer latholisch-theologischen 
Professur einen Mann abgelehnt hat, der den Antimodernisten- 
eid geschworen hat. Es ist auch bekannt geworden, dakß die 
badische Regierung bisher praktisch sich den Weg des 
Freiburger Senates zu eigen gemacht und die zuständigen 
Instanzen angewiesen hat, keine „Antimodernisten“ in Vor—⸗ 
schlag zu bringen. Aber in Bayern ist an der Universität 
Wuürzburg bereits wieder ein Mann in Vorschlag gebracht, 
der den von der Kurie vorgeschriebenen Eid geschworen hat. 
Ist denn, so sagten die süddeutschen Vorkämpfer freier For— 
schung, in Bayern und auf sämtlichen deutschen Hochschulen 
nicht durchführbar, was in Baden möglich gewesen ist? Soll 
man nicht im Interesse freier Wissenschaft alle Senate deutscher 
Sochschuler. verpflichten, katholische Gelehrte als Professoren 
abzulehnen, die den Antimodernisteneid geschworen haben oder 
schwören wollenn 
Natürlich lautete die erste Antwort, die den Stürmern 
gegeben wurde: Wir haben gar nicht die Macht, einen 
solchen Beschluß durchzusetzen. Aber dann kam die Ueber—⸗ 
raschuung. das neue Moment in der ganzen Ange— 
legenheit: es wurde mitgeteilt, daß sich die preußische 
Unterrichtsverwaltung über das radikale Vorgehen 
der badischen Regierung „sehr erstaunt ausge— 
sprochen“ habe und keineswegs geneigt sei, diesen Weg zu 
beschreiten. Die badische Regierung habe denn auch bereits 
erklärt, daß sie in Zukunft an diesem Prinzip nicht fest«- 
halten könne! Darauf zogen nach kurzer Debatte die 
Tübinger Professoren ihren weitergehenden Antrag zurück, und 
der Deutsche Hochschullehrertag begnügte sich mit der einhelligen 
Zustimmung zur Statutenresolut?on seines Ausschusses. d. 
Inland und Ausland. 
Deutsches Reich. — 
Regelung der Sonmntagsruhe im Handeisgewerbe. Wie 
man schreibt, ist im Reichsamt des Innern ein Gesetz⸗ 
entwurf zur anderweiten Regelung der Sonn— 
tagsruhe im Handelsgewerbe fertiggestellt und be— 
reits dem Bundesrat zugegangen.“ Der Entwurf dürfte da— 
her in den nächsten Monaten den Gegenstand von Be— 
ratungen in den Ausschülssen des Bundesrats bilden. Er 
wird in den Einschränkungen der Beschäftigung an Sonn— 
und Festtagen nicht soweit gehen, wie der Vorentwurf, der 
vor einigen Jahren veröffentlicht wurde, aber in den Kreisen 
der Gewerbetreibenden lebhaften Widerspruch fand. Nicht 
unwahrscheinlich ist, daß der Gegenstand jetzt durch ein 
selbständiges Gesez und nicht durch eine Novelle zur Ge— 
werbeordnung erledigt wird. 
Bismarck und die Presse. Von dem kürzlich verstorbenen 
Poschinger wird als letzte Arbeit, die er noch besorgt 
hat, in Kürze ein Werk: „Bismarckund die Presse“ 
erscheinen. Seinen literarischen Nachlaß hat Ritter von 
Poschinger, dem Deutschen Boten zufolge, dem kaiserlichen 
Gesandten z. D. L. Raschdau testamentarisch vermacht. 
Deutscher Handelstag und Lebensmittelteuerung. In der 
letzten Ausschußsitzung des Deutschen Handelstages am 9. Okt. 
fand eine lebhafte Erörterung über die Frage der Lebens—⸗ 
mittelteuerung statt. Der Berichterstatter Kommerzien⸗ 
rat Engelhard (Mannheim) erörterte sämtliche für die haupt— 
sächlichsten Nahrungsmittel in Betracht kommenden Fragen. 
In der Besprechung wurde einmütig anerkannt, daß der 
einsamen Wüste. Die Sterne biickten stier und flimmerten 
nicht. —— 
Waldemar Quint griff mit beiden Fäusten an den Rand 
der Gondel und rüttelte daran. Das Tor tat sich nicht auf! 
Es brauste ihm in den Ohren, seine Finger wurden starr vor 
Kälte:; er achtete nicht darauf. Nur an dem Tor rüttelte er 
unablässig, bis ihm der schwächere Luftdruck das Blut unter 
den Nägeln hervortrieb. 
Da kam er wieder zu sich. Er riß an der Ventilleine 
und warf sich den Pelz über. Das Fahrzeug fiel, sank und 
hing. Totenstumme Stille ringsherum. Mit kalten Krallen—⸗ 
kingern griff die Einsamkeit an sein Herz. 
Er brauchte Menschen, einen Menschen wenigstens! Manuel 
war ihm von Oliver Splendy entrissen worden, Miguel war 
in Lissabon, — er hatte niemand!. 
„Marion!“ flüsterte er vor iich hin, und wieder riß er an 
ber Ventilleine. Die Lichter Funchals blitzten vor ihm auf. 
Er ließ den Motor laufen. Näher und näher schob sich die 
Insel heian. Niemand sah den Riesenadler, der lautlos im 
Schutze der tiefen Nacht vom Meere herüberschwebte. 
Die bleiche Quinta Splendy tauchte aus dem Dunkel der 
Gärten. Marion, die auf der Terrasse saß, sprang auf und 
ließ ihr Tüchlein flattern. Ein blitzender Anker schwebte 
hetunter, hakte sich in die Mauer und zog die Gondel an 
die Terrasse. 
Marion streckte sehnsüchtig ihre Arme aus, klammerte 
sich an die Hand, die ihr entgegenkam, und schwang sich 
hinüber. 
Waldemar Quint war nicht neehr einsam. 
Keines sprach ein Wort. Der Anker hakte aus, der Motor 
lauschte. Langsam schwebte der Ballon über Funchal hin. 
Marion schlug die Hände vor die Augen. 
„Wir sinken!“ rief sie und taumelte. Doch er hielt sie fest. 
„Es wird bald vorüber sein!“ sprach er ruhig und gab dem 
HBallson einen neuen Auftrieb. 
Er stieg zu den Wolken. Die Lichter in der Tiefe 
nersanken. 
„Es wird kühl!“ mahnte er sie. „Nehmen Sie mäinen 
Mantel um!“ 
Wohin fabren — 
tzandelskag schleunigst diese Fragen eingehend behandeln und 
u ihnen Stellung nehmen müsse. Der Ausschuß sprach 
ich deshalb dafür aus, daß sofort die Kommission des Deut— 
chen Handelstages betr. Steuern, Zölle, Außenhandel zur 
chleunigen Bearbeitung dieser Fragen einberufen und durch 
einige Mitglieder der Kommission betreffend Getreide ver— 
stärkt werde. 
Konservativ⸗freisinniges Stichwahlangebot abgelehnt. Auf 
das Stichwahlangebot der Konservativen für Schlesien 
in die fortschrittliche Volkspartei ist, nach der Bresl. Ztg., 
»em Grafen Harrach, als dem Vorsitzenden der Deutsch- 
donservativen für Schlesien, eine ablehnende Ant— 
vort erteilt worden. 
Der Reschzverband deuischer Städte, der die Vereinigung 
der Städte unter 25 000 Einwohner darstellt, hielt dieser Tage 
n Berlin s.ine zweite Mitgliederrersammlung ab. Unter den 
kingeladenen befanden sich Vertreter rerschiedener Behörden, 
wie des Ministeriums des Innern; des Landesdirektors der 
Brovinz Brandenburg, des statistischen Landesamts u. a., sowie 
der nationalliberale Land'agsabgeordnetez Oberverwaltungs— 
zerichtsrat Schiffer. Abgeordneter Schiffer sührte in seiner 
Erwiderung auf die Begrüßung des Vorsitzenden u. a. aus: 
Die mittleren Städte hätten bisher zu riel Bescheidenheit ge— 
eigt. Sie tragen aber ihre Bedeutung in sich. In unserem 
jesamten staatlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben leiden 
vir stark darunter, dah die berechtigken und wirksamen Fak— 
oren des Lebens nicht immer nach außen in einer Weise zum 
Ausdruck kommen, wie es ihnen gebührt. Zweifellos sei es, 
vas gewisse Elemente einen ungerecht großen Einfluß auf die 
offentliche Meinung haben; während reale Interessen an die 
Seite gedrüdt werden und sich nicht äußern können, wie sie 
s beanspruchen dürfen. Die Städte sind berufen, die trag⸗ 
ähigen Miltelschichten unseres staatlichen Lebens darzustellen. 
Daher sei es zu begrühen, daß sie sich jetzt koaliert haben, 
um ihren Platz zu bewahren. Auf der Tagesordnung 
sttand eine Reihe wichliger Themata zur bevorstehenden Ver⸗— 
valtungsreform, zur Mädchenschulreform u. a. 
Tagung des Verens Osideutscher Solzhändler und Holz⸗ 
ndufir eller. Die alljährlich im Oltober stattfindende allge— 
meine Tagung des Vereins Ostdrutscher Holzhändler und Holz 
ndustrieller, dessen Vereinsgebiet ganz Ost- und Mitte deutsch⸗ 
and bis zur Saale umfaßt, wird auf Einladung des Zweig— 
»ereins Pommern in diesem Jahre am 17. 18. und 19. Okt. 
in Stettin abgehalten werden. Die Tagesocdnung ist wie 
mmer sehr reichhaltig. Sie hat dieses Mal insofern eine 
zesondere Bedeutung; als Herr Oberforstmeister a. D. Riebel, 
Schloh Filehne über die Bestrebungen des Deutschen Forstwirt⸗ 
chaftsrates auff eine weitere Ausgestaltung seiner Tätigkeit zur 
Förderung der wirtschaftlichen Interessen des deutschen Waldes 
eferieren wird. Ferner steht zur Beratung die auch für Holz—⸗ 
jandel und Holzindustrie sehr wichtije Frage der Rechtsgültig- 
eit der Sicherungsübereignung; Referent hierüber ist Herr 
zustizrat Lippmann, Rechtsanwalt beim Oberlandesgericht zu 
Stettin und Mitglied des Hauses der Abgeordneten. Beson—⸗ 
heres Interesse in den Fachkreisen findet stets der Bericht 
es Vorsitzenden des Hauptverbandes Michalski, Berlin, über 
ie Geschäftslage des Holzhandels und der Holz'ndustrie. Auf 
ie Inangriffnahme der Vorarbeiten für dae bevorstehenden 
dandelsveriragsver handlungen weist ein Vortrag des Syndikus 
M. Busemann über die Einwirlung der seit 1906 bestehenden 
sandelsverträge auf Holzhandel und Holzindustrie hinn. 
Der Reich:tagsabgeordneꝛe Spathmann in Ecdcernförde, 
Mitglied der fretinnigen Volkspartei; will nicht wieder 
andidieren. Dem Vorstande des liberalen Wahlvereins 
ür den Wahlkreis hat er geschrieben; da er aus Gesund⸗ 
eits-z Geschäfts- und Berufsrücksichten nicht in der Lage sei, 
das Mandat wieder zu übernehmen. 
Frankreich. 
Die französische Presse über die Unterzeichnung des Marokko⸗ 
ibkommens. Die Pariser Presse begrüßt die Unterzeichnung 
des Marokkoabkommens mit großer Zurückhaltung, weil die 
dongofrage noch aussteht. Gaulois schreibt bezeichnend: 
Wenn unsere Befriedigung nur mäßig ist, so liegt das an 
»em Verhalten Deutschland.. Vor zwei Monaten wäre die 
Tufnahme ganz anders ausgefallen. Figaro weist auf die 
roßen Schwierigketten hin, die überwunden werden mußten. 
Mehrere Blätter warnen um der inneren Politik willen, das 
Finvernehmen mit Deutschland zu gefährden. Die nationalisti— 
sichen Blätter meinen, die Unterzeichnung verpflichte zu nichts. 
„Hinauf!“ sagte er und atmete ties. 
Eine graue, feuchte Dunstmasse ichlug flatternd über den 
Rand der Gondel, die wie ein Pfeil schräg nach oben schnitt. 
Ein wehes Gefühl faßte Maruion nach dem Herzen. Sie 
töhnte leicht auf. Waldemar Quint wandte sich. Sie haschte 
nach seiner Hand; er fühlte, wie sie heftig zitterte. 
„Sie haben Furcht?“ fragte er und ließ den Motor 
scchneller laufen. Die Schwankungen der Gondel verringerten 
ich merklich. 
„Nein,“ sagte sie und klammerte sich an seine Hand. 
„Wenn ich bei Ihnen bin, fürchte ich nichts!“ 
Sie wagte aufzustehen, sie schaute empor. Die Stahlrohre, 
an dener die Gondel hing, verloren sich in der dunklen 
Dunstmasse. Der Ballonkörper war nicht sichtbar. 
„Wo sind wir?“ fragte sie und schmiegte sich fest an ihn. 
„In den Wolken!“ 
(Fortsetzung folgt.) 
Theater, Kenst rnd Wissenschaft. 
Lübec, 13. Okt. 
ztadt⸗ Theater. 
„Carmen“. 
Gastspiel Margarethe Matzenauer. 
Der Name Matzenaueer und die damit verbundene emi— 
tente Künstlerschaft hatte trotz der hier oft gehörten Bizetschen 
Rper eine große Zuhörerschaft ins Theater gelockt, wenn auch 
die Fabel von einem aus verkauften Hause nicht zu Recht 
zestand. Dieser Umstand mag seinen Grund in der demnächstigen 
„Fidelio“-Aufführung mit Frau Matzenauer in der Titel— 
olle haben, da die große Künstlerin in diesem hehren Werke hier 
noch nicht zu Gehör kam und viele sich einen großen Genuß gerade 
on dieser Leistung versprechen dürften. Die heißblütige, genuß— 
üchtige Carmen findet in Frau Matßenauer eine Verkörpe— 
ung, wie wir sie uns denken. Durch ihre große Kunst ist alles 
cheinbar zur Natur geworden; wir fühlen mit ihr (wenn auch 
icht ganz so inwpulsiv!), und sind der Ueberzeugung. daß diese 
insß hoffen, daß doch noch eine Landabtretung vermieden 
würde. Uebrigens ist man allgemein der Ueber— 
zeugung, daß die Kongobesprechung nur kurze 
Zeit in Anspruch nehmen wird. 
Das Kongoabkommen vor der Budgetkommission. Der 
Minister des Aeußeren de Selves wohnte gestern nachmittag 
der Sitzung der Budgetkommission bei. Der Deputierte 
Piou führte aus, er habe mit seinem Verlangen, daß der 
Minister in der Budgetkommission erschelne, bezweckt, daß 
ie Kommission dem Minister ihre Besorgnis 
um Ausdruckbringe, die sie hinsichtlich der terri— 
torialen Kompensationen im Kongo hege. Die 
Abtretung dieses Gebiets, eines Teils des nationalen Be— 
itzstandes, sei ein Akt von höchster Wichtigkeit, zumal er 
ich mitten im Frieden vollziehe. Die Frage berühre die 
tationale Würde und Ehre und alle empfindlichen Ge— 
ühle des Patriotismus. — Der Minister betonte im Ver— 
auf seiner Antwort, daß Piou keine Frage gestellt habe. 
Ddas, was Piou wolle, sei eine Kundgebung seitens der 
Tommission. Liegt es in der Rolle und der Befugnis 
»er Budgetkommission, in einer Frage der äußeren Politit 
ine solche Kundgebung zu unternehmen, wenn sie nicht den 
zenauen Stand der Verhandlungen kennt? Ist es ganz sicher, 
daß diese Kundgebung, die anderswo, man weiß nicht wie 
zeurteilt wird, nicht eine ernste Lage schaffen würde? Die 
dommission werde nicht in der Unkenntnis der Dinge eine 
dundgebung unternehmen wollen. die gefährlich sein könnte. 
zn kurzem werde man dem Parlament sagen, was man 
zjetan habe; es werde dann über das vollendete Werk 
und das erzielte Ergebnis urteilen. Im Vertrauen auf 
den Patriotismus der ganzen Budgetkommission wie auf 
jen aller guten Franzosen bitte er, der Minister, die gegen— 
wärtigen Schwierigkeiten nicht noch zu vermehren. 
Italien, 
Rrlegsgefangene türlische Ofstejre g gen Ehrenwort frei— 
elassen. Einige an Bord der Dampfer „Sabah“ und „Newa“ 
gefangene türkische Offi:iere haben an die i alienische Regierung 
ine Bitte gerichtet, in der sie den italienischen Behörden ihren 
dank für die ihnen zuteil gewordene gute Behandlung aus—⸗ 
rücken und darum bitten, infolge ihres schlechten Gesund—e 
reitszustandes freigelassen zu werden, damit sie sich ir 
hrer Heimalt holen können. Andere türkische Offäziere, die 
ich im Augenblick ihrer Gefangennahme auf dem Wege in di 
zeimat befanden oder beurlaubt waren, haben gleichfalls um 
hre Freilassung ersucht, um nach Haus zurückzukehren. Die 
talienische Regierung hat wegen der beso deren Um— 
tände die Bitte di ser Offi ire günstig aufgenommen 
und Maßregeln getrosffen, fie in Freihtit zu setzem u ter dir 
Bedingung; daß sie sich auf ihr Ehrenwort verrflichten, ar 
vyem Feldzuge nicht weiter teilzunehmen. 
Japca. 
Ständige japanische Armee in Korea. Der japanische 
triegsminister brachte, wie nach einem Telegramm der St. 
Petersburger Telegraphenagentur aus Tokio verlautet, mit 
ßenehmigung des Kaisers im Ministerrat den Gesetzentwurf 
ein, eine ständige Armee in Korea zu schaffen, die aus 
wei Divisionen bestehen soll. Dazu ist ein Kredit von 
50 Millionen Yen für sieben Jahre erforderlich. 
Tagesbert. 
Lübeck, 13. Oktober. 
NeAltiengesellschaft Sochofenwerk Lübeck. In der heutigen 
I. ordentlichen Generalversammlung, in der 4963 Altien 
rertreten waren, wurde der Geschäftsbericht, die Bilanz und 
»zie Gewinn⸗ und Verlustrechnung für das Geschäftsjahn 
910/1911 debattelos und einstimmig genehmigt. Aus dem 
Tufsichtsrat schieden aus auf eigenen Wunsch die Herren 
Bankiers L. Sachs und Carl Cahn, beide in Berlin« 
yür sie wurden gewählt die Herren Bankdirektor Janus 
Lübeck) und Generaldirektor Scheel Gerlin-Grunewald). 
ßemäß des Gesellschaftsvertrages schieden ferner aus dem 
Aufsichtsrat aus die Herren Kaufmann Johs. Schwabroch 
Rechtsanwalt Dr. Görtz und Kaufmann C. Lüth, sämtlich 
n Lübeck. Die beiden Erstgenannten wurden einstimmig wieder⸗ 
zewählt, hinsichtlich des letzteren beantragte der Vorstand, 
dessen Stelle einstweilen nicht wieder zu besetzen; die Gründe 
u diesem Antrage könnten der Oeffentlichkeit z. Z3t. noch 
nicht mitgeteilt werden. Der Präses der Handelskammer, 
daufmann 5. Eschenburg, widersprach diesem Antrage. 
Herr Lüth habe bisher die Handelskammer im Auf— 
wilde Natur nicht anders handeln kann, und zwar öhne jeg— 
iche Gewissensbisse. Die voluminöse Stimme mit dem satten 
Altklang, der überzeugenden Tongebung, dürfte augenblicklich 
zicht ihresgleichen haben. Sollen wir aus dieser Prachtleistung 
ioch einzelnes besonders hervorheben, so sei die Todeskündigung 
ius den Karten genannt, die, in der besten Stimmlage der 
dünstlerin, ergreifend schön wiedergegeben wurde. Geradezu in 
ztaunen versetzt hat uns der Joss des Herrn Kollwißtz, um so 
nehr. da wir gestehen müssen, daß wir dieser großen Aufgabe 
„es Künstlers etwas skeptisch gegenüberstanden. An der gestrigen 
reistung war nahezu nichts auszusetzen. Der echt lyrische Klang 
er Stimme, gepaart mit ausgezeichneter Schulung des Organs 
ind vorzüglicher Aussprache, läht geianglich kaum einen Wunsch 
inbefriedigt. Dieses alles wußten wir, doch was der junge 
Sänger darstellerisch leistete, war geradezu überraschend und so 
iberzeugend, daß man wahrhaft ergriffen wurde von dem voll—⸗ 
tändig aus dem Gleichgewicht gebrachten Seelenleben des jungen 
Soldaten. Hier steht natürlich umser geschätzter Oberregisseur 
zertr Hermann Beyer im Hintergrunde; daß eine Saat aber 
eich auf so fruchtbaren Boden fäilt, ist gewiß nichts gewöhn⸗ 
iches. Frau Kruse-Tiburtius, wie immer musikalisch 
icher und stets hilfsbereit, hatte die Micgaëla übernommen. 
Diese von den Sängerinnen gewöhnlich ein wenig gering geschätzte 
Pattie wurde von Frau Kruse zu so hohen Ehren gebracht, daßß 
vir sie zu dem Vornehmsten und Besten zählen, was wir von 
der Künstlerin hörten. Die Micaéla hat eben mit schöcem Ge— 
ang auszugleichen, was sie der Carmen gegenüber an Interesse 
inbüßt. In diesem Punkte versagt Frau Kruse nicht so leicht, 
die ebensowenig in der Tüchtigkeit, was sie in der schweren 
zattie der Bertha im „Prorheten“ bewies. Nur beim Forcieren 
er Höhe muß die Sängerin vorsichtig sein; daß die Vartie der 
Micaëla dazu gar keine Veranlassung gibt, machte die Leistung 
»esto wertvoller. Der Escamillo des Herrn Langefeld 
var von ausgezeichneter, faszinierender Wirkung. Von Herrn 
'angefeld gilt das von Herrn v. Schenck Gesagte; der große 
zünstler strebt unausgesetzt. Es ist eine Steigerung in der Auf- 
assung des Escamillo bemerkbar, welche die frühere etwas sen— 
imentale Färbung der Partie ganz verwischte. Diesse r Escas- 
nillo war der Sieger über die Frauenherzen. Die beiden 
chmuggler Herr v. Schenck und Herr Schorn lösten ihre
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.