Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

szen Tiansport der Truppen siel ihr ohne Kampf von 
vornherein zu. 5. 3 
Der Einwand: man könne doch die dentschen Verhältnisse 
nicht mit den türkischen vergleichen, trifft nicht zu. Es sind 
nu? Unterschiede des Grades vorhanden, aber keine grun dsätz⸗ 
licher Natur. Und es wirkt beinahe wie eine voraus berechnete 
logische Ergänzung dieses Gedankenganges, wenn der englische 
Viinister Churchill vor wenigen Tagen in öffentlicher Rede 
sagte: Großbritannien sei zwar von den freundlichsten und 
friedlichsten Gesinnungen, müsse aber unter allen Umständen 
darauf bestehen, daß es die Meere unbedingt beherrsche. Im 
Verhältnis Italiens und der Türlei ist eine solche Unbedingt⸗ 
Jeit, wenn auch in geographisch beschränktem Maßstabe, Tat⸗ 
fache. Großbritannien strebt iit allen Kräften an, daß sein 
auf dasselbe Ziel gerichteter Wunsch ganz und sobald wie 
nönlich Tatsache werde. Und dem steht jener berühmte Satz 
in der Begründung zum deutschen Flottengesetze von 1900 
schroff entgegen: Der Satz vom Risiko. Risiko ist an sich 
ein sehr vieldeutiger Begriff. Hier handelt es sich um ein 
Risiko von solcher Höhe, daß dem deutschen Reiche entweder 
ein Friede in Ehren oder ein erfolgreicher Verteidigungskrieg 
gewährleistet wird. Dieser Grundsatz, der seinerzeit ebenso wie 
heute die ungeteilte Billigung des deutschen Volkes und seiner 
zesetzgeberischen Vertretung findet, muß fortwährend den 
wecdhselnden Verhältnissen militärischer und politischer Natur 
ntsprechend darauf geprüft werden, ob seine im Flottengesetz 
und seinet Durchführung enthaltenen Grundlagen noch genügen 
und ob der Grundsatz nicht beginnt zu einem inhaltlosen 
Worte zu werden, mit dem man weder den ehrenvollen Frieden 
nhalten, noch Schlachten schlagen kann. 
Der Deutsche Flottenverein hat diese Pflicht 
von dem Augenblick an übernommen, wo unter 
einer tätigen Mitwirkung das Gesetz von 1900 
zustande gekommen ist. Seit drei Jahren tritt er für 
eine Beschleunigung der Ersaßbauten ein, und es ist kein 
Wunder, wenn er gerade angesichts der augenblicklichen, vor⸗ 
stehend stizzierten Verhältnisse seine Stimme mit aller Macht 
erhebt. In den letzten Tagen sind von den verschiedensten 
Gruppen des Deutschen Flottenvereins Versammlungen abge⸗ 
halten worden, und jede Gruppe hat, wie die Eingangsworte 
shrer Entschließungen lauten, in ernster Sorge die Bitte an 
den Reichskanzler gerichtet, den Ausbau der Wehrmacht des 
Reiches zu beschleunigen. Bisher sind in den letzten Tagen, 
soweit dies bekannt geworden ist, an fünfzig Orten Versamm— 
lungen abgehalten und Resolutionen un den Reichskanzler ab- 
resand worden 
Das Schiffahrtsabgaben⸗-Gesetz im Prinzip 
angenommen. 
Tas Schiffahrtsabgaben-Gesetz kann, wie von parla⸗ 
nentarischer Seite mitgeteilt wird, als im Prinzip angenommen 
gelten. Man erwartet, daß es der Reichstag in der lommenden 
Session zum Gesetz machen wird. Der Reichskanzler hat durch 
den Staatssekretär Dr. Delbrüdch ertiären lassen, daß die Reichs— 
egterung kein finanzielles Interesse an dem Gesetz habe, sondern 
daß es sich nur noch um ein reines Meliorisationsgesetz für die 
Walserstraßen handle. Aber gleichzeitig, ist bekundet worden, 
daß man auf dem Boden der Kommissionsanträge sich zu ver— 
einigen gedense. Damit hat die Regierung in überraschender 
Weise Nachgiebigkeit gezeigt. Tie Kommissionsanträge sichern 
edem Teil eines Stromverbandes die Abgabenfreiheit, wenn 
irgend ein anderer Teil nicht gewillt dein sollte, an dem Ausbau 
des Stromes tätig mitzuwirken, oder es ist in das Belieben der 
einzelnen Landtage gesteilt, ob überhaupt Abgaben erhoben 
verden sollen oder nicht. Damit ist der Reichsgedanke, der 
Fedanke einer einheitlichen Reichswasserstraßenpolitik, den Dr. 
Delbtück betonte, zwar illusorisch gemacht. Das Gesetz ist im 
Prinzip rein partikularistisch, aber tatsächlich wird es unter diesen 
Kautelen doch wohl dahin lommen, daß man nach dem Prinzip 
borgeht: Alle oder keiner. Mit anderen Worten: Es wird 
wohl dahin kommen, daß das Gesetz doch tatsächlich zu einer 
einheitlichen Regelung des Reichswasserstraßen-⸗Ausbaues führt. 
Uebrigens hört man in parlamentarischen Kreisen, daß der Reichs⸗ 
lanzler die gegenwärtige internationale Lage, insbesondere wegen 
der neu entroliten, speziell Oesterreich interessierenden Frage für 
günstig hält, auch die Schiffahrtsabgaben als eventuelles Ver⸗ 
handlungsobjelt bei der internationalen Verrechnung der Inter⸗ 
essen zu verwerten. Ueber Hollands Stellung macht man sich 
anscheinend weniger Konfrerbrechen 
venn nicht gar siebzehn, rechnete er aus, bei forzierter Fahrt 
zielleicht zwanzig. 3 
Keiner merkte, daß die Lichter Funchals versanken, dah 
zie Insel zusammenschrumpfte und wie ein schwarzer Schatten 
zjinter den dunkelblauen Kulissen der Tropennacht verschwand. 
Die Musikkapelle raste ohne Unterbrechung ihre aufstacheln⸗ 
den Weisen herunter, und die tanzenden Paare fühlten Taum 
das Schwanken des Dechks, dessen Kiel sich mit einer Geschwin— 
digkeit von zwanzig Knoten durch die Ozeanwogen wühlte. 
Mr. Wilmington hob seinen Revolver, mit dem er seine 
Kommandos zu geben pflegte, hoch in die Höhe, so daß seine 
Faust über das Dach des Ruderhauses, das er im Rüden 
hatte, weit hinausreichte, und drüchte los. 
Mitten im Stück brach die Musik ab. Die Tänzer standen 
wie versteinert. Ein paar Damen fielen in Ohnmacht. Auch 
auf dem Achterdech merkte man jetzt, daß die Lampen von 
Funchal nicht mehr brannten. Ratlos lief man durcheinander. 
Die Stewards präsentierten grinsend ibre Sektkelche. Alles 
diängte nach vorn. J 
„Anhalten! Umkehren! Der Scherz geht zu weit!“ schrien 
vie Hetren in allen Sprachen der Welt zur Kommandobrücke 
hinauf. Mr. Wilmington schien taub zu sein. Einige Damen 
fielen nun in Weinkrämpfe. Manuel saß gebrochen auf dem 
Stuhl, dicker Angitschweiß stand ihm auf der Stirn. Marion 
— 
bebten. 
In diesem Augenblick senkte Mr. Wilmington den Kopf und 
cchaute über die Verschanzung der Brücdke. Nun rauchte er nicht 
mehr. 
„Warum amüsieren Sie sich nicht, meine Tamen und 
Zerren?“ fragte Mr. Wilmington harmlos. „Wir machen nur 
eine kleine Spazierfahrt.“ 
Die Musik fiel wieder ein und die Gäste beruhigten sich. 
Waldemar Quint lächelte, lehnte sich über die Reling, 
chaute zuweilen nach der Uhr und den Sternen und berechnete 
den Kurs im Kopfe. Die Jacht entfernte sich von Madeira 
auf der Brasilroute mit einer Geschwindigkeit von noch immer 
sechzehn Knoten. Plötzlich bemerkte er, daß die Jacht ohne 
Torplicht und Positionslaternen in die Finsternis hineinjagte. 
TAheder wor tlieser Amerikaner bodenlos leichtlinnig, oder er 
W. Berlin, 11. Okt. Die Schiffahrtsabgaben-Kommission 
es Reichstages beendete heute die zweite Lefung 
»es Gesetzes. Wesentliche Aenderungen wurden an den rest— 
lichen Bestimmungen nicht mehr vorgenommen. Nach dem Ver— 
auf der Kommissionsberatungen ist nicht daran zu zweifeln, 
daß das Gesetz auch im Plenum eine starke Mehrheit finden wird. 
Inland und Ausland. 
Deuisches Reich. 
Die Interpelration über Matoklo dürfte den Reichstag 
schon am dritten Tage nach seinem Wiederzusammentritt beschäf⸗ 
zjigen. Wie wir hören, will sich die Regierung auf eine Beant⸗ 
vortung der nationalliberalen Interpellation mit Rücksicht auf 
zie schwebenden Verhandlungen nicht einlassen, sondern nur 
urch den Reichskanzler eine kurze Erklärung abgeben. Die 
Parteien sind aber gesonnen; eie Besprechung der Interp lla⸗ 
ion auch ohne Mitwirlung der Regierung durchzusetzen. 
Der Worthaut der drei sozialdemokrauschen Interpellationen. 
eren Anmeldung wir bereits gestern abend meldeten, ist 
olgender: 1. Die Unterzeichneten rihten an den Herrn Reichs— 
anzler die Anfrage, welches der Stand der Dinge in den 
VBerhandlungen mit Frankreich bezüglich der Marokkofrage 
st. — 2. Was gedenlt der Herr Reichskanzler zu tun, um der 
notorischen Teuerung der notwendigsten Lebens- und Futter⸗ 
mittel, die zu einer Kalamität für den gröhten Teil des 
»eutschen Volkes geworden ist; entgegenzuwirken? — 3. Ist 
dem Herrn Reichskanzler bekannkt. dahn von siten ei er Reihe 
don Behörden gröbliche Verstöhe gegen den klaren Wortlaut 
»es Vereins- und Versammlungsgesetzes für des 
deutsche Reich begangen wurden? Und was gedenkt der Herr 
— 
Zehörden Geltung zu verschaffen? 
Verfahren gegin Pfarrer Traub. Das Konsistorium in 
Münster hat, wie wir heute früh telegraphisch berichteten, gegen 
»en Pfarrer Traub das Disziplinarverfahren einge— 
eitet in Verbindung mit 8 19 des Irrlehrengesetzes. 
Ddas Verfahren des Konsistoriums bezieht sih offenbar auf eine 
eußerung; die Traub in der von ihm redigierten Christlichen 
Freiheit getan hat. Die Prorinzialsynode in Soest hatte das 
Bfarrbesetzungsgesetz mit allen gegen vier Simmen angenommen. 
dazu schrieb Traub: „So kläglich hatten wir diese Provinzial⸗ 
ynode doch nicht eingeschätzt.“ Die Prosinziallynode hat dar— 
ruf Pfarrer Traub dem Kirchenregiment zur disziplinarischen 
Bestrafung empfohlen. Das in Aussicht genommene Verfahren 
vegen Irrlehre würde sich auf die Schrift zStaatschristen- 
um oder Volkskirche“ stützen, die Traub vor kurzem veröffentlicht 
hat. Traub hat darin ein Bekenntnis abgelegt, wonach er 
»as Apostolische Glaubensbelenntnis, die sogenannten Heils— 
latsachen, die Sakramente ablehnt und an einen perlsönlichen 
Sott im eigentlichen Sinne nicht glaubt. 
Eine Denhtsschrift des Prinzen Heinrich über das Flugwesen? 
Der Matin verbreitet aus angeblich bester Quelle über eine 
denkschrift des Prinzen Seinrich an den Kaiser 
eine Mitteilung, die wir wiedergeben, ohne ihre Richtigkeit 
prüfen zu können: Prinz Beinrich soll dem Kaiser 
Wilhelm eine lange Denkschrift vorgelegt haben, in der 
er die Ergebnisse des Flugwesens eingehend prüft und 
seine Ueberzeugung ausdrückt, daß der Lenkballonab,— 
getan und das Flugzeug das einzige Luftfahr— 
zeug ist, das ernste Dienste zu leisten vermag. Der Prinz 
eigte, in welchem Nachteil sich Heere befinden, denen Flug— 
euge fehlen, und beklagte es, daß die deutsche Industrie 
ich auf diesem Gebiete nicht betätigt hat, so daß zur 
Ztunde Deutschland in der Beschaffung von Flugzeugen 
»om Auslande abhänge. Die Denkschrift schließt mit der 
kmmpfehlung, daß der Kaiser im nächsten Jahre die Be⸗ 
oilligung von 30 Millionen Mark für den An— 
auf von Flugzeugen und die Errichtung der Ge— 
zäude veranlasse, die zu ihrer Unterbringung und Sand⸗ 
habung nötig leien. 
— 
FJrankreich. 
Die Einberufung der Kammer. Der Figaro schreibt: 
Man muß hoffen, daß die Regierung weder den Auf 
orderungen der Sozialisten, noch dem Verlangen des Ab⸗ 
eordneten Charles Benoist entsprechen, sondern es ab⸗ 
ehnen wird, die Kammer vor Abschluß des 
eutsch-französischen Abkommens einzube⸗ 
k— Areατ ια ⏑ mon —αR. 
var verrückt! Waldemar Quint tastete unwillkürlich an seine 
Taschen. Er hatte keine Waffe bei sich. In demselben Augen- 
lich fühlte er Marions weiche, zitternde Hand auf seinem Arm. 
„Mr. Quint!“ flüsterte sie mit bebender Stimme, „Sie 
aüssen uns retten. Sie sind der Einzige, der uns retten 
ann. Sie werden ein Mittel finden, uns von diesem wahn- 
innigen Menschen zu befreien. Ich weiß es bestimmt. Es ist 
ein Manm auf diesem Schiff außer Ihnen. Retten Sie uns! 
Netten Sie uns! Ich will nicht sterben!“ 
„Ich will es versuchen,“ sagte er. 
Dann ging er langsam auf das Achterdeck, warf blitz⸗ 
chnell seinen Frach ab, schwang sich auf das Bootsded hinauf 
ind kroch lautlos nach vorn. Mr. Wilmington hob wieder den 
sdevolver. Aber der Schuß versagte. Mr. Wilmington holte 
einen langen Arm wieder herunter und merkte zu seiner grenzen⸗ 
osen Verwunderung, daß er den Revolver nicht mehr in der 
zand hatte. Er drehte sich um und schaute in zwei stahl- 
laue, harte Augen und in ein schwarzes, rundes Kugelloch. 
„Well,“ sagte er ruhig und lüftete seinen Hut, „was 
vünschen Sie?“ 
Sie verlassen sofort die Brücke,“ befahl Waldemar Quint. 
„Ich übernehme das Kommando! Widmen Sie sich Ihren 
ãsten! 4 
(Fortsetzung folat.) 
Theater. Kunst und Wissenschaft. 
Lubed, 12. Ott. 
Verein der Musikfreunde. 
Zweites volkstümliches Konzert. 
Dirigent: Kapellm. W. Furtwängler. 
Was wir bei dem Probedirigieren des Hetrrn Furte 
vängler prognostizierten, ging am gestrigen Abend in über— 
aschend schöne Erfüllung. Herr Furtwängler, dem jetzt alle 
Kerhältnisse noch neu, wird nur lurzer Zeit bedürfen, um sich 
nit unserem vortrefflichen, anpassungsfähigen Orchester durch einen 
Blick zu verständigen. Schon gestern brachte das temperament— 
»olle Empfinden des Dirigenten wundervolle Steigerungen her— 
»or, die namentlich in den Préludes von Liszt zu großartiger 
Nirkung kamen. Dieses von den 24 Unfonischen D'chtungen 
ich mit den deutsch-französischen Besprechungen beschäftiger 
und ihren glücklichen Ausgang erleichtern, indem man au 
der Karte des Kongo die versprochenen Entschädgungen 
die wir als Entgelt für unsere Freiheit in Marokko schuldig 
ind, einzeichnet. Die nervösmachenden Interpellationen ir 
der Kammer und die fieberhaften Erörterungen in der 
Wandelgängen wirken nur hemmend oder stellen eine Ge 
fahr dar, die nicht dazu angetan ist, die Verhandlungen 
zu beschleunigen und das Ansehen der UAnterhändler zu 
jtärlen. Möge Calllaux sich wie vor der größten 
aller Gefahren, davor hüten, die Kammer vor dem 
Abschluß des Akkordes einzuberufen.“ 
Hollaud. 
Der Kampf um das aligemeine Stimmrecht. Im Namer 
ber katholischen Rechten erklärte gestern der Abgeordneté 
Stolens, seine Freunde würden sich dem Antrage, an die 
Königin eine Adresse, betreffend das allge— 
neine Stimmrecht, zu senden, nicht widersetzen. Der 
Sozialistenführer Troelstra, der einen solchen Antrag ein— 
zrachte, beantragte Dringlichkeit für die Revision 
ver Verfassung, wodurch die Einführung des allgemeinen 
Stimmrechts möglich würde. Er erklärte ferner, die So 
zialisten würden die Obstruktion beenden, wenn die Be— 
ratung ihres Antrages vor der über das Budget für Indien 
erfolgen würde Die Kammer nahm diese Bedingung an 
* 
Tagesbericht. 
Lübeck, 12. Oktober. 
Serauegabe des allgemeinen Tarifs der rusischen Eisen 
zahnen in deutscher Uebers tzung. Die Handelskammer über— 
endet uns folgende Mitteilung: Von der preußischen Eisenbahn— 
ireltion zu Bromberg wird darauf aufmerlsam gemacht, daß 
n nächster Zeit im Verlage der Grumanerschen Buchdruckere 
bvon Richard Krahl in Bromberg der vom Eisenbahnober— 
elkretär Nelte übersetzte allgemenne Tarif der russisschen Cifen— 
hahnen in deutscher Sprache erschinen wind. Der Teil J eit— 
zält die allgemeinen Bestimmungen, Vorsch iften für die Fracht 
»erechnung und für die nach besonderen Grundsätzen stattfindende 
Beförderung gewisser Güter, Bestimmungen für die Beförde 
rung von Begleitern sowie Namen und Vorschriften für die 
Erhebung der Nebengebühren und sonstigen Gebühren. Der 
Teil II umfaßt die Schemata der verschiedenen Normalklassen 
und Differentialtarife, die Warenklassisisat on sowie die Aus— 
nahmetarife für die Eil- und Frachtgüter. Die UAebersetzung 
entspricht dem neuesten Tarifstande. Auch die bither in Form 
esnes besonderen Swodes herausce ebenen Kohlentarife sind 
in ihr enthalten. Der Preis beträät 10 M. Das Burcau der 
Handelskammer Lübeck ist bereit, Bestellungen auf das Wer'! 
zu vermitteln. 
*Automobile Benzinmotor⸗Spritze für die Feu:rwehr. De— 
Senat beabsichtigt zur Mitgenehmigung der Bürgerschaft zu 
tellen, dah der Behörde für das Feuerlöschwesen zur An— 
chaffung einer automobilen Benzi imotor-Spritze 27020 Muzur 
Verfügung gestellt und dah diese Summe auf Abschnitt XIX 
des Voranschlages für das Rechnungsiahr 1911 angewiesen 
verde. In der Beratung dieses Senatsantrages in der 
estrigen Sitzung des Bürgerausschusses beantragte Herr Dr. 
Ziehl, statt der Worte „auf Abschnitt XIXX des Boranschlages 
ür das Rechnungsjahr 1911 angewiefen werde“ zu setzen: 
in den nächstjährigen Voranschlag der Behörde für das 
Feuerlöschwesen eingestellt werde“'. Des woiteren beantragte 
herr Dr. von Broden: Der Bürgerausschuß wolle den Senat 
im eine Aeußerung darüber ersuchen, a) ob die Uebe'schüsse 
der städtischen und der vorstädtischen Brand-Assekuranzkasse zu 
den Ausgaben des Feuerlöschwesens der Stadtgemeindse zu 
rübeck herangezogen werden können; b) ob die Sebstver— 
icherung der Stadtgemeinde unter Verminderung der Rüch 
ersicherungen erweitert werden kann; und c) ob es möglick 
est, die Gebäudeversicherungen bei der vorstädtischen Brand 
Assekuranzkasse zu erweitern, insbrsondere durch Ueberrahme 
der Feuerversicherung von Fabrikgebäuden. Der Bürgeraus 
schun beschloß. den Senatsantrag in der von Dr. Ziehl bean— 
tragten Fassung zur Mitgenehmigung durch die Bürgerstdadt 
zu empfehlen und das von Dr. von Brocken beantraate Er 
uchen dem Senat entgegenzubringen. 
*Die Senatsvorlage beir. die Neuordnung des Armen 
vesens beschäftigte den Bürgerausschuh in seiner gestrigen 
Sitzung. Er hat im wesentlichen den von seiner zur Vorprü— 
sung der Senatsvorlage eingesekten Kommission brantragter 
E — — 
Liszts wohl am meisten zu Gehör gebrachte kraft- und schwung— 
olle Werk dürfte mit seiner hinreißenden Melodie auch wohl 
am besten imstande sein, sich ein grohßes Publikum im Sturm 
u erobern. Als sehr feinsinniger Dirigent erwies sich Herr 
Furtwängler in zI'Arlésienne, zweite Orchestersuite von Bizet“ 
inem Werke voll von eigenartig anmutenden Harmonien; süd 
ranzösische Musik, die uns Deutschen aber nach der nahezu po— 
zuläur gewordenen Oper „Carmen“ nicht mehr so fremd erscheint. 
Dem ersten, vielleicht eingänglichsten Satze, in welchem von un— 
erem Platze aus die melodieführenden Geigen nur manchmal 
on den Posaunen etwas übertönt wurden, folgte ein Sath 
rnsteren Charakters, der zum besseren Verständnis aber wohl 
es öfteren gehört werden muß. Der dritte Satz, in 
chmärmerisch⸗heiterer Stimmung gehalten, bringt eigenartige 
Instrumentaleffekte, beispielsweise ein Zusammengehen von Flöte 
ind Harfe. Das feurige Finale macht den brillanten Beschluß 
des eigenartigen, feinsinnigen und reizdollen Werkes, dem wil 
roch öfter wieder zu begegnen hoffen. Die Ouvertüre zu „Rienzi“ 
»ie diesem Werke voranging, erntete reichen Applaus. Wii 
ührten den zweiten Teil des Konzertes zuerst an, weil er der 
vertvollere war. Den Anfang des ersten Teiles bildete die 
Zuvertüre zu „Fidelio“ in Edur, die uns in den Fortestellen 
bielleicht etwas zu kraß erschien, im übrigen aber in exalter 
Weise zur Ausführung kam. Zwischen zwei bekannten Menuetten 
„on Boccherini, die äußerst fein abschattiert wiedergegeben wurden 
ind dem Hochzeitsmarsch aus dem „Sommernachtstraum“ von 
Hiendelssohn, war eine Fantalie für Flöte aus der Oper 
Carmen“ von Bizet-Borné eingeschoben, die von Herrn Car! 
LIrich mit wundervoll weichem Ton und außerordentlichen 
Zravour zu Fehör gebracht wurde. Ob die Bizetschen Melodien 
duich die sehr schwierigen Variationen, die kaum noch das 
Driginal erkennen lassen, gewinnen, ist eine Frage, die wir da— 
zingestellt sein lassen wollen. Den dritten Teil des Konzertes 
hörten wir nicht mehr, nahmen aber von dem Vorhergegangenen 
einen großen Genuß mit nach Hause. Unser musikalisch so sehl 
begabter Kapellmeister Furtwängler wurde mit reichem Beifal' 
hedacht M. Stiehl— 
Die gall sche Vefestigung von An. sign entdeckt. Bei den Ae— 
abungen des albten Alesia; der Hauptstadt jener kel—
	        
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