Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

ten, an den Werhnachtsfeiern 3000. In den 9 Seemanns 
heimen wohnten 6600 Gäste in 40 000 Schlafnächten; die 
76esezimmer wurden von über 110 000 besucht und die 
Berufsarbeiter standen an 7700 Krankenbetten. Ferner 
wurden 512000 M seemännische Ersparnisse von den Sta⸗ 
onen verwaltet — in Bremerhaven⸗Geestemünde allein seit 
Beginn 24 Milflionen Mark —, davon wurden 200 000 M 
in die Heimat Wermittelt. Im Sinblick auf die wachsenden 
Aufgaben, deren Lösung die nahe Zukunft fordert — in 
Geeftemünde und Altona drängen die Verhältnisse zum Bau 
eines eigenen Heimes, in Soboken zur Vergrößerung der 
Raume, die sich schon bald nach der Eröffnung als un— 
zulänglich erwiesen — bedarf der Verband der Unterstützung 
erZeuesten Kreise. Große Aufgaben lassen sich nicht mit 
kleinen Mitteln lösen, Großbritannien und Norwegen sind 
Ans auf diesem Gebiete weit voran. Möchte auch Deutsch- 
land mehr und mehr erkennen, daß eine umfassende See⸗— 
mannsfürsorge im In⸗ und Auslande eine Liebespflicht des 
ganzen Volkes ist und der Verband gemeinsam mit den 
beiden anderen deutschen Komitees durch Darbietung größerer 
Mittel in den Stand gesetzt werden, dies christlich⸗nationale 
Liebeswerk auszubauen. Zahresberichte usw. werden unent⸗ 
geltlich vom Generalsekretär Seemannspastor Thun in Altona 
versandt. 
SZwangsverkãäufe. Im amtsgerichtlichen Termin am 
10. Okt. 1911 wurden versteigert: 1. Das dem Maurer⸗ 
meister K. J. SB. Sering zu Bremen gehörige, mit 49 100 M 
beschwerte Grundstück Parkstraße Nr. 80. Das Meistgebot 
don 46 400 Muwurde abgegeben von dem Ingenieur 8. 
D. Nissen zu Schwartau. Ueber den Zuschlaäg soll am 
24. Ott. 1911 entschieden werden; 2. das dem Arbeiter 
F. L. E. Schuster zu Lübec gehörige, mit 21000 Mube— 
schwerte Grundstück Kottwitzstraße Nr. 40. Das Meistgebot 
von 20000 Muwurde abgegeben zu gleichen Anteilen von 
dem Sobelmeister Chr. J. C. Helms und dem Kaufmann 
J. 55 3. Solst zu Lübed. Der Zuschlag wurde ihnen 
uf Antrag sofort erteilt; 3. das den Erben des Chr. 
J. 8. Baase zu Lübed gehörige, mit 2660 Mebeschwerte 
Grundstüch An der Antertrave Nr. 19 (18 u. 19). Das Meist⸗ 
gebot von 520 Mwurde abgegeben von der Witwe des 
Buchdruckereibesitzers J. N. 8. Rahtgens, Alwine geb. Voß, 
zu Köln a. Rh. Ueber den Zuschlag soll am 24. Okt. 
1911 entschieden werden; 4. das dem Maurer Chr. W. 8. 
Sermann zu Lübed gehörige, mit 19 294,15 Mubeschwerte 
Grundstück Goebenstraße Nr. 18. Das Meistgebot von 19 160 
Mark wurde abgegeben von dem Schlossermeister A. H. P. 
Bumann zu Lübeck. Ueber den Zuschlag soll am 28. Okt. 
1911 entschieden werden. 
SDie Lubeder Schleppiagd⸗-Vereinigung des Lübeck⸗Trave⸗ 
münder Rennllubs ritt gestern bei gutem Wetter, dem Wunsche 
der Mehrheit der Mitglieder Rechnung tragend, zum ersten 
Male in dieser Saison eöine Schnitzeljagd. Herr Schleth— 
Riemark hatte in bekannser Liebenswürdigkeit wiederum seine 
Koppeln zur Verfügung gestellt, wofür demselben quch an 
dieser Stelle nochmals herszlichst gedankt Ii. Um 2 Uhr setzte 
sich das Feld vom Allgemeinen Krankenhaus in Bewegung, 
Herr Adolf Longuet hatte sich erboten; als Fuchs zu reiten 
Nachdem Vorrade erreicht war, hier scharf nach rechts umge 
bogen und somit die Richtung auf Niemark aufgenommen war, 
wurde die Jagd angerit‘en. Eine Anzahl natürlicher Gräben 
und künstlicher Hindernisse erwarteten die Reiter. Kein Sprung 
wurde ausgelassen, da der Master mit Rücksicht hierauf die 
Liebenswürdigkeit hatte, die Pace entweder zu beschleunigen 
oder zu verlangsamen. In den Kreisen der Zuschauer scheinen 
Schnitzelijiagden den größeren Anklang gefunden zu haben, denn 
es waren weit mehr Wagen,; wie sonst üblich, beim Halali zur 
Stelle. Auf der großen Koppel an der Chaussee Krummesser 
Baum—Krummesse gab der Master; Herr Hauptmann Staven—⸗ 
hagen, die Jagd frei und der Kampf konnte beginnen. Er 
mochte gut 15 Min. währen, jeder der Reiter hatte Chancen, 
die Trophäe zu erhalten, aber entweder machte der Fuchs, 
Dank des geschickten Reitens, im entscheidenden Moment eine 
Wendung, auf die man nicht gefaßt war, oder er zog, schneller 
werdend, wieder einize Längen vom Felde hinweg. Schließlich 
var Herr Lt. Schwers der Glückliche, welcher den Sieg für sich 
n Anspruch nehmen lonnte. Die Brüche waren schnell verteilt 
uind man stärkte sich an den unter freiem Himmel gereichten 
Erfrischungen, die allseits dansend gern ange ommen wurden. 
Fine gemeinschaftliche Kaffeetafel von 25 Personen hielt die 
Reiter dann noch länaere Zeit im Krummesser Baum zusomm⸗t 
u liegen. Die Frau Braun war bei Frl. von Neuendor 
fut und sicher aufgehoben. Herr Kapellmeister Blumann 
eitete die Oper im Ganzen mit gutem Gelingen; zu Anfang 
varen die Tempi etwas flacernd, hervorgerufen durch die Un— 
uhe des Dirigenten, im Laufe der Vorstellung aber wurde 
der Taltstoch mit größerer Sicherheit gehandhabt, und manches 
zelang sogar recht gut, wie beifpielsweise die Begleitung zu 
oem Soli des van Bett. Herr Blumann ist zu musikalisch, 
im nicht auf dem Gebiete des Dirigententums auch bald einige 
Erfolge verzeichnen gu können. Auf dem Gebiete der Regie— 
tätigkett war fast alles beim Alten geblieben, bis auf die Aen— 
derung des Schlusses, den wir in dieser Fasfung weniger glaub⸗ 
haft fanden, wenn auch der andere Schluß (der Zar auf dem 
Siffe) vielleicht einen etwas tableguähnlichen Eindrug macht. 
Es iit doch aber wohl kaum anzunehmen, daß der Zar in voller 
Uniform noch einmal wieder in den Saal kommt, dessen „Fenster 
sich nach dem Hafen öffnen“, um von allen Abschied zu nehmen; 
die Empbrung der Strelitzen wird ihn schnell genug forttreiben. 
Die Chöre waren sicher und klangshön namen ic machten sich 
ein paar hübsche Tenöre geltend. Ein eingelegter Holzschuhtanz 
war wirkungsvoll und wurde lebhoft betlatscht. 
M. Stiehl. 
—fÆßVWE 
Stadthallen⸗Theater. 
„Im weißen Rößl“, 
Lustsplel in 3 Akten von Blumenthalhund Kabelburg. 
Man hatte die übrig gebliebene Zugkraft des „Weißen 
Rößl“ dosh überschätzt, nachdem es von Direktor Feldhusen 
in zwei aufeinander folgenden Sommern vorgeritten war. Aber 
das kleine Häuflein, das sich eingefunden hatte, applaudierte 
unverzagt dem guten Spiel der Künstler, die sich ebenfans— 
die heitere Laune nicht verderben ließen.. 
Marianne und Julius Heydecker gaben die Rößl— 
wirtin und ihren Oberkellner mit erquidden der Echtheit des 
Dialekts. Frau Heydecker faßte die Josepha Voglhuber frisch 
und refolut an, ohne große Sentimentalität, und war gerade 
deshalb recht anziehend. Heydeders Leopold dagegen zeigte 
sich gerade in den sentimentalen Portien am besten und über⸗ 
zeugendslen. Mer fand er sebr schüöne Töne, während 3. B. 
Anzelgenschwindel von sogenannten Grundstũdzmaklern. 
In letzter Zeit hört man wieder von Betrügereien einzelner 
uswärtiger Grundstücksmakler, die Verkaufslustige zur Be— 
fellung von Verkaufsanzeigen überreden und nachträglich ihre 
Dofer mit Anzeigenrechnungen über Hunderte von Mark über— 
aschen, während die Geschädigten höchstens 20 -30 Maauszu⸗ 
geben gedachten. Das ganze Geschäft dieser sogenannten Matler 
eruht auf Schwindel und besteht in der Hauptsache darin, 
don ahnungslosen Landleuten und Kleinbürgern Auftragsʒettel 
ingelesen oder ohne genaues Verständnis des Inhalts unter—⸗ 
chreiben zu lassen und sie dann ohne angemessene Gegen— 
eistung um hohe Beträçe zu prellen. Der Verein Schle zwig⸗ 
ʒzolsteinischer Zeitungsverleger fordert hiermit die Geschädigten 
zuf, ihm unter der Asddresse seines Schriftführers (Direktor 
Johnsen vom Heider Anzeiger, Heide iĩ. H.) derartige Betrüge— 
reien zu melden, damit Untersuchung und Strafanzeige gegen 
die Schuldigen möglich ist. Machdruck erwünscht.) 
Die Ebereschenfrüchte soll man an den Sträuchern 
schonen. Der Herbst bietet den Vögeln reiche Ernte und 
nich dem Vogelfreund viel Gelegenheit, allerlei als Vogel⸗ 
utter für den Winter zu sammeln. Aber man decke den 
Futtertisch der Natur nicht zu gründlich ab! Diese Mahnung 
zilt ganz besonders hinsichtlich der leuchtend roten Ebereschen⸗ 
zeeten; doch ebenso auch betreffs der anderen beerenartigen 
Früchte, sofern sie nicht von selbst abfallen. An ihren Platzen 
Lerblieben, halten sich die Früchte am allerbesten und sie 
ilden dann bis tief in den Winter ein stets begehrtes und 
ederzeit vorhandenes Futter. Die Kinder müssen über die 
Bedeutung belehrt werden, damit sie die Früchte nicht mut⸗ 
willig abbrechen. 
MeEin großer Silberdiebstahl ist in der verflossenen Nacht 
in der Villa des Berrn Kommerzienrats Pflüg, 
an der Musterbahn belegen, verübt worden. Der Gesamt—⸗ 
wert der gestohlenen Sachen beträgt etwa 5000 M. 
Der Einbruchsdiebstahl scheint von zwei Dieben aus— 
geführt worden zu sein. Wahrscheinlich sind sie von der 
Mühlenstraße her an den Bittern der Gärten entlang 
seturnt und so auf das Grundstück Musterbahn Nr. 9 
selangt. Vom Garten her sind die Spitzbuben dann in das 
zaus eingedrungen. Die Schlüssel zu den Behältern des 
Alberzeuges steckten in den Schlössern, so daß die Diebe 
um Oeffnen der Behältnisse keine Gewalt anzuwenden 
rauchten. Dagegen haben sie an einem Schreibtisch ein 
Z„chloß gewaltsam gaufgebrochen, aber aus demselben nichts 
ntwendet. Auch einen großen Teil des Silberzeuges 
iehßen die Diebe zurück, obgleich es ihnen bequem zur 
Hand lag, vermutlich deswegen, um diejenigen Gegenstände, 
ie sie sich ausgesucht hatten (zum Teil große Stücke) in Sicher⸗ 
heit bringen zu können. Gestohlen wurden folgende Sachen: 
l Jardiniere aus getriebenem Silber, verziert mit Figuren 
und Arabesken etwa 75 cm lang, 25 em breit und 30 em hoch, 
sJilberne Bierkrüge mit eingeprägtem Wappen, etwa 
Oem hoch, 1 große Zuckerschale aus getriebenem Silber 
n Form eines Pokales, etwa 35 om hoch, schwedische Arbeit, 
; große silberne Eßlöffel;, dgroße silberne Forken, 
ez. P. 3 kleine silberne Forken, 1 Teebrett aus 
etriebenem Silber (Rokoko), etwa 50 cm lang und 35 em breit, 
silberne Teekanne; 1 Fiberne Kaffeekanne, 1 
ilberne Zuckerdose, 1 si berne Kuche nschale, etwa 20 em 
»och, und 11 9oldene Mokalöffel. Die 
Diebe haben mit ihrem Raube die Villa wahrschein⸗ 
ich auf demselben Wege verlassen, auf dem sie gekommen 
sind. An einer Stelle des Gartens, an der Grenze des 
ßrundstückes Nr.“ 7, fand man den Decel zu der ge⸗ 
tohlenen Zuckerschale und ein Tischtuch. Hier haben indessen 
»ie Einbrecher den Gartenzaun nicht überstiegen; wo dies 
eigentlich geschehen ist, hat bisher nicht festgestellt wer— 
den können. Vermutlich sind die Spitzbuben, da sie 
mit ihrer Beute schwerlich an den Gartengittern entlang 
klettern konnten, durchs Wasser davongewatet. Wo sie wieder 
rufs Trockene gelangt sind, ist nicht nachweisbar, da es heute 
norgen geregnet hat und dadurch alle Spuren vernichtet worden 
ind. Infolgedessen fehlen auch noch nähere Anhaltspunkte 
iber die Einbrecher. Ein Fahrzeug können die Diebe nicht 
»enutzt haben. Es ist nur ein einziges Boot auf dem 
Mühlenteich vorhanden, nämlich dasjenige des Stadtgärtners. 
ODieses war aber heute morgen noch an derselben Stelle und 
n derselben Weise befestigt, wie es gestern abend angekettet 
worden ist. Daß sich die Diebe die Zeit gelassen hätten, 
das Boot genau so wieder fest zu machen, wie sie es vor⸗ 
Eeeee—e——eeeee ————— — J —ß 
die Pointe „i bin jetzt das Roß“ fast verloren ging. Ein 
prächtiger Giesece war Schweisguth, der den Berliner 
zugunsten des allgemein Menschlichen etwas abdämpfte, indem 
er das verärgerte und verbitterte Gemüt des fleißigen, streb— 
amen Mannes mehr hervorhob, als sonst üblich Marta 
Römer, welche die Ottilie Giesecke spielte, bringt den ein— 
rachsten, alltäglichsten Dialog so prätentiös heraus, als spräche 
ie in einer Frauenstimmrechtsversammlung oder interpretierte 
Iskar Wilde. Rollen wie die Ottilie verlangen nichts wie 
Frische und Natürlichkeit. Ernst Alberts Spezialität sind 
a die alten Gelehrten, er war auch gestern ein liebens— 
vürdiger Hinzelmann. Die lispelnde Tochter brachte Marie 
dilbrecht äußerst anmutig heraus. Daß Arno Hoß der 
dr. Siedler, diese typische Schwerenöter- und Bonvivantrolle, 
zut und bequem liegt, braucht kaum erwähnt zu werden, 
ar war denn auch eine sehr erfreuliche Erscheinung. Dasselbe 
/ann man von Schürers Sülzheimer und Olga Renners 
Bettlerin sagen, deren jubelnder Gesang das Stüd so stim— 
nungsvoll einleitet. Die kleinen Evisoden waren sonst vielfach 
rarbloser. als nötig n B8. O.B. 
ο y 
Eine Reger-Uraufführung. Man schreibb aus Duisbüurg 
1. Rh.: Es scheint, als ob Max Reger den Weg zur musi— 
alischen Herzenssprache und übersichtlicheren Form wiederge— 
unden habe, ohne seiner ausgesprochenen Modernität etwas 
‚u vergeben. Wenigstens war dies der Eindruck. den man 
bon seiner neuen Klavier-und Violinsonate Opus 122 
zjewann, die er in der Duisbur ger „Sozietät“ unter Mit— 
virkung des vorzüglichen Violinisten Konzertmeister Ernst 
Schm idt-Darmstadt zum überhaupt ersten Male vortrug. 
Das breit, doch übersichtlich angelegte Werk besteht aus vier 
Zätzen, von denen ein jeder Eigenes, Fesselndes, oft romantisch 
-cchönes zu sagen hat. Reiches Singen und Klingen des 
lavierparts, edel herbe Melodik des Violinparts zeichnen die 
Sonate ause die bei brillanter Wiederaabe einmütigen Bei— 
fall fand. 
Ein Drama „Trene“, von Horst Schöttler, in dem Hanni— 
bal die Hauptrosle spielt, wurde von dem Kieler Stadttheater 
zur Uraufföhrung erworben 
zefunden haben, ist nicht anzunehmen. Vermutlich kommen 
uswärtige Einbrecher als Täter in Frage, die natürlich 
borher sich die Gelegenheit zum lohnenden Einbruch ausge— 
undschaftet haben. 
Relgidse Herbstvorträge. Der Bericht über den e sten 
dies jährigen. den Fall Jatho lehbandelnden religiösen Herbst— 
dortrag hat wegen Raummangel für die Morgenausgabe 
zurücgestellt werden müssen. 
Schleswig⸗Holstein. 
Altona, 11. Okt. Das Jubiläum seiner fünk⸗- 
undzwanzigjährigen Amtstätigkeit feierte der Zag— 
ührer Chr. Kummerfeld. Der Beamte, der wegen seiner Ge— 
vifsenhaftigkeit und Tüchtigkeit sich in besonderem Maße die 
Anerkennung seiner Vorgesetzten erworben hat, ist oft mit der 
Führung der Sonderzüge für Fürstlichkeiten betraut worden. 
önig Eduard wunschte stets, daß Kummerfeld den Zuac be— 
zleite, den der König bemutzte, wenn er den Bezirk der Eisenbahn⸗ 
irektion Altona durchfuhrr. I 
Apenrade, 11. Okt. Besitzwechsel. Der Hollesensche 
zof in Anstrup wurde für 190 000 Mäan den Landmann 
Peter Boisen in Dover verkauft. 
Friedrichstadt, 11. Ott. Raubanfall. Der Land— 
nann Peter Jensen in Süderstapel, der bei besonderen Gelegen— 
jeiten in einer dortigen Wirtschaft als Kellner tätig ist, wurde 
hewatlos bei seinem Hause aufgefunden; die Hosentaschen 
varer ausgeschnitten und seine Barschaft, die zwischen 49 und 
0 Meübetragen mußte, geraubt. Es gelang, die Diebe zu 
Awischen. Anscheinend ist der Polizei ein guter Fang ee— 
ungen; die Leute gehören zu der bekannten Zunft der Markt- 
ledderer; der eine ist erst vor einem Monat aus dem Zucht- 
zaus Fuhlsbüttel entlassen worden. 
Rendsburg, 11. Okt. Aus dem Zuge gesprun- 
ren. Der bei Landmann Hauschildt in Gnutz bedienstete Knecht, 
velcher den letzten Zug nach Kiel benutzte, um nach Höbek zu ge- 
angen, sprang bei Schülldorf aus dem in voller Fahrt be— 
indlichen Zuge. Er wurde erst am andern Tage sehr schwer 
erletzt aufgefunden und liegt im Rendsburger Krankenhaus be— 
innungslos danieder. 
Zaseldorf, 11. Ott. Eingrauenhafter Unglücks— 
zall ereignete sich in dem Mühlenbetriebe der Gebrüder Baum— 
arken. Als der fünf Jahre alte Sohn des Heizers Heinr. Both, 
zer in der Mühle beschäftigt war, seinem Vater das Frühstück 
ingen wollte, fand er letzteren an der üblichen Arbeitsstätte 
m Maschinenraum nicht vor, dagegen wurde er in der Ecke 
es Raumes blutige Fleischteile und Kleidungsstücke gewahr. 
holler Angst lief der Kleine in den oberen Teil der Mühle 
und erzählte dort von dem scheuerlichen Fund. Man eilte 
chnell nach unten und mußte nun erkennen, daß es sich um 
die Ueberreste des Heizers Both handelte. Der Körper des 
inglücklichen Mannes wies schreckliche Wunden auf. Beide Bein⸗ 
varen von den Oberschenkeln direkt abgerissen, man konnti 
je erst nach längerem Suchen im Maschinenraum finden:; auch 
ie Arme waren mehrfach zerbrochen und der Körper gequetscht. 
die Kleidung war fast ganz vom Körper gerissen. Der sast 
ntseelte Unglückliche gab nach kurzer Zeit seinen Geist auf. 
Wie sich der furchtbare Vorgang abgespielt hat, konnte bisher 
ioch nicht festgestellt werden, jedoch ist anzunehmen, daß Both 
ndie Treibriemen geraten ist und um die Wellen herum— 
geschleudert wurde. Eine Witwe und zwei unversorgte Kindeß 
hefrauern den Tod ihres Ernährers. 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
der Krieg um Tripolis. 
Italien lehnt Vermittlung ab. J 
X. Berlin, 11. Okt. (Privattelegr. der Lüb. Anzeigen.) 
Ten Londoner News zufolge lehnte Italien bereits in der 
gestrigen Zirkulardepesche an die Botschafter die neue Frie 
densvermittelung der Mächte ab, und zwar infolge der Organi⸗ 
sierung des türkischen Widerstandes in Tripolitanien. 
Türkifche Angriffe auf Tripolis. 
W. London, 11. Okt. Der Daily Telegraph meldet aus 
Tripolis: Mehrere tausend Türken versuchten in der Nacht 
um 10. Oktober einen Angriff auf die Stadt. Gegen 
Morgen wurden sie von den Scheinwerfern der Kriegsschiffe 
intdeckt und durch ein heftiges Feuer der Besatzungstruppen, 
das von den Schiffen mit Granatfeuer unterstützt wurde, 
nrückgeworfen. 
Meubelebung des Odessaer Getreideverkehrs. 
W. Odessa, 11. Okt. Im Zusammenhang mit der gün—⸗ 
tigen Entscheidung der Pforte in der Frage der Be— 
handlung der Konterbande begann die Diskontierung der 
Konnossemente durch die Banken wieder. Der Hafenver— 
kehr ist neubelebt. Zehn im Hafen liegende fremde 
Dampfer hegannen die Getreideverladung. 
Mangel an Lebensmitteln in Tripolis. 
W. Rom, 11. Okt. Wie die Agenzia Stefani meldek, 
ist der Regierung mitgeteilt worden, daß ein großer Teil 
der Bevölkerung von Tripolis seit einiger Zeit Mangel 
in Lebensmitteln leidet; sie sandte infolgedessen das Militär— 
ransportschiff „Gargliano“ mit Lebensmitteln dorthin. 
„Garialiano“ traf gestern in Tripolis ein. 
Griechische Note über die Mobilisierung. 
W. Athen, 11. Okt. (Meldung der Agence d'Athenes.) 
vVer Vertreter der Türkei gab dem Minister des Aeußern 
Kenntnis von einem Telegramm der Pforte, in welchem ver⸗ 
ichert wird, daß die, ausschließlich zu dem Zwecke, Lan—⸗ 
zungsversuche italienischer Truppen zurückzuweisen, bestimmte 
Truppenkonzentration in keiner Weise die griechvche Grenze 
zerühre. Die griechische Regierung nahm Kenntnis von der 
krklärung und beobachtet weiter eine abwartende Haltung. 
Die franz? sische Flagge in Agadir eingezogen. 
W. Köln, 11. Okt. Die Köln. Ztg. meldet aus Tanger? 
Die französische Flagge ist seit dem 8. Okt. von der Bastion von 
Agadir verschwunden. 
Drei sozialdemokratische Interpellationen. 
WM. Berlin, 11. Okt. Die sozialdemokratische Fraktion 
»rachte im Reichssstag drei Interpellationen ein und zwar 
eine wegen des Standes der Marokkofrage, die zweite 
wegen der Teuerung der notwendigen Lebens- und Futter— 
mittel, und die dritte wegen Verstöße der Behörden gegen 
z»en Wortlaut des Vereins- und Versammlundsoésekes
	        
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