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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. » Der Familienfreund.
Amisblatt der freien und Hansestadt Lübed Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die
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—R J zende medlenburgische und holsteinische Gebiet.
Orus und Veriag: Gebruder Re-—175 G. m. b. S. in Labes. — Gelchätisstelle Adresß baus (GKoniaitt. a8). derniwrecher vood u. 8ool.
(Große Andgabe) Mittwoch, den U. Oktober 1911.
Ausgabo⸗
Abend⸗Blatt Ur. 516.
Erfstes Blatt. Hhierrn
Amfang der her
niatt.
Frankreich und die tripolitanische Frage.
Von Dr. Sugo Kania.
Frankreichs Interessen sind teilweise kolonialer Natur.
Italienische Zeitungen haben Karten gebracht, auf denen die
Grenzen des tripolitanischen Hinterlandes da, wo es an die
ranzsösischen Besitzungen stößt, ganz anders verzeichnet sind,
als auf französischen Karten, und der Corriere dItalia hat
ganz offen von „französischen kartographichen
Felhlern“ gesprochen — der Corriere d'Italia, hinter
dem, wie alle Welt weiß, die Banca di Roma steht, von der
»er Angriff auf Tripolis ins Werk gesetzt worden ist. Und
err Tittoni, der italienische Botschafter in Paris, steht, wie
nan sagt, zu der Banca di Roma in den besten Beziehungen!
das alles gibt zu denken und sieht nicht so aus, als würde
»ie neue Nachbarschaft in Afrila sich zu enger Freundschaft
ntwickeln. ιι
Frankreich hat daher das lebhafteste Interesse am Aus—
sange des Krieges. Es steht vor einem neuen Abschnitt seiner
Zoronialgeschichte und vor der Möglichkeit, den großen Kolonial⸗
raum, dem es schon die Vorherrschaft im Mittelmeer ge—
pfert hat, abermals einschränken zu müssen. Denn nach dem
zZerlust der afrikanischen Nordküste an Spanien, der tripolita—
sischen Küste an Italien und der ägyptischen Küste an England
leibt kaum noch viel Raum zur Begründung einer französischen
borwachtstellung übrig.
Aus all diesen Gründen sind die Sympathien für
talien rasch abgeflaut und ist die Hoffnung, dem
dreibunde einen tödlichen Schlag versetzt zu sehen, zu Wasser
seworden. Und im Hintergrunde freut das „perfide
1bion“ sich, daß die Mächte des Festlandes nun wieder
inmal ordentlich in Bewegung gesetzt sind
die internationale Lage und der Bundesratsausschuß
für auswärtige Angelegenheiten.
(Information unseres Berliner Korrespondenten.)
Der Bundesratsausschuß für auswärtige Angelegenheiten
ritt heute in Berlin unter dem Vorsitz des bayerischen Minister—
räsidenten Freiherrn v. Podewils zusammen. Verfassungsmäßig
ührt Bayern bekanntlich in diesem Ausschutz den Vorsitz und
Neußen ist darin nicht vertreten. Halbantlich wird auf die
Heuflogenheit Bezug genommen, den Ausschuß vor dem Zusammen—
ritt des Reichstages einzuberufen. In diesem Falle aber
ürfte es sich nur um ein zeitliches Zusammentreffen handeln:
ie Marokkofrage ist in das Stadium der Entscheidung
jetreten, und der Reichskanzler hat es offenbar für notwendig
chalten, die verbündeten Regicrungen ins Vertrauen zu ziehen,
he deutscherseits das letzte Wort über den ersten Teil der
Marckkoaktion gesprochen werden soll. Wie wir hören, wird
er Reichskanzler selbst den Vortrag über die
zuswärtige Politik halten und sich dabei wahrschein—
ich auch über unsere Beziehungen zu den zurzeit kriegführenden
ctaaten verbreiten. Wenn auch eine Beschlußfassung im Aus—
iduß nicht stattfindet, so erhält doch die Leitung der aus—
— —
wärtigen Politik durch die nachfolgende Aussprache Kenntnis
über die Stimmung der verbündeten Regierungen und eventuell
wertrolle Anregungen. d.
Beitrag zur Teuerungsfrage.
Erhöhte Gewerkschaftsbeiträge und sozialdemokratische
Teuerungsanträge.
Die Sozialdemokratie hetzt tagein tagaus die Massen
mit Hinweisen auf die Teuerung einzelner Lebensmittel auf—
Wie berechtigt gerade die Sozialdemokratie hierzu ist, geht
daraus hervor, daß in der letzten Zeit einzelne sozial—
demokratische Gewerkschaften ihre Mitgliederbeiträge erböht
haben. Diese Erhöhungen machen indes mehr aus, als die
Steigerungen in den Preisen der betreffenden Lebensmittel.
Wo bleiben aber die Klagen über zu hohe Beiträge?
Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung über die diesjährige
Kartoffelernte.
In Bestätigung unseres Hinweises vom Sonntag bringt
die Nordd. Allg. Itg. folgende Feststellung: Erfreulicher—
weise ergeben die soeben veröffentlichten neuesten Ernte—
schätzungen, daß die diesjährige deutsche Kar—
koffelernte sich im ganzen erheblich günstiger
jestalten wird, als bisher aligemein befürchtet wurde.
Wenn in einzelnen Landesteilen auch ein bedauerlicher Aus—
tall zu erwarten steht, so darf im Durchschnitt doch mit
einem Ergebnis gerechnet werden, das nahezu 34 (9ge⸗
rauer 73 v. H.) einer Mittelernte erreicht. Die
derzeitige Großhandelspréeise stehen mit diesen
Schätzungen im allgemeinen im Einklang und lassen er—
kennen, daß ein ausreichendes Angebot für dies wichtige
Volksnahrungsmittel im Lande vorhanden ist, und daß dafür
Preise gefordert und gezahlt werden, die dieienigen früherer
Jahre nicht wesentlich übersteigen. Nach den vorliegenden
Marktberichten schwanken die Preise för weißfleischige Eß—
artoffeln in Preußen für Ende September und Anfang
Rtober in diesem Jahre zwischen 2,80 und 3,80 Meufür
jen Zentner, je nach Sorte und Lage der Stationen. Im
Rurchschnitt der letzten 5 Jahre haben in dieser Zeit die
dartoffelpreise sich zwischen 1133 und 3,06 Mubewegt. Im
ßegensatz hierzu zeigen die Kleinhandelspreise für
ẽ*ßkartoffeln in diesem Jahre im Durchschnitt eine auf—
allende Steigerung. Nach der amtlichen Statistik
etrug nämlich der Septemberdurchschnitt für die 50 Groß—
tädte in Preußen dieses Jahr 5,3 Pfg. für das Pfund
jegenüber 3,8 Pfg. im Durchschnitt der beiden Vorijahre,
ür die allein vergleichbare Preise vorliegen. Trotzdem in
iesem Jahre infolge des von der Staatsbahnverwaltung
ewährten Ausnahmetarifs und der starken Einfuhr aus den
siederlanden die Großhandelspreise in den verschie⸗
»enen Landesteilen nahezu ausgeglichen sind, bestehen
m den Kleinhandelspreisen noch ganz auf—
Paris; 9. Oktt.
Die Schadenfreude der französischen Presse über die be—
Ummt erwartete „Beerdigung des Dreibundes“
ourch Itahlens Angriff auf Tripo'is hat nicht lange gedauert.
Ernste Bedenlen haben d'e ansangs ungetrübte Freude veriagt,
ind man fragt sich nicht ohne Sorge: welchen Vorteil Frank—
reich denn eigentlich von einer Demütigung der Türkei und
hon der Nachbarschaft Ialiens in Tripolis haben werde? Frank
reich, das zwei Milliarden Franden in der Türkei selbst und
zwei weitere Milliarden in mit der Türkei in Verbindung
sttehenden Unternehmungen angelegt hat. Frankreich; das im
lripolitanischen Benghasi bede tende Intrressen besitzt, —
dafenbauten. Brunnenanlagen und Wegeherstellungen. All⸗
nählich besinnt die öff nlice Meinung sich auf diese Wirklich—
eiten, und es scheint, daß die Probe auf die Freundschaft
mit der latinischen Schwesternationnicht lange
vorhabten wird. Schon hat der Temps ihr einen kleinen
Dämpfer aufgesetzt und geschrieben, dah es sehr unpolitisch
sein würde, für cine der beiden kämpfenden Nationen Partei zu
ergreifen und der Türkei unangenehme Di ge zu sagen. Aber
nan hat der Türkei in Frankreich schon cenug urangenehme
Dinge gesagt; hat seiner Befriedigung darüber, das angeb—
ich deutschem Einflusse unterstellte osmanische Reich in so
peinlicher Lage zu sehen, deutlihen Aucd uck verliehen. Und
s ist sicher, daß man dies in der Türkei nicht sobald ver—
zessen wird.
Frankreich nahm; naiver Weise, als selbstverständlich an,
daß Deutschland für seine Vermittlerrolle so—
wohl in Rom wie in Konstantinopel nur Unzufriedenheit
ernten würde und daß Frankreich dann bloß die Arme zu
öffnen brauchte, um beide Kämpfer zu umschlichen. Inzwischen
yat diese Zuversicht sich wesentlich verringert: man sürchtet,
dat Deutschlands Einfluß am Goldenen Horn
nicht nur nicht geschwächt, sondern sogar vermehrt werden
könnte. So hat die franzdsische Regierung ihren auf Urlaub
veilenden Botschafter, Herrn Bompard, sch'eunigst auf seinen
Posten geschickkt. Sie winl nicht mehr den unbeteiligten Zuschauer
pielen und würde im Grunde, ohne es einzugestehen, Deut sch⸗
and dankbar sein: wenn es, im Vercin mit Oesterreich—
Angarn, das Ende der Frindseli keiten, durch die so große
ranzösische Interessen gefährdet sind. beschleunigte.
der herr der Luft. I
Englardo Feind.
Roman von Ewald Gerhard Seeliger.
I1. Fortsetzung.) Machdruck verboten.)
„Das nicht,“ sagte er freimütig, „aber ich möchte nicht
an seinem Tode schuld sein. Wenn ich ihm die Summe
nennen würde, er fiele glatt zu Boden.“
„So viel ist es!“ rief sie erstaunt. „Und Manuel?“
„War nie mehr als ein guter Junge. Jetzt ist er nichts
mehr als ein gehorsamer Schwiegersohn.“
Sie zuckte zusammen wie unter einem Hieb.
„Sie lieben ihn nicht!“ behauptete er sicher.
Wie unter einem Zwange schüttelte sie das blonde Haupt.
„Wen lieben Sie?“ fragte er und kam näher.
„Niemand!“ stöhnte sie auf und wollte sich vom Stuhl
iheben. Doch seine Augen, die immer näher kamen, waren
lärker. Dicht vor ihr sat er duf der Brüstung der Tetrasse,
den Kopf gesenkt, und bannte ihre Blide. Sie konnte sich nicht
wehren.
„Niemand?“ sagte er mit rerhaltener Leidenschaftlichkeit.
Ich liebe auch niemand, deshalb gebören wir zusammen.“
Sie machte keine Bewegung der Abwehr; schlaff hingen
hre Arme herab, ihr Gesicht war bleich wie Wachs, nur die
Augen lebten. Doch es sprach ein angstvolles, willenloses
Bangen daraus.
Lange saßen sie so, dicht beieinander und regungslos.
Manuel aber hatte sich aus dem Krankenzimmer gestohlen
ind suchte Marion im Park. Den Arm trug er in der
Binde. Lautlos kam er näher. Als er die beiden sah, packte
hn ein Schwindel und ohnmächtig schlug er auf die Erde.
Waldemar Quint hörte den Fall, sprang auf und fand
en Kranken hinter einem Strauche. Er trug ihn ins Haus.
Die Wunde war wieder aufgebrochen.
Waldemar Quint fuhr am Abend nach der Deserta hinüber.
Riguel erwartete ihn am Strande.
„Herr!“ rief er erregt, „es waren welche da! Sie kamen,
ziegen zu schießen, und woilten alles beschnüffeln. In das
ienhaus wollten sie hinein zu dem Vogel.“
„Engländer?“ fragte Waldemar Quint.
„Sie sprachen englisch!“ bestätigte Miguel. „Sie gaben
mir Geld, ich sollte das Haus aufmachen. Mit Gewalt wollten
Sie hinein.“ 24*
„Und du?“ fragte Waldemar Quint.
„Ich hab sie in ihr Boot zurücgetragen. Erst aber hab
ch ihnen die Flinten weggenommen.“
vWie viel waren es?“
„Drei, Herr! Zwei waren schwach, aber der eine wehrte
ich tüchtig. Hat ihm aber nichts geholfen. Sie haben ge⸗
chimpft, sie wollten wiederkommen.“
„Wo sind die Flinten?“
„Ich hab sie ins Meer jeworfen.“.
„Es ist gut. Laß sie liegen! Morgen wollen wir den
Vogel in einen besseren Käfig sperren.“.
Am nächsten Morgen gingen sie mit der Sonne in die
döhe. Bald stand der Riesenvogel über dem Vulkan der
Südsritze. Er ließ sich hinab. Zwischen zwei schroffen Basalt—
vänden wurde er vexankert.
„Seht, Herr,“ rief Miguel eifrig und wies auf einen Spalt,
»urch den die See hereinschäumte. „Hier ist das Loch, das
Ihr damals geschossen habt.“
Waldemar Quint nickte: „Wir werden noch einmal schiehßen,
daß das Loch gröher wird.“
Dann band er an beiden Steilen, wo die Sprengladung
ingreifen sollte, zwei dünne Leinen und nahm sie mit dem
teigenden Ballon in die Höhe, bis er außer Gefahr war.
sun ließ er zwei Sprengkristalle, die er mit Drahtschlingen
in die leitenden Leinen hing, hinabgleiten. Sie trafen genau
hr Ziel. Die Basaltmauer spalt bis obenhin, der Vulkan
ibebte, das Meer sprang mit einem wilden Löwensatze durch
ie Bresche und füllte den Gruad. Es entstand ein kleiner,
icherer Hafen. der durch einen chmalen, gefährlichen Weg mit
em Meere in Verbindung stand. Sie sprengten noch ein paar
leinere Blöcke, die das Fahrwasser versperrten. und fuhren
vieder zurück.
Am nächsten Tage konnten die schon mit dem Boote hin—
zelangen. Wieder kamen von Funchal große Leichter mit Bau—
naterial und Eisenkonstruktionen. Sie legten an der Ostküste
ei dem Laboratorium an. Von hier aus schichte Waldemar
Quint die Arbeiter nach Hause. Mit der Barkasse schleppte er
die großen Kähne in den neuen Hafen der Südspitze, dessen
teile Wände sie vor jedem neugierigen Auge verbargen. Nur
Miguel half ihm dabei. Es waren wieder nur zweimal zwei
zände, aber sie waren geschickt und wußten zu greifen.
Schlanke Eisenbalken, die zwischen die Radialwände des Krater—
nnern gelegt wurden, hob der von allem Entbehrlichen ent—
astete Ballon an die gewünschte Stelle. Nach mehreren Wochen
mermüdlichster Arbeit war das Werk vollbracht. Das Luft—
rahrzeug hing in einer neuen, größeren Halle, die kein Sturm
iber den Haufen werfen konnte; denn die Wände waren aus
Basalt. Aehnlich wurde das Laboratorium untergebracht. Der
Zrater enthielt Raum für zehn Ballonhallen und hundert
daborctorien. Auf seinem Grunde wurden die Barkasse und
Miguels Boot verankert, mit dem er auf Jagd und Fisch⸗
fang fuhr.
Als die drei Jäger wieder nach der Deserta kamen, um
Ziegen zuͤ schießen und den Ballon zu sehen, fanden sie ein
eeres Laboratorium, in dem sogar die Fensterrahmen fehlten.
Das Ballonhaus stand offen und gähnte ihnen inhaltlos ent—
jegen; nur ein Tau hing vom Firstbalken herunter, wie eine
stumme Aufforderung, dah man sich hier ungestört aufknüpfen
Iönnte.
Sechstes Kapitel.
„Herr,“ sagte eines Tages Miquel und drehte seine braune
Mütze, „das Geld, das Ihr mir gegeben habt, brennt mir in den
Fingern. Entweder Ihr nehmt es, oder Ihr laßt mich auf
einen Tag nach Funchal. Es gibt jetzt drüben frischen Most!“
„Du wirst dich betrinken!“
„Nein, Herr, keinen Tropfen zu viel.“
„Du wirst dich betrinken, ich befehle es dir! Du wirst
trinlen, bis du dich nicht mehr rühren kannst, dann machst
du wenigstens keine Dummheiten.“
„Ja, Herr,“ sagte Miquel glüdlich, sprang in das Boot,
löste das Tau, schwang seine Mute und stach nach Madeira
hinüber.
Die Tagediebe des Hafens sahen ihn schon von weitem und
zalfen ihm das Boot auf den Strand ziehen. Noch niemals
hatte er so viele gute Freunde gehabt. Am Abend waren