verlangt. für andere Kulte aber grundsätzlich ablehnt, her—
vorgerufen, sodann aber durch das Bestehen einer kon—
fessionellen politischen Partei, deren Existenz von der Kampfes⸗
stimmung abhängig ist und sie daher mit allen Mitteln
unterhält. Gegenüber dem Streben des Gegners, den natür—⸗
lichen und nützlichen Geisteskampf der Konfessionen mit den
Machtmitteln des Ultramontanismus zu entscheiden, bedarf
es des Zusammenschlusses auf evangelischer Seite, und es
muß vor allem gefordert werden, daß 1. die Kirchenbe⸗
hörden aller Instanzen in ihren Verfügungen und Erlassen
sich jeder kränkenden Bezeichnung der anderen Religions—
gemeinschaften, ihrer Stifter und großen Männer und ihrer
Einrichtungen enthalten, ohne daß die Berufung auf das
Gewohnheitsrecht des bekannten schmähenden Kurialstils irgend⸗
eine Ausnahme und Entschuldigung abgeben könnte. 2. Die
Ausmerzung von Schmähworten aus Lehrbüchern der Gegen—
wart und Katechismen, die der gegenwärtigen Generation
dienen. 3. Der Verzicht darauf, sich die Rechtsparität in
einem modernen Staat mit Gewalt abringen zu lassen;
reie Religionsübung für jedes Bekenntnis, das mit einem
Kulturstaat überhaupt vereinbar ist. Der Verzicht, solche
Staatsgesetze zu schelten oder für nichtig zu erklären. 4. Die
Unterlassung von Wiedertaufen der zu einer anderen christ⸗
ichen Kirche Uebertretenden. 5. Der Verzicht auf Pro—⸗
elytenmacherei durch gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Druck
in Kranken und Sterbenden in den Anstalten der eigenen
Konfession; Aufhebung aller Kowertitenstiftungen. 6. Die
viderstandslose Gewährung des ehrlichen Begräbnisses in
der Reihe auch auf konfessionellen Kirchhöfen nach Maß—
zabe der Staatsgesetze. Wenn diese Vorbedingungen eines
vahren konfessionellen Friedens auch von unseren katho—
tischen Mitbürgern erfüllt werden, dann wird vielleicht auf
die ausdrückliche Anerkennung der evangelischen Kirche als
einer berechtigten Erscheinungsform des Christentums nicht
so entscheidendes Gewicht gelegt zu werden brauchen. Was
uns selber angeht, so erkennen wir die formulierten Be—
dingungen natürlich freudig an und versprechen, an ihre
Erfüllung alle Kräfte zu setzen, namentlich aber unablässig
dahin zu wirken, daß Kränkungen der religiösen Gefühle
anserer katholischen Mitbürger unterbleiben und als Vor—
toß gegen die evangelischen Christen- und Bürgerpflicht
zeahndet werden. Wir gehen noch einen Schritt weiter
kraft der Freiheit und Weitherzigkeit, die uns unser evan—
zelisches Bekenntnis gibt. 1. Wir erkennen die katholische
Kirche gern und freudig als eine berechtigte Erscheinungs—
form des Christentums an. 2. Wir sind bereit, unsere
'atholischen Mitbürger auch in ihren kirchlichen Angelegen-
heiten zu fördern, ihnen beim Bau ihrer Gotteshäuser zu
helfen, wo sie aus eigener Kraft dazu nicht imstande
ind — sofern wir auf Gegenseitigkeit rechnen
nnen. 3. Weir verzichten darauf; in den Wettkampf zwischen
den christlichen Kirchen mit weltlich-politischen Zwangs⸗ und
Machtmitteln einzugreifen. Das alles tun wir in der Hoff—
nung und Geweßheit, in unserem evangelischen Christenglauben
zwar den besseren Weg zum ewigen Heil zu haben, aber
eingedenk des Bibelwortes: In unseres Vaters Hause sind
diele Wohnungen. Wir tun es in dem Bewußtsein, daß auf
»em Boden der Reformation der Gedanke der freien Duld—
amleit entstanden ist. Wir haben an der Lösung unserer Auf—
gabe gearbeitet in dem Bewußtsein, daß unser Vaterland
ernstesten Zeiten entgegengeht, so schweren, wie wir sie seit
einem Jahrhundert nicht haben durchkosten müssen. Wir können
die Verantwortung nicht tragen,; wenn unser Voll, durch reli—
ziösen Hader geschwächt, den kommenden Stürmen nicht ge⸗
wachsen bleibt. Wir rufen und wir sehnen uns nach wahrem
—V
zabe an die eigene Kirche und der nicht unvereinbar ist mit
dem Ehrgefühl der anderen. Mit heiligem Ernst und in herz⸗
icher Bruderliebe bieten wir ehrlich die Hand zum Frieden.
Lebhafter anhaltender Beifall.)
Es protestierte sodann im Auftrage des Zentralvorstandes
»er frühere Vorsetze de Exellenz v. Lessel-Koburg in längeren
Aussührungen gegen den Mainzer Katholikentag. Es wurde
einstimmig eine Resolution angenommen, in der der Evange—
tische Bund gegen de Borromäus-Enzyklika als eine
riedenstörende Herausforderung entschieden Einspruch er—
jebt und den festen Zusammenschluh aller Protestanten fordert.
Am Nachmittage zogen die Festteilnehmer gemeinsam mit
der evangelischen Dortmunder Bürgerschaft in einem langen
Festzuge zu dem größten Versammlungslokal der Stadt,
rem FJredenbaum. An dem Zuae beteiligten sich etwa 15 000
Sie legte die Fingerspitzen hnein, und selig schloß er die
Augen. 8ze
„Jetzt bin ich glücklich!“ flüsterte er und hielt sie fest.
Ein überaus wohltuendes, linderndes Gefühl floß von dieser
weichen, warmen Hand durch seinen ganzen Körper. Die fie—
veinden Wangen verblaßten allmählich, die Atemzüge ver—
angsamten und vertieften sich, Uund Marions Hand wurde
wieder frei. —
„Er schläft!“ sagte sie leise und erhob sich
Auch Waldemar Quint stand quf. Lautlos verließen sie
usammen das Zimmer. Am dritten Abend darauf saßen
Marion und Waldemar Quint auf der Terrasse der Quinta
Splendy. Langsam entglommen die Sterne. Kühl wehte es
om Meere herauf. —W
Marion schauderte unwillkürlich zusammen
„Mer. Quint, Sie haben mich schon eine halbe Stunde
ang ununterbrochen angeschwiegen!“
„Ich habe die Kunst, Phrasen zu drehen, nicht gelernt.“
Marion ärgerte sich darüber, daß er nicht wie die anderen
anbetend zu ihren Füßen lag, und war doch stolz darüber,
dah dieser rätselhafte Mensch, dessen Kraft sie wie etwas
Körperliches fühlte, jetzt mehr als jiemals ihre Gesellschaft
juchte.
„Was machen Ihre Pläne?“ sragte sie, um das Schweigen
zu hrechen. 7 5
„Die alten sind tot.“
‚Und die neuen?“
„Es ist ein Chaos in mir!“ sagte er dumpf.
„Sie machen Ausflüchte, Mer. Quint! Nun gut!“ lachte sie
zezwungen auf. „Ich sehe also von meiner eigenen An—
ziehungskraft ab. Aber sagen Sie. was macht Ihr Ballon?“
„Er taugt nichts!““
„Ist das Ihr Ernst? Sie haben damit jeden Rekord
zeichiagen.“
.Was will das sagen? Er ist trotzdem verfehlt.“
„Sie werden ihn verbessern!“
„Er ist an der Grenze der Verbesserungsmöglichkeit ange—
an Tie Jochnif führt auf ein Tor zꝛu. dak man mit keinem
»en evangelischen Arbeitervereinen,; den Gewerlschaften, ven
nappschaften, den evangelischen Jünglings- und Männerver—
inen angehörende Teilnehmer, die sich unter dem Vorantritt
pieler Musik- und Bläserchöre, sowie 228 Bannern und Fahnen
durch die Straßen der Stadt bewegten. Der Zug endete am
Fredenbaum, wo in dem dortigen Saal und einem etwa 6000
bersonen fassenden Zelt gleschzeitis zwei Volksversammlungen
tattfanden. Eine dritte Versammlung mußte für etwa 2000
Bersonen, die keinen Platz gefunden hatten, improvisiert werden.
In diesen Versammlungen wurde das Thema Deutscheevange⸗
ische Wacht im Vaterlande, in Oesterreich, in din Ostmarken
von Pfarrer Niemöller EElberfeld), Justizrat Elze (Ha'!le a. S.),
bfarrer Aßmann (Bromberg), Pfarrer Monski (Krems
u. Donau) und Pfarrer Mahnert (Marburg a. Drau) behandelt.
Inland und Ausland.
Deutsches Reich.
Die Bundesratsbevollmächtigten Elsaß-Lothringens. Der
Keichsanz. veröffentlicht jetzt die Ernennung des Staatssekre—
ärs in Elsaß-Lothringen, Frhr. Zorn v. Bulach, der
Interstaatssekretäre Dr. Petri und Koehler au Bevoll—
aächtigten zum Bundesrat.
Der Verein für Sozialpolitik hat am Montag in Nürn—
zerg seine diesjährige Hauptversammlung eröffnet. Prof.
I). v. Schmoller leitete die Verhandlungen mit einer
rogrammatischen Rede ein, in der er kurz die Ziele und
»ie Tätigkeit des Vereins darlegte. Bei der Bureauwahl
vurden zum ersten Vorsitzenden Staatsminister Frhr. von
Berlepsch, als stellvertretender Vorsitzender Wirkl. Geh. Justiz—
cat Dr. v. Giercke-Berlin, Oberbürgermeister Ritter Dr.
. Schuh-⸗Nürnberg und Prof. Dr. v. Rathgen-Hamburg
zjewählt. Das Referat über den ersten Gegenstand der Tages—
rdnung „Probleme der Gemeindebesteuerung“
hielt Prof. Dr. Lotz-München. Er empfahl im wesentlichen
»as Miquelsche Kommunalsteuergesetz auch als Muster für
Süddeutschland. Korreferent war Stadtrat Dr. Boldt-Dort—
mund. Die Diskussion nahm die ganze Sitzung in Anspruch.
Die Nationalliberalen in der Rheinpfalz. Die Münch
N. Nachr. bestreiten die Nachricht, daß die National—
iberalen nach dem Scheitern der Verhandlungen mit der
Freisfinnigen Volkspartei nunmehr die Absicht hätten, mit
»em Bunde der Landwirte und mit dem Zentrum ein
Abkommen zu treffen.
d. Ablehr vom Frauenradikalismus. Aus Hamburg kommt
ierraschende Kunde. Dort hat der Verband für Frauen
timmrecht, die radikalste Gruppe unter den deutschen
„ürgerlichen Frauenverbänden, eine bemerkenswerte Schwen
ung zur Mäßigung und Besonnenheit vollzogen.
kr hat nämlich die weithin bekannten radikalen Führerinnen
FFrl. Dr. Anita Augspurg und Frel. Gustava Hey—
nann, die beiden seitherigen Verbandsvorsitzenden, nich
viedergewählt und an ihre Stelle die viel besonneneren
damen Frau Marie Stritt aus Dresden und Frau
dindemann aus Stuttgart gewählt, denen noch weitere
Lertreterinnen einer nüchternen, mit Realitäten rechnenden
Frauenbewegung als Vorstandskolleginnen zur Seite gesetzt
vorden sind. Damit ist zunächst nur ein taktischer, wenn
ruch sehr wichtiger Grundsatz zum Austrag gebracht wor
»en: die Streitfrage, ob der Verband als solcher odern
b nur seine einzelnen Mitglieder Parteianschluß suchen
ollen, ist im Sinn der parteipolitischen Freiheit entschieden
vorden. Hätten die Gesinnungsgenossinnen von Frl. Dr.
lugspurg und Frl. Hemnann, also Frau Cauer, Frau
zZreitscheidt u. a. gesiegt, so wäre der Anschluß der deut—
chen Stimmrechtsbewegung an die am weitesten linksstehende
ßruppe der bürgerlichen Parteien, an die „Barth-Demo—
ratie“, nur noch eine Frage kurzer Zeit, ihr gänzliches
zinübergleiten zur Sozialdemokratie vielleicht schon bald zu
rwarten gewesen.
Die nationalliberale Parteileitung Oldenburgs ist an die
Volkspartei mit dem Ersuchen herangetreten, ihr mitzu—
eilen, wie sie sich zu einem Zusammengehen aller Bür—
jerlichen gegen die Sozialdemokratie bei der Nach—
vahl stelle. Die Volkspartei hat darauf, der Weserztg. zu⸗
olge, für die Nachwahlen eine ablehnende Antwort erteilt,
ugleich aber durchblicken lassen, daß sie für später die
fkinigung aller wirklich liberalen Elemente nach
— anr hoarüßen wüöürde
Schlüssel öffnen kann. Ich werde nach Deutschland zurüch
tehren und eine Seifenfabrik gruͤnden.“
„Sie tragen eine Maske, Mr. Quint! Mich täuschen Sie
uicht. Haben Sie mir nichts anzuvertrauen?“.
„Nein!“ sagte er scharf, setzte dann aber etwas gemäßigter
hinzu: „Noch nicht!“
„Nun gut,“ lächelte Marion, „ich werde warten!“
Acht Tage später saßen sie wieder zusammen. Es war am
sachmittag. Rotes Sonnengold tropfte durch die Lücken der
Baumkronen. *
„Stehen Sie noch immer vor dem Tor?“ sragte Marion.
Noch immer!“
„Warum versuchen Sie nicht, sich einen Schlüssel zu
chmieden?“
„Es müßte ein goldener sein!“
„Ich verstehe,“ sagte sie und nicte langsam. „Der alte
Herr macht Ihnen Schwierigkeiten.“
(Fortsetzung folat.)
Cheater, Kunst und Wissenschaft.
Lübed. 10. Oklt
Stadt⸗Theater.
„Meyers“,
Schwank in 3 Akten von Fritz Friesmann-Frederich.
Der erste Akt dieses Schwankes ist der Beginn eines guten
dustspiels, erst mit dem zweiten setzt eigentlich der Schwank
in. Die verschiedenen Abstufungen, oder sagen wir: Akklimati—
ationsgrade dieser Berliner Semitenfamilie sind wundervoll
Jezeichnet. Von Jaques Meyer an, der in Heiligendamm als
Mr. Wellington ein Tennisturnier gewinnt über seine Cousine
ind deren Bruder, den Einjährigen, und den Herrn Geheimrat
zis zu Moritz und Rosalie ist jede Gestalt ein kulturhistorisches
Tokument. Und der Dialog dieses ersten Aktes, die knappe
ẽxrosition, das motivierte Auftreten der handelnden Personen,
Ules berechtigt zu den höchsten Erwartungen. Vom z3weiten
Aufzug an macht sich Friedmann die Sache wesentlich leichter.
Freilich sind die nun eingeführten Personen derb, aber durch
veg ftreffend gezeichnmet, bis quf die gebpren⸗e m d. Küche. deren
Die Neuoronung der preufzischen Staatssteuern. Die Nort
deutsche Allgemeine Zeitung teilt mit: In der Tagespresl
ist die Nachricht verbreitet, der Entwurf betreffend ein
organische Neuordnung der indirekten Staatssteuern in
Preußen werde dem Landtage nicht in der nächsten Session
zugehen. Die Nachricht ist unzutreffend. Es wird vielmehn
eine entsprechende Gesetzesvorlage, wie die im Gesetz, betr
Bereitstellung der Mittel zu den Diensteinkommenverbesse
tungen vom 26. Mai 1909 vorgesehen ist, in der kommenden
Session dem Landtage eingebracht werden.
Die neuen Hundertmartscheine und Fünfundzwanzigpfennig⸗
ttücke. Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin haben
beschlossen, für möglichst baldige Wiedereinziehung der neuen
sundertmarkscheine einzutreten, da sie sich als unzweckmäßig
erwiesen hätten. Wegen der Fuünfundzwanzigpfennigstücke
ttellten die Aeltesten fest, daß in Groß-Berlin an sich durch—
aus ein Bedürfnis nach dem neuen Geldstücee bestehe,
daß aber die Form der Münze als uUungeeignet bezeichne
werden müsse
Rußland.
Der russische Eisenbahnetat. Der Etat der Eisenbahnver—
waltung für 1812 veranschlagt die Einnahmen auf 638,8
Millionen oder gegen das laufende Jahr 32,8 Millionen
kubel mehr, und die Ausgaben auf 529,6, gegen das
laufende Jahr 15 Millionen mehr. Die außerordentlichen
Ausgaben des Wegebauministeriums im Jahre 1912 wer—
den auf 115,9 Millionen geschätzt, darunter befinden sich
21,4 Millionen für den zweigleisigen Ausbau
»er sibirischen Bahn und 63,5 Millionen für der
Weiterbau der Amurbahn.
Russische Getreidedurchfuuhr durch die Dardanellen und der
Krieg. Nachdem die türkische Regierung sich auf die Vor—
tellungen der neutralen Mächte hin genötigt gesehen hat,
das Verbot des Kohlenentnehmens in den türkischen Häfen
für neutrale Handelsschiffe aufzuheben, ist, wie berichtet wor
den ist. die russische Regierung wiederholt mit Nach—
druck bei der Pforte vorstellig geworden, um das
Verbot der Getreidedurchfuhr durch die Darda—
nellen, durch das besonders die russische Schiff-
fahrt hart getroffen wird, rückgängig zu machen.
Wie das Wiener k. k. Telegr.Korr.Bureau erfährt, sind
die Schritte des russischen Bevollmächtigten bei der türki—
schen Regierung insofern nicht ganz ohne Erfolg geblieben,
ils die Pforte nicht mehr vollständig ablehnend einer Auf—
hebung dieser Verfügung gegenübersteht, sondern genecigt ist,
das Verbot, daß mit Weizen beladene Frachtdampfer die
Meerengen passieren, aufzuheben.
Japca.
Große Flotienrüstungen. Das Marineministerium beablich
tigt, in der nächsten Session vom Parlameit eisen aufer—
»rdentlichen Kredit von 400 Millionen Jem zur
Bergröherung des Flottenbestandes sür sisben Jahre zu rer—
langen. Die Meldung wird von der Presse l bhast besprochen.
*
Tagesbericht.
Lübeck, 10. Oktober.
*Titelverleihsung. Dem seit 32 Jahren beim hiesigen Post—
imt beschäftigten Postsekretir Schmidt wurde aus Anlaß
es Scheidens aus dem Dienste der Titel Oberpostselretär
nerliehen.
Wertvolle Schenkung an das Museum. Ende Augqust
tarb in Berlin im Alter von 83 Jahren Gustav Pauli,
iin Sohn des ehemaligen hanseatischen Oberappellationsge—
ichtsrats Wilhelm Pauli in Lübeck und Bruder des Bürger—
neisters Dr. Pauli in Bremen. Der Verstorbene hat mehr
uls 40 Jahre seines Lebens auf Reisen zugebracht, die
hn in fast alle Länder der Erde führten und ihm eine
außerordentlich wertvolle Sammlung naturhistorischer, ethno—
zraphischer und Kunst-Gegenstände verschafften. Die letzten
Jahre seines Lebens verbrachte Pauli, ganz für sich allein
ebend, in Berlin. Mit welcher Liebe er aber noch immer
in seiner Vaterstadt Lübeck hing, das hat er in jseinem
Testamente zum Ausdruck gebracht, indem er seine so über—
aus wertvollen Sammlungen dem hiesigen Museum ver—
nachte.
X 168 Gewerbeanmeldungen wurden im 3. Vierteliah—
deim Polizeiamt gemacht, 77 von hiesigen Staatsange—
hörigen und 91 von Nicht-Staatsangehörigen. Die Anmel—
zungen verteilen sich auf 76 Gewerbe, davon entfallen
uuf Kaufleute 17 4uf Schänkmirte 16 und auf Händler 8.
gexö
Name schon düstere Vorahnungen lommender Kalauer erweckt.
Uber auch hier darf man die überaus geschichte Mache bewun—
»ern. Der Autor sorgt bis zum Schluß dafür, daß das
Interesse niemals erlahmt, wenn auch die Vorgänge manchmal
twas grotesk werden. Es ist begreiflich, daß Friedmann dem
khevalier, dieser köstlichen Gestalt, einen hübschen Abgang
schaffen wollte, daß er aber darum einen ganzen Zweidecker
n Bewegung setzte nebst Führer und ehemaliger Nackttänzerin,
var nicht unbedingt nötig. „Meyers“ als Ganzes betrachtet,
tellt sich jedenfalls als ein ungewöhnlich amüsantes und
»rachtvoll bühnenwirksames Werk dar, das bei guter Dar—
tellung eine Bereicherung des Repertoires bedeutet.
Die gestrige Vorstellung konnte man wirklich mit unge—
rübtem Vergnügen genießen. Das Zusammenspiel war durchweg
risch und flott, und jede, auch die kieinste Rolle, hatte einen
Vertreter gefunden, der etwas aus ihr zu machen wußte,
»hne Vordringlichkeit. Das ist natürlich zum Teil das Ver—
ienst des Verfassers, der z. B. auch die beiden Diener mit
Ziebe gezeichnet hat. Er fand cber auch bei deren Dar—
tellern volles Verständnis. Den Moritz Meyer, das Familien—
Nied, das in Sprache und Gebärden die Art seiner Väter am
venigsten verleugnet und doch schließlich am ersten den Ahnen—
tolz der geborenen v. d. Küche überwindet, und ihre Abneigung
gegen alles, was Meyer heißt, spielte Ernst Albert schla—
gend komisch, wenn auch mit starkem Auftrag. Troßdem
gelang es ihm überzeugend, mit breiter Bonhomie die ernsten
und schätzenswerten Seiten der Persönlichkeit herauszustellen und
einen Sieg durchaus natürlich ericheinen zu lassen. Albert
icherte allen Pointen in famoser Manier die zündende Wirkung.
Rudolf Schürer gab den Neffen Jaques gewandt, liebens—
vürdig, mit einigen geschickt verwandten kleinen Nuancen, die
in das Volk erinnerten, dem der Adoptivsohn des Chevalier
ibttünnig geworden. Eine feine lleine Charakterstudie war der
ßeheimtat Meyer in Nowacks Darstellung. Die zweite große
haratterkomische Rolle des Stücks: den mit Wein und Zigarren
jandelnden Chevalier de la Roche verkörperte Willy Schweis—
4uth mit vornehmer Komik. Er schuf diese Ge'talt, die der
Karikatur so leicht verfällt, erschütternd lebenswahr und dabei
inwiderstehlich drollig und liebenswürdig auch in der größten
Verkommenheit. Mie hei den Worten: „IIch bin eine tragi—