Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

J J 
M ——37 
— — 4. 3 * —46 
4 9 1 —J —* — 
—248 —32/ 2 79 — 
⸗ 8 — 25 * J 9 4 ——6 
—3 1 ——————— 
6 ⏑— Fden 9. ohktober 191. 
—35 —5 ——W8 s dð 
* 
ausaqabe 
Abend⸗Blatt UKr. 512. 
* 
zum Gedãachtnis Kaiser Wilhelms J. 
Lüäbecd, O9. Okt.! 
— tZu der von Herrn General Stern angeregten Frage der 
Swaffung eines sogen. Volkshauses zum Gedächtnis Kaiser 
Wilhelms J. bringen aus der Feder des Herrn Landgerichts⸗ 
präsidenten Dr. Oemler die „Lübecdischen Blätter“ einen wei— 
teren. höchst beachtenswerten Aufsatz, den wir in Ergänzung 
unserer früheren Veröffentlichungen mit Genehmigung des Herrn 
Verfassers in nachfolgendem wiedergeben: 
Ju der Nr. 23 der „Lub. Blätter“ vom 4. Juni dieses 
Sahres ist die dem Senate von Generalmajor Stern ein⸗ 
gereichte Denkschrift vom 10. April d. J., betreffend die Er⸗ 
richtung eines Volkshauses zur Erinnerung an Kaiser Wilhelm J. 
in Lübech, mit Genehmigung des Senates und des Verfassers 
abgedruckt. (Von uns im Auszuge wiedergegeben. D. Red.) 
Wie noch erinnerlich sein wird, wie aber von jedem, der zur 
Frage ernst und gründlich Stellung nehmen will, an der 
bezeichneten Stelle noch einmal sorgfältig prüfend nachgelesen 
werden möge, gibt die Denkschrift einen kurzen Rüchblick auf 
unsere noch nicht abgeschlossene Haiser-Wilhelm⸗Denkmals-Ge— 
schichte, sucht von innen heraus, aus Sinn und Denkungsart 
unserer Bevölkerung, zu begrümden, wie der ursprüngliche Ge— 
danke, dem Kaiser in gleicher Weise wie in vielen anderen 
Städten so auch in Lübed ein Reiterdenkmal zu errichten, 
ganz abgesehen von den konkreten Entwürfen uns Lübeckern 
zu Danke nur schwer, vielleicht gar nicht zu lösen gewesen 
sei, und macht dann den wiederum von innen heraus, aus 
bem innersten Verhältnisse des ersten Kaisers zum deutschen 
Volke, eingehend und trefflich begründeten Vorschlag, daß zum 
Andenken an diesen Kaiser statt jedes anderen Denkmals ein 
seine Fürsorge für das deutsche Volk zum Ausdrucke und zu 
dauernder Wirkung bringendes, dem öffentlichen Wohle und 
dem freien Gebrauche eines jeden aus dem Volke gewidmetes 
Kaiser⸗Wilhelm⸗Volkshaus“ errichtet werden möchte, das, zwi— 
schen der Industrievorstadt St. Lorenz und der Innenstadt 
südlich vom alten Bahnhofsplatze erweiterungsfähig gelegen und 
seinem Denkmalscharakter entsprechend künstlerisch ausgestaltet, 
außer zu anderen, von anderer Seite etwa noch zu empfehlenden 
oder in späteren Zeiten hervortretenden Zwechen insbesondere 
dazu bestimmt wäre, die Oeffentliche Lefehalle, die Oeffentliche 
Rechtsauskunftitelle, eine Fürsorgestelle für Kranke, hilfs- oder 
pflegebedürftige Volksangehörige, vielleicht auch wechselnde Aus⸗ 
stellungen aus den Gebieten der Kunst, des Kunstgewerbes und 
Kunsthandwerks, des Handels, der Industrie usw. aufzunehmen, 
und das für Besprechung gemeinsamer Angelegenheiten der 
Bürger, für volkstümliche, wissenschaftliche oder künstlerische Vor⸗ 
tꝛäge, für Fortbildung. Belehrung, edle Unterhaltung der 
der Schule entwachsenen Jugend u. dol. einen großen Vortrags— 
saal und entsprechende Nebenräume enthalten müßte. 
Diese Anregung, die erfreulicherweise bereits vieler Orten 
Beifall gefunden zu haben scheint, ist der wärmsten Aufnahme 
und schließlicher Ausführung würdig. Daf in Nr. 24 dieser 
Blätter dem Verfasser der Denkschrift die erste Urheberschaft 
des Gedankens streitig gemacht wird, darf auch nur als ein 
erfreuliches Zeichen der weiten Verbreitung und der Beliebtheit 
des Gedankens angesprochen werden; den Streit auszutragen, 
dürfte um so überflüssiger sein, als Herrn General Stern 
jedenfalls das Verdienst zukommt, seinen Vorschlag, den un— 
abhängig von ihm bereits andere vorher gedacht und auch 
öffentlich empfohlen haben mögen, an die entscheidende Stelle 
gebracht und — worauf es vor allem ankommt — mit seinen 
eigenen Gedanken überzeugend begründet zu haben. 
Eine besonders wertvolle Zustimmung hat der Sternfche 
Vorschlag in einer Sedanbetrachtung des Direktors unseres 
Katharineums Professors Dr. Reuter erfahren. die im Mor⸗ 
genblatt Nt. 443 vom 2. September d. J. der „Lübedischen 
Anzeigen'“ erschienen ist. Zwar ist diese Zustimmung an die 
Voraussetzung geknüpft, daß man hier auf ein Reiterstandbild 
— das Herr Direktor Reuter offenbar für das angemessenere 
Denkmal hält — verzichte. Ich glaube aber, daß diese Vor— 
aussetzung nach den Vorgängen vor und seit dreizehn Jahren 
bereits jetzt als vorliegend anzusehen ist oder daß sie sich 
doch bald genug als vorliegend erweisen wird. 
Das ist ja gewiß richtig, daß ein die persönliche Gestalt 
des ersten deutschen Kaisers wiedergebendes Tenkmal nur das 
Standbild eines Soldaten sein lönnte. Dabei ist der Gedanke. 
daß man ihn sich vorzustellen habe „als Herzog der Deutschen, 
hoch zu Roß, wie er auszog an der Spitze seiner Heerscharen, 
wie er heimlehrte siegesgekrönt“ — übrigens viel zu eng. 
Die siegreichen Feldzüuge Wilhelms J. waren politische Not⸗ 
wendigkeiten zur Erreichung des höheren Zieles der Neu—⸗ 
errichtung des deutschen Kaiserreiches. So unerlähßlich sie waren 
und in so einzigem Glanze sie in der Geschichte dastehen, so 
waren sie doch nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck, 
nicht Erfüllung, sondern Vorbereitung. Ter „siegreiche Heer⸗ 
führer Wilhelm J.“ wäre also nur ein Ausschnitt aus der ge— 
schichtlichen Gesamtpersönlichkeit dieses Kaisers. Wenn dennoch 
sein persönliches Standbild ihn als Soldaten bilden müßte, 
so liegt der Grund tiefer: in dem spezifisch Militärischen 
seiner ganzen Persönlichkeit, in seiner militärischen Erziehung 
und Srezialbildung, seinem militärischen Ehr- und Pflichtgefühle, 
seiner ganzen militärischen Anschauung, von der es nur der 
aatũrliche Ausdruch war, und der ein Bismarck Rechnung trug, 
indem auch er im Dienste seines kaiserlichen Herrn dauernd 
die Uniform anlegte. 
Nun aber wird man doch wohl der auch in der Stern⸗ 
schen Denkbschrift angedeuteten Erscheinung Rechnung tragen müssen, 
daßz, je weiter eine geschichtliche Person in die Vergangenheit 
nüdt, je weniger damit einerseits ihre leibliche Gestalt in der 
Erinnerung und Vorstellung der Gegenwart eine wesentliche Rolle 
spielt, je mehr andererseits ihre geistige Bedeutung in voll 
abgerundetem Umfange erkannt ist. um so mehr das Bedürfnis 
realer Darstellung zurüde⸗, das Bedürfnis symbolischer Darstellung 
heivortritt. Wie schnell isft das guückliche Symbol des auf 
allen deutschen Höhen ragenden Bismardturmes gufgetaucht und 
ausgeführt! Und ist nicht das Hamburger Bismarddenkmal 
deshalb ein so umvergleichliches Steinmonument, weil es das 
Symbolische mit dem Individuellen, nämlich den Gesichtszügen 
der im übrigen völlig im Sinne des Symbols stilisierten 
Gestalt Bismarcks, in glückllichster Weise zu verbinden ver— 
standen hat? Un dem gewiß orosgügigen und wirkungsvollen 
Kyffhäuserdenkmal scheint mir gerade diese glückliche Ver- 
indung zu fehlen; sie besteht zwischen Steinbau und der 
rus dem Gestein gleichsam herauswachsenden Rotbartgestalt, 
vährend das hoch am Turme angebrachte Bronzestandbild 
taiser Wilhelms im eigentlichen Sinne des Wortes in der Luft 
schwebt. Bald wird nun bereits ein Vierteljahrhundert üns 
von der Regierungszeit Kaiser Wilhelms J. trennen. In dieser 
ür die Geschichte noch verhältnismäßig kurzen Zeitspanne hat 
das geschichtliche Gesamtbild unseres ersten Kaisers nur ge— 
vonnen; insbesondere steht seine politische Bedeutung viel 
elbständiger da. Ein Symbol dieser politischen Bedeutung. 
ind zwar das deutlichste und daher beste, ist aber in der 
Tat ein dem öffentlichen Wohle des breitesten Volkes dienendes 
Kaiser-Wilhelm-Volkshaus“ oder mit Direktor Reuters Aus— 
ruch schlechthin ein „Kaiserhaus“. Ich meine, wir dürfen 
ins freuen. daß wir seinerzeit unserer Abneigung gegen 
in schematisches Reiterstandbild Nachdruch verschafft haben. 
uind die lange Zwischenzeit, die seitdem verflossen ist, wird 
ruch nicht nutzlos gewesen sein, wenn sie uns jetzt — ent— 
prechend dem zeitlichen Abstande — das ausdrudsvolle Sumbol 
erangereift hat, »durch welches wir die geschichtliche Gesamt⸗ 
ersönlichkeit Kaiser Wilhelms I. zur Darjsteltuns Zringen 
öznnen. Natürkich wird quch hier nrit dem Symbol das 
keale. Individuellé künstlerisch zu verbinden sein: etwa durch 
in Standbild des Kaisers in einem künstlerischen Vorraum 
»der im Hauptsaale oder wie sonst. Auch die Verbindung des 
daiserhauses mit unserem Bismarckdenkmal liegt aus inneren 
hie äüußeren Gründen nahe. Daß ein solches Kaiserdenkmal 
icht nur ein künstlerischer Schmuck ist, sondern zugleich wich— 
ige praktische Zwecke erfüllt, erhöht seinen Wert, weil die 
Erfülsung dieser praktischen Zwecke eben ein dauerndes Wirken 
m Geiste des durch das Denkmal Gefeierten bedeutet und 
amit zugleich, wie Herr Direktor Reuter schon hervorgehoben 
at, der geschichtlichen Erinnerung dient. Der Fall liegt durch 
ius anders als etwa der, dalj man erstens gern einen 
lussichtsturm haben und zweitens ein Bismarckdenkmal er—⸗ 
ichten möchte. und daß man diesen Doppelwunsch durch eine 
infache Lösung erfüllt, indem nian einen Aussichtsturm baut 
ind ihn „Bismarckturm“ nennt. Folgen wir also dem Vor— 
chlage von Herrn General Stern und dem von Herrn Direktor 
deuter herangezogenen Beispiele Tortnrunds! Vielleicht möchte 
ins monches Gemeinwesen folgen, wenn es noch könnte und 
rnicht schon sein schematisches Kaiserstandbild hätte! 
Oder sollen wir noch einmal einen Wettbewerb zur Er— 
angung von Entwürfen für ein Reiterstandbild herbeiführen? 
Man erinnere sich der Zeit dieser Wettbewerbe und lese 
vomsglich die damaligen Presseäußerungen und insbesondere 
nuch die über den Gegenstand in den Lüb. Blättern erschienenen 
Aussätze nach! Eine baldige Lösung unserer Kaiser-Wilhelm⸗ 
Denknalsfrage würde — die Möglichkeit einer würdigen Lösung 
ugegeben — jedenfalls nicht erreicht. 
Eine baldige Lösung ist nunmehr aber geboten. Zwar 
nird niemand ernstlich glauben dürfen, man habe in Lübeck, 
veis man sich nicht habe einigen können, auf die Ausführung 
ines Kaiser⸗Wilhelin-Denkmals bereits verzichtet. Ich habe 
uch schon darcuf hingewiesen, wie die lange Wartezeit 
mserem Denkmalsgedanken zum Segen gereicht haben könne. 
kin weiteres Zuwarten aber wäre in der Tat Säumnis. Der 
eue Vorschlag erheischt gebieterisch Prüsung und muß die 
denknalsfrage vorwärtstreiben. Sonst könnte mit Recht vor— 
purfsvoll gefragt werden: „Worgauf wartet man noch?“ In 
er Sternschen Denkschrift und in der Reuterschen Sedans— 
etrechtung ist bereits darauf hingewiesen, daß das über—⸗ 
ächste Jahr uns die hundertjährige Wiederkehr des Beginns 
er Feeiheitskriege und insbesondere der Völkerschlacht bei 
deipzig und die 25jährige Wiederkehr des Todestages Kaiser 
VBilhelme J. bringen wird. Auch diese Daten erheben eine 
nahnende Stimme! Forntell besteht der Denkmalsausschuß noch. 
kr titte alsbald wieder zusannen, ergänze sich nötigenfalls 
ind nehme die Kaiserdenkmalsfrage wieder tatkräftig auf, um 
ie zusammen mit Senat und Bürgerschaft nunmehr zu einem 
zaldden Abschlusse — hoffentlich im Sinne der Errichtung 
ines Kaiserhauses — zu bringen! Auch dann, wenn man 
ich erst über die Errichtung eines Kaiserhauses geeinigt haben 
ollte. wird noch viel einzelnes zu beraten und festzustellen 
sein: der Betrag und die etwaige Neubeschaffung der bereit⸗ 
ustellenden Mittel, die zunächst ins Auge zu fassenden Zweck— 
»estimmungen und ihre Organisation, der technische und der 
ünstlerische Unxä Drum ondlich pus“ ä VoαÄ 
1 
— — — 
einen Reingewinn von 395 M. Zu Kassenrevisoren wurden die 
Rameraden Buchhalter Lorenz und Lehrer Meier wiedergewählt. 
ks wurde beschlossen, die Loignyfier am 3. Dez. in gewohnter 
Weise abzuhalten. Am zweiten Weihnachtstage soll für die 
tinder der Kameraden eine Bescherung stattfinden, zu der 
die Mittel durch Sammlung aufgebracht werden sollen. Der 
Borstand wurde begauftragt, die Vorarbeiten zur Kaisers⸗ 
zeburtstagsfeier in die Wege zu leiten. Zum Schluß hielt 
zamerad Lehrer a. D. Christen einen hochinteressanten Vor— 
rag über seine Reiseeindrücke an der Seine und an der Loire. 
Großherzo gtümer Mecllenburg. 
g8 Grevesmühlen, 98. Oftt. Eine obligatorische 
zaufmannsschule, an der alle Handlungslehrlinge bezw. 
zandlungsgehilfen bis zum 18. Lebensjahre teilnehmen müssen, 
eird hier von der mecklenburgishhen Handelskammer mit Be— 
inn des Winterhalbiahres eingerichtet. Leiter der Schule ist 
dehner Jungtow. — Im Vorschußverein wurden in den 
Jufsichtsrat wiedergewählt die Tischlermeister Scheinemann und 
zeder, sowie Schneidermeister Meier; für den verstorbenen 
lckerbürger Gädert wurde Bauunternehmer Bambowsky neu 
ewählt. In den Vorstand wählte man für den verstorbenen 
daufmantm Kröncke den Güterbodenmeister a. D. Tiedt vum 
Wutrolleur. Nach dem Bericht über das erste Halbiahr 1911 
st das Geschäft normal verlaufen, der Umsatz betrug rund 
09 000 M, etwa 64 000 Mumehr als im gleichen Zeitraum 
910. Der Verkauf eines Ackerstückes wurde genehmigt. — 
zerhaftet wurden hier der wegen Rückalldiebstahls steck⸗ 
rieflich verfolgte Stallschweizer Hackon Swenson aus Schweden 
ind in Rüting-Steinfort wegen cines Sittlichkeitsverbrechens der 
Herschnitter Franz Krimkowski. 
eo Dasso w, 9. Okt. In einer liberalen Wähler- 
ersammlung stellte sich der für den ersten Wuohlkreis 
ominierte Kandidat Seminar-Oberlehrer Sickowich, Lübtheen, 
einen Wählern vor. — Verkauft hat Zimmermieister 
Zruhn seir. am Moor belegenes Grundstück an Pumpenmacher 
zlieffert. — Gekauft hat Tischler Runge das Grunditück 
es Postschaffners Drews. 
Schönberg, 9. Ot. Bei der Hengstkörung 
mif dem Schützenplatz wurden angekört: zwei Hengste des 
als Pferdezüchters bekannten Schulzen Hecht aus Schlagresdorf. 
ein Hengst des Rittergutsbesitzers v. Treuenfels-Horst und ein 
zengst des Amtmannes Rehfeldt aus Rabens dorf. Da mehrere 
»er vorgeführten Tiere sich als Rt jung erwiesen, soll im 
Frühjahr noch eine Körung stattfinden 
Vermischtes. 
Eine Ueberkranse. Die einzelnen Menschen sind nicht nur 
ür Krankhe'ten, sondern auch für die dagegen angewandten 
de'lmittel in sehr re schieddenem Grade empfänglich. Gerade 
»er zweite Punkt legt dem Arzt zuweilen große und uner— 
vartete Schwierigkeiten in den Weg. Es kann vorkommen, 
»an ein Heilmittel, das seine Wirkung fast nie verfehlt oder 
um mindesten unschädlich bleibt, bei einem Kranken plötz⸗ 
ich höchst unangenehme Fol erscheinungen hervorbli gi. Die 
lerzte haben für ein solches Verhalten von Patienten die 
zezeichnung Intoleranz oder Idiosynkrasie. Eisen çanz merk— 
rördigen Fall dieser Art beschreibt nun Dre. Mertens in der 
ziunchener Medizinischen Wochenschrift, wobei eine Kranke 
zrer Behandlung die größten Höndernisse bereitete, indem 
icht weniger als zehn an ihr versuchte Heimittel fehlschlugen. 
D'iese hartnäcige Patientin kam zunächst wegen chronischer 
3linddarment ündung ins Krankenhaus und wurde dort ope 
iert. Bei Operationen geht es nun glücklicherweise, wie nian 
nden meisten Fällen sagen muß. ohne Verabreichung von 
Zeiäubungsmitteln nicht ab. Ihre Auswahl war aber für 
en Arzt dadurch erschwert, dah d'e Kranke erklärte, kein 
Norphium zu vertragen. Infolgedessen wurde ihr Veronat 
erabreicht. Aber auch dies verhältnismäßig harmlose Mittel 
ührte zu bedenklichen Erscheinungen, die namentlich in be— 
onders heftigen Blutunçen bestanden. Als dir Arzt einrral 
twas Sublimat gebrauchte; was sonst gleichfalls durchaus 
ewohnheitsmähig geschieht, stellte sich h raus. daß auch dies 
Mittel eine neue Erkrankung herb i ührte. Auch eine ganze 
keihe anderer gebräuchlicher Chemilalien hatte ähnlike unan⸗ 
jenehme Folgen, darunter Jodoform, Brom, graue Salbe und 
ogar das so überaus wohltätige und unschädliche Bor. Dazu 
am endlich, daß die Kranke auch in der Ernährung gewisse 
zchwierigkeiten machte. weil sie nach Genuh von Erdbeeren 
nnd Krebsen den allerdings nicht seltenen Nesselausschlag 
n äußerstem Grade bekam. Der Arzt versichert, noch niemals 
einen Patienten gehabt au haben,. der ĩo intolerant“ aewe'en 
sei wie diese Dame. 
Die Körpergröhße bei Männern und Frauen. In einer 
Intersuchung über den Wuchs der Französinnen war der 
bariser Arzt Mac-Auliffe zu dem Ergebnis gelangt, daß 
ie im Durchschnitt auf 1,57m kommt, während der Mann 
„65 m erreicht. Dieses Ergebnis zweifelt der Professor an 
»er Schule für Anthropologie G. Papillault auf Grund 
einer eigenen Forschungen und der Beobachtungen anderer 
ßelehrter an; er hat einen durchschnittlichen Unterschied der 
fJörpergröße bei den beiden Geschlechtern von 11 em, also 
em mehr als der genannte Gelehrte gefunden. Um den 
Interschied genau auszudrüchen, kann man annehmen, —X 
iie Größe des Mames 100 em beträgt; dann würde die 
frau nach seinen Messungen nur 93,4, nach den Messungen 
MNac⸗Auliffes 96,1 betragen. Pfitzner, der hervorragende 
lnatom, hat an der Straßburger Universität gleichfalls 
MNessungen angestellt und ist auf 93,4, also dieselbe Zahl 
»ie Papillault gekommen. Seit etwa 30 Jahren in Europa 
ngestellte Messungen bestätigen dieses Ergebnis durchaus; 
o gelangte Dr. Manouvrier bed einer Reibe von Messungen 
m Dienst der Polizeipräfektur auf die Verhältniszahl da, 
n England Galton auf 92,5. und sehr genaue Mefsungen 
in Neger und Negerinnen in Innerafrika ergaben 92,1. 
Wichtig bei allen diesen Untersuchungen ist natürlich, daß 
gersonen desselben Ursprungs, derselben Rafse und auch 
»erselben sozialen Schicht zum Vergleich gewählt werden. Bei 
dersonen der reichen und der armen Klasse, deren Koͤrper— 
röße man miteinander verglichen hat, wurden Unterschiede 
»on über 4 em feltaestellt R.o. 
Kus den Nachbargebieten. 
Großherzogtum Oldenburg, Fürstentum Lübed. 
K. Niendorf a./O. 9. Okt. Von der Schule., Zum 
Nachfolger des Lehrers Becker wurde von der Wegierung 
der Lehrer Kramer-Berlin Wetersener Seminarist) ernannt. — 
die zweite Lehrerstelle in Ratekau wurde der Lehrerin 
zrl. Kruckenberg, bisher in Techau, übertragen. — Ein 
ßenesungsheim beabsichtigt ein Hamburger Konsortium 
nn der Nähe der Ferienkolonie „Blanckenburg“ zu errichten. 
Zu dem Zweck wurde vom Staat ein Bauplatz von 3500 am 
ür 17500 Muerworben. 
Lauenburg 
2Mölln; 9. Olt. Versestzt wurde der Postassistent 
Edler von Mölln nach Bad Oldeslode. — Einen Unfall 
crlitt Tischlermeister Brandt, indem ihm von der Hobelmaschine 
der Daumen der rechten Hand abgeschnitten wurde. — 
dandstellenverkauf. Durch den beeidigten Auktionator 
Burmester wurde am Sonnabend die der Witwe Tidemann in 
Niendorf a. / St. gehörende Großklätnerstelle, zirka 11 ha groß, 
ffentlich meistbietend verkauft. Es wurden folgende Gebote 
bgegeben: Reimers aus Tramm für die Hofsfstelle nebst 
Hauswiese und drei Koppeln 27628 M, Fetthändler Mundt— 
siendorf für eine weitere Koppel 5745 Mäund von Gemeinde— 
orsteher Möller-Niendorf für eine Buschkoppel 7830 M. — 
In der Generalversammlung des Kampf— 
enossen- und Kriegervereins ergab die Rechnungs⸗ 
iblage eine Einnahme von 518 Muund eine Ausgabe von 
42 M. An Rrankengeld wurde im letzten Vierteliahr 143 M 
jezahlt. Das Sedanfest ergab für jeden der beiden Militär—⸗ 
zereine einen Ueberschur yn 151 M. Die Verlosung brachte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.