Lübedck⸗Büchener Eisenbahn-Gefellschaft. Serriebs⸗
tErgebnisse sür denmMonatSeptemberln911. Befördert
sind (nach den vorläufigen Ermittelungen):
1911 623937 Personen und 185 009 t Gute.
gegen 1910 567 911 ⸗ ⸗142 916⸗
Eingenommen sind: Gesamtsumme
⸗ Güter⸗ Neben⸗ Zu⸗
Ab Verkehr einnahm. n —A—
Vh ho stß o 74650
J ——
171 75 011 61 2 544 5
———— 7 — 3 7633
12* Jugendwanderungen in Kasernen. Das Kriegsministerium
hat die Garnisonältesten ermächtigt, aclen Jugendwanderab⸗
Jeilungen. soweit sie gewissen Bedingungen entsprechen, Unter⸗
kunft in Exerzierhäusern und — Lbei verfügbarem Raum *
auch in den Kasernen zu gewähren. Bedingung ist; daß die
Jugendwanderabteilungen aus Schülern oder Fortbildungs⸗
schülern bestehen oder aus Angehsörigen der den Krieger⸗
pereinen anzeliederten Jugendabteilungen; der ko ifessionellen
Jugendvereine, der deutschen Turnerschaft, der Wehrkraft⸗
vereine, der Jugendwehren, des Pfadfinderbundes oder des
Wandervogels. Die Mitglieder sonstizer Vereine, deren Teil⸗
nahme an den nat'oralen Jugendpflegebestimmungen durch eine
Bescheinigung des zuständigen Kreis- oder Ortsausschusses
für Jugendpflege bestätigt wird, genießen die gleichen Vor⸗
rechte. Die Garnisonverwaltungen liefern den iugendlichen
Wanderern gegen Erstattung der Selbstkosten Lagerstroh oder
Strohsäcke, wollene Decken, Bettwäsche und Handtücher, Wasch⸗
schüsseln, Wasserkruüge usp.. Die Wandergruppen dürfen in
den Kantinen Verpflegungsmittel daufen und mit Einverständ—
nis der Truppenkommandeure Verpflegung aus den Truppen⸗
küchen gegen Bezahlung empfangen.
Konzert des „Liederlranz Concordia“. Es ist uns stets eine
Freude, Herrn Prof. Hähßler am Dirigentenpult begrüben zu
können; von Eifer durchglüht, widmet er sich mit Hingebung
der ihm gestellten musikalischen Aufgabe und seine wohldiszi⸗
plinierte Sängerschar folgt ihm mit Liebe und dem musikalischen
Können, das sich seit Jahren eins weiß mit den Intentionen
ihres Chormeisters. So war es auch am gestrigen Abend, wenn
auch die Aufgabe dadurch, daß alle Männerchöre à cappella ge-
sungen wurden, eine viel schwerere war. Trotzdem wurde die
Intonation gut gewahrt bis zu den beiden letzten Liedern „Ober⸗
schwäbisches Tanzliedchen“ und „Die drei Röselein“. Hier trat,
vielleicht durch Uebermüdung oder ein gewisses laissez aller
hervorgerufen, eine nicht unbedeutende Tonschwankung ein, die
auch der tüchtigste Dirigent mit noch so viel pantomimischen Er—
mahnungen an die Sänger, den Ton hinaufzutreiben — wenn
lie e innal da —, nicht aufzuhalten imstande ist. Die Auswahl
der Vorträge war eine gute; Namen rühmlichst bekannter Kom—
ponisten zierten das Programm, denen die Sänger mit geschmack—
voller Ausführung der betreffenden Lieder vollauf gerecht wurden.
Sedem Gesange folgte lauter Beifall des Publikums; wir
möchten die zweite Abteilung der Männerchöre hervorheben:
Das feinstudierte „Ständchen“ von Otto, das originelle „Im
Weinhaus“ von Bönicke und die duftige „Waldesweise“ von
Engelsberg. Eine stimmungsvolle Komposition von Prof. Häßler
* Abendfreden“ schmiegt sich den Textesworten bestens an, ist
sangbar und zeiot hübsche musikalische Stimmführung. Der Ver—
Bleich mit dem Liede von Prof. Stiehl ist interessant; viel—
leicht trägt letzteres noch mehr volkstümlichen Charakter. Als
pièco de résistançce hatte man sich für dieses Konzert in
Frel. Marianne Genwer eine Lautenspielerin erwählt. Es ist
eine merkwürdige Erscheinung, daß in der Jetztzeit, da das Klavier
And die Geige das alte Instrument ganz verdrängt zu haben
nn dasselbe sich bei besonders dafür Berufenen wieder
eltend zu machen sucht. Es ist eben nach Ben Aliba „Alles
sIchon einmal dagewesen“ und feiert immer wieder seine Aufer—
istehung. Im 17. Jahrhundert und früher bestritt die Laute
die Hausmusik und es muß diese Art des Musizierens wohl
etwas recht Trauliches und Anheimelndes gehabt haben, aber
nuch im Orchester spielte die Laute eine große Rolle. Jetzt hat
das Virtuosentum sich ihrer bemächtigt und der raffinierte Vor⸗
—X sorgsam ausgewählter Lieder aus verschiedenen Jahrhun—
berten und Ländern muß für die etwas dünnen und wenig ab—
wechselungsreichen Töne der Laute entschädigen. Frl. Geyer,
wenn wir nicht irren, die Tochter des vorteilhaft bekannten
Domsängers Geyer, bringt Vieles mit, ihr Publikum interessant
und amüsant zu unterhalten. Vor allem hat die Künstlerin eine
prechende Mimilk, die uns gleich bei Begimn eines Vortrags,
auch ohne Text, sagt, um was es sich handelt; um Trauriges,
Irohliches oder Witziges. Ihrem Gesichtsausdruch zu folgen,
ist in hohem Grade interessant und stellt gleich die gewünschte
Verbindung zwischen der Sängerin und dem Publikum her. Die
gute Aussprache bietet eine wesentliche Unterstützung, wenn auch
Das stimmliche Material des Frl. Geyer nicht allzu hoch zu be—
werten ist. Ob für manche etwas reichlich karikierten Sachen der
Konzertsaal der richtige Ort ist, möchten wir dahingestellt
sein lassen. Jedenfalls folgte das Publikum den Vorträgen
mit gtoßer Anteilnahme und gab seiner Zufriedenheit in starken
Beifallsäuterungen Ausdruch von der Sängerin noch zwei Zu—
gaben „Die Vogelhochzeit“ und die „Heiratslustige“ erzwin—
gend. Für uns galt als das schönste „Der Gesang der Taube
auf dem Lilienzweig“ aus dem Echwedischen, das allerdings
lecht ernsten Charalkter trägt. Herr Prof. Häßler und der Vor⸗
an dürfen sich sagen, daß ihre Mühe durch ein wohlgelungenes
onzert belohnt wurde M. Stiebl.
AS Siraflammer III. Sitzung vom 7. Oltober. Wegen
unlauteren Wettbewerbs hat sich; wie schon kurz
mitgeteilt, der Kaufmann Alexander Hennicke zu verant—
worten. Der Angeklagte, der unter der Firma A. Drenske
Nachfolger hier ein Schuhwarengeschäft betreibt, zeigte
Anfang Juni 1910 der Handelskamnmer an, daß er wegen
Beschäftsaufgabe einen Ausverlauf seines gesamten Waren⸗
lagers veranstalten wokle und reichte ein Verzeichnis der
auszuverkaufenden Waren ein, durch zwei weitere Schreiben
ergänzte er später das eingereichte Verzeichnis der im Aus—
werkauf zu verkaufenden Waren mit der Angabe, dau der
Eingang der Waren noch auf Grund früherer Bestellungen zu
serwarten sei. Am 23. Juni 1910 begann der Aus—
perkauf und er ist jetzt noch nicht bee ndet. Der
Angeklagte soll nun aber in seinem Ausverkaufe Waren zum
Verlauf gestellt haben, die nur für den Zweck des Ausverkaufs
herbeigeschafft waren. Das Geschäft des Augeklagten ging ian
besonders, er erzielte nicht den Umsatz in seinem Geschäfte, der
nötig gewesen wäre, um davon standesgemän mit einer Familie
deben zu können. Er hatte Jahresumsätze erreicht: 1907
rund 69 000 M, 1908 rund 59 000 Muund 1909 rund 60 000
Mark. Zur Zeit des Beginnes des Ausverkaufs soll ein
Warenlagerbesland im Werte von 6s 705 10 N prnanden ge⸗
vesen sein. Dieser Lagerbestand soll im Sinblid auf die
zahresumsätze des Angeklagten viel zu hoch gewesen sein.
dazu soll der Umsatz in den Monaten Januar bis Mai 1910
ich erheblich verringert haben. Alle diese Umstände sollen
»en Angeklagten dazu gebracht haben, zunächst zu versuchen,
ein Geschäft zu verkaufen, und als das nicht gelang, einen
zänzlichen Ausverkauf ins Werk zu setzen. Statt nun aber in
kücksicht darauf seine Bestellungen zu ermähigen, erhöhte er
ie gewaltig. Nach der Zusammenstellung eines Sachverstän—
igen hat der Angeklagte an Waren eingekauft in den
ahren 1907 für rund 54000 M, 1908 für rund 34 000 M,
)09 für rund 37000 Muund 1910 für rund 62000 M. Von
ichverständiger Seite ist auch cine Aufstellung gemacht, welche
Varenmengen der Angeklagte in den Monaten Januar bis
Nai in den Jahren 1907 bis 1910 eingekauft hat und dabei
at sich ergeben, daß eingekauft ist 1907 für 13053,22 M,
908 für 11192,42 M, 1909 für 13865,89 Me1910 für
8538,78 M. Nach Pfingsten 1910 hat der Angeklagte noch
chebliche Warenmengen bestellt, so bei einer Frankfurter
sirma für 4804,560 Muäund bei einer Offenbacher Firma noch für
793,80 M. Während im allgemeinen und auch sonst im Ge—
chäfte des Angemagten die Frühjahrseinkäufe erheblich größer
ind, als die Herbsteinkäuse, war im Jahre 1910 bei
»em Angeklagten gerade das Gegenteil der Fall. Die Früh—
ahrlieferungen hatten einen Wert von 24785,91 Mund
»ꝛe Herbstlieferungen einen solchen von 28074,57 M. Der
Staatsanwalt zweifelt nicht daran, daß der Angeklagte im
zahre 1910 eine große Menge Waren herbeigeschafft hat,
ediglich zu dem Zwecke des Ausverkaufs, und brantragt, den
Angeklagten auf Grund des 8 8 des Gesetzes, betreffend den un—⸗
auteren Wettbewerb zu 500 MuGeldstrafe event. 50 Tagen
Hefängnis zu verurteilen. Das Gericht erkennt auf 1000 M
Heldstrafe event. 100 Tage Gefängnis und verfügt ferner.
»afj das Urteil in zwei hiesigen Zeitungen zu ver—
zffentlichen ist.
J Wegen Vergehens gegen die Konlursordnung, Unter⸗
chragung, Untreue, Betruges b3w. Beihllfe. zu den letzteren
»xei Straftaten hatten sich, wie schon kurz mitgeteilt, am
Zonnabend vor der Strafkammer III des hiesigen Landge—
ichtes, der Goldschmied und Gold- und Silber—
varenhändler Georg Creutzfeldt und dessen Ehe—
rau zu verantworten. Der Ehemann Creutzfeldt 6trieb
eit 1894 hier neben dem Gewerbe eines Goldschmiedes einen
handel mit Gosd- und Silberwaren und Juwelen. In diesem
zandel will der Angeklagte in den Tahren 1908 und 1929
ärlich etwa 25 0009 Muumgesetzt haben. Am 1. Ottober 1910
ourde über das Vermögen des Angeklagten das Konkursver—
ahren eröffnet. Nach den Ermettelungen des Konkursvoer—
valters betrugen die Schulden etwa 55 000 M, denen eine
Aitiva von etwa 9720 Mugegenüberstand. Außerdem waren
hon den Angeklagten in 133 Fällen Verpfändungen
von Gold- und Silberwaren vorgenommen. Auf diese
Pfänder waren 16500 Maangeliehen. Der Wert der ver—
fändeten Waren wurde auf 32 000 Mägeschätzt. Die Ange—
lagten hatten bei dem geschäftlichen Zusammenbruch das Weite
sesucht; sie waren nach Holland geflohen. Am 26. Januar
911 wurden sie in Emmerich verhaftet und hierher ausge—
iefert. In Holland hatten d'ie Angeklagten teils unter salschem
damen gelebt. Der Konkursverwalter hatte irgendwie zuver—
ässige Geschäftsbücher und Bilanzen nicht vorgefunden. Die
Inklage macht daler dem Ehemann Creutzfeldt den Vorwurf,
ßeschäftsbücher nicht ordentlich geführt und Bilanzen nicht ge—
ogen zu haben. Der Angellagte behauptet, sowohl Geschäfts—
ücher ordnungsmäßig geführt, als auch Bilanzen gezogen zu
aben; er habe aber alles mit nach Holland genommen und
ort vernichtet. Letztere Handlung ist aber genau so strasbar,
oie die dem Angeklagten zum Vorwurf gemachte. — Im
lpril 18910 kaufte ein Wirt Fe. hier von dem Angeklagten
inen Kasten mit Silbergeräten im Werte von etwa 2300 M.
ktwa vier Wochen später brachte Fe. das Silbergerät an Cr.
urück mit dem Auftrage, es gravieren zu lassen. Unter
ze'hilfe seiner Feau wurde von dem Angeklagten der Kasten
nit dem ganzen Silberzeug bei einem Pfandleiher in Ham—
urg für 600 Muversetzt. Zeuge Fe. erklärt, er habe im
daufe von etwa neun Monaten sür etwa 22000 MGold—
ind Silbersachen, sowie Diamanten von dem Angeklagten
ekauft. Der Ehemann Creutzfeldt habe sich deshalb wohl
eranlaßt gesehen, viel bei ihm zu verkehren. Er habe
bährend jener Zeitkt etwa 1800 Meubei ihm verausgabt. — Im
zuni und Juli 1910 sandte eine Bremer Firma dem Ehe—
nann Creutzfeldt Silberwaren im Gesamtwerte von 2855 M
30 Pfg., lediglich zur Ansicht und mit der Anheimgabe, event.
»ie Waren zu den bheigesetzten Preisen anzukaufen. Unter
Beihilfe seiner Frau hat der Angeklagte die sämtlichen Waren
hald nach dem Empfang in Hantburg verpfändet und das er—
jaltene Geld verbraucht. — Mitte September 1010 besuchte
»er Reisende einer Pforzheimer Firma die Angeklagten in
rübeck zwecks Entgegennahme von Bestellungen auf Waren.
die Angeklagten, die die Mißlichkeit ihrer Vermögensver—
vältnisse damals genau lannten, veranlaßten den Reisenden,
hnen eine Anzahl Brillantringe zur Auswabl zu übersassen.
der Reisende brachte darauf zehn Ringe im Gesamtwerte von
1276 Miin den Creutzfeldtschen Laden, wo die Frau die Ringe
n Empfang nahm und dem Reisenden versprach, sie werde
nach von ihrem Manne getroffener Auswahl die nichtge—
wählten Ringe ihm sofort zusenden. Der Reisende schenkte
iesen Angaben Glauben. Sämtliche Ringe wanderten sofort
ür 600 Menach Hamburg in ein Pfandhaus. — Am 8. Sept.
910 bestellte der Ehemann Creutzfeldt bei einer Dresdener
Firma, mit der er schon längere Zeit in Geschäftsverbindung
land, pet Telegramm e'ne Auswahliendung goldener Damen—
ihren. Die Firma, in der Annahme, es handle sich um ein
zeelles Geschäft, safndte sofort füunf Uhren im Gesamtwerte von
02 M. Auch diese Uhren wurden von den Angeklagten sofort
n Hamburg versetzt. — Am 13. Mai 1909 hatten beide Ange—
lagte ihre sämtlichen Mobilien ihres Hausstandes einer
zanauer Firma zur Sicherheit für ein ihnen gewährtes Dar—
ehen zu Eigentum übertragen. Am 1. Juli 1910 schloß der
khemann Creutzfeldt mit dem Gastwirt Schr. und dem Heil⸗
ehilfen We. hier einen schriftlichen Vertrag. In diesem Ver—
rage übertrug Creutz'eldt den beiden genannten Personen als
Zicherheit dafür, daß sie für ein dem Creutzfeldt vom Vor—
huf⸗ und Sparverein gegebenes Darlehen von 3000 M
»e selbüischuldneriscte Bürgschaft übernommen hatten,; das Eigen—
um an den sämtlichen Mobilien seines Hausstandes. Im 82
ieses Vertrages erklärt Creutzfeldt ausdrücklich, daß Rechte
itter Personen an den Gegenständen nicht beständen. Und
»as alles, trotzdem er genau wußßte, daß ihm schon damals
tichts mehr von den Sachen gehörte. Die Ehefrau Creutz—
eldt hatte sowohl an We.r, als auch an die Ehefrau Schr.
ßZriefe geschtieben voll von unwahren Angaben über ihre
Berhältnilse und ebenfalls mit der Behauptung- daß sie durch
ie Mobisien völlig gesichert seien. Natürlich hatten die beiden
zürgen nachher den Schaden. Schließlich hat der Ehemann
reutzfeldt seine Mobilien zum dritten Malef und zwar am
1. März 1910, durch Vertrag dem Drogisten Mö. für ein
hm von diesem gewährtes Darlehen von 2000 Muperpfändet
inter der Versicherung, daß die Modiie genügende Sicher—
eit für das Darlehen böten. Die Anzek'agten sid der ihnen
ur Last gelegten Straftaten teils geständig, teils wollen sie ir
jutem Glauben, ihren Verpflichtungen nachkommen; zu kömcen.
ind in der Hoffnung auf Hilfe von dritter Seite, gehandel
aben. Der Erste Staatsanwa't bringt für den Ehemann eine
zesamtstrafe von J Tahr und 6 Monaten Gesängnis, für die
jirau eine Gesamtstrafse von 9 Monaten Gefängnis in Antrag.
der Verteidiger bittet um erh blih mildere Strafen, da, wo
uch nach seiner Ansicht Verurteilung erfolgen muüsse. In
nehreren Fällen beantragt er Freisprechung. Das Gexicht er—
ennt gegen den Ehemann Creutzfeldt wegen Koslursvergehens,
degen zweier Unterschlagungen und wegen vier Betrugsver—
ehen auf eine Gesamtstrafe von 2 Jahren und 6 Monaten
ßefängnis, gegen d'e Chefrau Creutzfeldt wegen einer Bei—
ilfe zur Unterschlagung, einer Unterschlagung, eines Betruges
ind zweier Vergehen der Beilhilfe zum Betruge auf eine
zesemtstrafe von 1 Jahr und 6 Monaten Gefängnis. Bei
»eiden Angeklagten werden 6 Monate der erlannten Strafe
ls durch die Untersuchungshaft verbüßt angesehen.“ Wegen
ines unter Anklage gestellten Falles der Untreue bezw. Bei—
ilfe gegenüber einer Glashütter Firma erfolgt Freisprechung
nangels hinreichenden Beweises. Vom Gericht wurde nament—
ich hervorgehoben, daß eine schaffe Bestrafung erfolgen müsse,
veil es durchaus notwendig sei, den reellen Verkehr gegen—
iber dem unreellen zu schützen. Ein gestellter Antrag auf
daftentlassung wurde abgelehnt.
w. Relig!öse Herbstvorträge in der Aula des Johanneums.
DTen- ersten Vortrag hält morgen abend 8242 Uhr Pastor
Lütge über den „Fall Jatho“. Eintrittskarlsen sind beim
eingang zu haben.
Neueste Nachrichten und Telegramme.
Der italienisch-türkische Krieg.
Kampf bei Marsa Tobruk.
W. Rom, 9. Okt. (Meldung der Agenzia Stefani.) Gestern
storgen 4 Uhr 10 Min. liefen die Schiffe des ersten Ge—
hwaders in den Hafen von Marsa Tobruk Garka)
in, wo kein türkisches Kriegsschiff vorhanden war. Auf die
Aufforderung, sich zu ergeben, verweigerte die türkische Garnison
„ie Einziehung der Flagge. Darauf eröffnete der Panzer
„Vittorio Emanuele“ das Feuer; mit den ersten Schüssen
egte er die Fahne nieder und schoß eine breite Bresche
n die Umwallung. Dann ließ Admiral Aubry einige Kom—
agnien Matrosen landen, die nach Ueberwindung des von
»er kleinen türlischen Garnison geleisteten Widerstandes das
Fort besetzten, die italienische Flagge hißten und einige
türkische Soldaten, die den Kampfnlatz nicht verlassen wollten,
gefangen nahmen.
Konzentration der Araber bei Tripolis.
W. Rom, 9. Okt. Die Tribuna meldet aus Malta: Hier
ingekommene Schiffe berichten, daß die Türken in der Um—
sebung von Tripolis gegen zehntausend Soldaten
ind ebenso viele, mit Gewehren bewaffnete Araber kon—
entrieren. Ob dieses Heer gegen Tripolis marschieren,
»der sich auf die Verteidigung beschränken solle, wisse man
nicht.
Forisetzung der Beschießung von Tripolis.
W. Rom, 9. Okt. Die Tribunag meldet aus Malta: Der
talienische Dampfer „Herkules“, der gestern nachmittag von
Tripolis ankam, bringt die Nachricht, daß die Beschießung
»er Stadt fortgesetzt wird. Die gelandeten Matrosen be—
eichnen nachts den italienischen Kriegsschissfen durch Raketen—
ignale die Stellen, die sie beschießen sollen. Die Stadt ist
»on den türkischen Soldaten verlassen, aber die türkische
tavallerie hält sich in der Umgegend auf und unterrichtet
»as türkische Gros, welches sich nach dem Innern zurück
jezogen hat, über die Beschießung und die Bewegung der
Italiener. Alle Forts sind jetzt zerstört.
Zur neuen türlischen Note an die Mächte.
W. Konstantinopel, 9. Okt. (Meldung des Wiener k. k.
Telegr.-Korr.«“Bureaus.) Die Meldung über eine neue Note
»er Pforte an die Großmächte ist dahin richtig zu stellen,
vaßß die Pforte nicht die Vermittelung der Großsnächte zur
osortigen Einstellung der Feindseligkeiten anruft, sondern
nr ihre Botschafter beauftragt. die Großmächte zu be—
ragen, unter welchen Voraussetzungen die Mächte glauben,
»aß die Einstellung der Feindseligkeiten möglich wäre. Ein
dommunique des Ministeriums des Aeußern bezeichnet die
Zlättermeldungen als unzutreffend, nach welchen die Pforte
inter gewissen Bedingungen über die Anerkennung der Okku—
»ation von Tripolis mit Ikalien zu verhandeln bereit sei.
der Beschluß des Ministerrats betreffend die Ausweisung
»er Italiener aus der Türkei ist zwar im Prinzip gefaßt.
»isher wurden jedoch keine Maknahmen zur Ausführung
etroffen.
W. London, 9. Okt. In einer Versammlung von Anhängern
der Schiedsgerichtsbewegung wurde beschlossen, Delegierte nach
Rom und Konstantinopel zu entsenden und beide Regierungen
afzufordern, ein Schiedsgericht anzurufen. Der Führer der
Friedensbewegung Stend, der zum Delegierten in Konstan—
tinopel gewählt wurde, ist gestern abgereist. Ein Delegierter
iür Rom wurde bishber nicht boestimmt.
Diltheys Beisetzung.
W. Biebrich, 9. Okt. Unter lebhafter Teilnahme der
belehrtenwelt wurde gestern Professor Dilthey beerdigt. Na—
nens der Akademie der Wissenschaften sprach, nachdem Vrofessor
Röthe-Berlin die letzten Grüße der Universität Berlin über—.
macht hatte. Geheimrat Stumpf.
Interessantes aus dem Metternich-⸗Prozeß.
W. Berlin, 9. Okt. Der Gatte der im Metternich-Prozeß
ziel genannten Frau Wolf Wertheim sendet dem Kleinen Journa
ine Erklärung, dahin gehend, Dottor Landsberger habe sich
jegen Ersatz der Kosten für die Entführung der Stieftochtei
Volf Wertheims in Höhe von 70 000 Mi zum Schweigen ver—
flichtet. Er habe sich monatlich 1000 Mevon der Mutter
einer Stieftochter geholt. Beim Abschied habe er diese Rente
n einmalige Zahlung umgewandelt sehen wollen. Metternich
abe sich am Weihnachtsabend Abit zum Tischherrn Dollys
jemacht, da er als Vertreter der erkrankten Hausfrau fun—
iierte.