Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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aAusgabe 4. 
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us den Nachbargebieten. 
Hausestädte. J —— 
Hamburg, 7. Olt. Die Einigungsverhandlun— 
nen im Holzgewerbe wiederum gescheitert. Auf 
Anregung des Arbeitgeber⸗Schutzverbandes für das deutsche 
Holzgewerbe, Sitz Berlin, tagte am Tienstag und Mittwoch das 
Zentralschie dsgericht. das zwischen der genannten Arbeitgeber- 
drganfsation und dem Teutschen Holzarbeiterverband vereinbart 
ist und aus je drei Arbeitgeber⸗ und drei Arbeitnehmervertretern 
besteht. Es sollte noch einmal der Versuch gemacht werden, 
die Differenzen im hiesigen Holzgewerbe auf gütlichem Wege 
beizulegen. Dieser Versuch ist indessen an dem Widerstand des 
Teunchen Holzarbeiterverbandes abermals gescheitert. Die Ver⸗ 
tretung der hiesigen Holzgewerbetreibenden war bereit, dafür 
einzutreten, daß das Regulativ eines paritätischen Nachweises 
in der Fassung, wie es für Berlin bereits Gültigkeit hat, und 
das ein beschränktes Obligatorium vorsieht, auch hier in Ham⸗ 
burg zur Einführung gelangt. Außerdem wurden noch weitere 
Zugeständnisse in bezug auf den Lohn gemacht und die vom 
Holzarbeiterverband geforderte Arbeitszeitverkürzung bewilligt. 
Trotz dieses weitgehenden Entgegenkommens lehnten die Ge⸗ 
werkschaftsvertreter den Friedensschluß ab. Ihnen fällt deshalb 
die Verantwortung dafür zu, daß die Beendigung des bereits 
28 Wochen dauernden Kampfes wiederum in die weiteste Ferne 
gerücht erscheint. 
Ein Schaffner, der sich zu helfen weiß. Zur Ver— 
meidung von Ungelegenheiten im Umsteigeverkehr haben die 
Shaßenbahnschaffner bekanntlich die Instrubktion, jeden Fahr—⸗ 
gast bei Lösung des Fahrscheins nach dem Reiseziel zu fragen. 
Steigt da nun vor einigen Tagen in eine Vororklinie ein 
augenscheinlich verärgerter Fahrgast und gibt dem Schaffner 
50 Pfennig zur Lösung eines Billetts. Auf die Frage des Schaff⸗ 
ners nach dem Reiseziele sieht er diesen ganz verdutzt an und 
— schweigt. Der Schaffner wiederholt seine Frage schließlich 
in elwas energischem Tone und erhält nunmehr die mürrische 
Antwort: „Ach watt, ich will aah dien Großmutter!“ Still⸗ 
schweigend trennt darob der Schaffner einen 20· Pfennig⸗Fahr⸗ 
schein vom Block, reicht ihn dem Fahrgaste und gibt 30 Pfennig 
— 
tehlte jeht der verdutzte Fahrgast. „Tat harst du mie man 
zliek seggen kunnt,“ erwiderte gelassen der Schaffner, „mien 
Großmudder wohnt in Langenhorn, und bett dorhenn kost' datt 
ummer twintig Penn!“ Der wortfertige Schaffner hatte natürlich 
die Lacher auf seiner Seite, und der so treffend Abgeführte zog 
es vor, sich schleunigst vom Wagen zu drücken. 
Schleswig⸗ Holstein. I 
Pinneberg, 7. Okt. Ein Unfall mit tödlichem 
Ausgang hat sich hier in der Dunderschen Lederleimfabrik 
zugetragen. Tort stürzte ein älterer Arbeiter in einen mit kochen⸗ 
dem Fett gefüllten Kessel und zog sich dabei namentlich an den 
Beinen schwere Brandwunden zu, an deren Folgen er im Kreis⸗ 
rankenhaͤus gestorben ist. 
Elmshorn, 7. Otft. Die Bächerinnung hat nach 
ingehender Beratung beschlossen, den Regierungspraͤsidenten zu 
inem Bacverbot von Sonntag mittas bis Montas früh 6 Uhr 
für den Bezirk der Elmshorner Innung zu veranlassen. Die 
Bägermeister aus Barmstedt schliehen sich diesem Gesuch an, wäh⸗ 
rend Uetersen das Gesuch durch die Verpflichtung unterstützt. 
tein Brot nach Elmshorn zu liefern. 
Selgoland, 7. Olt. Brandstiftung? Durch recht⸗ 
Zue Entdeckung konnte hier ein arößeres Schadenfeuer ver— 
— — 
Welt und Wissen. 
Die Weinernie 1911. 
Nach der Wärme der letzten Woche sind die Trauben. wie 
der Deutschen Korrespondenz aus dem Rheinlande ge— 
schrieben wird. noch weiler gereift, sodah in den Weinbzirken 
mit der Lese bezonnen wecden kann. Ein alter Winzer. 
der die Ernte richtig zu taxieren mnstande sein dürfte, ver— 
spricht sich von der diesjährigen Ernte sehr viel. Die 
Trauben haben an Größe noch zugenommen und sind voller 
und reichlicher als in den Vorjahren. Die großzen Wein— 
kirmen glauben, dah der 1911er den 1893er an Güte noch 
übertreffen wird. DtK. 
* 
Neue Forschungen über den Krebs. 
Aus London wird berichtet: Das Laboratorium des 
britischen Fonds für Krebsforschung, das sich unter der Leitung 
von Dr. Ernest F. Bashford seit Jahren mit Krebsforschungen 
beschäftigt, hat einen Bericht über die bisher geleistete Arbeit 
oeröffentlicht. deren Ergebnisse einen wesentlichen Fortschritt 
in der Erkenntnis dieser furchtbaren Geißel der Menschheit bilden. 
„Zum ersten Male kann einwandfrei bewiesen werden,“ so 
erichtet Dr. Bashford. „daß die immer wieder auftauchenden 
Herüchte von einer Zunahme der Krebskrankheiten unberechtigt 
ind.“ Das wichtioste aber ist die durch zahlreiche Versuche 
gewonnene Erkenntnis, daß „die Verwandtschaft zwischen dem 
Krebs und dem von diesem Leiden befallenen Wesen rein 
individuell ist“, daß also Krebs nicht ansteckend ist. Die Ex— 
rerimente führten zu der Erkenntnis, daß die meisten Krebs— 
leiden in der Regel auf die fortdauernde Erregung gewisser 
Körperteile zurüctzuführen sind. So erklären sich z. B. die in 
Tibet fast epidemieartig auftretenden Erkrankungen an Magen— 
nebs durch die dort herrschende Gewohnheit, Gefäße mit glü— 
jenden Holzkohlen zu tragen, ebenso wie sich im fernen Osten 
die meisten Krebserkrankungen auf die Unsitte der Eingeborenen, 
»en ganzen Tag über gewisse Nüsse zu kauen, zuruckführen 
ließen. In China ist besonders der Kehlkopfkrebs weit verbreitet, 
und zwar nur unter den Männern; die Erklärung ist, daß die 
Chinesen den Reis stets sehr heiß essen. Die Frauen aber, 
denen der Reis erst gereicht wird, wenn der Mann gesättigt 
ist, genießen ihn lauwarm oder kalt, und man findet daher 
unter ihnen keinen Kehlkopfkrebs. Experimente mit Mäusen 
haben gezeigt, daß der Brustkrebs sich bei ihnen in der Tat 
bisweilen vererbt, aber der Gelehrte weist ausdrücklich darauf 
hin, daß aus hiesen Beobachtungen noch keineswegs auf eine 
alloemeine Erbebchleit des Krebses geichlossen werden könne⸗. 
* 
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Fonnabend, den 7. Oktober 1941. 
Abend⸗Blatt Kr. 509. 
hütet werden. Es brannte nachts in einem Hause der Ems— 
mannstraße des Oberlandes und zwar an mehreren Stellen im 
zause zu gleicher Zeit, so dah Branditiftung vermutet wird. — 
ßon den vielen hier beschäftigten italienischen 
Arbeitern haben eine große Anzahl Order bekommen, sich 
ofort ihrer Militärbehörde zu gestellen. Die Einberufenen sind 
hereits nach der Heimat abgereist. 
Husum, 7. Oktt. Anonymer Briefschreiber ge— 
aßt. Seit annähernd 30 Jahren wurden vom benachbarten 
s. aus an verschiedene hiesige Personen anonyme Briefe ver— 
zächtigenden oder beleidigenden Inhalts versandt, ohne daß es 
nöglich war, den Briefschreiber festzustellen. Erst jetzt ist das 
gelungen. Es handelt sich um eine Ehefrau, die zu den Briefen 
nspiriert sein soll. Die Sache kommt demnächst vor Gericht. 
Flensburg, 7. Okt. Der Flensburger Qua⸗— 
rantäneanstalt ist seit dem 1. Oktober, dem Tage der 
lebernahme durch die neuen Pächter, lein Vieh mehr zugeführt 
vorden. Die neuen Pächter müssen erst in Dänemark Geschäfts⸗ 
erbindungen anknilpfen und gleichßeitig im Rheinland für den 
Absatz sorgen. Unter dieser Sperre leidet auch die hiesige Schiff- 
ahrt, die zum Teil auf den Viehtransport eingerichtet ist. 
EGrotzherzogtum Oldenburg. Fürstentum Lübeckt. 
VFr. Eutin, 7. Oklt. Der Provinzialrat nahm nach 
Eröffnung der gestrigen Tagung zunächst die Wahl eines Vor- 
itzenden und eines Stellvertreters vor. Bürgermeister Mahel- 
tedt, Eutin, wurde einstimmig zum Vorsitzenden und Justizrat 
Böhmccer, Eutin, zu seinem Stellvertreter gewählt. Nachher 
trat man in die Vorberatung solgender Gesetzentwürfe: Ziegen— 
hockkörung, Abänderung der Wasserordnung und der Gemeinde— 
»Aydnung ein. Gegen 1 Uhr wurde die Sitzung verkagt. — 
der Voranschlag über die Einnahmen und Aus— 
aben des Fürstentums Lübech im Jahre 1912 
st dem Provinzialrat zugegangen. Nach dem mutmaßlichen 
krgebnis des Rechnungsiahres 1911 wird für 1912 ein Kassen- 
überschußz von zirka 250 000 Mezu übertragen sein. Der Ueber—⸗ 
schuthz des Voranschlages betrug zirra 90000 M. Daß mehr 
ingestellt werden können, kommt namentlich daher, daß von 
en für 1911 bewilligten Mitteln die für den Bau 
ser Straßenbahn Lübech —Schwartau vorgesehenen 
5 000 Meund die für den Bau der Eisenbahn Lübed— 
zegeberg bewilligten 100000 Muim Jahre 10911 nicht zur 
zerwendung kommen. An Einnahmen sind in den Voranschlag 
ür 1912 eingestellt: J. Ordentliche Eimnahmen: Kapitel 1: 
zinnahme vom Staatsvermögen »391 389,67 MecGarunter aus 
den Forsten 205 000 M, an Gefällen 100000 My). 
Kapitel II: Einnahme an Gewerbsrekognitionen. Spor— 
leln u. dal. 228 000 M. (Die WEinnahmen aus diesen 
Positionen weisen in den letzten vier Jahren eine stetige 
Steigerung auf.) Kapitel III: Cinnahme von Steuern 470 500 
HMlark. (Einkommensteuer 280 000 M, Vermögenssteuer 72 000 M, 
Frundsteuer 30 000 M, Gebäudesteuer 40 000 M, Stempelsteuer 
57000 M. Von der Einkommensteuer und der Vermögens— 
teuer ist auch für 1912 nur die Erhebung von 78 90 wvor—⸗ 
zesehen) Kapitel IV: Sonstige Einnahmen 13110,33 M. II. 
Außerordentliche Einnahmen: 296 000 Mi(das sind der Kassen⸗ 
berschuh aus 1911 und eine Anleihe von A5 000 Mee firr das neue 
Imtsgerichtsgebäude). Ausgaben sind folgende eingestellt: J. 
IRrdentliche Ausgaben: Kapitel J: Allgemeiner Landesaufwand 
75 520 M. Kapitel II: Kosten der Verwaltung 214877 M. 
dapitel III: Verwaltung der Justiz- und Militärangelegenheiten 
88 000 M. Kapitel IV: Verwaltung der geistlichen Angelegen— 
seiten und der Schulen 261690 M (Gymnasium 38 000 M, 
Beibilfen für Schulgemeinden zu den Lehrerbesoldungen 135 000 
ILL 
M., Ruhegehalte und Wartegelder der Volksschullehrer 49 000 
M). Kapitel V: Verwaltung des Staatsguts und der Finanzen 
196 279 M. Kapitel VI: Vermischte und unvorhergesehene Aus⸗ 
gaben 6000 M. II. Außerordentliche Ausgaben: 216 500 M. 
15 000 Miletzte Baurate der auf 135 000 Muveranschlagter 
Hesamtbausumme des Amtsgerichtsneubaues in Eutin, 138 506 
Mezurv Unterstützung und Förderung des Baues nichtstaatlicher 
Bahnen, darunter 100 000 Mezur Altienzeichnung für die Eisen-« 
zahn Lübech —Segeberg, die bereits für 1911 zur Verfügung 
Jestellt, aber voraussichtlich erst 1912 zur Auszahlung kommen 
verden. Die im Voranschlage für 1911 vorgesehene Beihilfc 
on 25 000 Mefür die Gemeinde Schwartau zum Bau einer 
lektrischen Bahn von Lübech nach Schwartau kommt nicht zur 
Berwendung. Dafür ist in Aussicht genommen, der Gemeinde 
Schwartau auf 10 Jahre in folgender Weise Beihilfen zu 
zewähren: Wenn die Gemeinde «aus der dem lübeckischen Staat 
jegenüber für den Betrieb der Straßenbahn übernommenen 
varantie voll in Anspruch genommen wird, soll die Beihilfe 
n den ersten fünf Jahren je 3800 Meund in den folgenden 
ünf Jahren je 1500 Mubetragen, wird die Garantieleistung 
mir zum Teil wirksam, Jo erfolgt eine verhältnismähige Kürzung 
»er Beihilfen. Unter den obigen 138500 Musind ferner 
5 000 Meverlorener Zuschuß des Staats für die geplante Bahn 
Travemünde— Niendorf. Die Summe der Einnahmen stellt sich 
ruf 1399 000 M, die der Ausgaben auf 1289 000 M, so daß 
ich ein Ueberschuß von 140 000 Meuergibt. Außerdem ist ein 
zetriebsfonds von 150 000 M vorhanden.— 
Fr. Eutin, 7. Okt. Verkäufe. Gastwirt Ehlers in 
Thürk hat seine Gastwirtschaft .Zum Sandfeldkrug“ an Gastwirt 
Storm verkauft. — Bauunternehmer Schoschnig hier verkaufte 
ein neues Wohnhaus an den Postassistenten Loyal. — Maurer 
Zutzfeldt hier hat vom Kunstmaler Vahldiek und Bauuuter⸗ 
nehmer Steenbock einen Bauplatz erworben. — Der Landes— 
„erband kaufte von Tischlermeister Knoop hier und Gastwirt 
Biehl, Alte Kalkhütte, je einen am Faulenborn belegenen 
Bauplatz. Es soll dadurch verhindert werden, daß die Aus—⸗ 
iicht auf den großen Eutiner See verbaut wird. 
Großherzogtümer Medlenburg. 
Wismar, 7. Okt. Rechts Anwalt Schlottmann. 
Von dem wegen Unterschlagung von 300 000 Miim vorigen 
zahre mit seiner Schreiberin von hier flüchtig gewordenen ver⸗ 
seirateten Rechtsanwalt Schlottmann hieß es, er sei in Basel 
»erhaftet worden. Daos Gerücht beslätigt sich jedoch nicht. Nur 
o viel ließ sich über ihn mit einiger Bestimmtheit erfahren, dal 
er in Berlin gesehen worden ish. 
Fürstenberg, 7. Okt. Großfeuer. Die große 
Behrendtsche Wassermühle ist total niedergebrannt. Die Nach- 
arhäuser in der Bahnhofstrahße und eine groke Spinnerei waren 
n Gefahr. Es sollen 20 000 Zentner Getreide verbrannt sein. 
Der Schaden beträgt eine halbe Million Mark, ist aber in der 
zauptsache durch Versicherung gedeckt. 
—Schönberg, 7.Okt. di Feuerpersiche rung s⸗ 
jesellschaft, die auch im fübschen Gebiete zahlreiche Ver—⸗ 
icherte zählt, erhebt in diesem Jahre für je 100 MBVer⸗ 
icherungssumme folgende Beitktäge: Die Versicherten der 
.Kl. zahlen 10 Pfg., die der 2. Kl. 16 Pfg., die der 
3. Kl. 24 Pfg. die der 4. Kl. 32 Pfg. die der 5. Kl. 
10 Pfg., die der 6. Kl. 60 Pfg., die der 7. Kl. 80 Pig., 
die der 8. Kl. 1 MBeitrag. — Unglücdsfall. Der 
Arbeiter Hellmann in Schaddingsdorf stürzte von einem 
zeladenen Fuder auf die harte Scheunendiele und zog sich 
jterbei einen Bruch des Schlüsselheins zu 
kinen lichten Ausblich in die Zulunft gewähren die Beobach- 
ungen, nach denen bei einer ganzen Reihe von krebskranken 
Räusen das Leiden durch einen natürlichen Heilungsprozeß 
tötet wurde. Aehnliche Erscheinungen wurden auch bei mensch 
ichen Krebsleidenden festgestellt. Es scheinen sich bei diesen 
zeilungen gewisse Umwandlungen der Krebszellen zu voll—⸗ 
iehen, die noch näherer Untersuchungen bedürfen. Die Er—⸗ 
renntnis dieser Zellenwerwandlungen im Krebsgeschwür wird 
späten, so darf man hoffen, der Wissenschaft Fingerzeige zur 
Heilung des Krebses bieten. J K.C. 
* oͤb F FP 
Die preußesche Irrenstatisüt, 
die im Ministerialblatt sür Medizinalangelegenheiten veröffent— 
icht worden ist, zeigt abermals ein Anwachsen der in den 
randesirrenanstalten kdefindlichen Kranken. Am 1. Januar 
908 befanden sich 81325 Personen, 43 856 männliche und 
37469 weibliche interniert. Der Zugang im Jahre 1908 betrug 
31993. 12 250 we'bliche und 19 743 männliche Personen. Zu 
»er Gesamtsumme der 113318 im Jahre 1908 vorhandenen 
Kranken treten noch etwa 10000 Patienten, die in Privat⸗ 
jeilanstalten verpflegt wurden. Unter diesen befindet sich die 
zeträchtliche Zahl von 16020 Epileptikern. Es üt also auf 
e 500 Einwohner ein Irrenanstaltsplatz zu rechnen. Einen 
Beweis sür das Zunehmen der Geistesstörungen bieten diese 
Zahlen natürlich nicht ohne weiteres. d. 
* 
Kein Vernähen der Wunden meyhr. 
Einige bedeutende Schulen von Chirurgen haben stetig darauf 
jingearbeitet, das schwierige Vernähen von Operations⸗ und 
inderen Wunden durch ein einfacheres. ebenso wirksames und 
ioch zwecmäßigeres Mittel zu ersetzen. Jeder, der einmal 
„genäht“ worden ist, erinnert sich wahrscheinlich mit Grausen 
in die Qualen, die ihm die Entfernung der Operationsnähte 
erursachte. Man bedient sich immer mehr statt der Nähte, 
ie übrigens selbstverständlich mit einem ganz besonderen Ma— 
erial von bestimmten Eigenschaften der Haltbarkeit und Ge— 
chmeidigkeit ausgeführt werden müssen, derr Metallklam-— 
nern. Man nennt diese kleinen Instrumente gewöhnlich 
Agraffen. In vielen Kliniken haben sie bisher freilich noch 
jar keinen Eingang gefunden. Sie werden aber namentlich 
on dem berühmten Wiener Chirurgen v. Eiselsberg ausgiebig 
zenutzt. Als Vorzüge werden diesem Verfahren nachgerühmt: 
inmal eine viel größere Geschmeidigkeit im Verschluß der 
Wunde, zweitens die Möglichkeit einer vollkommen sicheren 
Mersis. dann eine Veschleunigung der Heiluna,. Ausbleiben 
An 
von Schmerzen, Vermeidung von Narben, eine Aufbiegung der 
Wundlinie und die Vermeidung einer Turchbohrung der Haut. 
Das sind in der Tat eine Menge werwoller Vorteile, denen 
iur zwei Nachteile entgegenstehen, die Gefahr einer geringeren 
zaltbarkeit und einer geringeren Biegsamkeit der Wundränder. 
diese beiden Mängel müßten freilich durchaus beseitigt werden, 
oas jedoch nach der Erfahrung von Dr. Andrews, der diesem 
ieuen Verfahren im „Journal der Amerikanischen Medizinischen 
Lereinigung“ eine eingehende Besprechung widmet. sehr wohl 
geschehen kann. Es handelt sich dabei übrigens nicht etwa nur 
um den Verschluß oberflächlicher Wunden, sondern auch um 
Dpetationswunden innerer Organe. B.P. 
3 
* — 
Preis verteiluna bei der internationalken Vostwertzeichen⸗Aus 
stellung in Wien. 
Die Jury hat mit Rücksicht auf die große Zahl von un⸗ 
gjewöhnlich guten Sammlungen mehr hohe Preise zuerkennen 
önnen, als dies auf anderen Ausstellungen dieser Art der 
Fall war. Im ganzen wurden 131 Preise zuerkannt, darunter 
22 große goldene Medaillen, 26 kleine goldene, 47 si berne 
und 36 bronzene. Den größten Erfolg hat wieder, wie schon 
jei · der letzten Ausstellung in Bern, der Amerikaner Charles 
2atrop Pack aufzuwe'sen, dem drei große goldene Medaillen 
erliehen wurden, und zwar die vom Berliner Philatelistenklub 
zestiftete flr die Sammlung von Uruguay, die das Ergebnis 
orgfältigster Studien ist, ferner je eine für die Marlken 
»om Kap der guten Hoffnung und von Brasilien; je zwei 
zroße goldene Medaillen haben drei Aussteller erhalten, Robert 
zolitscher in Budapest für Hannover und Spanien, A. J. 
Warren in Epsom für die Niederlande und die niederländischen 
Zolonien und A. Chiesa in Mailand für Toskana und Neapel. 
Ferner haben e'ne große goldene Medaille erhalten J. Sturany 
n Wien für Oesterreich mit Lombardei-Venetien, M. Poppo— 
vitsch in Budapest für Ungarn, Johannes Elster in Berlin 
ür die Marken der Deutschen Reichspost, K. Günther in 
hemnitz-Kappel für Sachsen, Sidney Loder in London für 
zroßbritannien, R. Köhler in Chemnitz sür Rumänien, Adolf 
Jasser in Wien für Türkei, Baron Leijonhufvud in Nissafors 
ür Schweden. Fr. Reichenheim in London für Frankreich, 
Jorge E. Rodriguez in Buenos Aires und Graf Mailatz in 
ßardony für ihre großen Generalsammlungen und Henry 
Lrocher in San Franzisko für seine Raritätenzusammen⸗ 
tellung. Endlich ist auch der Philatelie Literature Sotieti 
nn London für die Herausgabe des Katalogs der Bibkiothek 
»es Earl of Crawford die aroße goldene Medaille verliehen 
vporden.
	        
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