gegenüber den Eingeborenen, die eine deutsche Landung er⸗
sehnen, direkt kompromittierend.
Die Aufklärung.
W. HKöln, 6. Okt. Die Hissung einer französischen Flagge
in Acçadi ist nach der Kölnischen Zeitung ohne jede politi—
sche Bedeutung, da es sich um den törichten Streich einiger
jurger Franzosen handelt, mit denen das amtliche Frankreich
nichts gemein hat. Infolgedessen ist auch ein Einschreiten des
Kemmandanten der „Berlin“ unterblieben. Die deutsche Re—
glerung hat aber die französische von diesem Vorgang unter—
ichtet.
W. Berlin, 6. Okt. Der Kommandant des Kreuzers
Berlin“, Kordettenkapitän Löhlein wird in der
RPresse erneut wegen seines Verhaltens vor Agadir ange⸗
griffen. Es handelt sich jetzt darum, daß er nicht eingeschritten
ist, als einige Franzosen auf einer Bastion der Stadt Agadir
die Nationalflagge hißten. Wenn ein Kriegsschiff zum Schutze
der deutschen Interessen in einem ausländischen Hafen liegt,
steht ihm nicht das Recht zu, einzuschreiten, wenn einige Aus—
länder aus Freude über irgend ein Ereignis ihre Nationalflagge
hilsen. Dazu ist nur allein der Vertreter des Landes berechtigt,
in dem solche privatenAusschreitungen sich zugetragen haben. Der
französische Konsul in Mogador wurde, wie uns von unter⸗
richteter Stelle mitgeteilt wird, von seiner Regierung sofort
angewiesen, die Flagge niederzuhoslen. Die Klugheit, Um⸗—
sicht uund Zurückhaltung, die Korvettenkapi—
tän Löhlein in der schwierigen Lage schon zu wiederholten
Malen zeigte, sollten uneingeschränkteste Aner—
lennung finden
Deutschlands Handel mit Tripolis.
Der deutsche Handelsvertrag mit der Türkei vom Jahre
1890 gilt auch für die afrikanischen Besitzungen der Türkei,
mit Ausnahme von Aegypten. Aus diesem Grunde werden die
Herkünfte aus Tripolis in Deuischland nach den Vertragssätzen
unseres Zolltarifs behandelt. Dagegen unterliegt unsere Aus—
fuhr nach Tripolis den für die Türkei geltenden Zollsätzen.
Zwischen beiden Staaten besteht uneingeschränkte Meistbegünsti—
zung für die Erzeugnisse ihrer Ausfuhr. Unsere Handels—
beziehungen in Tripolis sind bisher ziemlich gering. Dabei
ist allerdings zu berücksichtigen, daß die Zahlen unserer Aus⸗
fuhr-Statistik die tatsächliche Ausfuhr nicht erschöpfend wieder—
geben, da ein Teil der für Barka und Tripolis bestimmten
deut,schen Waren zunächst nach anderen Ländern geht und von
dort erst nach Nordafrika gebracht wird. Unsere Ausfuhr
nach Tripolis ist sehr erheblichen Schwankungen unterworfen
Jewesen und zeigt bei ihrem geringen Umfang keine Stetig—⸗
keit in der Entwicklung. In den ersten Jahren des letzten
Dezenniums erreichte die Ausfuhr einen Wert von 270 000 M.
sie ging aber schon im Jahre 1903 a4uf 74000 Mäzurück.
Ihr höchster Stand war im Jahre 1908 mit 333 000 Mu er⸗
reicht. In den folgenden Jahren ging unsere Ausfuhr wieder
bis auf 154000 Mäin 1010 zurück. Unsere hauptsächlichsten
Ausfuhrartikel im letzten Jahre waren Anilinfarbstoffe, Woll⸗
gewebe, Tafelgeschirr, Messingwaren, baumwollene Gewebe,
Indigo, Bier usp. Die Ausfuhr von Tripolis nach Deutsch⸗
land ist noch unerheblicher, als unsere Ausfuhr dorthin. Sie
errcichte ihren höchsten Standpunkt im Jahre 1007 mit einem
Wert von 148 000 M. Im Jahre 1009 belief sie sich auf
nur 12000 M, um dann im letzten Jahre auf 49 000 M
anzusteigen. Wir beziehen aus Tripolis in erster Linie Kamel⸗
haare, daneben Shaffelle, Lammfelle und Pflanzen zum
Heilgebrauch.
Das Privatleben vor Gericht.
Glossen zum Metternich-Prozeß.
Die großen Sensationsprozesse sind meist nicht nur von
tulturhistorischer und soziologischer Bedeutung, sondern bieten
auch gleichzeitig dem Kriminalpolitiker eine Fülle wertvoller
Anregungen. Auch der jetzt in Berlin verhandelte Metternich
Prozeß, diese forensische Sensation für tout Berlin, der wohl
unstreitig ein Arsenal von documents humains bildet, ist in
fuistischer Beziehung recht interessant.
Man muß vor allen Dingen die Frage aufwerfen, ob
es nicht möglich war, schon in der Voruntersuchung völlige
Klarheit über die Beziehungen des Angeklagten zum Hause
Wettheim resp. der Frau Tolly Landsberger zu schaffen und
auf diese Weise die haarsträubenden Schmutz⸗ und Klatsch-
geschichten, die wir in den letzten Tagen voll Ekel lesen, auf
ein Minimum zu beschränken. Ohne genaue Kenntnis der Akten
können wir hierüber allerdings kein entscheidendes Urteil ab⸗
geben und insbesondere auch nicht feststellen, ob die Schuld
an dieser unzureichenden Voruntersuchung die Staatsanwalt—
schast oder den Angeklagten bezw. seine Verteidiger trifft.
Jedenfolls glauben wir annehmen zu dürfen, daß diese pein⸗
lichen Erörterungen in dieser Ausdehnung zu vermeiden waren.
Diese „Vivisektion“ von abwesenden Zeugen hat gewiß in
weiten Kreisen der Bevölkerung großes Mißfallen erregt. Es
handelt sich hier um eine Prinzipienfrage, die mit den sonst
höchst gleichgültigen Mitgliedern der Familie Wolf Wertheim
nicht das geringste zu kun hat. Hier sagt jeder Mitbürger
mit vollem Recht: tua res agitur! Seien wir ehrlich! Wenn
es im Gerichtssaal bei Zeugenvernehmungen stets in schranken⸗
loser Ausdehnung gestattet wäre, in voller Oeffentlichkeit die
intimsten Familienperhältnisse und Alkovengeheimnisse breitzu—
trteten, welche Gefahr würde dies für jeden Zeugen, für
jede Familie bedeuten, welch widerliche Schauspiele würden wir
erleben.
Um derartige zur Korruption der Volksmoral beitragende
Erörterungen möglichst einzuschränken, würde es, wie schon oben
bemerlt, dringend nötig sein, die Voruntersuchungen mit größter
Grundlichkeit zu führen und durch die weitestgehende amtliche
Berüchssichtigung des Entlastungsmaterials manch verfehlte oder
nicht genügend begründete Anklage zu vermeiden. Durch diese
Taktik wird auch oft dem Angeklagten die Möglichkeit ge—
nommen, das Verfahren durch zwecklose Beweisanträge in
die Länge zu ziehen. Natürlich dürfen diese Maximen die
Situation der Angeklagten nicht verschlechtern. DTas beste
Schutzmittel gegen jede Willkür ist aber dann vorhanden, wenn
man im Gegensatz zu den jetzt geltenden Bestimmungen dem
Verteidiger schon von Anfang des Verfahrens an sowohl die
Einsicht in die Gerichtsakten, als auch den freien, von lästigen
Kontrollen befreiten Verkehr mit dem verhafteten Ange—
tlagten sowie die Beiwohnung bei allen Vernehmungen ge—
stattet. Die Verteidiger werden hierdurch in der Lage sein,
alles nötige Beweismaterial schon während der Voruntersuchung
herbeizuschaffen. Es liegt aber auf der Hand, daß hierdurch
d manche unerquidliche Beweiserhebungen in den öffentlichen
Getichtsberhandlunckn wegfallen könnten.
—7—
Wenn sich aber kroß alledem naturlich in gewissen Fällen
nicht das Eingehen auf die intimsten familiären und privaten
Verhältnisse vermeiden läßt, dann sollte wenigstens die Oeffent—
ichleit vollkommen ausgeschlossen werden. Es wäre vielleicht
eine strafprozessuale Bestimmung möglich, daß nicht bloß im
Falle der Gefährdung der öffentlichen Sittlichkeit, sondern auch
bei Verhandlung intrikater Familienverhältnisse der Ausschluß
»er Oeffentlichkeit gestattet fein mübte. Wir leiden nach unserer
Ansicht an einerssarken Uebertreibung des Oeffent
lichkeitsprinzips bei Gerichtsverhandlungen. der entgegen-
rewirtkt werden müßte 1
sleueste Nachrichten und Telegramme.
Bundesratssitzung und Futternot.
W. Berlin, 6. Okt. In der gestrigen Sitzung des Bundes⸗
ats wurde der Vorlage betreffend die Betriebsvergünstigungen
für die Brennereien anläßlich der Futternot und der Vorlage
betreffend Festsetzung des Durchschnittsbrandes der Brennereien
ür das Betriebsjahr 1911/12 und die Bestimmung der von der
Vergällungspflicht befreiten Branntweinmenge zugestimmt.
W. Berlin, 6. Okt. Die Nordd. Allg. Ztg. berichtet:
Der Bundesrat beschloß in seiner Sitzung vom 5. Oktober: Auf
Antrag kann widerruflich gestattet werden,
1. daß die nach dem 1. September 1902 betriebsfähig
hergerichteten landwirtschaftlichen Brennereien in der Zeit vom
. Oktober 1911 bis einschließlich 15. Juni 1912 auch Roh—
toffe der in S 10 Abs. 2 Satz 1 des Branntweinsteuergesetzes
zezeichneten Art, welche nicht von den Eigentümern oder Besitzern
»er Bremereien selbst gewomen sind, verarbeiten, ohne ihre
Eigenschaft als landwirtschaftliche Brennerei einzubüßen; .
2. daß Bremereien ohne Hefeerzeugung in der Zeit vom
l. Oktober 19811 bis einschließlich 185. Juni 1912 ausnahms—
veise Getreide an Stelle der von ihnen sonst verwendeten Roh⸗
toffe verarbeiten, ohne aus diesem Grunde den in 8 38
inter Nr. 2 und 8 39 des Branntweinsteuergesetzes für den
Fall dies Uebergangs zur Getreideverarbeitung vorgesehenen
Nachteil zu erleiden. Die unter Ziffer 2 vorgesehene Vergün—
tigung erstreckt sich hiernach in gleicher Weise auf die landwirt-
chaftlichen und die gewerblichen Kartoffelbrennereien.
Edisons Aeußerung über Deutschland.
W. Hamburg, 6. Okt. Auf eine Anfrage des Hamburger
Fremdenblattes durch Funkspruch bei dem an Bord des Dampfers
‚Amerika“ befindlichen Erfinder Thomas A. Edison, ob die in
»er Newyork World enthaltenen ungünstigen Aeußerungen über
deutschland, seine Industrie und seinen Handel von ihm getan
seien, hat Edison dem Blatte gleichfalls durch Funkspruch ge—
intwortet, daß er nichts Ungünstiges über Deutschland an die
World gegeben habe.
Der Schriftsteller Bernstein wieder altiver Offizier.
W. Varis, 6. Okt. Der dramatische Schriftsteller Henri
Bernstein, der vor vielen Jahren aus der französischen Armee
esectierte, dann durch einen Amnestieerlaß wieder aufgenommen
burde, ist wieder in den aktiven Dienst eingestellt und einem
rußartillerieregiment überwiesen worden. Bernstein beantragte
eine Einstellung selbst, weil eines seiner Stücke in der Comödie
Francaise infolge von Straßenkundgebungen wegen seiner De—
ertion von dem Spielplan abgesetzt wurde.
Weiteres über das Wiener Attentat.
W. Wien, 6. Okt. Die polizeiliche Untersuchung vegen
Niegus und Paulin ist abgeschlossen. Niegus, der die Absicht,
den Justizminister zu erschießen, unumwunden zugab, wurde wegen
Mordversuches, Paulin wegen Verdachtes der Mitschuld in das
Landgericht eingeliefert.
Das österreichische Budget 1912 und die Erhöhung der Beamten
gehälter.
WM. Wien, 6. Okt. Bei Beginn der heutigen Sitzung ergriff
der Finanzminister das Wort zur Einbringung des Budgets
ür 1912. Die Umgebung des Varlaments und das Haus
elbst zeigen das gewohnte tuhige Bild. Der Staatsvoranschlag
ür 1912 weist Gesamteinnahmen in Höhe von 2916 990 344 Kr.
ilso 35,2 Mill. mehr als im Jahre 1911 auf und die Staats⸗
rusgaben stellen sich auf 2916 685 263, also 34,9 Mill. Kronen
nehr als im Jahre 1911. Der Ueberschuß beträgt 805 081
Kronen. Außerdem hat die Regierung im Abgeordneten⸗
zause einen Gesetzentwurf eingebracht, durch den die
Aktivitätszukagen der Staatsbeamten von der
sechsten Rangklasse abwärts sowie die der Unter⸗
ßeamten und Diener erhöht werden.
Zum Alktiendiebstahl bei der Suezkanalgeselsschaft
W. Paris, 6. Olt. Ueber den Aktiendiebstahl bei der
Zuezkanalgesellschaft wird noch gemeldet, daß die Unterschla⸗
rungen über 1 Million betragen dürften, doch ist noch nichts
gzenaues über die veruntreute Summe festgestellt worden. Vor⸗
gestern wurde eine große Anzahl Suezaktien auf den Markt der
Pariser Börse geworfen, was eine Baisse in den Aktien hervor⸗
tief. Man vermutet, daß dies Lepreux Aktien sind. Lepreux
hatte ein Gehalt von 14 400 Francs. In einem Briefe an die
Zuezkanalgesellschaft gibt er an, er benutzte die Wertpapiere
u Dedungen von Spekulationen, die er unternommen habe, um
einer Tochter eine Mitgift zu verschaffen, doch verliefen diese
unglücklich und er wandte sich nach dem Auslande, weil es von
vort leichter set, die Gesellschaft zu entschädigen.
Der Vormarsch der Rohalisten in Portugal.
Paris, 6. Oklt. Da die vortugiesische Preßzensur infolge
»er ausgebrochenen ronalistischen Gegenrevolution wieder einmal
ehr streng geworden ist, hat das Paris Journal einen Sonder⸗
zerichterstatter nach der spanisch-portugiesischen
Srenze geschickt, der sich augenblicklich in der kleinen
Stadt Tuy befindet. Von dort aus sandte er gestern folgende
Nachricht: Ich bin hier im Automobil angekommen, weil ich
inen Führer der ronyalistischen Gegenrevolution getroffen habe.
dieser, der mich in der liebenswürdigsten Weise in seinem Auto—
nobil mitnahm, erzählte mir, daß er vorher eine lange Be—
prechung mit dem monarchistischen Parteigänger Christo in
Higo hatte, der sich in der Begleitung des Kapitäns Conceiro
zefindet. Dieser will langsam auf Oporto losrücken und hofft,
bis dahin seine Armee auf 30 000 Mann gebracht zu haben,
mit denen er Oporto angreifen will.
Die spanische Regierung sieht sich infolge des Bürgerkrieges
beranlaßt, Truppen an der portugiesischen Grenze zusammen zu⸗
iiehen.
In Lissabon ist man über die Erfolge der Monarchisten
m Norden auf das äußerste bestürzt, selbst das Hauptorgan
»er Republikaner, Seculo, spricht davon, daß die Republik be—
)roht sei, und fordert einen Wechsel in der Regierung.
W. Lissabon, 6. Olt. (Meldung der Agence Havas.) Hier
irkuliert das Gerücht, daß zahlreiche portugiesische Monarchisten
die Grenze bei Braganza überschritten und mehrere größere
Ortschaften besetzten.
MWt. Paris, 6. Okt. Nach einer portugiesischen De
vesche fand heute in Lissabon ein großer festlicher Umzug
tatt, bei dem dem Präsidenten lebhafte Ovationen dargebracht
wurden.
Neue Schlachtichiffe für England.
London. 6. Okt. Die Admiralität hat von Glasgower
Firmen Kostenanschläge für den Bau von drei Schlacht⸗
schiffen eingefordert. Die neuen Schiffe sollen 2400 Tonnen
Behalt und 29 000 Pferdekräfte haben, um ihre Geschwindigkeit
ruf 21 Knoten steigern zu können. Außerdem sind Kostenan⸗
chläge für sieben Zerstörer einer neuen Klasse ein—
gefordert worden, die alle bisherigen an Geschwindigkeit über—
treffen sollen
Das neue schroedische Ministerium.
Vt. Stocktolin. 6. Okt. Der Vorsitzende der liberalen Partei
Staaff leate dem König folgende Liste des neuen Ministeriums vor,
deren Bestätigung er morgen erwartet: Vorsitz Staaff, Auswärtiges
Hraf Ehrensvaerd, Krieg Dr. Bergström, Marine Jacob Larrsson,
Justtz Sondström, Inneres Schotte, Finanzen Baron Adelsvaerd,
tirchenwesen Dr. Fridtjuv Berg, Landwirtschaft Alfred Petersson, und
Minister ohne VPortefeuilles: Petren und Stenström. Da die sozial⸗
oemokratische Partei es abgelehnt hat, sich in der Regierung vertreten
ju lafsen, gehören die vorgeschlagenen Minister ausschließlich der libe⸗
ralen Partei an. Schotte, Bergström und Berg warcen bereits im
ersten Kabinett, Staaff im Jahre 1905.
Zur „Libertoͤ⸗Katastrophe
W. Toulon. 6. Okt. Heute vormittag wurden siebzig
Dpfer der „Liberté“, deren Identität nicht festgestellt werden
konnte, feierlich beerdigt.
Berlin, 6. Okt. Der Magistrat hat sich heute für die
Errichtung eines städtische Wohnungsamtes ausge—
prochen. Eine Kommission soll die Statuten des Wohnungs—
imtes beraten.
Köln, 6. Okt. Nachträglich kommt die Kunde von einem
rufsehenerregenden Vorfall, der sich auf dem Köoln⸗-Nippeser
Friedhof abspielte. Dort hat an einem offenen Grabe der
rthodoxe evangelische Pfarrer Fliedner, statt den Angehörigen
»es Verstorbenen Trost zuu spenden, über die Person des Be—
rdigten in einer derart abfälligen Weise gesprochen, daß ein
roßer Teil der Leidtragenden Anstoß an der Grabrede nahm.
Ein angesehenes Mitglied der Gemeinde hat sich nunmehr
beschwerdeführend an das Koblenzer Konsistorium gewandt und
dem Unwillen vieler Teilnehmer an dem Begräbnis über die
verletzende Grabrede des Pfarrers Ausdruck gegeben.
W. Bern, 6. Okt. Der Stadtrat hat dem Antrage auf
Flektristerung der Gotthardbahn zugestimmt.
Petersburg, 6. Okt. Der neuernannte Minister des Innern,
Makarow, ist heute in Petersburg eingetroffen. Er beabsich—
igt, eine gründliche Reform in der Staatspoliszei
»urchzuführen. Politische Kreise setzen große Hoffnungen auf seine
rbeit.
———
MW. Bonn, 6. Okk. Der Arbeiter Block gab auf den Friseur
Jonen in dessen Wohnung zwei Schüsse ab und verletzte ihn—
Darauf erschoß Block sich selbst. Das Motiv ist Eifersucht.
W. Bachnang. (Württemberg), 6. Okt. Heute morgen
2 Uhr brach in der Lederfabrik von Louis Schweizer Feuer
rus, das an den leicht brennbaren Stoffen reiche Nahrung
and. Der große Fabrikkomplex stürzte samt den Kontorräumen
usammen. Von dem massiven Neubau ragen nur noch dieSeiten⸗
vpände in die Höhe. Der Gebäude- und Maschinenschaden
oll sich auf über 200 000 Meund der Materialschaden auf über
400 000 M belaufen.
Wt. Port au Prince, 6. Olt. Durch ein schweres Erd⸗
beben sind in Cap Haitien mehrere Häuser beschädigt worden.
heer und Flotte.
W. Berlin, 6. Okt. Angekommen: „Hertha am 5. Okk.
in Gibraltar, „Eber“ ant 4. Okt. in Agadir und am 6. Oktt.
Las Palmas, „Cormoran“ ist am 30. Sept. in Apia angekommen.
Dder Reichspostdampfer „Roon“ mit dem Fähnrichstransport für
das Kreuzergeschwader hat am 5. Okt. die Reise nach Ostasien
zon Hamburg angetreten.
London, 6. Okt. In der Torpedoschule in Portsmouth
werden wohlgelungene Versuche mit drahtloser elek—
trischer Steuerung eines Unterseebootes ausge—
führt. Die Ergebnisse des Versuches werden geheim gehalten.
Aehnliche Experimente merden wmit Tornedokanten geplant.
—
Buntes Allerlei.
tk. Der tanbe Kritiker. Wie man dem Tägal. Korr.
schreibt, erregt gegenwärtig ein literarisches Skandälchen die Ge—
vort zwei Zeitungen, der „Advertiser“ und der „Telegraph“
nüter der Stadt D. in Schottland. Schon lange rivalisieren
dort zwei Zeitungen, der „Advertiser“ und der „Telegraph“.
Aber so sehr sich der „Advertiser“ anstrengen mochte, der „Te—
egraph“ besaß einen Theaterkritiker, dessen schwungvolle und
ikante Schreibweise ihm nur zu sehr die Liebe der Bewohner
»on D. sicherte. Dagegen versagte jeder noch so geschickte Re—
lametrick, den der „Advertiser“ inszenierte. Da beschloß man,
da int Konlurrenzkamef bekcnütlich jedes Mittel recht ist, das
Uebel an der Wurzel zu packen und den geschickten Theater—
ritiker ein wenig im bürgerlihen Leben zu beobachten. Nun
par aber der Rezensent ein Sonderling und Hagestolz und
pielte gesellschaftlich überhaupt keine Rolle. Wenn man da
aUlss geheimnisvollen Klatsch haben wollte, mußte man seine
Hcushälterin bestechen. Da stellte sich denn heraus, daß Mr.
5. seit 11 Jahren — stocktaub ist! Na, und da war ja das
Jewünschte Skandälchen fertig! Mr. G. hat seinen Haushalt
n D. aufgelöst und zieht sich jekzt nach London ins Privat-—
eben zurück.
—ööÜööööö 2*
DieObsterträgeanden Provinzial-Chausseen
es Hildesheimer Bezirks, umfassend die Kreise Marien—
zurg, Hildesheim, Gronau und Alfeld, waren diesmal so gut,
wie nie zuvor. Sie belaufen sich auf rund 62400 M, gegen
42550 Muim Vorjahre.
Auf einer neuen Telephonlinie Paris—
Hfoddrid gelang es Mittwoch während einiger Minuten, sich
zut zu verständigen. Sollte die Inbetriebnahme stattfinden, so
vüörden die Madrider Nachrichten kaum ein Drittel der bis—
zerigen Zeitdauer für die Uebermittelung nach Deut'ichland
enötigen.