Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Jedem Offizier, der doch Soldaten beider Konfessionen zu be— 
fehligen hat, sollte die konfessionelle Hetze zu gemein 
sein, denn damit verliert er einen Teil seiner Offiziers- 
ehre. Man schüttelt daher auch in nichtkatholischen Kreisen 
den Kopf, daß gerade zwei ehemalige Militärs an 
der Spitze antikatholischer Organisationen stehen.“ 
Gemeint sind der Evangelische Bund und der anti⸗ 
ultramontane Reichsverband, wenn auch ein Erzberger nicht zu 
wissen braucht, daß Exzellenz von Leßzel z3war noch 
dem Zentralvorstand, aber nicht mehr dem Präsidium des 
Evangelischen Bundes angehört. Eine Antwort auf die giftigen 
Gehässigkeiten erübrigt sich; ein Erzberger ist nicht der 
Mann, um preußische Generale und Admirale beleidigen zu 
können. Aber daß dieser Mann, für den der Zentrums— 
abgeordnete und Generalmajor Häussler selbstverständlich ein 
noli me tangereé ist, auf Katholikentagen sich brüsten darf, 
„Aufträge“ von Staatssekretären und Ministern zu über⸗ 
bringen, das ist etwas, was sich mit seinen Qualitäten schlecht 
vercinigen läßt. 
Inland und Ausland. 
Deutsches Reich. 
d. Unterstaats sekretär Dr. Conze. Der als Nachfolger Dr. 
Böhmers zum Unterstaatssekretär im Reichskolonialamt er—⸗ 
nannte dMirektor dieses Amtes, Dr. Conze, ist zwar im lolo⸗ 
nialen Außendienst nie tätig gewesen, er hat aber im 
Amte selbst, dem er seit fünf Jahren angehört, unter 
Dernburg und Lindequist Verdienstliches gerug geleistet, dah 
seine Beförderung auf den Unterstaatssekretärposten nicht auf⸗ 
fällig ist. Herr Dr. Conze entstammt einer rheinischen in⸗ 
dustriellen Familie, er war Gewerbedezernent bei der Düssel⸗ 
dorfer Regierung und später vortragender Rat im Finanz— 
ministerium unter Miquek und Rheinbaben. Er bringt also 
Kenntnisse auf finanzpolilischem und wirtschaftlichem Gebiete 
mit, die er auch für unser Kolonialwesen verwerten kann 
und bisher schon verwertet hat. Zu feinem Nachfolger ist 
Dr. Schnee ernannt worden; der mehrere Jahre draußen 
war. Der neue Ministerialdirektor ist also Fachmann, und 
kann den neuen Unterstaatssekretär, der in der Hauptsache 
Finanzmann ist, wirksam ergänzen. 
d. Prompte Wirkung. Man schreibt uns aus München⸗ 
Gladbach: Die hiesige Stadtverwaltung hat als 
Abwehr gegen d'e Teuerung den Engroseinkauf von 
Gemüse und Seefischen und die Abgabe zu billigsten 
Selbstkostenpreisen beschlossen. Schon die Anlündigung dieses 
Beschlusses und die Vorbereitung seiner Ausführung hatten 
heitsamen Einflunß auf die Preisgestaltung des München— 
Gladbacher Marktes. Aber alle Erwartungen wurden noch 
übertroffen, als gleich am ersten Verkaufstage die Preise für 
Rotkohl, Weißkohl und Blumenkohl auf den Gemüsemärkten 
von 50 bis 60 Pfg. auf 35 bis 40 Pfg. fielen. 
Selten ist ein Vorgehen der städtischen Körperschaften so 
populär gewesen wie dieses. Trotzdem muß natürlich Sorge 
dafür getragen werden, daß die Maßnahme der Stadt- 
verwaltung ihren ursprünglichen Zweck nicht überschreitet und 
zu dauernden Schädigungen der ansässigen Kleingewerbetrei— 
benden und ihrer ländlichen Lieferanten führt. Ueber die 
Preisbildung des Fleisches infolge des Massenverkaufs von 
Fischen liegen noch keine zuverlässigen Notierungen vor. 
Für eine Ermähigung der Zölle. Angesichts der Ver— 
teuerung von Brotz Kartoffeln, Fleisch und Gemüse hat das 
Aeltestenkollegium der Berliner Kaufmannschaft in seiner letzten 
Setzung beschlossen; der Reschsregierung eine Petition zugehen 
zu lassen, eine Ermäßigung der Zollsätze einzusühren und den 
Berliner Magistrat zu ersuchen, ihn bei dieser Petition zu 
unterstützen. 
Der Mittel tandskongreß des Hansabundes ist auf den 5. 
und 6. November nach Berlin, Lehrervereinshaus am Alexan— 
derplatz, einberufen worden. B 
Die Kandidatur Dr. Schifferers. Die Anhänger des 
Bundes der Landwirte in Nordschleswig erhoben ernsten 
Einspruch gegen die bündlerische Kandidatur Jessen-Soholm 
im Reichstagswahlkreise Tondern-Husum-CEiderstedt, die in erster 
Linie ein Schlag gegen den nationalliberalen Kandidaten Land⸗ 
lagsabeordneten Dr. Schifferer⸗Charlottenhof sein soll. 
Die Führer des Bundes im Kreise Hadersleben richteten an 
den Bundespropinzialvorsitzenden Landtagsabgeordneten Grafen 
Reventlow-Altenhof das dringende Ersuchen, die Kandidatur 
Jessen-Soholm zurückzuziehen. Den Hadersl hener Marariern- 
Q̃ 
nicht stören. Jede Stunde trug er einen seiner faustgroßen 
Wasserstoffkristalle ins Nebenzimmer, wo er sie in einem 
Benzinbade häufte. So behielten sie ihre Form und per—⸗ 
flüchtigten nicht. 
Sechs Tage wehte der Leste mit unverminderter Gewalt, 
dann wurde es still. Noch waren die Tage heiß und glühend, 
doch die Nächte kamen erquickend und milde. 
Waldemar Quint trat aus jeinem Laboratorium. Miquel 
drehte das Dampfventil zu, und das Eisentier hörte auf, seine 
Glieder zu regen. Die Nahrung für den Vogel war fertig, 
jetzt sollte er fliegen. 
Miqguel öffnete das Tor. Waldemar Quint ging hinein, 
um die letzte Besichtigung vorzunehmen. Die Gondel ruhte 
auf einem schweren Floß, das wie ein Wagen auf vier 
Rädern lief. Vier starke Taue fesselten die Gondel daran. 
Mit einem einzigen Griff konnte diese Verbindung gelöst 
werden. Kühlwasserkasten und Benzinbehälter, der auch die 
Wasserstoffkristalle barg, waren gefüllt. Das Schlepptau lag 
klar auf dem Floß. Noch einmal glitten seine Hände prüfend 
über das Gestänge der Gondel, mit dem sie fest und elastisch 
am Stangenkreuz des Ballons hing. Er kurbelte den Motor 
an und ließ ihn frei laufen. Dann hing er das Getriebe 
der Schiffsschraube daran, die unter dem hohen, glatten Kiel 
der Gondel lag. Weit über den Rand der Gondel stredte sich 
die lange Propellerachse, die vorn und hinten je drei Schrau— 
benflügel trug und durch Stahlbandübertragung angetrieben 
weatde. Waldemar Quint hängte die Schiffsschraube ab und 
liehß die Propeller sausen. Sofort setzte sich das Floß, auf 
dem die Gondel saß, in Bewegung, und der Ballon glitt zur 
Hälfte aus der Halle heraus. 
„Etopp!“ schrie Waldemar Quint, und Miguel warf einen 
Bremsbalken vor die Räder. Der ungeduldige Vogel mußte 
alten. 
„Wie ist der Wind?“ 
Nichts rührt sich, Herr!“ 
„Also versuchen wir's! Weg mit dem Balken! Faß das 
zchlerptau!“ 3— 
Wieder schnurrten die Propeller, das Floh kam ins Rollen, 
er Riesenvogel trat langsam und zögernd aus der Halle. 
zie sich täglich im Kämpfe mik dem Dänentüm befinden, steht 
»as Nationale höher' als die Partei. Sie wissen, dakß der 
neichstag in Dr. Schifferer den besten Vertcidiger und Ver— 
reter des nordschleswigschen Deutschtuns erhäst. Es bleibt 
bzuwarten, ob die Bundesle'tung diesem aus rein vater— 
ändischen Empfinden hervorgegangenen Appell Folge keisset. 
Fresnnige-sozi ldemekratijches Mahl oampromiß im Fürsten⸗ 
kum Lübec. Aus Eutin wird berichtet: Die Fortschritt- 
iche Volkspartei im Fürstentum Lübeck beschlok. bet 
»en Nach wahlen zum Landtag ein Kompromih mit 
»en Sozialdemolraten abzuschliehen, um die agrarisch bündle—⸗ 
ische Mehrheit zu besci ijsen. — Dises cizenartige Verhalten 
der Freisinnigen muh um so meyr Wunder rehmen, als sie 
n Lübeck selbst das eifrige Bemühen zeigen; 
»ꝛe konservativen Stimmen für ihren Kandi— 
»aten zu gewinnen. Ob das Vorbild in der Nachbar— 
chaft aber hiersür förderlich sein wind, das will uns doch als 
ehr fraglich erscheinen. 
Schulvorträge über Bürgerlkunde. Einen neuen interessanten 
Versuch auf dem Gebiete der staatsbürgerlichen Erziehung 
wird die Stadt Düsseldorf in dem kommenden Winter 
nachen, der auch für Lübeck eine Anregungbieten 
„ürfte. Als höchst wertvolle Ergänzung des Schulunterrichts 
ind als Förderung der bürgerkundlichen Belehrung und der 
taatsbürgerlichen Erziehung werden büurgerkundliche 
Vorträge für die Schüler der oberen Klassen der 
öhern Knabenschulen gehalten. Zu den Vorträgen werden 
auch die Eltern der Schüler eingeladen. 
Die Einfuhr von franzöfischem Eisenerz nach Deutschland 
hat in den letzten Jahren zugenommen. Sie ist heute viel 
gröher als unsere eigene Erzausfuhr nach Frankreich, wäh— 
rend früher bekanntlich das Gegenteil der Fall war. Die 
kinfuhr hat betragen 1909: 1368 610t. 1910: 1773 809 6 
uind in den ersten acht Monaten 1911: 13560 150t (gegen 
109 451t gleichzeitig 1910). Dagegen stellte sich die Aus—⸗ 
uhr nach Frankreich 1909 auf 868121, 1910 auf 983 204 
und in den ersten acht Monaten 1911 auf 546 728 t (gegen 
327 435 t gleichzeitig 1910). Für die deutsche Eisenindustrie 
st der ungestörte Bezug des hochwertigen französischen Erzes 
»on großer Bedeutung, und kürzlich wurde in einer Zeitung 
erwähnt, bei den deutsch-französischen Marokko-Verhandlungen 
ipiele auch die Forderung Deunischlands eine wich —E Rolle, 
daß Frankreich sich verpflichten solle, keinen Ausfuhrzoll auf 
sein Eisenerz zu erheben. Diese Meldung ist sofort halbamt⸗ 
lich dementiert worden, aber man wird doch hoffen dürfen, 
daß eine Vereinbarung in diesem Sinne erfolgt. 
— — 5 — 
Belgien. 
Ital!en sche Kohlenläufe Nach einer Antwerpener Peirar⸗ 
meldung durchziehen italienische Azenten das ganze belgische 
Kohlengebiet und beten mehrere Franken über den Tagespreis 
ür beliebig hohe Kohlenmengen. Außerdem mieteten Ita— 
iener in Antwerpen und Rotterdam zahlreiche Dampfer für 
den Kohlentransport. 
Türkei. 
Schtrüchere Friedensaussichten. Die Aussicht auf ein bal—⸗ 
»iges Ende des Krieges ist heute etwas schwächer, da die 
ieue Regierung in Konstantinopel eine schärfere Tonart vor—⸗ 
zuziehen scheint. Trotzdem wird daran festgehalten, daß sofort 
nach der Besetzung von Tripolis d'n neuer Vermittlungsversuch 
don den Großmächten übernommen w'ird 
24. hauptversammlung des Evangelischen 
Bundes. 
Machdr. verb.) ah. Dortmund, 5. Okt. 
Der Evangelische Bund zur Wahrung der deutsch-evangeli— 
chen Interessen trat heute hier zu seiner diesjährigen General— 
bersammlung, der 24., zusammen. Mit Rücksicht auf die 
evorstehenden Reichstagswahlen und die vielfachen Angriffe, 
hie der Evangelische Bund wegen seines Verhaltens gegen— 
äüber dem schwarzblauen Block und zum Fall Jatho er— 
ahren hat, begegnen seine Verhandlungen, die in diesem 
Jahre im Herzen der „roten Erde“ stattfinden, besonderem 
Interesse. „Die 24. Hauptversammlung des Evangelischen 
Bundes in Dortmund,“ so heißt es in dem zu der Tagung 
erlassenen Aufruf des von dem Reichstagsabgeordneten Lic. 
kverling (Halle) vertretenen Bundesvorstandes, „stellt sich in 
den Dienst der nationalen Aufgaben des deutschen Protestan—⸗ 
riismus. Der Vrotestantismus hoaf die große nationale Auf— 
„Halt fest!“ kommandierte Waldemar Quint und steltte 
den Motor ab. Die Flügel lamen zur Ruhe, das Floß 
tand mitten auf dem halben Wege zu dem Strande. Wal⸗ 
demar Quint legte ein Wasserstoffkristall in einen Stahlzylinder 
und schob ihn in die angewärmte Verdampfungsbüchse, die 
auf den Zylinderdeckeln des Motors angebracht war und von 
der aus ein gerades Nickelstahlrohr in den Ballonkörper hinein— 
reichte und am Schnittpunkt des Kreuzgestänges endete. 
„Festhalten!“ schrie er noch einmal zu Miguel hinüber, 
der mit beiden Fäusten das Schlepptau umkrampft hielt. 
Waldemar Quint wollte schon hier aufsteigen. Die Luft 
war völlig ruhig; der Wasserstofflristall verdampfte langsam 
und erhöhte den Auftrieb. Mit einem Griff löste Waldemar 
Quint die vier Taue, die die Gondel an das Räderfloß 
fesselten. Dabei aber fiel das hintere Tau in die Schiffs— 
chraube und verwickelte sich. Er versuchte, von der Gondel aus 
»ie Schraube frei zu machen, aber es gelang nicht, der Kiel 
var zu hoch. Vorsichtig prüfte er noch einmal die Größe des 
Auftriebes: noch war das Fahrzeug schwerer als die Luft. 
Mit einem Sprung war er auf dem Floß, das Tau war im 
Moment entwirrt. Mit einem Satz war er mieder auf den 
Beinen. 
(Fortsetzung feoigt.) 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Im Reich der Kunst. Der Großherzog von Mecklenbura— 
S„chwerin hat dem Professor Dr. Steinmann aus Anlaß 
eines Ausscheidens aus dem Amt eines Direktors des Groß— 
erzoglichen Museums das Ritterkreuz des Hausordens der 
Wendischen Krone verliehen. — Die Versteigerung der 
son der verstorbenen Lady Ashburton hinterlassenen Kunstschätze 
jat bei Christie in Lond on stattgefunden. Das Interesse der 
Scammler und Kunsthändler konzentrierte sich auf einen pracht⸗ 
ollen Botticelli, eine Darstellung der Madonna mit dem 
dinde, von Engeln umringt. Tas Tondo mit dem gut erhal⸗ 
lenen altertümlichen Rahmen erzielte schliehlich 66300 M. — 
In Düsseldorf fand am 3. d. M. eine Besprechung in 
Kunstangelegenheiten statt, der Generaldirektor Bode und dir. 
Toetschau aus Berlin beiwohnten Es handelt sich um 
jabe, die vielfach bedrohte deutsche Wemeinbürgerschaft zu 
tärken. Zur Stärkung des Brudersinnes der deutschen Volks— 
tämme soll er geistige Brücken schlagen von Nord nach 
züd, von Ost nach West. Zur Milderung des Klassen- 
ampfes der deutschen Volksschichten muß er den Geist der 
Zersöhnung pflegen, der ausgleichende Gerechtigkeit und ver— 
zindende Liebe schafft. Zur Ueberwindung des konfessionellen 
Zwistes hat er das nationale Gut der Staatsautorität 
ind das Gleichgewicht der Konfessionen zu schützen; es gilt 
»urch Wacht am Grenzgebiete von Staat und Kirche, durch 
kinigung der Protestanten, durch Niederringung der un— 
Jeilvollen Bestrebungen, die den geistigen Wettkampf der 
ßᷣlaubensgemeinschaften zu einem politischen Machtkampf um—⸗ 
ugestalten, erst die Vorbedingungen für einen wahren kon—⸗ 
essionellen Frieden zu schaffen. Zur Sicherung der Errungen⸗ 
chaften und Entwicklungsmöglichkeiten der deutschen Refor⸗ 
nation, der unersetzlichen Grundlage der nationalen Kultur 
ind Größe, sind die protestantischen Erziehungsideale in un— 
erem Volksleben zur vollen Entfaltung zu bringen. Der 
kvangelische Bund ist überzeugt, daß der Protestantismus 
rotz seiner schweren Entwickelungskämpfe zur Förderung 
ieser nationalen Aufgaben berufen ist. Diese Gewissen⸗ 
aftigkeit schöpfen wir aus dem Vertrauen zu den Segens⸗ 
ütern der Reformation und aus der Erfahrung, daß in 
en Weltanschauungskämpfen der Gegenwart die religiösen 
vesinnungswerte eine höhere Einschätzung finden. Darum 
entfalten wir mit ernster Zuversicht unser Banner, um das 
nunmehr fast eine halbe Million deutscher Protestanten sich 
schart, im kernigen Westfalenlande. Auf der roten Erde, 
wo schon zweimal unsere Generalversammlungen von volks⸗ 
tümlicher Begeisterung getragen waren, werden uns viele 
tausend treue Herzen entgegenschlagen. In Dortmund, in 
der alten Reichsstadt mit dem mächtigen neuzeitlichen Auf— 
schwung, wird eine gewaltige Symphonie der Arbeit uns 
umrauschen und Verständnis uns begegnen für das hohe Ziel 
des Evangelischen Bundes, dem deutschen Protestantismus 
zum BSeile des Vaterlandes zu einer planvollen Auswirkung 
seiner Kräfte auf allen Lebensgebieten zu verhelfen.“ 
Unterzeichnet ist dieser Aufruf u. a. von dem inzwischen 
urückgetretenen ersten Bundesvorsitzenden Exz. von Lessel 
Koburg), dem Abgeordneten Landgerichtsdirektor v. Campe 
Hildesheim), Prof. Dr. Achelis (Halle), Justizrat Dr. Gensel 
Leipzig), Stadtpfarrer Fikentscher Mürnberg), Prof. Dr. Scholz 
Berlin), Prof. Dr. D. Thoma (Garlsruhe), Konsistorialrat 
Dr. Hermens (Magdeburg), Regierungsdirektor v. Hieber 
Stuttgart), Geh. Konsistorialrat Prof. Dr. Mirbt (Marburg) 
And dem nationalliberalen Abgeordneten Hachenberg (GGHoten⸗ 
bach). 
Den heutigen ersten Sitzungstag füllten Sitzungen des 
Zentralvorstandes und des Preßausschusses aus. 
* —— — — — 
Tageshbericht. 
Lübeck, 6. Oktober. 
*Ordens auszeichnung. Dem Zollinspektor Ernst Rulau 
zu Lübeck wurde der Kronenorden dritter Klasse verliehen. 
Neue Helmold⸗Studien veröffentlicht Herr Professor Dr. 
W. Ohnesorge im ersten Heft des 15. Bandes der Zeit 
schrift des Vereins für Hamburgische Geschichte. Herr Pof. 
Dr. Ohnesorge geht aus von der neuen Helmoldausgabe von 
Schmeidler in den Monumenten und stellt eine sorgsame kri⸗ 
tischz Studie über den Slawenchronisten an, die viele Auf— 
klärungen über Heimat. Alter und Lebenslauf Helmolds 
bringt, aber auch die Chronik und ihren Helden in das 
Reich der Betrachtungen zieht. Es ist hier nicht der Ort, 
auf diese fleißige Arbcit des näheren einzugehen, wohl aber 
mnöchte eine Bemerkung aus der Einleitung interessieren; 
die sich ganz allgemein mit der Art der Herausgabe de—s 
Monumenta Germaniae historica beschäftigt. Herr Dr. Ohne. 
sorge schreibt mit vollem Recht: -Die Brauchbarkeit dieser 
Kinleitung legt eine Frage an die Zentraldirektion der Mo- 
numenta nahe: wäre es denn wirklich nicht möglich, daß der— 
artige wertvolle, auf gründlicher Durcharbeitung eines weit— 
chichtigen Stoffes beruhende Abbeiten nicht in lateinischer, 
ondern in deutscher Spracke veröffentlicht würden? Die 
Kenntnis des Lateinischen hat seit der starken Reduktior 
dieses Lehrfaches auf unseren Gymnasien, vollends auf unseren 
dealgymnasien derart abgenommen, daß es unseren jüngeren 
ßelehrten oft genug Schwierigkeiten macht, derartigen la⸗ 
einischen Ausführungen dauernd zu folgen. So erfreulich 
»as gute Latein Schmeidlers wirkt, so wird doch niemand 
die Erweiterung der Kunstinstitute, die zu klein sind. In Frage 
ommt eventuell ein Neubau für die Königl. Kunstakademie, 
der dann auch das Große Städtische Museum nebst der Ge— 
mäldegalerie enthalten würde. — Der Verbandsqus⸗- 
schuß des Münchener deutschen Museums für 
Meisterwerke der Technik, dem Träger erster Namen der Wissen⸗ 
ichaft und Industrie, darunter Graf Zeppelin, angehören, 
ist Tienstag in München zusammengetreten. — Ein Denktm al 
für Albert Lindner, den Verfasser der Tramen „Die 
Bluthochzeit“ und „Brutus und Collatinus“, soll in Rubol— 
tadit errichtet werden. — Die Ausgrabungen vor— 
jeschichtlicher Dinosaurierfunde in Halberstadt. 
»enen wir die umfangreichsten und wertvollsten Funde diefer Art 
eit langer Zeit in Deutschland danken, sind nahezu beendet. 
die Ausgrabungen leitete Prof. Jaekel (Greifswald). Das 
Areußische Kultusministerium kaufte die Funde für das Königl. 
Landesmuseum Berlin an. Dorthin werden sie nach der Prä—⸗ 
varation aebracht merden 
DtK. Die „Mona Lisa“ in Ametrika? Da man annimmt, 
»aln Mona Lisa über Kanada nach den Vereinigten Staaten 
ingeschmuggelt werden soll, haben jetzt die ame rika nischen 
zollbeamten an der kanadischen Grenze ein besonders wach- 
ames Auge. Sie entdeckten, wie man der Deutschen Kot— 
espondenz schreibt, bei einem Manne eine alte wertvolle Mi— 
tiatur, die er mit anderen Kunstgegenständen unbemerkt über 
»ie Grenze zu bringen versuchte. Es üt das Masonsche Bild 
»on Nell Gwynn, der Geliebten König Karls II. von England. 
das kleine Kunstwerk ist in einen wertvollen mit Diamauten 
esetzten Goldrahmen gefaht. Ob es sich um einen Diebstahl 
»der rechtmähigen Erwerb handelt, muß erst festgestellt wer 
»en. Mona Lisa ist sicherlich längst schon nach den Ver— 
einiaten Staaten eingeschmuggelt worden. 
Aus dem Reiche des Todes. Unter riesiger Teilnahme der 
Bepölkerung wurde dieser Tage in Agram der größte 
üdslavische Tragöde, Andreas Fijan, zu Grabe getragen, 
Auherhalb der Grenjen seines kroatischen Vaterlandes war 
der Name des Künstlers nur wenig bekannt, umso bedeutender 
aber war seine Rolle im Geistesleben der Kroaten und 
Aewmon.
	        
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