Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Die Blätter melden, ein italienisches Schiff habe bei Hodeida 
ein türkisches Motorboot zerstört. Der Torpedo— 
bootszerstörer „Peiki⸗Schevket“ sei nach Hodeida geflüchtet, von 
wo aus er und andere Kanonenboote gegen das italienische 
Schiff geschossen und es angeblich beschädigt hätten. 
Wit. Bersin, 4. Oktober. Die Nachricht von einer erneuten 
Beschießung des Hafens von Prevesa ist, wie von 
zuständiger italienischer Seite mitgeteilt wird unzutreffend. 
Der Herzog der Abruzzen erhielt gestern von zwei verschiedenen 
radiotelegraphischen Stationen aus und überdies durch 
ein eigens entsandtes italienisches Torpedoboot die bestimmte 
Weisung, jede Beschießung zu unterlassen. Es steht fest, daß 
diese Weisung den Herzog rechtzeitig erreichte. 
Der neue schwedische Ministerpräsdent. 
Der Fuhrer ber schebischen Liberalen, Rechtsanwalt Karl 
Ztaaff in von König Gustav mit der Bildung der neuen Re— 
gierung beaguftragt worden, die an Stelle des Rechtenministeriums 
Lindman treten soll. Staaff, entschieden freisinnig, spielte schon 
seit langer Zeit eine bedeutende parlamentarische Rolle und war 
Führer der liberalen Sammlungspartei, die nach 18905 in Schweden 
als erste wirllice organisierte Linke gauftauchte, nachdem das 
„Zentrum“ der Zweiten Kammer, das sämtliche in den Städten 
gewählte“ Abgeordneten ohne Rüdsicht auf politische Anschauung 
umfaßte, in seine verschiedenen Bestandteile zufallen war. An 
der Stimmrechtsbewegung der Mer Jahre hatte Staaf natürlich 
lebhaften Anteil, aber als Chef des Minösteriums, das er 1905 
bildete, war er nicht in der Lage, eine Wahlreform nach seinem 
Geschmack durchzusetzen. Das schwedische Verteidigungswesen 
fiudet in Staaf und einem Teil der Liberalen keine allzu warmen 
Gönner. Er wünscht die 1901 nach langen Kämpfen zustande 
gekommene Heerresorm einer Revision zu unterziehen uünd durch 
neue Erhebungen feststellen zu lassen, ob nicht die Militär— 
kosten herabgesetzt werden können. 
— 
— —— 
Rugust bebels wahre Haltung im Falle eines 
Angriffskrieges. 
Im Vorwäris wird für den soeben erschienenen zweiten 
Vand von August Bebels-Aus meinem Leben“ Reklame 
gemacht. Dieses Buch scheint uns für die bevorstehenden 
Wahlkämpfe gerade recht zu kommen, denn es zeigt deutlich, 
daß wir nichts von der parlamentarischen Vertretung der 
Sozialdemokratie zu erwarten haben, für den Fall eines qus— 
märtigen Angriffskrieges. 
In dem dort veröffentlichten Auszug begibt sich der Führer 
der Sozialdemokratie uf das Glatteis vaterlands— 
feindlicher und auslandsdienerischer Geschichts— 
klitterung, indem er mit mehr Kunst als Verstand den 
„Nachweis“ führt, daß Deutschland und nicht Frankreich 
den Krieg von 1870/71 vom Zaune gebrochen 
habe. Interessanter als dieses hilflose Jonglieren eines 
blutigen Dilettanten ist aber ein in demselben Bande ent— 
haltenes Bekenntnis August Bebels über seine und seiner 
PBartei Haltung heim Kriegsausbruch im 
Zuli 1870. 
„Die Haltung, die Liebknecht 'und ich bei Ausbruch 
und während der Dauer jenes Krieges in und außerhalb des 
Reichetages einnahmen, ist jahrzehntelang Gegenstand der Er— 
örterune und heftiger Angriffe gewesen. Anfangs auch in 
der Partei. Aber nur kurze Zeit, dann gab man uns 
techt. (21) Ich bekenne, daß ich unsere damalige 
Saltung in keiner Weise bedauere und daß, wenn 
mir bei Ausbruch des Krieges bereits gewußt hätten, was wir 
im Loufe der nächsten Jahre auf Grund amtlicher und qußzer— 
amtlicher Versffentlichungen kennen lernten, unsere Haltung 
vom ersten Augenblick an eine noch schroffere gewesen 
sein würde. Wir hälten uns nicht, wie es geschah, bei der 
erster Geldforderung für den Krieg der Ab— 
stimmung enthalten, wir hätten direkt gegen 
dieselbe stimmen müssen.“ 
Man darf sicher sein, daß der geheimnisvolle Hinweis 
auf die „amtlichen und außeramtlichen Veröffentlichungen“ der 
nächsten Jahre einer jener bekannten, unehrlichen Tricks ist, 
mit denen Bebel seine Leute zu bluffen und sich selbst als 
den Wissenden und Eingeweihten zu präsentieren lieht. Im 
günstissten Falle handelt es sich dabei um Dinge, welche 
Fert Bebel in seinem Sinne zu interpretieren und — umzu— 
deuten weiß. Sein hier niedergelegtes Bekenntnis 
aber kommt für die Wahlzeit gerade zu recht. 
Es widerlegt diejenigen, welche aus der Drumrum— 
rederei Bebels zu Jena und aus früheren zweideutigen 
JAuslassungen dieses Politikers die Annahme herleiten zu 
können glauben, die offizielle Sozialdemokratie 
werde sich wenigstens zu einer Verteidigung 
des bedrohten Voterlandes und zur Kreditbewilligung im Falle 
eines auswärtigen Augrifsskrieges herbeilassen. Unsere 
Arbeiterschaft wird aus den Bebelschen Memdiren aufs 
Reue die Bestäticung dasür entnehmen, daß auch die parla- 
mentarische Nertreskung der Sczialdemstratlie den Verrat, 
den sie den Massen sür den Mobismachungsfall vredigt, zur 
Mahrheit mahen wird, wenn die bedrohliche Weltlage cuch 
uns doch noch in ihre Wirren hineinziehen und uns zur Ver— 
teidigung unserer Weltgeltung zwingen sollte; jener Welt— 
gellung. von der das Sthicksal unjerer Industrie und damit 
zuh dasjenige von Millionen von Alrheitern unmittelhar 
ABbhängt 
—AXXXXXXVEEE: 
* 27. 
Neuefte Nachrichten und Telegramme. 
Mirtichaftliche Kemmissien der Koloniglverwa'tung. 
W. Barlin, 4. Okt. Die ständige wirtschaftliche Komn— 
mission der Kolonialverwaltung erledigte, der Nordd. Allg. 3tg. 
zufolge, den ersten Punkt der Tagesordnung „Aufgaben der 
Kreditorganisation in den Schutzgebieten, mit besonderer Be— 
rücsichtigung von Südwestafrika“, An den Debatten beteiligten 
sich u. a. der Geschäftsinhaber der Diskonto-Gesellschaft, Dr. 
Salomonssohn, Franz v. Mendelssohn-Berlin und Freiherr von 
Oppenheim-Köln. Es wurde allgemein anerkaunt, daß ein 
dringendes Bedürfnis vorliege, den Farmern in Südwesiafrika 
Kredit zu verschaäffen. Warm empfohlen wurde die Förderung 
eines ratenweile unter Kontrosse des Verwendungszweckes und 
gegen resle Sicherheit zu gehälhrenden lanafristigen Melio— 
rotions⸗Kredits, ebenso die weitere Ausbilnung des kurzfristigen 
Betriebskredils ohne solche Sicherheitsleistung. Die zu diesem 
3mecke zu enrwickelnde Kredissrganifation soll ein ganzes Land 
als genossenschaftliche Organisation unfässen. Auch bezüglich der 
Kreditorganisation in Ostafrila und Samoa wurde eine Einsaung 
erzielt. Der Ausbau der Organisationen wurde ciner Tub 
kannisfion ühermiesen. 
Deutfchland und England. 
Wt. London,4. Okt. Der frühere Botschafter in Berlin 
Sir Frank Lascelles, sprach heute in einer Versammlung in 
denley mit ernstem Nachdruck über die Notwendigkeit, eine bessere 
Stimmung zwischen England und Deutschland zu schaffen. Die 
etzt bestehende Verstimmung zwischen beiden Völkern könne die 
Ansicht entstehen lassen, daß man nicht eher ein gutes Einver— 
tändnis und herzliche Beziehungen erhoffen dürfe, bis die 
Stellung beider Völker endgültig durch einen Krieg festgelegt 
ei. Es liege kein Grund zu einem Zwist vor und es schwebe 
keine Frage, die sich nicht dazu eigne, durch Verhandlungen bei— 
gelegt zu werden, wenn man sich erst einmal von dem Gedanken 
losgemacht habe, daß jedes der beiden Länder sich in der Ge— 
fahr befinde, von dem anderen angegriffen zu werden. Dann 
önne vielleicht, wenn nicht eine herzliche Freundschaft, so doch 
venigstens ein gutes Einvernehmen zwischen beiden geschaffen 
verden. Er richtete an jede der beiden Nationen die Mahnung, 
dahin zu streben, die andere besser kennen zu lernen. Die 
bessere Kenntnis werde viel von den bestehenden Mißkverstãnd⸗ 
nissen beseitigen. 
Maßnahmen gegen die Teuerung in Berlin. 
W. Berlin, 4. Okt. Unter dem Vorsitz des Oberbürger— 
neisters Kirschner haben heute im Rathause Verhandlungen von 
hertretern Berlins und der größeren Vororte über die Maß⸗ 
iabmen gegen die herrschende Lebensmittelteuerung stattgefun— 
»en. Das Ergebnis der Beratung ist die Feststellung des Ein— 
Herständnisses, daß ein gemeinsamer Einkauf von Seefischen 
ür Berlin und die Vorortsstadtkreise anzustreben ist. Den 
inzelnen Städten bleibt es überlassen, sich dieserhalb mit Berlin 
in Verbindung zu setzen 
Die Beisetzungsfeier für Kavitän Engelhard. 
W. Bremen, 4. Olt. Der Beisetzung des verunglückten 
Fliegers Engelhard ging eine Trauerfeier voran, zu der sich 
außer den nächsten Angehörigen des Verstorbenen zahlreiche 
Offiziere des Heeres und der Flotte, der Vorstand des Bremer 
Vereins für Luftschiffahrt und viele andere Versonen einge— 
funden hatten. Der in der Kapelle aufgebahrte Sarg war 
mit Blumen und Kränzen reich geschmückt. Die Trauerrede 
hielt Pastor Sonntag, der ein Lebenshild des Verstorbenen 
entwarf und in ergreifenden Worten seiner Hinterbliebenen 
gedachte. Nach der Trauerrede wurde der Sarg von Matrosen 
u Grabe getragen. Dem Zuge schritt die Kapelle der dritten 
Matrosen⸗Artillerie-Abteilung voran. Ein zah!reiches Trauer— 
Jefolge folgte zur Gruft. 
Interperlamentarischer Nat. 
W. Paris, 4. Okt. Heute fand eine Sitzung des Inter— 
harlamentarischen Rates statt, an der von einundzwanzig Staa— 
ien 16 teilnahmen. Deutschland ist vertreten durch die Abge 
ordneten Eickhoff und Sauptmann, Amerika durch Bartholds 
England durch Lord Weardale, Ungarn durch den Grafen 
Apponyi, Oesterreich durch den Freiherrn v. Plener, Belgien 
»urch Staatsminister Veernagert. Die Hauptsitzung wurde auf 
heute nachmittag anberaumt 
Zu dem Zwischenfalle bei der Besetzungefeler der Liberts“ 
Opfer. 
W. Paris, 4. Okt. MWie Petit Parisien meldet, wurder 
bei der Panik anläßlich der Beerdigung der Opfer der „Liberté“ 
230 Versonen verletzt, dreihßig davon ziemlich schwer. 
NRederlage des versischen Kronvrätendenten. 
W. Kocn, 4. Okt. Ein Telegramm der Kolnischen Zeitung 
rus Täbris besagt: Nach der Nachricht von der Niederlage Salar 
ed Daulehs ergab sich Schoa ed Dauleh den Täbrisern. Es 
heißt, er hoffte auf einen Pardon, sei aber gefangen genommen 
worden und solle nach dem Eintreffen Nid ed Daulehs, des neuen 
Statthalters, verurteilt werden. Salar ed. Dauleh ist in Ha— 
madan von den Regierungstruppen eingeschlossen. In Jesd 
vurden die Unruhen durch Emir Aessam unterdrückt. Der Tod 
Schoa ed Saltanehs, des Bruders des ehemaligen Schahs, in— 
'olge einer Verwundung bei Sawadkuh wird erneut bestätigt. 
Gefangene aus dem letzten Gefecht sind hier eingetroffen 
—Ü9 
Wit. Franklfürt, 4. Okt. Wie die Frankf. Ztg. aus Kon— 
stantinopel meldet, wurde der Oberbuchhalter Oberland 
»on der Bagdadbahn auf einem Ritt von Bagtsche nach Aizan 
»on einem Gerichtsbeamten und mehreren Tärlen üÜberfal— 
en. Oberland sei entkommen. Er hätte mehrere Schüsse 
ruf seine Verfolger abgegeben und einen Türlen schwer verleßt. 
Oberland sei in Bagtsche im Inspektionshause der Bagdabbahn 
von dem Kaimakan und 6 Gendarmen unter Mißhandlungen 
dert ftet worden. Der deutsche Konsul in Adana habe sofort 
einen Konsularbeamten nach Bagtsche gesandt. der Kaimakam 
habe diesem die Anerkennung verweigert. 
Wt. Turin. 4. Okt. Der Kaiser hat an den General— 
'ommissar der deutschen Abteilung der Turiner Weltausstelsung 
Heheimen NRegierungsrat Busley auf seine Meldung von der 
zuerlennung zweier großer Preise für die Cadiner Majsoliken 
ind für deren künstlerische Fassung folgendes Telegranun aus 
Rominten gerichtet: Ihre Meldung ber die Meinen Crzeugnisen 
uerkannten zwei großen Preise hat Mich ganz besonders be— 
rriedigt. Ich beauftrage Sie, dem Obersten Preisgericht Meine 
Freude hierübher zum Ausdruck zu bringen. (gez.) Milhelm. 
Wt. Paris, 4. Okt. Wie der Temps meldet, ist Genera! 
Mieunier in Marseille eingetroffen. 
Wt. London, 4. Okt. Der Ausstand der irischen 
Sisenbahner wurde heute beigelegt. 
W. Hongkong, 4. Okt. Der Eisenbahn-Durchgangsverkehr 
Kaulin-Canton wurde heute oifiziell eröffnot. 
W. Franukfurt a. M., 4. Olt. Der Börsenmakler 
FEmil Furchheincer ist verschwunden. Die zurück— 
zielassenen VBerbindlichkeiten in Söhe von etwa 300 000 
Vdark entiallen größtenteils auf Berlin und London. 
Wt. Nantes, 4. Okt. Gestern abend stießen auf der Linie 
Lhateau Driant--St. Nazaire zwei Güterzüge zusam— 
men. Vier Eisenbahnbeamte wurden getötet. 
WNemorleans, 4. Olt. Die Zusammenstöße, die in meh— 
reren Städten am Mississippi zwischen Ausständigen 
der Illinois Central-Bahn und Arbeitswilligen siatt— 
gefunden haben, erreichten gestern ihren Höhepunkt in einem 
Kampf in der Stadt Mac Comb. Mehrere Versonen wurden 
getötet bezw. vermundet 
Heer und Flotte. 
W. Berlin, 4. Olt. „Möwe“ ist am 3. Okt. in Swalop— 
mund, Fluüßlanonenboot „Tsingtau“ in Hongkong eingetroffen. 
Sprechsaal. 
iFür den Inhalt dieser Rubrik übernimmt die Redan 
keine Verantwortung.) 
Eingesandt.) 
Ungenügender Betrieb auf der Israelsdorfer Linie. 
Bei dem gestrigen schönen Wetter war die Zahl der Au— 
fügler nach Isrgelsdorf eine richt große, zumal die Schule 
zutzeit Ferien haben. Leider hatte die Straßenbahnverwaltun 
nicht für genügende Wagen auf dieser Linie gesorgt, so da 
am Geibelplatz wie uch in Israelsdorf nicht wenige Ausflügle 
nicht befördert werden konnten, sondern den Weg hinaus un— 
wieder zur Stadt zu Fuß zurücklegen mußten. Man hätte wol 
pon der Verwaltung der Straßenbahn erwarten dürfen, da' 
sie im Finblick auf den infolge des gestrigen schönen Wotter 
zu erwartenden lebhafteren Verkehr auf der Isrgelsdorfer Lini 
ohne weiteres mehr Wagen als in den letzten Tagen eingestell 
hätte. Motorwagen dürften doch wohl genug vorhanden sein 
Einer, der zu Fuß gehen mußte. 
—— 
Verr::sastes. 
nugec. Die tripolitanischen Karawanen. Tripolis gilt als de 
hauptsächlichste Torweg zur Sahara, denn es bildet den Aus 
zangspunkt der drei großen Karawanenstraßen, die durch di 
iordafrikanische Wüste nach den Märkten des Sudan führcn 
Timbuktu, Kano, Kanem, Kuka, Bornu und Wadi. D— 
Zarawanenhandel hat für unternehmungslustige Kaufleute vie 
Berlockendes, da er unter günstigen Umständen sehr beträch! 
iichen Gewinn abwirft, aber die damit verknüpfte große Ge 
fahr schreckt zaghafte Gemüter ab. Unterwegs bedrohen di 
Karawanen auf Schritt und Tritt die gefürchteten Wüsten 
räuber und verursachen ihnen häufig genug ungeheure Ver— 
uste. Während die kleinen Karawanen, die den Verkehr 
wischen tripolitanischen Märkten besorgen, meistens nur 
wenige Kamele zählen, schwellen die großen transsoharischer 
Karawanen zuweilen auf tausende an, zu denen sich darm 
noch Esel, Ziegen und Schafe gesellen. Annähernd drei 
hundert deutsche Meilen müssen durch die Wüsteneinöde zurüdck 
gelegt werden, bevor man einen der wichtigen Marktplätz 
des Sudan erreicht, und fast immer fallen unterwegs vielt 
Tiere und einige Leute den Geiern zum Fraß. In der 
chweren Lasten, die am Bestimmmungsort abgeladen werden 
befinden sich die verschiedensten Handelsartikel: Woll— und 
Baumwollwaren (hauptsächlich britijcher Herunsth, Seide, Garn 
Blasperlen, Zucker, Drogenwaren, Tee usw. Das alles wirt 
zegen die Erzeugnisse des Sudan eingetauschi: Felle, Elfen 
bein, Straußenfedern, Goldstaub u. a. Zuweilen vergeht faf 
ein Jahr, bevor eine solche Karawane ihren Rückmarsch an 
tritt, aber sie führt daun auch eine Ladung mit sich, derer 
Wert sich nicht selten auf drei bis vier Millionen Mar“ 
veläuft. Die Löhne für den Rückransport einer großor 
Karawane betragen an 200000 M; dazu kommt der un— 
freiwillige Tribut. der den Säuptlingen der Tuaregs für 
sicheres Geleit durch ihr Gebiet gezahlt werden muß. Aber 
nicht von Menschen, sondern vom Himmel ist Gefahr im 
Anzuge, sobald die Kamele ihre langen Häise hoch in die 
Luft ausstrecken und einen Warnungsruf ettönen lassen, der 
einen Sandsturm verkündigt. Die Dauer dieser furcht— 
baren Stürme schwankt zwischen wenigen Stunden und seche 
dis sieben Tagen und ihre Schrecken spotten jeder Bo— 
chreibung. 
Ein Schre bmaschnennirtuofe, Mr. Weese, produzierte sich 
am Dienstag nachmittag in Hamburg; um zu zeigen, wae 
ichneil Schreibmaschinen arbeiten können. Geschdidazteit i 
eine Hexerei, aber sie kann diesen Anschein erwecken. Kom— 
chüttelnd sieht man den phänomenalen Leissungen Mr. Wieses 
zu. Alle zehn Finger gleichzeitin benutzend. rasen diese übes 
die Tasten hinweg, daß d'e Plicke ihnen vricht folgen können 
382 Buchĩitaben schrieb Mr. Wiese so in einer Minute het 
Anter, das sind also fast 15 Anschläge in der Sekunde. Aller 
oings wählte er bei dieser Probe nur vier leicht zu schreibende 
Worte, die er stets wiederholte. Dann aber zeigte der Schreib 
maschinensfünstler, daß man mehr als 200 Worle in der Munu 
nach einem gedruckt vorl'eßzenden, Text hervorbringen kann 
wobei es ihn nicht anficht, wenn von verschiedenen Per 
onen Fragen in drei verschiedenen Sprachen amin gerichten 
verden, die er prompt beantwortet, ohne sich im Schreiben 
zu unterbrechen und obne sich dabei zu „verhauen“. Mi 
erbundenen Nuren leistet Nr. Wisse die Le Schnelintcit 
luch beim Abschreiben sielt er nur auf die Borlaze, nich 
iber auf die Taiten, die ohne jede Merlmale sind. Keit 
huchstabe kennzeichnet die schwarzen Tasten. Neso ders se 
nertenswert ist, daß BRr. Wiese sast ferlerlos a beint. Iß 
die ungewöhnliche Leistung auch auf die beso dere Seabin 
des Künstlers zurückzuführen, so deigt sie doch auch di. 
Leistungsfähigkeit der von ihm venutzten Maoasginenmarke 
Dik. Eine reelle Schuindebotterii. Die Delettios der ita— 
lienischen Abteisline des Newyorler Polizliamtes sind cinen 
origincllen Lotterieschmindel auf die Spur getommen, der wirk 
lich nicht üre! ausgeheckt war. Cinige ilalimische Einwanderes 
mit eswas Kapital hatten lich vor mehr a's einem Jahr— 
zusammengetau und eine Lolterie eröffnet, die sie unter der 
mit den Lande-verhütinisent vertrauten Emizraunten als di 
ameritanische Filiale der italichilden Staatelosterie gqusgaben 
Einer der Smindler war frübec in stirer Scimat afs Lotterie 
beamter fätig gewesen und kantte aus jener Zeit den Vetri:b 
Die Unternehmer verwendeten die Nummern der italinischer 
Staatslotterie und zahlten etwaige, in Ilalien cuf dies 
Nunmmoern entfallende Gewinne promot und pünttlich aus. Das 
konnten sie um so leichter, als ihre monatlichen Einnahrien 
aus den Taschen ihrer Landsleute ouf durchichuiftlich 70 000 M 
sich beliefen, wobei sie obendrein das Glück hatten, daß nam 
hafte Gewinne nicht auf die von ihnen vertrisberen Nummeri 
entsallen waren. Die Volizei war der Schuindlerdarhe sei 
länger als einem Jahre auf den Fersen, verwoszete aber ve 
der Gericheaheit der Genner nicht die Faund auf si; zu leen 
bis es dieser Tage endtich gelang. sie bFinler Satosz und 
Riegel zu bringen. Da das ame itauische Gesetz Lotteriet 
überbaupt nicht duldet, sehen die Schuldigen iekt eirer bo 
sonders harten Srrase entgegen. 
Unwetter. Auf der Arlberabehn ist nach dem hef 
tigen Regenwetter der bahien Tage in der Näh 
yon Dalagas eine gFrohe Erdlawinreniedergegangen 
als ein Personen;ug die Strede vastterte. Tie Lokomotiv 
und ein Wagen wüueden schwer he'chädigt. Rersonen sind nie 
verleßt worden. — Vom Gardasee sind Arloungen übe 
außerordentlich hefttige Unwetrer, die bedenierbden Schade 
angerichtet haben, eingetröffen. An einer Stelle ist vo 
den hohen Weilen eine Kaimauer in einer Länge vo 
50 m weggerissen worden. Cin aotorboo und menre 
andere Roote sind gesunken.
	        
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