Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Blaͤtter bedienen sich erwidern darauf die Mitteilungen des 
Flottenvereins, so starker Ausdrücke, daß man wohl mit Recht 
darin das eigene Bewzußtsein von der Schwäche ihrer Argumente 
erblicken kann. „Gewiß ist Großadmiral von Koester, wie 
einige Blätter weise hervorheben, Privatmann, aber 
gerade deshalb wundert es uns, in Blättern freisinniger 
Richtung, die sonst nicht genug fur die Freiheit öffentlicher 
Meinungsäußerung eintreten können, pathetische Vorwürfe zu 
finden. Sie verlangen wohl von Großadmiral von Koester, 
baß er zugleich mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst 
in bezug auf seine fachmännischeen Kenntnisse und Erfahrungen 
einen Trunk des Vergessens zu sich nimmt. Wenn See—⸗— 
offiziere öffentlich auftreten, welche behaupten, das 
Reichsmarineamt befände sich auf ganz falschem Wege, 
dürfe keine Schlachtschiffe mehr bauen uswp., wie das in den 
letzten Jahren der Fall war, dann waren wir gerade in den 
Kreisen gewisser Blätter immer waärme Anerkennung für 
diesen Mut der Unabhängigkeit zu sehen gewohnt. 
Lächerlich endlich ist die Behauptung, der Präsident des Deut⸗ 
schen Flottenvereins habe das Vertirauen des deutschen Volkes 
zur Marine erschüttert. Gerade die Kasseler Rede zollt ihrer 
Tüchtigkeit ein polles und wohlverdientes Vob.“ 
Die Neugliederung der Hochseeflotte. 
Die von der Marineverwaltung für den Herbst 1911 vor⸗ 
gesehene Neugliederung der Hochseeflotte ist nunmehr zur Tat— 
sache geworden. Es war beabsichtigt, die Modernisierung der 
Hochseeflotte so weit durchzuführen, daß das 1. Mordsee⸗) Ge⸗ 
schwader bis auf eine Kampfeinheit nur aus neuen großen 
Kriegsschiffen (Dreadnoughts) bestehe und daß die Zahl der 
Linienschiffe von 11 auf 17 erhöht werden soll. Dieses Ziel 
ist erreicht. 
Das dem Befehl des Vizeadmirals Pohl unterstellte J. Ge— 
schwader zählt unter seinen 8 Linienschiffen 7 Dreadnoughts 
(3 der „Ostfriesland'⸗ und 4 der „Nassau“Klasse) und nur 
ein älteres Linienschiff (bisher „Schlesien“). Es ist hier aller— 
dings zu berückssichtigen, daß das neueste Groß-Linienschiff „Hel— 
goland“ seine Probefahrten noch nicht ganz erledigt hat. In 
der Zusammensetzung des 1. Geschwaders ist nun noch insofern 
eine Aenderung eingetreten, als an Stelle des Linienschiffes 
„Schlesien“ das gestern morgen aus Kiel in Wilhelmshaven 
eingetroffene Linienschiff „Elsaß“ in den Verband des 1. Ge— 
schwaders aufgenommen wurde. Dafür tritt „Schlesien“ zum 
zweiten Geschwader, das bereits in diesen Tagen S. M. S. 
„Hannover“ aus dem 1. Geschwader übernommen hatte. Dem— 
nach besteht die Hochseeflotte nunmehr aus 17 Linienschiffen: 
dem Flottenflaggschiff „Deutschland“, das aus dem Gefechts— 
verband des 2. Geschwaders ausgeschieden ist, dem 1. und 2. 
Geschwader zu je 8 Linienschiffen. Dem 1. Geschwader gehören 
an sieben Kampfschiffe und S. M. S. „Elsaß“, dem 2. Ge— 
schwader (Vizeadmiral v. Ingenohl) die Linienschiffe VPreußen“ 
(Geschwader⸗Flaggschiff), „Schleswig-Holstein“, „Schlesien“, 
„Hessen“, „Braunschweig“, „Lothringen““ Pommern“ und 
„Hannover“. 
Endlich ist an Stelle des großen Kreuzers „Blücher“ der 
am 30. September in Dienst gestellte Panzer-Turbinenkreuzer 
„Moltke“ getreten 
Neuefte Nachrichten und Telegramme. 
Die amtlichen Ergebnisse der Düsseldorfer Ersatzwahl. 
W. Düsseldorf, 3. Okt. (Amtlich.) Bei der am 29. Sept. 
im Stadt- und Landkreise Düsseldorf erfolgten Reichstagsstich— 
wahl wurden insgesamt 75 177 gültige Stimmen abgegeben. 
Davon erhielten Parteisekretär Haberland-Barmen (Sozialdem.) 
39 288, Bandirektor Dr. Friedrich-Düsseldorf (Itr.) 35889 
Stimmen. Haberland ist somit gewählt. J 
Eine Lassalle-Erinnerung. 
W. München, 3. Okt. Frau v. Schewitsch, die Witwe des 
kfürzlich verstorbenen Schriftstellers, um derentwillen seiner— 
zeit der Sozialist Lassalle im Duell fiel, vergiftete 
ich und starb im Krankenhause. 
Ph'lologen⸗ und Schulmünnertagung. 
W. Posen, 3. Okt. Heute vormittag fand die Eröffnung 
der 51. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner 
durch den Präsidenten Prof. Dr. Lehmann statt. Es folgten 
Begrüßungsansprachen, darunter die des Oberregierungsrates 
Köpke-Berlin in Vertretung des Kultusministers. An Kaiser 
Wilhelm und Kaiser Franz Josef wurden Huldigungstelegramme 
abgesandt. 
Die deutsche Industrie auf der Turiner Ausstellung. 
WVt. Turin. 3. Okt. Das oberste Preisgericht der In⸗ 
kernationalen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung Turin 1911 
hat soeben seine Arbeiten beendet. Das Ergebnis ist für 
die deutsche Industrie ein überaus glänzendes, 
es wurde erreicht durch die bervorragenden Eigenschaften und 
Vorzüge der deutschen Erzeugnisse, welche die der anderen Na— 
tionen auf gleichen Gebieten vielfach tief in den Schatten 
jtellten. Von 857 deutschen Ausstellern hatten sich 38 außer 
Wettbewerb stellen lassen. An die sonach 819 Beurteilten fielen 
408 Große Preise, 130 Ehrendiplome, 172 goldene Medaillen, 
23 bronzene Medaillen, 9 ehrenvolle Erwähnungen, zusammen 
831 Auszeichnungen, Ferner wurden Mitarbeitern deutscher 
Aussteller zuerkannt: 134 Ehrendiplome, 233 goldene Medaillen, 
202 silberne Medaillen, 180 bronzene Medaillen, 23 ehrenvolle 
Erwähnungen, zusammen 772 Auszeichnungen. Endlich sind 
25 Deutschen Verdienstdiplome sür hervorragende Bemühungen 
um das Zustandekommen der Ausstellung und deren künstlerischen 
Aufbau verliehen worden. Insgesamt entfallen somit auf 
Deutschland 1628 Auszeichnungen. 
Ermordung des Präsidenten des Hofgerichts in Abo. 
—DD— 
imm Abo, Waldemar von Bellen, wurde in dem Augenblid er⸗ 
schossen, als er aus seinem Hause auf die Straße trat. 
Der Täter ist infolge der Schußverletzung, die er sich beigebracht 
hat, im Hospital gestorben. Die Zeitungen in Helsingfors ver⸗ 
rreten mit einer Ausnahme die Ansicht, daß das Verbrechen nicht 
auf politische Beweggründe zurückzuführen sei, sondern daß es 
einem Anfall von Geistesgestörtheit zugeschrieben werden müsse. 
Der Mörder Hellens war der 24 Jahre alte Eisenhandlungs⸗ 
kommis Bruno Forsström. Er hatte sich in Hellens Wohnung 
versteckt. Der Präsident wurde von einem Schuß in den Kopf 
und von einem anderen in die Achselhöhle getroffen. 
Zum Kampf um den persischen Thron 
W. Teheran, 3. Okt. (Meldung der Petersb. Telegr.⸗ 
Agentur.) Salar ed Dauleh, der auf dem Rüchzuge noch fünf 
Beschũtze verloren hatte, verschanzt sich in Hamadan. Die Re— 
jierung befahl den Truppen Samadan zu belagern und zu 
IXE 
Folgenchwerer Nordweststurm an der holländischen Küste. 
W. Anifterdam, 8. Okt. Meldungen, die infolge der Unter— 
»rechung der Verbindungen mit einem Teil der Provinz Zee— 
and erst verspätet eintrafen, besagen, daß von 180 Booten 
ver Muschelfischerflotte des Dorfes Bruinisse während 
des Sturmes am Sonntag 120 verloren gingen oder stark 
beschädigt wurden. Die Königin begibt sich heute nach Bruinisse. 
Auf den Flüssen zwischen Dordrecht und der Nordsee sind 45 
Boote gesunken, die Mehrzahl der Mannschaften ist er— 
trunken. Bei Steenbergen sollen 28 Leiche—etrieber 
worden sein. 
W. Duisburg. 3. Okt. Der Kahn „Wilhelmina“, der mit 
einer Ladung von 600 Tonnen Kohlen vom Schlepper „Ma— 
ria 1“ von Duisburg nach Antwerpen geschleppt wurde, ist 
Montag nacht infolge des herrschenden Sturmes im Steenber— 
gjenschen Vliet bei Zeeland gesunken. Die Besitzerin des Kahnes 
st mit ihren fünf Kindern und zwei Mann Besatzung ertrunken. 
Wt. Berlin, 38. Oklt. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung 
ichreibt: Der portugiesische Geschäftsträger besuchte heute vor— 
gittag den Staatssekretär v. Kiderlen-Waechter, um 
hm den Dank für die Anerkennung der Republilk 
wuszusprechen. Zugleich überreichte er sein Beglaubigungs⸗ 
chreiben. 
Wt. Berlin, 3. Oktober. Der Tarifausschuß der 
»eutschen Buchdrucker hat den Einigungsvorschlag der 
finigungskommission, in dem bezüglich des Lohnes und der Ar⸗ 
zeitszeit und auch bezüglich der Sonderbestimmungen für Ma— 
chinensetzer und Drucker, soweit es sich hierbei um die Haupt⸗ 
ragen handelt, die berechtigten Wünsche beider Parteien soweit 
ils möglich Berücksichtigung gefunden haben, mit 32 gegen 7 
Stimmen angenommen. 
Wt. Toulon, 83. Okt. Seute fanden in Gegenwart des 
Präsidenten der Republik, der Minister, zahlreicher Vertreter 
»es Heeres und der Flotte und der fremden Marineattachés die 
deichenfeierlichkeiten für die bei der Katastrophe 
»er „Liberté“ umgekommenen Seeleute statt. 24 Geschütze, 
eren Rohre abgenommen waren, trugen je sieben Särge mit 
e nLeichen der bisher erkannten 168 Opfer, unter denen sich drei 
Iffiziere befinden. Die Toten, deren Persönlichkeit noch nicht 
estgestellt werden konnte, werden später beerdigt. Unter den 
ahlreichen Kranzspenden befindet sich ein aus Chrysanthemen 
Jebundener Kranz Kaiser Wilhelms, auf dessem weißen Moiree— 
dand sich ein Mmit der Kaiserkrone befindet. 
heer und SFlotte. 
W. Berlin, 8. Okt. Das Flußkanonenbook „Vaterland“ 
ist am 2. Oktober in Hankau eingetroffen. „Albatros“ ist am 
2. Oktober von Cuxhaven nach Wilhelmshaven gegangen. 
„Blücher“ ist am 30. September aus dem Verband der Hoch— 
seeflotte ausgeschieden 
Sportnachrichten. 
Rennen zu Berlin⸗Hoppegarten, 2. Okt. Emilius⸗ 
Rennen. Riff (Teichmann) 1. Frau Holle 2. Fagott 3. 
Tot.: 17: 10, Platz: 12, 19, 22: 10. — Preis von Fre— 
dersdorf. Marigold (T. Ribe) 1. Gaa 2. Seimdall 3. 
Tot.: 47: 10, Platz: 13, 14, 13: 10. — Serzog von Rati— 
»or-Rennen. Kreuzer (Bulloch 1. Festtarok 2. Künstler 3. 
Tot.: 16: 10, Platz: 13, 20, 38: 10. — Heidemann-Me⸗ 
morial. Lockenkopf (Schläfke) J. Gardestern 2. Wander— 
zursch 3. Tot.: 47: 10, Platz: 21, 43, 31: 10. — Preis der 
Mark. Paradenia (Torke) J1. Hüon 2. Vorwand 3. Tot.: 
1: 10, Platz: 65, 51, 60: 10. — Wilamowitz-Zucht— 
dennen. Despot (Childs) 1. Tot.: 15: 10. — Durch⸗ 
dänger-Rennen. Angostura (Bullochk) 1. Tarnkappe 2. 
Mogul 3. Tot.: 15: 10, Platz: 12, 31, 50: 10. 
Rennen zu Saint⸗Cloud, 2. Okt. Prix de Brisée. Mou— 
lins la Marche (J. Reiff) 1. Traauenard 2. Ismen 3. Tot.: 
28: 10, Platz: 27, 46: 10 
Vermischtes. 
Die Förderung junger Talente hat sich wieder die Deutsche 
Ddichter⸗Gedächtnis-Stiftung vei der Zusammenstellung ihrer 
Bücherverteilung an kleine ländliche Volksbibliotheken zur Auf⸗ 
zabe gemacht. In diese 37bändige Sammlung, die an 1750 
Vollsbüchereien vergeben wird, sind mehrere Werke lebender 
üngerer Dichter aufgenommen. Zum Beispiel Ottomar Enkings 
aleinstadt-Roman „Familie P. C. Behm“. Ferner der Roman 
Adam Müller-⸗Guttenbrunns Die Glocken der Heimat“, der das 
deben in einem Schwabendorfe Süd-Ungarns schildert. Ferner 
mihält die Sammlung Werke des verstorbenen Wilhelm 
Solzamer, den Schneider⸗-Roman „Peter Nockler“, sowie von 
ilteren Dichtern Marie von Ebner-Eschenbachs Roman, Bozena“, 
Wilhelm Raabes „Deutsche Not und deutsches Ringen“, ein 
Buch von Ernst Zahn (vier Erzähsungen aus den „Helden des 
Alltags“), Wilhelm Buschs „Plisch und Plum“ und viele andere 
dichterwerke. Den Dichtern gibt diese Verteilung die Gewähr, 
m nächsten Jahre von 10000 bis 20000 Menschen gelesen 
werden. Das ist eine Ehrung der Schöpfungen unserer 
dichter, die nach ihrer aller Sinne ist. 
Sandel mit halbweihen Silavinnen. Ein in der Haupt— 
ladt Javas erscheinendes Blatt, Het Bataviaasch Nieuwsblad, 
erhielt kürzlich von seinem Berichterstatter in Bandung (im In— 
iern Javas) eine Zuschrift folgenden Inhalts: Ist man in 
kuropa damit beschäftigt, den Händlern mit lebendem Menschen⸗ 
leisch das Handwerk zu legen, — hierzulande liegen die Dinge 
indeis. Dies läßt sich mit kurzen Worten erzählen. Den 
zauptschauplatz des hiesigen Menschenhandels bilden die 
Lreanger Regentschaften, wo die Schönen, die durch hübsche 
VUeiden und wohlfeilen Schmuck leicht zu gewinnen sind, im 
lugenblich hoch im Preis stehen. Die Händler sind meistens junge 
dandys aus den Straits, Malaien aus Malakla, Penang und 
zingapur, Johor und Perak. In Batavia, wo man sie recht 
ut kennt, spazieren sie in weißem, feingebügeltem Hemd mit hohem 
eihen Kragen umher, sie tragen aufwärts gedrehten Schnurr⸗ 
art, gelbe Schuhe, unter den umgeschlagenen Hosen schimmern 
rüne, rote oder hechtfarbene Strümpfe hervor, und nie fehlt 
ie dicke Havannazigarre im Munde. Sie sind Mohammedaner, 
assen sich in den Dessas nieder, angeblich, um Handel mit 
arbigen Steinen zu treiben, und da sie nicht knickerig sind, mag 
ie der Dessabewohner gut leiden, und es versteht sich, daß sie 
ruf die jungen Dirnen einen gewaltigen Eindruckh machen. Es 
»auert nicht lange, so hat der Dandy das Herz der reizendsten 
dessabewohnerin gewonnen, und bereits nach 14 Tagen findet 
is Hochzeit statt, die Schwiegereltern sind im siebenten Himmel 
ind wissen den Nachbarn gegenüber den. reichen Schwieger⸗ 
ohn, der große Geschäfte macht, Englisch spricht, lesen und 
chreiben kann, nicht genug zu rühmen. Nach kurzer Zeit teilt er 
hnen mit, daß ihn Geschäfte nach Singapur rufen, er nimmt 
eine junge Frau, die stolz auf ihre Standeserhöhuno 
est und mit Raden agu angeredet wird, mit sich. Wian 
iehht dann das junge Pärchen in einem Restaurations— 
vagen der Eisenbahn, und nach dem reichlichen Mittagsmahl 
tecken sie eine hochfeine, teure Zigarette an. Unterwegs 
teigen noch weitere solche Pärchen ein (nanchmal muß, um 
iie aufzunehmen, noch ein Wagen angehängt werden), die 
kiltern und Angehörigen der Braut nehmen zärtlichen Abschied, 
aber die junge Frau ist für immer verschwunden. Was aus 
hr geworden ist, läßt sich denken: sie kommt in den Besitz 
des einen oder andern reichen Chinesen oder wird an eins 
er zahlreichen berüchtigten „Teehäuser“ in den Straits ver⸗ 
auft. Nach einiger Zeit erscheint derselbe Dandy wieder 
in den Preangerdörfern, aber er läßt sich jetzt in einer anderen, 
von der ersten möglichst weit entfernten Dessa nieder und 
rritt auch unter einem anderen Namen auf; nach vier Wochen 
st er verheiratet, wieder rufen ihn Geschäfte nach Singapur 
ind wieder verschwindet die junge Frau auf Nimmerwieder—⸗ 
ehen. Innerhalb eines Jahres kann er, wenn er die nötige 
sewandtheit entwickelt und wegen der Identität seiner Persor 
nicht in Verlegenheit kommt, vier bis fünf solcher Ehen 
chließen, was sich nach mohammedanischem Gesetz ohne weit⸗ 
läufige Formalitäten leicht vewerkstelligen läßt. Diesem 
MNenschenhandel steht Regierung und Poligei machtlos gegen— 
iber; Standesamtsregister, aus denen die betrügerische Ab— 
icht des Händlers nachgewiesen werden könnte, bestehen für 
»ie inländische Bevölkerung nicht, die Händler selbst stehen 
m Einwerständnis miteinander, was aus der genannten Tat⸗ 
sache des Zusammentreffens mehrerer solcher Ehepaare auf der 
kisenbahn hervorgeht; die Entfernungen der einzelnen Dessas 
von einander sind so groß und ihr gegenseitiger Verkehr ist 
so selten, daß kaum eine Entdeckung möglich ist, die zu einer 
gerichslichen Bestrafung führen konn. 
Ein Höhlenbewohner. Im toskanischen Archipel liegt 
wischen den Inseln Giglio und Montecristo das einsame 
znselchen Gianutri; nur einmal im Monat legt hier ein 
Soot an, das dem Leuchtturmwächter allerlei Weisungen vom 
yestlande bringt. Außer dem Leuchtturmwächter lebt auf diesem 
Fels im Meer seit 29 Jahren ein Greis, der der König 
»on Gianutri genannt wird. Ein Mitarbeiter des Nuovo 
ßiornale, der kürzlich mit einigen Gefährten das Inselchen 
urchstreifte, hatte das Glück, den Greis in einer Grotte 
im Meeresstrande zu treffen; es ist ein großer, starker Mann 
nit langem Patriarchenbart und intelligentem Auge, das ruhig 
ind sicher in die Welt blickt. In der Unterhaltung mit seinen 
Hästen offenbarte der geheimnisvolle Alte nicht nur einen 
ehr scharfen Verstand, sondern auch eine nicht gewöhnliche 
zildung und eine große Welt- und Menschenkenntnis. Er 
iennt sich Gualtiero Adami, stammt aus Livorno und ist 
73 Jahre alt. Im Jahre 1859 kämpfte er unter Garibaldi 
ür Italiens Einheit. Dann machte er Reisen in Italien, 
in England, in Frankreich und in Deutschland. Ein Herzens— 
Rama veranlaßte ihn vor 29 Jahren, sich auf das ver— 
assene Inselchen zurückzuziehen, von dem er sich seit 13 Jahren 
iie mehr entfernt hat. Die Grotte, in der er haust, hat 
er sich selbst ausgehöhlt; Waffen besitzt er nicht; er hatte 
ein kleines Boot, das ihm durch einen Sturm zertrümmert 
vorden ist; ein neues will er sich nicht mehr bauen. Der 
noderne Robinson lebt im allgemeinen vegetarisch; hin und 
nieder nur ißt er ein wenig Fischfleisch. 
O.K. Die Hochgest per Tel phon. Eine Hochzcit per Telephon 
vurde. wie aus Newyork berichtet wird, am 23. Juli zu Coin 
n Jovo feierlich vollzogen. Rev. H. B. Minton saß in seinem 
Irnat vor dem Telephon und ließ sich mit George Prentice 
n Northborough und Frl. Mary De Witt in Blanchard ver— 
zinden, zwei Ortschaften, die beide von Coin fünf englische 
Meilen und voneinander ödrei englische Meilen entfernt find. 
Als die Verbindung hergestellt war, sprach er die üblichen 
PVorte in neuer Formulierung: „Reicht euch die Hände durch 
den Draht.“ Durch das Telephon kam zweimal die Antwort 
urück: „Wir haben es getan.“ Da sprach der Geistliche die 
Worte in den Apparat: 53.Ich erkläre euch für Mann und 
Frau“, und der Bund war aeschlossen. 
In Lübeck zugezogene Familien: 
P. Chr. H. Zander, Lagermeister, Dankwartsgrube 51. 
Fhr. H. Fr. Barkmann, ohne Beruf, Gneisenaustr. 9. 
5. G. Chr. Kock, Arbeiter, Schwönekenquerstr. 15. 
5. A. F. Widlöf, Graveur, Königstr. 44. 
2. A. 5. Colbow geb. Trebeß, ohne Beruf, Maiblumenstr. 8. 
I. Stegemann, Arbeiter, Meierstr. 29. 
F. H. C. Fr. Wilcken, Arbeiter, Weiter Lohberg 17. 
5. A. Schott, Wächter der Wach- u. Schließgesellschaft, An 
der Mauer 39. 
J. Hausmann, Reisender, Hansastr. 99.. 
MD. Synowitz, Arbeiter, Kottwitzstr. 20/22. 
5. F. Wulf, Arbeiter, Beim Tannenhof 22. 
5. F. W. Meyer, Gerichtsvollzieher a. D. Kottwitzstr. 2a, 
J. F. Klüß, Arbeiter, Kleine Burgstr. 33. 
5. C. M. Dechau, Arbeiter, Paulstr. 54. 
S. M. D. S. Eckhardt geb. Ohlert, Witwe, Hürstraße TI. 
FEh. T. Lipstadt, Sprachlehrer, Mühlenstr. 1/3. 
Fr. A. C. W. Schultz, ohne Beruf, Falkenstr. 16. 
2. M. Th. Barten, Zollaufseher, Warendorpstr. 49. 
5. Fr. A. H. Spormann, Schlosser, Vorbeckstr. 12. 
2. C. H. Knoop, Maler, Hansastr. 69. 
Fyr. R. R. Luthe, Kaufmann, Wakenitzufer 14, 
N. K. Zulage, Seemaschinist, Hansastr. 64. 
5. W. Chr. Bähnck, Lehrer emer., Moislinger Allee 45. 
J. C. Raabe, Unterzahlmeister, Klosterstr. 17. 
57. C. M. Hehms geb. Beythien, Witwe, Hansastr. 49. 
*. C. J. Loof, Schaffner, Meierstr. 29 4. 
WB. A. H. Treumann, Schänkwirt, Luisenstr. 16. 
5. 2. L. Dillner, Lehrer, Nebenhofstr. 5. 
.5. W. Kreutzfeldt, Arbeiter, Bülowstr. 
—F. E. Eichler, Zollinspektor, Moislinger Allee 214. 
«Chr. Drenkhahn, Dreher, Warendorpstr. 66. 
5. Sievers, Drechsler, Georgstr. 1. 
5. Haeser, Assistenzarzt, Kronsforder Allee 7. 
fẽ. J. Chr. Kracht, Zollassistent, Adlerstr. 27. 
J. A. Dunkelmann, Arbeiter, Schwartauer Allee 237— 
un 5. Köhn, Zollaufseher, Sadowastr. 4. 
5. Dreier, Arbeiter, Engelsgrube 34/14. 
D F. Rehder, Privatier, Brömbsenstr. 19. 
F Theuring, Chorsänger, Geverdesstr. 30. 
D. Burmeister, Landmann, Chasotstr. 10. 
H. F. E. Karsten, Arbeiter, Mittelstr. 17. 
F. Chr. Jankowsky, Telegraphenassistent, Falkenwiese 
Steinhilber, Handlungsg. Steinrader Weg 26. 
F. G. Fey, Eisenbahnschaffner, Blumenstr. 13. 
C. L. F. Wall, Arbeiter, Schützenstr. 20 
Naujoks, Arbeiter, Arnimstr. 13 
L. 
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