Ausgabe M.
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Zageshericht.
Lübeck, 83. Okkober,.
Sab0jäl riges Dien jubiläum. 40 Jahre sind heute ver⸗
flossen, seitdem Buchbindergehilfe Carl Appel in das Geschäft
des Herrn Gustav, jetzt Paul Burmester Wwe., in Firma H.
8 8. Petersen Nachf. als Gehilfe eintrat, und noch heute
beillet Herr Aprel in demselben Geschäft als fast Siebzig—
ahriger mit unermüdlichem Fleikt, Gewissenhaftigket und
Puͤnlilichkeit, die man wohl selten einem Arbeiter wũhrend
so langer Dienstzeit besser nachrühmen könnte. Eine seltene
Erscheinung unserer heutigen Zeit, wo Arbritnehmer und
Prinzipal sich fast feindlich gegenüber stehen. Seer Appel er⸗
freut sich noch verhältnismäßig guter Gelundheit, Rů aigkeit
und geiftiger Frische. An seinem heutigen Ehrentage wird es
ihm an Aufmerksamkeiten und Glückwünschen aus Freundes⸗
und Bekanntenkreifen gewitz nicht fehlen. Möge es dem
Jubilar vergönnt sein, auch die goldene 50 zu errecichen.
X In die Standesamtsregislser wurden vom 24. Sept. bis
30. Sept. eingetragen: 48 Geburten (28 Knaben und 23
Mädchen), 37 Aufgebote, 15 Eheschliehungen und 29 Sterbe⸗
fälle, darunter 10 Kinder unter 8 Jahren.
MW Zur Bürgerschaftswahl. Der St.Gertrud-Verein hat
in seiner gestrigen Versammlung die Herren Rechtsanwälte Dr.
Görtz und Fehling, Gerichtsassistent Köster, Kaufmann
Heinr. Sie vers; Dr. med. Th. Eschen burg und Kapitän
Kröger dem Zentralwahlkomitee als seine Kandidaten für
die nächste Bürgerschaftswahl in Vorschlag gebracht.
N Das erste Konzert der Liedertafel des Gewerkvereins in
diesem Winter, das Sonntag im Kolosseum stattfand, und sich
wie immer eines guten Besuches erfreute, hat erneut gezeigt,
daß der Chor zu den besten unter den Männerchören Lübedks ge—
hört. Seitdem die Leitung der Liedertafel in Händen des
Serrn Eberding liegt, ist die Liedertafel nicht nur hinsichtlich
der Zahl der Sänger bedeutend gewachfen, sondern auch die
Auswahl, Zusammensetzung und Stärke der einzelnen Stimmen
sowie vor allem auch die Schulung des Chores ist eine anz we⸗
sentlich bessere geworden. Demgemähß waren die am Sonntag
gebotenen Vorträge gute Leistungen, die so recht erkennen ließen,
was durch einen befähigten und energischen Dirigenten aus einem
von gutem Willen beseelten Chor gemacht werden kann. Die
bereits in den Ankündigungen des Konzertes mitgeteilte Vor—⸗
tragsfolge erwies sich als mit vielem Geschmack und künstleri—
schent Gefühl zusammengestellt. Dies gilt besonders auch hin—
sichtlich der von der Solistin des Konzertes, Fräulein Lisbeth
Stoll, der hochdramatischen Sängerin vom Könias—-
berger Stadttheater, gebotenen Vorträge. Sie er—
freut sich hier bereits sowohl von ihrer Taätig—
keit am hiesigen Stadttheater unter der Direktion Gottscheid
wie auch als Solistin des Vereins eines recht guten Rufes.
Ihre Leistungen sind als vortreffliche so bekannt, daß wir nur
hervorzuheben brauchen, daß sie auch am Sonntag die zahlreichen
Zuhörer unausgesetzt zu lebhaftem Beifall hinriß. Gebührende
und gleichfalls wohlverdiente Anerkennung fanden aber auch,
wie wir ebenfalls nicht unerwähnt lassen möchten, die teils
ernsten, teils heiteren Vorträge der Liedertafel, von der wir
nach den am Sonntag wieder gemachten Erfahrungen im Laufe
des Winters noch manch schönes Konzert erwarten dürfen, hat
sie doch zu ihren ersten sechs neue, zum Teil beachtenswerte An—⸗
forderungen an die Sänger stellende Chöre zur Aufführung ge⸗
bracht, ein beredtes Zeichen, mit welchem Fleih und großer Lust
die SCänger ihrem Dirigenten folgen. *
Im Bansatheater haben am Sonntag die Variets-Vor⸗
stellingen mit einem ausgezeichneten Programm nach län—
gerer Pause wieder ihren Anfang genommen. Wir be
halten uns eine eingehendere Besprechung vor, doch muß
festgestellt werden, daß bei dem vorgestrigen Eröffnungsabend
die einzelnen Künstler mit lebhaftem Beifall von dem gut
besuchten Hause ausgezeichnet wurden.
Ein Ennheitsjinssem für die deutsche Stenographie. Auf
dem Delegiertentage des Verbandes der Rollerschen Steno—⸗
graphen ist die Mitteilung gemacht, dafl die Reichsregierung
nicht mehr die Absicht habe, den Arbeitsausschuß in der Frage
der Schaffung eines Einheitssystems einzuberufen, weil bereits
für die Schulen ein System ausgewählt sei. Decse Nachricht
ist unzutreffend. Es wird vielmehr bestimmt. noch in den
Herbstmonaten der aus 25 Mitgl edern bestehende Sachder⸗
jtändigenausschuh der deutschen Stenographieschulen zu einer
Beratung einberufen werden. Die Konferenz mußle bereits
zweimal vertagt werden, weil es nicht möglich war, eine allen
Teilnehmern genehme Zeit festzusetzen. Sache des Ausschusses
wird es dann sein, Sorge zu tragen, dan die Beratungen
auch zu einem positiven Ergebnis führen.
Bereinfachte Kart'erung dar Wertbriefe im Veskehr mit
Oesterreich und Ungarn. Vom 1. Oktober ab ist das Gewicht
der Wertbriese in den Fracht- und Geldkarten des deutsch—
österreichischen und des deutschungarischen Wechselverkehrs
nicht mehr anzugeben.
Bejschrünkungen im Postverlehr mit Kanada. Nach den
über den Endpunkt der Eisebahn nach White Horse hißaus
gelegenen Orten im Yuton⸗-Territorium, wie Dawson, Eldorado,
Eureka, Klondike u. a., können in der Zeit von Anfang
Oktober bis Ende Mai jedez Jahres nur Briefe, Postkarten,
einzelne Nummern von Zeitungen und periodischen Zeitschriften
sowie Drucksachen aller Art mit Ausnahme von Büchern, Ka—
talogen und Zirkularen befördert werden.
Die Wasserwarme in den städtischen Badeanstalten betrug
am 2. Oktober im Krähenteich 12 Gr. Cels. auf dem Falken⸗
damm 1215 Gr. Cels.
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b. Stadttheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man
uns: Seute kommt das pacdende Schauspiel „Glaube und
Heimat“ von Schönherr zur letztmaligen Wiederholung.
Morgen gelangt bei kleinen Preisen Leo Falls erfolgreiche
Operette „Die Dollarprinzessin“ zur nochmaligen Auffüh—
rung. Donnerstag geht Oskar Wildes geistreiche Komödie
„Eine Frau ohne Bedeutung“ wieder in Szene.
b. Verein der Musikfreunde. Mit dem 1. volkstümlichen
Konzert der Winterspielzeit 1911/12 wird der an Stelle Her—
mann Abendroths nen gewäblte Kavellmeister Wilhelm Furt—
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.I. Oktober 1941.
Morgen⸗Blatt Ar. 500.
wängler die Leitung des Orchesters des Vereins der Musik—
reunde übernehmen. Das Programm wird Kompositionen von
Weber („Oberon“Ouvertüre), Beethoven („Egmont“Ouver⸗
üre), Wagner („Tannhäuser“Ouvertüre) und Nicolai (Ouver—
üre zu „Die lustigen Weiber von Windsor“), sowie drei Sätze
aus der hier lange nicht gehörten Suite „König Christian II.“
von Sibelius, eine venezianische Tarantelle von Liszt und im
zeiteren Teil eine Fantasie aus „Mikado“ von Sullivan und
inen feschen Wiener Walzer von Ziehrer enthalten. Als
Zolist des Abends wird Herr Konzertmeister de Ruyter-Korver
dem Programm den 2. und 3. Satz aus dem Konzert für
Violine von Mendelssohn-Bartholdy besteuern.
b. Hansatheater. Aus der Theaterkanzlet wird uns ge—
chrieben: Wir weisen darauf hin, daß die Vorstellung
»es großen Programms wegen von heute ab punktlich
abends 814 Uhr beginnt.
b. Die Konzerte des Heren Raoul von Koczjalski finden,
wie wir bereits mitgeteilt haben, Donnerstag, 5. Okt. und
Freitag, 3. Nov., 71 Uhr abends im Marmorsaale statt.
In seinem ersten Klavier-Abend wird der gefeierte Künst—
ler, außer einer größeren Anzahl Werken der namhaftesten
Tonsetzer, auch eine neue Suite seiner Erfindung zu Ge—⸗
hör bringen. Dieses Werk zerfällt in vier in sich abge—
chlossene Teile, die jedoch motivisch miteinander eng ver—⸗
zunden sind und deshalb ein Ganzes bilden. Den An—⸗
'ang stellt eine großzügig angelegte Polonäse dar, der
weite Teil bewegt sich in geheimnisvollen Harmonien und
oll einen phantastischen Reigen vorführen, während der
dritte, langsame, eine Romanze bringt, die jäh durch eine
Trauermusik und Glockengeläute unterbrochen wird. Der
zierte und letzte Teil setzt sich aus einer heiteren, schwung⸗
»ollen Mazurka zusammen.
b. „Der Kampf um Maroklo“, so lautet das Thema eines
hochinteressanten Vortrages, den Herr Redakteur W. Kunde
m Auftrage der Geographischen Gesellschaft Düsseldorf, der
Bereinigung für Völker- und Länderkunde, am 10. Okt.,
ibends 8 Uhr im Konzerthaus Fünfhausen halten wird.
Der Vortrag schildert auf Grund neuester Forschungen und
krlebnisse das vielbesprochene Land Marokko, unterstützt
»urch über 120 bühnengroße, zum Teil farbige Pro—
iektionen. Der Vortrag schildert in seinen Schlußausfüh—
rungen, durch eigenartiges Illustrationsmaterial unterstützt,
auch die mit dem Marokkoproblem im Zusammenhang stehende
Tripolisaffäre, die ia gerade in den letzten Tagen eine
ingeahnt ernste Wendung genommen hat. Es darf wohl
rhofft werden, daß die so zeitgemäbe Vorführung auch beim
ziesigen Publikum auf starkes Interesse stoßen wird. Den
Vorverlauf hat die Musikalienhandlung von F. W. Kaibel,
Breite Straße 40, übernommen. —
b. Gesundhert, Wohlbefinden, Erfolg alz Lehrgegenstand
Am 7. Oktober eröffnet dee Masdasnan-Vereini—
pung wiederum einen Kursus in den Marmorsälen des Stadt—
theaters, worauf Interessenten hingewiesen seien. Der bis—
zerige gute Besuch dieser Kurse, die hohe Zufriedenheit der
Kursusteilnehmer, ihre eigenen persönlichen Erfolge im Fa—
nilien- und Geschäftsleben sind Beweis, daz Masdasnan
jenau das gibt, was jeder braucht, wonach unsere Zeit Jucht
uind was sie mit Sehnsucht erwartet. Näheres im
Inserak und durch die Masdasnan-Zentrale, Leipzig, Schul
traße 1.
b. Kaufmännische Fortbildungs⸗ und Fachschule. Wir ver—
weisen hiermit auf Inserate in der heutigen Nummer
die Anmeldung und Einschulung von Lehrlingen sowie Anmel—
dung zu den wahlfreien Abendkursen betreffend.
b. St. Lorenz. Am Freitag dieser Woche, abends 7 Uhr
wird — worauf wir auch hier aufmerksam machen —
der erste Abendgottesdienst dieses Winters gehalten werden.
b. Die Lübecdcer Liedertafel hat ihre regelmähigen Uebun—
gen mit dem Männerchor wieder aufgenommen. Die Uebungen
'inden jeden Dienstag abend 9 Uhr im unteren Saale
des von Frau Kiesewetter jetzt wieder selbst geführten und voll—
tändig neu hergerichteten Restaurants, Mühlenstr. 46, statt.
Die Uebungen für den Damenchor werden demnächst ebenfalls
vieder aufgenommen werden.
b. Lübedisches Adreübuch. Für die Neu-Ausgabe 1912
zeginnt heute die Umfrage. Von Haus zu Haus werden die
Angestellten des Verlages gesandt, um die genaue eingehende
Adresse der in Frage kommenden selbständigen Einwohner per⸗
önlich aufzunehmen. Die Adressensammler find angewiesen,
ꝛinerseits in zuvorlommendster Weise sich der Aufgabe des
kinsammelns zu unterziehen, andererseits aber auch nicht mit
den leider noch häufigen, kurzen Bemerkungen, wie „bleibt
alles so“ sich zu begnügen. Im Interesse eines richtigen Adreß—
zuches und damit im Interesse aller sei empfohlen, die gewünschte
Auskunft ausführlich zu geben. (Siehe Inserat.)
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Hansestãdte.
Samburg, 3. Oktt. Licht wark-Stiftung. Ver—
hrer des Direktors der Kunsthalle haben in Einzelbeträgen von
intqausend Mark eine Summe von 65 000 Mugesammelt, die als
richtwark⸗Stiftung Vrofessor Lichtwark gur Anschaffung solcher
zunstwerke dienen soll, Aeren Erwerbung er zum Ausbau der
Sammlungen der Kunsthalle für erforderlich erachtet.
Schleswig⸗Holstein.
Kiel, 3. Okt. Höchste Auszeichnung. Nach einem
von dem deutschen Generalkommissar für die Turiner Welt—
ausstellung, Geh. Regierungsrat Busley, bei dem Prä—
identen des kaiserl. Kanalamts Dr. Kautz eingegangenen
Telegramm ist die kaiserl. Kanalverwaltung in Anerkennung
hrer Bestrebungen in der Wohlfahrtsfürsorge und auf dem
ñebiete des Heimatschutzes für ihre Beteiligung mit einem
„grand prix“ ausgezeichnet worden.
Oldesloe, 3. Okt. Guts verkauf. Das seit 80 Jahren
in dem Besitz der Familie Hirsch befindliche, 363 Tonnen große
Gut Tralauerholz bei Oldesloe ist von den Geschwistern und
Kindern des im Frühjahr verstorbenen Herrn Eduard Sirsch
fũt 350 000 Meäan Frau Gutsbesitzer Olga Hasenclever auf
Gut Tremsbüttel bei Bargteheide verkauft worden.
Preetz, 3. Olt. Wegen Verdachts des Rin—
desmordes wurde der 58 Jahre alte Dachdedcer Schreier
in Lilienthal perhaftet.
Bramstedt, 3. Okt. Eine „traurige“ Ver—
steigerung hatte der hiesige Gerichtsvollzieher abzuhalten;
er hatte 8 Leichenträgermäntel zu verauktionieren.
Friedrichstadt, 3. Okt. Der Kirchenstreit be—
endet. Als vor 5 Jahren die sämtlichen hiesigen Konfessions—
schulen zu einer Stadtschule vereinigt wurden, übernahm die
Stadt die Schulvermögen der Gemeinden (Juden, Remonstran⸗
ten und Mennoniten) und nur der Religionsunterricht wurde von
deren Geistlichen qeusgeführt. Nur die katholische Kirche weigerte
sich, die Schule aufzugeben, und sie setzte ihren Willen gauch
durch, mußte ihre Schule aber selbst unterhalten. Die Stadt⸗
dertrerung verlangte aber das ihr zustehende Schulvermögen der
katho lischen Gemeinde, diie Herausgabe wurde aber verweigert
mit der Motivierung, es sei Kirchen- und nicht Schulvermögen.
Darüber besteht nun seit 5 Jahren ein Prozeß. Das Land—
zericht Flensburg hat am 22. Jani 1911 folgenden Vergleich
vorgeschlagen: „Die Beklagte (kath. Gemeinde) zahlt der
Tlägerin die Hälfte des strittigen Kapitals (3780 My also
1880 Munebst 4 Proz. Zinsen seit dem 1. April 1908, Klägerin
oerzichtet auf weitergehende Ansprüche. Die Kosten werden
zegeneinander gufgehoben.“ Dieser Vergleich ist beiderseits an⸗
denommen worden.
Susum, 8. Okt. Einen traurigen Anblid bieten
die durch einen 6wöchigen Brand werheerten großen Moor- und
Heideflächen zwischen Bondelum und Treia. Bis über die
anöchel, stellenweise sogar fast bis an die Knie, watet der Wan—
)erer durch eine unabsehbare grauweiße Aschenschicht; kein Strauch
ist stehen gebleiben. Selbst unter die Sandwege, die durchs
Moor führen, hat sich das Feuer hindurchgefressen. Die Moor—
schicht, die sich unterm Sand befindet, ist verbrannt und der
Weg infolgedessen eingesunken und fast unpassierbar geworden.
Bis auf 30 em Viefe ist durchweg die obere ausgedörrte Moor⸗
schicht weggebrannt und selbst den ausgetrockneten, mit Moor
urchsetzten Boden urbar gemachter Landflächen haben die Flam—
men bis auf den weißen Sand mitverzehrt. Der Schaden wird
allein nördlich der Husum — Jũbecker Eifenbahn, im eigentlichen
Bondelumer Moor, auf 10 000 Mugeschätzt. Dazu kommt noch
der südlich der Eisenbahn verursachte Schaden, dessen Höhe noc
nicht bekannt ist.
Sprechsaal.
iFür ben Inhalt dieser Rubrik übernimmt die Redaktion
keine Verantwortung.)
Eingesandt.)
Störung einer Theatervorstellung.
Als rüchichtsvolle Behandlung des theaterbesuchenden
Publikums empfand ich die neuerdings durch die Presse
und Sonderanschlag rechtzeitig kundgegebene Aenderung in
der Rollenbesetzung der „Cavalleria rusticana““-Aufführung.
Diese bisher nicht geübte Tatsache läßt auf guten Willen
der Theaterdirektion und ihr sachgemäßes Eingehen auf
rüher an dieser Stelle ausgesprochene Wünsche der Theater—
zesucher schließen.
Eine weitere Anregung zur Abstellung eines letzthin
bei der am 29. Sept. stattgehabten Vorstellung lästig
empfundenen Uebelstandes möge hier Platz finden.
Wie steht es mit der Aufsicht der Logenbesucher bei
offener Szene? Eine derart empörende Störung des
Publikums durch einen stark narkotisierten Besucher, der
während des zweiten Aktes eine Rangloge betrat und durch
ein anstößiges, lärmendes Betragen die Vorstellung empfind⸗
ich beeinträchtigte, dürfte nicht noch einmal möglich sein.
War es sinnlose Betrunkenheit oder irgend ein anderer
Defekt??!! Zum Schluß versuchte der Radaumacher sich
sogar eine Zigarette anzuzüunden
Die Anstellung einiger männlicher Kontrollbeamten resp.
Beaufsichtigung der Logenbesucher durch Feuerwehrmänner
dürfte jedenfalls zur Vorbeugung ähnlichet Vor? ammnisse
dienen. e
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Vermijchies.
nge. Ein Arzt als Londons neuer Lord-Mayor. Am
29. September eines jeden Jahres. dem Sanft ⸗Michaels-Tage,
erhält die Stadt London ein neues Oberhaupt. Die Wahl
geschieht unter feierlichen alten Bräuchen, hat aber auch dies—
mal keine Ueberraschung gebracht. Wie üblich, so ist der erste
Alderman Sir Thomas Boor Crosby an Stelle des scheidenden
Lord⸗Mayors Sir Vezey Strong vom Gemeinderat, dem „Court
of Common Council“, gewählt worden. Die Wahl ist aber
insofern bemerkenswert, als es bisher fast immer reiche Kauf—
leute der City waren, die mit der Würde des Lord⸗Mayors
bekleidet wurden, Sir Thomas Boor Crosby aber ist einer
der bekanntesten und geachtetsten Aerzte der britischen Haupt—
stadt. Er war früher Hauptarzt an dem großen Londoner
St.⸗Thomas-Hospital, und hat sich an vielen, das Allgemein—⸗
wohl fördernden Bestrebungen beteiligt. Im übrigen ist das
Amt des Lord-Mayors von London ia längst rein dekorativ
und der Repräsentationskosten wegen ein sehr kostspieliges Ver—
gnügen. Am 8. Oktober leistet der neue Lord⸗Mayor seinen
Diensteid und tags darauf fährt er in prunkvoller Karosse
mit mittelalterlichem Pomp nach dem obersten Gerichtshofe, um
dem Könige Treue zu schwören. Abends gibt er in der Guildhall
ein Bankett und dann nimmt er Besitz von seiner Wohnung in
Monsion House, dem Stadthause. Der Lord⸗Mayor ist Mit—
gAied des Geheimen Rates und Hafen-Admiral von London,
Er bezieht ein Gehalt von 200 000 Mark. Daer jedoch
bei vielen festlichen Gelegenheiten, namentlich bei Besuchen
fremder Monarchen, die Ehren der Stadt zu erweisen hat.
so reicht diese Summe oft bei weitem nicht aus.
tk. Carnegies Großnut. Ein Ungar mit Namen Andrea⸗
Toth, der 20 Jahre unschuldig in einem amerikanischen
Zuchthause verbringen mußte, wurde vor kurzem wieder frei
gelafssen, weil es sich herausstellte, daß die Mordtat, wegen
der er seinerzeit verurteilt worden war, von einem andern
verübt worden war. Toth war bis zu seiner Verhaftung
in Carnegies Stahlwerken beschäftigt gewesen. Als Carnegie
run hörte, daß er unschuldig ins Zuchthaus gekommen war,
etzte er ihm eine lebenslängliche Pension aus, da in den
Vereinigten Staaten unschulig Verurteilte keine Enllchaͤdi⸗
gung erhalten — — 2 5