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Ausgabe *
* *
Lagesbericht.
Lübeck, 30. Sepfember
CLübecker Maschinenbau⸗Gesellschaft. Dem Gang der Ge⸗
schüfte dieser Gesellschast und dem Kurs ihrer Aktien an
der Berliner Börse wird in unserer Stadt natürlich ständig
reges Interesse entgegengebracht. Nun ist der Kurs am
27. ds. bis auf 82 zurückgegangen, so daß man sich fragen
muß, worin ist ein so enormer Kursfall begründet. Soweit
wir feststellen konnten, hat diese Kursbaisse seit dem Ueber—⸗
gang der Macht von der Firma L. M. Bamberger, Berlin,
auf die starke Firma Drenstein & Koppel, Berlin, erneut und
verstärkt eingesetzt. Ueber die derzeitige Generalversamm⸗
lung der Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft haben wir am
28. März d. J. sehr eingehend berichtet. Zu ijener Zeit,
also vor 6 Monaten, notierten die Aktien der Lübecker
Maschinenbau-Gesellschaft einen Kurs von 170, 1910 war
der höchste Kurs 258, früher hatte man ihn sogar bis auf
336 an der Berliner Börse getrieben. Es hatalso heute
eine Verminderung des Vermögens der
Aktionäre dieser Gesellschaft in einem ganz un—
deheuren Maße stattgefunden! Die Vorwürfe, die
der Firma L. M. Bamberger, Berlin, seinerzeit in der
deutschen und namentlich in der Berliner Presse Gerl. Tagebl.
Berl. Börsen-Cour. u. a.), sowie in der vorgenannten General⸗
versammlung gemacht worden sind, können ija nur unter—
strichen werden, wenn es möglich ist, daß eine hier domi
zilierte Gesellschaft in kurzer Zeit einen derartigen Wertrück
dang zu verzeichnen hat. Man muß sich in der Tat fragen,
liegt vielleicht ein Interesse vor, die Aktien weiter zu ent—
werten und hat jemand die Absicht, diese weiteren Attien
dann billig zu erwerben? Dieser Gedanke ist ja nicht von der
Hand zu weisen, so hart auch ein derartiger Vorgang sür die
Aktionäre sein würde. Jedenfalls ist das alte Wort vom
.Giftbaum der Börse“ im vorliegenden Fall einmal wieder klar
zutage getreten. Leider hat es ein Lübecker Unternehmen
unter Berliner Protektion sein müssen. Es wärd ratsam sein,
die Sache scharf weiter zu verfolgen.
*Zum Projekt einer Eisenbahnverbindung Hamburg —
Luͤbeck —Fehmarn —Kopenhagen wird aus Altona geschrieben:
„Die projektierte Linie Lübeck— Neustadt ist bekanntlich das auf
deutscher Seite fehlende Glied des von Hamburger, Lübecker
und dänischen Handelskreisen in der letzten Zeit so eifrig ge—
förderten Projekts einer neuen internationalen Linie Deutsch—
land— Dänemark—Schweden, die an Kürze der Strecke und
Dauer der Seefahrt alle anderen bestehenden Linien weit in
den Schatten stellen und die billigste Reiseroute nach dem
Norden darstellen würde. Es liegt auf der Hand, daß bei der
Verwirklichung eines solchen Bahnbaues die bestehenden beiden
Routen Warnemünde—Giedser und Saßnitz —Trelleborg eine
nicht unbeträchtliche Einbuße erleiden und für die Lübeck-Büchener
Eisenbahn auf ihren Strecken Büchen —Lübeck und Hamburg —
Lübeck ein wesentlicher Verkehrszuwachs die Folge sein würde.
Da nun die preußische Eisenbahnpolitik allen sich rentierenden
privaten Eisenbahnunternehmungen abhold ist, so scheint jetzt
auch das internationale Projekt Hamburg —jFehmarn — Kopen—
hagen in andere Wege geleitet zu werden. Es kritt jetzt ein
anderes Projekt auf, das ebenfalls zu dem Ziele führen würde,
eine kurze internationale Linie Deutschland —Dänemark über
Fehmarn ins Leben zu rufen. Es ist das Projekt Hamburg —
Segeberg —Neustadt. Dem preußischen Eisenbahn—
minister ist dieses Projektt sehr sympathisch und
— es wird kommen. Es wird schon deshalb kommen,
weil dann Lübeck mit seinen Privatbahnen abgeschnitten sein
wird und die internationale Linie fast ausschließlich auf preußi—
schem Boden zu liegen kommt. Der gesamte Güter- und
Personenverkehr, der sich von Hamburg nach Ostholstein bewegt,
benutzt jetzt noch die Hamburg-Lübecker Strecke. Nach Fertig—
stellung der Linie Hamburg —Segeberg—Neustadt wird dieser
Weg gewählt werden, was für die Lübeck Büchener Eisenbahn—
gesellschaft einen ganz bedeutenden Ausfall bedeutet und den
Kurs von deren Aktien wesentlich sinken lassen wird. Man
wird dadurch auch dieses Unternehmen veranlassen, zu einem
niedrigen Kurse in die Verstaatlichung zu willigen.“
ue. Astronomisches rom Olteber. In keinem Monat ist
die Abnahme des Tages eine so große als im Oktober. Sie
beträgt eine Stunde 59 Minuten — rund gerechnet also
zwei ganze Stunden. Am 1. Oktober erscheint die Sonne
irüh 6 Uhr 10 Minuten, am 31. erst 7 Uhr 1 Minute. Zu
Anfang des Monats scheidet das Tagesgestirn 5 Uhr 49 Min.
von uns, zu Ende des Monats bereits 4 Uhr 45 Min. Die
Zeit der langen Abende ist längst da und wir können uns
nmin auf den Einzug des geitrengen Heren vorbereiten. Unsere
Waffen bestehen in erster Linie in einem gut gefüllten Kohlen—
celler, in zweiter Linie in warmer Winterkleidung. Am
24. Olt. 2 Uhr nachmittags, tritt die Sonne in das Zeichen
des Skorpions. Vollmond tritt am 18. d. M. ein; bei
llarem Himmel sind dann schöne Vollmondabende und -nächte
zu erwarten. Am Sternenhimmel wird der Merkur vor Mitte
dieses Monats wieder unsichtbar. Die Venus als Morgenstern
naimmt an Sichtbarkeitsdauer bis auf nahezu 32 Stunden zu.
Der Mars rückläufig im Stier, nimmt dagegen in der Sicht—
barkeitsdauer bis zu Ende d. M. bis zu 12 Stunden zu.
Der rechtläufig in der Wage zu erblickende Jupiter wird
Mitte d. M. unsichtbar, während der ebenfalls in der Wage
zechtläufige Saturn die gante Nackt hindurch zu beobachten
sst. Der Uranus endlich. recht'äusfia im Schüßen., geht abends
vor 11 Uhr unter.
*Miltäranwärterstellen im Vezrk des IX. Armeelorps.
15. Olt, BDremen, Deputat'on für Häsen und Cisenbahnen,
Hilfeschreiber sür das Bureau der Bauinspektion sür Jollaus—
—
bis 2200 Masteigen. — Sofort, Hamburg, Deputation sür
Handel, Schiffahrt und Gewerbe, Kaiverwaltung, Bureau—
gehiffe, 1400 M, steigend bis 1940 M; 1. Ott., Werk⸗ und
Armenhaus, Bureaugehilse, Probezest 90 Mumonat'ich, so—
dann 1400 Mijährlich, steigend bi; 1940 M; 1. Okt. und
snäter, Polizeibehörde, dreißäz Scutzleute, pro Jahr 1950 M.,
steigend bis 2400 M, abzügtich 50 Mupro Jahr für Dienstilei—
dung. Poltanstalt im Bezirk der Kaiserl. Oberpoestdireltion
Kiel, Briefträger, 1100 M. Wohnunasgeld?uschuhß: in
nächster Zeit, mehrere Postbolen, Tagegeld 2,30 Mubis 3 M,
e nach dem Beschäftigungsort. — 1. Nopo., Wandsbek, Ma—
zistrat, Bureauassistent, 1700 M, steigend alle drei Jahre fünf—
nal um 200 Meund zweimal um 100 M, bis zum Höchstbetrage
on 2900 Mw. ue
Promenadenkonzert der Kapelle dis Inf. Regis., Lübed
3. Hans. Nr. 162) auf dem Marktplatz am Sonntag, 1. Okt.:
. 5.Deutsches Blut“, Marsch von Beetche; 2. „Banditenstreiche“,
Ruvertüre von Suppé; 3. Erinnerung an Wagners „Tann—
zäuser“, von Hamm; 4. „Amerikanische Patrouille“, von
Meacham; 5.;, Im siebenten Himmel“, Polpourri von Fetras;
6. 5, Walzerrausch“, Walzer von Lincke. —
»*Die Wasserwärme in den städtischen Badeanstalten be—
rug am 29. Sept.: im Krähenteich 14 Grad Cels.z auf dem
Falkendamm 14140 Grad Cels. DDD
— — 3— 3
b. Stadttheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man uns:
Sonntag geht in neuer Einstudierung G. Meyerbeers große
Oper „Der Prophet“ in Szene. Montag kommen die beiden
Dpern „Cavalleria rusticana“ und „Der Baiazzo“ zur Wieder—
holung.
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man
ins: Sonntag geht die lustige Posse „Pension Schöller“
»on Karl Laufs in Szene und darauf folgt die Uraufführung
»es von Ernst Albert verfaßten Schwankes .Ein Idyll auf
»em Priwall“.
b. Raoul von Koczalski hat für seinen Klavierabend am
Donnerstag, 5. Okt, 793 Uhr abends, im Marmorsaale ein
iußerst abwechselungsresches Programm zusammengestellt. Den
Unfang des Abends bildet die Sonate H-moll von
Kichard Strauß, den vielgepriesenen und rielangefeindeten
Komponisten der „Salome“, „Eleltra“ und des „Rosen“avba—
iers“. Dieses Werk wockt in den Kreisen unserer Musikkenner
zerechtigtes Interesse und man darf gespannt sein, wie sich
inser Publikum zu dieser bedeutenden Komposition stellen
vird. Den Rest des Programms bildet eine Auslese der
Werke Chopins, Paderewskis, Rubinsteins. Tschaikowskys und
des Konzertgebers selbst.
b. Café Opera. Vom 1. Oktober d. J. an gastiert in den
zehaglichen Räumen des Café Opera Herr Harald Reimers mit
einem Orchester. Als ehemaliger Konzertmeister der Kapelle
5. M. Jacht „Hohenzollern“ ist Herr Harald Reimers und einige
veitere Herren seines Ensembles dem hiesigen Publisum vom
September des vorigen Jahres in angenehmster Eriane ung.
Seine Darbietungen versprechen vorüglich zu werden.
b. Die St. Jürgen-Bücherei, Kronsforder Allee 37, wird
»om 1. Okt. an wieder dreimal wöchentlich zur Ausgabe
don Büchern geöffnet sein, nämlich am Montag, am Mitt⸗
voch, an Sonnabend abends von 6—7 Uhr. Die Tatsache,
»aß im letzten Berichtsjahre 2000 Bücher ausgeliehen sind,
eweist, daß der St. Jürgen-Frauenverein mit der Einrich—
ung der Bücherei ein vorhandenes Bedürfnis befriedigt hat.
Im so mehr hat er Anspruch darauf, in seinem gemein—
zützigen Bestreben durch Zuwendung von Geldmitteln und
zurch Ueberweisung von guten, brauchbaren Büchern unter—
tützt zu werden. Die Vorsitzende Frl. Suhl, Geniner Str. 44,
iimmt derartige Zuwendungen für die Bücherei gern ent—
negen.
Travemünder Seewasserwärme.
28. Sept. mittaos, 15424 Gr. Cels.; abends 15 Gr. Cels.'
29. Sept., morgens, 14 Gr. Cels. Wind: Süd-West.
Hansestädte.
J Hamburg, 30. September.
Gleine Nachrichten.,) Verhafteter Ein⸗
»recher. Kürzlich wurden einem Gastwirt in der
dähe des Steindamms aus dem gewaltsam ge⸗
ffneten Geldschrank 4000 Mugestohlen. Der Verdacht der
käterschaft lenkte sich bald auf einen dort- logierenden Kellner,
,er am Tage nach dem Einbruch, von hier verschwand, aber
etzt in Berlin verhaftet wurde. Von der Beute hatte er
ioch etwas über 3000 Miim Besitz. — Heiratsschwin—
»el. Der in Eimsbüttel wohnende Steindrucker G. hat
eit längerer Zeit in einer hiesigen Zeitung Anzeigen erlassen,
n denen er die Bekanntschaft einer Dame zur Heirat suchte.
Die Anzeigen hatten den gewünschten Erfolg, denn die Ant—
vorten liefen massenhaft ein. Obgleich G. verheiratet ist,
nüpfte er doch mit einer in Eimsbüttel wohnenden
Witwe Beziehungen an und versprach ihr, sie zu heiraten.
da angeblich sein Geschäft schlecht ging, entlieh er sich von
einer Braut 2000 M, die er zur Hälfte für die Erweite—
rung seines Geschäfts und zur anderen Hälfte als Kaution
»erwenden wollte, um eine Vertretung zu übernehmen. Als
rudas Geld hatte, ließ er sich bei der Witwe nicht mehr
ehen. Bald danach machte er in der Straßenbahn die
Bekanntschaft einer Dame, der er wieder die Ehe versprach
ind ihr unter falschen Angaben 175 Muabschwindelte. Auf
ihnliche Weise ging er mit allen anderen Damen vor, die
hm auf seine Anzeigen antworteten. Die Botrogenen er—
tatteten schließlich Anzeige, und darauf hin erfolgte am
Mittwoch die Verhaftung des Schwindlers. Er gab die
deiden genannten Schwindeleien zu, bestritt aber die anderen
hm zur Last gelegten Straftaten. Bei einer Durchsuchung
eines in der Kaiser-Wilhelm-Straße belegenen
Kontors wurden außerdem zwei augenscheinlich gefälschte
Wechsel gefunden. — Eine furchtbare Todesart wählte
ein Unbekannter, der wahrscheinlich durch pekuniäre Verhält—
nisse zu der Schreckenstat getrieben worden war, denn
n seinem Besitz wurde ein Vortemonnaie mit nur einem
Pfennig Inhalt gefunden. Die Leiche wurde in der Nacht
um Donnerstag gegen 2 Uhr von einem Eisenbahnbeamten
ruf einem Revisionsgange am Bahnhof Sternschanze auf—
zjefunden. Der Unglückiche hatte sich vor die Räder eines
Vorortzuges geworsen, der ihm den Kopf vom Rumpfe
rennte. Irgendwelche Papiere, die ihn hätten identifizieren
lönnen. wurden nicht gefunden.
Schleswig⸗Holstein.
Kiel, 29. Sept. Das Millionenprojekt der
Vollkanalisation, an dem seit Jahren gearbeitet wird,
ist jezt in ein neues Stadium getreten. Es wird die Aus—
Sonnabend, den 30. September 1941.
Morgen⸗Blatt NKr. 495.
A
mündung in die Ostsee bei Alt-Bülk hergestellt. In Kiel
ist ein erheblicher Teil des schwierigen Werks erledigt, ganze
Straßen sind aufgerissen worden, tiefe Schächte der ganzen
Länge nach hergestellt und die gewaltigen Röhren in die
Tiefe versenkt — worden. Besondere Schwierigkeiten bereitet
die Untertunnellierung des Kaiser-Wilhelm—
Kanals. Der Staatssekretär des Reichsamts des Innern
hatte Kiel den Bau eines Tunnels unter dem Kanal ge—
tattet und dafür die geplante Sohlenbreite von 44 m vor⸗
zesehen. Dieses ist nicht genügend. Es wird gefordert, daß
»ie Anlage so hergestellt wird, daß der Kanal sich auf
136meohne Schwierigkeiten verbreitern läßt.
Dadurch steigen die Kosten der Unterführung erheblich. Sie
verden rund 12 Mill. Muserfordern, obwohl es sich nur um
300 m handelt. Es werden auf beiden Seiten des Kanals
Sinsteigschächte gebaut und ein eiserner Tunnel
erbaut. Dann soll noch ein Kanal durch die ganze Land—
schaft Dänisch Wohld bis an die offene See geführt werden.
Dort ist der Bau einer Mole vorgesehen als Stütze füt
das 400 m ins Meer gehende Ausflußrohr, das gegen
Wind und Wetter geschützt werden muß. D urch diese Hin—
ausführung in die See erwartet man, daß die Anlieger
durch die großen Fäkalienmassen in keiner Weise belästigt
werden. Das Werk ist das größte Unternehmen,
das Kiel je ausgeführt hat. Es stellen sich unglaubliche
Schwierigkeiten in den Weg und die auf 5 Mill. M
veranschlagte Bausumme für das Hochgebiet wird nicht aus
ceichen. Die Anlage wird für absehbare Zeit genügen. Sit
ist für eine Einwohnerzahl von 800000 berechnet. — Die
Kieler Handelskammer klagt lebhaft über einen
Uebelstand im Butterhandel. Trotz der sehr hohen
Preise sind nur wenige feine, reinschmeckende Qualitäten auf
den Markt gekommen, die meist gelieferte Butter war
jehlerhaft und wenig haltbar. Die Rübenfütterung
hat die Beschaffenheit noch verschlechtert.
Kiel, 80. Sept. Opfer der See. Der schwedische
Schoner „Karl“, Kapitän Johansson, aus Mönsteraas, war seit
einigen Wochen überfällig. Jetzt ist der Frau des Schiffers
oon der russischen Küste die Nachricht zugegangen, daß dort eine
Flaschenpost aufgesunden worden ist, in der sich 150 Kronen in
Scheinen und ein Stüch Papier mit der Mitteilung befanden,
»aß das Schiff am 10. Sept. 1911 zwischen der schwedischen
Küste und Gothland leck und in sinkendem Zustande sei. Dit
Bejatzung bestand aus fünf Peisonen. .
Meldorf, 80. Sept. Ein Verein hielt seine HFauptversamm—
lung ab. Der Schriftführer schickt sich an, das Protokoll der
—
neblieben. Dumme Geschichte. Der stets dienstbereite Wiri, ein
echter Biedermann, vernimmt die Not des Gastes. Dem Manne
muß geholfen werden. Schnell wie der Blitz eilt der Alte sort.
Aus der Schatulle holt er eine in Horn gesaßteBrille hervor und
egt sie mit wichtiger Miene auf den Vorstandstisch. Bald ziert
ie die Nase des Schriftführers. Doch dieser immt nach einem
lugenblick das Ting wieder ab, reicht es dem Wirt und spricht:
„Dörch Din Brill kann ich nich kieken!“ Ein vorwurfsvoller Blich
trifft ihn und entrüstet ruft der Alte aus: „Wat nich, dor hett
»e ole Kaspelvagt, op den sin Auftschon ick dat Ding lköfft heff,
hierdig Johr dörchkeken, und denn scholls Tu dat nich könn?
Speel Di blot nich pp, wenn Du ok Schriftföhrer büst!“
Soprachs und begab sich hinter die Tonbank.
Großherzogtümer Medlenburg.
Parchim, 29. Sept. Etwa 50 Kavallerieoffi—
ziere vom 9. Armeekorps, von den Schleswiger und
Wandsbeker Husaren und den beiden mecklenburgischen Dra—
zonerregimentern, versammelten sich hier Mittwoch zum Ritt
im den Kaiserpreis. Der Ritt, der in der Nacht ꝛum Donners—
tag begonnen hat, auf dem beitimmte miliärische Aufzaben
zu lösen sind, führt in die Gegend von Putlitz und Perleberg.
Friedland, 29. Sept. Stiftung. Zur Ehrung
de⸗ rer oberen Professors Cusen Marx haben frühere Sdület
1325 Muüzusammengebracht. Aus der nach ihm benannten Stif—
ung soll jährlich ein würdiner Shnler der Oherilasse edacht
werden.
Röbel, 30. Sept. Um 1000 Mubetrogen wurde
»er Ortsschulze in Berlinchen. Zu ihm kam ein gut ge—⸗
leideter Mann, der sich als Landmesser ausgab, der von der
Kegierung mit der Vermessung des demnächst in Angriff zu
nehmenden Chausseebaues beauftragt sei. Da der Ortsbehörde
das Eintreffen eines Vermessungsbeamten angezeigt war, so
chöpfte der Schulze zunächtt nicht den geringsten Verdacht.
Fleich in den ersten Tagen erbat der Gauner das Um-—
vechseln eines 2000 -M-Scheines, was ihm anstandslos
rfüllt wurde. Dann verschwand der „Landmesser“. Zu spät
am der Ortsschulze zu der Erken itnis, daß er um die 2000 M
jeprellt set, denn die eingewebielte Reichsbanknote war ein
zut gelungenes Falssisikat.
Schönberg, 30. Sept. Die bisher verpachteten
Jaadgebiete im Fürstenrum Ratzeburg dind zum
zrößten Teil unter Erhöhung der Pachtsumme den bisherigen
Pächtern auf weitere sechs Inhre wieder zugeschlagen worden.
Die neue Pachtperiode beginnt mit Martini. Es iit somit
in eine Ablösung der Jagd, wie eine solche von
den Gemeinden angestrebt wird, wohl nicht zu denken. Das
Fürstentum Rakebura zihlt 5—q veryoaßtete Jrad-,
Hearirke
Vermischtes.
Die Lavaauibrüche ds ARetna. Aus Taormina merldet
der Draht: Während der Lavaercüsse am Fretaz vertihten
twa 4000 Frauen das Cholerahospital zu fsürmen, um die
dort internierten Kranden zu befreien. Die Frauen alaubten,
das Hospital stehe in Gefahr, vom Lavastrom ere'cht und
erstört zu werden. Ferner wird aus Rom telegraphiert:
Zahlreiche Touristen tresfen in Taormisa cin, um das Schau—
piel des Ausbruches des Netna mit anzusehen. Viele Hotols,
die um diese Jahreszeit berti's geschlofsen waren, baben ihre
Tore wieder gçgeffnet. Prof. Friedländer-Berlin erllärte Jour—
nalisten gegenüten, es sei ihm gelungen, mi sne: Istru—
menten ein nenes vultanisches Gas zu entdecke,, dessen Ana—
nse er dem internationalen geologischen Kongteh zutonuen
aAlsen werde.