Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

wieder in die Dörfer zurückttrömen, und-daßf die Trennung 
sich erst in der nächsten Generation vollzieht. Dennoch müsse 
man dem russischen Sozlaldemokraten Axelrod recht geben, der 
auf dem leatzten Pariestage in Jena erklärte, die sozäal— 
demokratische Partei habe in Rußland erlt nach den 
Reformen Stolypins einen Voden erhalten. Bis dahin hätte 
sie sich fast ausschliesich auf die bürgerliche Intelligenz gestützt. 
Den Nachfolgern Stolypins sei es vorbehalten, sich mit 
diesen neuen Problemen abzufinden; aber die Geschichte werde 
dereinst fiststellen, ob die Rformversuche des Hinge nordeten 
einer zweiten Bauernbdefreiung gleichkommen, wie sie die Zeit— 
genossen im Intere's? des russischin Volkes würnschten. 
Futachten über die mecklenburgische Verfassungs— 
frage. 
Von Dr. Karl Freiherrn von Stengel, Geheimen Rat 
und o. z. Vrofessor des Staatsrechts und Kirchenrechts 
in der Universität München ist ein Rechtsgutachten zur Meck— 
ienburgischen Verfassungsfrage abgegeben worden. Das Gut— 
achten ist als Broschüre von dreißig Seiten Umfang er— 
chienen. Es kommt am Schluß zu folgenden Ergebnissen: 
1. Die landständische Verfassung in Mecklenburg, wie 
ie in den wichtigsten Punkten im L.G.G.E.«V. (Landes⸗ 
arundgesetzlichen Erbvergleichj“ von 1755 kodifiziert ist, be— 
teht heute noch zu Recht, namentlich haben die Ereig— 
nisse des Jahres 1848-49 sie nicht beseitigt. 
2. Eine Aufhebung oder Aenderung des geltenden Ver— 
assungsrechts fönnte nur erfolgen mit Zustimmung der 
Stände Kitterschaft und Landschaft). 
3. Sollten die Landesherren einseitig eine Aenderung 
der Verfassung vornehmen bezw. eine neue Verfassung 
oktroyieren, so könnten die Stände bei den Landesherren 
zie Bestellung der in der Verordnung von 1817 vorgesehenen 
tompromiß-Instanz beantragen und von dieser In— 
tanz die Zurücknahme der landesherrlichen An— 
ordnungen verlangen. 
4. Für den Fall, daß die Landesherren die Mitwirkung 
zur Bestellung der Kompromiß-Instanz verweigern sollten, 
lönnten die Stände bezw. auch ein einzelner sich auf Grund 
zes Art. 76 Abs. Zan den Bundesrat um Abhilfe wenden. 
——— 
Inland und Ausland. 
Deutsches Reich. 
Gegen die polnische Agitation der katholischen Geͤelichen. 
Hegen die von Geistlichen betritbene polnische Agitation in 
Oberschlesien richtet sich ceine Verfüßung des Kardinals Kopp. 
Danach ist es unstatthaft, Pfarrhäuser zur Abhaltung poli— 
tischer Agitationsversammsungen herzugeben. Auch bdeute es 
zine bedauernswerte Schädigung das seelsorgerischen Cörflunses 
eines Pfarrersa uf seine Gemeinde, wenn Geistliche bei den Ge— 
neindewahlen usw. Agitationsreden halten. 
Die deutschen Instruft'onsoffizlere der Türkti im Kriegs— 
felle. Die Köln. Z3tg. meldet aus Berlin: Nach einer auch in 
deutsche Blätter übergegangenen Mitteilung soll die deutsche 
Regierung den in der türkischen Armee dienenden deut— 
schen Offizieren die Nachricht haben zugehen lassen, 
dasz sie sich an einem eventuellen Krieg gegen ZJtalien 
ketnessalls beteiligen sollten. Auch England soll 
bereits den gleichen Schritt unternommen haben. Was 
Deutschland anbelangt, lag zu einer derartigen Mitteilung 
chon aus dem Grunde kein Anlaß vor, well die deutschen 
Iffiziere im türlischen Heere nicht als Truppenführer, sondern 
als Instrukteure angestellt sind. 
Schwedische Milch für Beriinn. Die Milchknappheit in Ber—⸗ 
lin zeitigt eine erneute Preiserhöhung, die am 1. Oktober 
in Kraft treten soll. Die großen Meiereien erklären sich 
rußerstande, den Bedarf zu decken. Die Firma Meierei C. 
Bolle hat nun wegen der Einfuhr von Milch aus Schweden 
ieit einiger Zeit Verhandlungen gepflogen; die nun einem 
günstigen Abschluhj nahe sind. 
83. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzie. Auf 
»er Tagung in Karklsruhe wurden außer den Referaten von Prof. 
xF. Fraas über die ostafrikanischen Dinosaurier und von Prof. 
Engler über Kohle und Erdöle bisher folgende Vorträge ge— 
halten: Geheimrat Leppmann-Berlin über die ärztliche 
Zachverständigentätigkeit nach der Versicherungsord ung; Schulz-— 
zalle über die Stellung der gerichtlichen Medizin zur Frage 
ver Feuerbestattung: Dr. Fränkel Berlin über Nahschußer⸗ 
CTheater, Kunst und Wissenschaft. 
d Ein neues Stück von Serbert Eulenberg. Unser Ber⸗ 
liner ock-oMitarbeiter schreibt uns: Herbert Eulenberg 
zat den Weg nach Berlin zurüdgefunden. Lange war er uns 
untdeu gewesen, in Hamburg, Mannheim, Hannover, München, 
als ob er Furcht hätte vor dem scharfen kritischen Wind, 
der hier weht, und als ob er draußen auf inniges Verstehen 
hoffsfte. Nun kam er zurück. Mit den besten Truppen des 
Lessingtheaters zog er zu Felde. Und er gewann sich die alten 
Freunde neu, aber er überzeugte leinen derer, die nicht an ihn 
glauben, von seiner Berufung as deutscher Dramatiker. 
„Alles um Geld“, fünf Akte, nennt der Dichter sein neues 
Stück. Auf die Forderungen der Schaubühne, deren Grenzen 
im Sinnfälligen, Schaubaren liegen, einzugehen, darf sicher 
nicht als ein Vorwurf gelten — denn es gibt einen goldenen 
Weg zwischen myistisch⸗symbolischer Unwirklichkeit und effekt— 
auernder Theatralik. Und Herbert Eulenberg. der sich in den 
Höhen verstiegen hat, wird nicht auf die große Fahrstraße ge⸗ 
laten. Ja, er bleibt den dramatischen Noiwendigkeiten immer 
roch fern genug. Diese Aktenfolge, die er bescheiden „fünf 
Akte“ heiht, zeigt nicht den zielstrebenden Bau eines Dramas, 
ondein die Fläche einer Darstellung. Es fließt kein Geschehen 
n stürmischem Lauf seiner Erfüllung zu — es breitet sich eine 
tille See und ihre Wellen erzählen von einem wundersamen 
Menschen. Sgenenbilder der Pathologie des Urkonflikts, des 
alten Grundmotivs Dritter und Welt, das aber gar nicht 
croblematisch angefaßt, vielmehr in einer reizvollen Verklei— 
zung zu einer Fülle dichterischer Gesichte ausgeschöpft wird. 
Der Kampf ums Geld ist fast nur das Symbol für den 
Kampf, den Träumer und Männer der Tat schon seit Jahr—⸗ 
ausenden fechten. Vinzenz, eine Kreatur Gottes — sagt der 
Theaterzettel —, ist der reine Tor, der große geniale Kauf— 
nann in seiner Phantasie und in den Halluzinationen von 
einer Größe, die er sich suggeriert, der bankerotte Schwindler 
ind untätige Schwätzer in den Augen seiner Gläubiger, der 
Welt. Sein Kampf gegen das Bürgerliche in jeglicher Form, 
uir weil es sich als bürgerlich darstellt, gegen Vernunft und 
nvernunft in gleicher Weise, wenn sie ausströmt von wohl⸗ 
gesättiater Biederkeit und Vorbeugungen vor dem eigenen Ich, 
scheinungen; Prof. Brautnitz Graz uwer Sommersterblichkeit 
»er Säuglinge. waw 3 r 8 
Ein Handbuch de: deutschen Varlamensr chtes. Seit Jahren 
wurde vom deutschen Reschstage ein Handbuch des Parlaments- 
rechts gefordert. Jetzt ist, wie die N. G. C. mitteilt, eine Reichs⸗ 
agskommission mit der Bearbeitung dieser wichtigen Ma— 
erie beschäftigt. Die Kommissien besteht aus dem Göttinger 
Ztaatsrechtslehrer Prosessor Dr. Hatschek, dem nationalliberalen 
eichstagsabgeordneten Dr. Funck, der im bürgerlichen Leben 
zustizrat in Leipzig ist, und dem Zentrumsabgeordneten 
zrafen Oppersdorff. Die Aufgabe der Kommission ist schwie— 
ige da sie Gebiete betrifft, die bisher wissenschaftlich wenig 
urchforscht worden sind, doch schreitet die Arbcit rüstig fort. 
der Grundgedanke des Werkes ist die wissenschaftliche Dar— 
tellung des Reichsstaats echtes vom Standpunkt des Reichs— 
ages; zwei Jahre durften wohl bis zu seiner Vollendung 
noch vergehen. 
Desterreic⸗ Ungarn. 
Die Saltung Ocsterreichs in der Tripolisfrage. Wien, 
26. Sept. Ueber die Haltung Oesterreichs zur Tripolisfrage 
ann bei aller Zurückhaltung, die man an maßgebender 
Stelle bewahrt, doch versichert werden: das Wiener Kabinett 
eurteilt die Situation sehr ernst und stellt sich zur Tripolis— 
rage selbst auf den Standpunkt strengster Neutrali— 
ät. Das Bundesverhältnis zu Italien wird durchaus nicht 
irekt berührt, da mit Sicherheit anzunehmen ist, daß die 
Mittelmeerfragen in dem österreichisch-italienischen Vertrage 
licht berührt werden. Anderseits kommen für Wien die 
reundschaftlichen Beziehungen zur Türkei sehr in Betracht. 
ßedenfalls wird das Wiener Kabinett alles dazu tun, um 
chwere internationale Verwicklungen, die sich als Folgen 
„es türkisch-italienischen Konfliktes einstellen können, zu ver— 
üten. 
Zur Reform der Beamtenbesoldung. Wien, 26. Sept. 
die Regierung nimmt im Zusammenhang mit der von ihr 
orbereiteten Aktion zur Verbesserung der ma— 
eriellen Lageder Staatsbeamten und Staatsdiener 
ine gleichartige Aktion auch zugunsten des Personals der 
sterreichischen Staatsbahn in Aussicht unter der Voraus— 
etzung einer befriedigenden Lösung der Bedeckungsfrage und 
inter der weiteren Voraussetzung, daß die betreffenden Be— 
aimten sich von Schritten jeder Art fern halten, die mit 
hren Dienstpflichten unvereinbar sind. 
Daãnemark. 
Ankauf von Kriegsschiffen durch die Türkei. Kopen⸗ 
zagen, 26. Sept. Zwischen der dänischen Regierung und 
inem von der türkischen Regierung beauftragten Unter—⸗ 
zändler haben Verhandlungen über den Ankauf däni— 
cher Kriegsschiffe, u. a. des Panzerkreuzers, Valkyria“ 
tattgefunden. Da jedoch keine Einigung über die Verkaufs— 
umme erzielt wurde, sind die Verhandlungen wieder ab— 
zebrochen worden. Es heißt, daß die Türkei jetzt mit Schwe— 
den über den Ankauf schwedischer Kriegsschiffe unterhandelt. 
Türkei. 
Die völlkerrechtliche Bedeutung einer italienischen Landung. 
Paris, 26. Sept. Der türkische Botschafter Rifaat 
oscha erklärte einem Mitarbeiter des Temps: Ich kann 
agen, daß es sich nicht bloß um eine tripolitanische Frag 
andelt, denn eine Landung in Tripolis würde sich völler— 
echtlich nicht von einer Landung in Siyrna oder Saloniki 
interscheiden. Unter diesem Gesichtspunkte müssen die öffent— 
iche Meinung und die Regierungen Europas diese Frage 
etrachten. Wir fassen nicht allein die Notwendigkeit eines 
okalen Widerstandes ins Auge. Wenn aus der Drohung 
von heute Wirklichkeit würde, so müßte die Türkei ihre 
zxistenz als souveräner und ünabhängiger Staat gegen 
»iese Methode aus einem anderen Zeitalter verkeidigen. 
heer und SFlotte. 
Der armlerte Zeppelinireuzer. Friedrichshafen, 
26. Sept. Das schon im letzten Winter im Auftrage des 
Kriegsministeriums gebaute neue Militärluftschifi 
zeppelinschen Typs ist nunmehr, wie das B. T. meldet, fahrt⸗ 
zereit, nachdem es entsprechend den bei der „Schwaben“ ge— 
ammelten Erfahrungen verlängert und geändert worden ist. 
die Mayhbachmotoren unterliegen gegenwärtig ihrer letzten 
rüfung. Am Donnerstag wird das Luftschiff voraussicht!äich 
efüllt werden und wahrscheinlich am Sonnabend den ersten 
Aufstieg unternehmen. Eine militärische Kommission zur Prü— 
vuürde zu dem Niedergang eines Großen von stärkster Wucht 
berden, sähen wir den Mann, der Himmel und Erde in seiner 
zand zusammendrücken will, nicht von Anfang an in einem 
ar so kläglichen Zustand. Die Multiplikation seines erst— 
ktigen Elends wirkt am Ende monoton, naiv gesagt lang— 
zeilig. Einer Stimmung zuliebe zwanzig Tausendmarkscheine 
ber die Kerze zu halten, ist ja eine ganz hübsche Einleitung 
u einem großen Charakter dieser Art, wenn die Heldentat aber 
llein und im Zenith des Handelns bleibt, wird sie zur 
roßartigen Handbewegung. Der erhabene Weltverächter wurde 
Iso Vinzenz nicht, aber die lebensvollste, mächtigste Gestalt, 
ie Eulenberg aus seinem reichen Schauen zum wirklichen 
deben erlöst hat — mit dem Fauch seiner Sprache. Mit 
er Offenheit eines ungemeinen dichterischen Könnens erwies 
rruseine innere Schwäche, dramatischer Gestalter zu sein 
Zo war es ein Erfolg und ein Mißerfolg zugleich. Das 
am auch in den streitenden Beifallsparteien zu lebhaftem 
lusdruck. Endlich konnte Otto Brahm für den Dichter danken. 
die Aufführung war, in Inszenierung und Darstellung, von 
noßer gedanklicher Intensität, eine würdige Unterstützung der 
dichtung. Oskar Sauers Vinzenz wurde allen Hörern ein 
auernder Eindruck 
Reinhardte Londoner Panomime. Am ersten Weihnachts- 
e'ertage geht in der gqnoßen Haul der Ol ympia“ in London 
inter Leitung von Max Reinhardt die neue Pantomime von 
darl Vollmöller in Szene. Der Tittel der Dichtung 
teht heute noch nicht fest. Das Werk spielt im Mittelalter in 
mer grohen Kathedrale am Rhein. Es enthält zwei 
Dkte, die durch ein Zwischenspiel verbunden sind. 
In diesem Zwischenspiel werden in sitben dramatischen Epi— 
oden die Schicksale der Heldin, einer bildschönen Nonse ge— 
childert, die, von einem Spielmann verlockt, das Kloster 
erläht und die seltsamsten und widrizsten Schicksale erleidet, 
uim sich am Schluß mit einem kleinen Kind auf dem Arm in 
den Schutz des Klosters zurückzuretten. 
Ein großes schwedisches Musisest wird im Mai nächsten 
Jahres in Dortmund stattfinden. Wie verlautet, wird sich 
in dem Musikfest auch der studentische Gesangverein in Upsala 
eteiligen. 
fung des Gerippes wird noch in deeser Woche hier ein— 
reffen. Dann soll sofort mit den Werkstättenfahrten be— 
Jonnen werden, denen sich die Uebungsfahrten des militä— 
ischen Fahrpersonals anschließen. Das neue ,3.“Schiff wird 
keine Kabine belslitzen, dagegen weitgehende militärische 
kinrichtungen, sogar eine durch einen Schacht zu besteigende 
kleine Plattform auf dem Rücken des Sch'ffes, die die 
Aufstellung eines Maschinengewehres ermöglicht. Die 
Länge des neuen Militärluftkreuzers ist mit 132 m um dm 
geringer als die der „Schwaben“, der Durchmesser unver— 
indert 14 m geblichen. Durch die Länzenverringerung und 
das ersparte Gewicht wird eine Erhöhung der Eizengeschwin— 
digkeit auf mehr als 20 m in der Sekunde errcicht werden. 
die 65. hauptversammlung des Gustav⸗Adolf—⸗ 
Vereins. 
Frankfurt a. M. 26. Sept. 
Der evangelische Verein der Gustav-Adolf-Stiftung hielt 
jier seine diesjährige Hauptversammlung ab. Die beiden 
zffentlichen Abgeordnetenversammlungen des Vereins galten 
vornehmlich der Beschlußfassung über den gedruckt vor— 
iegenden umfangreichen Jahresbericht, der Kassenablage und 
der Zuteilung des sog. gemeinsamen Liebeswerkes. Die Ver— 
sandlungen wurden mit einer Ansprache des Vorsitzenden des 
zentralvorstandes, Geh. Kirchenrates D. Dr. Hartung aus 
deipzig eröffnet. Konsistorialrat Professor D. Rendtorff er— 
tattete den Jahresbericht. Wie üblich, wurden besondere 
Festgaben mit Ansprachen überreicht; etwa 37 000 Muüber—⸗ 
eichten Frankfurter Vereine und Körperschaften, 24 110 M 
betrug die Deutsche Gustav-Adolf-Kindergabe. Im Auftrage 
des Zentralvorstandes schilderte Wirkl. Geheimer Rat Prof. 
D. Dr. Wach aus Leipzig die Notlage dreier Gemeinden, 
die der Zentralvorstand für Zuteilung der großen be— 
ondern Liebesgabe von 22045 Muvorgeschlagen hat: Xions 
in Posen, Banialuka in Bosnien und Donaueschingen. Mit 
echs Stimmen Mehrheit unterlag Banjaluka gegen Xions; 
zie beiden anderen Gemeinden erhielten Trostgaben von 7121 
und 7021 M, für Banjaluka spendeten noch einige Haupt— 
vereine sofort zusammen 2350 Mübesonders. Ueber die 
Waisenpflege in der Diaspora hielt der neue Generalsekretär 
Pastor Geißler einen Vortrag. Zum Schluß wurde Posen 
als Ort der nächsten Hauptversammlung gewählt. Bei dem 
anschliehenden Festmahl lief ein Telegramm ein, worin der 
Kaiser für die Grüße der Versammlung danken ließ. Er 
verde die treue Arbeit der Gustav-Adolf-Stiftung für die 
vangelische Kirche und Christenheit auch ferner mit beson— 
derem Interesse und freudiger Anteilnahme begleiten. 
* 
Tagesbericht. 
Lübeck, 27. September. 
Lübecks Wünsche für den nächsten Eisenbahnfahrplan. 
Dem Bezirkseisenbahnrat für den Direktionsbezirk Altona, 
der om Sonnabend seine 55. Sitzung abhält, sind vom Konsul 
Dimpker aus Lübedk folgende Anträge überreicht: 
Verbesserung des Verkehrs Lübed-Hannover,. 
Nach einer Mitteilung der Kal. Eisenbahndirektion Altondi 
wird mit Beginn des Sommerfahrplans 1912 ein Versuch damit 
jzemacht werden, auf der Strecke Lüneburg-Lauenburg bei folgen— 
»en Zügen: Nr. 241 (zurzeit Lüsbeck ab 6 Uhr 22 Min. vorm., 
Lüneburg an 8 Uhr 2 Min.), Nr. 242 (3urzeit Lüneburg ab 
»Uhr 48 Min. vorm, Lübeck an 7 Uhr 33 Min. vorm.) die 
Haltestellen in Adendorf, Echemn und Sohnstorf aufzuheben 
und durch Triebwagenfahrten zu ersetzen. Diese Verkehrs⸗— 
verbesserung muß vom Standpunkt der beteiligten lübecki— 
schen Verkehrsinteressen nur dankbar begrüßt werden, um 
o mehr, als hierdurch mit einem Eilzugverkehr auf der Strecke 
Lüneburg-Büchen endlich ein Anfang gemacht wird. 
So sehr die Verkürzung der Reisedauer, die nach dem 
im Vorjahr aufgestellten Fahrplanentwurf für die Fahrt 
Lübeck-Hannover etwa 12 Min., in umgekehrter Richtung 
wa 10 Min, ausmachen würde, auch anerkannt werden muß, 
o wenig vermag sie doch andererseits den in Lübed und 
zannover bestehenden Wünschen gerecht zu werden, für beide 
Städte hin und her je eine brauchbare Eilzugverbindung am 
Morgen und am Abend zu schaffen. Denn die mit An— 
chlüssen von Basel und Frankfurt g. M. versehene Ver— 
vindung D 75,242 mit Abgang in Hannover 3 Uhr 44 Min. 
morgens liegt für Hannover naturgemäß viel zu früh, als 
— — 
An einem „Rhemnischen Städtebundtheater“ wollen sich 
mehrere rheinische Städte bateiligen. Es ist eine Art Wan— 
derbühne gedacht, d'e in den betriigten Städten an mehreren 
Abenden Vorstellungen gibt. Die Leitung überrimmt Direktor 
Schiffermüller. Die S ädte übernehmen cin: Ci mnahmegarantie 
und tragen die Kosten der Saalmiete. In Mörs soll an 
fünf Abenden gesp'ielt werden, im benachbarten Rheiaberg an 
drei Abenden. Der Stadtrat gçab zu der Bet:iligung seine Zu⸗ 
timmung und bewilligte die Kosten. 
Der Streit Weingartner-Hülsen lebt wieder auf. Nach 
einer Meldung der Frankf. Ztg. wird Weingartner den König 
von Preußen auf Rückzahlung einer vor drei Jahren im Ver— 
zleichswege gezahlten Konventionalstrafe von 9000 Muver— 
lagen, indem er nachträglich feststelsen lassen will. daß er 
einen Vertragebruch begangen habe. Weingartner macht 
tich die inzwischen erfolgte Aufhebung der Schi dogerichte zu— 
nutze, um die unerqu'ckiche Angelegenhcit vor die ordent— 
ichen Gerichte zu bringen. 
Cosima Wagner hat soeben im Verlage der Münchener 
Aktiengesellschaft Bruckmann ein Buch veröffentlicht, das dem 
Wirken ihres Vaters gilt und sich ‚Franz Liszt, ein Ge— 
denkbkatt von seiner Tochter“ bet'telt. Gleichzeitig 
betritt ihre Tochter Frau Daniea Thode, geb. von Bülow. 
en Plan mit einer Wagnerchrestomathie. Das gl.ikfalls bei 
Bruckmann verlegte Werk heißt Richard Wagner, Aussprüche 
iber Musik und Musiker, für jeden Tag des Jahres zu— 
ammengestellt“ und ist S'egfried Wagner, dem Stiesbruder 
der Frau Thode gewidmet 
Kleine Nachrichten. Der Historiker Henri Houssaye, Mitglied 
der französischen Akademie, ist, wie aus Paris gemeldet wird, 
zestorben. — Das Deutsche Theateradreübuch, das 
der deutsche Bühnenverein im Verlage Oesterheld & Co.; Berlin 
W. 15. herausgibt, wird pünktlich am 15. Oktober erscheinen 
und trotz d'ieses frühen Termins eine vollständige Uebersicht 
über die deutschen Bühnen gewähren. 
â—
	        
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